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Das Leben des heiligen Franz Xaver

Von Wolfgang Reithmeier, bearbeitet von Joseph Firnstein und Paolo D'Angona

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Zu Seite 1 (Kapitel 1 bis 5)

Zu Seite 2 (Kapitel 6 bis 9)

Zu Seite 3 (Kapitel 10 bis 13)

14. Kapitel 

Xaver schickt verschiedene Missionare ab - Er ernennt Barzäus zum Rektor des Kollegiums von Goa und zum Vizeprovinzial für Indien; Ermahnungen an Barzäus - Vorbereitung zur Reise nach China - Briefe nach Europa 

Nachdem Xaver die Angelegenheiten der Gesellschaft Jesu in Goa geordnet hatte, war er darauf bedacht, Indien mit guten Missionaren zu versorgen, oder vielmehr dort ihre Anzahl zu vermehren. Er sandte also Melchior Nunez nach Bazain, Consalve Rodriguez nach Cochin, Johann Lopez nach Meliapur und Ludwig Mendez zur Fischerküste, wo er den Pater Heinrich Henriquez als Oberen bestätigte, den die Missionare an die Stelle des Anton Criminalis gewählt hatten. Danach richtete er seine Gedanken auf China.

Der Vizekönig, Don Alphons von Norogna, willigte in den Wunsch Xavers ein, daß dem Kaufmann Jakob Pereyra die Gesandtschaft übertragen wurde; er versprach auch, sie in allem zu begünstigen, und gab eine Summe Geldes zum Zweck des Ankaufs von Geschenken für den Kaiser von China. Der Gesandte selbst wandte noch weit mehr auf für die Anschaffung von Meßgewändern aus Goldstoff, Altarschmuck aus Brokat, Heiligenbilder, die von den besten Künstlern Europas gemalt waren, und außerdem noch andere herrliche Kirchenverzierungen, um den Chinesen die erhabene Majestät der christlichen Religion vor Augen zu führen.

Nicht weniger als der Vizekönig war auch der Bischof Don Johann von Albuquerque dem Plan Xavers geneigt, und da er dem Kaiser von China die Heiligkeit der christlichen Religion in einem Brief darlegen wollte, ließ er diesen Brief mit goldenen Buchstaben schreiben und mit verschiedenen Malereien verzieren. 

Nun hatte Xaver die Missionäre zu wählen, denn auch der König von Bungo verlangte ihrer einige. Damals befanden sich im Kollegium von Goa 30 Mitglieder, lauter tugendhafte und ihres Berufes würdige Männer. Caspar Barzäus übertraf sie jedoch alle. Diesen hatte Xaver vor seiner Abreise nach Ormuz abrufen lassen, um ihn entweder nach Japan zu schicken oder nach China mitzunehmen. Goa brauchte jedoch einen fähigen Oberen, weil dort noch immer die nachteiligen Wirkungen der Tätigkeit des Gomez spürbar waren. Xaver ernannte daher Barzäus zum Rektor des Kollegiums vom heiligen Paulus und zum Vizeprovinzial für Indien, kraft der Vollmacht, die ihm der Pater General der Gesellschaft Jesu verliehen hatte.

Bei seiner Rückkehr aus Japan hatte Xaver zwei Patente aus Rom aus dem Jahr 1549 vorgefunden; das eine datiert vom 11. Oktober, das andere vom 23. Dezember. Im ersten ernannte Ignatius Pater Xaver zum Provinzial Indiens und aller Königreiche des Orients; diese Provinz war also eine von Portugal getrennte. Im zweiten erteilte er ihm alle Privilegien, welche die Päpste dem General des Ordens sowie den Mitgliedern des Ordens, welche der General daran teilhaben lassen wollte, verliehen hatte.

Der schriftliche Befehl, den der Heilige zur Einsetzung des Barzäus verfaßt hat und jetzt noch im Ordensarchiv von Goa aufbewahrt wird, hat folgenden Wortlaut:

"Meister Caspar, ich befehle Dir kraft des heiligen Gehorsams, als Oberer der Gesellschaft Jesu in diesen Teilen Indiens, die Leitung des Kollegiums vom heiligen Glauben zu übernehmen, weil ich von Deiner Tugend, Demut, Klugheit und all den Talenten überzeugt bin, die Dich zur Leitung anderer geeignet machen. Ich will, daß alle Patres der Gesellschaft Jesu, welche in dieser neuen Welt vom Vorgebirge der guten Hoffnung bis Malakka, von den Molukken bis nach Japan tätig sind, Dir unterworfen seien. Ich verlange auch, daß all diejenigen, welche von Portugal oder von einem anderen Land Europas in diese Häuser kommen,  um unter meinem Gehorsam zu stehen, Dich als ihren Oberen anerkennen, bis Pater Ignatius selbst einen Rektor dieses Kollegiums von Goa ernennen wird, worum ich ihn bereits in meinen Briefen gebeten habe, indem ich ihm erklärte, wie notwendig es sei, einen erfahrenen Mann hierher zu senden, dem er vertraut, um dieses Kollegium und alle von ihm abhängenden Missionen unserer Gesellschaft zu leiten. 

Wenn also Pater Ignatius oder ein anderer Generaloberer jemand aus der Gesellschaft sendet, der mit glaubwürdig versiegelten Patenten in Goa ankommt, um die Leitung dieses Hauses und jener anderen von ihm abhängenden zu übernehmen, so befehle ich Dir kraft des heiligen Gehorsams, sogleich die Leitung in seine Hände zu geben und ihm in allen Dingen gehorsam zu sein."

Pater Xaver hatte den Barzäus in Anwesenheit des ganzen Kollegiums zum Oberen eingesetzt; Barzäus warf sich auf die Knie nieder, um öffentlich ein Beispiel des Gehorsams zu geben. Xaver befahl dann allen, Barzäus zu gehorchen, und befahl ihm auch, alle aus der Gesellschaft Jesu auszuschließen, welche eigenmächtig etwas unternehmen oder sich weigern würden, seinen Befehlen zu folgen; Pater Xaver befahl Barzäus, solche zu entfernen, ohne ihre Fähigkeit, ihre Beredsamkeit oder andere natürliche Eigenschaften in Rechnung zu stellen, indem er hinzufügte: "Wie gut auch ihre Eigenschaften sein mögen, so würden ihnen doch die wesentlichsten, Demut und Gehorsam, fehlen."

Barzäus hatte kein Wort erwidert, als man ihm sagte, er dürfe nicht nach China gehen, was er so sehr gewünscht hatte. In diesem Augenblick hatte er dem Gehorsam ein edles Opfer seines Feuereifers gebracht. Als man ihn aber zum Rektor und Vizeprovinzial ernannte, war er ganz beschämt und erklärte, er sei nicht dazu geeignet, andere zu leiten. Er warf sich auf die Knie nieder und beschwor Xaver, auf seine Schwachheit Rücksicht zu nehmen.

Der Heilige, der Barzäus genauestens kannte, erachtete ihn für desto würdiger, je unfähiger er sich selbst hielt. Da man Barzäus von überall verlangte und seine Gegenwart in Goa nicht nur zur Aufrechterhaltung der Ordnung, sondern auch zum Wohl der Missionen notwendig war, verbot ihm Xaver kraft des heiligen Gehorsams, vor dem Ablauf dreier Jahre die Insel zu verlassen. Barzäus hatte also einen Grund, die Gesuche der Städte abzulehnen, die ihn wünschten, ohne sie zu beleidigen.

Hierauf gab Xaver dem neuen Rektor schriftliche Weisungen, wie er die Untergebenen und sich selbst leiten sollte, um alles auf das Ziel, die größere Ehre Gottes, hinzuordnen.

Xaver wählte sich als Gefährten Balthasar Gago, Eduard Sylva und Peter Alcaceva, die er für Japan bestimmt hatte, Franz Gonzalez und Alvare Fereira nebst einem Chinesen namens Anton aus dem Laienstand, letztere sollten ihn nach China begleiten.

Pater Ignatius hatte Xaver geschrieben, er möge einen geeigneten Mann nach Europa schicken, damit dieser dem König von Portugal und dem Papst über die Angelegenheiten des Orients genauen Bericht erstatte - um von ersterem zeitliche Unterstützung und vom anderen geistliche Gnaden zu erhalten, die zur Ausbreitung des Christentums in der neuen Welt notwendig seien. Pater Xaver hatte denselben Gedanken gehabt, jedoch erhielt er die betreffenden Briefe erst nach seiner Rückkehr aus Japan. Er sandte sogleich Andreas Fernandez ab, einen verständigen und tugendhaften Mann, der noch nicht Priester war. Zuvor hatte er ihn genau über die Angelegenheiten Indiens unterrichtet. Er gab ihm auch Briefe an den König von Portugal, an Simon Rodriguez und Pater Ignatius mit.

Während man das Schiff zurüstete, welches die Missionare nach China und Japan bringen sollte, versammelte Xaver zur Nachtzeit die Patres des Kollegiums, weil er über Tag keine Zeit dazu gefunden hatte, und ermahnte sie mit solcher Herzlichkeit, in ihrer apostolischen Tätigkeit auszuharren, daß alle zu weinen begannen. Ein Augenzeuge sagt: "Ehe sich Pater Franz einschiffte, umarmte er jeden der Brüder mit Tränen in den Augen und legte ihnen Standhaftigkeit in ihrem Beruf ans Herz, tiefe, aus wahrer Selbsterkenntnis hervorgehende Demut, und besonders den bereitwilligen Gehorsam."

15. Kapitel 

Xavers Abreise von Goa - Ankunft in Malakka - Pest in der Stadt - Xaver unterstützt die Kranken in ihrer Not - Wiederauferweckung eines Toten - Zerwürfnisse mit dem Statthalter; seine Exkommunikation - Abreise von Malakka; das süße Meerwasser - Xaver erweckt ein totes Kind zum Leben - Wunderbares Geschehen bei der Taufe in Cincheo - Ankunft in Sancian - Prophezeiungen - Xaver vertreibt die Tiger 

Xaver trat seine Reise von Goa am 14. April 1552, dem Gründonnerstag, an. Das Schiff hielt in Cochin, eine Gelegenheit, die Xaver nutze, einen Brief an Caspar Barzäus zu schreiben. Als sie wieder von Cochin aus weiterreisten, war das Meer ruhig, bis sie zu den Inseln kamen, die nordwärts ein wenig oberhalb Sumatra liegen. Die Wellen gingen hoch, und in kurzer Zeit war der Sturm so heftig, daß man kaum noch Hoffnung hatte, ihm zu entkommen. Die Angst steigerte sich, als man sah, wie der Sturm bereits zwei Fahrzeuge zum Kentern gebracht hatte.

Xaver befand sich mit seinen Gefährten auf einem königlichen Schiff. Dieses war groß und schwer beladen und deswegen schwer zu lenken. Man hielt es daher für notwendig, es zu erleichtern. Schon wollte man die Kaufmannsgüter über Bord werfen, als Xaver den Kapitän um Aufschub bat. Weil aber die Matrosen sagten, der Sturm werde seine Stärke bis zum Abend verdoppeln, und man könne dann die Ladung nicht mehr bequem in das Meer werfen, beruhigte sie Xaver: Es bestehe kein Anlaß zur Sorge, das Meer werde sich beruhigen und vor Sonnenuntergang würden sie das Land erblicken.

Da der Kapitän von der Prophetengabe Xavers wußte, hielt er sich an seine Worte, und bald zeigte sich die Wahrheit der Voraussage. Das Meer wurde ruhig, und als die Sonne unterging, sahen sie das Land. Während sich alle freuten, weil man sich dem Hafen näherte, bemerkte man, daß Xaver traurig war und vor Schmerz seufzte. Als ihn einige nach der Ursache dafür fragten, sagte er ihnen, sie mögen für die Stadt Malakka beten, weil dort eine sehr ansteckende Krankheit ausgebrochen sei. Xaver hatte die Wahrheit gesprochen, denn die Krankheit schien der Anfang der Pest zu sein. Überall hatten die Menschen dort ein bösartiges Fieber, an dem auch die Kräftigsten in sehr kurzer Zeit starben. So sah es in Malakka aus, als das Schiff in den Hafen einlief. Noch niemals war den Einwohnern die Anwesenheit Xavers so erwünscht gewesen wie jetzt. Jeder versprach sich von ihm Trost für seine Seele und Linderung für seinen Leib, und niemand wurde in seiner Hoffnung enttäuscht.

Sobald Pater Xaver an Land gegangen war, besuchte er die Kranken und fand Gelegenheit genug, auf jede Weise Werke der Liebe zu verrichten. Alle wollten bei ihm beichten; man war der Meinung, daß jeder, der in den Armen Xavers sterbe, unfehlbar selig werden würde.

Xaver ging mit seinen Gefährten durch die Straßen der Stadt, um die Armen zu sammeln, die ohne Hilfe krank in den Straßen lagen. Er trug sie in die Spitäler und in das Kollegium der Gesellschaft Jesu, das bald das Aussehen eines Krankenhauses hatte. Und als alle Spitäler und das Kollegium mit Kranken voll belegt waren, ließ er aus dem Holz der Schiffe Hütten für die unglücklichen Kranken bauen. Er sorgte dann für Nahrung und Arzneimittel, die er von frommen Personen erbat. Tag und Nacht war er tätig. Es schien ein Wunder zu sein, daß Xaver und seine Gefährten immer gesund blieben, konnte doch niemand den Kranken dienen, den Sterbenden beistehen oder die Toten begraben, ohne sich anzustecken und zu sterben. Ein eindeutiges Wunder war aber die Auferweckung eines jungen Menschen vom Tode. Gott wirkte dieses Wunder durch Pater Xaver. Der junge Mann hieß Franz Ciavus und war der einzige Sohn einer frommen Frau, die seit langer Zeit unter der Leitung Xavers stand. Dieser junge Mann hatte, ohne an die Gefahr zu denken, das Eisen eines vergifteten Pfeils, wie sie die Orientalen dieses Landes haben, in den Mund genommen und war an diesem tödlichen Gift gestorben. Als man ihn begraben wollte, kam Xaver zufällig dazu. Er war von dem Wehklagen und den Tränen der Mutter so bewegt, daß er den Toten an der Hand nahm und ihn mit den Worten: "Franz, im Namen Jesu Christi steh auf!" wieder zum Leben erweckte. Der Auferweckte glaubte von diesem Augenblick an, ein so wunderbar zurückerhaltenes Leben Gott allein weihen zu müssen, und trat aus Dankbarkeit gegenüber Franz Xaver in die Gesellschaft Jesu ein.

Sobald Krankheit und Sterblichkeit aufgehört hatten, versuchte Xaver, mit dem Statthalter von Malakk, Don Álvaro de Ataíde da Gama, über die Ausführung des Vorhabens einer Gesandtschaft nach China zu unterhandeln. Bei der Rückkehr des Heiligen aus Japan hatte sich der Statthalter dem Plan Xavers günstig gezeigt. Aber zwei Eigenschaften, welche die vernünftigsten Ideen zunichte machen und die feierlichsten Versprechen in Vergessenheit geraten lassen, sind Neid und Eigeninteresse.

56. Folge

Der Statthalter Don Álvaro de Ataíde da Gama war nämlich mit Jakob Pereyra unzufrieden, weil sich dieser im Vorjahr nicht bereitgefunden hatte, ihm 10.000 Taler zu leihen; zudem hielt er es für unangebracht, daß ein Kaufmann zum Gesandten nach China erwählt worden war. Spottend meinte er, jener Pereyra, den der Vizekönig in seinem Schreiben erwähne, sei ein bestimmter Herr am Hof von Portugal und nicht dieser Jakob Pereyra, der Don Consalvo Cotignos Diener gewesen sei. Mit Unwillen blickte er auf den Gewinn, den Pereyra durch den Absatz seiner Waren in China machen würde. So suchte er die Reise nach China zu hintertreiben. Er stand jedoch in Xavers Schuld: Ihm hatte er seine Stelle und viele Vorrechte, die ihm der Vizekönig gewährt hatte, zu verdanken. Außerdem hatte sich Xaver während seiner Krankheit Tag und Nacht um ihn gekümmert. Deswegen bemühte der Statthalter sich zunächst, seine Absicht zu verbergen. Doch der Heilige durchschaute ihn und schrieb sogleich an Pereyra, der noch in Sunda war: "Um eines bitte ich Sie, kommen Sie nicht zu mir und vermehren Sie nicht meinen Schmerz durch Ihren eigenen Schaden und Kummer. Dem Statthalter, der kein Bedenken getragen hat, die Reise zu hintertreiben, habe ich das letzte Lebewohl gesagt. Gott verzeihe es ihm. Er wird schwerer gestraft werden, als er je geglaubt hat."

Sobald das Schiff des Pereyra in den Hafen eingelaufen war, ließ der Statthalter durch Gerichtsdiener und Soldaten das Steuerruder wegnehmen und sich überbringen - unter dem Vorwand, er benötige dasselbe, weil ein zweiter Einfall der Javen in Malakka bevorstehe. Dies war jedoch eine Lüge; portugiesische Seeleute, die gerade von den Javen kamen, versicherten, daß diese selbst untereinander in kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt waren.

Der Statthalter überließ sich nun ganz seiner Leidenschaft. Da Xaver wußte, daß Habsucht ihn zu seinem Handeln veranlaßt hatte, ließ er ihm durch Pereyra 30.000 Taler als Geschenk anbieten. Als darüberhinaus der Schatzmeister und andere Staatsdiener ihm zu bedenken gaben, daß Schiffe, welche die Hafengebühren entrichten, nach den königlichen Verordnungen nicht an der Weiterfahrt gehindert werden durften, drohte er ihnen mit dem Stock in der Hand und jagte sie aus seinem Zimmer; er sagte, er sei zu alt, um sich von ihnen belehren zu lassen. Solange er Statthalter von Malakka und Seekapitän sei, dürfe sich Pereyra weder als Gesandter noch als Kaufmann nach China begeben; er solle sich nur nach Brasilien oder in das Königreich Monomotapa verfügen.

Der königliche Auditor, Franz Alvarez, der in der Stadt in großem Ansehen stand, wollte Gewalt anwenden, da durch Bitten und Vernunftgründe nichts zu erreichen war. Xaver widersetzte sich aber diesem Plan, weil er um die Soldaten, die das Steuerruder bewachten, besorgt war.

Der Heilige ging nun in Begleitung der angesehensten Bürger der Stadt zum Großvikar, Johann Suarez, um ihm die Briefe Johanns III. zu zeigen, in denen ausdrücklich bemerkt war, daß Pater Xaver, soviel er nur könne, in allen Königreichen den Glauben verbreiten solle, und daß die Statthalter von Indien ihn in allem zu unterstützen hätten. Suarez las nun dem Statthalter auch noch den Brief des Vizekönigs, Don Alphons von Norogna, vor, in dem jeder zum Staatsverbrecher erklärt wurde, welcher diesem besonderen Unternehmen Hindernisse in den Weg legen würde. Der Statthalter geriet daraufhin in solche Wut, daß er mit den Füßen stampfte und dem Großvikar trotzig sagte: "Es mag im Interesse des Königs liegen, ich aber will es nicht. Herr bin ich."

Dann erging er sich in Schmähreden über die Personen, die ihm dies alles mitgeteilt hatten, ganz besonders über Xaver, den er als den Urheber betrachtete. Xaver blieb unbeeindruckt, soweit es seine Person betraf. Täglich dankte er Gott für die Gelegenheit, etwas zu seiner Ehre erdulden zu dürfen. Aber es schmerzte ihn zutiefst, daß der Verbreitung des Glaubens Hindernisse in den Weg gelegt wurden, und man sah in manchmal weinen. Noch einen ganzen Monat hindurch versuchte Xaver, den Statthalter zum Einlenken zu bringen. Er stellte ihm die Wunden des gekreuzigten Heilands vor Augen, ebenso die ewige Verdammnis, die er sich zuziehen könnte, wenn er die Verkündigung des Evangeliums verhindere - jedoch alles vergeblich.

Als nun die Zeit zur Abfahrt näherrückte, sah Pater Xaver sich genötigt, seine Vollmacht als Apostolischer Nuntius auszuüben, wovon niemand außer dem Bischof von Goa etwas wußte. Aber auch jetzt wollte er noch nicht die Exkommunikation über einen so vollständig feindseligen Menschen verhängen. Er ersuchte den Großvikar, dem Statthalter das Breve zu übergeben und ihm zu erklären, welchen Strafen diejenigen verfallen sollten, die sich in Dingen der Religion dem Apostolischen Nuntius widersetzen würden. Xaver gab die Hoffnung immer noch nicht auf. Dem Großvikar schrieb er: "Ich kann nicht glauben, daß Don Álvaro so verhärtet sein soll, daß er nicht nachgäbe, wenn man ihn über die Absichten und Befehle des Hl. Stuhls unterrichten würde."

In diesem Schreiben bat er den Großvikar, ihm auch die Antwort Don Alvarez' zu übersenden, damit er ein gerichtliches Zeugnis für den Bischof von Goa beibringen könne, daß er alles in seiner Macht Stehende getan habe, um die Gesandtschaft nach China zustandezubringen, falls diese nicht durchgeführt werden könne.

Suarez tat gegenüber dem Statthalter alle Schritte, die Xaver gewünscht hatte. Der Statthalter indes spottete darüber und nannte den Heiligen einen Heuchler, einen Freund der Sünder und einen Publikan. Jetzt verhängte der Großvikar mit Zustimmung Xavers über den Statthalter und seine Leute, die ihm aus feiger Gefälligkeit zugestimmt hatten, die Exkommunikation. Der Statthalter aber kümmerte sich nicht darum, sondern bemächtigte sich des Schiffs vom heiligen Kreuz und stellte dort einen neuen Kapitän samt 25 Matrosen an, die nach Sancian segeln sollten, wo die Portugiesen umfangreiche Handelsgeschäfte betrieben. Xaver war tief betrübt, daß die Exkommunikation den Statthalter nicht zu einer Sinnesänderung veranlaßt hatte.

In einem Brief Xavers an den König lobte er Pereyra, schwieg aber von der Ungerechtigkeit des Statthalters, wie Pereyra selbst es in diesen Briefen lesen konnte. Täglich brachte Xaver das heilige Meßopfer für den Statthalter dar und betete um die Gnade einer wahren Buße für ihn. Einmal sagte er, Don Alvarez werde auf einen Schlag alles verlieren, Gut, Ehre und Leben, und fügte hinzu: "Gott gebe, daß seine Seele nicht zugrunde gehe."

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