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Biblischer Personalismus

Eine neue Begegnung mit biblischen Texten schenkt das Buch „Leibhaftige Welt“ von Franz Prosinger

Eine Rezension von P. Engelbert Recktenwald

Dass der hl. Anselm von Canterbury keine Bibelkommentare verfasst hat, ist unbestreitbar. Dass der Grund davon aber, wie Kurt Flasch behauptet, darin lag, dass diese literarische Gattung auf Grund des Sola-ratione-Programms (Erkenntnis allein mit Hilfe der Vernunft) „aus inneren Gründen im Werk des Erzbischofs von Canterbury keinen Ort gehabt habe“[1], darf mit Fug und Recht bezweifelt werden, setzt diese Auffassung doch den Begriff einer Vernunft voraus, die sich vor jedem Zuspruch eines göttlichen Wortes verschließt. Kant mag einen solchen besessen haben, wodurch er sich genötigt sah, die Religion in die Grenzen der bloßen Vernunft hineinzupressen. Seine in der Kritik der reinen Vernunft beschriebene Bescheidung rationaler Erkenntnisansprüche in die Grenzen sinnlicher Anschauung verwandelt sich in seiner Religionsschrift in eine Beschneidung göttlicher Offenbarungsmöglichkeiten: Durch die vorgebliche Unmöglichkeit intellektueller Anschauung auf Seiten des Menschen wird der göttlichen Allmacht die Unmöglichkeit unterstellt, die menschliche Vernunft zu erleuchten. Gott kann sich dem Menschen nicht mitteilen, selbst wenn er wollte. Die Vernunft ist gegen jede Erkenntniserweiterung durch göttliche Offenbarung abgeschottet.

Dass es auch anders geht, beweist der Exeget Franz Prosinger in seinem Werk „Leibhaftige Welt. Biblischer Personalismus“. Aus der transzendentalphilosophischen Schule Reinhard Lauths kommend, ist er mit Anselms Sola-ratione-Methode bestens vertraut. Ihre konsequente Anwendung führt aber zur Entdeckung einer Vernunft, die im nach Erkenntnis strebenden Menschen letztlich von einem Licht lebt, das sie sich nicht selbst gibt und das deshalb eine unabschließbare Offenheit der Vernunft anzeigt. Diese Offenheit bedeutet die Empfänglichkeit für eine göttliche Anrede, deren Möglichkeit und Wirklichkeit für Anselm außer Frage stand. Im Glauben wird diese Offenheit sich selbst durchsichtig: Vernunft erkennt sich als das, was sie immer schon war, als Antwortvermögen auf göttlichen Anruf, den sie immer schon empfangen hat. Erkenntnis, in der Vernunft zu sich selbst kommt, wird zur personalen Begegnung. Dass die menschliche Existenz nur aus dieser personalen Begegnung heraus verstanden werden kann, ist der rote Faden, der das Buch durchzieht.

In traditioneller Terminologie: Glaube ist nicht eine irrationale Zugabe zur Vernunfterkenntnis, vielmehr gilt: Glaubenslicht und Vernunftlicht haben in Gott ihren gemeinsamen Ursprung. Deshalb ergänzen und erhellen sie sich gegenseitig und begründen die Legitimität von Anselms Lebensmotto: fides quaerens intellectum (der Glaube, der das Verständnis sucht). Weder braucht der Glaube die konsequente Reflexion zu fürchten noch die Vernunft eine Selbstentfremdung durch ihre gläubige Hingabe an Gottes Wort. Beide können voneinander nur profitieren. Die Probe aufs Exempel liefert uns das dichte und tiefschürfende Werk Prosingers. Er selbst schreibt im Vorwort: „Die Beziehung von Glaube und Vernunft, etwa das Prinzip der ‚fides quaerens intellectum‘ bei Anselm von Canterbury, kann in dieser bibeltheologischen Arbeit nicht systematisch entfaltet werden, kommt aber in den einzelnen Argumenten immer wieder zum Vorschein.“

„Biblischer Personalismus“ bedeutet: „Die personale Herkunft und die personale Begegnung kennzeichnen die gesamte Wirklichkeit“ (S. 208). Prosinger beginnt mit dem biblischen Schöpfungsbericht. „Es werde Licht!“ lautet das erste Schöpferwort. Mit dem Gedanken, dass Schöpfung eine Sprachhandlung sei, macht Prosinger Ernst und fragt nach dem Hörer. Gleichzeitig ist das Licht nur dann Licht, wenn es jemanden gibt, der es wahrnimmt. Das Selbstbewusstsein des Menschen setzt „eine lichtvolle Begegnung voraus: dass ich gemeint bin, weil ich gerufen bin“ (S. 45). Schon vom Schöpfungsbericht her wird der Mensch als „responsoriale Existenz“ verständlich: Er ist gerufen, Antwort zu geben. Prosinger nennt den Schöpfungsbericht das „Portal der Bibel“. Den im Schöpfungsbericht grundgelegten Personalismus buchstabiert er durch und zeigt dessen Fortschreibung in den Weisheitsbüchern, im Johannesprolog und im Jakobusbrief. Man beginnt zu ahnen, welche Schätze in der Heiligen Schrift zu heben sind. Dieses Buch hilft dabei.

Prosinger arbeitet stets hart am Text, stellt überraschende Querverbindungen her und zeigt, wie die biblische Botschaft das menschliche Selbstverständnis auf eine Weise erhellen kann, die sich in lichtvoller Evidenz bewährt. Wenn er zustimmend Hugo Rahners Aussage zitiert, der Mensch sei „der fleischgewordene Dialog mit Gott“, hat dies nichts mit dem populistischen Dialogverständnis eines endlosen und darum immer unverbindlich bleibenden Austausches von Meinungen zu tun. Vielmehr gilt: „Der Mensch ist nicht selbständiger Partner, der seinen eigenen Part beitragen könnte, sondern darauf angewiesen, das ihn erst ins Leben rufende Wort Gottes zu vernehmen und aufzunehmen. Dann ist es aber doch so, dass der Mensch in seiner je eigenen Situation auf je eigene Weise das Wort vernimmt und es in einer entsprechenden Weise beantworten kann und soll. So hört Gott sein Wort in der Antwort aus einem je eigenen lebendigen Resonanzkörper. Es ist Gottes eigenes Wort, das ins Leben ruft und als Antwort einstimmt. In ihm wird auch die ganze Welt sichtbar und ansprechend. Ohne das ansprechende Wort wäre die Welt stumm und der Mensch wäre taub. Die Welt wäre nicht Schöpfung“ (S. 240).

Franz Prosinger, Leibhaftige Welt. Biblischer Personalismus, EOS Verlag 2023, 282 Seiten


[1] Kurt Flasch, Das philosophische Denken im Mittelalter, Stuttgart 1986, 201.


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