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Themen10 Jahre ED |
Dossier über das Schreiben von Papst Benedikt XVI. an den Erzbischof von Freiburg und Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, Dr. Robert Zollitsch, vom 14. April 2012
Die unterbliebenen Katechesen “Weil es so ist, wurde damals, als gemäß der Differenz zwischen Übersetzung und Auslegung für die Übersetzung 'viele' entschieden wurde, zugleich festgelegt, dass dieser Übersetzung in den einzelnen Sprachräumen eine gründliche Katechese vorangehen müsse, in der die Bischöfe ihren Priestern wie durch sie ihren Gläubigen konkret verständlich machen müssten, worum es geht. Das Vorausgehen der Katechese ist die Grundbedingung für das Inkrafttreten der Neuübersetzung. Soviel ich weiß, ist eine solche Katechese bisher im deutschen Sprachraum nicht erfolgt.” So schreibt Papst Benedikt XVI. in seinem Brief vom 14. April 2012 an die Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz. Dass die bereits aus dem Jahr 2006 stammende Bitte, die Gläubigen durch Katechesen auf die Übersetzung “für viele” vorzubereiten, nicht befolgt wurde, ist oft beklagt worden. Ja, es wurde 2010 sogar ironischerweise dieses Unvorbereitetsein als Argument gebracht, gegen die Anordnung aus Rom zu votieren, wie kath-info seinerzeit berichtete. Bedauernswerte Qualität Regina Einig hat in der Tagespost vom 26. April 2012 den Brief Papst Benedikts kommentiert. Ihr fallen in dessen Duktus einige Besonderheiten auf, die den drängenden Charakter des Schreibens deutlich machen: Was durch das “für alle” verlorengegangen ist “Was, wenn nun in diesem Text [die Wandlungsworte mit ‘für viele’] noch etwas anderes, etwas Besonderes steckt, das durch die Formulierung ‘für alle’ verlorengeht? Wie ist es mir mit dieser Änderung [Ersetzung des ‘für viele’ durch ‘für alle’] ergangen? Einerseits habe ich immer nachfühlen können, warum sie gemacht wurde. Andererseits war mir stets unwohl. Ich hielt den Schritt für falsch. Deshalb bin ich froh, daß jetzt eine Überarbeitung der landessprachlichen liturgischen Texte aus den siebziger Jahren stattfindet, in der einiges, was beim ersten Wurf nicht ganz gelungen ist, ein wenig ausgebügelt werden soll.” So der Exeget Norbert Lohfink in seinen Ausführungen am 28. Januar 2007 nach der Anordnung Roms, zum “für viele”zurückzukehren. Was er zum “Besonderen”, das durch die “für alle”-Übersetzung verlorengeht, ausführt, deckt sich teilweise mit den Erläuterungen des Papstes: “Ich würde es den Stoß in unser eigenes Herz nennen. ‘Jesus ist für alle Menschen gestorben’ das ist so etwas wie ein theoretischer Lehrsatz der Theologie. Geht er mir ins Herz? Anders bei der Formulierung des liturgischen Einsetzungsberichts.” Ebenso sieht der Papst in dem “für viele” eine existentielle Konkretisierung, wie sie dem “für euch” entspricht, nicht eine Verengung des “für alle”: “‘Alle’ bewegt sich auf der ontologischen Ebene das Sein und Wirken Jesu umfasst die ganze Menschheit, Vergangenheit und Gegenwart und Zukunft. Aber faktisch, geschichtlich in der konkreten Gemeinschaft derer, die Eucharistie feiern, kommt er nur zu ‘vielen’.” Und: “Das ‘für euch’ macht die Sendung Jesu aber ganz konkret für die Anwesenden. Sie sind nicht irgendwelche anonyme Elemente einer riesigen Ganzheit, sondern jeder einzelne weiß, dass der Herr gerade für mich, für uns gestorben ist.” “Für viele”: Die Methoden der Gegner Papst Benedikt XVI. hat in seinem Brief an die deutschsprachigen Bischöfe seine Forderung, zur wortgetreuen Übersetzung “für viele” zurückzukehren, geduldig, ausführlich und überzeugend begründet. Was tun nun dagegen opponierende Theologen, wenn ihnen die Sachargumente ausgehen? Sie arbeiten mit Unterstellungen: so der Münsteraner Theologieprofessor Klaus Müller, der laut Darstellung von kna und epd das wahre, nicht ausgesprochene Motiv des Papstes kennt. Dieser spreche “zwar davon, zur Texttreue zurückkehren zu wollen”, tatsächlich gehe es aber um einen politischen Schritt, nämlich der Piusbruderschaft entgegenzukommen. So einfach ist das. Wenig überzeugend ist auch das Sachargument aus der angeblich unsicheren Quellenlage: “‘Woher will der Papst wissen, ob nicht auch die Evangelisten interpretiert haben’, fragte der Theologe [Klaus Müller]. Den aramäischen Wortlaut Jesu hätten weder die Evangelisten noch die heutige Kirche gehört”, meldet der Evangelische Pressedienst (epd). Dazu treffend der Kommentar des Bloggers von Thermometer: “Danach haben die Liturgierevolutionäre des Jahres 1970 den aramäischen Wortlaut der Einsetzungworte gehört, die die Evangelisten des ersten Jahrhunderts offenkundig falsch verstanden haben.” Ein Lehrbeispiel Es [das Schreiben des Papstes zur Übersetzung “für viele”] könnte auch ein Lehrbeispiel für kirchenkritische Menschen sein. Denn wo gibt es das, daß die Zentrale mehr als 11 Jahre wartet, ob sich eine Regionaldirektion einigen kann, wie eine Neuerung umgesetzt werden soll oder nicht? Und wenn dann wirklich keine Entscheidung auf der lokalen Ebene erfolgt, dann kommt nicht eine knappe Direktive, vielmehr kommt ein langer, verständnisvoller und erklärender Brief. Peter Winnemöller am 26. April 2012 in seinem Blog katholon Der Unterschied zu den Kritikern Im Unterschied zu den Kritikern argumentiert der Papst sehr differenziert. Er spricht kein Machtwort, sondern wirbt für seine Entscheidung mit Argumenten. Der Theologe Jan Heiner Tück, Professor in Wien, im April 2012 über den Brief Papst Benedikts XVI. zur “für-viele”-Übersetzung. Hochschätzung des biblischen Wortes Wenn er [Papst Benedikt XVI.] sich dennoch so nachdrücklich für die Formulierung „für euch und für viele“ einsetzt, macht er das aus einem einzigen Grund, wie er in seinem Brief betont: „Die Kirche sagt es so aus Respekt vor dem Wort Jesu, um ihm auch bis ins Wort hinein treu zu bleiben. Die Ehrfurcht vor dem Wort Jesu selbst ist der Grund für die Formulierung des Hochgebets.“ Als evangelische Christen können wir uns über diese Hochschätzung des biblischen Wortes nur von Herzen freuen: Entspricht sie doch unserer reformatorischen Erkenntnis von der Heiligen Schrift als dem alleinigen Maßstab für Lehre und Leben. Es befremdet daher, wenn einzelne katholische Theologen wie auch Vertreter der Reformbewegung „Wir sind Kirche“ die Ausführungen des Papstes sogleich beargwöhnen, der Papst wolle mit seiner Unterscheidung ein Zugeständnis an extrem konservative Kreise wie die Piusbrüder machen. Das zeigt nur, wie weit verbreitet inzwischen das Misstrauen in der katholischen Kirche gegenüber dem Vatikan ist. Aus dem Kommentar Abendmahl: Zurück zu Jesus! des evangelischen Pastor Klaus Jürgen Diehl im idea-Spektrum vom 9. Mai 2012 über die Anordnung Benedikts XVI., die Wandlungsworte wörtlich zu übersetzen. Verzerrende Darstellung Ein Zerrbild dieses Papstes zeichnen Sie auch mit Begriffen: Benedikts Brief fordere mit einem „katholischen Basta“ von den Bischöfen, skeptischen Gläubigen in dieser Frage „Zweifel auszutreiben“ und „die päpstliche Lesart beizubiegen“. Sie unterstellen damit einen autoritären Habitus, der Joseph Ratzinger völlig fremd ist. Seine Sprache und Argumentation ist hier, wie generell, vielmehr differenzierend und werbend, auf Einwände eingehend, behutsam statt brüsk. Andreas Püttmann in einem offenen Brief an Joachim Frank anlässlich dessen Berichterstattung über den Papstbrief zu den Wandlungsworten in der Frankfurter Rundschau und dem Kölner Stadtanzeiger. |
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