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Wandlungsworte
Wort u. Sakrament

Die Forderung des Heiligen Stuhls nach Korrektur der Wandlungsworte

Eine chronologische Übersicht

20. November 2006
Sensation: Ein Brief aus Rom

Der Brief hat die Protokollnummer 467/05/L, ist datiert vom 17. Oktober 2006, stammt vom Präfekten der Gottesdienstkongregation, Francis Kardinal Arinze, und ist gerichtet an die Präsidenten der Nationalen Bischofskonferenzen. Sein Inhalt ist eine Sensation: Er gibt die Anweisung, daß das "pro multis" in den Wandlungsworten mit "für viele" und nicht mehr, wie in vielen Sprachen üblich, mit "für alle" zu übersetzen sei. Veröffentlicht wurde er vorgestern im Weblog von Domenico Bettinelli, wenige Stunden zuvor hatte es bereits "Catholic World News" gemeldet, später folgten kreuz.net, kath.net und heute schließlich die "Catholic News Agency".

Auf das Problem der Übersetzung hatte kath-info schon vor Monaten durch zwei Artikel von P. Michael Wildfeuer und P. Franz Prosinger hingewiesen. Beim Artikel von P. Prosinger handelt es sich um die Zusammenfassung seiner Lizentiatsarbeit, die er im Institutum Biblicum eingereicht hatte.


22. November 2006
Update zur Sensation

Heute hat die Australische Nachrichtenagentur CathNews die Nachricht betreffend die römische Anweisung zur korrekten Übersetzung der Wandlungsworte (siehe unten die Meldung von vorgestern) von der Catholic News Agency (CNA) übernommen. Gestern bereits brachten es die afrikanische Nachrichtenagentur allAfrica und die indische The Indian Catholic, die in der Hand der Indischen Bischofskonferenz ist. Auch sie hat es von CNA übernommen, so daß diese Meldung nicht als unmittelbare Bestätigung von bischöflicher Seite aus aufgefaßt werden kann. Eine solche Empfangsbestätigung steht noch aus. Soweit man es dem Internet entnehmen kann, schweigen KNA, KathPress und KIPA bis jetzt dazu, auch Radio Vatikan. In der einschlägigen Bloggerszene dagegen kursiert die Nachricht fleißig. Eine deutsche Übersetzung des Briefes von Kardinal Arinze wird von Pro Missa Tridentina angeboten (PDF-Dokument).


15. Dezember 2006
Korrektur der Übersetzung des "pro multis" bestätigt

Bereits in der Ausgabe vom 5. Dezember 2006 brachte die "Tagespost", gestützt auf eine Meldung der KNA, die Nachricht, daß die Deutsche Bischofskonferenz in der Woche zuvor (also in der Woche vom 26. November bis 2. Dezember) den Empfang des Schreibens der Gottesdienstkongregation betreffend die nötige Korrektur der Übersetzung der Wandlungsworte bestätigt hat. "Die Aufforderung zu einer originalgetreuen Übersetzung übermittelte der Präfekt der vatikanischen Gottesdienstkongregation, Kardinal Francis Arinze, auf Wunsch von Papst Benedikt XVI. in den vergangenen Wochen an mehrere nationale Bischofskonferenzen." Laut Bischofskonferenz sei das Schreiben an die für die Überarbeitung des deutschsprachigen Messbuchs zuständige Kommission weitergeleitet werden, wo es bei den laufenden Arbeiten berücksichtigt werde. Eine Neuübersetzung solle „in den nächsten ein bis zwei Jahren" vorliegen.

In der Ausgabe vom 9. Dezember brachte die "Tagespost" ein Interview mit dem in Lugano lehrenden Dogmatikprofessor Manfred Hauke, in dem er die Anweisung aus Rom erläutert: "Die Formel ‘für alle' ist eine Deutung der Wandlungsworte, während die Kennzeichnung ‘für viele' dem biblischen Wortlaut entspricht." Die Übersetzung des griechischen "für viele" mit "für alle" beruhe weitgehend auf einem Lexikonartikel des protestantischen Exegeten Joachim Jeremias, wonach der aramäische Sprachgebrauch kein eigenes Wort für "alle" kenne, so daß "viele" inklusiv zu verstehen sei, also im Sinne von "alle". Hauke wörtlich: "Diese Deutung ist inzwischen fragwürdig geworden durch eine biblische Studie, die unter der Leitung von Pater Albert Vanhoye SJ erstellt wurde, dem langjährigen Sekretär der Päpstlichen Bibelkommission; Benedikt XVI. verlieh ihm wegen seiner wissenschaftlichen Verdienste die Kardinalswürde. Die Untersuchung von Franz Prosinger, die demnächst als Buch erscheint, zeigt, dass Jeremias zahlreiche Fehler unterlaufen sind. Der aramäische Sprachgebrauch unterscheidet sich hier nicht wesentlich von den indogermanischen Sprachen."


4. Januar 2007
Aus einem Interview mit Bischof Gregor Maria Hanke

Markus Reder: Der Vatikan drängt darauf, die Wandlungsworte künftig wörtlich zu übersetzen: „für viele" statt „für alle". Ist das sinnvoll oder eher ein pastorales Problem?

Hanke: Wenn der Priester bei der Wandlung die Worte Jesu sozusagen zitierend wiederholt, dann sollte er das wörtlich tun. Mein Lateinlehrer hätte die jetzige Übersetzung mit Sicherheit rot angestrichen. Ich kann es gut verstehen und begrüße es ausdrücklich, dass im Deutschen jetzt auch die wörtliche Übersetzung „für viele" eingeführt werden soll. Ich halte dieses Anliegen für absolut berechtigt. Man ändert deswegen nicht die Theologie. Der Heilswille Gottes ist in der Tat auf alle Menschen gerichtet, aber es bedarf natürlich immer noch der Entscheidung jedes einzelnen Menschen. Außerdem sollte man bedenken, dass es auch außerhalb der katholischen Kirche – etwa in den reformatorischen Gemeinschaften – überhaupt keine Probleme mit der wörtlichen Übersetzung „für viele" gibt. Die verschiedenen reformatorischen oder anglikanischen Traditionen haben sich alle um eine wörtliche Übersetzung bemüht. Und dort hat man ja schon länger Erfahrung mit der Muttersprache.

Das Interview erschien am 30. Dezember 2006 in der Tagespost. Gregor Maria Hanke, seit 1993 Abt von Plankstetten, wurde am 14. Oktober 2006 zum Bischof von Eichstätt ernannt und am 2. Dezember geweiht.


4. Januar 2007
Der "Eingriff" des Papstes

Gestern ist in der österreichischen Tageszeitung "Die Presse" ein Artikel über den "ersten Eingriff von Papst Benedikt XVI. in die Liturgie" erschienen. Gemeint ist die geforderte Korrekur der landessprachlichen Übersetzungen der Wandlungsworte.

Der Artikel geht mit erstaunlicher Präzision ins Detail und fragt nach dem Wortlaut im altgriechischen Original: "Bei Markus und Matthäus steht ‘für euch und für viele' beziehungsweise ‘für die vielen'; bei Lukas und Paulus ‘für euch' (so heißt es auch bei den Protestanten)." Die nachkonziliare Übersetzung "für alle" beruhe auf einem Mißverständnis. "Ein protestantischer Theologe, Joachim Jeremias (1900-1979), vermutete, die griechische Formulierung sei ein Hebraismus. Das Aramäische (die Muttersprache Jesu) kenne nämlich kein Wort für ‘alle', dort bezeichne das Wort für ‘viele' auch die nicht mehr zu Zählenden, also die Masse und somit eigentlich alle. Spätere Studien widerlegten das allerdings: Der aramäische Sprachgebrauch unterscheidet sich nicht wesentlich von dem der indogermanischen Sprachen."

Zu diesen "späteren Studien" gehört die Lizentiatsarbeit von Franz Prosinger. Es ist erfreulich, daß sich die Ergebnisse seiner Studien langsam durchsetzen.


Für viele - für alle

In der März/April-Ausgabe 2007 von Theologisches geht P. Franz Prosinger im Zusammenhang mit dem Streit über die Wandlungsworte auf den "aktuellen Stand der Diskussion ‘für viele / ‘für alle'" (Spalten 123 - 130) ein und setzt sich darin u.a. mit Thomas Söding auseinander. Darüberhinaus beleuchtet er das Problem im Kontext heutiger theologischer Tendenzen zur Allerlösungslehre und geht dabei auf Hans Urs von Balthasar, Karl Rahner und Eugen Biser ein. Er nimmt auch Stellung zur Frage, ob die Übersetzung "für die Vielen" ein möglicher Ausweg wäre, und gibt zu bedenken: "Wenn Th. Söding schreibt, der mögliche Ausweg einer Übersetzung ‘für die Vielen' sei kein gutes Deutsch, sondern Fachsprache von exegetisch gebildeten Theologen, so müßten diese tatsächlich an die äußerst restriktive und exkludierende Bedeutung ‘der Vielen' im Horizont der damaligen Zeit denken. Aber der ‘Ausweg' ist natürlich nicht so gedacht. Nachdem inzwischen das ‘für alle' in aller Ohr ist, würde der Artikel in ‘für die Vielen' auf jene Gesamtheit hinweisen. Das aber wäre kein aufrichtiger Ausweg!"


Werden die Bischöfe gehorchen?

“Ein Bischof kann also nicht - wie geschehen - Gehorsam dafür einfordern, dass er die vom Papst verlangte richtige Übersetzung des pro multis verbietet. Was nicht ausschließt, dass das Aufgeben der alten, für glaubenswidrigen Heilsoptimismus anfälligen Übersetzung 'für alle' manchmal pastorale Geduld und einiges Geschickt braucht. Leider wollen jedoch die deutschen Bischöfe anscheinend auch für die kommende Neuausgabe des Gotteslobes die Vorgabe des Papstes ignorieren.”
So Prof. Dr. Johannes Stöhr in einem Artikel Gehorsam gegenüber liturgischen Fehlübersetzungen?, erschienen in Theologisches vom März / April 2008.

Die Neuübersetzung der Wandlungsworte wurde in einem Brief des Präfekten der Gottesdienstkongregation Kardinal Arinze vom 17. Oktober 2006 angeordnet. Die Bischofskonferenzen wurden darin gebeten, “den Gläubigen in den nächsten ein bis zwei Jahren eine geeignete Katechese anzubieten”, um sie auf die Einführung der präzisen Übersetzung vorzubereiten. Über die Erfüllung dieser Bitte wurde bisher nichts bekannt.


Die Wandlungsworte in Mexiko

30. Juni 2008: In Mexiko ist die neue Auflage des Römischen Meßbuches mit der genaueren Übertragung aus dem Lateinischen ins Spanische bereits erschienen. Dort ist nun auch das "pro multis" wieder wörtlich mit "por muchos" übersetzt. Wie ein mexikanischer Priester berichtete, wurde während einiger Sonntage den Gläubigen der Sinn des "pro multis" erklärt: daß alle eingeladen sind, aber auch daß jeder einzelne bewußt einstimmen und teilnehmen muß. Nach unseren Informationen wurde die Übersetzung "por muchos" von den Gläubigen in Mexiko ohne irgendwelche Schwierigkeiten angenommen.


Die Studien von Franz Prosinger und Michael Wildfeuer zu den Konsekrationsworten

Autoren

Conrad Sven
Deneke B.
Mosebach M.
Muschalek G.
Postl Uwe
Prosinger F.
Ramm Martin
Ratzinger J.
Recktenwald E.
Spaemann R.
Strasser R.
Wildfeuer M.


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