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Das Motu proprio "Traditionis custodes"

Am 16. Juli 2021 hat Papst Franziskus das Motu proprio Traditionis custodes erlassen, mit dem er die Bestimmungen des Motu proprio Summorum Pontificum wieder aufhob. In einem Begleitschreiben hat er sein Vorgehen begründet.

Dass sein Vorgehen bei den Betroffenen nicht auf Begeisterung stößt, war von vorneherein zu erwarten. Doch wie stichhaltig ist die Kritik, die sich das neue Motu proprio gefallen lassen muss? Darüber kann sich durch diese Sammlung kritischer Stimmen jeder selber ein Urteil bilden.


"Traditionis Custodes" und die Murrenden

Meine Predigt zum Thema: Jetzt murren die Tradis gegen das Motu proprio Traditionis Custodes wie einst die Juden in der Wüste gegen Gott, weil ihnen das gewöhnliche Manna nicht genügte. Die Sache scheint klar zu sein: Von der Verurteilung des Murrens, wie sie sich in der Lesung des 9. Sonntags nach Pfingsten findet, sind auch die Tradis betroffen. In dieser Predigt zu diesem Sonntag erkläre ich, warum ich nach gewissenhafter Selbstprüfung dennoch glaube, dass es sich anders verhält.

Recktenwald-Predigten · 9. So. n. Pf.: Traditionis Custodes und das Murren


Ausdruck der Schwäche

Ein Verbot der alten Messe ist letztlich Ausdruck der Schwäche. Es traut der erneuerten Liturgie nicht zu, dass sie sich von selbst als die bessere Variante durchsetzt. Das kann sie nur, wenn sie vor bunten Optimierungsversuchen bewahrt bleibt. Das Dekret von Franziskus ist in der traditionalistischen Piusbruderschaft bejubelt worden. Sie sieht sich in ihrem Misstrauen gegenüber dem Papst bestärkt, der 2015, im Jahr der Barmherzigkeit, noch mit elastischen Charmeoffensiven für die Rückkehr in den Schoss der katholischen Kirche geworben hatte. Die Petrusbruderschaft hingegen wird nun für die Treue zum Papst vom Papst selbst abgestraft. (...) Am Ende wird in «Traditionis Custodes» mit ungleichem Mass gemessen: Während reformfreudige Gruppen an römischen Vorgaben vorbei zeitgeistaffine Gottesdienstangebote unterbreiten, ohne «Hüter der Tradition» auf den Plan zu rufen, wird die alte Messe nun «musealisiert» (Helmut Hoping).

Aus: Jan-Heiner Tück, Nein zur alten Messe: Papst Franziskus stösst einen Entscheid seines Vorgängers um und gefährdet damit die Autorität des Amts, NZZ online vom 22. Juli 2021. Tück ist Professor für Dogmatik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien.


Erschrecktes Erstaunen

Es gibt viele Priesterberufungen unter ihnen [den Kreisen, die die liturgische Tradition neu entdeckt haben]. Diese jungen Männer schließen sich keineswegs alle den Seminarien der Priesterbruderschaften der Tradition an, sie durchlaufen häufig die normale Ausbildung und sind dennoch davon überzeugt, dass ihre Berufung gerade durch die Kenntnis des überlieferten Ritus gefestigt worden ist. Das können moderne Priesterausbilder nicht verstehen: dass unter ihren Augen und ihrer Kontrolle eine Neugier auf die verdrängte katholische Tradition wachsen konnte, die doch mit allen Mitteln als veraltet und ungesund geschildert worden war. Man kennt dieses erschreckte Erstaunen aus Aldous Huxleys „Brave new world“, in der ein junger Mann aus der modernen geschichtslosen Elite den Überreichtum der vormodernen Kultur entdeckt und sich von ihm bezaubern lässt.

Aus: Martin Mosebach, Krass: Wie Martin Mosebach das Papstschreiben zur "Alten Messe" bewertet, CNA von 31. Juli 2021


Das Zeugnis Cariots

Pater Guy-Emmanuel Cariot, Rektor der Basilika von Argenteuil, der normalerweise nicht nach dem alten Ritus zelebriert, versteht die im Motu Proprio Traditionis Custodes erhobenen Vorwürfe nicht, weil sie seinen Erfahrung widersprechen. Gegenüber der Zeitschrift Famille chrétienne sagte er: “Ich verstehe dieses Motu proprio nicht. Was der Papst in seinem Begleitbrief erwähnt, trifft nicht auf die Traditionalisten zu, die ich kenne. Es scheint eher an die Mitglieder der Piusbruderschaft gerichtet zu sein. Ich habe noch nie gehört, dass Mitglieder von Ecclesia Dei-Gemeinschaften von der ‘wahren Kirche’ sprechen, wenn sie sich auf sich selbst beziehen. Benedikt XVI. wollte, dass das Zweite Vatikanische Konzil anerkannt wird, und ich denke, dass auf der Seite der Ecclesia-Dei-Gemeinschaften in diesem Sinne eine Menge Arbeit geleistet worden ist. Ich empfinde große Traurigkeit, weil dieser Text die Bemühungen Benedikts XVI. um die Einheit der Kirche hinwegzufegen und die Bemühungen der traditionalistischen Gemeinschaften der letzten fünfzehn Jahre zu verachten scheint. Außerdem bin ich in einer Zeit, in der so viel von Synodalität die Rede ist, überrascht, dass die Dinge so endgültig und verächtlich behandelt werden.”


Ohne Scheu

... Während allerorten Teile des Ordinariums weggelassen, Einsetzungsworte verändert werden, der Priester unverfroren den Gläubigen „Brot und Wein zur Stärkung auf unserem Lebensweg“ anbietet statt „das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt“, wo Messtexte als bloße Anregung verstanden werden etc. etc.: Während all dies ohne jegliche Sanktion geschehen kann, zerschlägt der Heilige Vater mit einer Unterschrift jahrzehntelange Mühen, Leiden, Schmerzen, die Bereitschaft, sich als Außenseiter diffamieren zu lassen, Argwohn zu ertragen, vielfach am Sonntag viele Kilometer Anreise auf sich zu nehmen, tausendfachen persönlichen Einsatz der Gläubigen für eine würdige Liturgie. Hier, wo keinerlei Gefahr echter Auflehnung besteht – die Gläubigen, die die Außerordentliche Form des Römischen Ritus vorziehen, hätten ja jederzeit die Möglichkeit, auf die gut vernetzte, sehr gut aufgestellte Piusbruderschaft zurückzugreifen, was sie bewusst nicht getan haben - hat der Papst keine Scheu, ...

Die Bloggerin Anna auf Katholisch ohne Furcht und Tadel


Gerechter Vorwurf?

Die Grenzüberschreitungen in den sozialen Netzwerken haben zwar einen fehlenden sensus ecclesiae bei einigen Tradis bestätigt, dennoch ist die rein negative Perspektive von „Traditionis custodis“ auf die Besucher der alten Messe nicht kommunizierbar. Der Vorwurf mangelnder Kirchlichkeit trifft viele friedliche Katholiken tief, die sich keinerlei Verstoß gegen die Einheit der Kirche haben zuschulden kommen lassen, während in regenbogenbeflaggten Gotteshäusern die schiere liturgische Beliebigkeit waltet. Letztlich hat Papst Franziskus nichts Neues angestoßen, sondern nur die alte Crux der nachkonziliaren Liturgiereform wieder zum Vorschein gebracht: Wenn Liturgie als Menschenwerk erscheint, sind Belastungsproben für die Einheit der Gläubigen vorprogrammiert.

Aus: Regina Einig, Der Ritus wird wieder zum Politikum, Tagespost online vom 19. Juli 2021


“This is just absolutely false!" (Pope Benedict XVI)

9. Regarding the perceived grave evil constituted by the UA [Usus Antiquior], I have a wide experience over many years and in many different places with the faithful who regularly worship God according to the UA. In all honesty, I must say that these faithful, in no way, reject “the Church and her institutions in the name of what is called the ‘true Church’.” Neither have I found them out of communion with the Church or divisive within the Church. On the contrary, they love the Roman Pontiff, their Bishops and priests, and, when others have made the choice of schism, they have wanted always to remain in full communion with the Church, faithful to the Roman Pontiff, often at the cost of great suffering. They, in no way, ascribe to a schismatic or sedevacantist ideology.
10. The Letter accompanying the Motu Proprio states that the UA was permitted by Pope Saint John Paul II and later regulated by Pope Benedict XVI with “the desire to foster the healing of the schism with the movement of Mons. Lefebvre.” The movement in question is the Society of Saint Pius X. While both Roman Pontiffs desired the healing of the schism in question, as should all good Catholics, they also desired to maintain in continuance the UA for those who remained in the full communion of the Church and did not become schismatic. Pope Saint John Paul II showed pastoral charity, in various important ways, to faithful Catholics attached to the UA, for example, granting the indult for the UA but also establishing the Priestly Fraternity of Saint Peter, a society of apostolic life for priests attached to the UA. In the book, Last Testament in his own words, Pope Benedict XVI responded to the affirmation, “The reauthorization of the Tridentine Mass is often interpreted primarily as a concession to the Society of Saint Pius X,” with these clear and strong words: “This is just absolutely false! It was important for me that the Church is one with herself inwardly, with her own past; that what was previously holy to her is not somehow wrong now” (pp. 201-202). In fact, many who presently desire to worship according to the UA have no experience and perhaps no knowledge of the history and present situation of the Priestly Society of Saint Pius X. They are simply attracted to the holiness of the UA.

Aus dem 19 Punkte umfassenden Statement on the Motu Proprio «Traditionis Custodes», das Raymond Leo Cardinal Burke am 22. Juli 2021 auf seiner Website veröffentlicht hat.


Le critère premier de la foi

Depuis que Benoît XVI, par son motu proprio Summorum pontificum de 2007, leur avait permis de sortir du ghetto, les traditionalistes ne cessaient de se développer. Très minoritaires dans l’Église, ils fournissent aujourd’hui une part croissante des vocations – jusqu’à 25 % en France certaines années. Au-delà de la croissance démographique de ses familles nombreuses, ce milieu ramène à la foi de nombreux jeunes, séduits par la sacralité de la liturgie traditionnelle et l’évidence avec laquelle elle manifeste la présence réelle de Dieu. Or c’est cette liturgie que le pape François vient de remettre encage par son motu proprio Traditionis custodes. (...) Le pape interdit aux évêques de leur accorder tout nouveau développement. Les communautés existantes célébreront « hors des églises paroissiales » (...) et seront supprimées si elles sont jugées défiantes par rapport à la liturgie de Paul VI ou au Concile. Vatican II est érigé en critère premier de la foi: au lieu de se préoccuper des 70 % de catholiques américains qui ne croient pas que l’Eucharistie soit vraiment le corps du Christ, le pape veut qu’avant tout on croie au Concile.

Aus einem Aufsatz von Laurent Dandrieu, veröffentlicht am 25. Juli 2021 in Valeurs actuelles


Riesige Welle

Alissa Kim Neu: Welche Auswirkung wird der Erlass [das Motu proprio Traditionis Custodes] auf die Feier der alten Messe haben?
Gerald Goesche: Im Augenblick erleben wir eine riesige Reklamewelle. Die alte Messe ist auch mit diesem Erlass nicht verboten worden und bleibt ein Lebensausdruck der Kirche Christi. Den kann man nicht einfach abwürgen. Und es wird auch nicht passieren.

Aus einem Interview mit Probst Dr. Gerald Goesche, Gründer des Instituts St. Philipp Neri in Berlin-Gesundbrunnen, im Cicero.


Was Benedikt XVI. wollte

Leider wurde diese Intervention des jetzigen Papstes [das Motu proprio Traditionis custodes] durch den Missbrauch vieler so genannter Traditionalisten provoziert, die, da sie sich nicht an das hielten, was Benedikt XVI. wollte, die Messe in der traditionellen Form instrumentalisierten, um den Papst und das Zweite Vatikanische Konzil anzugreifen. Aber diese sind nicht die Mehrheit oder die wichtigsten, aber sie sind diejenigen, die am lautesten schreien und in den sozialen Netzwerken erscheinen. Die Zahl der Gläubigen, die aus richtigen Gründen an der alten Form des Römischen Ritus festhalten, ohne sie zu instrumentalisieren oder die Rechtgläubigkeit und den Wert des Zweiten Vatikanischen Konzils oder der daraus hervorgegangenen Liturgiereform, der sogenannten Messe Pauls VI., zu leugnen, ist unvergleichlich größer. Die Gerechten konnten nicht für die Sünder bezahlen (vgl. Gen 18,23-25).

Aus der Erklärung des Bischofs Fernando Rifan, des Apostolischen Administrators der Apostolischen Personaladminstration St. Johannes Maria Vianney in Brasilien.


Für wen attraktiv?

Doch ganz so einfach dürfte es nicht werden, der alten Messe den Garaus zu machen. Von vielen wird die geschätzt, weil sie vor jener Kreativität schützt, mit der heute etliche Priester die Messe selbst zusammenbasteln - unter Missachtung der Normen des Messbuchs Pauls VI. und des Rechts der Gläubigen auf einem dem geltenden Römischen Ritus gemäß gefeierten Gottesdienst. Mit ihrem gewachsenen rituellen Gefüge widersetzt sich die Alte Messe dem Versuch einer Entsakralisierung. Dies macht sie für Gläubige mit Sinn für Heiligkeit, Schönheit und Objektivität des christlichen Kultes, darunter vermehrt junge Menschen, attraktiv. Nicht dass die erneuerte Liturgie nicht würdig und dem Ritus gemäß gefeiert werden könnte.

Aus: Helmut Hoping, Der Liturgie-Hammer des Papstes (über das Motu proprio Traditionis Custodes), FAZ vom 28. Juli 2021, S. 11. Helmut Hoping ist Professor für Dogmatik und Liturgiewissenschaft an der Universität Freiburg im Breisgau.


It is difficult not to think

I would like to say as a Catholic I feel regularly cut down by the Church. I have spoken of the horror of sexual abuse. I have also seen terrible financial abuse. Parishes that families help build and gave money to at great personal expense over many years sold off without much notice and for not much money. Pastoral programs launched to great fanfare with expensive publicity ending up being an expensive waste of time for little benefit. And now the extraordinary financial scandals coming out of Rome. But the most depressing thing of all is the contempt so many clergy seem to have to the quiet devotions of ordinary people. It is difficult not to think you hate us. We have done you no harm so all they only thing I can think of to explain this animosity is a distaste for vulnerable people and the obligation to care for them. Many people hate their job after a time but this is a devastating experience for the average Catholic when it is a priest who hates their job.
Moves against the Latin Mass seems to me typical of a clerical hate towards the laity. I do not understand it. Those who attend the Latin Mass love the Church. We love God. We try to live good lives as Catholics. As ordinary people attending Mass we should be to bishops and priests nothing less than the face of Christ. I am not sure why we warrant such contempt.

Aus: Daniel McGlone, In defence of the Traditional Latin Mass


Stimmt dies aber?

Papst Franziskus definiert, oder besser gesagt: reduziert nun aber die Liturgie des Römischen Ritus auf das, was in den von Paul VI. und Johannes Paul II. promulgierten liturgischen Büchern zum Ausdruck kommt. Diese Bücher seien "der einzige Ausdruck der lex orandi des Römischen Ritus". Geht man von der ursprünglichen Bedeutung der hier verwendeten Begrifflichkeit aus, dann müßte also auch die lex credendi – das, was zu glauben ist – einzig und allein jenen Büchern zu entnehmen sein. Stimmt dies aber? Genügen tatsächlich einzig diese Bücher, um den katholischen Glauben aus ihnen ablesen zu können? Gewiß suggeriert der päpstliche Begleitbrief zum Motu proprio, daß alles Wesentliche des Römischen Ritus vor der Liturgiereform sich auch im Meßbuch Pauls VI. wiederfinden lasse: "Wer mit Andacht die frühere liturgische Form feiern möchte, wird es nicht schwer finden, im nach dem Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils reformierten Römischen Messbuch alle Elemente des Römischen Ritus zu finden, insbesondere den Römischen Kanon, der eines der charakteristischsten Elemente ist." Abgesehen von der Erfahrung mit der liturgischen Praxis, wo der Römische Kanon im Novus Ordo fast niemals verwendet wird, weder in Pfarrgottesdiensten noch in Bischofskirchen oder bei den Papstliturgien, muß die Frage gestellt werden, ob tatsächlich "alle Elemente des Römischen Ritus" in den neuen liturgischen Büchern zu finden sind. Diese Frage mit Ja zu beantworten vermag nur derjenige, der vieles, was jahrhundertelang den Römischen Ritus prägte und seinen theologisch-spirituellen Reichtum ausmachte, für obsolet hält...

Aus: Michael Fiedrowicz, "Denn sie wissen nicht einmal, was man ihnen genommen hat". Konsequenzen des Motu proprio Traditionis custodes, CNA vom 30. August 2021


Ächtung

Wichtig für die rechte Bewußtseinsbildung in Sachen Liturgie ist auch, daß endlich die Ächtung der bis 1970 gültigen Form von Liturgie aufhören muß. Wer sich heute für den Fortbestand dieser Liturgie einsetzt oder an ihr teilnimmt, wird wie ein Aussätziger behandelt; hier endet jede Toleranz. Derlei hat es in der ganzen Geschichte nicht gegeben, man ächtet damit ja auch die ganze Vergangenheit der Kirche. Wie sollte man ihrer Gegenwart trauen, wenn es so ist? Ich verstehe, offen gestanden, auch nicht, warum viele meiner bischöflichen Mitbrüder sich weitgehend diesem Intoleranzgebot unterwerfen, das den nötigen inneren Versöhnungen in der Kirche ohne einsichtigen Grund entgegensteht.

Aus: Joseph Kardinal Ratzinger, Gott und die Welt, München 2000, 2. Auflage, 357


The best qualities of Catholicism

This was Benedict XVI's reading of it, anyway. In 2007, when he issued the Summorum Pontificum, permitting wider use of the Old Rite, he didn't mean it as a comment on the New Rite but, on the contrary, to reassert that the two Rites have the same heritage, same validity and can even enrich the other – and Heaven knows, aspects of Church life had grown utilitarian and sterile. I am personally of the view that one of the best qualities of Catholicism, one of the things that attracted me to it, is that it is beautiful. This is not mere aesthetics: like St Thomas digging his finger into Christ’s side, humans have a desire to see in order to believe, and religious beauty helps us come closer to God through sensual experience. This is the philosophy of most of the Catholic priests saying the Old Rite: far from being Looney Tunes schismatics, as Francis seems to imagine, they want to restore and revivify the whole Church, and by encouraging the Old Rite in a whole new social context, add something to our appreciation of the New.

Aus: Tim Stanley, Pope Francis is losing his culture war, im Spectator


Dynamik der Neuevangelisierung

Mir ist kein anderes vatikanisches Dokument bekannt, das die Dynamik der Neuevangelisierung seit 2007 so sehr beflügelt und zugleich dem liturgischen Frieden gedient hat wie „Summorum Pontificum“. Wer eine heilige Messe nach dem Missale von 1962 mitfeiert, der sieht, dass die Kirche jung ist, die Sehnsucht nach Gott besteht und die Einheit mit Rom dort selbstverständlich gepflegt wird. Warum muss ein solches gedeihliches Wachstum, ein solcher freudvoller Aufbruch im Glauben und im Leben der Kirche nun ohne Not eingehegt werden? Warum erfreuen wir uns nicht am Reichtum der Liturgie, wie sie uns der würdig gefeierte „Novus Ordo“ und der klassische Römische Ritus bieten?

Aus: Thorsten Paprotny, Hüter der Tradition, auf CNA vom 29. Juli 2021


Eine Hermeneutik des Bruchs?

Johannes Schwarz über "Traditionis custodes".


Growth and Vitality

“I want to say, that as I read the motu proprio of Pope Francis, and its accompanying letter, I find nothing that threatens the existence of St. Mary’s Church, nor the ministry of the Priestly Fraternity of St. Peter among you.”
The bishop thanked the parishioners for the “growth and vitality” he has witnessed at St. Mary’s Church over the previous three years, including the South Side parish’s increase in attendance, in spiritual devotions, in catechetical programs and in charitable service to the community.
“And I can assure you that, as long as I am your bishop; as long as you remain united to the Church Universal and the Diocese of Providence; as long as you support the parish, personally and spiritually; and as long as the Priestly Fraternity of St. Peter is able to provide us with faithful and effective pastors; I will do all that I can to support and affirm the existence and ministry of St. Mary’s Parish,” Bishop Tobin said.

Aus: Rick Snizek, Bishop Thomas J. Tobin to St. Mary's traditional Latin Mass community: 'I want you to be at peace', in Rhode Island Catholic.


Writing with precision

It is simply inconceivable that this document, which affects so many Catholics around the world, was drafted and then reviewed/edited by genuine experts in church history and liturgy. On the contrary, Tc gives the distinct impression that it was composed by only a single individual who (to be perfectly frank) didn’t know what he was writing about, and didn’t bother even to check the internet to make sure he got the historical facts straight—and then failed to seek the comments/input of officials in the appropriate Vatican offices (in this case the Congregation for Divine Worship, as well as the Congregation for the Doctrine of the Faith, particularly its section comprising the former Pontifical Commission Ecclesia Dei). In short, it looks to be the work of someone writing in a hurry, someone who isn’t accustomed to writing with precision. We can only wonder what the history of this document really is.

Aus: Cathy Caridi, J.C.L., (an American canon lawyer), The Enormous Loophole in Traditionis Custodes


Waiting for God

For all this, victories will come. They always do for works honed by God Himself. It might help us to recall Pope Clement XIV’s Dominus ac Redemptor (1773), the papal brief in which he suppressed the Society of Jesus. The action of this venal pope sent tremors throughout the Catholic world. When the Society was restored in 1814 by Pope Pius VII, it flourished as never before. The suffering and patience endured during those forty-one years of suppression blossomed into still greater graces for that once extraordinary Order. (...)
This is our season for patience, for waiting—waiting for God to show us clear paths forward in the light of unexpected setbacks, but not defeats. But it is a season that God has permitted. So, we end with Eliot as we began with Eliot, this time from Burnt Norton: “for us there is only the trying/the rest is not our business.”

Aus: Fr. John A. Perricone: Post Traditionis Custodes: Musings on a Setback, Not a Defeat


Keiner anderen Gruppe widerfährt solches ...

In Art. 3 des Motu proprio ist die Rede von „Gruppen“, welche die Messe nach dem Missale aus der Zeit vor der Reform von 1970 feiern. Der Ausdruck „Gruppen“ wird der Wirklichkeit der Besucher tridentinischer Messen nicht gerecht. Eine Gruppe ist eine überschaubare soziale Einheit von Mitgliedern, zwischen denen dauerhafte soziale Beziehungen bestehen. Die Besucher der tridentinischen Messe bilden regelmäßig keine solche Gruppe. Sie finden sich zur Feier dieser Messe ein, ohne eine soziale Einheit zu bilden. Es fehlt ein Band, das sie zu einer Gruppe zusammenfügt. Der Ausdruck Gruppe ist daher verfehlt. Er legt die Vermutung von Zusammenschluß und womöglich von Absonderung nahe, was beides nicht zutrifft. Von „Anhängern“ solcher Gruppen zu sprechen (Art. 3 § 2) ist nicht angebracht.
Dem Diözesanbischof wird in Art. 3 § 1 aufgetragen, festzustellen, daß derartige „Gruppen“ die Gültigkeit und die Rechtmäßigkeit der Liturgiereform, der Vorschriften des Zweiten Vatikanischen Konzils und des päpstlichen Lehramtes nicht ausschließen. Diese Bestimmung ist in mehrfacher Hinsicht angreifbar. Einmal sind die angesprochenen „Grup-pen“, wie gesagt, lediglich Ansammlungen einzelner Personen. Sie sind auf keine andere Ordnung festgelegt als auf die Lehre und das Recht der katholischen Kirche. Einen „Gruppenkodex“ gibt es nicht. Man kann also auch nicht danach forschen. Zweitens ist Kritik an Einzelheiten der Liturgiereform keine Bestreitung ihrer Gültigkeit und Rechtmäßigkeit. Sie wird von vielen Seiten geübt, auch und gerade von deren Befürwortern. Man spricht seit langem von der „Reform der Reform“. Die zahllosen Abweichungen von dem Meßbuch Pauls VI., die allenthalben zu beobachten sind, zeigen die Unzufriedenheit weiter Kreise des Klerus mit der Reform. Eine Reform kann gelingen oder mißlingen. Drittens ist die Untersuchung oder gar Vernehmung der Freunde der tridentinischen Messe darüber, was sie über die Liturgiereform etc. denken, eine ungewöhnliche, ja diskriminierende Maßnahme. Sie werden gewissermaßen unter einen Generalverdacht gestellt. Keiner anderen „Gruppe“ in der Kirche widerfährt solche Bezichtigung. Die vielen Theologen, die sich gegen die Glaubens- und Sittenlehre der Kirche verfehlen, die zahlreichen Priester, die Eigenheiten und Absonderlichkeiten in den Vollzug ihres „Gottesdienstes“ einbauen, bleiben ungerügt und unbeanstandet. Kein Diözesanbischof wird vom Heiligen Stuhl beauftragt, die Lehre oder die Gesinnung der in seinem Gebiet tätigen Theologen zu untersuchen.

Aus der Expertise des Kirchenrechtlers Prof. Dr. Georg May über Traditionis Custodes


I found a deeper relation with Christ

I am a 47 year old woman and after a year of preparation and almost 10 years of searching I became a Roman Catholic in 2002. At that time I was 28 years old. I started going on pilgrimages and by chance in Lourdes I met a young volunteer from Utrecht (the Netherlands) who one day took me to the old form of Holy Mass. I have an autism related syndrome and in the old form I found tranquility. An escape from a world filled with all kind of distraction and noise. And I found a deeper relation with Christ. Even though I have to travel across the country, I make the time to go to Amsterdam every once in a while. It's my way to feed my faith. Without that possibility, my mental condition would be a lot worse and my faith diminished. And my spiritual life has improved since I discovered this possibility. I am so grateful for it! And I know there are more people like me for whom the classic Rite would be a major blessing, if only they had an opportunity to discover it!

Aus dem "Bouquet of Testimonies" from the Netherlands Crowning Glory for the Motu Proprio Summorum Pontificum 2007.


Papst Franziskus, die Piusbruderschaft und Traditionis custodes

In einem Interview mit Carlos Herrera, das am 1. September 2021 vom spanischen Radiosender COPE ausgestrahlt wurde, erklärte Papst Franziskus, dass sein Motu proprio Traditionis custodes das Ergebnis seiner Zusammenarbeit “mit traditionalistischen Leuten guter Absicht” (“con gente tradicionalista de buen sentido”) gewesen sei.
Wer ist mit diesen Traditionalisten gemeint? Die Piusbruderschaft bezieht das Wort auf sich. Sie verbreitet ein Interview mit James Vogel, ihrem Pressesprecher in den USA, in dem er auf die Frage, wen der Papst mit jenen “vernünftigen Traditionalisten” gemeint habe, antwortet:
“Hier kann man nur spekulieren. Zum einen bezieht er sich auf seine Zeit in Buenos Aires. Dort gab es einige bekannte ‘Traditionalisten’, die ihre Beziehung zur Priesterbruderschaft St. Pius X. nicht verbargen, und für die Diözese im juristischen und kanonistischen Bereich tätig waren. Er erinnert vielleicht auch an die Kontakte, die Pater Christian Bouchacourt, damals Distriktoberer in Buenos Aires und heute Zweiter Generalassistent, mit Msgr. Bergoglio hatte. Erinnern wir uns daran, dass der spätere Papst der Bruderschaft in einer schwierigen Situation geholfen hat, wofür wir mehr als dankbar sein müssen. Ohne ihn wäre die Bruderschaft in Argentinien empfindlich getroffen worden.”


Absolut falsch!

Die Wiederzulassung der alten Messe wird häufig so interpretiert, dies sei vor allem ein Entgegenkommen gegenüber der Piusbruderschaft gewesen?!

Papst Benedikt:
Das ist eben absolut falsch! Für mich war wichtig, dass die Kirche selbst innerlich, mit ihrer eigenen Vergangenheit, eins ist. Dass das, was ihr vorher heilig war, nicht jetzt falsch ist. Der Ritus muss sich entwickeln. Insofern ist Reform angezeigt gewesen. Aber die Identität darf nicht zerbrechen. Die Piusbruderschaft beruht ja darauf, dass Leute das Gefühl haben, die Kirche habe sich selbst verleugnet. Das darf nicht sein. Aber wie gesagt, meine Absicht war nicht taktischer Natur, sondern es ging mir um die Sache selbst.

Papst Benedikt XVI. in: Letzte Gespräche, München 2016, S. 201 f.


Was ist entdeckenswert?

Bezeichnend ist, dass Erzbischof Roche seine Mitbrüder dazu aufruft, den „Wert der Liturgiereform“ wieder zu entdecken – und nicht den „Schatz der Liturgie“. Wir feiern im Übrigen noch immer die heilige Messe, nicht aber die heilige Liturgiereform. Die „Wahrheit und Schönheit des Ritus“ ist wichtig. Das stimmt, aber ich frage mich: Welchem Ziel, ja welchem Frieden dienen das Motu Proprio „Traditionis custodes“ und die neuen Verlautbarungen? Man möge mir nachsehen, dass ich abschließend die weisen und auch wegweisenden Worte von Benedikt XVI. vom 7. Juli 2007 zitiere: „Es gibt keinen Widerspruch zwischen der einen und der anderen Ausgabe des Missale Romanum. In der Liturgiegeschichte gibt es Wachstum und Fortschritt, aber keinen Bruch. Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein. Es tut uns allen gut, die Reichtümer zu wahren, die im Glauben und Beten der Kirche gewachsen sind und ihnen ihren rechten Ort zu geben.“

Aus: Thorsten Paprotny, Unnütze Streitereien. Anmerkungen zu „Traditionis custodes“ und den „Responsa ad dubia“, CNA vom 19. Dezember 2021


Tabula rasa?

Das neue Schreiben degradiert die Bischöfe zu Antragstellern bei den päpstlichen Funktionären der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung. Im Stil einer fixen Idee wird Tabula rasa gemacht. Und dies im Auftrag eines Papstes, der bei anderen Reformthemen alles in der Schwebe lässt und mit Andeutungen kokettiert. Hier geht der Pontifex aber aufs Ganze, als hinge sein eigenes Seelenheil davon ab.

Aus dem Kommentar Banausenhafter Zentralismus von Christian Geyer zu den Ausführungsbestimmungen zu Traditionis custodes, FAZ vom 20. Dezember 2021.


Wodurch leidet die Einheit der Kirche?

Die Einheit der Kirche habe durch nichts so schwer gelitten wie durch die Vielgesichtigkeit ihrer liturgischen Praxis. Es gebe eben nicht „die“ neue Messe. „Es gibt zahllose, weil die Liturgie als Schutzraum für den Glauben dem Subjektivismus preisgegeben worden ist“ äußerte er. Rodheudts Auffassung nach sei diese Tatsache nicht zuletzt ausschlaggebend für den Gedanken der „Reform der Reform“ gewesen, „mit dem Papst Benedikt XVI. weniger den liturgischen Frieden zwischen ‘Anhängern’ der einen oder anderen Seite herstellen wollte als viel mehr den Frieden zwischen den seit langer Zeit widerstreitenden Gesetzmäßigkeiten des Glaubens und des Betens, also zwischen Glaube und Kult.“

Aus dem Artikel der Tagespost über die Stellungnahme von Pfarrer Dr. Guido Rodheudt zu den Responsa ad dubia von Erzbischof Arthur Roche, dem Präfekten der Gottesdienstkongregation.


Das Selbstbewusstsein der Reformer

An kaum einem Beispiel wird das Selbstbewusstsein der Reformer deutlicher als an der Umgestaltung der katholischen Totenliturgie. Die Gesänge des Requiems, darunter der mittelalterliche Hymnus „Dies irae“, hatten über Jahrhunderte Komponisten zu immer neuen Vertonungen angeregt. 1965 stellt György Ligeti sein Requiem fertig, 1972 folgte das Requiem von Frank Martin. Zur gleichen Zeit gestaltete die Kirche ihre Totenliturgie gründlich um und strich das „Dies irae“ kurzerhand aus dem Repertoire. Die Künstler haben das ignoriert.

Aus: Benjamin Leven, Der Papst schreibt ein Drama. Zu den Hintergründen von „Traditionis Custodes“, in: Herder-Korrespondenz 1/2022, S. 36-38. Leven erwähnt auch das Agatha-Indult, um zu zeigen, dass nicht jede Kritik an der Liturgiereform ideologischer Natur ist.


Außergewöhnliche Initiative für den Erhalt der traditionellen Liturgie

Am 6. März bricht, wie die Tagespost bereits gemeldet hat, in Paris eine Gruppe von Priestermüttern zu einem Fußmarsch auf, der am 1. Mai in Rom enden soll. Dort wollen sie dem Papst eine Truhe von Briefen überreichen, in denen Zeugnisse über die klassische Liturgie gesammelt sind, verbunden mit der Bitte, die durch Traditionis custodes verhängten Restriktionen ihrer Feier wieder aufzuheben. Jeder kann einen solchen Brief schreiben und ihn bis zum 5. März einsenden. Die Website der Initiative La voie romaine stellt das Projekt in französischer, englischer und italienischer Sprache vor.


An authority to suppress?

Of course, the Pope and the bishops have a right to regulate the celebration of the Sacraments. In 2007 Pope Benedict XVI wrote in Summorum Pontificum: “It is therefore permitted to celebrate the Sacrifice of the Mass following the typical edition of the Roman Missal, which was promulgated by Blessed John XXIII in 1962 and never abrogated [emphasis added], as an extraordinary form of the Church’s Liturgy.” The assertion was unexpected and provocative. Benedict’s legendary orthodox theological expertise and precision endows it with great weight.
Whether the Church has the authority to suppress an entire liturgical form (and whether Pope Benedict holds this view) is open for discussion. Since the sacred liturgy is an indispensable vehicle of Sacred Tradition, a presumed right to suppress an entire form seems far from certain. Few would deny that the post-conciliar Novus Ordo represents a significant repackaging of the Mass (and other rituals). Benedict was keenly aware of this sorrowful legacy and the ensuing liturgical ruptures from tradition. He attempted to heal them by urging “organic growth from existing liturgical forms” and “reform of the reform” — directing attention to the legacy of the Extraordinary Form. Summorum Pontificum is authoritative primarily because it removes any ambiguity associated with claims that the Church suppressed the EF.

Aus: Jerry J. Pokorsky, The spiritual capital punishment of faithful Catholics, in: Catholic World Report vom 14. Januar 2022.


OK, I think I understand now

The Vatican “carried out a detailed consultation of the bishops in 2020” regarding the use of the traditional Latin Mass. Although we’ve never seen the results of that consultation, Pope Francis determined that “the wishes expressed by the episcopate” called for a crackdown on traditionalism. But the bishops who wanted that crackdown can’t be trusted to do it themselves.

In a “synodal” Church, the Vatican listens carefully to all the faithful, and serves the needs of the diocesan bishops—in this case, by telling them what to do.

In Traditionis Custodes (#4), when the Pope wrote that the diocesan bishop has “exclusive competence to authorize the use of the 1962 Roman Missal in his diocese, according to the guidelines of the Apostolic See,” what he meant was that a diocesan bishop cannot authorize the use of the traditional liturgy without explicit permission from the Holy See.

Traditionis Custodes set forth the guidelines ... weiterlesen


Zum Thema:

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P. Federico: Von Traditionis Custodes zu den Responsa Ad Dubia (Fragment)

Autoren

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