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Wort u. Sakrament

Die zwei Tische, das Wort und das Sakrament

Von Franz Prosinger

„Denn zweierlei Bedürfnisse habe ich hienieden, ohne deren Befriedigung mir dies elende Leben durchaus unerträglich wäre. Hier in diesem Kerker des Leibes bedarf ich Speise und Licht. Nun hast Du mir, um meiner Schwachheit zu Hilfe zu kommen, Deinen Leib zur Speise gegeben zur Stärkung meiner Seele und meines Leibes, und Dein Wort zur Leuchte in dem Dunkel des Lebens... Man kann auch sagen, dass sie die zwei Tische sind, die in der Schatzkammer der Kirche aufgestellt sind“ (Nachfolge Christi IV,11).

Es geht nun nicht darum, ob wir unser Leben auf Erden mit Thomas von Kempen mehr als Kerker oder schon als eine erste Offenbarung der Herrlichkeit Gottes empfinden. Auch geht es nicht um eine Gleichstellung der beiden Tische, der Heiligen Schrift und des Sakraments des Altares – in der „Nachfolge Christi“ steht nur ein Kapitel über das rechte Lesen der Hl. Schrift (I,5) und ein ganzes Buch (IV,1-18) über das Altarsakrament. Es geht um die innere Beziehung von Schriftlesung und Kommunion bzw. von Wort- und Opfergottesdienst in der hl. Messe. Die dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung greift das Bild von den zwei Tischen auf: „Die Kirche hat die Heiligen Schriften immer verehrt, so wie auch den Herrenleib selbst, weil sie, vor allem in der Liturgie, vom Tisch des Wortes Gottes wie des Leibes Christi ohne Unterlass das Brot des Lebens nimmt und den Gläubigen reicht“ (Dei Verbum 21). Auch hier geht es nicht um eine Gleichstellung oder gar den nachkonziliaren Missbrauch, dass der Wortgottesdienst ausufert und das Sakrament nur noch wie ein Anhängsel erscheint. Es geht um die innere Beziehung.

Von Anfang an ist die eucharistische Liturgie der Christen eine Verbindung des Synagogengottesdienstes mit Lesungen aus der Torah, den Propheten und den übrigen Schriften, mit Gesängen und Gebeten auf der einen Seite, und dem Opfergottesdienst im Tempel, dem täglichen Tamîdopfer, dem Opfer des Lammes am Pessach und dem großen Sühnopfer am Yom Kippur auf der anderen Seite. Dieses System der Sühnopfer im Alten Bund ist in dem einen Opfer Christi erfüllt, und das ist im Messopfer gegenwärtig, um dem himmlischen Vater dargebracht zu werden. Dabei ist der Wortgottesdienst mehr als nur eine Einstimmung oder Vorbereitung. In der liturgischen Verkündigung wird Christus, das ewige Wort Gottes, bereits gegenwärtig: „Wort des lebendigen Gottes“ – „Dank sei Gott!“. Zum Evangelium erheben wir uns in Ehrfurcht und danken dem Herrn für die Verkündigung seines Wortes: „Lob sei Dir, Christus!“. In der Kirche wird das Wort Gottes offiziell und mit Autorität verkündet und entsprechend vernommen.

Das Sakrament der priesterlichen Weihe „ermächtigt ihn [den Geweihten], als Vertreter Christi, des Hauptes, in dessen dreifacher Funktion als Priester, Prophet und König zu handeln“ (KKK 1581). In der Erklärung des Priestertums Christi als Mittler zwischen Gott und den Menschen sieht der Hebräerbrief zwei notwendige Eigenschaften: er muss glaubwürdig und mitleidend sein (2,17). Der Priester muss von oben her autorisiert sein, um das Wort Gottes zu verkünden, so wie Moses (3,1-6), und er muss von unten her mit den Menschen verbunden sein, um Gaben und Opfer für die Sünden darzubringen, so wie Aaron (5,1-10).

„Gegenüber der vorkonziliar immer noch dominierenden Identifizierung des Priesters mit einem Sakramenten-Spender hat das Zweite Vatikanum die Wortverkündigung als eine wesentliche Aufgabe des Priesters hervorgehoben und dadurch die intrinsische Verbindung der Feier der Glaubenssakramente mit der Weckung und der Stärkung dieses Glaubens durch den Dienst am Wort verdeutlicht“ (Card. Cordes, Tagespost 13.10.22). Dies kommt in der überlieferten Liturgie sogar deutlicher zum Ausdruck. Zur offiziellen Verkündigung des Gotteswortes werden der Lektor für die Lesungen des Stundengebets, für die hl. Messe der Subdiakon zur Verkündigung der Lesung und der Diakon zur Verkündigung des Evangeliums geweiht. Da kommt nicht ein Laie aus dem Volk (gr. laós), sondern der geweihte Amtsträger kommt aus dem Altarraum und handelt in persona Christi. Das Kirchenschiff repräsentiert die hörende Kirche, während Christus selbst durch die geweihten Altardiener sein Wort verkündet. Die neuere Praxis der Übernahme von liturgischen Ämtern durch Laien ist durch die Konzilskonstitution über die göttliche Liturgie nicht gedeckt. Aber auch die vorkonziliare Praxis, dass der Priester die Lesungen am Altar still aus dem Messbuch las und parallel ein Lektor am Ambo, war keine ideale Lösung. Das Wort Gottes wurde in der Synagoge und in der alten Kirche immer in einer Übersetzung vorgetragen, die auch verstanden werden konnte. So entstanden die aramäischen Targume, die griechische Septuaginta, die syrische Peschita und schließlich auch die lateinische Vulgata. Wulfila hatte die Hl. Schrift ins Gotische übersetzt und Papst Hadrian II bestätigte die liturgischen Bücher in der altbulgarischen Sprache, dem heutigen Kirchenslawisch. Als Gotteswort in Menschenwort will die Hl. Schrift für die Verkündigung in der Liturgie übersetzt und verstanden werden. „Auf dass den Gläubigen der Tisch des Gotteswortes reicher bereitet werde, soll die Schatzkammer der Bibel weiter aufgetan werden“ (Konstitution über die hl. Liturgie, Nr. 51). So wurde im Jahr 1965 unter Beibehaltung der überlieferten Leseordnung der Sonn- und Feiertage für die Werktage ein Perikopenbuch mit zwei Lesejahren erstellt.

Durch die Verkündigung des Gotteswortes durch den geweihten Diener verdeutlicht die überlieferte Liturgie der Kirche die Einheit von Wort- und Opfergottesdienst. In der Kraft des göttlichen Wortes, ergriffen vom Ruf des Herrn, folgen wir ihm in seine Hingabe an den Vater. In der eucharistischen Rede des Herrn in Joh 6 ist die Verbindung des Brotes des Lebens und des Sakraments des Leibes und Blutes besonders deutlich. Schon gegenüber dem Versucher in der Wüste hat Jesus gesagt, dass der Mensch von jedem Wort lebe, das aus dem Mund des lebendigen Gottes kommt (Mt 4,4; Dtn 8,3). Das Werk Gottes in uns ist der Glaube, gewirkt durch Sein Wort (vgl. Joh 6,29; Röm 10,17). Es ist das „Brot Gottes, herabsteigend aus dem Himmel und Leben gebend der Welt“ (Joh 6,33). „Wer glaubt, hat das ewige Leben: Ich bin das Brot des Lebens“ (6,47f). Und dieses Brot schenkt sich uns schließlich als das geopferte Fleisch und das ausgegossene Blut des Herrn: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm“ (6,56). Dies ist keine magische Wirkung, sondern gebunden an Geist und Glauben: „Der Geist ist es, der lebendig macht, das Fleisch nützt gar nichts“ (6,63).

So sind Kommunikation und Kommunion aufeinander bezogen. „Wenn einer Mich liebt, wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden kommen und Wohnung bei ihm nehmen“ (Joh 14,23). Im Hinblick auf den Weinstock und die Reben, Symbol der Vereinigung von Bräutigam und Braut, sagt Christus: „Bleibt in Mir und Ich bleibe in Euch“ (15,4). Das Wort, das Fleisch geworden ist, will zu uns sprechen und schließlich auch in uns Fleisch werden. Schon Origenes nennt die Heiligen Schriften einen Leib aus Buchstaben, beseelt vom Geist Gottes. Schon hier werden wir hineingeführt in das Geheimnis des Leibes Christi. Aber das Christentum ist keine Buchreligion. Im Zentrum steht die Person Christi. Die Kommunikation des Wortes führt in die Kommunion mit dem sich Offenbarenden. Umgekehrt können wir aus der hl. Kommunion wieder an die Lesung der Hl. Schrift gehen, aus der inneren Kenntnis dessen, der zu uns spricht. So ist die hl. Kommunion nicht stumm und die Kommunikation nicht fremd. Beide Tische, die des Wortes und die des Leibes Christi, sind innig aufeinander bezogen. Der Sehnsucht nach der hl. Kommunion sollte der Hunger und Durst nach dem Wort Gottes vorangehen (vgl. Amos 8,11).

So lehrt das Zweite Vatikanum: „Von größtem Gewicht für die Liturgiefeier ist die Heilige Schrift. Aus ihr werden die Lesungen vorgetragen und in der Homilie ausgedeutet, aus ihr werden die Psalmen gesungen und unter ihrem Anhauch sind die liturgischen Gebete, die Orationen und Gesänge geschaffen, und aus ihr empfangen Handlungen und Zeichen ihren Sinn... [es] muss jenes innige und lebendige Ergriffensein von der Heiligen Schrift gefördert werden, von dem die ehrwürdige Überlieferung östlicher und westlicher Riten zeugt“ (Liturgiekonstitution Sacrosanctum Concilium 24).

Auch die Theologie des Ostens sieht die Einheit von Wort und Sakrament: „Das Wort setzt das Sakrament als seine Vollendung voraus, denn im Sakrament wird Christus, das Wort, zu unserem Leben. Das Wort versammelt die Kirche, um in ihr Mensch zu werden. Vom Wort getrennt droht dem Sakrament die Gefahr, als Magie verstanden zu werden, und ohne Sakrament droht dem Wort die Gefahr, auf eine ‚Lehre‘ reduziert zu werden“ (Schmemann A., Eucharistie. Sakrament des Gottesreichs, Einsiedeln 22012, 100).


Robert Spaemann: Was die Präsenz des klassischen Ritus für die Kirche bedeutet

Autoren

Conrad Sven
Deneke B.
Mosebach M.
Muschalek G.
Postl Uwe
Prosinger F.
Ramm Martin
Ratzinger J.
Recktenwald E.
Spaemann R.
Strasser R.
Wildfeuer M.


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