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Der Gottesbeweis Anselms von Canterbury

Von Engelbert Recktenwald

1998 ist in Heidelberg meine Studie Die ethische Struktur des Denkens von Anselm von Canterbury (Bild) erschienen, als Band VIII in der Reihe Philosophie und Realistische Phänomenologie, hg. von Rocco Buttiglione und Josef Seifert.

Eine Kurzfassung wurde schon zuvor unter dem Titel Das id quo maius cogitari non potest als rectitudo: Anselms Gottesbeweis im Lichte von De veritate veröffentlicht, und zwar in Twenty-Five Years (1969-1994) of Anselm Studies (Band 3 der Anselm Studies, Band 70 der Reihe Texts and Studies in Religion), hg. von Frederick Van Fleteren und Joseph C. Schnaubelt, Edwin Mellen Press, Lewiston / Queenston / Lampeter 1996. Der etwa 350 Seiten starke Band enthält außer meinem Aufsatz Beiträge von Coloman Etienne Viola, Frederick Van Fleteren, Walter Fröhlich, Alain Nadeau, Italo Sciuto, Klaus Kienzler, André Cantin, Thomas Losoncy, Robert A. Herrera und Alain Galonnier.

Ich freue mich, dass sie nun, 2023, wieder erschienen ist in meinem Buch Wirklichkeitserschließendes Sollen. Es enthält neun Aufsätze von mir.

1. Kapitel: Die Definition der "Gerechtigkeit" in De veritate

Ein Blick in die reichhaltige Forschungsliteratur zum Anselmschen Gottesbeweis im Proslogion kann schnell davon überzeugen, wie sehr sich die Diskussion auf den logischen Aspekt von Anselms Gedankengang konzentriert. Vor allem im englischsprachigen Raum scheint seit Malcolms Versuch einer modallogischen Rekonstruktion des Anselmschen Beweises [1] die Kontroverse von dem Konsens bestimmt zu sein, daß die Logik die zuständige Disziplin ist, die über die Stichhaltigkeit des Beweises entscheidet. Selten dagegen wird der Versuch unternommen, den Beweis als die Explikation einer originären Einsicht zu verstehen, die durch kein noch so durchdachtes logisches Schlußverfahren ersetzt werden kann. Genau dies aber ist die These, die ich hier stützen möchte.

Meine These lautet, daß Anselms Denken im Ganzen und sein Gottesbeweis im Besonderen von der Evidenz einer sittlichen Erfahrung getragen ist. Diese wird erst in der Schrift De veritate, die einige Jahre nach dem Proslogion entstanden ist, [2] eigens thematisiert. In De veritate XII arbeitet Anselm eine Definition der Gerechtigkeit heraus, indem er Schritt für Schritt die allgemeine Charakterisierung der ... bitte weiterlesen in "Wirklichkeitserschließendes Sollen".


Erhellende Arbeit

Am 25. Juli 2017 erschien in der Tagespost ein Artikel, der im Rahmen eines Kommentars zu meinem Artikel vom 1. Juli ein wertvolles Kompliment zu meiner Anselm-Arbeit enthält:
"P. Engelbert Recktenwald verdanken wir eine, nein: die erhellende Arbeit zum berühmten Argument Anselms von Canterbury, der von dem Gedanken ausging, Gott sei der, über den hinaus nichts Größeres = Besseres gedacht werden könne: Die ethische Struktur des Denkens von Anselm von Canterbury (Heidelberg 1998)."
Und dieses Kompliment stammt von keinem Geringeren als Jörg Splett.

Jörg Splett gehört zu den wenigen Philosophen, die imstande sind, das Phänomen des Guten und des Sollens zu erfassen und ihm in seiner Philosophie gerecht zu werden. Die meisten Denker philosophieren das moralisch Gute hinweg, entweder, indem sie es im Rahmen des naturalistischen Fehlschlusses mit dem, was im besten Fall bloß Träger des Guten ist, identifizieren, oder indem sie seine Existenz leugnen. Zur ersten Theoriegruppe gehören z.B. Eudämonismus (das Gute ist das Glück) und Utilitarismus (das Gute ist das Nützliche), zur zweiten Gruppe alle Spielarten des Nonkognitivismus wie Präskriptivismus (z.B. Hare: Werturteile sind eine Art von Imperativen), Emotivismus (z.B. Stevenson: Werturteile drücken billigende oder missbilligende Gefühle aus) und die Irrtumstheorie Mackies. Dagegen stellt Splett fest: Die sittliche Erfahrung ist “einer externen Begründung weder fähig noch bedürftig. Die Herrlichkeit des ergreifenden Guten erweist sich (durch sich) selbst.” Die Reflexion auf diese Erfahrung und auf das Unbedingte, das sich in ihr offenbart, findet - mit den Worten Schellings - im Gewissen den “einzigen offenen Punkt, durch den der Himmel hereinscheint” (Jörg Splett, "Wenn es Gott nicht gibt, ist alles erlaubt"? Zur theo-logischen Dimension des sittlichen Bewußtseins; in: Walter Kerber (Hg.), Das Absolute in der Ethik, München 1991, S. 131-156).

Der Artikel in der Tagespost, auf den sich Splett bezieht, ist als Hörbeitrag auf meinem Podcast erschienen.


Haben wir einen Zugang zur Wirklichkeit?

Am 19. Oktober 2023 brachte die Tagespost aus der Feder von Franz Prosinger eine ausführliche Rezension meines Buches Wirklichkeitserschließendes Sollen. Einige Tage später erschien sie auch online.


Philosophisches zur Gottesfrage:

Prof. Dr. Richard Swinburne: Gibt es einen Gott?

Spaemann: Rationalität und Gottesglaube

Michael Novak: Einsame Atheisten


Liebe als Schlüssel zur Erkenntnis

Diese Episode meines Podcasts erklärt die Schlüsselrolle, die die Liebe in der Gotteserkenntnis einnimmt.

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