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An den Freund, der nicht mehr an die Liebe glaubt

Von Emma Lindle

Letzten Sommer war ich bei einer Freundin zuhause. Ihre zwei adoptierten Kinder rannten herum und spielten, und ich trank eine Tasse Tee, die sie mir gemacht hatte. Während wir uns unterhielten, begannen wir über die Liebe zu sprechen, und sie erzählte mir von einem Freund ihres Ehemannes, Mark, der die Liebe aufgegeben hatte, im Glauben, dass er zu viele Menschen am Versuch, sie zu erreichen, scheitern gesehen hatte. Marks Ansicht stand in direktem Widerspruch zu der meiner Freundin, die glaubt, dass Liebe in ihrem Leben nicht nur sichtbar und fühlbar ist, sondern auch täglich gewürdigt wird in den Opfern, die sie für ihre Familie bringt. Aber Mark glaubte nicht, dass der Mensch in der Lage sei, sich selbst zu überwinden, um für einen anderen zu sorgen. Er glaubte, sein eigenes Ego zu befriedigen sei das Einzige, wozu der Mensch fähig sei.

Ich rechne es Mark hoch an, dass er die Sache beim Namen genannt hat. Viele Dinge werden als Liebe betitelt, und wenn wir diese Illusion dann durchschauen, werden wir verletzt und sind hoffnungslos. Am Ende sagen wir: „Liebe existiert nicht.“ Oder wenigstens: „Der Mensch ist nicht fähig, zu lieben.“

Das Letztere scheint das zu sein, von dem Mark mehr überzeugt war, als dass Liebe überhaupt nicht existiert. Und diese Ansicht enthält noch Hoffnung. Indem er sagt, der Mensch scheint der Liebe nicht fähig zu sein, sagt er auch, dass Liebe existiert, allerdings als etwas Unerreichbares. Unerreichbare Liebe scheint ein besserer Ausblick zu sein, um sich damit zu beschäftigen und darüber nachzudenken, als überhaupt keine Liebe.

Mark, nichtsahnend von der Hoffnung in seinem Herzen, bezeichnete sich selbst als einen „Ungläubigen der Liebe“. Jedenfalls, Mark hat sich vor einiger Zeit für eine Frau interessiert. Diese Beziehung hatte das Potenzial, Licht in die Dunkelheit seiner tristen Ansicht zu bringen, aber Liebe in Gestalt einer gegenseitigen Selbstgenugtuung war dazu bestimmt, ihn ohne Liebe zurückzulassen. Ich fragte mich, ob er während dieser Zeit mit ihr in sich selbst etwas finden würde, das ihn auf die Liebe verweisen würde, oder ob er sich unbefriedigt fühlen würde, unfähig, in ihr etwas anderes als ein Mittel zu seiner eigenen Erfüllung zu sehen.

Marks utilitaristischer Zugang zu Liebe

Marks Kritik an der gescheiterten Liebe des Menschen kann man als Utilitarismus bezeichnen. In „Liebe und Verantwortung“ erklärt Karol Wojtyla, dass Utilitarismus die Nützlichkeit des menschlichen Handelns betont, sowie die Maximierung von Lust und die Minimierung von Unlust als die primäre Basis des menschlichen Lebens (Wojtyla, Love and Responsibility, 35).

Das ist die Linse, durch die viele von uns die Welt sehen. Es ist nicht völlig verrückt. Ich esse das Eis, nicht weil ich mich um das Eis sorge, sondern weil ich den Genuss der leckeren Eiscreme erleben will. Menschen wollen den Umgang mit anderen Menschen ebenfalls mit dieser Linse betrachten. Ich strebe nach Freundschaft mit dieser Person, nicht weil ich mich um sie sorge, sondern lediglich, weil ich mir von ihr irgendeinen Genuss verspreche. Dieser Genuss kann wie viele verschiedene Dinge aussehen, aber in all seinen Formen entsteht ein Problem, wenn der Genuss wichtiger als die Person wird. In diesen Fällen haben wir uns mit etwas Geringerem als Liebe abgefunden. Lasst uns versuchen, dieses „Abfinden“ zu verstehen, und überlegen, wie wir uns bemühen können, darüber hinaus zu wachsen.

Gelebte utilitaristische Liebe

Für den Utilitaristen ist der Genuss das Ende, das Ziel. Das ist wichtig, denn Genuss ist nicht schlecht, aber eben nicht alles. Wenn wir die Schönheit und die Ordnung des Universums betrachten, wenn wir die Geburt eines Kindes erlebt haben, wenn wir die Kapazitäten unseres Verstandes und unseres Herzens betrachten, können wir da ernsthaft glauben, dass das Ende unserer Taten einfach der Genuss ist? Als wären wir in einem Cartoon, und Porky taucht auf, um zu sagen: „Das war‘s, Leute!“ Es gibt nichts mehr außer dem Genuss. Das war‘s, Leute! Ja, ich würde mich wie ein Looney Tune fühlen, wenn ich, wo ich doch so wunderschön gemacht bin, wie ich bin, wo ich in dieser Welt lebe, die so komplex und geordnet ist, dennoch mit ganzem Herzen glauben würde, dass das Ende und das Ziel meiner Taten der Genuss ist und sonst nichts. Ich denke, an diesem Punkt würde Mark zu mir sagen: „Ich verstehe, dass der Utilitarismus nicht so toll ist, aber schau uns an. Es sieht nicht so aus, als wären wir fähig, etwas über den Genuss hinaus zu erreichen.“

Utilitarismus als Verzweiflung

Ich würde antworten: „Ich weiß, dass es Zeiten gibt, in denen wir nicht die Fähigkeit zeigen, uns selbst und den Genuss zu überwinden. Ich weiß, Mark, wir finden uns oft damit ab.“ Dieses „Abfinden“ ist eine Form von Verzweiflung. Der Mangel einer Hoffnung, die wir einst besaßen. Sogar Kinder kümmern sich nicht allein um Genuss. Ich habe Zeit mit einem Vierjährigen verbracht und gesehen, wie ernsthaft er darauf bedacht war, seiner Mutter zu helfen, indem er ihr im Haushalt zur Hand ging. Über die Zeit haben manche von uns die Fähigkeit aufgegeben, nach etwas über den Genuss hinaus zu erstreben. Das Akzeptieren dieser Niederlage bedeutet, an unserer Würde zu verzweifeln, an unserer Fähigkeit, uns in andere einzufühlen, und an Werten wie die Liebe.

Die Harmonie des Utilitarismus

„Harmonie ist dennoch möglich!“, protestiert der Utilitarist, „Genuss als unser Endziel ist keine Form von Verzweiflung. Es trennt uns nicht voneinander.“ Utilitarismus sucht den größtmöglichen Genuss für uns beide und darf für den anderen niemals unangenehm sein. Aber Wojtyla antwortet: „Dann aber ist diese so verstandene Liebe (also die Harmonie des Utilitarismus) selbstverständlich lediglich eine Vortäuschung, die sorgfältig gepflegt werden muss, um die zugrundeliegende Realität zu verdecken“ (a.a.O., 39). Diese zugrundeliegende Realität entlarvt aber die Scharade der Harmonie des Utilitarismus, die Gemeinschaft vortäuscht. Und diese versteckte Realität ist es, die Mark sieht, wenn er zu seiner Schlussfolgerung gelangt, dass der Mensch nicht fähig zur Liebe ist.

Eine neue Basis für die Liebe

Als meine Freundin mir von Mark erzählte, hoffte ich, dass er in seiner neuen Beziehung etwas über Genuss hinaus erkennen würde. Ich hoffte, dass die Beziehung ihn und jene Frau mit einem objektiven Gut in Berührung bringen würde, das sie vereinigen konnte. Es ist nicht so, dass Genuss überhaupt kein Wert ist. Er kann bloß nicht der höchste Wert sein. Wojtyla beschreibt eine neue Basis für die Liebe: „die personalistische Norm“ (a.a.O. 40). Der Wert der Person soll über dem Wert des Genusses stehen. Die Wahrheit erhebt uns von der Verzweiflung zur Hoffnung. Sie verleiht uns Würde! „Die Person ist ein Wesen, das so beschaffen ist, dass die einzig richtige und adäquate Art, mit ihm in Beziehung zu stehen, die Liebe ist“ (a.a.O. 40).

Das Risiko dieser Basis

Wojtylas Gedanken klingen schön, und wir bekommen ein klares intellektuelles Verständnis der Liebe als etwas, das uns die Person höher schätzen lehrt als den Genuss, und als etwas, das uns mit dem anderen durch ein gemeinsames Gut in Beziehung sein lässt. Dennoch, wir haben noch nicht gezeigt, dass der Mensch in seinem Leben dessen fähig ist. Auch haben wir nicht zugegeben, dass – so schön es klingt, eine Person höher zu schätzen als den Genuss – diese Denkweise eine tiefe Hingabe beinhaltet. Es gibt ein Risiko, warum also es eingehen? Tiefer als unser Verlangen, zufriedengestellt zu werden, ist unser Verlangen, in Gemeinschaft mit anderen Menschen zu sein. Wahre Gemeinschaft verlangt diese Hingabe. Wahre Liebe erfordert ein Risiko. Ein Risiko, das über die Bereitschaft, zu leiden, hinausgeht – das Risiko, von dem, den man liebt, verletzt zu werden. Es gibt Menschen in unserer Zeit, die dieses Risiko eingehen, aber wir brauchen mehr. Denn Mark verdient es, zu wissen, dass diese tiefe Liebe menschenmöglich ist.

Es handelt sich bei diesem Text um eine Übersetzung des Artikels To The Friend Who Has Given Up On Love, der auf der Website Truth from the Heart erschienen ist. Die Website ist der Philosophie Dietrichs von Hildebrand gewidmet.


Recktenwald: Die Liebe als Schlüssel zur Erkenntnis


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