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Die Freiheit zum Guten und das Streben nach Glück

Servais Pinckaers Erneuerung der christlichen Morallehre

Rezension zu Servais Pinckaers: Christus und das Glück. Grundriss der christlichen Ethik

Von Dr. Josef Bordat

Servais Pinckaers OP, emeritierter Professor für Moraltheologie an der Universität Freiburg/Schweiz, legt mit „Christus und das Glück. Grundriss der christlichen Ethik" ein beachtliches Kompendium der christlichen Moraltheorie vor, das historisch und systematisch in die Thematik einführt und zugleich die christliche Ethik zu erneuern versucht. Bleibt der geschichtliche Durchgang konventionell, indem der Verfasser neben biblischen Quellen die mittelalterliche Moralkatechese der Kirchenväter, die neuzeitlichen Handbücher der Moraltheologie sowie die Position der Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil vorstellt, so stellt er im systematischen Teil die Freiheit und das Glück als zentrale Begriffe der christlichen Ethik in den Vordergrund, was überrascht, scheint doch durch die Ge- und Verbotsmoral gerade die menschliche Freiheit und das individualistische Streben nach Glück erheblichen Einschränkungen zu unterliegen. Doch Pinckaers macht deutlich, dass dem nicht so ist.

Im einzelnen vollzieht er systematisch nach, wie Thomas von Aquin Freiheit (verstanden als „Freiheit zum Guten") und Glückseligkeit zusammenbringt, indem er die aristotelische Verbindung von Glück und Moral anthropologisch begründet: Das Streben nach dem Glück und dem Guten sind verschiedene Ausdrücke der einen menschlichen Natur. Das natürliche Sittengesetz ist somit ein inneres, es ist dem Menschen in Herz und Verstand geschrieben, auch wenn es sich in äußerer Gebotsform ausdrücken lässt, wie etwa in der Goldenen Regel. Die Natur des Menschen „weckt die Tugenden" und liefert damit die Bedingung der Einsichtsmöglichkeit in die Gültigkeit der Regel, die nicht vermittelt, gelernt und befolgt werden könnte, wenn nicht im Menschen die entscheidende Triebkraft ihrer Anerkennung läge. Die anthropologische Betrachtung und die Bewusstmachung, was der Mensch ist, geht damit der Ethik voraus, so wie die Goldene Regel nur verstanden werden kann, wenn das Wesen des Menschen als „Freiheit zum Guten" erkannt wird. Im einzelnen bezieht sich Pinckaers in seiner Anthropologie auf zentrale Neigungen, die bereits bei Thomas von Aquin als Grundlagen des natürlichen Sittengesetz bestimmt wurden und die sich zusammenfassen lassen als die Neigungen zum Guten, zum eigenen Glück und zur Wahrheit.

Grundsätzlich soll damit für die christliche Ethik eine Rückbesinnung auf die aristotelisch-thomistische Tradition des Strebens nach Glück und dem Guten und eine Abkehr von pietistischer Gebotstreue angeregt werden. Dies bedeutet aber keine Naturalisierung der Ethik oder Aufhebung der Moraltheorie durch den Fehlschluss vom Sein auf das Sollen, sondern die Notwendigkeit einer Klärung des Menschenbildes vor einem Diskurs über Werte und Sittlichkeit, ein Bewusstwerden, dass die Verinnerlichung des äußeren Gesetzes nur möglich ist, wenn das Gesetz wiederum Ausdruck der inneren Anlagen ist, d. h. die Erkenntnis, dass die Beziehung von Pflicht und Streben von letzterem ausgehen muss und auch ausgehen kann, da das Verlangen nach dem Guten und der Wahrheit jedem Menschen zu eigen ist, Gesetzestreue folglich aus innerem Antrieb geschieht, weil man das Sollen für erstrebenswert hält. Insoweit erzeugt das pflichtbewusste Regelfolgen jene tiefe Freude, die das Glück des Menschen ausmacht und damit seinem natürlichen Glückstreben gerecht wird. Erst die Befolgung des Gesetzes (Kern der Sollensethik) löst damit die Hoffnung auf das eigene Glück (Kern der Strebensethik) ein. So zeigen sich in den Tugenden und den Pflichten nicht Gegensätze, sondern zwei Seiten der Moralität, die gleichermaßen in der Natur des Menschen wurzeln. Dem Verfasser gelingt es, die Verbindung teleologischer und deontologischer Ansätze in der Moraltheorie durch anthropologische Erwägungen glaubhaft zu machen. Insbesondere die Natur des Menschen, wie sie bei Thomas von Aquin beschrieben wird, ebnet den Weg für ein Verständnis von Ethik „von innen heraus" und ergänzt damit den äußerlichen Aspekt der gebotsorientierten Moraltheologie. Mehr noch: Sie wird zum „Lebensgesetz", das allen Tugenden sowie allen Gesetzen und Geboten voraus geht. Der Widerspruch von Tugend und Pflicht in den Grundkonzepten Strebens- und Sollensethik wird also aufgebrochen, wenn mit Verweis auf dieses Lebensgesetz gezeigt wird, dass die Gebote Gottes der menschlichen Natur, d. h. den Bestrebungen unseres Seelenvermögens - und damit unserer Freiheit - entsprechen, und dass der Mensch qua natura auf das Gute und die Wahrheit ausgerichtet ist, was das eigene Glück und Wohlbefinden einschließt. Das Streben nach Glück und das Vollziehen des Guten stehen also - wie Pinckaers zeigt - nicht im Widerspruch zueinander, vielmehr bedingen sie sich.

Kritisch betrachtet könnte Pinckaers Ansatz als zu optimistisch bezeichnet werden, da er ein positives Menschenbild hat, das - christlich motiviert - davon ausgeht, dass die Umsetzung der Naturanlagen in Handlungen auf dem Wege der (Selbst-)Erziehung gelingen kann. Ferner liegt die Gefahr des unterstellten anthropologischen Anfangsgrunds der Ethik und der natürlichen Bedingtheit der Gebotsfolge darin, dass unterschiedliche Menschenbilder zu einem Ende des Diskurses um Werte führen. Demjenigen, der das christliche Menschenbild nicht teilt, ist jedenfalls ein starkes Exkulpationsargument gegeben, wenn der Pflichtbegriff nicht mehr - wie bei Kant - einen von menschlichen Neigungen unabhängigen Zwang zur Gebotsfolge bedeutet. Entscheidend ist jedoch, dass Pinckaers die Entwicklung der Naturanlagen nicht an christliche Traditionen bindet, sondern sie als kultur- und religionsübergreifend versteht, so dass aus dem inneren Sittengesetz als „gemeinsame Grundlage" zugleich „fundamentale Kriterien moralischer Bewertung" erwachsen. Das Verdienst des Verfassers ist es fernerhin, in klarer Sprache und in angenehmer Kürze verständlich und nachvollziehbar für eine Erneuerung der christlichen Ethik einzutreten. Das Buch gibt zudem wertvolle Hinweise auf einschlägige weiterführende Literatur. Besonders hilfreich sind die eingefügten Quellentexte, die didaktisch aufbereiteten Zeittafeln im historischen Teil sowie das Glossar. Fazit: Ein empfehlenswertes Buch, auch und gerade für Leserinnen und Leser, die der Kirche und dem Christentum skeptisch gegenüberstehen.

Daten zum Buch:
Servais Pinckaers: Christus und das Glück. Grundriss der christlichen Ethik, 108 S., kartoniert, 12,90 €, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2004 (1. Aufl.), ISBN 978-3-525-30142-5.


Natur als Bedrohung der Freiheit

In der Enzyklika steht die Natur nicht in Spannung zur Freiheit, sondern liefert der Freiheit die Sinngehalte für die Wahrheit über den ehelichen Liebesakt und seine volle Verwirklichung. Aus meiner Sicht liegt darin die wahre Kühnheit von "Humanae vitae", aufgrund derer die Enzyklika hochaktuell ist. Die Ablehnung der Enzyklika besteht nicht nur darin, Verhütung zu akzeptieren, sondern sie schließt die Annahme einer dualistischen Anthropologie ein. Diese betrachtet die Natur als Bedrohung der Freiheit und geht davon aus, dass durch die Manipulation des Leibes die Wahrheitsbedingungen des ehelichen Aktes verändert werden können. Aus der beabsichtigten Liebe und Sexualität ohne Kinder wird in Wirklichkeit Sex ohne Liebe.

Aus: Luis Kardinal Ladaria, Humanae vitae - Die prophetische Enzyklika, Rede auf dem Kongress Humanae vitae, die Kühnheit einer Enzyklika über Sexualität und Fortpflanzung, der im Mai 2023 vom Internationalen Jérôme-Lejeune-Lehrstuhl für Bioethik veranstaltet wurde.

Weitere Beiträge zur Enzyklika Humanae vitae


Recktenwald: Kant und die Bestimmung des Menschen


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