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Bryan Houghton:
Ein Leben für die Lateinische Messe

Von Carolin Holterhoff

2022 erschien im Verlag Angelico Press das Buch Unwanted Priest The Autobiography of a Latin Mass Exile des englischen Priesters Bryan Houghton - über dreißig Jahre, nachdem er es geschrieben hatte. Angelico Press war auf eine veröffentlichte französische Ausgabe (frz. Titel Prêtre rejeté) aufmerksam geworden und hatte eine Übersetzung ins Englische in Auftrag gegeben. Diese wurde jedoch nicht mehr benötigt, da Gerald Deighan, der Verfasser des Vorworts, 2009 ebenfalls die französische Ausgabe gelesen hatte und so begeistert gewesen war, dass er der Frage nachging, ob Houghton seine Autobiographie in seiner Muttersprache verfasst hatte. Er war schließlich in Frankreich fündig geworden und bot das englische Manuskript ausgerechnet Angelico Press an. Man kann sagen, dass dies alles Zufälle sind, doch wenn man Bryan Houghtons Leben betrachtet, ist das unwahrscheinlich, da man dort immer wieder die lenkende Hand Gottes findet.

Geboren wurde Bryan Houghton am 2. April 1911 in England; sein Vater, ein praktizierender Anglikaner, diente in der britischen Armee und war deshalb ständig unterwegs. Seine Mutter stammte aus einem liberalen, agnostisch geprägten Elternhaus, wobei ihr Vater eine hohe Meinung von der katholischen Kirche hatte. Bis 1917 besuchte seine Mutter mit Houghton und seinem älteren Bruder den anglikanischen Gottesdienst, so dass er, wie er schreibt, schon früh eine feste Vorstellung von Gott hatte: Gott sah und wusste alles und er war in allem, was in der Welt war, auch wenn man ihn nicht sehen konnte.

Er fand es schade, als diese Besuche aufhörten, doch Gott hatte andere Pläne mit ihm, denn in diesem Herbst, so schreibt Houghton, kletterte er auf einen Schrank, auf dem seine Mutter Schokolade für die Gäste ihrer Dinner Partys aufbewahrte. Natürlich aß er einige davon, doch es dauerte nicht lange, bis er seine Tat bereute und Angst vor der Reaktion seiner Mutter bekam, sobald sie die fehlenden Schokoladen entdecken würde. Er versteckte sich hinter dem Sofa im Salon und weinte sich dort die Augen aus. Er war sicher, dass er dort vor Reue und Hunger sterben würde. Doch Maggie Hogan, die irische Köchin, die die Vorhänge in dem Raum aufziehen wollte, hörte ihn weinen. Sie kroch auf allen vieren zu ihm hinter das Sofa und fragte, was er habe. Er erklärte ihr so gut er konnte, dass er Schläge in diesem Leben bekommen würde und im nächsten verdammt sei. Sie antwortete ihm, dass das nicht passieren würde, wenn er ein Ave Maria beten würde, denn dann würden ihm seine Mutter und auch Jesus vergeben. Sie brachte ihm also sein erstes katholisches Gebet bei. Es geschah wirklich ein kleines Wunder, denn seine Mutter bemerkte nicht, dass einige Schokoladen fehlten. In den Augen des kleinen Bryan hatte das Gebet gewirkt.

Einige Monate später kletterte er wieder auf den Schrank, wo dieses Mal Pfefferminz-Bonbons lagen. Ehe er sich versah, hatte er eine ganze Reihe davon gegessen. Die Reue und die Angst trieben ihn wieder hinter das Sofa im Salon, wo er laut ein Ave Maria nach dem anderen betete. Plötzlich spürte er, dass ihn jemand von oben ansah. Als er hochblickte sah er seine Mutter, die über die Rücklehne des Sofas zu ihm herunterblickte. Sie lächelte und fragte, wer ihn das Gebet gelehrt hätte, sie sei sicher, dass es Maggie Hogan gewesen sei. Als er bejahte, sagte sie, dass er jederzeit hinter das Sofa im Salon gehen könne, wenn das seine kleine Kapelle wäre, und er könne Maggie bitten, ihm noch andere Gebete beizubringen. Dann fragte sie ihn, wofür er beten würde. Er nahm all seinen Mut zusammen, und gestand seiner Mutter, dass er etliche ihrer Pfefferminz-Bonbons gegessen hatte. Er spürte, wie seine Mutter zornig wurde, aber nach kurzem Zögern lachte sie und sagte, dass das wohl ihre eigene Schuld sei, sie sollte sie wohl besser einschließen. Nach diesem Erlebnis, so schreibt Houghton, wuchs sein Vertrauen in das Ave Maria um das Tausendfache.

Nach dem Krieg gingen seine Eltern nach einem gescheiterten Versuch, ihre Ehe fortzuführen, getrennte Wege, blieben aber verheiratet. Sein Vater war aufgrund seines Dienstes in der Armee immer unterwegs. Seine Mutter, die durch den Tod ihrer Mutter sehr vermögend geworden war, ging mit den beiden Söhnen zunächst nach Frankreich. Sein Bruder kam zum neuen Schuljahr in ein englisches Internat; doch Houghton war dafür noch nicht alt genug und sie brauchte jemanden, bei dem sie ihn unterbringen konnte, denn sie wollte nach Berlin fahren. Sie war dort aufgewachsen und wollte sehen, wie es ihren Freunden im Krieg ergangen war.

Sie fand schließlich den katholischen Abbé Mounier in Roquebrune, der bereit war, Houghton bei sich aufzunehmen. Er kümmerte sich bereits um einige Jungen, die besonderer Förderung bedurften. Houghton schreibt mit einem Augenzwinkern, dass er auch besonderer Förderung bedurfte - schließlich musste er Französisch lernen, um sich verständigen zu können. Diese Zeit in Roquebrune ist von großer Bedeutung, da ihm hier eine große Gnade zuteil wurde. Mit Abbé Mounier handelte seine Mutter aus, dass er zwar während der Katechese gesonderten Französischunterricht bekam, aber bei der täglichen Heiligen Messe mit in die Kirche kommen musste, da es zu umständlich war, eine zusätzliche Betreuung für ihn zu organisieren.

Houghton beschreibt, wie er also während der heiligen Messe in der letzten, nicht erleuchteten Bank saß und von dort den hell erleuchteten Altar und jede Handlung des Priesters genau beobachten konnte. Er nahm die Stille und die Ehrfurcht wahr, mit der die Jungen teilnahmen; er erlebte auch die Ernsthaftigkeit, mit der sie ihren Glauben lebten Auf diese Weise sog er das Mysterium in sich auf, ohne ein Wort zu verstehen.

Da er dem Priester und den anderen Erwachsenen gegenüber nicht zugeben, wollte, dass er keine Ahnung hatte, was sich in der Hl. Messe vollzog, wartete er, bis er sich mit den Jungen verständigen konnte. Er fragte einen von ihnen, Hippolyte, ob er ihm erklären könne, was während der Hl. Messe geschieht, da er als Protestant das nicht verstehen würde. Dieser fünfzehnjährige Junge, der am liebsten auf einem Baum saß und marianische Antiphonen auf Griechisch und Latein sang, gab ihm eine Erklärung, die er, wie er schreibt, zeit seines Lebens sinngemäß nicht mehr vergaß: Jesus ist auf die Erde gekommen, um uns am Kreuz zu erlösen und beim letzten Abendmahl hat er seinen Leib und sein Blut in der Gestalt von Brot und Wein hinterlassen als Versprechen für unsere Erlösung. Das ist die Hl. Messe: während man bei den Protestanten an Ihn erinnert, ist Jesus bei den Katholiken die Hl. Messe Selbst; zudem ist im Angesicht der Erlösung nur Schweigen möglich.

Diese drei Ereignisse müssen Houghton tief geprägt haben, und in den folgenden Jahren hatte er immer wieder Kontakt mit Katholiken und der katholischen Messe. Dennoch antwortete er als Jugendlicher auf die Frage eines Priesters, ob er nicht katholisch werden wolle, da er es im Grunde doch schon sei, entschieden damit, dass er Engländer sei. In seinen Augen war es unmöglich, Engländer und Katholik zu sein.

Nach der Internatszeit in England und dem folgenden Studium in Oxford arbeitete Houghton 1933 in einer Bank in Paris. Dort hatte er weiteren Kontakt mit Katholiken, unter anderem mit Stanislas Fumet, einem der damals führenden katholischen Laien in Frankreich, der eine nicht unerhebliche Rolle bei seiner Konversion spielte. Auch wenn es ihn zur katholischen Kirche zog, unternahm Houghton noch einen Versuch, als praktizierender Anglikaner zu leben und nahm sonntags regelmäßig am 4 Gottesdienst in der Kapelle der britischen Botschaft teil. Es war sehr schön, wie er sagt, so wie es in der anglikanischen Kirche immer schön ist. An einem Sonntag aber verpasste er auf dem Weg nach Hause in der Metro seine Haltestelle und landete schließlich in der Hl. Messe in St. Sulpice. Er hatte zwar bereits an vielen katholischen Messen und protestantischen Gottesdiensten teilgenommen, aber noch nie in diesem direkten Vergleich. Was ihm Hippolyte damals in Roquebrune erklärt hatte – dass die Feier bei den Protestanten eine Erinnerung an Jesus ist, während die Hl. Messe der Katholiken Jesus selbst ist – wurde ihm als Erwachsenem nochmals deutlich vor Augen geführt.

Am 21. Februar 1934 wurde Houghton von Monsignor Le Hunsec, dem Generaloberen der Kongregation vom Heiligen Geist, früh morgens in die katholische Kirche aufgenommen; Stanislas Fumet und seine Frau Aniouta begleiteten ihn. Er war überaus glücklich und da er das Nüchternheitsgebot gehalten hatte, freute er sich auf ein gutes Frühstück. Aniouta Fumet aber verkündete freudestrahlend, dass Houghton nun, da er katholisch war, auch fasten konnte. Als er begriff, dass die Fastenzeit bereits angefangen hatte, blieb von seinem Frühstück nicht viel übrig. Er merkt trocken an, dass er jetzt wohl einer Religion angehört, die sehr auf das Gewicht ihrer Gläubigen achtet.

In einem Brief berichtete Houghton seiner Mutter, die sich zu der Zeit in England aufhielt, von seiner Konversion; er hatte ihr nichts von seinem Vorhaben gesagt, da er befürchtete, dass sie ihn davon abhalten würde. In ihrer Antwort schrieb sie jedoch leicht amüsiert, dass sie wohl weder ihn noch seinen Bruder allein lassen könne, ohne dass sie etwas anstellen würden. Sie verriet ihm, dass sein Großvater in Indien als Katholik gestorben war. Dies hatte ein belgischer Priester Houghtons Großmutter in einem Brief versichert, den sie nach dem Tod ihres Mannes erhielt. Dieser Priester war zwar von einem Freund des Großvaters aus einem Fenster im 1. Stock katapultiert worden, weil er dachte, der Priester wolle dem Sterbenden noch Geld aus der Tasche leiern, doch der Priester hatte Houghtons Großvater bereits in die katholische Kirche aufgenommen.

Nicht lange nach seiner Konversion reifte in Houghton der Wunsch, Priester zu werden, doch wollte er dies nicht ohne Zustimmung seiner Mutter tun. Er fürchtete, bis nach ihrem Tod warten zu müssen. Tatsächlich hatte seine Mutter in England einen Autounfall, ausgelöst durch einen Schlaganfall; Houghton brachte sie in einem Pflegeheim in Cambridge unter, da sie bettlägerig und pflegebedürftig war und der Arzt sagte, dass sie nicht mehr lange zu leben habe. Er gab seine Stelle in 5 Paris auf und sah ihr praktisch achtzehn Monate beim Sterben zu. Aber auch hier ist die göttliche Vorsehung zu erkennen, denn sie sah ihn einmal an ihrem Bett den Rosenkranz beten, als es ihr schlecht ging, und sie sagte ihm, dass sie auch katholisch werden wolle, weil er beim Gebet so schön aussähe. Er sorgte dafür, dass sie die entsprechende Katechese bekam und in die katholische Kirche aufgenommen werden konnte. Zur Firmung wurde der Bischof erwartet, als ihr Mann, Houghtons Vater, und ihr Bruder unangemeldet zu Besuch kamen. Es mutet lustig an, wenn Houghton schreibt, dass der Bischof den Weg über die Feuerleiter nehmen musste, um ein Zusammentreffen mit Vater und Onkel zu vermeiden.

Während dieser achtzehn Monate hatte Houghton sehr viel Zeit zum Lesen. Der lokale Pfarrer gewährte ihm Zugang zu der Bibliothek, die sein Vorgänger im Amt um die Jahrhundertwende mit allen Werken der modernen Theologie bestückt hatte. Houghton las sie alle und, da er, wie er sagt, nicht mit allzu großer Dummheit gesegnet war, erkannte er klar ihre Denkfehler. Diese Schulung sollte ihm, gepaart mit seiner protestantischen Herkunft, nicht nur im Seminar, sondern auch in der Zukunft von großem Nutzen sein.

Nach dem Tod seiner Mutter ging Houghton im September 1936 an das Beda College in Rom, an dem sich vor allem englische Spätberufene, die bereits über ein Studium und Erfahrung verfügten, auf das Priestertum vorbereiteten. Einige waren sogenannte Wiegenkatholiken, aber die Konvertiten – so wie Houghton einer war - waren in der Überzahl. Am 31. Mai 1940 wurde er von Bischof Hinsley in Westminster Cathedral zum Priester geweiht. Aufgrund der Umstände des 2. Weltkrieges waren bei seiner Primiz nur er und der assistierende Priester, der auch seine Mutter in die katholische Kirche aufgenommen hatte, anwesend. Houghton schreibt, dass er wohl deswegen sehr deutlich gespürt hat, dass Christus am Altar durch ihn handelt, ein Gefühl und Bewusstsein, dass im Laufe seines Lebens in der Messfeier immer stärker wurde.

Die beiden Pfarreien, in denen Houghton eingesetzt wurde, waren recht unterschiedlich: Slough (1940-1954) war geprägt von sehr einfachen, armen Arbeitern, während Bury St. Edmunds (1954-1969) eine größere Stadt war, die eine gebildete Schicht vorweisen konnte, zudem hatte Bury historische Bedeutung, da dort der Hl. Edmund bestattet gewesen war, bis seine Reliquien 1217 nach Toulouse gelangten.

Houghton wurde auch Mitglied der Higher Studies Conference, einer Vereinigung aller Professoren (Geistliche und Laien), die mit der Ausbildung der angehenden Priester zu tun hatten; es durften auch einige interessierte Nicht-Professoren teilnehmen. Dafür musste man allerdings eingeladen werden. Ziel dieser regelmäßigen Treffen war es, sie mit Vorträgen und anschließenden Diskussionen auf dem Laufenden zu halten und eine gewisse Einheitlichkeit in dem zu erreichen, was sie lehrten. Houghton gelang es durch glückliche Umstände, bereits Mitte der 1940er Jahre eingeladen zu werden. Von 1950 bis 1955 wurde er zum Sekretär der Higher Studies Conference gewählt. In dieser Funktion lernte er alle englischen Bischöfe kennen und war, wie er schreibt, im Zentrum der kirchlichen intellektuellen Aktivität Englands, wobei er klarstellt, dass er in dieser Zeit keine organisierte, progressive Bewegung gesehen hat.

Diese Entwicklung setzte erst mit dem Konzil ein, das am 11. Oktober 1962 eröffnet wurde. Als 1964 die Messe in der Muttersprache erlaubt wurde, war Houghton in dem Dekanat der einzige Priester, der weiter Latein benutzte, während es in der ganzen Diözese nur vier von 270 Priestern waren. Die Ursachen dafür sieht er vor allem in der Priesterausbildung, die von den Seminaristen nicht verlangte, dass sie wirklich studierten, und auch nicht zum Selbststudium anleitete. Zudem gab es keine Hinführung zum Gebet und zur Anbetung vor dem Allerheiligsten, was die angehenden Priester in der Liebe zu Christus bestärkt hätte. So war die Hl. Messe für sie nur ein Ritual, in dem sie Statisten waren.

Houghton stellt klar, dass in der theozentrischen Messe kein Platz für die Persönlichkeit des Priesters ist, da er hinter Christus zurücktritt und sein Werkzeug ist. Mit der Abkehr vom Lateinischen wurde dem Priester bereits die Möglichkeit gegeben, sich verstärkt einzubringen, was eine Verschiebung zur anthropozentrischen Messe mit sich brachte. Auf diese Problematik geht Houghton in seinem Artikel “Prayer, Grace and the Liturgy“ genauer ein, den er 1965 als Vortrag in der Nottingham University gehalten hat, und der in den USA und Italien veröffentlicht wurde, nicht aber in England oder Frankreich. (Der Artikel ist in der Autobiographie in voller Länge als Kapitel 7 zu finden.)

Da Houghton klar war, dass er die Veränderungen nicht mittragen konnte, reichte er bei seinem Bischof bereits zu diesem Zeitpunkt seinen Rücktritt für den Fall ein, dass der Kanon geändert würde, was tatsächlich 1969 eintrat. Die jahrhundertealte Lateinische Messe durfte nur noch von alten, kranken Priestern gefeiert werden, aber nur allein und ohne andere Personen - eine Vorgabe, die Houghton als in sich unsinnig bezeichnet, denn Jesus Christus ist als Person bei der hl. Messe anwesend, womit sie niemals allein gefeiert werden kann.

Am 29. November 1969 verließ er seine Gemeinde in Bury St. Edmunds, da er den novus ordo, der am 30. November 1969, dem 1. Advent, in Kraft trat, nicht mittragen konnte. In England wollte er nicht bleiben, da er sich nicht mit den Bischöfen streiten wollte, was unweigerlich der Fall gewesen wäre. Da er seit dem Tod seiner Mutter finanziell unabhängig war, ging er in den Süden Frankreichs und ließ sich in Viviers nieder. Der dortige Bischof war, so Houghton, ein sehr guter Mann, absolut geeignet für dieses Amt, doch fehlte ihm die Ausrichtung auf Gott. Er war aber so freundlich, ihm die Genehmigung zu erteilen, die Lateinische Messe in der Kathedrale von Viviers zu feiern, vorausgesetzt, der Dekan sei einverstanden. Dieser hieß Chaussinand, war 92 Jahre alt und wurde von seiner vier Jahre älteren Schwester versorgt; selbst der Bischof fürchtete ihn. Houghton ging zu ihm und bat ihn um den Schlüssel für die Kathedrale. Chaussinand lehnte mit der Begründung ab, dass er nicht wüsste, was Houghton für ein Mensch sei, er könne ja schließlich auch ein Dieb sein. Wenn er die hl. Messe feiern wolle, müsse er dies zwischen 7:45 Uhr und 9 Uhr tun, solange er selbst in der Sakristei sei. Zudem müsse er am Hochaltar zelebrieren, da die Altäre in den Seitenkapellen entfernt worden waren.

Für Houghton war dies natürlich nicht ermutigend; er sah sich als einen ungewollten, ausgestoßenen Priester, der ein Versager war, da er nicht den Dienst tun konnte, zu dem er berufen war; sicherlich fühlte er sich auch so. Doch auch hier griff Gottes Vorsehung wieder ein. Als er am 18. Juli 1970 die Gedenkmesse für den hl. Kamillus Lellis gefeiert hatte und sich in der Sakristei umzog, fragte ihn der Dekan, warum er Weiß getragen habe und ob er nicht wüsste, dass an diesem Tage Grün getragen werden müsse. Houghton antwortete, dass er die Messe für den hl. Kamillus Lellis gelesen habe. Da rief der Dekan, dass sein Name Camille Chaussinand sei, und dass Houghton ein guter und frommer Mann sei. Er gab ihm den Schlüssel zur Sakristei und erlaubte ihm, die heilige Messe jederzeit feiern zu dürfen.

Dies war ein Lichtblick, den Houghton als Zeichen Gottes verstand. Ein weiteres Ereignis, das ihn zu seiner neuen Aufgabe führte, war der Tod seines Freundes Paul Ghali, den er aus Studienzeiten in Oxford kannte und dessen Vater einer der führenden katholischen Kopten in Ägypten gewesen war. Seine Witwe bat ihn darum, die Beerdigung zu leiten.

Houghton fuhr also nach Avignon und kam ihrer Bitte nach. Unter den Trauergästen war auch eine Mme Gabrielle Vallette-Viallard, die aus einer reichen, protestantischen Bankiersfamilie stammte. Sie hatte einen sehr wohlhabenden Unternehmer geheiratet und war deshalb katholisch geworden. Sie lehnte die neue Messe rundweg ab, da sie dort das wiederfand, was sie bewusst hinter sich gelassen hatte. Sie sagte Houghton, dass er vom Himmel gefallen sein müsse.

Mithilfe Mme Vallette-Viallards ergab es sich, dass Houghton jeden Sonntag in einer anderen Kirche in der Gegend die heilige Messe im alten Ritus feiern konnte, da viele Kirchen und Kapellen in Frankreich in Privatbesitz sind. Das rührt daher, dass sie – vor allem während der Französischen Revolution – von katholischen Laien gekauft worden waren, um sie vor der Zerstörung zu bewahren. Langfristig war der ständig wechselnde Messort jedoch kein Zustand, so dass Houghton eine Kirche kaufen wollte. Die finanziellen Mittel dafür besaß er ja dank seiner verstorbenen Mutter.

Die kleine Kirche Notre Dame de la Rose in Montélimar gehörte der Marquise de La Bruyère, die bereit war, sie an ihn zu verkaufen, doch politischer und kirchlicher Widerstand verhinderten dies; der sozialistische Bürgermeister war gegen einen Verkauf an einen Engländer, und in der Kirche war man dagegen, dass sie für die Lateinische Messe genutzt werden sollte. Letztendlich blieb sie im Besitz der Marquise, doch seit Februar 1984 feierte Houghton dort jeden Sonntag die heilige Messe um 11 Uhr mit seiner kleinen Gemeinde von etwa achtzig Gläubigen.

Kurz nach seiner Ankunft in Viviers lernte Houghton Dom Gerard Calvet kennen, einen Benediktinermönch, der in Bedoin ein Priorat für die traditionelle Messe gegründet hatte. Eine Familie hatte ihm auf ihrem Grundstück die private, kleine Kirche zur Verfügung gestellt, die er mit seinem einzigen Novizen nutzen durfte. Mit der Zeit hatte er so großen Zulauf, dass nebeneinander gestellte Wohnwagen als Klosterzellen dienten. Schließlich musste er sich nach einem anderen Ort für seine wachsende Gemeinschaft umsehen. Er hätte gern ein altes, geschichtsträchtiges Kloster in der Gegend zu neuem Leben erweckt, doch traf er innerhalb der katholischen Kirche auf die gleichen Schwierigkeiten wie Houghton bezüglich des Kaufs seines Kirchengebäudes. Letztlich entschied sich Dom Gerard, eine neue benediktinische Abtei in der Nähe von Le Barroux zu errichten, die am 2. Oktober 1989 von Édouard Kardinal Gagnon eingeweiht wurde.

Anders als Erzbischof Lefebvre, den Houghton bereits kannte und dem er in der Gegend um Viviers immer wieder bei verschiedenen Anlässen begegnete, entschied sich Dom Gerard dafür, in der katholischen Kirche zu bleiben - mit der Garantie, dass seine Gemeinschaft die hl. Messe weiterhin im überlieferten Ritus feiern durfte.

Houghton hatte über die Jahre viele Kontakte geknüpft, die er auch in Frankreich pflegte, und korrespondierte mit vielen Menschen zu den drängenden Fragen der Zeit in der Kirche. Seine Haltung war klar, was auch zu vielen negativen Briefen an ihn führte. In seinen Antwortschreiben legte er logisch konsequent und scharfsinnig die Bedeutung der Tradition und die Widersprüche in der Argumentation der Modernisten dar.

Dies griff er auch in seinen beiden Romanen auf. “Mitre and Crook“ (frz. Titel “La Paix de Msgr Forester“) handelt von einem Bischof, der nach der Einführung des novus ordo entscheidet, in seinem Bistum zur Lateinischen Messe zurückzukehren. Interessant dabei ist, dass das erste Kapitel tatsächlich auf einer wahren Begebenheit beruht. Houghton verbrachte 1976 einige Tage als Gast bei Bishop Grant in Northhampton, der ihm bei einem gesellschaftlichen Essen, sagte, dass es für Houghton leicht sei, ihn zu kritisieren, und fragte, was er an seiner Stelle tun würde. Da Houghton die Gäste nicht langweilen wollte, schrieb er Bishop Grant nach seiner Rückkehr nach Frankreich einen Brief, in dem er die Möglichkeit skizzierte, den novus ordo mit einigen Änderungen und die Lateinische Messe nebeneinander bestehen zu lassen und eine Art Hybridmesse zu schaffen, damit die Priester sich mit der jeweils anderen Messform anfreunden konnten, und um die Gläubigen nicht vor den Kopf zu stoßen. In den weiteren Kapiteln lässt Houghton den fiktiven Bischof in Briefen seine Position darlegen. Er ist sehr lesenswert, weil er in diesen Briefen an seine Priester, Bischofsbrüder und Andere treffend analysiert, welche Ereignisse, Nachlässigkeiten der Bischöfe und Denkfehler der Theologen dazu geführt haben, dass die katholische Kirche auf einen Weg geraten ist, durch den ihre Lehre verwässert wird und sie ihre ureigenste Aufgabe verrät.

Der zweite Roman, “Judith´s Marriage“ (frz. Titel “Le Marriage de Judith“), ist den Gläubigen seiner beiden Gemeinden in Slough und Bury St. Edmunds gewidmet. Darin beschreibt er das Leben einer jungen Frau, die in den 1950er und 1960er Jahren katholisch wird und heiratet. Sie erlebt schmerzlich die Umbrüche innerhalb der Kirche dieser Zeit und fürchtet, den Schatz zu verlieren, den sie gefunden hat. Houghton zeigt auf, dass sich die katholischen Laien praktisch über Nacht mit den weitreichenden Veränderungen, die in Folge und im Namen des Zweiten Vatikanums durchgeführt wurden, konfrontiert sahen und vielfach von ihren Priestern allein gelassen wurden.

Bryan Houghton starb am 19. November 1992 in Frankreich. Er hatte sein Leben in den Dienst Gottes gestellt und zeit seines Lebens in Treue Zeugnis für die Wahrheit abgelegt, die in der hl. Messe im überlieferten Ritus eindrucksvoll zum Ausdruck gebracht wird.

Literatur

Houghton, Bryan. Unwanted Priest. The Autobiography of a Latin Mass Exile. Angelico Press, Brooklyn, NY. 2022

Ders., Mitre & Crook. Angelico Press. Brooklyn, NY. 2019

Ders. Judith´s Marriage. Angelico Press. Brooklyn, NY. 2020


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