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BücherAllah Mahabba |
Der Film "The Mission" spielt im 18. Jahrhundert, als in Südamerika die "Reduktionen", also die von den Jesuiten geleiteten Indianerrepubliken, ihren Höhepunkt erreicht haben und sich ihrem gewaltsamen Ende nähern. Eindrücklich wird geschildert, wie die Missionare unter der Leitung des Jesuitenpaters Gabriel (Jeremy Irons) Entwicklungshilfe leisten und den Indianerstamm der Guarani vor den skrupellosen Sklavenjägern schützen. Zu diesen gehört auch Mendoza (Robert de Niro), der sich jedoch bekehrt, Buße tut und sich schließlich den Jesuiten anschließt, um sein weiteres Leben dem Dienst an den Indianern zu widmen. Der Film besticht durch große Realitätstreue und grandiose Bilder. Für die Kameraführung wurde er mit einem Oscar ausgezeichnet. Die Freigabe ab 12 ist meiner Meinung nach zu niedrig angesetzt, und zwar nicht nur wegen einiger Gewaltszenen, sondern weil selbst der Erwachsene ohne geschichtliche Vorkenntnisse kaum in der Lage ist, die historische Dimension des Films zu würdigen. Das Massaker unter den Guaranis hat es tatsächlich gegeben. Es läutete das Ende der Reduktionen einen. Deren Anfang geht in das Jahr 1609 zurück, als die Jesuiten in Guairá (im heutigen Paraná, Brasilien) die erste Reduktion gründeten. Die Reduktionen waren bei den Indianern so beliebt, daß eine Gründung auf die andere folgte, so daß es bald über 30 Reduktionen mit über 100000 Indianern gab. In ihnen blühten Landwirtschaft, Handwerk, Frömmigkeit und Kunst auf, besonders die Musik. Selbst Voltaire anerkannte sie als den "Triumph der Humanität". Fazit: Die Kirche als Beschützerin der Indianer und Hüterin der Humanität wurde verfolgt, die Aufklärung, die im Zeichen der Humanität angetreten war, um den Einfluß der Kirche zu bannen, versagte kläglich und wirkte das Gegenteil. Daten zum Film: 2009 ist The Mission von einer niederländischen Fachjury zum besten katholischen Film aller Zeiten gewählt worden. Hintergrund: Die Rolle Pombals Das Ende der Reduktionen Auf ein trauriges Jubiläum, nämlich das Ende der Reduktionen in Südamerika, macht in der Tagespostausgabe vom 26. August 2008 Winfried Henze aufmerksam: Das „heilige Experiment“ im Urwald. Vor 250 Jahren: Glanz und Zerstörung der Jesuitenreduktionen in Paraguay. “Am 4. September 1758 löste die Nachricht von einem Attentat auf den König von Portugal einen Verleumdungsfeldzug gegen die Jesuiten aus, dem in wenigen Jahren der größte Orden der Kirche zum Opfer fiel. Mit in die Zerstörung gerissen wurden dabei auch die ‘Reduktionen’ von Paraguay, die als ‘heiliges Experiment’ Kirchengeschichte gemacht haben.” Über dieses Attentat auf Joseph I. wurde auf kath-info bereits in Zusammenhang mit der Biographie des Jesuitenmissionars Gabriel Malagrida berichtet. Über die Anfänge der Reduktionen berichtet Henze, dass König Philipp III. von Spanien 1608 der Gesellschaft Jesu die Mission der Indios übertrug und die Reduktionen direkt der Krone unterstellte. Die erste Jesuitenreduktion Paraguays namens San Ignacio wurde im darauffolgenden Jahr von Pater Marcial Lorenzana und einem Guarani-Kaziken, also einem Stammesoberhaupt der Guarani, gegründet. Die Guarani waren ein weit verbreitetes Indianervolk jener Region. Bei Peter Berglar können wir Genaueres darüber nachlesen: “Am Tage vor Heiligabend, am 23. Dezember 1609, gründete Pater Lorenzana, 60 km nördlich des Paraná, 125 km östlich von Asunción, die erste Guarani-Niederlassung zu Ehren des Stifters der Gesellschaft Jesu ‘San Ignacio’ genannt - mit dem Beiwort ‘Guazu’, was ‘älter’ bedeutet, im Unterschied zu San Ignacio-Mini, das schon ein Jahr später 1610, zugleich mit dem dritten Dorf, San Loreto, erstand; diese beiden unter der Führung und Obhut der italienischen Patres Cabaldino und Maceta. Zwischen 1611 und 1623 erwuchsen im Missionsbereich der Patres Montoya und Guayrá elf weitere Reduktionen.” (Berglar, Der “Jesuitenstaat” in Paraguay, in: Verhängnis und Verheißung, Bonn 1963, S. 190 f). Nach Henze entstanden schließlich 30 Reduktionen mit mehr als 100000 Einwohnern. Die Unterstellung unter die Krone bedeutete für die Indianer Freiheit und Schutz vor Versklavung. Philipp III. befahl dem Gouverneur von Asunción, dafür zu sorgen, dass die Indianer genau so frei seien wie alle anderen Untertanen des Königs. Es waren die Jesuiten gewesen, die jahrelang für die Freiheit der Indianer gekämpft hatten und dafür büßen mußten: Sie wurden von den Sklavenhaltern angefeindet, verleumdet und z.B. aus Santiago des Estero vertrieben. Nach der Gründung der Reduktionen spitzte sich die Auseinandersetzung zu. Henze berichtet darüber: Henze gibt einen interessanten Einblick in die Organisation der Reduktionen und das Leben in ihnen. Die Jesuiten “übergaben die Verwaltung, die Rechtspflege sowie die Organisation der gemeinsamen Arbeit in Landwirtschaft und Handwerk den mit ausgewählten Guarani besetzten ‘Cabildos’ (Räten), behielten aber die Gesamtleitung. Die Strafjustiz war milde. Höchststrafe war die Ausweisung aus der Reduktion. Der ‘Jesuitenstaat’ war damals das einzige Territorium auf der Welt ohne Todesstrafe.” Über das Ende der Reduktionen berichtet Henze: “Am 24. Mai 1768 setzte sich in Buenos Aires eine Flotte mit 1500 Soldaten an Bord in Bewegung, den Rio Paraná hinauf. Der Gouverneur Francisco Bucarelli hatte im Gepäck das Dekret König Karls III., das die Jesuiten aus allen Ländern der Krone auswies. Der Orden war zunächst in Portugal, dann in Frankreich und Spanien verboten worden. Beigetragen hatte dazu der ‘Guarani-Krieg’, in dem sich die Indios von 1753 bis 1756 gegen die Ausweisung aus ihrem Gebiet gewehrt hatten, das in einem Grenzvertrag von Spanien an Portugal gefallen war. Die Jesuiten waren dabei nicht militärisch aktiv gewesen, wurden aber dennoch beschuldigt.” Die Vertreibung der Jesuiten, die Zerstörung der Reduktionen und die Preisgabe der Indianer an Sklavenjäger und Ausbeuter waren das Werk der Kräfte der Aufklärung, allen voran Pombals. Es ist eine Verdrehung der Tatsachen, wenn heute die Aufklärung pauschal als Vorreiter von Humanismus und Menschenwürde gegen die Unterdrückung durch die Kirche dargestellt wird. Ein Blick auf die Geschichte der Reduktionen zeigt, dass es genau umgekehrt war. Die Indianer hatten keine anderen Anwalt für ihre Recht als die Kirche, vor Ort verkörpert in der Gesellschaft Jesu. Als diese der Gewalt weichen mußte, verloren die Indianer ihre einzige Stütze. Einen Einblick in die Dramatik und Tragödie jener Zeit liefert der Film The Mission. |
Filme, CDBernhard v. Cl. BücherPosener A. |
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