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BücherAllah Mahabba |
Wer will da nicht Prinzessin werden? Ein „Englisches Fräulein“ erobert die Kinderherzen Von Dr. Petra Kehl Einst stand Mary Loyolas spiritueller Kinderbuchklassiker „Der König der Goldenen Stadt“ in fast jedem katholischen Haushalt Englands. Nach dem Konzil geriet er weitgehend in Vergessenheit, doch in den vergangenen Jahren erlebte er in den USA eine Renaissance. Nun erscheint diese märchenhafte Einführung ins geistliche Leben erstmals in deutscher Sprache. Als Elizabeth Giles 1859 mit 14 Jahren zum ersten Mal die Bar Convent School in York betrat, die damals als eine der besten Mädchenschulen in England galt, konnte sie nicht ahnen, dass sie einmal selbst Direktorin und eine der bekanntesten Lehrerinnen dieser Schule werden sollte. Nur ein paar Jahre zuvor war die größte Katastrophe über Elizabeth hereingebrochen, die es in einem Kinderleben geben konnte: Innerhalb weniger Wochen verlor sie beide Eltern und zwei Geschwister durch Scharlach. Im überbevölkerten, schmutzigen London um die Mitte des 19. Jahrhunderts waren derartige Seuchen keine Seltenheit. Sie suchten nicht nur die Elendsquartiere der Armenviertel, sondern auch die besseren Wohngegenden, wie Islington heim, wo Elizabeths Familie ihr Vater war ein wohlhabender Getreidehändler ein komfortables Stadthaus mit Dienstpersonal bewohnte. Kaum genesen und tief unter dem Verlust der Eltern leidend, kam Elizabeth mit ihren überlebenden drei Geschwistern in die Familie von Samuel Giles, einem der neun Brüder ihres Vaters. Samuel Giles gehörte zu den damals recht zahlreichen Konvertiten, die die Englische Staatskirche verlassen und mit ihrer Familie zur katholischen Kirche übergetreten waren. Sein ältester Sohn William bereitete sich im Englischen Kolleg in Rom auf das Priestertum vor. Der Onkel vermied es ängstlich, in irgendeiner Weise in Fragen der Religion Druck auf die Kinder auszuüben. So trat Elizabeth 1854 aus eigenem freien Willen zur katholischen Kirche über. Den letzten „Schliff“ erhielt ihre katholische Erziehung dann in der Bar Convent School. Bar Convent ist der älteste überlebende katholische Konvent in England. Gegründet wurde er 1686, als Antwort auf die Worte Sir Thomas Gascoignes, eines wohlhabenden katholischen Landadligen, der inmitten der antikatholischen Verfolgungen die Parole ausgegeben hatte: „Wir brauchen eine Schule für unsere Töchter.“ Zu jener Zeit war es in England verboten, katholische Klöster zu gründen. Daher wurde der Konvent heimlich errichtet. Die Schwestern des Instituts Beatae Mariae Virginis, in Deutschland besser bekannt als „Englische Fräulein“, trugen einfache graue Gewänder nach der Mode der Zeit, um keinen Verdacht zu erregen. Die ersten Jahrzehnte des Klosters waren recht turbulent. Die Schwestern hatten unter Armut, Verfolgung und Kerkerhaft zu leiden. Die Verfolgungen und Repressalien gegen Katholiken ließen im 18. Jahrhundert zwar nach, doch Vorsicht war weiterhin geboten. Als daher ein Neubau des Hauses erforderlich wurde, verbarg man die Kuppel der neuen Kapelle unter einem Satteldach und versah die Kapelle sicherheitshalber mit acht (!) geheimen Fluchtwegen. Zu Elizabeths Zeit freilich hatten die Katholiken in England längst die Freiheit erlangt, ihren Glauben ungehindert praktizieren zu dürfen. Klöster und Kirchen durften offen erbaut und unterhalten werden. Doch die Katholiken wurden weiterhin mit Misstrauen und oft mit Verachtung betrachtet. 1863 hatte die junge Elizabeth ihre Schulzeit beendet. Nun stand für sie die Frage an, was wird aus meinem Leben? Bald spürte sie immer drängender den Ruf Gottes, und so beschloss sie 1866, in den Bar Convent zurückzukehren. Diesmal jedoch als Schwester und Lehrerin. Es zeigte sich bald, dass Elizabeth oder Mutter Mary Loyola, wie sie seit ihrem Ordenseintritt hieß, die richtige Wahl getroffen hatte. Sie erwies sich als Lehrerin mit ausgezeichneten pädagogischen Fähigkeiten, sodass ihr sogar für etliche Jahre das Amt der Schuldirektorin anvertraut wurde. Einfühlend und durch die Leiden ihrer eigenen Kindheit gereift, verstand sie es, sich in ihre Schülerinnen hineinzuversetzen. Besonders war ihr das Talent gegeben, ihre Zuhörer durch Geschichten in ihren Bann zu ziehen, in die sie neue Erfindungen ihrer Zeit und das aktuelle Zeitgeschehen mit einfließen ließ. Überhaupt war sie für neue Entwicklungen aufgeschlossen und gründete sogar eine Pfadfindergruppe für Jungen, die sie zehn Jahre lang leitete. Sie nutzte einfach alle ihr zu Gebote stehenden Mittel und Möglichkeiten, zu den Menschen von Gott und dem Glauben zu sprechen. In Anbetracht ihres pädagogischen Geschicks ermutigte sie Pater John Morris SJ, der geistliche Betreuer des Bar Convent, ein Buch zu schreiben, um Kinder auf die Erstkommunion vorzubereiten. Dies wurde 1896 zunächst anonym herausgegeben, erfreute sich aber bald einer solchen Beliebtheit, dass sie in Zukunft alle ihre Bücher unter ihrem Namen veröffentlichte. Es entstanden in der Folge um die 20 Titel: ein Gebetbuch für Kinder, ein Firmbuch, ein Buch zur Beichtvorbereitung, ein Trostbuch für Trauernde (aus Anlass des I. Weltkrieges), eine Kinderbibel und vieles mehr. Als ihr berühmtestes Buch jedoch kann zweifellos „Der König der Goldenen Stadt“ gelten. Ein kleines Mädchen, das vor der Erstkommunion stand, schrieb ihr einen Brief und bat die verehrte Lehrerin darin, ihr Briefe mit Unterweisungen und kleinen Geschichten zu senden, damit sie sich gut auf den Empfang des Heilandes vorbereiten könne. Mutter Mary Loyola, damals bereits weit über 70 und gerade von schwerer Krankheit genesen, die sie an den Rand des Todes gebracht hatte, entsprach den Wünschen ihrer Schülerin. Das Ergebnis erschien 1921 als Buch unter dem Titel „Der König der Goldenen Stadt“ und gilt unter englischsprachigen Katholiken als ein zeitloses Meisterwerk katholischer Literatur, das nicht nur von Kindern, sondern auch von Erwachsenen mit Begeisterung gelesen wurde und wird. Mutter Mary Loyola kleidete ihre Unterweisungen in eine allegorische Erzählung: Der König der Goldenen Stadt begegnet einem armen Mädchen, das im Wald in einer Lehmhütte wohnt, und macht ihr ein außergewöhnliches Angebot: Wenn sie will, kann sie in seinem Reich Prinzessin werden. Allerdings gehe das nicht sofort, zuerst müsse sie eine Ausbildung durchlaufen, damit sie auch zu den anderen Prinzen und Prinzessinnen seines Reiches passe. Ein Prinz-Beschützer wird dem Mädchen zugesellt, der ihr hilft und sie beschützt, bis schließlich, am Ende der langen Ausbildungszeit, der König selbst sie abholt und in sein Reich führt. Mutter Mary Loyolas Schilderung ist durchdrungen von der Liebe zu Gott und der Sehnsucht nach Seinem Reich, womit die greise Nonne das Kommen ihres Bräutigams erwartete. Und es gelingt ihr großartig, diese vertrauende Liebe und Sehnsucht in den Herzen der Leser zu wecken, der Erwachsenen ebenso wie der Kinder, sodass sie am Ende der Lektüre nur den einen Gedanken haben: Wer will da nicht Prinzessin (oder Prinz) werden? Das Buch ist nicht nur eine hervorragende Vorbereitung auf die Erstkommunion. Auch erwachsene Leser werden es mit Gewinn lesen. Und es ist ein wunderbares, trostreiches Geschenk für alte und kranke Menschen. Geistliche und Religionslehrer erhalten auf Wunsch ein preisreduziertes Prüfexemplar. Bei Bestellungen direkt an den Verlag gibt es auch Staffelpreise. |
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