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Die Angst wächst

Christen werden in Ägypten zunehmend diskriminiert (2006)

Von Michaela Koller

"Bald haben die Islamisten die Macht übernommen. Spätestens dann will ich nicht mehr hier leben", sagt ein ägyptischer Anwalt im Gespräch mit PUR, der nicht genannt werden will. Der 47-Jährige ist koptisch-orthodoxer Christ und wohnt in der Hauptstadt Kairo-Heliopolis. Seit den Wahlen zum ägyptischen Parlament im vergangenen November fürchtet er sich zunehmend, auch viele seiner Mitchristen haben Angst. Inzwischen nämlich besetzen islamische Fundamentalisten rund ein Fünftel der Parlamentssitze. Offiziell ist deren größte Organisation, die Muslimbruderschaft, zwar verboten, doch als unabhängige Kandidaten gelangen sie dennoch in die Volksvertretung. Kurz vor den Wahlen, am 15. Oktober, sowie im April dieses Jahres kam es zu brutalen Ausschreitungen gegen die christliche Minderheit. Tatort war Alexandria, von wo aus einst der Apostel Markus die Ägypter zum Glauben bekehrte. Beim ersten Vorfall hatten mehrere zehntausend Muslime die Sankt-Georgs-Kirche angegriffen, weil dort ein Theaterstück aufgeführt worden war, das ihrer Ansicht nach den Islam beleidigte. Die Aufführung lag aber schon zwei Jahre zurück, was den Verdacht nahelegt, dass die Ausschreitungen künstlich angestachelt wurden. Drei Menschen kamen bei den Krawallen um, viele wurden verletzt. Bei dem Vorfall im April drang in drei Kirchen jeweils ein mit Messern bewaffneter Mann ein und stach auf die Gläubigen ein. Tagelange Straßenkämpfe zwischen Christen und Muslimen folgten den Messerattacken.

Trend zum Islamismus
Nicht nur zunehmende Gewalt gegen Christen und politische Siege der Islamisten werfen die Frage nach der Zukunft der religiösen Minderheit in Ägypten auf. Auslöser einer Debatte zu diesem Thema war zudem eine Rede des bekannten ägyptische Bürgerrechtlers und Gesellschaftsforschers Saad Eddin Ibrahim. Er trat bei der Zweiten Internationalen Koptischen Konferenz Ende letzten Jahres mit der These auf, die islamistischen Muslimbrüder könnten im Falle ihres Wahlsiegs den Kopten eine volle Teilnahme am öffentlichen Leben endlich ermöglichen. Schließlich kämpften die Muslimbrüder ja für Demokratie. Sie hätten inzwischen eine vergleichbare Entwicklung durchgemacht wie konservative Katholiken von Mitte des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Verständlicherweise erfährt Saad Eddin Ibrahim dafür heftigen Widerspruch, selbst im eigenen Haus, im soziologischen Forschungsinstitut Ibn Khaldun Zentrum. Ibrahims Kollege Moheb Zaki hält das Bekenntnis der radikalen Muslime zur Demokratie für strategisch begründet. Nach Ende ihrer Verfolgung unter dem ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser setzten sie laut Zaki darauf, Konfrontation zu vermeiden. Sie seien seither den Weg der „gesellschaftlichen Infiltration" gegangen, sagte Moheb Zaki im Gespräch mit PUR-Magazin. „All die Bekenntnisse werden nichts an ihrer freiheitsfeindlichen Ideologie ändern". Nasser starb im Jahr 1971. Die Islamisten in Ägypten hatten also fast soviel Zeit für ihren Marsch durch die Institutionen wie hierzulande die 68er-Bewegung. Und das zeigt sich vor allem in Alexandria, wo noch immer ein Viertel der Bevölkerung christlich ist. Auch der Direktor der Deutschen Schule der Borromäus-Schwestern in Alexandria, Nikolaus Eberl, sieht das ähnlich: „Ich beobachte gerade in Alexandria eher einen Trend zum Islamismus. Dieser äußert sich deutlich in der Zunahme der Verschleierungen der Frauen. Unsere Schülerinnen, die durch ihr deutsches Lehrprogramm zu selbständigem und offenem Denken erzogen werden, fühlen sich oftmals verunsichert."

Saad Eddin Ibrahim hat nur in einem Punkt recht: Islamisten können sich an demokratische Spielregeln halten. Das zeigt die Türkei. Aber bürgerliche Freiheiten und ein wirklicher Rechtsstaat lassen sich in islamistisch geprägten Regimen nur schwer durchsetzen. Dazu sei an Äußerungen des früheren Führers der Muslimbruderschaft in Ägypten, Mustafa Maschhur, erinnert. Er forderte vor einigen Jahren, die Kopfsteuer, Giziya genannt, für die Kopten landesweit wieder einzuführen. Seit der Eroberung durch muslimische Araber im Jahr 641 bis ins 19. Jahrhundert hinein mussten die ägyptischen Christen diese Steuer bezahlen. Konnten sie sich die Zahlungen nicht leisten, so mussten sie zum islamischen Glauben übertreten, oder sie wurden mit dem Tode bestraft. Laut Maschhur solle die Kopfsteuer den Wehrdienst ersetzen und die Christen somit aus der Armee ausgeschlossen werden. Er bedient sich damit des verbreiteten Vorurteils, die Christen verteidigten den islamisch geprägten ägyptischen Staat nicht loyal, die Kopten seien potentielle Kollaborateure, weil sie einem anderen Glauben anhingen.

Gesetzliche Diskriminierung
Schon immer sind die Christen in der Armee und in anderen öffentlichen Bereichen wie der Polizei, den Staatsanwaltschaften und Gerichten unterrepräsentiert. Die gesellschaftliche Benachteiligung ist vielfach sogar gesetzlich verankert: Ein Dekret vom Oktober 1990 bestimmt, dass nur vier von 209 Staatsanwaltsposten für Christen vorgesehen sind und nur vier von 255 Gerichtsassistenten Christen sein dürfen. Dieser Anteil liegt deutlich unter dem Prozentsatz, den die Kopten in der Gesamtbevölkerung Ägyptens ausmachen: Nach offiziellen Angaben sind sechs von einhundert Ägyptern christlichen Glaubens, andere Quellen gehen von zehn, 12 oder 15 Prozent Kopten landesweit aus. Die gesetzliche Benachteiligung ergibt sich ihrerseits aus der ägyptischen Verfassung, die das islamische Recht zur Hauptquelle der Gesetzgebung erklärt. Schon der Koran schreibt vor, dass kein Christ oder Jude über einen Muslim bestimmen soll: Im fünften Vers der 51. Sure heißt es: „Nehmet nicht die Juden und die Christen als Vorgesetzte an."

Auch das Verbot des Übertritts zum christlichen Glauben ergibt sich aus dem islamischen Recht. In Ägypten ist die Konversion zwar nicht ausdrücklich verboten, doch untersagt das Strafrecht die Beleidigung der Religionen, die Anstiftung zum Aufruhr und damit die Schädigung der nationalen Einheit oder des sozialen Friedens. Einige ägyptische Richter sahen in der Vergangenheit diese Straftatbestände erfüllt, als Muslime zum Christentum übertraten. Nach Erkenntnissen der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) in Frankfurt wird manch Neugetaufter zudem im Falle einer Festnahme Opfer prügelnder und folternder Polizisten, deren Taten nie geahndet werden. Oft wird bei der Tortur versucht, die Namen anderer herauszupressen. Heimliche Konvertiten machen sich dagegen der Urkundenfälschung schuldig. Um Verhaftung, Misshandlung und Diskriminierung zu entgehen, lassen sie ihre neue Religionszugehörigkeit nicht in ihre Papieren eintragen. Das Dilemma: Da das Gesetz jedoch vorschreibt, das Bekenntnis in allen amtlichen Dokumenten zu vermerken, machen sich Konvertiten, die diese Änderungen nicht vornehmen lassen, strafbar.

Auch Recht aus osmanischer Zeit schränkt die Religionsfreiheit der Christen heute noch ein. Das Hamayouni-Dekret von 1856 untersagt den Neubau von Kirchen und regelt deren Renovierung. Fallen Reparaturarbeiten in einer Kirche an, so müssen diese zunächst beim Innenministerium beantragt werden. Das Ministerium formuliert eine Stellungnahme und leitet den Antrag dann an den zuständigen Provinzgouverneur weiter. Das Gouvernorat entsendet dann einen Ingenieur, der die Baumängel inspiziert. Auf der Grundlage seines Gutachtens erteilen die Behörden dann eine Genehmigung. Darin ist genau vorgeschrieben, was ausgebessert werden darf. So manche Kirche ist während dieser langen Zeit zwischen Antrag und Genehmigung schon zusammengebrochen. Wenn eine Kirchengemeinde eigenmächtig restauriert, schreitet die Polizei ein, auch wenn es nur um die Pfarrhaustoilette geht.

Benachteiligung im zivilen Leben
Jenseits staatlichen Reglements und Benachteiligung werden die Christen auch gesellschaftlich diskriminiert, was sich vor allem in der beruflichen Laufbahn bemerkbar macht. Kopten gelangen nur in Ausnahmefällen in leitende Positionen. Es kommt vor, dass sie bei Beförderungen und Gehaltserhöhungen einfach übergangen werden. Und Professoren lassen immer wieder Studenten und Studentinnen mit christlichen Namen durch entscheidende Prüfungen rasseln. Unter vielen muslimischen Ägyptern herrscht zudem das Vorurteil, die koptischen Mitbürger seien faul, reich, geizig und ungepflegt. Diese volkstümlichen Vorbehalte gegen die Kopten setzten Islamisten wiederholt geschickt ein, um Gewalt und Diskriminierung zu rechtfertigen.

Tatsächlich sind koptische Christen in allen gesellschaftlichen Schichten vertreten, sowohl in der ärmeren Landbevölkerung in Mittel- und Oberägypten und den Slums von Kairo als auch in den freien Berufen der Mittelschicht, wie die der Anwälte, Geschäftsleute oder Apotheker. Nur wenige prominente Familien sind sehr reich, wie zum Beispiel die des ehemaligen Uno-Generalsekretärs Boutros Boutros Ghali.

Der Artikel erschien zuerst im PUR-Magazin, September 2006

Michaela Koller ist Publizistin und Vorsitzende des Osttimorforums e.V.

Update zur Situation in Ägypten ab Januar 2011: Ein Bericht unserer Autorin bei Zenit.

Michaela Koller über Osttimor


Update zur Situation in Ägypten

“In Ägypten ist die Konversion zwar nicht ausdrücklich verboten, doch untersagt das Strafrecht die Beleidigung der Religionen, die Anstiftung zum Aufruhr und damit die Schädigung der nationalen Einheit oder des sozialen Friedens. Einige ägyptische Richter sahen in der Vergangenheit diese Straftatbestände erfüllt, als Muslime zum Christentum übertraten. ‘Er kann sogar des Hochverrats angeklagt werden, der mit dem Tod bestraft wird, nicht weil er seinen Glauben abgelegt hat, sondern weil er durch seine Gedanken Verwirrung im Staat verbreitet und gegen seine Ordnung verstoßen hat’, schreibt der ägyptische Religionsminister Mahmoud Hamdi Zakzouk in einer Broschüre aus dem Jahr 2004.”

Aus dem Artikel von Michaela Koller Privilegien ersetzen verbriefte Rechte. In Ägypten leben Christen in einer Atmosphäre von Angst und Spannung – Sorge wegen der Muslimbruderschaft, am 22. Dezember 2007 in der Tagespost erschienen.


Ägypten: Wird die Scharia eingeführt?

"Die Salafisten bestehen [im hundertköpfigen Ausschuss, der derzeit Ägyptens neue Verfassung erarbeitet] etwa darauf, dass neunjährige Mädchen verheiratet werden können. So sieht es die Scharia vor. Die Muslimbrüder können deshalb nur zustimmen. Oder in der Frage des Kirchenbaues: Es soll einen Artikel geben, der den Bau von Kirchen erlaubt - sofern er mit der öffentlichen Ordnung übereinstimmt. Oder es werden die Freiheiten der Frau geschützt - sofern das mit der Scharia in Einklang steht. Das sind natürlich Gummiparagraphen, die der Willkür Tür und Tor öffnen."

Der koptisch-katholische Weihbischof Yuhanna Golta von Kairo im Interview mit Oliver Maksan, Tagespost vom 13. November 2012. Die Muslimbrüder sind gemäßigter als die Salafisten, verfolgen aber letztlich dasselbe Ziel, nämlich die Islamisierung Ägyptens. Die Salafisten sind eine Minderheit. Daneben gibt es auch die Minderheit der intellektuellen Muslime und die Jugend, die keinen islamistischen Staat wollen. Weihbischof Golta hofft, dass sich diese Richtung durchsetzt.


Ägypten: Zwangsheirat für Christinnen

"Mariam war 19-jährig, als sie verschwand. Sie hatte ihre Ausbildung zur Computertechnikerin abgeschlossen. Am 20. Mai 2011 ging sie wie gewohnt zur Arbeit. Sie kehrte nicht mehr zurück. Um 18 Uhr meldete Mariams Mutter ihre Tochter bei der Polizei als vermisst. Um 23 Uhr kam die Polizei zum Haus von Mariams Eltern und informierte sie, dass ihre Tochter einen Muslim geheiratet habe. Die Mutter erlitt einen Schlaganfall."

So beginnt die Schilderung eines erschütternden Falls von Zwangsheirat, den Christian Solidarity International (CSI) auf ihrer Website am 14. November 2012 unter dem Titel Junge Christinnen verschwinden – oft für immer veröffentlicht hat.


Der Islam und die Papstrede in Regensburg

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