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Konzilsgegner Aus oberhirtlichem Mund konnten wir in diesen Tagen (Februar 2009, nach der Aufhebung der Exkommunikation) hören, dass es Menschen gibt, die in der katholischen Kirche kein “Heimatrecht” haben. Nun stellen wir uns beunruhigt die Frage, auf wen sich dieses Wort zur notwendigen Scheidung der Geister bezieht. Es sind die “Konzilsgegner”. Aha, so denken wir uns als unbedarfte Katholiken: Nun werden also alle Theologen und Religionslehrer exkommuniziert, die die Gottheit Jesu Christi leugnen und sich damit als Gegner des Konzils von Nicäa outen? Und es werden alle Priester exkommuniziert, die die Lehre von der Transsubstantiation oder vom Opfercharakter der hl. Messe, wie sie das Konzil von Trient vorlegt, nicht annehmen? Doch bei näherem Hinsehen stellt sich heraus, dass von den 21 Ökumenischen Konzilien nur das letzte, das Zweite Vatikanische Konzil gemeint ist. Das bedeutet nun also, dass Hans Küng exkommuniziert werden soll? Er lehnt ja bekanntlich das Zweite Vatikanische Konzil ab, insofern es die Unfehlbarkeit des Papstes lehrt: “Dieser Unfehlbarkeit erfreut sich der Bischof von Rom, das Haupt des Bischofskollegiums, kraft seines Amtes, wenn er als oberster Hirt und Lehrer aller Christgläubigen, der seine Brüder im Glauben stärkt (vgl. Lk 22, 32) eine Glaubens- oder Sittenlehre in einem endgültigen Akt verkündet” (Lumen gentium 25). Und werden nun etwa auch alle diejenigen exkommuniziert, die sich dem Zweiten Vatikanischen Konzil widersetzen, weil sie immer wieder vehement die Abschaffung des Zölibats fordern, obwohl doch das Konzil den Zölibat bekräftigte (Lumen gentium 42, Optatam totius 10)? Wir befürchten Schlimmes! Doch nein, ein weiterer Blick belehrt uns, dass nicht alle Konzilsgegner gemeint sind, sondern nur eine bestimmte Sorte: die Priesterbruderschaft St. Pius X. Da können wir ja wieder beruhigt sein. Das Konzil zwischen Mystifizierung und Verteufelung Während auf der einen Seite das Bekenntnis zum Zweiten Vatikanischen Konzil zum Prüfstein des Katholischen schlechthin hochstilisiert wird, unterzieht Alexander Kissler die Texte des Konzils einer nüchternen Analyse, und zwar in seiner Rezension des von Karl Rahner und Herbert Vorgrimler herausgegebenen Konzilskompendiums in der Süddeutschen Zeitung vom 24. März 2009 (Schlangenlinien: Die Akten des Zweiten Vatikanischen Konzils). Das mit Abstand größte Verdienst des Konzils sieht er in der Verurteilung des Antisemitismus und jeglichen Rassismus. Ansonsten sieht er in seinen Texten ein Gemisch von zeitlos Gültigem und Zeitbedingtem, das, in den Worte Karl Rahners, auf den Willen zurückgeht, “Weisungen zu geben im Blick auf eine konkrete Situation.” Da sich die Situation aber inzwischen gewandelt hat, sind viele Texte veraltet, so dass Kissler zustimmend Robert Spaemann zitiert, “Gaudium et Spes atme den Geist einer vergangenen Epoche.” Bei Gaudium et Spes handelt es sich um die pastorale Konstitution über die Kirche in der Welt von heute, die für die vielgerühmte Öffnung zur Welt Pate stand. Sie wird von Kissler als das geschwätzigste Dokument bezeichnet. Vor allem kritisiert Kissler das Bestreben der Konzilsväter, in der Themenauswahl keinen Bereich der Wirklichkeit zu übergehen: “Muss ein ‘heiliges Konzil’ sich Gedanken machen über Freizeit und Urlaub, über Verkehrsregeln und Währungen und Landwirtschaft?” Die Folge: Die meisten Texte seien nur noch archäologisch von Belang. Und dort, wo sie noch für die Gegenwart relevant sind, z.B. für die Liturgie, konstatiert Kissler eine Diskrepanz zwischen konziliaren Texten und nachkonziliarer Praxis: Wer heute “die uneingeschränkte Anerkennung des Konzils” fordere, müsste “Gitarre und Keyboard aus dem Gottesdienst verbannen und die wesentlichen Gebete auf Latein sprechen.” Was Alexander Kissler als Journalist so salopp formuliert, ist auf theologischem Niveau mehrmals ernsthaft analysiert worden. So erregte in der englischsprachigen Welt vor wenigen Jahren das Buch Culture and the Thomist Tradition: After Vatican II von Tracey Rowland Aufsehen. Einer Rezension von Douglas A. Ollivant in der renommierten amerikanischen Zeitschrift First Things können wir folgende Einschätzung von Gaudium et Spes entnehmen: “Moving on to her second claim, Rowland quickly establishes that Gaudium et Spes has no overarching theological framework and that the terms used in the document, notably ‘modern world’ and ‘modern man,’ are characterized by (in the words of Francis Cardinal George) ‘terminological looseness,’ a problem further ‘compounded in various vernacular translations.’ The most common rendering of the intention of Gaudium et Spes has been ‘accommodation’ (though the word appears nowhere in the document). In response, Rowland repeats and endorses the question of Karl Barth: ‘Accommodation to what?’ In light of John Paul II’s description of the modern West as promoting a ‘culture of death,’ should the Church be in any rush to accommodate itself to Western modernity?” Angesichts dieser schillernden und nicht immer harmlosen Vieldeutigkeit konziliarer Ausdrücke und Aussagen wirkt die Warnung von Erzbischof Robert Zollitsch vor einer “Relativierung” des Konzils naiv. Bei einer vollkommen klaren und präzisen Aussage kann man von der Gefahr einer Relativierung sprechen, durch welche sie ihrer Eindeutigkeit beraubt wird. So wurde z.B. die eindeutige Verwerfung künstlicher Empfängnisverhütung, wie sie die Enzyklika Humanae vitae aussprach, durch die Königsteiner Erklärung relativiert. Bei einem komplexen Textgeflecht, wie wir es bei den Konzilsdekreten vor uns haben, relativieren sich dagegen viele Texte gegenseitig, so dass es eines hermeneutischen Schlüssels bedarf, um Eindeutigkeit zu erreichen. Schon lange besteht zwischen Rom und der Piusbruderschaft ein Konsens, dass das Konzil “im Licht der Tradition” interpretiert werden muss. Wenn nun Erzbischof Zollitsch diese Formel als dehnbar kritisiert, ist das nicht ganz unberechtigt. Doch statt mit der Piusbruderschaft zu sprechen, spricht er lieber über sie, und hat nun diese Formel zurückgewiesen. Eine Alternative bietet er nicht an, aber in Verbindung mit seiner Warnung vor einer Relativierung sieht es ganz danach aus, als ob er aus dem Zweiten Vatikanum genau jenes unrelativierbare, ohne Rücksicht auf die Tradition interpretierbare Superdogma machen wolle, vor dem schon 1988 Kardinal Ratzinger gewarnt hatte: “Das Zweite Vatikanische Konzil behandelt man nicht als Teil der lebendigen Tradition der Kirche, sondern direkt als Ende der Tradition und so, als fange man ganz bei Null an. Die Wahrheit ist, daß das Konzil selbst kein Dogma definiert hat und sich bewußt in einem niedrigeren Rang als reines Pastoralkonzil ausdrücken wollte; trotzdem interpretieren es viele, als wäre es fast das Superdogma, das allen anderen die Bedeutung nimmt.” Eigentlich spricht der Kardinal und jetzige Papst damit eine Binsenwahrheit aus. Dass er in dieser Einschätzung mit der Piusbruderschaft übereinstimmt, besagt nichts. Trotzdem reichte sie aus, das Internetmagazin Telepolis zur infamen Schlagzeile Gleichklang: Ratzingers und Williamsons Einschätzung des Reformkonzils zu verleiten. Infam ist diese Schlagzeile, weil sie den Gleichklang des Papstes mit einem Holocaustleugner insinuiert und gleichzeitg die viel relevantere Verschiedenheit der inhaltlichen Positionen übergeht, die so groß ist, dass Williamson immer wieder vor einer Annäherung an Rom gewarnt hatte. Geschickt aber versteht es der Autor Peter Bürger, die Bischöfe gegen den Papst auszuspielen. Er zitiert eine Kritik von Karl Kardinal Lehmann: “Ich hielt die Formulierung, es sei bei dem Konzil eher um pastorale und nicht so sehr um dogmatische Fragen gegangen, für viel zu weich.” Neuer Stoff ist ihm nun von dessem Nachfolger geliefert worden. Solange über dehnbare Formulierungen wie Öffnung zur Welt und Ökumene hinaus nicht jene Glaubenslehren präzise formuliert werden, vor deren Relativierung gewarnt wird, arbeitet man an einer Mystifizierung des Konzils, die die nicht immer loyale Kritik an ihm geradezu herausfordert. Manchmal hat man den Eindruck, dass der Papst in seinem Versuch, diese tödliche Dialektik zwischen Mystifizierung und Verteufelung des Konzils durch eine Hermeneutik der Kontinuität zu durchbrechen, auf einsamem Posten steht und nicht nur von traditionalistischer Seite im Stich gelassen wird. Wie groß darf Gott sein?
Konziliare Manipulationen Eine Frage war: Geben die Texte [des Zweiten Vatikanischen Konzils] deutlich genug wieder, worum es geht? Durch die Veröffentlichung der Korrespondenz zwischen Karl Rahner und Herbert Vorgrimler ist später deutlich geworden, dass Formulierungen gebraucht wurden in der Absicht, die Zustimmung der Konzilsväter zu erhalten, den Text nachher aber anders zu interpretieren. Das hatte es wohl noch nie in der Kirche gegeben. Weihbischof em. Klaus Dick im Interview mit Regina Einig, Tagespost vom 8. Dezember 2015, Seite 5. Und immer wieder: das Konzil... Von P. Bernward Deneke FSSP Eines haben die Unruhen der letzten Wochen gezeigt: In den Diskussionen über Gegenwart und Zukunft der Kirche führt kein Weg am Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) vorbei. Man mag es als „Neues Pfingsten“ rühmen oder als „Räubersynode“ verwerfen, mag es in Kontinuität oder Diskontinuität zur vorherigen Tradition auslegen, mag seine Anliegen in der Kirche bereits verwirklicht, gar überboten oder im Gegenteil verraten sehen, immer jedenfalls ist das Konzil ein Thema. Von hochrangigen Kirchenvertretern wie von einflussreichen Laienvereinigungen wird es jetzt wieder mit besonderer Nachdrücklichkeit gegen „traditionalistische“ Kritiker ins Relief gehoben. Dem wachen und redlichen Beobachter der Lage fallen dabei allerdings einige Merkwürdigkeiten und Unstimmigkeiten auf, die sich mit den bloßen Fakten und einem Schuss gesunder Logik allein nicht klären lassen: 1) Da ist einmal die so stark betonte Verbindlichkeit, die dieses Konzils für jeden haben soll, der heute katholisch sein und leben will. Wohlgemerkt: Es ist keineswegs verwunderlich, dass einem Ökumenischen Konzil der Kirche für den Katholiken hohe Bedeutung beigemessen wird. Aber es berührt doch eigenartig, diese Forderung ausgerechnet aus dem Munde von Personen oder Gruppierungen zu vernehmen, die sich sonst gegen kirchliche Dogmatisierungen aussprechen und diese als “mittelalterlichen Glaubenszwang” verwerfen. Die alten Dogmen sind tot lang lebe das neue Dogma! 2) Sodann erstaunt, dass eine derartige Verbindlichkeit ausgerechnet und nur dem Zweiten Vatikanum zugeschrieben wird, obwohl doch “die Wahrheit ist, dass das Konzil selbst kein Dogma definiert hat und sich bewusst in einem niedrigeren Rang als reines Pastoralkonzil ausdrücken wollte; trotzdem interpretieren es viele, als wäre es fast das Superdogma, das allen anderen die Bedeutung nimmt” so kein Geringerer als Joseph Kardinal Ratzinger in seiner Rede am 13. Juli 1988 vor den Bischöfen Chiles. 3) Ihren Gipfel erreicht die Widersprüchlichkeit aber in der Tatsache, dass diejenigen, die als Wächter über die Konzilstreue anderer auftreten, ihrerseits vieles fordern, fördern und tun, was mitnichten dem Zweiten Vatikanum entspricht. In diesem Zusammenhang kann auf eindeutige Aussagen des Konzils hingewiesen werden, die von den Beschwörern des Konzilsgeistes nicht sonderlich geschätzt werden; so zur Frage der Geburtenregelung (GS 51: Gläubige dürfen keine Wege der Geburtenregelung beschreiten, “die das Lehramt in Auslegung des göttlichen Gesetzes verwirft”), über liturgische Willkür (SC 22: Niemand darf “nach eigenem Gutdünken in der Liturgie etwas hinzufügen, wegnehmen oder ändern”), über die Pflege der Kultsprache (SC 36 § 1: Beibehaltung der lateinischen Sprache; SC 54: Die Gläubigen sollen “die ihnen zukommenden Teile des Messordinariums auch lateinisch miteinander sprechen oder singen können.”), über den Gregorianischen Choral (SC 116: Als der “der römischen Liturgie eigene Gesang” soll er “in den liturgischen Handlungen ... den ersten Platz einnehmen”) und über den priesterlichen Zölibat (OT 10: Die Kandidaten sollen “mit großer Sorgfalt” auf ihr Leben in der “verehrungswürdigen Tradition des priesterlichen Zölibates” vorbereitet werden). Wichtiger als solche Einzelstellen freilich ist die Deutlichkeit, mit der sich das Vatikanum II in einer Linie mit den vorangegangenen Konzilien sieht und somit in die kirchliche Lehrüberlieferung einreiht. Das wird in einigen Dokumenten ausdrücklich gesagt und geht ansonsten aus den vielfachen Verweisen des Konzils auf frühere Kirchenversammlungen und päpstliche Lehrschreiben hervor. Obwohl die Kontinuität mit der Überlieferung an manchen Punkten gewiss noch der Klärung bedarf, ist es offensichtlich, dass sich das letzte Konzil selbst in keiner Weise als Abbruch der bisherigen Tradition oder sogar als Gründungsurkunde einer neuen Kirche verstand. Wer es so interpretiert, geht unfehlbar in die Irre. Diesen Sachverhalt hat Papst Benedikt XVI. in seinem Brief an den Weltepiskopat vom 10. März 2009 nochmals auf den Punkt gebracht: “Man kann die Lehrautorität der Kirche nicht im Jahr 1962 einfrieren (...). Aber manchen von denen, die sich als große Verteidiger des Konzils hervortun, muss auch in Erinnerung gerufen werden, dass das II. Vatikanum die ganze Lehrgeschichte der Kirche in sich trägt. Wer ihm gehorsam sein will, muss den Glauben der Jahrhunderte annehmen und darf nicht die Wurzeln abschneiden, von denen der Baum lebt.” Wenn sich diese Einsicht durchsetzen könnte welcher Fortschritt! Gloria.tv hat in seinen Tagesnachrichten Gloria Global vom 13. März 2009 über diesen Beitrag berichtet. Bruch oder Reform? Was ist der tiefere, theologische Grund für das Handeln Benedikts [die Aufhebung der Exkommunikation]? Es geht um das Zweite Vatikanische Konzil. Einen Hinweis kann seine Ansprache an die römische Kurie 2005 geben. In ihr betont Benedikt XVI., dass alles von der „korrekten Auslegung des Konzils“ abhänge. Dabei nennt er zwei Auslegungswege dieses Konzils, die er die „Hermeneutik des Bruches“ und die „Hermeneutik der Reform“ nennt. Die erste macht der Papst als Gefahr aus: „Die Hermeneutik der Diskontinuität birgt das Risiko eines Bruches zwischen vorkonziliarer und nachkonziliarer Kirche in sich.“ Er legt dar, wie die Anhänger dieses Verständnisses auf immer neue Reformschritte und theologische Aufbrüche drängen und dafür den „Geist des Konzils“ beschwören. Aus dem Artikel Benedikts Albtraum von Erzbischof Robert Zollitsch von Freiburg, veröffentlicht in der FAS vom 8. Februar. Im Licht der Tradition "Sicher, es gibt nachkonziliare Entwicklungen, die der Korrektur bedürfen. Liturgische Missstände zählen ebenso dazu, wie die Auseinandersetzung mit jenem Subjektivismus, der die Theologie zersetzt und einem Relativismus, der die Wahrheitsfrage atomisiert. Hier den Finger in die Wunde zu legen und heilend gegenzuwirken, verlangt neben Mut auch Klugheit, neben Festigkeit im Glauben auch die Weite des Herzens und des Verstandes. Konzilstreue? “So mancher Theologe oder auch Bischof greift nun gerne in die Konzilstexte, um die ihm genehmen Passagen herauszuholen und so seine eigenen Ansichten und Meinungen zu untermauern. Die weniger genehmen Texte dagegen lässt man gerne unberührt in der Konzilskiste liegen. Es wäre einmal interessant zu erheben, wie viele Theologen bei uns zu allen Aussagen des Konzils stehen.” Prof. Dr. Hubert Windisch, Pastoraltheologe in Freiburg im Breisgau, in einem Gastkommentar, erschienen in der Tagespost am 3. Februar. Windisch hatte eine Erklärung seiner Freiburger Kollegen zu den Vorgängen um die Zurücknahme der Exkommunikation der Lefebvre-Bischöfe nicht mitunterschrieben. Meilenweit entfernt Von Martin Lienhart Wie viele hochrangige Kirchenvertreter jetzt im Gefolge der Aufhebung der Exkommunikation der Pius-Bischöfe von denselbigen die Anerkennung der Beschlüsse des II. Vatikanischen Konzils einfordern, lässt aufhorchen. Denn ein ehrlicher Blick auf einzelne Konzilsaussagen offenbart, dass man in der katholischen Kirche des deutschen Sprachraums von dieser Anerkennung meilenweit entfernt ist. Es sei an SC 22 erinnert, wo es heißt: “Deshalb darf durchaus niemand sonst, auch wenn er Priester wäre, nach eigenem Gutdünken in der Liturgie etwas hinzufügen, wegnehmen oder ändern.“ In wie vielen Gemeinden wird dagegen verstoßen? Eine interessante Aussage findet sich in GS 51: "Von diesen Prinzipien her ist es den Kindern der Kirche nicht erlaubt, in der Geburtenregelung Wege zu beschreiten, die das Lehramt in Auslegung des göttlichen Gesetzes verwirft“. Die Enzyklika Pauls VI., 'Humanae vitae', hat diese Konzilsaussage verdeutlicht, indem sie künstliche Empfängnisverhütung verwarf. Hat nicht die darauf folgende Königsteiner Erklärung der deutschen Bischöfe, mit der darin eingeräumten Möglichkeit einer Gewissensentscheidung, die dem Lehramt in diesem Punkt entgegengesetzt ist, genau dazu beigetragen, dass dieser Konzilsinhalt unterlaufen wird? Wenn unsere Bischöfe wollen, dass das Konzil uneingeschränkt bejaht wird, dann wären einzelne Schritte dahin sicherlich die, die Königsteiner Erklärung zurückzunehmen und in der Liturgie für Ordnung zu sorgen. Bruch oder Kontinuität? Viele sehen in dem Konzil einen Bruch. So wie mein Freund Ernst Wolfgang Böckenförde, der diesen Bruch als Bruch mit der Tradition verteidigt hat. Das sehen die Lefebvrianer ebenso. Wenn es einen Bruch gibt, sagen sie, dann muß man immer auf der Seite der Tradition stehen. Dazwischen gibt es die Leute, wie damals die Konzilsväter, die sagten, daß sich Altes und Neues gut miteinander verbinden lasse. Aber damals haben sie sich nicht genug Mühe gemacht. Sie haben die Vereinbarkeit behauptet, aber nicht gezeigt. Es gibt in Frankreich heute eindrucksvolle Versuche, das nachzuholen. Man muß heute auf diesem Weg gehen, denn die These vom Bruch ist so oder so problematisch. Vor allem stärkt sie die Lefebvrianer. Sie sprachen oft mit Josepf Ratzinger über solche Fragen. Wie denkt der Papst darüber? Er tut etwas, was ganz quer liegt zu dem Konzept der Pius-Bruderschaft und was ihm eigentlich die größten Schwierigkeiten macht: Er betont die Kontinuität. Er sagt, man muß das Zweite Vatikanische Konzil als ein gültiges, legitimes Konzil betrachten und es akzeptieren, nicht nur widerwillig. Aber es ist nur eines unter vielen Konzilen in der Geschichte der Kirche. Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil hat ja keine neue Kirche begonnen. Daher ist die Unterscheidung "vorkonziliar" gegen "nachkonziliar" von Übel. Die muß irgendwann zu den Akten gelegt werden. Aber genau von dieser Unterscheidung leben die Lefebvrianer. Aus einem Interview der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 15. Februar mit Prof. Dr. Robert Spaemann. Vorkonziliar “Durch die Verwendung des Wortes vorkonziliar ist es gelungen, die katholische Kirche von ihrer eigenen Geschichte und ihren eigenen Wurzeln abzuschneiden. Dass dieses die geistliche Heimatlosigkeit zur Folge hatte, ist gut bekannt. Dieser Vorgang kommt jetzt durch die entstandene Massenhysterie in eine entscheidende zweite Phase. Vulgärer Modernismus ist die Weise, in der das Konzil vielfach missverstanden und mit der Erlaubnis zur theologischen Dummheit verwechselt wurde: Keine Latein mehr, keine Kirchengeschichte mehr, keine Dogmen mehr, leider sehr häufig nur noch Kindergarten für Erwachsene." Aus: Klaus Berger, Die Achillesferse der Katholiken. Viel Hysterie, wenig Erkenntnisgewinn - Ein Diskussionsbeitrag zum Streit um die Piusbruderschaft, Tagespost vom 21. Februar 2009. Wer verrät das Konzil? In meinem Artikel Warum Benedikt ein großer Papst ist habe ich geschrieben: Die Quelle dieser Aussage ist ein Interview, das Kardinal Ratzinger 1988 in Chile gegeben hat und dessen Inhalt ich hier ausführlicher wiedergegeben habe. Man muss sich dieser Vorgänge bewusst sein, um das ganze Ausmaß jener Heuchelei zu erfassen, die sich hinter den gegenwärtigen Vorwürfen an die Adresse des Papstes verbirgt, er verrate das Konzil. Ende der Verklärungszeit “Die Nachkonzilszeit mit ihrer Verklärung des Konzils und der Liturgiereform ist mit der Wahl Benedikts XVI. endgültig zu Ende gegangen. Jetzt ist die Zeit, nüchtern Bilanz zu ziehen und dort, wo es zu Fehlentwicklungen gekommen ist, korrigierend einzugreifen.” Prof. Dr. Helmut Hoping am 28. März 2009 in Regensburg auf dem Symposium zum Thema “Theologie der Liturgie”, veranstaltet vom Institut Papst Benedikt XVI., zitiert im Bericht Gottes Handeln durch Christus von Michael Karger, veröffentlicht in der Tagespost von heute. Helmut Hoping ist Ordinarius für Dogmatik und Liturgiewissenschaft in Freiburg. “Alles andere als ein ‘Super-Dogma’" Über die pastorale Konstitution “Gaudium et spes” über die Kirche in der Welt von heute wurde viel gewitzelt. Es gibt in ihr schöne Formulierungen, wie etwa den oft zitiertenersten Satz: “Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi.” Ansonsten ist vor allem dieser Konzilstext ganz aus den Umständen der Welt von damals erwachsen. Es waren die Zeiten des Schwarz-Weiß-Fernsehens, des Kalten Kriegs und des amerikanisch-sowjetischen Wettlaufs zum Mond. Von der Generation der 68er und den ideologischen Auseinandersetzungen der siebziger Jahre war nichts zu spüren, Debatten wie die um den Lebensschutz, Gender Mainstreaming oder Bioethik und Euthanasie lagen noch in weiter Ferne. Auch wenn die grundsätzlichen Aussagen über das Verhältnis der Christen zu der sie umgebenden Welt nach wie vor ihre Gültigkeit haben, kann die Pastoralkonstitution des II. Vatikanums gerade in ihrer Schilderung dre Umstände und des Erfahrungshorizontes der Menschen von damals als überholt betrachtet werden. Wer kann dann von sich behaupten, er stehe „uneingeschränkt“ und ohne Reserve hinter dem Zweiten Vatikanischen Konzil? Haben denn diejenigen, die dies so lautstark fordern, keine Fragen an das vergangene Konzil? Ich jedenfalls könnte mich davon nicht ausnehmen; denn auch für mich gibt es in den Texten des Konzils problematische Punkte, die vertieft angegangen werden müssten. Müsste man nicht eingestehen, dass da recht vollmundig geredet worden ist und man die Goldene Regel nicht auf sich selbst angewendet hat? Konzilszensoren In den künftigen Gesprächen wird eine Bedingung der Kirche an die Bruderschaft sein: „Annahme des Zweiten Vatikanischen Konzils“. So hat es Papst Benedikt XVI. in seinem Schreiben an den Weltepiskopat vom 10. März formuliert. Die Deutsche Bischofskonferenz, die hier von Rechts wegen überhaupt nichts zu erlauben oder zu verbieten hat, glaubte die Bedingungen für einen Dialog noch verschärfen zu müssen, indem sie von „vollständiger Annahme“ des Konzils spricht. Aber was heißt „Annahme“? Hier liegt das zweite Problem der Pius-Bruderschaft, allerdings auch das der meisten ihrer Gegner. Annahme kann heißen, das Konzil nicht wie eine Räubersynode behandeln und auf die Anklagebank zu setzen (wie es Lefèbvre getan hat), sondern es als rechtmäßiges, vom Papst einberufenes und präsidiertes Konzil anzuerkennen und damit seine Erklärungen, Konstitutionen und Dekrete als rechtmäßige Akte der höchsten kirchlichen Autorität zu respektieren. Aus: Robert Spaemann, Was heißt „das Zweite Vatikanum annehmen“?, erschienen in der Tagespost vom 25. April 2009. Falschparker Thomas Steimer bringt im Durchblick vom März 2009 zu den modernistischen Konzilsanwälten, die von den Traditionalisten die Annahme des Konzils verlangen, selber aber Teile des Konzils ablehnen, folgenden treffenden Vergleich: Wer muss sich mehr bekehren? “Die Kirchenkritiker müssen zehn Mal so viel ändern wie die Piusbrüder,” sagte Weihbischof Dr. Klaus Dick laut einem Bericht von Christoph Hahn auf der 12. Kölner Liturgischen Tagung. Damit meinte der Weihbischof wohl jene, die nach den Worten des Papstes in seinem Brief vom 10. März die Wurzeln abschneiden, während sie sich als Konzilsverteidiger gerieren: “Aber manchen von denen, die sich als große Verteidiger des Konzils hervortun, muß auch in Erinnerung gerufen werden, daß das II. Vaticanum die ganze Lehrgeschichte der Kirche in sich trägt. Wer ihm gehorsam sein will, muß den Glauben der Jahrhunderte annehmen und darf nicht die Wurzeln abschneiden, von denen der Baum lebt." Unglaubwürdige Forderungen “Man darf von den ‘heimgeholten’ Traditionalisten nicht mehr verlangen als von anderen Gruppierungen auch. Von keinem Priester, von keinem Theologieprofessor verlangt man die totale und lückenlose Anerkennung des II. Vatikanums, wohl aber die Anerkennung als Diskussionsgrundlage. Ich persönlich habe an manchen Punkten Anfragen an die Schriftbenutzung dieses Konzils, zum Beispiel in der Rede vom allgemeinen Priestertum. Aber selbstverständlich respektiere ich das, was da in den Konzilstexten steht und dränge auf Weiterentwicklung. Davor muß nun wirklich niemand Angst haben.” “Von Seiten der Deutschen Bischofskonferenz und mehr noch von Seiten bekannter Theologen, die gerade nicht wegen ihrer Treue zur Lehre der Kirche hervorgetreten sind, wird an die Bruderschaft [St. Pius X.] die Forderung erhoben, ‘allen Beschlüssen des II. Vatikanischen Konzils vollinhaltlich zuzustimmen’, was bei ihnen selbst bisher nicht der Fall gewesen ist. Professor Spaemann hat in seiner ausgezeichneten Wortmeldung in DT vom 25. April 2009 einige Beispiele ‘offenen Dissenses und Ungehorsam’ zur verbindlichen Lehre und Disziplin der Kirche von Seiten der Bischöfe sowie einige Theologieprofessoren angeführt.” Erschütterte Deutungshoheit Martin Recke stellt auf seinem Blog commentarium catholicum die Frage nach dem wahren Grund für die Aufregung um die Piusbrüder. Er sieht ihn in der Furcht der “deutschen Konzilsmafia”, die Deutungshoheit über das Konzil zu verlieren. Liturgische Eskapaden etwa wurden “im Einklang mit der vorherrschenden Interpretation des Zweiten Vaticanums und dessen Reformwillens” gesehen. Roms Korrekturversuche wurden als “Ausdruck dumpfer Reaktion und als Versuch” diffamiert, “das Rad hinter das Konzil zurückzudrehen. Dieses Spiel wird bis heute gespielt, nicht ohne Erfolg. Doch an der Basis wächst der Druck dagegen.” Verantwortlich für diesen Gegendruck ist die digitale Revolution in der Medienwelt: “Das Kirchenvolk lässt sich heute, ausgestattet mit Katechismus und direktem Zugang zu allen römischen Dokumenten, nicht mehr so leicht für dumm verkaufen wie noch vor zwanzig Jahren, als es gerade einmal den Deutschen Erwachsenenkatechismus gab und an den digitalen Direktbezug aller möglichen vatikanischen Verlautbarungen noch nicht zu denken war.” Auch wenn Recke die Rolle der Piusbruderschaft und der geplanten Lehrgespräche, die seiner Meinung nach “eine Zäsur für die Rezeption des Zweiten Vaticanums markieren” werden, zu optimistisch einschätzen mag, so hat er doch in der Analyse der Gründe für den erbitterten Widerstand gegen den Versöhnungskurs des Papstes des Pudels Kern getroffen. Die Piusbruderschaft hatte seit 1988 den Modernisten den Gefallen getan, die Tradition ins kirchenrechtliche Abseits zu stellen und ihr den Makel der Illegalität anzuhängen. So war es für ihre Gegner ein Leichtes, mit dem Verweis darauf alle Anstrengungen einer traditionskonformen Konzilsrezeption zu desavouieren. Dass diese Illegalität nur der willkommene Vorwand war, zeigte sich in der Behandlung der Petrusbruderschaft. Ihr konnte man nichts vorwerfen, dennoch wurde ihr vielerorts ein kirchliches Wirken verwehrt. Als Grund wurde oft genannt, dass ihre Priester nicht die “erneuerte” Liturgie feiern. Die Servi Jesu et Mariae als Mitglieder einer birituellen Kongregation tun es, aber es nützt ihnen trotzdem nichts: Sie werden, wenn der Vorrat an Vorwänden ausgeht, einfach ohne Angabe von Gründen vertrieben. Bei aller Unterschiedlichkeit stehen diese Gemeinschaften für den unverkürzten Glauben, den Opfercharakter der hl. Messe und die Sakralität der Liturgie. Das bleibt den Weichspülern des Glaubens ein Dorn im Auge. Ob deren und der Konzilsvergewaltigung Zeit wirklich abläuft, wie Recke meint, bleibt abzuwarten, zu erhoffen und zu erbeten. Leere Worthülsen? Benedikt XVI. betont die Priorität der Lehre und lehnt es ab, mit leeren Worthülsen wie “das II. Vatikanische Konzil akzeptieren” um sich zu werfen - und er weist als Lehrer die anderen auf die Absurdität eines derartigen Ansinnens hin. Denn: Was soll das heißen - “das Konzil zu akzeptieren”? Noch dazu ein Konzil, das mehr Text produziert hat als jedes seiner Vorgänger, das noch dazu de facto relativ unbekannt ist? Ist es denn nicht so, dass es erst das viel zitierte Internet allen ermöglicht hat, auf diese Texte zurückzugreifen, die ihnen bisher nur bröckchenweise und oft unter einer ideologischen Vorgabe serviert worden sind? Aus: Prof. Dr. Armin Schwibach, Der Adler fliegt. Brief an die Galater, Neuausgabe 2009, in: Komma 59/2009, S. 65. Petition Vaticanum II In der neuesten, soeben erschienenen Ausgabe von Theologisches (Juli/August 2009) ist im Auftrag der als Verleger fungierenden Fördergemeinschaft Theologisches ein Artikel des Dogmatikers Prof. Dr. Manfred Hauke erschienen, der die Petition Vaticanum II unter die Lupe nimmt. Diese war gegen den Papst von einer Gruppe deutschsprachiger Theologen lanciert worden, die der Bewegung Wir sind Kirche und der Zeitschrift Publik-Forum nahestehen. Zu den Unterzeichnern gehören beispielsweise Hans Küng, die nach eigenen Angaben “römisch-katholische Priesterin” Ida Raming, Hermann Häring, der Gott-ist-tot-Theologe Gotthold Hasenhüttl, Klemens Richter, Karl Schlemmer. Hauke bescheinigt der Petition, “in sich widersprüchlich, theologisch unzureichend” zu sein und “unhaltbare Unterstellungen gegen Papst Benedikt XVI.” zu enthalten. In dem Abschnitt, der die Widersprüchlichkeit nachweist und aufzeigt, in welchen Punkten die von den Unterzeichnern repräsentierte Theologie vom Zweiten Vatikanum abweicht, heißt es u.a.: “Es ist auch kaum anzunehmen, dass sich die Unterzeichner der Bewegung ‘Wir sind Kirche’ beispielsweise plötzlich zur Anerkennung der kirchlichen Lehre über die Geburtenregelung durchgerungen hätten, wie es das Zweite Vatikanum verlangt (Pastoralkonstitution ‘Die Kirche in der Welt von heute’, Art. 51: Es ist ‘den Kindern der Kirche nicht erlaubt, in der Geburtenregelung Wege zu beschreiten, die das Lehramt in Auslegung des göttlichen Gesetzes verwirft’, mit Hinweis auf die Enzyklika Pius’ XI., Casti connubii usw.).” Verbindlichkeitsgrade “Die Piusbrüder sprechen etwa von einem unterschiedlichen Verbindlichkeitsgrad der Konzilsdokumente. Einfache Dekrete könnten nicht die Bedeutung von Konstitutionen beanspruchen, so ihre These. Im Vatikan wendet man sich gegen solche formale Sichtweisen. Auch Dekrete des Konzils, etwa das zu Ökumene oder zur Religionsfreiheit, enthielten durchaus dogmatische Lehraussagen.” So schreibt Johannes Schidelko in einer KNA-Meldung vom 16. Oktober 2009. Es wäre doch sehr interessant, welche Stimmen sich gegen die Unterscheidung verschiedener Verbindlichkeitsgrade wenden. Diese Unterscheidung gehört zum Handwerkszeug jedes Theologen, und dass das Konzil mit unterschiedlicher Verbindlichkeit spricht, ist unumstritten. Nur jene, die aus dem Zweiten Vatikanum ein Superdogma machen wollen, können daran interessiert sein, jede Differenzierung zu vermeiden. Schon 1988 äußerte der Präfekt der Glaubenskongregation: “Die Wahrheit ist, daß das Konzil selbst kein Dogma definiert hat und sich bewußt in einem niedrigeren Rang als reines Pastoralkonzil ausdrücken wollte; trotzdem interpretieren es viele, als wäre es fast das Superdogma, das allen anderen die Bedeutung nimmt” (Quelle). Welche Konzilsgegner darf der Papst dulden? Papst Benedikt XVI. müsse “darauf insistieren, dass es innerhalb der katholischen Kirche keine interchristliche Gruppe geben darf, die sich gegen das zweite vatikanische Konzil stellt”, meinte am 24. Oktober 2009 der Pastoraltheologe Alois Schifferle in einem Interview mit Radio Vatikan im Blick auf die Priesterbruderschaft St. Pius X. Schifferle übersieht, dass es solche Gruppen schon längst gibt, z.B. die Gruppe jener Exegeten, die sich gegen die Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung wenden, also gegen einen der verbindlichsten Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils. Kein Geringerer als Prof. Dr. Walter Brandmüller, Präsident des Päpstlichen Komitees für die Historischen Wissenschaften, hat dies in einem Interview mit der Tagespost festgestellt: “Es genügt etwa, die Werke der meisten zeitgenössischen katholischen Neutestamentler mit der Konzilskonstitution ‘Dei verbum’ über die göttliche Offenbarung zu vergleichen, um zwischen beiden große Widersprüche festzustellen.” Der Widerspruch betrifft zentrale Glaubenswahrheiten wie die Auferstehung und die Gottheit Jesu Christi. Angesichts solcher Zustände wirkt Schifferles Rat an den Papst nicht sehr aufrichtig - und auch nicht Radio Vatikan in seinem Versuch, mit solchen Interviews, die reichlich Kritik am Papst enthalten, Benedikt XVI. unter Druck zu setzen. Konzilsanerkenner Katholische Blogger haben Konzilsanerkenner zum Unwort des Jahres 2009 gewählt und damit dokumentiert, wie sehr die Farce jener, die die Anerkennung des Konzils nur selektiv fordern oder gar verbunden mit dem Umstand, dass sie selber nicht auf seinem Boden oder auch nur dem des katholischen Glaubens stehen, bereits durchschaut ist. Stanislaus, der die Befragung durchführte, meint in seinem Kommentar u. a.:"Was aber nun ist eigentlich der Konzilsanerkenner? Er gehört zu jenen, die sowohl vom Papst als auch von den Piusbrüdern eine bedingungslose Anerkennung der Beschlüsse des II. Vatikanischen Konzils fordern, ohne diese offensichtlich selbst je gelesen zu haben - oder sie filtern die Beschlüsse heraus, die für den Konzilsgeist einfach zu unbequem sind. Das Konzil bedeutet für ihn Liturgie in der Muttersprache und mit Kommunionhelfern dem Volke zugewandt, Ökumene als Dialog mit der Evangelischen Kirche in Deutschland auf Augenhöhe mit dem Ziel der Interkommunion, dem sich Rom bislang immer noch entgegenstellt. Alles muß grundsätzlich erlaubt sein, was dem Konzilsgeist gefällt, nur nicht die alte Messe!" Plötzliche Konzilstreue Plötzlich wird mit erhobener Stimme Treue zum Konzil in einer kaum dagewesenen Heftigkeit gefordert, obwohl man in den vergangenen Jahren vieles fraglos hinter sich gelassen hatte, was das Konzil erwartete und bekräftigte. Ich konnte im Anschluss an das Konzil auch feststellen, also vor dreissig, vierzig Jahren, mit welcher Schroffheit und Härte in Fragen des Glaubens und der kirchlichen Disziplin am Konzil vorbei argumentiert wurde, um ein neues Kirchenbild zu propagieren und sich immer mehr und mehr vom überlieferten Glauben zu distanzieren. Nun, sozusagen plötzlich, soll das Konzil dann doch ernst genommen werden. Bischof Vitus Huonder von Chur in seinem Vortrag am MFM-Gebetstag vom 22. August 2010 in Einsiedeln angesichts der Diskrepanz zwischen der Forderung an die Piusbruderschaft nach Konzilstreue und der Konzilsuntreue derer, die diese Forderung erheben. Geist des Konzils Und doch, das lässt sich nicht bestreiten, hat es in den vergangenen Jahrzehnten unter Berufung auf eben jenes Zweite Vatikanum Entwicklungen in der Kirche gegeben, die der Intention der Konzilsväter völlig zuwiderlaufen. Mitunter hat sich der sogenannte “Geist des Konzils” derart verselbständigt, dass die Texte gar nicht mehr interessieren. Man spricht dann vom “Geist des Konzils” und meint nichts anderes als die eigenen Wünsche und Vorstellungen. Markus Reder in der Tagespost vom 31. Dezember 2011 Rettet das Konzil! Je geringer nämlich die Kenntnis der Konzilstexte ist, desto lauter wird dem Konzil applaudiert. Je weniger das Konzil bekannt ist, desto verbissener wird dessen Anerkennung gefordert. Darum kann die Devise dieser Tage nur lauten: Rettet das Konzil in seiner wahren Aussage! Aus: Alexander Kissler, Was das Konzil wirklich wollte, auf Focus-Online vom 4. Oktober 2012. Im Gegensatz zum Konzil Das Problem mit dem oft zitierten "Geist" des Konzils ist nur, dass dieser niemals schriftlich festgehalten wurde. Ganz im Gegensatz zu den Dokumenten des Konzils. Und was man darin auszugsweise lesen kann, steht so ziemlich im diametralen Gegensatz zu den Forderungen, die die Vertreter von "Wir sind Kirche" und Pfarrerinitiative als Reformansätze für die Kirche einmahnen. Michael Etlinger im Standard vom 10. Oktober 2012 Demokratisierung der Kirche? Die weithin erfolgte Entfernung des Latein und des Gregorianischen Chorals wie auch die nahezu flächendeckende Aufstellung von Volksaltären können sich keinesfalls auf Vorschriften des Konzils berufen. Die Etablierung von Pfarrgemeinde-, Dekanats- und Diözesanräten hat - wo nicht mit gesundem Hausverstand durchgeführt - zu einer, wie schon Klaus Mörsdorf kritisch bemerkte, Parallelhierarchie, zu einer mit der sakramental-hierarchischen Struktur nicht zu vereinbarenden “Demokratisierung” der Kirche und damit zu großen Problemen geführt. Dabei kann von einer wirklichen demokratischen Repräsentanz der Gläubigen überhaupt keine Rede sein, denkt man an die meist lächerlich geringe Beteiligung an den Pfarrgemeinderatswahlen. Laienverantwortung und deren Mitarbeit hatte es längst vor dem Konzil und in erheblichem Umfang gegeben. Walter Kardinal Brandmüller im Interview “Geduld, Geduld - was sind schon fünfzig Jahre?” mit Guido Horst in der Tagespost vom 25. Oktober 2012. Vereinfachte Denkweise Herr Kardinal, an der Bewertung des Zweiten Vatikanischen Konzils, das vor 50 Jahren eröffnet wurde, lassen sich die inneren Spannungen des deutschen Katholizismus, ja sogar Fraktionsbildungen, ablesen. Wie lassen sie sich auflösen? Die Flügel werden überbewertet, wegen ihrer Lautstärke. Es ist jetzt wichtig, dass wir Bischöfe das Volk Gottes zusammenführen, dass wir alles tun, um ein weiteres Auseinanderdriften zu vermeiden. Mich hat immer die vereinfachte Denkweise geärgert: Vor dem Konzil war alles schlecht, nach dem Konzil alles gut. "Vorkonziliar" galt vielfach als Schimpfwort. Es gab Übertreibungen, das muss man zugeben. Schon als Ministranten haben wir uns beispielsweise dagegen gewehrt, dass die Kirchen "gesäubert" wurden von Heiligenfiguren. Wer die 70er-Jahre nur euphorisch betrachtet, versagt sich einer wirklichen Rezeption des Konzils. Das Konzil wollte eine Erneuerung, eine Vertiefung des Glaubens. Das klarzustellen ist das große Anliegen von Papst Benedikt XVI., er spricht bewusst von einer Hermeneutik der Reform. Reinhard Kardinal Marx im Interview Religion ist Quelle des Fortschritts mit Gernot Facius, Die Welt vom 7. Januar 2013 Dogmatisches Gewicht C&W: Wie ist man im Vatikan auf die Idee gekommen, dass die Konzils-Dokumente unterschiedliches dogmatisches Gewicht haben sollen? Pozzo: Das ist ganz gewiss keine Schlussfolgerung unsererseits, sondern war schon zur Zeit des Konzils eindeutig. Der Generalsekretär des Konzils, Kardinal Pericle Felici, erklärte am 16. November 1964: »Diese heilige Synode definiert als für die Kirche verbindlich nur das, was sie im Hinblick auf Glauben und Moral ausdrücklich als solches erklärt.« Nur explizit von den Konzilsvätern als verbindlich eingestufte Texte sind auch als solche anzunehmen. Das hat sich nicht »der Vatikan« ausgedacht, sondern steht in den Akten. Aus einem Interview von Christ & Welt vom Juli 2016 mit Erzbischof Guido Pozzo, dem Sekretär der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei. Auf das dogmatische Gewicht der Konzilsdokumente (gemeint ist das Zweite Vatikanische Konzil) legen deutsche Theologen immer dann großen Wert, wenn es um die Einigung mit der Priesterbruderschaft St. Pius X. geht. Aber sie vergessen es, wenn es um ihre eigenen Abweichungen von den Aussagen des Konzils geht. Kürzlich hieß es in einer Meldung von katholisch.de über die Piusbruderschaft: “Die Bruderschaft lehnt bis heute Bestandteile des Zweiten Vatikanischen Konzils ab.” Dasselbe könnte man über viele Theologieprofessoren sagen. Links zum Thema: |
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