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ThemenHäresie |
Kapharnaum Von P. Martin Ramm Kafar Nahum (= Dorf Nahums) war von zentraler Bedeutung für das öffentliche Leben Jesu. Er wohnte wahrscheinlich im Haus des Petrus, lehrte in der nahen Synagoge und hat nirgends so viele Wunder gewirkt wie in „seiner Stadt“ (vgl. Mt 9, 1). Als Grenzstadt des Regierungsbezirks des Herodes Antipas (4 v. Chr. - 39 n. Chr.) besaß Kapharnaum eine Zollstation (vgl. Mk 2, 14). Hier unterhielt Antipas eine Militärgarnison aus nichtjüdischen Söldnern, die von einem römischen Zenturio angeführt wurden, der offenbar den jüdischen Einwohnern sehr wohlgesonnen war und ihnen ihre erste Synagoge gebaut hatte. Von ihm heißt es: „Eines Hauptmanns Knecht war schlimm dran und lag im Sterben; er war ihm sehr teuer. Als er von Jesus hörte, schickte er Älteste der Juden zu ihm mit der Bitte, er möchte kommen und seinen Knecht gesund machen. Diese kamen zu Jesus und baten ihn inständig: ‚Er ist es wert, dass du ihm das gewährst, denn er liebt unser Volk und hat uns die Synagoge gebaut.‘“ (Lk 7, 2-5) Durch die persischen und arabischen Eroberungen war die Stadt so gründlich zerstört, dass man ihre genaue Lage lange Zeit nicht mehr kannte. Das Gebiet von Kapharnaum haben die Franziskaner im Jahr 1893 erworben. Nach dem Ersten Weltkrieg gelang dem italienischen Franziskaner P. Orfali die erste teilweise Wiederherstellung einer großen Synagoge, die man zunächst fälschlicherweise in die Zeit Jesu datierte. Dann aber fand man 1968 über 30.000 Münzen einer Almosenkasse, die nur bis zum Anfang des 5. Jahrhunderts zurückreichten. In der Folge datierte man die Synagoge in die Zeit von Kaiser Theodosius I. (379-395) und identifizierte sie mit jenem Bau, den Egeria im Jahr 383 beschrieb und von dem sie sagt, er sei „aus viereckigen Steinen errichtet“ und man müsse über Stufen hinaufsteigen.
Weitere Ausgrabungen lassen darauf schließen, dass Kapharnaum etwa 1.500 Bewohner hatte und dass man nicht nur vom Fischfang, sondern auch von der Landwirtschaft lebte, wie Olivenpressen, Mahlsteine und Steinschüsseln belegen. Bereits um 1920 hat man von der Synagoge aus etwa 30 m näher zum See hin eine achteckige Erhebung bemerkt, ihr aber keine Beachtung geschenkt, weil man sie für eine byzantinische Taufkapelle hielt. Erst als die Franziskaner 1968 bis 1984 das ganze Areal gründlich erforschten, konnten sie darin drei Perioden unterscheiden:
2. Im späten 4. Jahrhundert wurde dieser Raum (5,8 x 6,45 m) als Hauskirche genutzt und das ganze Haus des Petrus durch eine Umfassungsmauer mit einem Umfang von 112,55 m vom restlichen Dorf abgegrenzt (in der Skizze gelb). Außerdem hat man den Raum durch einen zentralen Bogen und ein östliches Atrium dreigeteilt. Ein farbiger Fußboden ersetzte den gepflasterten Boden des 1. Jahrhunderts, und die inneren Wände wurden verputzt. Auf diesen Wänden hinterließen christliche Pilger Inschriften auf Griechisch, Aramäisch, Syrisch und Lateinisch. Im Jahr 383 berichtet die Pilgerin Egeria: „In Kapharnaum ist aus dem Haus des Apostelfürsten eine Kirche gemacht worden, deren Wände bis heute so stehen, wie sie waren.“ 3. In der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts wurde eine neue achteckige Kirche auf erhöhtem Grund erbaut. In ihrem Zentrum gab es ein kleines, von acht Säulen getragenes Achteck, das von einem zweiten größeren Achteck und einem dritten halben Achteck umgeben war. In der Mitte der östlichen Apsis wurde ein Taufbrunnen eingerichtet, und entlang der südlichen Mauer fügte man einige Räume hinzu (ganz oben in der Skizze). Ein Pilger aus Piacenza schreibt zwischen 560 und 570: „Wir kamen nach Kapharnaum zum Haus des hl. Petrus, welches nun eine Basilika ist.“ Zerstört wurde diese vermutlich im Jahr 614 durch die Perser.
Über Kapharnaum hat Jesus die ernsten Worte gesprochen: „Und du, Kapharnaum, wirst du in den Himmel erhoben werden? Bis in die Unterwelt wirst du hinabsteigen. Denn wären zu Sodoma die Wunder geschehen, die in dir geschahen, es wäre stehen geblieben bis auf den heutigen Tag. Aber ich sage euch: Dem Lande von Sodoma wird es erträglicher ergehen am Tag des Gerichtes als dir.“ (Mt 11, 23 f.)
Der Text ist dem sehr empfehlenswerten Buch von P. Martin Ramm Heiliges Land. Wegbereiter auf den Spuren Jesu entnommen (S. 66-68), das man kostenlos bestellen kann. Georg Haiber: Das Wunder der Brotvermehrung
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