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Menschwerdung

Ein theologischer Begriff - und was er wirklich bedeutet

Von Dr. Eduard Kamenicky

In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg konnte man im katholischen Schrifttum oft einem Gedanken begegnen, der bestrickend schien: Christus und sein Wort müsse sich in jeder Zeit und jeder Kultur neu »inkarnieren«, damit die volle Ernte der Erlösungsfrucht eingebracht werde. Vielleicht hatte das Erlebnis einer von Christus-feindlichen Ideen beherrschten Welt die Geister für dieses Anliegen besonders empfänglich gemacht. Zudem empfand jeder wache, ja jeder nicht ganz abgestumpfte Mensch, daß sich große Veränderungen im Leben der Völker anbahnten. Nicht in irgendeinem beliebigen Sinne sollten die Dinge neu geordnet werden, nicht einer willkürlich bevorzugten Weltanschauung Tür und Tor geöffnet sein. Das stürmische Verlangen nach Neuem bot vielmehr die kaum erwartete Gelegenheit, das Wort Gottes zu Regel und Inhalt einer künftigen Ordnung zu machen, das Evangelium einzuwurzeln in die anbrechende Zeit. Nennt nicht die Kirche Jesus den Vater der Zukunft?

Aus diesem Anstoß, der eine vielfältige Wiederholung und Abwandlung erfuhr, ist etwas sehr Merkwürdiges geworden. Nicht eine Fortsetzung der Menschwerdung Gottes hier und jetzt, sondern eine Umdeutung dieser zutiefst katholischen, missionarischen Absicht. Genau betrachtet hielt man nur das »hier und jetzt« fest, ließ aber das, was Christus gebracht und gewollt hat, in Vergessenheit sinken. Wo immer Christen heute — »je heute«, »je neu« — etwas in die Hand nehmen, ginge, so meinte man, neue Verlebendigung des Evangeliums vor sich. Wo etwas im kirchlichen Raum in Bewegung geriet, vermutete man den Aufbruch, den Frühling. Daß gar manches anders ausfiel, als es nach dem Zeugnis und Beispiel der Uberlieferung eigentlich sein sollte, durfte dabei nicht verwundern. Man lebte eben in einer anderen Zeit. Es konnte ja nicht um ein Zurück gehen oder um ein schlichtes »So weiter wie bisher«, sondern nur um ein Voran. In diesem Voran als solchem gäbe sich bereits das Leben der Kirche, das Wehen des Geistes, die Urkraft der christlichen Botschaft kund. Das dachten viele.

Ein Aufbruch der Kirche kann indes nicht bloß aus Maßnahmen für das tägliche Leben bestehen; er braucht auch seine geistige Rechtfertigung, seine »Theologie«. Und da nun in der Mitte des Glaubens das Geheimnis der Menschwerdung steht, ließ sich eine solche Theologie von hier aus leicht entwickeln. Wir halten uns davon nur ganz einfache Gedankenschritte vor Augen. Da läßt sich etwa sagen: Wenn Gott Mensch wurde, dann müssen wir das erst recht. Mensch sein, das ist etwas Großes! Da mangelt es bei uns noch an vielem. Je mehr wir aber Menschen werden — wir kümmerten uns bisher viel zuwenig darum —‚ je menschlicher wir denken und handeln, desto wahrere Christen werden wir sein. Im Grunde zeigt uns Christus doch dieses: den vollkommenen Menschen, der nur für die anderen da ist, der sich vergißt, der sich opfert, der sein Leben darangibt. So edel, so selbstlos mitmenschlich zu sein wie er, das wäre doch etwas Hohes und Gutes! Um die Ausformung dieses Ideals in uns müssen wir also bemüht sein.

In diesen Gedanken steckt noch viel Christentum, aber auch schon große Verirrung. Vom Entscheidenden ist hier nicht mehr die Rede: daß in Christus Gott Mensch wird, der ewige, heilige Gott, der Schöpfer aller Wesen und aller Dinge, daß er als ein Mensch urplötzlich in dieser Welt anwesend ist und damit allein schon allen Völkern, allen Zeiten, allen Kulturen die gültigen Maßstäbe setzt für das Denken und Tun, für das Glauben und Streben, für das Leben von Mensch und Gesellschaft. Dies großzügig zu übergehen, zu sagen: »Wir sind Christen, darum ist, wie wir handeln, Christentum«, ist eine gewaltige Täuschung. In einem so entworfenen und gerechtfertigten »Christentum heute« ist nur mehr das Heute entscheidend, und Christus fern. Sein heiliger Name wird schließlich zu einem Deckwort für das, was rein von dieser Welt stammt. Es wird zu etwas wie einer Losung, einer Fahne oder sonst einem Erkennungszeichen. Was man darunter versteht und verfolgt, muß mit dem ursprünglichen Träger dieses Namens nicht viel gemein haben. Es geht ja um »Christus heute«, um »Kirche heute«, und das jeweils anders, jeweils neu.

In solchen Zusammenhängen kann der heilige Begriff der Menschwerdung zu einem fromm scheinenden Mittel der Entfremdung werden: der bewußten Veränderung des Denkens, des Glaubens, des Lebens. Vollzieht sich die Menschwerdung Christi tatsächlich immer neu — und zwar mit Notwendigkeit, sollen die stets nachdrängenden Geschlechter nicht von ihrem Segen ausgeschlossen sein —‚ dann läßt sich gerade aus dem jeweiligen Zustand der Welt, aus der eben gängigen Denkart der Menschen, aus dem aufbrechenden Verlangen der Völker und aus den übrigen »Zeichen der Zeit« ableiten, was christliches Leben ist. Vielleicht geht es sogar darum, daß wir uns so sehr in die moderne Welt und ihr Leben »einlassen«, daß die Kirche aufhört, Kirche zu sein. Selbst solche Folgerungen aus dem obersten Grundsatz der unverzichtbaren Verheutigung des Christentums werden allen Ernstes vertreten. Und auch das soll immer noch auf der Linie jenes christlichen Anstoßes liegen, der, wie man meint, von einem neuen und tieferen Begreifen des Geheimnisses der Menschwerdung lebt.

Es macht keine Mühe zu sehen, wie sehr hier die Dinge auf den Kopf gestellt sind. Der Mensch, wie er ist, mit all seinen Fehlern und Einseitigkeiten, wird zum Maß des Geforderten, zur Richtschnur des Glaubens, ja zum Inhalt der Hoffnung gemacht. Der Mensch in einer menschlichen Welt — das ist das Ziel. Man kann so etwas auch noch »Reich Gottes« nennen oder mit einem anderen Kennwort aus dem alten Sprachschatz der Kirche belegen, das nützt doch nichts. Denn hier bewegen wir uns längst außerhalb dessen, was von Christus grundgelegt wurde und in Ihm seine Vollendung finden wird. Man sieht, unter strenger Abschirmung des göttlichen Bereichs, nur mehr, was irdisch ist, und darin erblickt man allen Wert. Der Mensch, der sich selbst bejaht, ist im Recht. Er steht an der Spitze, er herrscht über die Welt und meint dabei vielleicht sogar noch, so etwas wie fromm, jedenfalls aber »in Ordnung« zu sein. Gottes Gesetz darf man nicht nennen, denn Gesetze binden und machen den Menschen unfrei. Gottes Gericht ist eine üble Vorstellung, denn der Liebe steht das Strafen nicht an. Von Sünde spricht nur, wer in der Menschenkunde zurückgeblieben ist. Jeder andere aber auf der wissenschaftlichen Höhe seiner Zeit weiß es besser. Wenn wir nur alles verstehen und alles verzeihen, alles gutheißen und nirgendwo nein sagen, dann nähern wir uns doch unweigerlich der vollkommenen Welt. Eines Himmels, einer Seligkeit und Anschauung Gottes, wovon man früher sprach und womit man sich »schwächlich hinwegtröstete« über den traurigen Zustand der Welt — dessen bedarf es nicht. Der Mensch ist sich selbst genug.

Jeder, der sich auch nur eine blasse Erinnerung an die Lehre der Kirche, an das Wort der Schrift, an den Geist der christlichen Uherlieferung bewahrt hat, kann mit voller Sicherheit feststellen, daß in solchen Gedankengängen das katholische Erbe zur Gänze verflüchtigt ist. Niemandem wird bei derartigen Erwägungen weihnachtlich zumute, denn das große, unfaßliche Wunder des Herabstiegs Gottes in unsere Welt ist hier aus dem Blickfeld geschwunden. Und doch ist allein diese Wahrheit für den Menschen befreiend und beglückend zugleich. Was wäre denn der Mensch ohne Gott, das Geschöpf ohne den Schöpfer? Was vermöchte uns aufzuhelfen in unserer Armut und Sündennot, unserer Ohnmacht und Verlorenheit, nähme nicht Gott selber sich unser an in seinem rettenden Herabstieg zur Welt, unsere Menschennatur annehmend und mit dieser Natur uns selbst an sich ziehend, um unseres Heiles willen! Kein titanisches Aufbegehren aus den Tiefen des Abgrunds, in den uns die Sünde geworfen hat, wäre je imstande, den Menschen zurückzuversetzen in die Zone der Gnade, des Lebens. Kein gedanklicher Ausbruch, keine tätige Veränderung der Welt, keine Betäubung im Wahn des Selbstgenügens vermöchte je die Fesseln zu lösen, die den gefallenen Menschen an das Geschick des ewigen Todes ketten. Nur Gottes freier Entschluß, in der Menschwerdung des ewigen Sohnes die im Sündenelend versunkene Welt wieder aufzubrechen für das Heil, konnte ein Tor der Rettung öffnen. Wenn Gott selbst seine Glorie preisgibt, die Herrlichkeit der Himmel verläßt, herabsteigt in diese nächtige Welt, wenn Gott Mensch wird und als Mensch in dieser Welt zu leben und zu handeln beginnt, anfängt, den Willen des Vaters zu erfüllen und darin nicht müde wird, noch davon abläßt bis zur Selbsthingabe des Lebens am Kreuz, dann wird die Verzweiflung von uns genommen, der Fluch der Verworfenheit, und es schwindet der Druck des Ausweglosen von allem menschlichen Leben und Ringen.

Und eben dieses erschütternd Große, das kein Mensch aus sich zu erdenken vermag, hat Gott getan. Er ist Mensch geworden. Er ist herabgestiegen aus der unendlichen Herrlichkeit seines ewigen, dreifaltigen Lebens. Der Vater hat den Sohn darangegeben an das Werk unserer Rettung. Der Sohn hat es vollbracht in liebendem Gehorsam. Der Heilige Geist hat es grundgelegt und wird es vollenden in einer Mitwirkung, die sich uns zuletzt im Schleier des Geheimnisses entzieht. So verdanken wir uns selbst und alles, was wir haben, was wir glauben und hoffen,diesem anbetungswürdigen Abstieg Gottes zu uns, der Menschwerdung heißt. Jede Gnade, die unser Herz berührt, jede Erleuchtung, die unseren Geist erhellt, jede Kraft, die uns zum Guten nach Gottes Willen befähigt, hat ihren Ursprung in dieser Großtat des Herrn. Daß wir Zukunft haben über diese Welt hinaus, daß wir doch noch heimfinden dürfen in Gottes Glück, für das wir bestimmt sind von Anfang an, verdanken wir ihr allein.

Nichts könnte jemals den Lauf der Welt seliger wenden, nichts als herrlichere Neuheit anheben in uns, als Gottes Eintritt in seine Schöpfung und unsere Versöhnung mit ihm. Wen es im Grunde seines Herzens hinaus verlangt über den öden Tand und Trug der Gegenwart, wer aus all dem Leerlauf und der Verblendung der Zeit fortgelangen will in ein wahrhaft neues, wahrhaft menschliches, gott-menschliches Morgen, der lege beiseite, was immer ihn befaßt, und gehe im Geiste nach Bethlehem. Und sei es auch nach Jahren der Verwirrung und der Vergeßlichkeit, der Unrast und der falschen Versuche —: er knie nieder an der Krippe des göttlichen Kindes, er schaue und bete es an. Er öffne sein Herz dem Licht, das ihn trifft, und schenke diesem Kind, was er noch hat an Liebe. Nur wer glaubt, überholt die Zeit, überwindet die Not, eilt der Freiheit entgegen. Jeder, der Jesus sieht mit den arglosen Augen des Glaubens, wird verstehen, was ihm von diesem Kinde gesagt wird. Ein Kind, ein Mensch — und doch: Gott mit uns.

So bleibt ein Rätsel, daß dieses göttliche Kind nicht jeder sucht. Es bleibt ein Geheimnis, daß es viele nach anderem verlangt, obwohl sie dieses finden und besitzen und lieben dürfen: den Mensch gewordenen Gott. Und doch ist in keinem anderen Heil. Nur Er ist der Weg. Nur Er die Wahrheit, das Leben. Aber grollen und bangen wir nicht, nicht einmal einige Augenblicke lang. Grübeln wir nicht über soviel unbegreifliche Blindheit. Wenn nur uns, uns selber, unter dem Anhauch der Gnade, auf die Bitten Mariens und von unserer Sehnsucht gestützt, im Herzen aufgeht, was die Menschwerdung Gottes bedeutet, kann ihre unerschöpfliche Segenskraft in der Welt, auch hier, auch heute, nicht unwirksam sein.

Dieser Beitrag erschien zuerst im FELS, Dezember 1976.


Eduard Kamenicky: Unterwegs zu Gott


Die etwas andere Kernfusion


Eine Spur durch die Jahrhunderte

Das Licht von Bethlehem ist nicht mehr erloschen. In allen Jahrhunderten hat es Menschen berührt, hat es sie umstrahlt. Wo der Glaube an dieses Kind aufging, da blühte auch die Caritas auf ‒ die Güte für die anderen, das Zugehen auf die Schwachen, auf die Leidenden, die Gnade des Verzeihens. Von Bethlehem her zieht sich eine Lichtspur, eine Spur der Liebe und der Wahrheit durch die Jahrhunderte: Wenn wir auf die Heiligen hinschauen von Paulus über Augustinus hinauf zu Franz von Assisi und Dominikus, über Franz Xaver und Teresa von Avila bis herauf zu Mutter Teresa ‒ dann sehen wir diesen Strom der Güte, diesen Weg des Lichtes, der sich immer neu am Geheimnis von Bethlehem entzündet, an dem Gott, der ein Kind geworden ist.

Weihnachtsbotschaft Benedikts XVI. 2005

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