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Die Nebel von Avalon in der Theologie

Von P. Engelbert Recktenwald

Vor einigen Jahren hatte ich die Geisteswissenschaftler vor dem Vorwurf des Biologen Ulrich Kutschera in Schutz genommen. Dieser bezeichnete sie abwertend als Verbalwissenschaftler, die sich bloß mit dem beschäftigen, was andere gedacht und geäußert haben. Der Naturwissenschaftler dagegen sei Realwissenschaftler, der es mit der harten Wirklichkeit zu tun habe. Was Kutschera von beiden hält, wird aus seiner Aussage klar: “Das Experiment ist dem Realwissenschaftler der Halt im geistigen Chaos, der Verbalwissenschaftler dagegen rudert in den Nebeln von Avalon, ohne je ein Ufer zu erreichen.”

Damals bedachte ich nicht, dass es Geisteswissenschaftler gibt, die sich in Kutscheras Beschreibung müssten wiedererkennen können. Zu ihnen gehören der katholische Theologe David Tracy und der evangelische Exeget Ulrich Luz. Nach ihnen bezieht sich die Sprache auf keine außersprachliche Wirklichkeit. Theologische Aussagen seien sprachliche Konstruktionen von Wirklichkeit, ihr Gegenstand seien immer andere Sätze, nie die außersprachliche Geschichte. “Es gibt keinen direkten Weg von den bezeichnenden Zeichen und vom Zeichensystem eines Textes zu einer bezeichneten außersprachlichen Wirklichkeit”, so Luz, zitiert von Karl-Heinz Menke in seiner bemerkenswerten Streitschrift Macht die Wahrheit frei oder die Freiheit wahr? Hinter diesem Konstruktivismus steht der linguistic turn in der Philosophie, den Luz & Co. in die Theologie einschleusen. Er reduziert Philosophie und Theologie auf Sprachanalyse. Luz macht sich Sorgen, dass “unsere deutschsprachige Exegese die Tragweite dieser Wende” nicht erkannt habe.

Von dieser Sorge kann ihn der katholische Exeget Alois Stimpfle ein Stück weit befreien. Er rühmt sich, mit seinem “konstruktionsgeschichtlichen Ansatz” ein Novum in der Bibelwissenschaft zu vertreten. Sein Konstruktivismus hebt weniger auf die Sprache als vielmehr auf ein Phänomen ab, das er mit dem Bild der Brille erklärt: Was wir sehen, ist immer auch das Produkt der Brillen, die wir tragen, so dass gilt: “Ich sehe, was ich glaube.” Er erläutert das am Beispiel der biblischen Erzählung des Gangs Jesu auf dem Wasser (Joh 6, 16-21). Die “frühjüdischen Jesusanhänger sahen, was sie im Rahmen ihrer Konstruktionsbrille glaubten”, und dazu gehörte u.a. der Glaube an den Schöpfergott, dessen Macht durch seinen apokalyptischen Gesandten offenbar wird. Mit anderen Worten: Die Jünger glaubten nicht an Jesus, weil sie seine Wunder sahen, sondern sie “sahen” sie, weil sie glaubten. Was sie sahen, war “ihre Wirklichkeitskonstruktion” auf der Basis ihrer Überzeugungen. “Wir modernen BrillenträgerInnen sehen hingegen blankes Wasser oder das Oster-Kerygma aufstrahlen.”

Vielleicht war es doch gut, dass die Jünger Jesu keine Geisteswissenschaftler waren, die aufgrund ihrer ideologischen Brille in den Nebeln von Avalon auf Wasser gehende Gespenster sahen. Sie waren Realisten genug, um zu wissen, dass ein konstruierter Gottessohn sie nicht retten kann. Im Gegensatz zu den Schriftgelehrten, den Ideologen ihrer Zeit, legten sie die Brille ihrer Voreingenommenheit ab und ließen das nicht antizipierbare Licht des Logos (Joh 1, 9) in sich herein, um mit realistischer Aufrichtigkeit bekennen zu können: “Und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voll der Gnade und Wahrheit” (Joh 1, 14).

Dieser Beitrag erschien am 3. Oktober 2018 auf dem MeinungsMacherBlog der Tagespost.


Gesucht: Kritischer Verstand!

Von P. Engelbert Recktenwald

In vielen innerkirchlichen Kontroversen lässt sich ein bestimmtes Argumentationsmuster erkennen, das immer wiederkehrt: Demjenigen, der die kirchliche Lehre hinterfragt, wird der Gebrauch der Vernunft unterstellt, dem Gläubigen dagegen ein Mangel an Vernunftgebrauch: dort der kritische Hinterfrager des Glaubens, der sich seines eigenen Verstandes zu bedienen wagt, hier der naive Gläubige, der es sich im Vernunftgebrauch bequem macht und unreflektiert das übernimmt, was die Kirche ihm vorkaut. Nun will ich gar nicht leugnen, dass es so etwas gab und heute vereinzelt auch noch gibt. Aber ich behaupte, dass es sich heute grosso modo genau umgekehrt verhält: Der Zeitgeist weht heute dem Gläubigen so sehr ins Gesicht, dass es viel bequemer ist, unreflektiert dessen Parolen zu übernehmen, als sich zur kirchlichen Lehre zu bekennen. Es gehört mehr Verstand dazu, sie zu verstehen und zu vertreten, als sie zu leugnen und zu verspotten. Mit welchem Tiefgang und welcher anspruchsvollen Anthropologie hat etwa Johannes Paul II. in seinen berühmten Katechesen jahrelang die kirchliche Lehre über Ehe, Familie und Geschlechtlichkeit begründet und die Theologie des Leibes ausgearbeitet! Von wenigen Ausnahmen abgesehen findet man hierzulande in der kirchlichen Verkündigung oder theologischen Lehre nichts davon. Leichter finden die flutschigen Parolen der Genderideologie Eingang in die Köpfe als die Reflexionen des heiligen Papstes.

Und auch mit dem kritischen Verstand ist es so eine Sache. Natürlich muss man kritisch sein. Die Frage ist nur: kritisch wem gegenüber? Kürzlich erzählte mir ein Theologiestudent von seiner Uni-Erfahrung: Man dürfe alles kritisieren, Kirche, Rom und Bibel, nur nicht den Professor. Der Modernist stellt die richtige Ordnung auf den Kopf: Er ist kritisch gegenüber dem Glauben und unkritisch gegenüber dem Zeitgeist. Zu einem erleuchteten Glauben gehört die Fähigkeit zu unterscheiden, wo eine kritische und wo eine kindliche Haltung gemäß Lk 18,17 angemessen ist. Ein solcher Glaube ist heute selten geworden.

Aber nicht nur kritischer Verstandesgebrauch, auch Mut und Charakter sind notwendig! Von Kurt Tucholsky stammt das Wort: “Nichts ist schwerer und erfordert mehr Charakter, als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein!”

Man könnte heute hinzufügen: “Nichts ist leichter und erfordert weniger Charakter, als sich in offenem Gegensatz zum Lehramt zu befinden und laut zu sagen: Nein!” Ein solcher Neinsager hat heutzutage nichts zu befürchten. Er wird von Medien und innerkirchlichen Pressure-Groups als Held gefeiert.


Bernward Deneke: "Theologie"


Blüten des Konstruktivismus

Als französische Wissenschaftler nach einer Untersuchung der Mumie von Pharao Ramses II. feststellten, dass Ramses wahrscheinlich an Tuberkulose starb, widersprach der Wissenschaftssoziologe Bruno Latour dieser Diagnose: Wie könne Ramses an einem Erreger gestorben sein, der erst 1882 von Robert Koch entdeckt wurde? Mycobacterium tuberculosis habe vor der Entwicklung entsprechender Nachweismethoden "nicht wirklich existiert". Die Behauptung, Ramses sei an Tuberkulose gestorben, sei nicht weniger anachronistisch als die, er sei im Maschinengewehrfeuer umgekommen.
Der Vergleich ist, mit Verlaub, Unfug. Maschinengewehre gab es zur Pharaonenzeit nicht, während der Tuberkuloseerreger lediglich noch nicht entdeckt war. Nun wird der Streit zwischen einem realistischen und einem konstruktivistischen Verständnis von Tatsachen auch als einer darüber geführt, ob Tatsachen entdeckt oder erfunden werden. Wenn aber Robert Koch den Erreger einer seinerzeit unbehandelbaren Krankheit nicht entdeckt, sondern erfunden hätte, wäre dann statt des Nobelpreises nicht eher Einzelhaft bei Brot und Wasser angezeigt gewesen?

Aus: Geert Keil, Über Tatsachen und ihre gebildeten Verächter


Ungeliebte Realität

Die Unverfügbarkeit unserer Geschlechtlichkeit nicht anzuerkennen, offenbart zwei Irrtümer, die dem Gesetz zugrunde liegen: Die Autonomie des Menschen sei grenzenlos; und, daraus folgend: Es gebe keine Wirklichkeit außerhalb unserer selbst – denn eine solche würde ja unsere vollkommene Freiheit von außen begrenzen. Selbst das in der Zeugung bereits angelegte, empirisch feststellbare Geschlecht wird der Befindlichkeit untergeordnet. Der eingangs zitierte Satz ist daher irreführend: Dem Menschen wird keine Freiheit wiedergegeben. Er maßt sich lediglich an, Realität als reines Erzeugnis seiner Vorstellungskraft zu betrachten: Wirklich ist, was mein Geist sich erschafft.

Aus: Anna Diouf, Die Welt als Wille und Vorstellung

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Verdrängte Ursprungsfrage

Die 49. Folge meines Podcasts: Anhand der philosophischen Streitschrift Unaufgeregter Realismus von Julian Nida-Rümelin zeige ich, wie unbefriedigend jeder Versuch ist, den Realismus unter Ausklammerung der Gottesfrage gegen jede naturalistische Umdeutung von Mensch und Moral verteidigen zu wollen.

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