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„Theologie“ Von P. Bernward Deneke FSSP Nein, man kann es den Leuten wirklich nicht verübeln, wenn sie der Theologie keine besondere Hochachtung entgegenbringen. Präsentiert sich diese nicht allzu oft in fragwürdiger, ja jämmerlicher Gestalt? Prominente Vertreter der Gegenwartstheologie bringen sich bekanntlich gerne im rauschenden Blätterwald und vor den laufenden Kameras der kirchenfremden bis -feindlichen Medienwelt zur Geltung. Gerne lassen sie sich als mutige Kritiker feiern, wenn sie mit Dogma und Moral, mit Tradition und Papst ins Gericht gehen. Inhaltlich haben sie dabei häufig nicht mehr zu bieten als die Allerweltsmoral des „Seid nett zueinander“ und wohlfeile Aufforderungen zu Offenheit und Toleranz das alles freilich eingekleidet in jenen eigentümlichen „Edeljargon“ (Walter Hoeres), der theologische, soziologische und psychologische Phrasen mit einem Hauch von Spiritualität versieht und so den Eindruck von Tiefe erweckt. - - Aber genug davon! Weitaus wichtiger muss uns die Frage sein, was denn demgegenüber echte Theologie ist. Denn dass man unter Berufung auf die genannten Verfallssymptome nicht jene Wissenschaft, welche mit recht die „heilige“ genannt wird, in Bausch und Bogen verurteilen darf, sollte jedem gläubigen Menschen einleuchten, der schon einmal von den Aposteln Johannes und Paulus, von Athanasius und Augustinus, Anselm von Canterbury und Bernhard von Clairvaux, Thomas von Aquin und Bonaventura, Hildegard von Bingen und Katharina von Siena, Robert Bellarmin und Petrus Canisius, von den Kardinälen Newman, Scheffczyk oder Ratzinger gehört hat. Diese (und viele andere mehr) teilen nämlich, bei aller Verschiedenheit in Stil und Akzentsetzung, die Überzeugung, dass Theologie Glaubenswissenschaft ist: ein Nachdenken im Glauben über den Glauben. Christliche Theologie beruht ganz und gar auf Christus, dem Wort Gottes (lógos toû theoû), das im Schoß des Vaters ruht, doch für uns Fleisch geworden ist, um uns Kunde zu bringen von dem Geheimnis Gottes, das kein Mensch je geschaut hat (vgl. Joh 1,14.18). Als Theologe kann demnach gelten, wer die Offenbarung Gottes, die in der Geschichte des Heils geschehen ist und ihren verbindlichen Niederschlag in der Schrift und der Lehre der Kirche gefunden hat, mit seinem durch das gnadenhafte Licht des Glaubens erleuchteten Verstand durchdenkt und zur Darstellung bringt. Eine Theologie ohne Glauben, ohne Gnade ein Widerspruch in sich selbst! Der Apostel Johannes, der in der Ostkirche den Ehrentitel „der Theologe“ trägt, hatte das Vorrecht, das verkünden zu können, was er mit seinen Ohren gehört, mit eigenen Augen geschaut und mit den Händen betastet hatte vom Wort des Lebens (vgl. 1 Joh 1,1 f.). Ihm folgten viele, die nicht nur getreulich weitergaben, was sie selbst empfangen hatten (1 Kor 15,3), sondern dieses Glaubensgut auch entfalteten, es als „Wissenschaft des Heils zur Vergebung der Sünden“ (Lk 1, 77) vortrugen und in Liebe für die verschiedenen Dimensionen des christlichen und kirchlichen Lebens fruchtbar werden ließen. Unsere Gedanken gehen zurück zu dem, was sich derzeit oft unter dem Namen „Theologie“ präsentiert. Sollte nicht die wahre Theologie zum Angriff übergehen und mit prophetischer Macht „jäten und niederwerfen, zerstören und abbrechen“, um dann neu „zu bauen und zu pflanzen“ (Jer 1,10)? Ja, wir sehnen uns nach einer Theologie, die geeignet ist, „alle Vernunftgebilde und alles Hochfahrende einzureißen, das sich erhebt gegen die Erkenntnis Gottes, und alle Gedanken einzufangen zum gehorsamen Dienst an Christus“ (2 Kor 10,5). Die Polyphonie des Zeugnisses Von P. Bernward Deneke FSSP Die Wahrheit sei polyphon, sagte der Schweizer Theologe Hans Urs von Balthasar (+1988), und man muß ihm darin nicht widersprechen. Bereits die Heilige Schrift trägt uns ja das inspirierte Wort Gottes in einem großen Chor unterschiedlicher Chronisten, Propheten, Psalmisten und Weisheitslehrer, Evangelisten und Apostel vor. Später dann schwillt der Gesang zu schier unglaublicher Vielfalt an, wenn durch die Epochen und Kulturräume der Geschichte hin die Kirchenväter und Kirchenlehrer, die Päpste und Konzilien, die Theologenschulen und die Mystiker ihre Stimmen erheben. Die Wahrheit muß polyphon sein, weil sie katholisch, allumfassend ist. Eine einzelne Stimme reicht nicht aus, solche Fülle angemessen zu verkünden. Es bedarf der verschiedenen und durchaus auch gegensätzlichen Stimmen, die sich aber wie in einer kunstvollen Fuge Johann Sebastian Bachs zur höheren Einheit zusammenfinden und verbinden. Ganz anders freilich liegt die Sache, wenn aus den Kontrasten und Kontrapunkten des Chorwerkes Widersprüche werden; wenn sich die einzelnen Stimmen emanzipieren, aus der Gestimmtheit und dem Rhythmus des Ganzen ausscheren; wenn sich die Spannungen nicht mehr in Harmonie auflösen wollen, sondern in trotziger Dissonanz verharren. Unter solchen Umständen noch von der „Polyphonie der Wahrheit“ zu sprechen, wäre völlig verfehlt. Auch die komplexeste Komposition bewahrt ihre Authentizität nur durch die Treue zur Partitur. Und wie könnte man das Chaos als Kosmos, den Unsinn als Logos bezeichnen? Leider geschieht aber genau dies immer wieder. Innerkirchlich wird nicht selten ein Pluralismus gerühmt, der schon längst nicht mehr von dem gemeinsamen Zeugnis für die eine geoffenbarte Wahrheit Gottes beseelt ist. Aus dem Stimmenwirrwarr kann man so ziemlich alles heraushören. Jeder findet etwas, das seinen Wünschen und Vorstellungen entgegenkommt. Auch an Wahrem und Gutem fehlt es durchaus nicht. Doch der Chor als Gesamtheit legt kein eindeutiges Zeugnis mehr ab. So verkommt die Polyphonie zur formlosen Masse, in der das Klare verschwimmt und das Leuchtende trübe wird. Ein bezeichnendes Beispiel für das falsche Verständnis von Mehrstimmigkeit der christlichen Botschaft war die Reaktion vieler Theologen auf die Idee eines „Katechismus der Katholischen Kirche“ und die harsche Kritik, welche dessen Veröffentlichung im Jahr 1992 begleitete. Es sei heute nicht mehr möglich und auch gar nicht wünschenswert, ein einziges Werk als Richtschnur für die Glaubens- und Sittenlehre weltweit darzubieten, wurde der römischen Kirchenleitung damals entgegengehalten; vielmehr gelte es, dem Pluralismus theologischer Richtungen der Gegenwart Rechnung zu tragen. So als gebe es keine gültige und verbindliche Offenbarung Gottes an alle Menschen, und als wäre die von Paulus angemahnte Einheit in dem einen Leib, dem einen Geist, dem einen Herrn, dem einen Glauben, der einen Taufe, dem einen Gott und Vater aller (vgl. Eph 4,3 ff.) nicht zu erstreben! Wie sehr die kirchliche Verkündigung durch das widersprüchliche Stimmengewirr geschwächt wird, das kann und muß der treue Katholik fast andauernd erfahren. Priester, die bestimmte „unzeitgemäße“ Wahrheiten ansprechen, werden von kritischen Zuhörern auf prominente Theologen oder Mitbrüder verwiesen, die darüber exakt das Gegenteil sagen. Eltern erleben es, wie ihren Kindern vom (kirchlich beauftragten!) Religionslehrer, ja zuweilen auch vom Pfarrer das ausgeredet wird, was sie ihnen in Übereinstimmung mit dem Katechismus beigebracht haben. Um nur einige Stichworte zu nennen: jungfräuliche Empfängnis, Sühnetod und Auferstehung des Herrn; „Letzte Dinge“, vor allem Gericht, Fegefeuer und Verdammnis; Existenz von Engeln und Dämonen; Einzigkeit und Heilsnotwendigkeit der Kirche Jesu Christi; Meßopfer und eucharistische Realpräsenz; Sonn- und Feiertagspflicht; Notwendigkeit der persönlichen Beichte; Bedingungen für die Kommunionwürdigkeit; christliche Sexualmoral, insbesondere Selbstbefriedigung, vorehelicher Geschlechtsverkehr, Empfängnisverhütung und Homosexualität... Alles das sind Bereiche, in denen der lehramtskonforme Glaubenszeuge rasch zum Exoten oder zum unbelehrbaren Fundamentalisten abgestempelt wird. Und obgleich seine Stimme doch genau dem Text der göttlichen und kirchlichen Partitur entspricht, wird sie im Namen des Pluralismus von den Organen der Falschsänger übertönt. Selbstverständlich sind wir für die Mehrstimmigkeit der Wahrheit. Wir wünschen uns nichts sehnlicher, als daß die verschiedenartigen Stimmen jeweils auf ihre Weise zu dem gewaltigen Hymnus zusammentönen, in dem sich farbig und vielgestaltig die Wahrheit Gottes kundtut. Aber es muß eben wirklich die Wahrheit Gottes, nicht das Wunschdenken der Menschen sein. Gerade in dieser vielstimmigen Einstimmigkeit des authentischen Zeugnisses lag immer die Kraft der heiligen Kirche. Möge sie uns durch eine vom Geist Gottes erleuchtete und gestärkte Leitung, die auch vor notwendigen Säuberungen nicht zurückschreckt, wiedergeschenkt werden! Prof. Dr. Georg May: Falschlehrer in der Kirche Der Einzige Vor elf Jahren [1999] warf ein Merkur-Doppelheft die Frage auf: „Wer ist Gott?“ Von den eingeladenen protestantischen und katholischen Theologen gab eigentlich keiner eine klare Antwort. Der einzige, der die Frage ohne Wenn und Aber affirmativ beantwortete und über die konkrete Existenz Gottes Aussagen machte, war der katholische Philosoph Robert Spaemann. Aus: Karl Heinz Bohrer, Welche Macht hat die Philosophie heute noch?, in: Marcel van Ackeren, Theo Kobusch, Jörn Müller (Hg.), Warum noch Philosophie? Historische, systematische und gesellschaftliche Positionen, Berlin 2011. Lokomotive auf Talfahrt SPIEGEL: Franziskus ist in Deutschland sehr beliebt. Mit seinem Vorgänger Benedikt XVI. wurde dagegen hart ins Gericht gegangen. Hat Sie das geschmerzt? Aus dem Interview des Spiegels mit Gerhard Kardinal Müller, Ausgabe vom 16. Februar 2019, S. 50. Meister der theologischen Methode Der hl. Anselm ist auch heute noch ein Meister der theologischen Methode, also des rechten und nüchternen Gebrauchs der Vernunft, durch den sie, ausgehend von den Grundsätzen des Glaubens und den Gegebenheiten der Offenbarung, dazu beiträgt, diese durch geeignete Argumente der Konvenienz zu erklären und in ihrer unerschöpflichen Verständlichkeit zu ergründen. So ist auch das Ziel zu verstehen, das er sich in seinem berühmten Proslogion vorgenommen hatte: “Utrum probari posset id, quod de Deo creditur et praedicatur” (“ob bewiesen werden kann, was von Gott geglaubt und gepredigt wird”). Es geht nicht darum, die Wahrheiten des Glaubens auf die Grenzen der Vernünftigkeit zu beschränken, denn damit würden sie zerstört. Es geht vielmehr darum, sich mittels der Vernunft von diesen Wahrheiten erleuchten und führen zu lassen, ihre Bedeutung und ihren Einfluß auf das konkrete Leben ins Licht zu stellen. Wenn sie so handelt, bestätigt die Vernunft, auch wenn sie in ihren natürlichen Grenzen bleibt, mehr als je sich selbst und damit die Würde des Menschen. Papst Johannes Paul II. in seiner Ansprache beim Besuch in Sant’ Anselmo auf dem Aventin am 1. Juni 1986. Islamophobe Häresie “Ich schmunzele über christliche Theologen, die das Geheimnis der Jungfräulichkeit Mariens in Zweifel ziehen. Sie vergessen, dass sie außer den Christen noch eine Milliarde Muslime davon überzeugen müssen.” Das sagt der französische Großmufti Sheib Bencheikh. Die Tagespost (Ausgabe vom 21. März 2019) berichtet darüber in der Rezension eines Artikels von Annie Laurent in Sedes Sapientiae, Nr. 146, der über die wachsende Marienverehrung und Konversionswelle unter Muslimen berichtet. So wurde zum Beispiel 1985 in einem libanesischen Marienheiligtum ein muslimischer Junge geheilt. Seitdem verzeichnet dieser Wallfahrtsort in Béchouate “einen regelrechten Boom muslimischer Pilger.” Begriffsverwirrung und Verrat Die ganze Begriffsverwirrung in der Theologie der letzten Jahrzehnte, der Verrat am Bekenntnis zu Jesus, dem Christus, und an der Verbindlichkeit Seiner Weisungen, die Relativierung der Gültigkeit einer ungeschichtlichen und deswegen unwandelbaren Wahrheit, die Loslösung von der darin liegenden nichtautonomen Moral und nicht zuletzt die Auflösung und soziologisierende Profanierung der tradierten liturgischen Form, die der lebendigen Wahrheit kultische und damit prägende Gegenwart verlieh, mit anderen Worten die Schmähung des Heiligen im Denken, Handeln und Beten ist der tiefste Grund, weshalb das verborgene Teuflische, das gegenwärtig an den Tag kommt, so mächtig werden konnte. Wo Gottes Wahrheit nicht mehr heilig ist und als solche geglaubt wird, ist das Unheilige im Handeln kein Tabu mehr. Allein larmoyante Bußbekundungen werden nichts nutzen, um wieder eine “heilige Kirche” zu sein und zwar eine objektive und eine subjektive. So wie es die ersten Christen waren. Stark und im Widerstand gegen den Verfall des damals ebenso hedonistischen Zeitalters. Im Widerstand! Und nicht in der Integration der “Lebenswirklichkeit” der dekadenten römischen Gesellschaft in das eigene Glaubensbekenntnis! Aus: Guido Rodheudt, Die Beichte des Kardinals. Kirche zwischen Petrus und Satan, in: Vatican-Magazin, April 2019, S. 27-34. Unverständliche Sprache In der Summe zeigen die Vorträge, wie weit sich die akademische Theologie vom Volk entfernt hat. Die Gelehrten sprechen ihre eigene Sprache. Für sie scheint entscheidend zu sein, wie viel Wissen sie in ihrem Vortrag unterbringen können, und nicht, wie viel die Zuhörer davon behalten. Danach weiß man Hartls Übersetzungsarbeit vom Theologischen ins Verständliche umso mehr zu schätzen. Karsten Huhn über das Theologie-Forum bei der MEHR-Konferenz in seinem Bericht über letztere Was die Kirche attraktiv macht, in Idea-Spektrum vom 9. Januar, S. 24-26. Ich zitiere diese interessante Bemerkung Huhns deshalb, weil von Seiten der Theologie oft die Forderung an die Kirche erhoben wird, eine neue Sprache zu finden, die alte werde nicht mehr verstanden. Dabei gehen solche Theologen oft mit schlechtem Beispiel voran. Ein gutes Beispiel dagegen lieferte der Theologe Joseph Ratzinger, durch dessen Werke viele Menschen zum Glauben gefunden haben. Genau diese Wirkung ist dagegen seitens modernistischer Theologen nicht gewollt. Sie wollen hinterfragen und Zweifel säen. Ihr Feindbild ist der Fundamentalismus. Vergleiche auch mein Artikel Wenn der Inhalt stört. Sarah: Gotteszeuge vs. behütete Theologen Als Nachfolger des Märtyrerbischofs Raymond-Maria Tchidimbo wurde Robert Sarah 1979 mit 34 Jahren der jüngste Erzbischof der Weltkirche. In Guinea herrschte der Diktator Sékou Touré, der junge Kirchenmann erlebte die Endphase dieser Schreckenszeit noch als Oberhirte und hatte dabei stets seinen Vorgänger vor Augen, der fast neun Jahre im Kerker verbrachte. Robert Sarah hat unter anderen Umständen zum Priestertum gefunden als die behüteten Kleriker und Theologen des Westens, deren schlimmstes Erlebnis in ihrem jungen Leben vielleicht eine kleine Intrige im Seminar ist. Die Gottesfrage hat sich für Sarah immer sehr radikal gestellt. Und er hat sie in seinen Büchern immer mit jener Unbedingtheit und Klarheit beantwortet, wie sie für einen Gotteszeugen typisch sind. Aus: Guido Horst, Portrait der Woche: Kardinal Robert Sarah, Tagespost vom 16. Januar 2020. Theologischer Substanzverlust Heute konstatieren wir oft einen Substanzverlust sowie kunterbunte Formen einer Treulosigkeit gegenüber Schrift und Tradition. So neu ist das alles nicht. Die Nachkonzilszeit bietet mannigfache Beispiele dafür. Illustre Gestalten, wie der Kirchenkritiker Eugen Drewermann, sorgen stets für Aufsehen. Studenten der Theologie berichten bis heute über Häretisches an Theologischen Fakultäten, das dann mitunter von manchen postmodernistischen Aposteln des Zeitgeistes als katholisch ausgegeben wird. Aus: Thorsten Paprotny, Bischof Voderholzer: „Es geht um die Wahrheit“, auf CNA. Prosinger: Striet vs. Benedikt Was ist Toleranz? Ein Essay von P. Engelbert Recktenwald
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