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Verschollen in der Südsee

Am 5. Dezember 1710 wurden in der Südsee zwei Jesuitenpatres zum letzten Mal gesehen. Danach blieben sie für immer verschollen. Es handelt sich um Jacques Du Beron (auch Duberron) und Joseph Cortyl, die zuletzt auf der Insel Sonsorol gesehen worden waren. Sie waren die beiden ersten flämischen Jesuiten, die nach Palau kamen. Die Palauinseln liegen im Westen des Archipels der Karolinen, der wiederum zu Mikronesien gehört. Die Insel Sonsorol liegt 1800 km nördlich von Australiens Nordküste, 1600 km südöstlich von Manila, 700 km östlich von Mindanao, der südlichsten Insel der Philippinen, und 300 südwestlich von Palaus Hauptinsel.

P. Paul Klein SJ aus der 1622 errichteten Böhmischen Provinz (zu der auch der Chinamissionar Stadlin gehörte) hatte den Generaloberen gebeten, mit der Missionierung der Palau-Inseln beginnen zu dürfen.

Die Aufmerksamkeit auf die Palau-Inseln wurde zum ersten Mal durch Palau-Insulaner gelenkt, die im Dezember 1696 beim Dorfe Guivan auf der Insel Samar strandeten. Samar gehört zu den Philippinen. Sie liegt im Osten, auf der Nord-Süd-Achse im mittleren Bereich. Die Insulaner waren auf zwei Pirogen (Boote vom Typ des Einbaums) unterwegs gewesen und Opfer eines heftigen Ostwindes geworden. Der Missionshistoriker Heinrich Hahn berichtet darüber:

“Die beiden Fahrzeuge führten 29 Personen, Männer, Frauen und einige Kinder. Auf den Bissayer-Inseln oder kleinen Philippinen lebten damals 77.000 Christen unter Leitung von 41 Jesuiten-Vätern und zwei Laienbrüdern. Die Einwohner von Guivan erwiesen sich sehr liebreich gegen die unglücklichen, halbverhungerten Fremdlinge, erquickten sie mit Speise und Trank und führten sie zum Missionar des Dorfes. Zwei Weiber, die ehemals auch vom Sturme an die Küste von Samar verschlagen worden und als Christinnen zu Guivan wohnten, erkannten in den Fremdlingen ihre Landsleute und dienten denselben als Dolmetscher. Als die Carolinier die Ehrfurcht wahrnahmen, womit die Einwohner dem Missionar begegneten, hielten sie denselben für den König des Landes,der über ihr Leben oder ihren Tod entscheiden würde. Um Gnade flehend, warfen sie sich ihm zu Füßen. Der Missionar hob sie aber auf, suchte sie zu beruhigen, liebkoste ihre Kinder und nahm sich ihrer mit der größten Freundlichkeit an. Aus ihren Aussagen schöpften die Jesuiten eine auffallend genaue Kenntnis von der Lage, der Zahl und Größe der Inseln, so dass sie sogar eine ziemlich richtige Karte der Carolinen anfertigten. Die Kinder der Ankömmlinge wurden mit Zustimmung der Eltern getauft, auch sämtliche Erwachsene unterrichtet und bekehrt. So wurde die erste kleine Gemeine carolinischer Christen gebildet.

Durch eine ähnliche Führung der Vorsehung waren übrigens schon mehrmals einzelne Personen zum Christentum bekehrt worden, unter Anderen der Bruder des Königs von Lamurek, der nach Mindanao war verschlagen und von den Augustinern unterrichtet worden. Der König von Lamurek, der größten Insel unter den Carolinen, unternahm selbst größere Seefahrten, um seinen Bruder aufzusuchen, gelangte so nach Mindanao, und da er ihn hier antraf, so wollte er mit ihm nach der Heimat zurückkehren. Der Neubekehrte hatte jedoch die Mission lieb gewonnen und weigerte sich, dem König zu folgen.

Diese Vorfälle lenkte die Aufmerksamkeit der Jesuiten auf die unbekannten, östlich von den Philippinen und südlich von den Marianen in weiter Ferne gelegenen Inseln, und erregten in ihnen das Verlangen, die Leuchte des Evangeliums dahin zu tragen. Mit Hilfe einiger Missionsfreunde rüsteten sie gegen das Jahr 1700 auf den Philippinen ein eigenes Schiff aus und unternahmen eine Entdeckungsreise nach den Carolinen. Leider litt das Fahrzeug auf den unbekannten Meeren Schiffbruch, und die Missionare nebst der gesamten Schiffsmannschaft fanden den Tod in den Wellen.

Die Jesuiten wurden dadurch nicht entmutigt, wohl aber diejenigen Einwohner der Philippinen, welche das Unternehmen unterstützt hatten. Es begaben sich daher die Patres Serrano und Medel nach Europa, um hier für das wichtige Unternehmen neue Gönner zu gewinnen. Sie reisten zunächst nach Rom, wo Papst Clemens XI. sie sehr freundlich empfing und ihnen im März 1705 empfehlende Breves für Ludwig XIV., König von Frankreich, Philipp V., König von Spanien, so wie für die Erzbischöfe von Mexico und Manila ausfertigen ließ. Damit erreichten sie vollkommen den Zweck ihrer Reise. Philipp V. bewilligte sofort die Kosten für die neue Mission. Mit einem königlichen Schreiben nach Manila zurückgekehrt, betrieb Serrano mit unermüdlichem Eifer die Ausführung des Unternehmens.

Der General-Kapitän rüstete dazu das große Schiff Trinidad aus. Am 14. November 1710 verließ es mit 86 Mann Besatzung unter den Befehlen von Franz Padilla die Philippinen und segelte nach Osten hin zur Entdeckung der Carolinen. Auf demselben befanden sich die Jesuiten-Väter Duberron und Cortil nebst dem Laienbruder Stephan Baudin, welche dazu bestimmt waren, den Bewohnern der zu entdeckenden Inseln die frohe Botschaft des Heils zu bringen. Am Andreastage, 30. November 1710, bemerkten sie Land. Es war die Insel Sonrol oder Sonsorol, eine der zu den Carolinen gehörigen Palaos- oder Pelew-Inseln. Sobald sie näher kamen, sahen sie eine Pirogue mit Insulanern auf das Schiff zusteuern. Ein Bewohner der Palaos-Inseln, namens Möac, der zu Manila war getauft worden, redete die Insulaner in ihrer Landessprache an und lud sie ein, auf das Schiff zu kommen, was sie auch taten. Sie zeigten sich hier froh und sehr freundlich, kehrten aber bald wieder auf ihre Insel zurück.

Die Patres Duberron und Cortil faßten am 5. Dezember den Entschluss, zu landen und auf der Insel ein Kreuz aufzupflanzen. Padilla zeigte ihnen die Gefahren eines solchen Entschlusses, da der Charakter der Insulaner ihnen ganz unbekannt war, ein heftiger Ostwind aber das Schiff wieder weit auf die offene See treiben konnte. Sie ließen sich jedoch durch diese Gründe nicht von ihrem Entschlusse abbringen, befahlen dem Laienbruder, auf dem Schiffe zu bleiben, und gingen selbst mit der Schaluppe ans Land. Mit ihnen gingen zwei Officiere und der Carolinier Möac mit Weib und Kind. Sie sollten am Abend wieder an Bord kommen. Allein was Padilla gefürchtet hatte, geschah. Es erhob sich vor Abend vom Lnade her ein heftiger Wind, der das Schiff auf das hohe Meer warf. Alle Anstrengungen der Schiffsleute vermochten nicht, das Schiff der Küste von Sonrol näher zu bringen. Erst nach einer Fahrt von mehreren Tagen, welche zur Entdeckung der Insel Farroilap geführt hatte, kam Padilla wieder in die Nähe von Sonrol und näherte sich der Küste so sehr, als es mit einem großen Schiffe möglich war. Die Schaluppe ließ sich aber nicht blicken. Vier Tage lang kreuzte das Schiff in der Nähe der Insel hin und her; hierauf warf ein Sturm dasselbe wieder in die offene See; Mangel an Trinkwasser nötigte endlich Padilla, nach Manila zurück zu segeln.

Im folgenden Jahr schiffte sich Pater Serrano mit mehrern philippinischen Jünglingen, die sich ihm anschlossen, zu Manila ein, um den Patres Duberron und Cortil zu Hilfe zu kommen. Am dritten Tage nach ihrer Abfahrt erhob sich ein Sturm, der das Schiff zertrümmerte. Serrano und die gesamte Mannschaft fanden den Tod in den Wellen; nur zwei Philippiner und ein Spanier retteten sich und brachten die Nachricht vom Schiffbruch nach Manila. Einige Zeit nachher bekam ein spanisches Schiff, welches in der Nähe das Palaos-Inseln segelte, Streit mit den Insulanern und führte einige derselben gefangen nach Manila. Man fragte die Gefangenen durch Zeichen, was aus den beiden Missionaren, die auf einer ihrer Inseln zurückgeblieben waren, geworden sei. Sie antworteten auch durch Zeichen und gaben zu verstehen, ihre Landsleute hätten dieselben getötet und gegessen. Man übrigens nie etwas Bestimmtes über das Los der Missionare erfahren” (Heinrich Hahn, Geschichte der katholischen Missionen, Vierter Band, Köln 1860, S. 21 - 23)

Weitere Versuche scheiterten ebenfalls, bis es endlich im Jahre 1731 zwei Jesuiten gelang, in Palau Fuß zu fassen. “Einer kehrte sofort wieder zurück, um Hilfe von den Marianen zu holen. Der andere [Juan Antonio Cantova] wurde ein Jahr später ermordet. Da gaben die Jesuiten die Inseln auf” (Josef Glazik, Evangelisierung Ozeaniens, in: Bruno Moser (Hg.), Gehet hin in alle Welt. Ereignisse und Gestalten christlicher Missionsgeschichte, München 1984, S. 232).

Ende des 19. Jahrhunderts übernahmen die Issouduner (Herz-Jesu-Missionare) die Mission auf den Karolinen.


Zum Thema:

Ein Missionar der Südsee: Pierre-Marie Bataillon


Der Sturm auf dem See

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