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Zehn Jahre Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre Am 31. Oktober 1999 wurde in Augsburg, in der lutherischen St.-Anna-Kirche, von Edward Idris Kardinal Cassidy und Christian Kraus die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre unterzeichnet. Kardinal Cassidy, Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, tat dies im Namen der katholischen Kirche, Christian Krause als Präsident des Lutherischen Weltbundes. Da die Rechtfertigungslehre die Mitte der Theologie Luthers und der Ursprung seines Abweichens vom katholischen Glauben darstellt, erhoffte man sich von dieser Erklärung weitreichende ökumenische Konsequenzen. Dieser Erwartung stand aber allein schon die banale Feststellung entgegen, dass der größte Teil der Protestanten selber nicht mehr an die ursprüngliche lutherische Rechtfertigungslehre glaubt. Für 99% der protestantischen Bevölkerung spiele die Rechtfertigungslehre keine Rolle mehr, meinte mir gegenüber einmal ein Bischof lutherischen Glaubens. Damit bestätigte er die Diagnose von Leo Kardinal Scheffczyk, wonach “dieser reformatorische Kernsatz in der Verkündigung zu einem Schattendasein hinabgesunken” sei (Scheffczyk, “Differenzierter Konsens” und “Einheit in der Wahrheit”. Zum Ersten Jahrestag der Unterzeichnung der Gemeinsamen Offiziellen Feststellung zur Rechtfertigungslehre, in: Theologisches 30 (2000), 437 - 446; wieder abgedruckt in: Leo Kardinal Scheffczyk, Ökumene. Der steile Weg der Wahrheit, Siegburg 2004, S. 293 - 303). Sogar Christ in der Gegenwart hatte diese widersprüchliche Situation bemerkt: “Während auf höchster Ebene über die Rechtfertigungsbotschaft diskutiert wird, wissen fast durchweg evangelische wie katholische Christen weder mit dem Begriff noch mit seiner Bedeutung etwas Klares zu verbinden” (H. J. Rennkamp in: Christ in der Gegenwart 50, 1998). Auf der anderen Seite wiesen 250 deutsche evangelische Hochschullehrer in einem Brief an den Präsidenten des “Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen” die Gemeinsame Erklärung als unvereinbar mit den Aussagen des Bekenntnisses der evangelisch-lutherischen Kirchen zurück. Norwegische, schwedische, dänische und amerikanische Dozenten schlossen sich diesem Einspruch an (cf. Scheffczyk, Ökumene, S. 298). Scheffczyk selber kritisiert, dass der gefundene Konsens nicht solcherart war, dass er “in von beiden Seiten bejahten, klar umrissenen lehrhaften Sätzen, sondern nur in der Tolerierung der verbleibenden Unterschiede” seinen Ausdruck fand. “So konnte auch dem vordringlichen Anliegen der Lutheraner entsprochen werden, von den Verwerfungen des Tridentinums nicht mehr getroffen zu sein” (ebd. S. 294). Dahinter stehe, so Scheffczyk, eine andere Hermeneutik als die allgemein geisteswissenschaftliche, nämlich die “Hermeneutik der Einfühlung” (nach einem Wort von H. G. Pöhlmann), die nicht mehr “vom Interesse an der Feststellung von objektiven Lehrgehalten” geleitet sei. Dementsprechend meint heute, zehn Jahre später, Walter Kardinal Kasper, Augsburg habe eine "atmosphärische Bedeutung" gehabt. Deutsche Bischöfe und Theologen haben sich aber in neuester Zeit von diesem Modell abgewandt und es ersetzt durch das Modell des Nachhilfeunterrichts, der einfach die eigene Lehre ohne Diskussion vorsetzt und dann fragt: “Habt Ihr das kapiert?” (Eberhard von Gemmingen). Praktiziert werden soll dieses Modell allerdings nur gegenüber Anhängern der Lehren vorkonziliarer Päpste. Evangelische Logik Ohne "Glaubens-Check und Wahrhaftigkeits-TÜV" nimmt die württembergische Landeskirche ausgetretene Mitglieder wieder auf, teilt die Evangelische Landeskirche im Württemberg im Oktober 2009 auf ihrer Website unter der Überschrift Bei Anruf Eintritt - ein Erfolgsmodell mit. Nach dem Katechismus werde niemand gefragt. Es genügt ein Anruf beim Eintrittstelefon der Landeskirche. Gerade einen solchen Glaubens-Check erwartet hingegen Landesbischof Friedrich Weber, der Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), von der katholischen Kirche. Im Hinblick auf die Aufhebung der Exkommunikation der vier Lefebvre-Bischöfen, darunter Williamson, meinte er, dass sich eine solche Aufhebung “nicht von bestimmten politischen Haltungen oder Äußerungen trennen” lasse. Natürlich hat die katholische Kirche einen solchen Glaubens-Check. Sie nimmt niemanden auf, der nicht den Glauben an Jesus Christus teilt, wie er im Credo und in den Dogmen festgelegt ist. Die Evangelischen haben keinen solchen Glaubens-Check, fordern ihn aber von der katholischen Kirche in Bezug auf “bestimmte politische Haltungen oder Äußerungen”. Das sagt einiges aus über das Selbstverständnis protestantischer Landeskirchen. ‘Religion light’ der EKD? “Die neuen Atheisten attackieren in erster Linie Religionsauffassungen, die sich selbst noch Ernst nehmen, nicht jene Formen von ‘Religion light’, die man hierzulande noch vorwiegend antrifft. Wären alle Religionsgemeinschaften weltweit auf dem Stand der EKD, bräuchte man wohl keinen neuen Atheismus.” Dr. Michael Schmidt-Salomon, Deutschlands führender Berufsatheist, in seinem Vortrag Vom neuen Atheismus zum neuen Humanismus?, den er am 25. April 2008 in Berlin auf der Tagung Neuer Atheismus und moderner Humanismus gehalten hat. Was feiern wir 2017? Die Protestanten begehen 2017 die 500-Jahr-Feier der Reformation und haben die Luther-Dekade bereits eingeläutet. Nun haben Ende 2010 in Fatima die Vorbereitungen zu einem anderen Jubiläum begonnen: zur Hundertjahrfeier der Marienerscheinungen in Fatima. Regina Einig erinnert in der Tagespost vom 11. Dezember 2010 an die Fatima-Botschaft von der friedenstiftenden Macht des Gebetes und stellt das Fatima-Jubiläum dem Lutherjahr gegenüber: “Christen vertrauen auf das Wirken Gottes in der Geschichte. Darum sind religiöse Spalter keine Vorbilder, die kriegerischen Wirren nach der Reformation kein Ruhmesblatt europäischer Vergangenheit. Fátimas friedliche Beter haben den besseren Teil erwählt.”Welche Ökumene? Eduard Berger, von 1991 bis 2001 Bischof der Pommerschen Evangelischen Kirche und danach bis 2009 Beauftragter der evangelischen Landeskirchen beim Freistaat Sachsen, hat Papst Benedikt XVI. für seine klare Position in der Sexuallehre gedankt. In einem Brief, der im Sammelband Lieber Bruder in Rom! Ein evangelischer Brief an den Papst, hg. von Dominik Klenk, kurz vor dem Deutschlandbesuch des Papstes veröffentlicht wurde, schreibt er u.a.: “In ihrem Schreiben über ‘Seelsorge für homosexuelle Personen’ (1986) haben Sie Grundsätzliches gesagt, woran sich viele Christen orientieren können. Zu Recht gehen Sie dabei von der Schöpfungsordnung aus: Gott schuf Mann und Frau mit-, für- und zueinander. Dies ist biblisches Zeugnis und Lehre. Jeder Einzelne hat Teil an der Ebenbildlichkeit Gottes, aber die volle Gottesebenbildlichkeit ist erst im Zusammensein von Mann und Frau gegeben.” Er ruft dazu auf, Therapeuten stärker beizustehen, die mit Berufsverbot rechnen müssen, weil sie Menschen helfen wollen, homosexuelle Empfindungen zu begrenzen. Während katholische Theologieprofessoren im Memorandum von der Kirche eine Änderung ihrer Lehre fordern, danken bibeltreue Protestanten dem Papst für das Festhalten an der biblischen Lehre. So steht die Kirche heute vor der Wahl, mit den Modernisten eine Ökumene auf der Basis des Zeitgeistes oder mit den bibeltreuen Protestanten eine Ökumene auf der Basis der Bibel zu betreiben. Der Schlüssel für eine andere Ökumene Ökumenische Allmacht des Papstes? Wenn man auf die Maßstäbe und Kriterien der üblichen Beurteilung stößt, kann man sich nur wundern. Da wird erwartet, der Papst könne mit einem Federstrich alle ökumenischen Probleme lösen. Plötzlich mutet man dem Papst eine absolute Souveränität und eine Allmacht zu, die ganz unkatholisch wäre. (...) Plötzlich wollen sogar angeblich Liberale einen solchen autoritären Papst! Gott bewahre uns davor. Karl Kardinal Lehmann in seinem Gastkommentar Zur Wahl der Maßstäbe: Zur Beurteilung des Papstbesuches in der Mainzer Kirchenzeitung Glauben und Leben vom 4. Oktober 2011. Ökumene der Romfeindschaft “Der auf die Ökumene mit den Protestanten fixierte nachkonziliäre Katholizismus ist jetzt zur Speerspitze der Romfeindschaft geworden - man könnte sogar sagen, die neukatholische Romfeindschaft ist bisher der einzige reale Ertrag der nachkonziliären ökumenischen Bewegung.” So schreibt Martin Mosebach in seinem Artikel Ein deutscher Papst in fremder Ferne, im Vatican-Magazin, August/September 2011, online verfügbar als pdf-Dokument. Romfeindschaft als Ertrag der Ökumene - ob sie der einzige Ertrag sei, lassen wir einmal dahin gestellt sein. Dass sie tatsächlich ein solcher Ertrag ist, konnte ich auf dem Ökumenischen Kirchentag 2010 in München erfahren, und zwar anhand der Reaktionen, die der Stand von K-TV auslöste. Dessen Rückwand zierte nämlich ein großes Porträt des Papstes, versehen mit dem Vers von Mt 16,18: “Du bist Petrus, der Fels ...” Wäre es ein obszönes Bild gewesen, hätte es kaum empörtere Reaktionen ausgelöst als jene mancher Vorübergehenden, die sich über das katholische Verständnis des Papsttums mit einer Aggressivität ausließen, die gar nicht zur üblichen Nettigkeitsökumene passte. Ein evangelischer Pfarrer äußerte sich in der Diskussion mit mir besonders abfällig über Papst Benedikt. Als er sich auf Hans Küng als Kronzeugen berief, wurde mir schlagartig klar: Die Ökumene zwischen den von diesen beiden Personen repräsentierten Lagern ist tatsächlich zu einer realen “Glaubenseinheit” fortgeschritten - deren gemeinsamer Nenner die von Mosebach genannte Romfeindschaft ist. Gewünschte Uneinigkeit Während Papst Benedikt die mangelnde Einheit des Zeugnisses der Kirche in drängenden bioethischen Themen der Zeit bemängelt, sieht Heinrich Bedford-Strohm, der am 1. November 2011 die Nachfolge von Johannes Friedrich als Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern antritt, diese Uneinigkeit positiv. Auf die Frage von Karsten Huhn von IdeaSpektrum (Ausgabe vom 19. Oktober 2011), warum Politiker auf die Kirchen hören sollen, wenn sie zum Beispiel in Fragen der PID uneinig seien, antwortete er: “Viele unserer Stellungnahmen spiegeln den Pluralismus in der evangelischen Kirche wieder. Das sollte nicht nur negativ beurteilt werden. Ich bin froh, dass wir im Protestantismus die Vielzahl an Meinungen diskutieren können - mit Leidenschaft und an der Wahrheit orientiert. Wir folgen eben nicht einfach dem, was ein päpstliches Lehramt von oben vorgibt, sondern jeder ist aufgefordert, sich selbst ein Urteil zu bilden.” Natürlich taucht beim kritischen Leser sofort die Frage auf, ob dieser Pluralismus in der evangelischen Kirche etwa vor der Bibel haltmacht. Verräterisch ist in diesem Zusammenhang die Antwort, die der Bischof im fortlaufenden Interview auf die Frage nach seinem Umgang mit homosexuellen Paaren im Pfarrhaus gibt. Hier prallen in der evangelischen Kirche zwei Meinungen aufeinander: jene, die praktizierte Homosexualität für Sünde hält, und die gegenteilige. Dazu Bedford-Strohm: “Beide Seiten orientieren sich mit ganzer Leidenschaft an der Bibel. Man kann also aus der gleichen Quelle zu einem unterschiedlichen Ergebnis kommen.” Mit anderen Worten: In dieser Frage ist für die evangelische Kirche die Bibel genauso wenig urteilsentscheidend und damit ebenso überflüssig wie das päpstliche Lehramt. Und wer entscheidet, in welchen Fragen man die Bibel auf diese Weise überflüssig machen darf? Hier erkennen wir die Berechtigung der katholischen Position, dass die Heilige Schrift, damit ihre Autorität wirksam wird, einer Interpretationsinstanz in Form des kirchlichen Lehramtes bedarf. Dialektik des Unzeitgemäßen Im Falle des Protestantismus sieht man, in welche Sackgasse der Weg einer radikalen Anpassung an den Zeitgeist führt. Die katholische Kirche dagegen spielt bewusst mit der Dialektik des Unzeitgemäßen. Diese Halsstarrigkeit im Namen Gottes hat einen auratischen Effekt, den man nicht unterschätzen sollte. Norbert Bolz im Interview mit Raoul Löbbert, Christ und Welt 45/2011 Beleidigte Gesellschaft Wenn alles modern ist, brauchen wir besonders dringlich das, was älter ist als die Moderne. Der kluge Bischof Dyba meinte einmal, er wünsche nicht, dass die katholische Kirche zu einer der 350 protestantischen Sekten werde. Recht hat der Mann, das sage ich als ehemaliger Protestant. Der Zölibat? Die säkulare Gesellschaft ist beleidigt, wenn ihr banales Heiligtum, die Sexualität, nicht in gebührender Weise verehrt wird. Der Philosoph Rüdiger Safranski über die katholische Kirche im Interview mit Michael Mann, in credo. Ein Magazin zum Jahr des Glaubens, hg. von Bischof Gregor Maria Hanke und Peter Seewald, S. 80 Die Ökumene der Konzilsverteidiger Die Unterzeichner des Aufrufs Ökumene jetzt halten die unterschiedlichen theologischen Positionen zwischen den Konfessionen nicht für kirchentrennend. Dagegen erinnern wir uns, dass 2009 gerade aus jenen Kreisen, für die der jetzige Aufruf katholischerseits großenteils repräsentativ ist, in Zusammenhang mit den römischen Einigungsbemühungen gegenüber der Priesterbruderschaft St. Pius X. die Annahme des Zweiten Vatikanischen Konzils gefordert wurde. Für den, der dessen Texte nicht vollständig annehme, sei kein Platz in der Kirche.Nun lehrt das Zweite Vatikanische Konzil in einem seiner wichtigsten und verbindlichsten Texte, der Dogmatischen Konstitution Lumen gentium, den Jurisdiktionsprimat und die Unfehlbarkeit des Papstes. Ist die Ablehnung beispielsweise dieser Lehre nun kirchentrennend oder nicht? Dem jetzigen Ökumene-Aufruf zufolge existieren zwischen Katholiken und Protestanten keine kirchentrennenden Lehrunterschiede. Haben also die Protestanten inzwischen das Papsttum anerkannt? Oder sind unsere selbsternannten Konzilsverteidiger von 2009 von ihrer Position abgewichen, dass die Ablehnung des Zweiten Vatikanischen Konzils eine Einheit unmöglich macht? Dieser doppelte Maßstab freilich, der von der einen Seite eine Konzilsanerkennung verlangt, von der man die andere Seite entbindet, ja die man teilweise selber gar nicht zu leisten bereit ist, kann schon seit Jahrzehnten beobachtet werden. Er ist es, der solche Aufrufe unglaubwürdig macht. Braucht die EKD den Papst? Als Papst Benedikt XVI. im September 2011 Deutschland besuchte, stellte er im Augustinerkloster Erfurt in seiner Ansprache an die Vertreter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) das theologische Grundanliegen Martin Luthers heraus und stellte die Frage, wen das heute eigentlich noch kümmere: Offensichtlich muss man antworten: Dieses Uranliegen der Reformation kümmert auch nicht mehr die EKD, jedenfalls wenn man der Kritik glaubt, die der evangelische Theologe Rolf Sons an der Sonderausgabe des Magazins chrismon übt, das von der EKD seit 2012 verbreitet wird und das die Öffentlichkeit auf das Reformationsjubiläum 2017 hinweisen soll. Sons vermisst in diesem Heft jeden Hinweis auf die Erlösungsbedürftigkeit des Menschen. Ja noch mehr: “Kein Wort von Jesus und seinem Heil” (Sons im Beitrag Reformation light? Kein Wort von Jesus!, in: IdeaSpektrum vom 31. Oktober 2012). Böse und ein wenig ironisch gefragt: Braucht die EKD den Papst, um wieder so christlich zu werden wie Luther? Wer ist der Hauptschuldige? Bedauerlich finde ich außerdem, dass in der Öffentlichkeit oft der Eindruck vorherrscht, die Katholiken seien schuld daran, dass es in der Ökumene nicht vorwärtsgeht, weil sie nicht bereit sind, von ihren Standpunkten abzurücken. Ich sehe es freilich umgekehrt: der Protestantismus entfernt sich in den dogmatischen und ethischen Fragen unserer Zeit immer weiter vom früheren allgemeinchristlichen Konsens und ist somit der Hauptschuldige am ökumenischen Stillstand. Der evangelische Pfarrer Andreas Theurer, der am 29. Oktober 2012 zur katholischen Kirche konvertierte, im Interview mit Kirche heute, Januar 2013, S. 12 Auch der Kirchentag Auch der Kirchentag braucht in seinem Kern eine bußwillige Entweltlichung. Der evangelische Pastor Dieter Müller, Kiel, über den Deutschen Evangelischen Kirchentag, der vom 1. bis 5. Mai 2013 zum 34. Mal stattfindet, dieses Mal in Hamburg; in: IdeaSpektrum vom 24. April 2013, S. 15. Luther und der amtliche Protestantismus Der amtliche Protestantismus der Reformationsfeiern protestiert vorzugsweise gegen das, wogegen aus verständlichen Gründen so gut wie alle protestieren, die bei Verstand sind. Ein Risiko liegt darin nicht, mit Theologie hat es nichts zu tun. Wer Luther, der aus theologischen Gründen keinem Risiko auswich, für diese Gegenwart beansprucht, hat ihn darum vermutlich länger nicht gelesen. Aus: Jürgen Kaube, Lasst uns froh und Luther sein, in: FAZ vom 31. Oktober 2016 Götzendienst oder Gottesverherrlichung? “Die katholische Kirche muß ein Werk des Teufels sein. Ihr betet ein Stück Brot an. Einen schlimmeren Götzendienst kann man sich gar nicht vorstellen”, so sagte vor Jahren ein evangelischer Christ zu mir. Ich dankte ihm für seine Worte. Da war endlich mal einer, der konsequent zu Ende gedacht hatte. Denn es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder ist Jesus nach der Wandlung nicht da - dann muß man diesen gotteslästerlichen Glauben daran entschieden ablehnen. Oder Jesus ist wirklich gegenwärtig, als wahrer Mensch und wahrer Gott - dann gibt es zur katholischen Kirche und zur Anbetung des Herrn im allerheiligsten Altarsakrament keine Alternative. Ulrike und Thomas Schührer in ihrem Editorial zum Durchblick Nr. 94, Juni 2017 Wollen sie überhaupt eine Kirche sein? Den Kirchenbegriff in gleicher Weise für alle bestehenden kirchlichen Gemeinschaften in Anspruch zu nehmen steht eben auch gegen deren eigenes Selbstverständnis. Luther sah die Kirche im theologischen und geistlichen Sinn nicht in dem großen institutionellen Körper der katholischen Kirche verwirklicht, die er eher als ein Instrument des Antichrist ansah. Kirche wird in seiner Sicht jeweils da, wo das Wort Gottes Menschen versammelt und eint. Dem entsprechend sieht die auf Luther zurückgehende Tradition die Kirche dort für gegeben an, wo das Wort recht verkündet und die Sakramente in rechter Weise gespendet werden. Luther selbst konnte unmöglich in den sich bildenden, den Fürsten unterstehenden Landeskirchen die Kirche sehen: Dies waren äußere Hilfskonstruktionen, die man brauchte, aber doch nicht die Kirche im geistlichen Sinn. Und wer würde heute einfach sagen wollen, daß die in historischen Zufälligkeiten gewachsenen Bildungen - sagen wir die Kirche von Hessen-Waldeck oder von Schaumburg-Lippe - im gleichen Sinn Kirche sind, wie die katholische Kirche glaubt Kirche zu sein. VELKD und EKD wollen doch ganz ausdrücklich nicht eine "Kirche" sein. So zeigt sich bei nüchterner Betrachtung, daß die Realität Kirche für den Protestanten woanders angesiedelt ist als in den Institutionen, die man Landeskirchen nennt. Darüber müßte man streiten. Joseph Kardinal Ratzinger in einem ausführlichen Interview mit Christian Geyer, FAZ vom 22. September 2000, in dem der damalige Präfekt der Glaubenskongregation zur Empörung Stellung nimmt, die die Erklärung der Glaubenskongregation Dominus Iesus vom 6. August 2000 in evangelischen Kreise ausgelöst hatte. Luthers Freiheit Wer mit dem Göttinger Historiker Hartmut Lehmann das „Luthergedächtnis von 1817 bis 2017“ (Göttingen 2012) Revue passieren lässt, wird mit Anpassungen an den jeweiligen Zeitgeist konfrontiert. 1817 feierte das evangelische Christentum die Reformation als Durchbruch in die Moderne und als Hort der Aufklärung; 1917 als Garant der deutschen Kultur und Nation. Und im Vorfeld der Fünfhundertjahrfeier haben führende EKD-Mitglieder das eigene Bekenntnis als „Konfession der Freiheit“ charakterisiert. Sie meinten die Freiheit der Autonomie und Emanzipation. Doch dieses Selbstverständnis kann sich ebenso wenig wie die Jubiläen von 1817 oder 1917 auf Martin Luther berufen. Denn der Reformator stellt dem Gehorsam gegenüber Papst und Bischöfen den Gottesgehorsam, nicht aber die Freiheit autonomer Selbstbestimmung entgegen. Entweder so betont er in Absetzung gegen das Freiheitsverständnis der Renaissance wird der Mensch vom Teufel (von der Sünde) oder von Gott (von der Gnade) geritten. Aus einem Beitrag von Rainer Maria Kardinal Woelki zum Reformationsjahr, unter dem Titel Das Verhältnis von Katholiken und Lutheranern im Reformationsjahr: Ehrlichkeit in der Ökumene erschienen in der Herder-Korrespondenz, 71. Jahrgang (2017), Heft 10, S. 13-16. Ist sie katholisch geworden? Überhaupt wird doch heute in der protestantischen Kirche nichts so energisch propagiert wie die Werkgerechtigkeit: Tut Gutes, rettet die Flüchtlinge und das Weltklima, besonders aber kümmert euch um die Frauen und ihre Quoten, im Altarraum und in den Aufsichtsräten. Matthias Matussek in seinem Luther-Artikel im Focus vom 15. Oktober 2016 Interkommunion als Rückschritt “Überzeugend ist er nicht. Künftig soll eine Teilnahme von Protestanten an der Kommunion in ‘Einzelfällen’ möglich sein. Mein Mann ist katholisch, ich evangelisch - wir könnten also so ein 'Fall' sein. Zur Kommunion werde ich aber auch in Zukunft nicht gehen. Was unterscheidet mich denn von den vielen Millionen Protestanten, die weiterhin ausgeschlossen sind? Macht mein katholischer Partner mich zu einer ‘würdigeren’ Person?” So Daniela Städter in ihrem Kommentar zum Beschluss der katholischen Bischöfe, konfessionsverschiedenen Ehepaaren im Einzelfall eine gemeinsame Teilnahme am Kommunionempfang ermöglichen zu wollen (ideaSpektrum vom 7. März 2018). Zur Aussage der geplanten Leitlinien, dass der Glaube der katholischen Kirche bejaht werden müsse, meint Städter: “Das kann doch nur bedeuten, dass Protestanten, die an der Kommunion teilnehmen, damit gleichzeitig alles anerkennen, wofür die katholische Kirche steht: Papsttreue, Amts- und Heiligenverständnis, Stellenwert von Tradition und Kirche. Jede Eucharistiefeier ist eine Feier der ganzen katholischen Kirche, die in Einheit mit dem Papst und den Bischöfen stattfindet - dann könnte ich auch gleich katholisch werden.” Mit dem letzten Satz beweist Städter, dass sie mehr von der katholischen Eucharistie verstanden hat als manch oberflächlicher Befürworter der Interkommunion auf katholischer Seite. Es war gerade eine der theologischen Errungenschaften von Henri de Lubac, die Eucharistie als "Sakrament der Einheit" der Kirche neu entdeckt und gewürdigt zu haben. Dabei war Henri de Lubac ein Vertreter der nouvelle théologie, die sich rühmte, von der Neuscholastik verschüttete Einsichten wiederzuentdecken. In diesem Fall bestand der Anspruch zu Recht. Doch all das wird jetzt von den angeblich fortschrittlichen Befürwortern der Interkommunion vom Tisch gewischt. Protestantische Warnung Bei den Katholiken steht dieser Veränderungsprozess unter der Überschrift Diskussion um den Synodalen Weg, an der alle Gläubigen mitwirken sollen. Doch das Problem: Wie so oft hält sich die schweigende Mehrheit zurück, was dazu führt, dass Zeitgeist-Bischöfe und -Kardinäle den Rahmen der Debatte vorgeben und dieser Rahmen gerne von Vorfeld-Aktivisten mit zumeist SPD- oder grünem Parteibuch gefüllt wird. Andere Auffassungen werden dann nicht nur schnell an den Rand gedrängt, sondern direkt ethisch abqualifiziert, indem man sie mit der Bewertung „rechts“ oder „rechtskonservativ“ belegt. Der Protestant Michael Inacker, Vorsitzender der Internationalen Martin Luther Stiftung, warnt vor der schleichenden "Protestantisierung des Katholizismus" (so der Titel seines Artikels!) durch den Synodalen Weg, in: IdeaSpektrum vom 12. Februar 2020, S. 3. Keine Beleidigung Ich glaube, dass man da eher die Integrität und Konsequenz von Ratzinger sieht, der an einer Überzeugung festhält, auch wenn er weiß, dass er damit in der medialen Öffentlichkeit keinen Beifall findet. Zudem: Dieses Beleidigtsein der evangelischen Bischöfe finde ich wirklich, mit Verlaub, kleinkariert. Es ist nun mal ein Unterschied, wenn ein EKD-Ratsvorsitzender 20 Millionen Gläubige vertritt, während das Oberhaupt der katholischen Kirche 1,3 Milliarden Gläubige repräsentiert, eine universale Kirche auf allen Kontinenten mit Menschen jeglicher Herkunft. Wenn man den Tausenden von protestantischen Klein- und Kleinstkirchen ihr Kirchesein in diesem universalen Sinne abspricht, weil sie eben nicht Kirche in einer großen Tradition wie die katholische Kirche sind, sollte man nicht beleidigt sein. Der evangelische Neutestamentler Roland Deines im Interview mit dem Pro-Medienmagazin. |
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