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„Ich legte die Hand nicht auf meinen Bauch.“

Die Auswirkungen der pränatalen Diagnostik auf die Mutter-Kind-Beziehung

Von der Birke

Angela K. (39) saß weinend in der Birke-Beratung: „Der Triple-Test [1] hat ein erhöhtes Risiko für Down-Syndrom ergeben! Mein Frauenarzt meinte, dass somit eine Fruchtwasseruntersuchung [2] notwendig wäre! Nun habe ich einen Termin für nächsten Dienstag und bin ganz durcheinander! Eigentlich habe ich mir überhaupt nichts dabei gedacht, als ich den Test durchführen ließ! Ich habe solche Angst!“


Es ist die natürliche Empfindung einer Mutter, ihr ungeborenes Kind zu beschützen und alles zu tun, damit ihm kein Schaden zustößt. Sorgen und Ängste während der Schwangerschaft sind normal. Dem berechtigten Wunsch schwangerer Frauen nach einem gesunden Kind, wie er in der Redewendung „guter Hoffnung sein“ zum Ausdruck kommt, stellt die Pränataldiagnostik (PND) nun die Verheißung entgegen, dass bei Ausschöpfung aller diagnostischen Möglichkeiten eine Behinderung des ungeborenen Babys vermeidbar sei.

Doch hält die pränatale Diagnostik, was sie verspricht? Reduziert sie tatsächlich die Befürchtungen und Sorgen schwangerer Frauen?

Wer die Untersuchungsmethoden der PND in Anspruch nimmt, will hören, dass mit seinem Baby alles in Ordnung ist. Vordergründig scheint dieses Ziel erreicht zu werden, wenn kein auffälliger Befund vorliegt. Viele Frauen nehmen die vielfältige Vorsorge-Routine als selbstverständlich hin, ohne ausreichend über mögliche Risiken und Folgen für ihr weiteres Leben und das ihres Babys informiert zu sein. Oft werden pränatale Untersuchungen auch von Ärzten aufgedrängt und deren Verweigerung als „verantwortungslos“ hingestellt. Ein behindertes Kind wird zum „Versäumnis“ der Mutter („Haben Sie das vorher nicht gewusst?“, „So ein Kind muss man doch heute nicht mehr bekommen!“) „Nein“ zur PND zu sagen verlangt großes Selbstbewusstsein und ein hohes Maß an Informiertheit.

Tatsächlich dient die Pränataldiagnostik nur in den wenigsten Fällen der Therapie. Der einzige „Ausweg“, der Eltern angeboten wird, bei deren Baby eine Behinderung diagnostiziert wurde, ist zumeist die Tötung durch Spätabtreibung.

Ein unerwartet „auffälliger“ Befund zieht, wie wir es am Beispiel von Angela K. gesehen haben, nahezu zwangsläufig in den Strudel der invasiven Diagnostik [3], und zwar selbst dann, wenn die betroffenen Eltern zuvor fest entschlossen waren, diese nicht durchzuführen: Die Schwangerschaft wird zu einem Zustand, „in dem die Angst zum vorherrschenden Gefühl wird“. (Schleenbecker)

Viele Frauen berichten, dass die erste Ultraschalluntersuchung die Bindung an das Kind stärkt. Meist ohne Wissen der Mutter wird dabei jedoch schon nach möglichen Chromosomenabweichungen gefahndet (Nackenfaltenmessung). Auffälligkeiten bei diesen Untersuchungen führen zur Veranlassung weitergehender Diagnostik. Dadurch schlittern Mütter bereits zu einem extrem frühen Zeitpunkt der Schwangerschaft in etwas hinein, was sie vielfach gar nicht wollen. Steht ein auffälliger Befund einmal im Raum, bleiben entstandene Ängste bis hin zur Geburt bestehen – auch wenn weitere Untersuchungen zu einem ganz unauffälligen Ergebnis gekommen sind. Die Zeit der Schwangerschaft wird nicht mehr als hoffnungsvoll und schön, sondern als belastend erlebt.

Wie sehen diese Belastungen konkret aus, die Schwangere durch invasive Diagnostik erfahren? Wie beeinflusst eine solche Belastung die Beziehung der Mutter zu ihrem ungeborenen Kind?

Zu nennen ist zunächst die Angst vor dem Eingriff selbst, vor den damit verbundenen Schmerzen, aber auch vor möglichen Folgen für das ungeborene Kind. Bei der Amniozentese [Fruchtwasseruntersuchung] liegt das Fehlgeburtsrisiko bei etwa 1 %!

Nachdem Tina sich von ihrem Arzt zu einem Ersttrimester-Test überreden ließ und dieser einen auffälligen Befund ergab, sollte sie eine Fruchtwasseruntersuchung machen. Ihre Gefühle vor dem Eingriff beschreibt sie so: „Ich fühle mich so hilflos. Am … soll die Fruchtwasseruntersuchung stattfinden und ich habe solch panische Angst davor. Ich kann kaum mehr schlafen. Ich möchte, dass dieses Baby gesund ist, aber die Ärzte haben mir kaum irgendwelche Hoffnungen gegeben. Die Gespräche waren so kalt und vollkommen unverständlich für mich. Ich habe solche Angst davor, eine Beziehung mit dem Kleinen im Bauch einzugehen. Ich ertappe mich schon ab und zu, wie ich über meinen Bauch streiche oder wie ich anfange zu reden und dann auf einmal der Schreck und ich höre sofort auf. Würde echt wahnsinnig gerne mehr Bindung aufbauen, obwohl die Angst doch so groß ist. Mich stimmt das so traurig und ich fühle mich dann so hilflos.“

Angst um ihr ungeborenes Kind haben auch Väter. Eine Frau erzählt von der Fruchtwasseruntersuchung: „Mein Freund war dabei, er hat sich weggedreht, weil er solche Angst um unser Kind hatte und mir nicht zeigen wollte, dass er weint. … Seelisch habe ich Monate gebraucht, das zu verarbeiten.“

Auch von einem schlechten Gewissen dem Kind gegenüber berichtet eine Frau:
„Dieses Mal kann ich meinem Kind nicht ins Gesicht sehen, als der orientierende Ultraschall vor der Punktion gemacht wird. Ich bin so sicher, so glücklich gewesen. Jetzt ist alles wie abgeschnitten. Ich möchte meine Hände schützend über den Bauch halten. Stattdessen halte ich sie vor die Augen.“

Banges Warten auf das Ergebnis

Schwangere, die auf das Ergebnis einer Amniozentese warten, bemühen sich – bewusst oder unbewusst – bis zum Befund keine tiefere gefühlsmäßige Bindung zu ihrem ungeborenen Kind aufzubauen. Sie verhärten sich innerlich, um im Fall einer diagnostizierten Behinderung eine Spätabtreibung durchführen lassen zu können. „Die potentielle Abhängigkeit der Schwangerschaft vom Befundergebnis erzwingt geradezu eine schwer erträgliche Distanz zur Schwangerschaft und zum ungeborenen Kind. Die „Schwangerschaft auf Probe“ ist eine spezifische Sekundärfolge der PND“. (Nippert)

Durchaus konsistent in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass Mütter, die eine Fruchtwasseruntersuchung vornehmen lassen, erst in einem späteren Stadium Kindsbewegungen spüren als Mütter, die auf invasive PND verzichten!

Weitaus die meisten Frauen berichten von Unsicherheit, Ruhelosigkeit, Verzweiflung und der großen Angst, unter der sie während der Wartezeit auf das Untersuchungsergebnis litten: von einem „absoluten Horrortrip“, einem „einzigen Horror“, der „Hölle“, den „schlimmsten Stunden meines Lebens“ ist da die Rede:
„Diese Warterei, das ewige gedankliche Hin und Her, was machen wir, wenn, waren kaum zu ertragen. Ich traute mich damals tagelang nicht, die Beziehung zu meinem Baby weiter aufzubauen; wenn es in mir strampelte, hielt ich mich zurück und legte die Hand nicht auf meinen Bauch, es tat zu weh.“ (Martina)

„Die Zeit bis zum Ergebnis (einige Wochen) waren für mich die Hölle. Niemand durfte in meiner Nähe das Wort „Baby“ nur erwähnen.“ (Karin)

„Die Ängste danach zu überstehen war schrecklich. Was mache ich wenn..... und und und. Diese schwierige Entscheidung treffen zu müssen, ob das Baby leben darf oder sterben muss. Nach der langen Wartezeit konnte ich mich gar nicht mehr so richtig auf meine Schwangerschaft einlassen und realisiere jetzt so langsam erst, dass ich bald ein Baby im Arm halte. Für mich war es ein traumatisches Erlebnis.“ (Julia)

„Das Erlebnis der Amniozentese und die 3 Wochen Wartezeit danach waren wirklich die Hölle! Ich möchte nicht wissen, was bei meinem Baby psychisch damit angerichtet wurde, denn es hat sicherlich meine Panik drei Wochen lang gespürt.“ (Mareike)

Viele halten die Schwangerschaft sogar vor ihrer Umwelt geheim, solange noch kein Untersuchungsergebnis vorliegt. Aus dem Gefühl, das Kind zur Disposition gestellt zu haben, erwachsen später oft Schuldgefühle dem Kind gegenüber: „Dass ich dein Leben aufs Spiel gesetzt habe, belastet mich unendlich.“ (Lea)

Fazit: Es gibt weder eine Garantie, noch ein Recht auf ein „gesundes“ Kind. Die Methoden der Pränataldiagnostik, die nach Behinderungen fahnden, ohne Therapie anbieten zu können, sind nicht geeignet, die Ängste einer Frau während der Schwangerschaft zu lindern. Im Gegenteil: sie schüren neue Ängste und beeinträchtigen massiv die innige Beziehung zwischen Mutter und Kind.

Einzig die Bereitschaft, jedes Kind in seiner Eigenart und Besonderheit als unverfügbares Geschenk anzunehmen, schafft jenen geschützten Raum, in dem die Schwangere das Heranwachsen ihres ungeborenen Kindes als eine Zeit „guter Hoffnung“ erleben kann.


Angela K. verzichtete nach langen Gesprächen mit ihrer Birke-Beraterin und einem Besuch bei einem von der Birke empfohlenen Frauenarzt auf die Fruchtwasseruntersuchung. Sie gewann Mut und Zuversicht, und erkannte, dass auch ein Kind mit Down-Syndrom „kein Weltuntergang“ wäre, dass sie es annehmen und lieben würde. Sie bekam ein gesundes Töchterchen.


[1] Triple-Test: Blutuntersuchung. Stellt keine Diagnose, sondern ermittelt lediglich die Wahrscheinlichkeit eines Risikos für eine begrenzte Anzahl potentieller Behinderungen des Kindes im Mutterleib. Er liefert gehäuft falsch positive Befunde und hat großes Verunsicherungspotenzial. Der Triple-Test wird heute zunehmend ersetzt durch das Ersttrimester-Screening. Auch durch dieses erfolgt lediglich eine Risikoeinschätzung.

[2] Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese): Unter örtlicher Betäubung wird der Schwangeren eine Nadel durch die Bauchdecke in die Gebärmutter eingeführt, aus der Fruchtblase Fruchtwasser entnommen und analysiert. Ziel der Untersuchung ist es, Erbkrankheiten, Fehlbildungen und Chromosomenabweichungen festzustellen. Das endgültige Ergebnis ist nach zwei bis vier Wochen ausgewertet, also meist gegen Ende des 5. Schwangerschaftsmonats.

[3] Bei invasiver PND wie der Fruchtwasseruntersuchung handelt es sich im Unterschied zu den nicht-invasiven Diagnosemethoden (Ultraschall- und Blutuntersuchungen wie der Triple-Test) um einen Eingriff in den Körper der Frau mit chirurgischem Charakter. Es wird gezielt nach Chromosomenabweichungen gesucht.

Literaturangaben:

Angelica Ensel: Wer berät bei Pränataler Diagnostik? - Perspektive der Hebammen;
Irmgard Nippert: Die Anwendungsproblematik der vorgeburtlichen Diagnostik;
Regine Schleenbecker: „Gute Hoffnung“ oder „Bange Zeit“? Der Einfluss von Pränataldiagnostik auf das Schwangerschaftserleben der Frau;
Andrea Strachota: Die Absenz der Heilpädagogik im Feld der Pränatalen Diagnostik.

Dieser Text ist dem Freundesbrief der Birke e.V. vom Juni 2008 entnommen. Die Birke ist eine empfehlenswerte Initiative für Frauen und Familien im Schwangerschaftskonflikt.


Schwindende Toleranz für Schwache

Um sich der Pränataldiagnostik zu verweigern, muss man aber extrem widerständig sein. Man muss - aus einem von Anpassung bestimmten Alltag heraus - begreifen, dass es hier um Leben und Tod geht. Mit der Frage der Pränataldiagnostik ist man darum auch im Zentrum einer Kritik an der Leistungsgesellschaft, die immer weniger Toleranz für Schwache hat.

Monika Hey in einem Interview (Ich wollte nicht abtreiben) mit der FAZ vom 24. November 2012. Hey bejaht ein Recht auf Abtreibung, trotzdem kritisiert sie aus eigener Erfahrung vehement den Druck, der von gesellschaftlicher und ärztlicher Seite auf Schwangere ausgeübt wird, per Pränataldiagnostik behinderte Kinder zwecks Tötung aufspüren zu lassen. Aus dem Zwang, ein ungewolltes Kind auszutragen, sei “der Zwang geworden, sich den Methoden der Pränataldiagnostik auszusetzen und sich gegen diese Kinder zu entscheiden.” Sie hat darüber das Buch Mein gläserner Bauch - Wie die Pränataldiagnostik unser Verhältnis zum Leben verändert geschrieben.


Die Birke: Das Hörerleben des ungeborenen Kindes

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