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Der Thomismus und seine Bedeutung Ein Interview mit Prof. Dr. David Berger Prof. David Berger; Herausgeber des Thomistischen Jahrbuchs Doctor Angelicus,war von 2003 bis 2010 auch Herausgeber der von Wilhelm Schamoni begründeten Zeitschrift Theologisches. Er setzt sich in seinen Publikationen für die Erneuerung des Thomismus ein. In diesem Interview aus dem Jahr 2006 gibt er uns darüber Auskunft. Sehr geehrter Herr Dr. Berger, Sie sind Mitbegründer und Schriftleiter des Internationales Thomistischen Jahrbuchs "Doctor Angelicus". Die Idee ist im Heiligen Jahr 2000 entstanden bei einem Zusammentreffen mit Msgr. Schmitz vom Institut Christus König und Hoherpriester. Wir waren uns einig, dass durch die völlige Transformation ehemals für den Thomismus gegründeter Zeitschriften (wie etwa dem Fribourger „Divus Thomas") eine schmerzliche Lücke entstanden ist. Auch die Zukunft der Zeitschrift „Doctor Communis" war zu jener Zeit bereits unklar, da Msgr. Piolanti, die Seele dieses Projekts schwer krank war und dann ja tatsächlich bald verstorben ist. So haben wir uns entschlossen, das Jahrbuch zu gründen und sind sogleich auf eine positive Resonanz gestoßen: Z.B. Kardinal Scheffczyk oder Prof. Lobato, damals Präsident der Päpstlichen Thomasakademie, haben das Unternehmen unterstützt. Welche Ziele verfolgen Sie mit dem Jahrbuch? Wie sieht das Verhältnis zwischen Theologie und Philosophie im Thomismus aus? Welche Bedeutung hat der Thomismus? Welche Fragen stellen sich in der gegenwärtigen geistesgeschichtlichen Stunde, auf die der Thomismus eine Antwort weiß? Wie sehen Sie das Verhältnis des Thomismus zu den philosophischen Strömungen des 20. Jahrhunderts? Wen würden Sie als die drei bedeutendsten Thomisten im 20. Jahrhunderts bezeichnen, in der Philosophie und in der Theologie? Worin liegt ihre Bedeutung? Ambroise Gardeil OP Der Theologe Ambroise Gardeil OP wurde am 29. März 1859 in Nancy geboren. 1878 trat er bei den Dominikanern in Amiens ein. Sein bedeutendster Lehrer wurde Réginald Beaudoin, der von 1884 bis 1892 Studienleiter der französischen Dominikanerprovinz war und für die Ausbildung einer neuen, gut geschulten Thomistengeneration Sorge trug. 1884 wurde Gardeil Dozent in Corbara auf Korsika. Er lehrte die "Loci theologici", also die theologische Erkenntnislehre. Von 1888 bis 1911 lehrte er Dogmatik und Moraltheologie. 1889 begann er mit einem Kommentar der "Summa theologiae". Zusammen mit Thomas Coconnier und Pierre Mandonnet gründete er 1892 die berühmte theologische Zeitschrift "Revue thomiste". Außerdem wurde er einer der ersten Mitarbeiter von Alfred Vacant (1852 - 1901), der den gewaltigen "Dictionnaire de Theologie Catholique" (DTC) herausgab. Seit 1911 lebte er im Dominikanerkloster St. Jacques in Paris, wo er bis zu seinem Tod am 2. Oktober 1931 lebte, Bücher schrieb, Exerziten gab und Vorträge hielt. Gardeil bemühte sich, die Herausforderungen der Zeit anzunehmen und im Lichte der thomistischen Theologie zu bewältigen. Das war zunächst der Szientismus, dann der Modernismus und die "Philosophie der Aktion". Um diesen Herausforderungen zu antworten, drängte er auf eine tiefschürfende theologische Grundlagenforschung und auf die Ausarbeitung einer klaren, präzis definierten und sich über jeden Schritt Rechenschaft gebenden Methodologie. Zeugnis davon gibt u.a. sein über 100 Spalten sich erstreckender Artikel "Crédibilité" im DTC, der auch einen deutschen Theologen wie Matthias Joseph Scheeben nicht unberücksichtigt läßt. Gardeil bemühte sich auch um eine Vertiefung und Aktualisierung des großen einschlägigen Werkes von Melchior Cano (1509 - 1560), dem Vater der Fundamentaltheologie, "De locis theologicis". Die Auseinandersetzung mit der "Philosophie der Aktion", die auf das schon 1893 erschiene Werk "L'Action" Maurice Blondels (1861 - 1949) zurückgeht, brachte ihm eine Kontroverse mit diesem und mit Lucien Laberthonnière (1860 - 1932) ein. Seit 1911 widmete er sich vermehrt spirituellen Themen. Seine Forschungen wurden u.a.von Réginald Garrigou-Lagrange (1877 - 1964) aufgegriffen. Melchior Cano Heute vor 500 Jahren, am 6. Januar 1509, wurde in Tarancón in der spanischen Provinz Cuenca, ca. 75 km südöstlich von Madrid, der Theologe Melchior Cano OP geboren. Melchiors Vater Ferdinand Cano wurde 1537 als Witwer Franziskaner und zwei Jahre später Beichtvater der beiden Töchter Kaiser Karls V. Melchior Cano trat 1523 in Salamanca in den Predigerorden ein und studierte dort unter Diego von Astudillo und vor allem unter dem bedeutenden Völkerrechtler Franz von Vitoria. 1531 zum Priester geweiht, kam er nach Valladolid, wo er ab 1533 Vorlesungen gab. 1543 kam er nach Alcalá, 1546 wurde er der Nachfolger Franz von Vitorias in Salamanca.. Im Auftrag Kaiser Karls V. nahm er 1551/52 am Konzil von Trient teil. “Hier nahm er an den Beratungen über die Eucharistie, Buße und hl. Messe gewichtigen Anteil. Julius III. ernannte ihn am 1.9.1552 auf Karls V. Vorschlag zum Bischof der Kanarischen Inseln. Cano empfing zwar die bischöfliche Weihe, verzichtete aber auf Bistum und Professur und zog sich in den Konvent Piedrahita bei Avila zurück, um sich selbst und seinen Studien zu leben. Statt die gewünschte Ruhe zu finden, wurde er immer tiefer in die brennenden kirchlichen und politischen Fragen Spaniens verwickelt. Er eiferte mit der ganzen Autorität und Leidenschaft seiner Persönlichkeit gegen den neuerstehenden Jesuitenorden, kämpfte gegen die Immunitäten und Privilegien der mächtigen Kapitel, verteidigte in gründlichen Gutachten die antipäpstliche Politik Philipps II.” (Albert Lang im Lexikon für Theologie und Kirche, 1. Auflage, 2. Band, Freiburg im Breisgau 1931, Sp. 731 f). 1560 wurde Cano Provinzial. Er starb am 30. September 1560 in Toledo. Albert Lang nennt ihn einen “der hervorragendsten Theologen des 16. Jahrhunderts”. Cano wurde dies durch sein fundamentaltheologisches Werk De locis theologicis (wörtlich: Von den theologischen Orten). Dieses Werk wurde “von bahnbrechender Bedeutung für die Entwicklung der Theologie”. Es stellt “den ersten systematischen Versuch und zugleich einen für Jahrhunderte unüberbotenenen Höhepunkt theologischer Erkenntnislehre und Methodologie” dar, wie Albert Lang, der Vorgänger von Joseph Ratzinger auf dem Lehrstuhl für Fundamentaltheologie in Bonn, in der zweiten Auflage des LThK urteilt (Bd. 2, Freiburg im Breisgau 1958, Sp. 918). Nach Melchior Cano gibt es zehn loci theologici, die die Quellen unserer Kenntnis der Glaubenswahrheiten sind. Er unterteilt sie in sieben loci theologici proprii und drei loci theologici alieni oder adscriptitii. Die sieben loci theologici proprii sind: scriptura sacra (Heilige Schrift), traditio Apostolica (apostolische Tradition), auctoritas ecclesiae (Autorität der Kirche), auctoritas conciliorum praesertim generalium (die Autorität der Konzilien, besonders der Allgemeinen Konzilien), auctoritas ecclesiae Romanae oder Sedis Apostolicae (die Autorität der römischen Kirche oder des Apostolischen Stuhles), auctoritas sanctorum veterum oder Patrum (die Autorität der Kirchenväter), auctoritas theologorum oder doctorum (die Autorität der Theologen). Matthias Joseph Scheeben meinte dazu kritisch: “Dass hier der organische Zusammenhang fehlt, liegt auf der Hand; und daraus entsteht der Übelstand, dass die traditio Apostolica, obgleich sie für uns nur durch die übrigen loci erkennbar wird, doch mit diesen in eine Linie gestellt ist, und ebenso die auctoritas ecclesiae, welche sich doch vorzüglich in den folgenden loci konkret darstellt, mit diesen koordiniert wird. Besser hatte schon [Heinrich] Kilber [1710 - 1783] (De principiis theologicis) die loci so geordnet, dass er die beiden ersten als principia constitutiva, die drei folgenden als principia directiva, und die beiden letzten als principia adiuvantia zusammenfaßte” (Theologische Erkenntnislehre nr. 213). Die drei “fremden” loci theologici sind nach Cano die Vernunft, die Philosophie und die Geschichte. Das Wort loci (Orte) kommt vom griechischen topoi bei Aristoteles. Die Topik des Aristoteles entwickelt eine Methode des Disputs. Der Humanist Rudolf Agricola (1444 - 1485) hatte in seinem dreibändigen Werk De inventione dialectica die Topik des Aristoteles wieder aufgegriffen. Cano übertrug diese Methodenlehre auf die Theologie. Sein Hauptwerk wurde erstmals 1563 gedruckt und dann immer wieder aufgelegt. Die von Scheeben bemängelte fehlende Würdigung des organischen Zusammenhangs wurde gemäß Lang von Theologen wie J. Péronne, J. B. Franzelin und J.-V. Bainvel nachgeholt. Joseph Hundhausen nennt Melchior Cano im Wetzer und Welte den “eigentlichen Begründer der Fundamentaltheologie oder theologischen Erkenntnislehre”. Über dessen Gegnerschaft zum Jesuitenorden schreibt er: |
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