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Johannes Duns Scotus Duns Scotus wurde um 1265 in Schottland geboren. In Haddington, ca 25 km östlich von Edinburgh, besuchte er seit 1278 die von Franziskanern gegründete Elementarschule. In Dumfries im Süden Schottlands, ca. 110 km südwestlich von Haddington, trat er in den 1210 gegründeten Franziskanerorden ein. Schon zur Zeit Königs Alexander II. (1214 - 1249) hatte der Orden unter Elias von Cortona (1232 - 1239) erste Niederlassungen in Schottland gründen können. Die Gründung von Dumfries im Jahr 1262 ging auf eine Initiative der frommen Lady Devorgilla of Galloway zurück Am 17. März 1291 wurde Duns Scotus in Northampton in der Kirche vom hl. Andreas durch Bischof Oliver Sutton (1280 -1299) von Lincoln zum Priester geweiht. Zur Diözese Lincoln gehörte Oxford, in dem sich das Hauptstudienhaus der englisch-schottischen Franziskanerprovinz befand. Bereits 1224, noch zu Lebzeiten ihres Gründers, hatten sich die Franziskaner in Oxford niedergelassen. Von 1288 bis 1301 studierte hier Duns Scotus, möglicherweise unterbrochen durch Aufenthalte in Paris und Cambridge. Um 1300 kommentierte er als Baccalaureus in Oxford die Sentenzen des Petrus Lombardus, woraus sein großes Werk Ordinatio oder Opus Oxoniense hervorging. 1302/03 finden wir ihn unter den 22 Oxforder Franziskanern in Paris. Auch hier las er die Sentenzen. 1303 wurde die Pariser Universität, an der die Franziskaner seit 1236 einen Lehrstuhl hatten, in die Auseinandersetzung zwischen dem französischen König Philipp IV. dem Schönen (1285 - 1314) und Papst Bonifaz VIII. (1292 - 11.10.1303) hineingerissen. Auf einer Versammlung, die Philipp im März 1303 einberief, klagte der königliche Rat Wilhelm von Nogaret den Papst der Häresie an. Philipp ließ sich von der Versammlung die Vollmacht geben, ein Konzil einzuberufen, um über den Papst zu richten und ihn abzusetzen. Das war seine Antwort auf die päpstliche Einberufung einer römischen Synode, bestehend aus französischen Prälaten und Theologen, um über die “Wahrung der kirchlichen Freiheit” zu beraten und den König, der Bischof Bernhard de Saisset von Pamiers wegen der Forderung nach Freilassung des Grafen von Flandern des Hochverrats hatte anklagen lassen, zur Verantwortung zu ziehen. Um das Volk und den Klerus auf seine Seite zu ziehen, verbreitete der König eine Fälschung der Bulle Ausculta fili charissime vom 5. Dezember 1301, in der der Papst den König vor die römische Synode geladen hatte. Am 24. Juni 1303 fand eine antipäpstliche Demonstration in Paris statt. Am darauffolgenden Tag wurden die Ordensleute von königlichen Beamten vor die Wahl gestellt, entweder die Forderung nach einem Konzil zur Absetzung des Papstes zu unterschreiben oder aber ins Exil zu gehen. Während die Dominikaner alle unterschrieben, waren die Franziskaner geteilt. Etwa 70 gaben dem Druck nach, ca. 80 wählten das Exil, unter ihnen der sel. Duns Scotus. Bonifatius VIII. entzog daraufhin mit einer Bulle vom 15. August 1303 der Pariser Universität das Recht, in Theologie oder Recht akademische Grade zu verleihen. Bald konnte Duns Scotus nach Paris zurückkehren, da sich Bonifatius’ Nachfolger, der sel. Benedikt XI., um eine Entspannung bemühte und im April 1304 der Pariser Universität ihre Recht zurückgab. Am 18. November 1304 bestimmte der Generalminister der Franziskaner Gonsalvus von Balboa OFM (1304 - 1313) Duns Scotus zum Magister an der Pariser Universität als Nachfolger Gilles' von Loigny. Der “Magister” war ein Lehrstuhlinhaber und entsprach in etwa dem heutigen Professor. Damals war es bei den Franziskanern üblich, dass in Paris der Inhaber dieses Amtes jährlich wechselte. Duns Scotus trat es 1305 an. 1307 wurde er als Lektor nach Köln versetzt. Der Wechsel nach Köln scheint überraschend gekommen und abrupt vollzogen worden zu sein. Über die Gründe gibt es nur Spekulationen und Hypothesen. Eine dieser Hypothesen besteht in der Meinung, Gonsalvus habe Scotus zu dessen eigenem Schutz nach Köln gesandt, und zwar, weil Duns Scotus wegen seiner Lehre von der unbefleckten Empfängnis Mariens Aggressionen ausgesetzt war. Der Weltpriester Johannes von Polliaco (Jean de Pouilly), im Streit mit dem Papst ein Parteigänger des Königs, hielt die skotistische Lehre für häretisch. Man müsse gegen sie nicht nur mit Argumenten vorgehen. Wenn man bedenkt, dass Philipp der Schöne im selben Jahr juristisch und militärisch vernichtend gegen die Templer vorging und Johannes von Polliaco in dieser Sache einer seiner legitimierenden Gutachter war, kann man sich vorstellen, wie gefährlich es für Duns Scotus geworden war. In Köln starb Duns Scotus am 8. November 1308. Sein Grab findet sich in der Minoritenkirche. Am 20. März 1993 wurde er seliggesprochen, zusammen mit Dina Bélanger. Im Franziskanerorden wurde die ältere, von Bonaventura geprägte Schule durch die des Duns Scotus abgelöst, die mehr vom “mathematisch-naturwissenschaftlichen Geist der Universität Oxford” (Josef Pieper, Scholastik), der Betonung der göttlichen Freiheit und dem Voluntarismus geprägt ist. Duns Scotus ist der bedeutendste Franziskanertheologe des Mittelalters. Seine Ehrennamen sind Doctor subtilis und Doctor marianus. Martin Grabmann nannte ihn “die letzte große Gestalt der Hochscholastik”, Ueberweg den wohl “scharfsinnigsten Denker des ganzen Mittelalters”. Josef A. Endres urteilt über ihn: “Duns Skotus steht als die letzte große Erscheinung am Erbe der Hochscholastik. Schärfe und Selbständigkeit des Urteils zeichnen ihn in seltenem Maße aus. Durch sie wird er zu jener ausgedehnten Kritik befähigt, welche er in vorher nicht gekanntem Umfang gegen die bisherige Entwicklung der Scholastik kehrt. Beobachtung und Erfahrung unterstützen ihn neben der angeborenen Geistesschärfe in der Unabhängigkeit und Selbständigkeit seiner Überzeugung” (Endres, Geschichte der mittelalterlichen Philosophie). Während Duns Scotus im Gegensatz zu Thomas von Aquin heute nur Mittelalterspezialisten näher bekannt ist, war sein Einfluß im Spätmittelalter nach der Einschätzung von Kurt Flasch enorm, da dieser “bis ins 16. und 17. Jahrhundert weit über die Franziskanerschule hinausreichte. In den Universitäten dürfte es vom 14. bis zum 17. Jahrhundert mehr Scotisten gegeben haben als Thomisten” (Kurt Flasch, Das philosophische Denken im Mittelalter. Von Augustin zu Machiavelli, Stuttgart 1986, S. 431). So unterschiedliche Denker wie Kurt Flasch und Josef Pieper sehen das Denken des Duns Scotus als eine Philosophie des Übergangs: von der Harmonie zwischen Glaube und Vernunft bei Thomas von Aquin zu deren Auflösung im Nominalismus eines Wilhelm von Ockham. Dessen Gottesbild war dann prägend für die Theologie Luthers und der Reformatoren. Der hl. Bonaventura als Generalminister Am 2. Februar 1257, wurde in Rom der hl. Bonaventura zum Generalminister des Franziskanerordens gewählt. Bonaventura war der achte Generalminister (wenn man den hl. Franziskus mitzählt) in der Geschichte des jungen Ordens und blieb es bis 1274. Man schätzt, dass der Orden zu seiner Zeit bereits ca. 30.000 Mitglieder besaß. Er hatte seit seiner Gründung im Jahre 1209 eine rasende Entwicklung hinter sich: 1210 war die vom hl. Franziskus (1181/82-1226) verfaßte Urregel von Papst Innozenz III. mündlich bestätigt worden. Als im Mai 1221 in der Ebene von Assisi das erste Mattenkapitel zusammentrat und die zweite Regel in 24 Kapiteln entwarf, gab es bereits 3000 Brüder. Aus dieser Regel ging durch Straffung die dritte Regel hervor, die am 29. November 1223 bestätigt wurde. Auf jenem Mattenkapitel war auch Kardinal Hugolin anwesend, der 1227 Papst wurde, den Namen Gregor IX. annahm und Franziskus 1228 heiligsprach. Unter Franziskus wurden 12 Provinzen errichtet. 1221 wurde die erste Niederlassung in Deutschland gegründet. Cäsarius von Speyer wurde erster Provinzial und bereits 1223 auf eigenen Wunsch abgelöst, und zwar von Albert von Pisa. Schon früh entstanden im Orden zwei Richtungen: Die eine strebte mit dem rasanten Anwachsen der Bewegung und der dadurch erzwungenen Institutionalisierung eine Angleichung an die klassische Form des Ordenslebens an, wie sie vor allem von den Benediktinern verwirklicht wurde, die andere verfolgte unter Berufung auf die Ursprungsidee das radikale Armutsideal. Zur ersten Richtung gehörte Elias von Cortona (im 1180-1253), dem der hl. Franziskus schon zu Lebzeiten als Vikar die Ordensleitung übergeben hatte und der von 1232 bis 1239 den Orden als Generalminister leitete und die Zahl der Provinzen auf 72 erhöhte. Zur zweiten Richtung gehörte Johannes Parenti, der 1227 bis 1232 Generalminister war. Diese Richtung berief sich auf das Testament des Ordensgründers und erhielt eine Schlappe, als Gregor IX., vom Generalkapitel selber als Schiedsrichter angerufen, 1230 entschied, daß nur die Regel, nicht das Testament, rechtsverbindlich sei, da ein kirchlicher Oberer nicht einen gleichrangigen Nachfolger binden könne. Unter Parentis Nachfolger Elias wiederum lehnten sich die englischen, französischen und deutschen Provinzen auf, so daß er 1239 abgesetzt und durch Albert von Pisa ersetzt wurde. Diesem folgte bereits 1240 der Engländer Haymo von Faversheim, dann 1244 Crescentius von Jesi und 1247 der selige Johannes von Parma (+ 1289; nicht zu verwechseln mit dem hl. Johannes von Parma OSB, + 990). Dieser gehörte zur radikalen Richtung und sympathisierte gleichzeitig mit den Ideen des Joachim von Fiore (+ 1202), der eine kommende Geistkirche erwartet hatte. Deshalb mußte er abdanken und empfahl selber als seinen Nachfolger Bonaventura von Bagnoregio. Bonaventura, 1217 oder 1218 in Bagnoreggio bei Viterbo geboren und 1243 in den Franziskanerorden eingetreten, versuchte ein mittlere Linie zu fahren. "Er wollte eine Lebensform, die dem Orden die nötige Stabilität verlieh, ihn zur Bewältigung der vielfachen kirchlichen Aufgaben in Seelsorge und Lehramt befähigte und die zugleich das Feuer des franziskanischen Anfangs bewahrte. Freilich gelang es ihm nicht, die beiden extremen Flügel für die Dauer an diese Mitte zu binden; es gelang ihm aber, diese Mitte so zu stärken, daß sie als Träger des franziskanischen Ideals in der Geschichte weiterwirken konnte. Man nennt ihn deshalb den zweiten Gründer des Ordens" (Winthir Rauch in: Reformer der Kirche, S. 660). "Zweiter Gründer" wurde er durch die Constitutiones Narbonenses: die Sammlung, Ordnung und Promulgation aller bis dahin erlassenen Verordnungen der Generalkapitel. Durch diese Tat auf seinem ersten Generalkapitel in Narbonne 1260 legte Bonaventura den Grundstein für alle späteren Konstitutionen. Wie weit der Orden zu seiner Zeit verbreitet war und welche organisatorische Herausforderung er an den Generalminister stellte, geht aus den Angaben hervor, die der renommierte Herausgeber der Werke Bonaventuras Ignatius Jeiler in Wetzer und Welte's Kirchenlexikon (Bd. 4, Sp. 1652) macht: "Frankreich hatte damals [1260] fünf große Provinzen, Spanien und Deutschland je drei, England und Hibernia (Scotia), Dalmatien, Dacien (Dänemark mit Norwegen und Schweden), Böhmen, Ungarn, Romanien (griechisches Kaisertum), das hl. Land je eine Provinz. Die übrigen Provinzen fallen auf Italien mit Sicilien. Als Vicarien werden aufgezählt: Vicaria Bosnae mit acht Custodien (doch vielleicht erst um 1340 gegründet), Vicaria Orientalis mit drei, Aquilonis mit zwei, Corsicae, welches keine Custodie, sondern nur acht Convente hatte. Alle diese Provinzen hatten zusammen 230 Custodien und 1400 Convente." Bonaventura, selber einer der größten Theologen des Mittelalters, förderte die Bildung und die Wissenschaft in seinem Orden. Studiert hatte er in Paris u.a. bei Alexander von Hales, der 1236 als Magister in den Orden eintrat und so demselben den ersten Lehrstuhl und den Grundstock für seine künftige Lehrtätigkeit bescherte. Am 12. August 1257 wurde Bonaventura Magister in Paris, zusammen mit dem hl. Thomas von Aquin. Am 3. Juni 1273 ernannte ihn Papst Gregor X. zum Kardinal. Er betraute ihn mit der Vorbereitung und Durchführung des Konzils von Lyon, das die Union mit der griechischen Kirche zum Ziel hatte. Diese Union gelang, war aber nicht von Bestand. Während des Konzils starb Bonaventura in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 1274. |
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