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Themen68er |
Von P. Franz Prosinger In einer Erklärung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, zum 40. Jahrestag der Erklärung "Nostra Aetate" des Zweiten Vatikanischen Konzils am 28. Oktober 2005 heißt es im Anschluß an die selbstverständlich begrüßenswerten Ausführungen gegen jegliche Form des Antisemitismus oder Antijudaismus: „Deshalb hat die Kirche auch über ihre lange vertretene Überzeugung selbstkritisch nachgedacht, Juden müßten, um das Heil erlangen zu können, getauft werden. Es wurde zunehmend bewußt, daß Mission als Ruf zur Umkehr vom Götzendienst zum lebendigen und wahren Gott (1 Thess 1,9) nicht auf Juden angewandt werden kann. Hierin gründet das Faktum, daß es heute keine judenmissionarischen Aktivitäten der katholischen Kirche mehr gibt. Zwischen der Kirche und dem jüdischen Volk geht es um die Begegnung "auf der Ebene ihrer je eigenen religiösen Identität" (Papst Johannes Paul II. am 12. März 1979). Einzelne Konversionen, die auf Grund einer sehr persönlichen Entscheidung erfolgen, sind darum nicht ausgeschlossen." Tatsächlich vertritt die Kirche diese Überzeugung, daß auch Juden getauft werden sollten, schon lange. Am Pfingstfest spricht der hl. Apostel Petrus: „Ihr Männer, Juden und Bewohner Jerusalems alle! Das sei euch zu wissen getan, und nehmt zu Gehör meine Worte! ... Kehrt um und taufen lasse sich jeder von euch auf den Namen Jesu Christi zum Nachlaß der Sünden und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. Denn euch gilt die Verheißung und euren Kindern und allen in der Ferne, so viele der Herr, unser Gott, herbeirufen mag" (Apg 2,14.38f). Inwieweit die Kirche nun selbstkritisch über ihr Auferbautsein auf dem Fundament Apostel (Eph 2,20) nachdenken kann, ohne sich selbst aufzulösen, sei dahingestellt. Dennoch wollen wir die Anregung des Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz dankbar annehmen, um die alte Glaubensgewißheit neu zu überdenken. Zunächst gilt für Juden und Heiden gleichermaßen: die Taufe ist keine absolute Notwendigkeit zur Erlangung des ewigen Heiles, sondern an den Glauben gebunden. „Wer glaubt und sich taufen läßt, wird gerettet werden, wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden" (Mk 16,16). Wem sich der Glaube ohne eigene Schuld nicht so weit erschließt, der kann auch durch ein implizites Verlangen nach der Taufe gerettet werden. Aber diese bekannte Wahrheit ist hier offensichtlich nicht gemeint, da von den Juden speziell gelten soll, daß die Taufe für sie nicht notwendig sei, um das Heil zu erlangen. Auch wenn wir noch auf den mit 1Thess 1,9 angedeuteten Unterschied eingehen werden, so gilt doch zunächst und vor allem, was der hl. Paulus zu diesem Thema in Röm 1-3 systematisch ausführt. Das Ergebnis in Röm 3,22f lautet: „Es gibt nämlich keinen Unterschied: alle haben gesündigt und entbehren der Herrlichkeit Gottes" „Was ist nun der Vorrang des Juden? ... Haben wir" - Paulus spricht als Jude „etwas voraus? Durchaus nicht! Vorher haben wir ja Juden wie Griechen angeschuldigt, daß sie allesamt unter der Sünde sind" (Röm 3,1.9). Paulus, der von sich sagen konnte, daß er gemäß der Gerechtigkeit, die im Gesetz entspringt, untadelig wandelte (Phil 3,6), wurde ebenfalls getauft, nachdem die Blindheit von ihm abgefallen war (Apg 9,18). Freilich kann man von den Juden nicht sagen, daß sie sich in gleicher Weise wie die Heiden von den Götzen ab- und Gott zugewandt haben, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen (1Thess 1,9). Das Ziel selbst aber, „dem lebendigen Gott zu dienen", wird auch im 9. Kapitel des Hebräerbriefes (Vers 14) dem Dienst des Alten Bundes abgesprochen und erst durch das Eingehen Christi in das wahre Heiligtum zur Stiftung des Neuen Bundes zugesprochen. Selbst von den Heiden gilt nicht immer in gleicher Weise, daß sie sich „von den Götzen abgewandt haben": in den Handbüchern der Religionsgeschichte finden wir ein weites Spektrum von kindlichem Vertrauen in Gott, dem Vater und Schöpfer, bis hin zu dämonisch-magischen Vorstellungen und Praktiken. Trotzdem sagt das Konzil von Trient im Dekret über die Rechtfertigung (in Christus), daß durch die Gnade im Neuen Bund der Mensch verwandelt wird, „aus einem Ungerechten zu einem Gerechten und aus einem Feind zu einem Freund" Gottes (Kap 7; DS 1528). Die Gottesfreundschaft ist das große Geschenk, das der Herr den Seinen zuspricht: „Nicht mehr nenne ich euch Knechte, sondern Freunde, weil der Knecht nicht weiß, was sein Herr tut; euch aber nenne ich Freunde, weil alles, was ich von meinem Vater gehört habe, ich euch erkennen ließ" (Joh 15,15). Zu den Pharisäern und Schriftgelehrten aber sagte er: „Ich sage euch also, daß ihr in euren Sünden sterben werdet. Wenn ihr nicht glaubt, daß ICH BIN, werdet ihr in euren Sünden sterben" (8,24). - Der hl. Paulus schreibt im Galaterbrief auch von den Juden, daß „wir, solange wir unmündig waren, den Elementen dieser Welt versklavt waren" (Gal 4,3). Eph 4,17f bezieht sich zwar im Kontext auf die Heiden, verwendet aber typische Formulierungen aus den Vorwürfen an die Söhne Israels im Propheten Jeremias: „sie gehen den Weg in ihres Herzens Nichtigkeit, verfinstert im Sinnen, entfremdet dem Leben Gottes ob der Unwissenheit, die in ihnen ist wegen der Starrnis ihres Herzens". Gerade Jeremias (Jirmejahu) zeigt uns, wie auch von den Juden des Alten Bundes gilt: „entfremdet dem Leben Gottes". Dabei geht es nicht um ein vorübergehendes Versagen. Trotz der hoffnungsvollen Reform unter König Josias von Juda (Joschijahu) im Jahr 622 muß Gott wenige Jahrzehnte später durch den Propheten sagen: „Sie sind gegangen hinter anderen Göttern, ihnen zu dienen. Gebrochen haben das Haus Israel und das Haus Jehuda meinen Bund, den ich geschlossen habe mit ihren Eltern" (11,10). Dabei haben sie sich nicht nur unwillig „geweigert, meine Worte zu hören" (ebd.), sondern sie sind unfähig, „unbeschnitten ist ihr Ohr, und sie können nicht aufmerken" (6,10). Gerade das Scheitern der Restauration des Alten Bundes mit Exil und Zerstörung des Tempels bildet den theologischen Horizont, in dem Jeremias die Verkündigung eines Neuen Bundes vernehmen kann. Die Entgegensetzung zum Bund am Sinai besteht in dem „fest bei der Hand nehmen, um zu führen" und dem mit derselben Präposition formulierten „in das Innere hineinlegen und in das Herz schreiben" (Jer 31,32f). In Ezechiel wird die singuläre Formulierung vom „Neuen Bund" aufgegriffen in der Ankündigung der Gabe eines „neuen Herzens" (Ez 36,26f gegen G. Fischer, Jeremia, HThKAT, Herder 2005, deutet dieser Zusammenhang eher auf eine Fortschreibung von Jer 31,31-33 in Ezechiel). Hierbei ist wichtig: es geht nicht an zu sagen, der Gott des Alten Bundes und der Gott des Neuen Bundes wäre ein anderer und er habe seinen Willen und sein Gesetz geändert das war die Ansicht Markions und ist von der Kirche verurteilt -, sondern die Weise der Mitteilung ist wesentlich verschieden. „Das Gesetz wurde gegeben durch Moses, die Gnade und die Wahrheit ist geworden durch Jesus Christus" (Joh 1,17). Ist es nur als Faktum vorgesetzt auf steinernen Tafeln (in äußerer, faktischer Evidenz), kann es keine Grundlage der Verbindung „Ich werde ihr Gott sein und sie werden mein Volk sein" bilden. Nur wenn es ins Innere des Menschen hineingegeben ist zu lichtem Mitvollzug und Identifikation (in innerer, wesentlicher Evidenz), ist innere Übereinstimmung und Verbindung oder Bund möglich. So steht der „in Steine gemeißelte Todesdienst" dem „Dienst des Geistes" gegenüber (2Kor 3,7f) und es gilt von den Juden bis zum heutigen Tag: „Jedoch harthörig wurde ihr Denken. Denn: bis zum heutigen Tag liegt dieselbe Hülle auf der Lesung des Alten Bundes und wird nicht abgehüllt, weil sie (erst) in Christus überwunden wird. Ja bis heute liegt, sooft Moses gelesen wird, eine Hülle auf ihrem Herzen. Sobald es sich aber zum Herrn hinwendet, wird die Hülle weggenommen" (2Kor 3, 14-16). Eben dies geschieht in der Taufe oder „Erleuchtung", wie sie die alte Kirche im Anschluß an Heb 6,4 genannt hat. Im 6. Kapitel des Römerbriefes führt der hl. Paulus aus, wie wir darin hineingetaucht werden in das Sterben Christi, so daß wir zusammen mit Ihm gekreuzigt und begraben werden, um zu einem neuen Leben aufzuerstehen. „Wer also in Christus Jesus ist, ist ein neues Geschöpf" (2Kor 5, 17). Wie sehr der hl. Paulus diese große Gnade seinen „Verwandten dem Fleische nach, die die Söhne Israels sind," wünscht, bringt er in Röm 9,1-4 zum Ausdruck: „daß ich große Trübsal trage und Weh in meinem Herzen". Kann man dagegen mit 1Thess 1,9 das Faktum begründen, „daß es heute keine judenmissionarischen Aktivitäten der katholischen Kirche mehr gibt" (Lehmann)? Zwar werden einzelne Konversionen nicht ausgeschlossen - aber genügt das? In Röm 11,25f wird uns das Geheimnis der Heilsgeschichte geoffenbart, daß das gesamte Israel am Ende gerettet werden wird, wenn die Fülle der Heidenvölker eingetreten ist. Das hängt aber auch von uns ab, von der Heiligung unseres Lebens und dem Eifer für die Mission. „Dabru emet -sagt die Wahrheit", so lautet ein Statement unserer älteren Brüder, der Söhne Israels, zum interreligiösen Dialog. Sie erwarten von uns klare Aussagen darüber, was wir wirklich denken und für sie wünschen. Gerade weil uns jeglicher Antisemitismus so abgrundtief zuwider ist und wir im Gegenteil den frommen Juden Hochachtung schulden für die Treue zur religiösen Überlieferung durch all die Jahrtausende sie sind darin unsere Verbündeten in der Ablehnung modernistischer Aufweichung -, sollen wir ihnen die Wahrheit unseres christlichen Glaubens zwar liebevoll, aber ohne Abstriche sagen. Verschwommenen Formulierungen, denen sie entnehmen, daß die katholische Kirche inzwischen ihre Haltung geändert habe und die ungebrochene Fortdauer ihres Bundes mit Gott anerkennten, schenken sie offenbar wenig Vertrauen, da ihnen die Erklärung „Dominus Jesus" eine andere Sprache zu sprechen scheint. Bis zur nachkonziliaren Liturgiereform verband uns nicht nur mit den Kirchen des Ostens, sondern auch mit der Synagoge dasselbe Gebetbuch: der vollständige Psalter. Im Neuen Stundengebet wurden daraus ganze Psalmen und viele Psalmverse gestrichen, weil sie angeblich nicht dem christlichen Geist entsprechen (siehe dazu das wertvolle Büchlein von E. Zenger, Ein Gott der Rache?, Freiburg 21998). Wenn wir mit dem kirchlichen Lehramt die These Markions ablehnen, daß der Gott des alten Gesetzes und der Gott des Evangeliums ein anderer sei (Toletanum I, can 8; DS 198), so sollten wir zu allererst wieder die vollständigen Psalmen des Alten Bundes im kirchlichen Stundengebet beten. Das könnte mehr überzeugen, als zweifelhafte verbale Erklärungen. Veröffentlichung Zum Thema: |
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