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In Christo Jesu

Von Dr. Eduard Kamenicky

Im Versuch, für das vielfältige Geschehen im geistigen Raum der Kirche, das uns glücklicherweise immer noch höchst seltsam berührt, einen gemeinsamen Namen zu finden, stößt der Gedanke beharrlich auf den, wie es scheint, just für diese Zeit zubereiteten Ausdruck 'Verfremdung'. Es ist, als hätte ein umfassendes Sich-selbstfremd-Werden, ein sich im alten Sinn Nicht-mehr-verstehen-Können die Kirche ergriffen, als wären ihre hervorragenden, gleichsam für diese Epoche typischen Handlungen allein aus jenem merkwürdigen Prozeß richtig und vollständig zu deuten. Es wird darum nicht nur immer schwieriger, Kernmomente ihres früheren Selbstverständnisses, wie etwa Frömmigkeit, Demut, Hingabe, Kreuzesliebe im Bereich ihrer neuen Manifestationen anzusiedeln, für die ein Geist von Offenheit, Aufgeschlossenheit, Weltlichkeit kennzeichnend ist, es versagen sich ihrer modernen Selbstinterpretation in zunehmendem Maße auch jene oft berufenen Grundworte des Evangeliums, an welchen sich jede Idee als genuin christlich oder als das Gegenteil erweisen muß. Besonders eklatant wird dies, wenn man versucht, die charakteristischen Initiativen der heraufkommenden Zukunftskirche gedanklich mit jener Formel zu verknüpfen, die für das neutestamentliche Schrifttum den Inbegriff christlicher Lebenswirklichkeit beziehungsreich ins Wort faßt und die da lautet: in Christo Jesu.

Daß Entscheidendes von dem, was heute namens der Kirche intendiert wird, ehrlicherweise nur mehr unter dem Banner der Humanität, im Lichte allgemein menschlicher, innerweltlicher, transzendenzfreier Ideale verfochten werden kann oder jedenfalls nur ziemlich gequält mit religiöser Motivation, nicht aber - wofern man sich der theologischen Tragweite solcher Aussage bewußt bleibt - in Christo Jesu getan zu werden vermag, macht vielleicht am unmittelbarsten deutlich, wie groß der Abstand der Kirche von sich selbst geworden ist. Wir sind uns dabei des paradoxen Charakters dieses Satzes voll bewußt und wagen ihn allein in jener experimentellen Weise, deren sich das Denken zuweilen gerade dann bedienen muß, wenn es scheinbar Unbegreifliches aufzuhellen gilt. Es bleibt die Möglichkeit, nicht die Kirche als solche in den uns so sehr bewegenden Existenzäußerungen des kirchlichen Bereichs wirksam zu sehen, oder eine an verwandte Krankheitsbilder erinnernde Bewußtseinsspaltung in einzelnen Gliedern der Kirche anzunehmen, deren Wirksamkeit die Erscheinung der Kirche zwar augenfällig prägt, die aber die Selbstidentität der Kirche als Kirche faktisch nicht berührt. Es bleibt immer noch die Erwägung eines Entwicklungsvorganges (vielleicht präapokalyptischer Natur), der, wodurch immer ausgelöst, motiviert und heilsgeschichtlich sanktioniert, Leben und Antlitz der Kirche derart verändert, daß sie fast nicht mehr wiedererkannt werden kann. Alles das steht uns gedanklich offen - und vielleicht noch einiges mehr -, um trotz des wahrgenommenen Vorganges scheinbarer Selbstverfremdung der Kirche an ihrem fortdauernden Sein und sinnhaften Wirken zweifelsfrei festhalten zu können. Daß das Phänomen als solches trotzdem im Gläubigen (gerade zufolge seines Glaubens und des von diesem geformten Kirchenbildes) tiefe Unruhe erzeugen muß, ist wohl klar.

Blicken wir aber, ausgehend von dieser Unruhe und dem durch sie verursachten Schmerz, abermals tiefer in die Kirche der Gegenwart, eröffnet sich uns - zu nicht geringem Trost - die Erkenntnis, auf welche Weise das vermeintlich funktionslos zurückgebliebene Urwort christlicher Welt-Anschauung und Lebens-Meisterung "in Christo Jesu" seine Geltung bewahrt hat. Wenn nichts anderes an kirchlicher Realität solch letzter Verbindung mit dem Herrn und seinem Mysterium fähig geblieben wäre: diese Not kann (und muß wohl) in Christo Jesu erlitten werden. In dem zunächst doch zum Vollzug des erlösenden Opfers Gesalbten, den wir nach dem Willen des Vaters Jesus nennen dürfen, empfängt nicht nur das Leid in einem allgemeinen Verstande seinen Sinn, in ihm hat das, was Paul Vl. die "Passion der Kirche" genannt hat, radikal-positive Heilsbedeutung. Wollten auch wir Jesu Salbung nur als Salbung zur Herrschaft in Herrlichkeit verstehen, wären wir dem Zug seines Handelns, aber auch dem Weg unserer Berufung in ihm fern. Verkostet aber der zum Leiden und Sterben gesalbte Jesus, so die Unendlichkeit seiner Liebe offenbarend, das Paradox der Todesnot des ewigen Lebens bis zum Widersinn der Gottverlassenheit Gottes selbst, dürfen wir im Glauben ihm die Nachfolge in die Nacht der Unkirchlichkeit der Kirche nicht versagen. Was für den physischen Christus die dem Erleben wunderbar entzogene Gegenwart des Vaters, das ist wohl für den mystischen Christus jene Präsenz des Heiligen Geistes, die de facto nicht mehr erfahren wird. Muß auch nicht jedes Glied Christi und auch die Kirche nicht zu allen Zeiten eine derartige Einung mit dem Abgrund seiner Passion erleben, ist es vielleicht für die Kirche nach der Gesamtdimension ihrer heilsgeschichtlichen Entfaltung betrachtet unerläßlich, jene letzte Verlassenheit durchzustehen, die uns natürlich, wissenschaftlich als Verfremdung erscheint.

So merkwürdig uns auch zunächst dieser Gedanke berühren mag: es hängt vielleicht nicht wenig ab für das Geschick und den heilswirksamen Fortbestand jener Kirche, die wir oft mit Schmerzen suchen und nicht mehr zu finden meinen, daß wir die Not dieses Verlassenseins gläubig tragen: in Christo Jesu. Solcher Glaube, verbunden mit solcher Bereitschaft, die nur aus dem Glauben kommen kann, vermag auch dort Kirche sicherzustellen, wo viele Kräfte für ihre Verwirklichung mangeln. In Christo Jesu, dessen Tod umgedeutet, aber nicht seiner Wirkung beraubt, dessen Auferstehung geleugnet, aber nicht ungeschehen gemacht werden kann, dessen Gottheit sich bezweifeln, jedoch nicht ausschalten läßt, in Ihm ist das Leben und dieses Leben ist das Licht der Menschen.

Von der Weise, der Kraft, der Eile und der Tiefe, mit der sich diese Einsicht aufs neue Bahn bricht in der Welt, wird die wahre Erneuerung der Kirche und ihre neue Selbstfindung bestimmt sein. Wann und wie dies geschehen soll, kann niemand sagen. Doch eines steht fest: daß es sich nur in Christo Jesu ereignen kann.

Veröffentlicht 1969 in der von Kamenicky geleiteten Zeitschrift Entscheidung.
Weitere Beiträge von Eduard Kamenicky.


Die Heilsrepublik

Von Dr. Eduard Kamenicky

Wenn Throne bersten, etabliert sich das Volk. Stürzt der Altar, drängt der Demos der Kirche zur Macht - oder die, die sich als seine Sprecher gerieren. Das Nouveau Regime interpretiert sich indes recht klug und ist auf klare Sprachregelung bedacht. Revolution? Das sagt man nicht laut, es klingt zu emotionell und brutal. 'Machtergreifung' ist historisch belastet, auch schimmert die Herrschaft durch. Strukturwandel - das ist es! Ein Wort von klinischer Sauberkeit und szientifischer Akkuratesse. Ein Hauch von Sachgerechtheit und Situationsrealismus schwingt mit, selbst Lebensvollzug, wenn man will, obschon technokratisch unterkühlt und mit sublim verfremdendem Ambiente. Dennoch bleibt der wahre Vorgang erkennbar: Von der Civitas Dei zur Heilsrepublik. Sie also wäre der letzte Schrei der ecclesialen Entwicklung.

Die Wendung schmeichelt. Für einen Schrei sind Idee und Geschehen zu flau. Wo ist hier der Impetus echter Impulse? Wo der Fokus gestaltender Glut? Wo ist der Ruf, der mitreißt, der Blitz, der zündet? Wo der Durchbruch nicht einzudämmender Kraft? Daß mancher sie wünscht, ist alles. Das Volk trägt nicht diese 'Bewegung', es erträgt sie bloß.

Nicht wenige staunen. Mit Kirche auf Weg und Weise einer unproblematischen Identifikation vertraut, die inhaltlich offenbar viel mehr vermittelt als manche Theologie, fragen sie verblüfft, ob solcher Wandel nicht das Wesen der Kirche tangiere, ja von ihm her beurteilt nicht gänzlich unmöglich sei? Indes, das Argument gleitet ab. 'Wesen' steht nicht mehr im Wörterbuch. Es wurde mit Metaphysik eliminiert und zaubert bloß das Lächeln des Spotts in der Wissenden Züge. Allerdings hangt Wirklichkeit nicht an Wortschatz und Sprachgebrauch. Das Selbstverständnis der Kirche, das sich in der Erfahrung von Kirche jener niederschlägt, die selber Kirche sind, ist wohl eine Instanz, die man nicht ignorieren kann - es sei denn, man betrachte das Votum des Gläubigen in dem Augenblick für disqualifiziert, in welchem sich darin der Glaube des Gläubigen ausspricht.

Dieser vernimmt mit Klarheit das Wort des Herrn: "Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt . . . (Jo 15,16) Vermutlich läßt sich das Gegenteil von Demokratie gar nicht bündiger formulieren als mit diesem Satz. Entsprechend wissen sich die Apostel als vom Herrn "bestellt" (etwa 1 Tim 2,7 oder 2 Tim 1,11) und tun in seiner Vollmacht ein gleiches (z. B. Apg 14,22). "Der Herr ist König" (Is 33,22), er sagt es selbst (Jo 18,37). Präsident ist er nicht. Selbst der Räte entbehrt er nach Isaias (40,13-14) und Paulus: "Wer ist sein Ratgeber?" (Röm 11,34) Daß das Recht vom Volk ausgehe, ist in demokratischen Verfassungen zu lesen. In der Kirche ist das nicht so. Hier geht das Recht vom Herrn aus. Sein Wille ist Gesetz. Ja, wenn es irgendwo einen absoluten Monarchen im Vollsinn des Wortes gibt, ist es Christus.

Das ist vielen schmerzlich, aber es ist wunderbar wahr. Es rührt an das Innerste unseres Seins. Wir haben keinen 'status' Ihm gegenüber in der Politeia Theou - "wer bist du, o Mensch, um mit Gott zu rechten?" (Röm 9,20) -: nur den Rechtstitel der - Auserwählung. Das ist der verborgene, neuralgische Punkt. Das, was der sich als mündig dünkende Mensch in seinem Stolz nicht ertragen kann: eine Kreatur der Gnade zu sein.

Und doch: wir können auf nichts pochen. Nicht vor Gott und nicht vor einander. Das ist wesentlich für jenen 'Bund der Liebe', den Ignatius, der Blutzeuge, so tief verstand und den manche eben so gar nicht mehr verstehen. Sie flüchten, bar echter Erfahrung von Kirche, in das manipulierbare System des Kräftespiels, in die Möglichkeit massiven Auftrumpfens, in die Chance des Obsiegens mit Hilfe der Quantität, in die gebastelte Geborgenheit des Selbstregimes. Das ist alles völlig unkirchlich, unchristlich, unreligiös. Es ist typisch säkular, geboren aus Innerwelts-Mentalität und Sklavenangst derer, die 'Abba!' weder zu rufen noch zu denken vermögen. Die Kläglichkeit dieser Flucht ins Parlamentarische muß an jedes christlich empfindende Herz greifen. Nichts könnte Christen vor der Welt einer peinlicheren Blamage überliefern als das. Sie verstehen sich selbst nicht mehr.

Sag mir, Kollege Christ, wie liesest du, um solches zu rechtfertigen? Ich meine, du liesest: "Nicht Freunde, sondern Kollegen nenne ich euch, denn der Freund hat kein gremiales Recht mit Sitz im Rat und Stimme im Kollektiv. Er muß sich vertrauend der Liebe dessen anheimgeben, dessen Freund er ist." Wie ungewiß! Und wie denkt ihr, Kollegen, kirchliches Leben? Nicht wahr, als eine endlose Kette von Debatten, Parteiungen, Machtkämpfen, Resolutionen, Abstimmungen, neuen Debatten (denn der Diskussion darf ja niemals ein Ende sein), Gruppierungen und Kraftproben! Was sonst könnte nach eurer Sinnesart als tätiges Wahrnehmen der Mitverantwortung des Einzelnen für die Gemeinde gelten? Worin anders bestünden konsequenterweise die Agenden der Heilsrepublik? Wird es da nicht zur politischen Tugend und Notwendigkeit, es teils mit Paulus zu halten, teils mit Kephas, teils mit Apollo ? Ach! Ist denn Christus geteilt? (1 Kor 1,13) Müssen denn alle Entgleisungen der ersten Generation euch zu vermeintlicher Originalität verhelfen?

Wir stehen zwei Fakten gegenüber. Das Eine: Christus hat in göttlicher Machtvollkommenheit seiner Kirche auf unmißverständliche Weise eine klare, theokratische Verfassung gegeben. Das Andere: einige unserer Zeitgenossen schicken sich an, aus eigener Kraft und Willkür der Kirche eine andere Verfassung aufzuzwingen, ein anderes Lebensgesetz, ein neues 'Image'. Was sollen wir sagen?

Qui habitat in caelis irridebit eos (Ps 2,4).

Dieser Artikel erschien 1970 in der von Kamenicky redigierten Zeitschrift Entscheidung und wurde wiederveröffentlicht im Sammelband Ruinen im Licht.


Eduard Kamenicky: Jesus, unser Gott


Das Mutmachergleichnis für Priester

Eine Predigt

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