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Das Erwachen

Von Rod Dreher

Den größten Teil meines Erwachsenenlebens war ich ein gläubiger Christ und ein engagierter Konservativer. Ich sah keinen Konflikt zwischen diesen beiden Dingen – bis meine Frau und ich im Jahr 1999 unser erstgeborenes Kind auf dieser Welt willkommen hießen. Nichts verändert die Sicht eines Mannes auf das Leben so sehr wie die Notwendigkeit, sich Gedanken darüber zu machen, was für eine Welt seine Kinder erben werden. Und so erging es mir.

Während Matthew zum Krabbelkind heranwuchs, stellte ich fest, dass meine Sicht auf die Politik sich in dem Maße veränderte, wie ich danach strebte, mein Kind nach traditionell christlichen Maßstäben zu erziehen. Ich begann mich zu fragen, was genau der handelsübliche politische Konservatismus eigentlich bewahren wollte. Und dabei dämmerte mir, dass einige der bevorzugten Anliegen meiner Mit-Konservativen – und zwar an erster Stelle eine unkritische Begeisterung für die freie Marktwirtschaft – unter bestimmten Bedingungen geeignet sind, gerade diejenige Institution zu beschädigen, die mir aus meiner traditionsorientierten Sicht als die am dringendsten zu bewahrende erscheint: die Familie.

Gleichzeitig gelangte ich mehr und mehr zu der Auffassung, dass die Kirchen – einschließlich meiner eigenen – sich als weitgehend untauglich erwiesen, die Triebkräfte des kulturellen Niedergangs effektiv zu bekämpfen. Traditionelles, geschichtsbewusstes Christentum – ob katholisch, protestantisch oder orthodox – sollte eigentlich eine mächtige Gegenkraft gegen den radikalen Individualismus und Säkularismus der Moderne sein. Doch obwohl über konservative Christen oft gesagt wird, sie würden einen „Kulturkampf“ betreiben, war für mich – mit Ausnahme der Themen Abtreibung und Homo-Ehe – nicht viel davon zu erkennen, dass meine Leute irgendwie kämpften. Es schien mir, als wären wir zufrieden damit, lediglich die Seelsorgeabteilung für eine dem Konsum verfallene Kultur zu spielen – eine Kultur, die rapide das Verständnis dafür verliert, was es heißt, Christ zu sein.

Im Zuge solcher Überlegungen wurde ich auf die Werke des Philosophen Alasdair MacIntyre aufmerksam, der konstatiert, die westliche Zivilisation habe ihre Verankerung verloren. MacIntyre sagt eine Zeit voraus, in der tugendhafte Männer und Frauen begreifen werden, dass es für sie nicht länger möglich ist, in vollem Maße am Leben der Mehrheitsgesellschaft teilzuhaben, wenn sie ein Leben im Einklang mit traditionellen Tugenden führen wollen. Diese Menschen, so meint der Philosoph, werden daher neue Wege eines Lebens in Gemeinschaft entdecken – so wie der Heilige Benedikt, der Vater des westlichen Mönchtums im 6. Jh., auf den Zusammenbruch der antiken römischen Zivilisation mit der Gründung einer Ordengemeinschaft antwortete.

Ich habe den von MacIntyre prophezeiten strategischen Rückzug „die Benedikt-Option“ genannt. Der Grundgedanke ist, dass ernsthafte christliche Konservative in Amerika nicht länger ein Leben nach dem Motto „business as usual“ führen können; dass wir kreative, gemeinschaftsorientierte Lösungen entwickeln müssen, die uns helfen, an unserem Glauben und unseren Werten festzuhalten in einer Welt, die ihnen immer feindseliger gegenübersteht. Entweder entscheiden wir uns für einen entschlossenen Sprung in eine wirklich gegenkulturelle Weise, das Christentum zu leben, oder wir verurteilen unsere Kinder und Kindeskinder zur Assimilation.

Während der letzten zehn Jahre habe ich immer wieder über die „Benedikt-Option“ geschrieben, aber das Thema fand keine nennenswerte Resonanz außerhalb recht überschaubarer christlich-konservativer Zirkel. Gleichzeitig begann die Generation der „Millennials“ – also der Geburtsjahrgänge von etwa 1980 bis 2000 – sich in einem in der Geschichte der USA zuvor nicht gekannten Ausmaß von der Kirche abzuwenden. Und ziemlich sicher kannten diese jungen Leute das, was sie verwarfen, nicht einmal. Neuere sozialwissenschaftliche Studien weisen darauf hin, dass junge Erwachsene nahezu nichts über die Lehren und Praktiken des historischen christlichen Glaubens wissen.

Der stetige Niedergang des Christentums und die stetig zunehmende Feindseligkeit gegenüber traditionellen Werten spitzte sich zu, als der Bundesstaat Indiana im April 2015 ein Gesetz zum Schutz der Religionsfreiheit verabschiedete. Das Gesetz sollte lediglich gewährleisten, dass Personen, die wegen Diskriminierung verklagt würden, sich zu ihrer Verteidigung auf das Grundrecht auf Religionsfreiheit sollten berufen können. Es garantierte nicht, dass sie aufgrund dieser Verteidigung Recht bekommen würden. Aktivisten für Schwulenrechte protestierten lautstark, nannten das Gesetz bigott – und zum allerersten Mal ergriffen Großkonzerne Partei im Kulturkampf und schlugen sich mit Nachdruck auf die Seite der Schwulenrechte. Unter dem Druck der Wirtschaft knickte der Staat Indiana ein – und eine Woche später auch der Staat Arkansas.

Diese Vorgänge markierten einen Wendepunkt. Sie machten deutlich, dass, sobald Großkonzerne sich einmischen, selbst Republikaner in stark konservativ geprägten Staaten nicht für die Sache der Religionsfreiheit einstehen, nicht einmal in moderatem Ausmaß. Sich zu einem tradierten, biblisch fundierten christlichen Glauben zu bekennen, galt fortan als Ausweis unerträglicher Bigotterie. Konservative Christen standen auf der Verliererseite. Plötzlich lebten wir in einem ganz anderen Land.

Und dann, zwei Monate später, erklärte der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten in seinem Urteil im Fall Obergefell vs. Hodges die gleichgeschlechtliche Ehe zu einem verfassungsmäßigen Recht. Diese Entscheidung fand hohe Zustimmungswerte in der amerikanischen Bevölkerung, die, was die Einstellung zu Schwulenrechten und gleichgeschlechtlicher Ehe betrifft, innerhalb eines Jahrzehnts einen verblüffenden Wandel vollzogen hatte. Kaum war das Ziel der rechtlichen Gleichstellung der „Homo-Ehe“ erreicht, begannen die Aktivisten und ihre politischen Verbündeten – die Demokratische Partei – damit, Forderungen nach Transgender-Rechten voranzutreiben.

In der Folge von Obergefell vs. Hodges stehen Christen, die an den biblisch fundierten Lehren über Sexualität und Ehe festhalten, kulturell und zunehmend auch rechtlich auf einer Stufe mit Rassisten. Der Kulturkampf, der mit der sexuellen Revolution der 1960er-Jahre begonnen hatte, ist mit einer Niederlage der christlichen Konservativen zu Ende gegangen. Und die kulturelle Linke – die zunehmend identisch ist mit dem Mainstream der amerikanischen Gesellschaft – hat kein Interesse an einem Verständigungsfrieden. Stattdessen betreibt sie eine harte, erbarmungslose Besatzungspolitik, in der sie noch unterstützt wird von der Planlosigkeit von Christen, die nicht begreifen, was um sie herum passiert.

Ich habe Die Benedikt-Option geschrieben, um die Kirche wachzurütteln und dazu zu ermutigen, aktiv zu werden, um sich zu kräftigen, solange noch Zeit dazu ist. Wenn wir überleben wollen, müssen wir zu den Wurzeln unseres Glaubens zurückkehren, im Denken wie auch im Handeln. Wir werden unser Leben – und unsere Sicht auf das Leben – radikal verändern müssen. Kurz gesagt, wir werden die Kirche sein müssen, ohne Kompromisse, koste es was es wolle.

Dieses Buch propagiert kein politisches Programm. Es ist auch kein spirituelles Praxishandbuch, und ebenso wenig eine handelsübliche Wehklage über den Untergang des Abendlandes. Zwar übt dieses Buch aus einem traditionell-christlichen Blickwinkel Kritik an der modernen Kultur, aber viel wichtiger ist, dass es die Geschichten konservativer Christen erzählt, die kreative Wege erkunden, den Glauben in diesen dunkler werdenden Zeiten freudig und gegenkulturell auszuleben. Meine Hoffnung ist, dass Du Dich von ihnen inspirieren lässt und Dich in Deinem lokalen Umfeld mit gleichgesinnten Christen zusammentust, um Antworten auf die Herausforderungen zu entwickeln, denen die Kirche sich in der realen Welt ausgesetzt sieht. Wenn das Salz nicht seine Würze verlieren soll, müssen wir handeln. Es ist höchste Zeit. Dies ist keine Übung.

Alasdair MacIntyre sagte, unsere Zeit warte auf „einen anderen, zweifelsohne völlig anderen heiligen Benedikt“1. Der Philosoph meinte damit einen inspirierten, kreativen Anführer, der einen Weg erkundet, die Tradition in Gemeinschaft zu leben, damit sie in einer Zeit großer Prüfungen überleben kann. Der emeritierte Papst Benedikt XVI. sagt eine Welt voraus, in der die Kirche in Zirkeln von engagierten Gläubigen leben wird, die den Glauben intensiv leben und die in gewissem Sinne vom gesellschaftlichen Mainstream abgekoppelt sein müssen, um an der Wahrheit festzuhalten. Lies dieses Buch, lerne von den Menschen, die Dir darin begegnen, und lass Dich inspirieren vom Zeugnis der Mönche. Lass sie alle zu Deinem Herzen und Deinem Geist sprechen – und dann werde vor Ort aktiv, um Dich selbst, Deine Familie, Deine Kirche, Deine Schule und Deine Gemeinschaft zu kräftigen.

Im ersten Teil dieses Buches werde ich meine Sicht auf die Herausforderungen darlegen, die das Leben in einer nachchristlichen Gesellschaft an uns stellt. Ich werde nach den theologischen und philosophischen Wurzeln der Fragmentierung unserer Gesellschaft forschen. Und ich werde erläutern, wie jene christlichen Tugenden, die in der Benediktsregel aus dem 6. Jahrhundert – einem Leitfaden für mönchisches Leben, der eine machtvolle Rolle dabei gespielt hat, die christliche Kultur durch das sogenannte „Dunkle Zeitalter“ hindurch zu bewahren – zum Ausdruck kommen, eine Hilfestellung für die Gläubigen von heute bieten können.

Im zweiten Teil werde ich diskutieren, wie die christliche Lebensweise, die die Benediktsregel den Mönchen vorschreibt, für die Lebensumstände moderner konservativer Christen aller Kirchen und Konfessionen adaptiert werden kann. Die Benediktsregel bietet uns wichtige Erkenntnisse zu Themen wie Politik, Glaube, Familie, Gemeinschaft, Bildung und Arbeit. Ich werde ausführlich darauf eingehen, wie diese Lehren sich im Leben einer Reihe ganz unterschiedlicher Christen verwirklicht, von deren Beispiel die gesamte Kirche lernen kann. Und schließlich werde ich darauf eingehen, weshalb es von so entscheidender Wichtigkeit ist, wie Christen sich in ihrem Denken und Handeln den zwei mächtigsten Phänomenen gegenüber positionieren, die das gegenwärtige Leben steuern und die Fundamente der Kirche zu zerreiben drohen: Sex und Technologie.

Zu guter Letzt, so hoffe ich, wirst Du mir zustimmen, dass Christen heute in einer Zeit der Entscheidung leben. Die Entscheidungen, die wir heute treffen, haben Auswirkungen auf das Leben unserer Nachkommen, auf unsere Nation und unsere Zivilisation. Jesus Christus hat versprochen, dass die Pforten der Hölle Seine Kirche nicht überwinden werden – aber er hat nicht versprochen, dass die Hölle Seine Kirche im Westen nicht überwinden wird. Das hängt von uns ab – und von den Entscheidungen, die wir hier und jetzt treffen.

Ich lade Dich, Leser, ein, auf Deiner Reise durch die Seiten dieses Buches eines im Hinterkopf zu behalten: Vielleicht, nur vielleicht, könntest der neue und ganz andere Benedikt, den Gott beruft, Seine Kirche neu zu beleben und zu stärken... Du sein.

Es handelt sich bei diesem Text um die Einleitung zum Buch von Rod Dreher Die Benedikt-Option - Eine Strategie für Christen in einer nachchristlichen Gesellschaft, 400 Seiten, am 24. April im fe-Verlag erschienen.


Synodaler Holzweg?

Der Direktor des Zentrums für Berufungspastoral in der Erzdiözese Freiburg, Michael Maas, hat in der Zeitschrift “miteinander” der österreichischen Berufungspastoral seine Erfahrungen in der katholischen Kirche in den Vereinigten Staaten beschrieben. Dort sei das Priesteramt wesentlich attraktiver als in Deutschland, es gebe wesentlich mehr Priesteramtskandidaten. Den Grund dafür sieht Maas in einer stärkeren Betonung der persönlichen Beziehung zu Jesus Christus, während hierzulande im kirchlichen Leben der Fokus auf der Gemeinschaft liege. Er habe in Amerika auch einen größeren Mut zu klar umrissenen Standpunkten und zur eigenen “Identität” (eucharistisch, marianisch, katholisch) erlebt. Gerade in der Jugendarbeit dort hätten die eucharistische Anbetung, das Gebet und die Beichte hohe Bedeutung. Und aufgrund der Betonung der Gemeinschaft statt der Gottesbeziehung hätten in Deutschland viel mehr Menschen in der Folge der Missbrauchsskandale der Kirche den Rücken gekehrt als in den Vereinigen Staaten: Hier wie dort hätten Verantwortliche massiv versagt, aber wer sich an Christus festmache statt an den Amtsträgern oder deren Gemeinschaft, könne mit diesem Versagen anders umgehen. Wenn auf dem Synodalen Weg immer nur - auch aus bischöflichem Mund - von der “Macht” der Kleriker die Rede ist, so als sei Kirche zunächst etwas Soziologisches, ist man schon auf dem Holzweg, der nur im gedanklichen Gestrüpp enden kann.

Aus: Guido Horst, Auf dem Holzweg, dem Editorial zum Vatican-Magazin, Ausgabe August/September 2020.


Eduard Kamenicy: Die Heilsrepublik

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