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Stimmen zur Persönlichkeit und zum Pontifikat
Papst Benedikts XVI.

Der Unbeirrbare

Was man bei Benedikt XVI. nie erlebt, ist die etwas weiche Anpassung an die ihn empfangende Umgebung, die Flucht in schöne Worte. Er sprach vor laizistischen Intellektuellen in Paris Klartext, begegnete in Prag der akademischen Elite Tschechiens, dem vielleicht säkularisiertesten Land Europas, ohne mit dem Evangelium hinterm Berg zu halten, warb vor Präsident Barack Obama für den Lebensschutz und erinnerte vor einer bunten Auswahl von Künstlern und Kulturschaffenden daran, dass das göttliche Geheimnis die erste und letzte Quelle der Schönheit ist. Seiner Warnung vor der “Diktatur des Relativismus” bleibt er treu, auch wenn er sich damit den Vorwurf einhandelt, er führe einen Kreuzzug gegen die Moderne. Die Wahrheit mache frei, nicht die allgemeine Beliebigkeit, ist seine beständige Rede, und niemand nehme dem anderen die Freiheit weg, wenn er ihm Jesus Christus als den Weg, die Wahrheit und die Liebe verkündige.

Aus: Guido Horst, Dank an diesen Papst! Danke für diesen Pontifex!, in: Komma Nr. 66.


Meister der Analyse

Er ist ein Meister der genauen Analyse und differenzierten Argumentation. Er hat die wertvolle Gabe, mit großer Klarheit und scharfem analytischen Verstand die Zeichen der Zeit zu erkennen, sie zu deuten und mit der Botschaft des Evangeliums zu verbinden. Mit einem feinen, sicheren Gespür weist er gerade auch auf die modernen Gefährdungen des menschlichen Lebens hin, die sich etwa hinter der Globalisierung und Fortschrittsgläubigkeit verbergen. Dazu gehört auch die Gefahr eines ungezügelten Kapitalismus genauso wie die vielfachen Bedrohungen durch einen scheinbar grenzenlosen Machbarkeitswahn auf dem Gebiet der Bio-Technologien.

Erzbischof Dr. Robert Zollitsch am 19. April 2010 über Benedikt XVI. zu dessem 5. Jahrestag seiner Wahl.


Der Papst darf nicht

Ich bewundere den Papst. Er hat die schwerste aller Aufgaben, den innerkirchlichen Zerfall ohne Befehl und Diktat zu beenden und eine neue Harmonie herzustellen. Die Medien sind auf vermeintliche Pannen fixiert, aber die berühren einen Nachrichtenredakteur, nicht den Papst. Ein Papst darf sich gar nicht für solche Aufgeregtheiten interessieren. Ihm geht es nicht um die schnelle Nachricht, die Sensation, den Knalleffekt, ihm geht es darum, mit unendlicher Geduld einen Baum zu pflanzen, dessen Früchte er selbst nie sehen wird.

Martin Mosebach über Benedikt XVI. in einem Interview mit Matthias Drobinski und Tobias Haberl, veröffentlicht im SZ-Magazin, Heft 19/2010.


Glaubwürdiger Draufgänger

Eines aber hat sich gezeigt: Der “Mozart der Theologie” ist als Papst ein veritabler Hardrocker: Er steuert das Schiff nicht in den seichten Gewässern des Zeigeistes und der bequemen Anpassung an all die Forderungen und Gelüste, die die Menschen nun einmal so haben und ihnen gerade in den Sinn kommen. Mit ihm gibt es keinen kurzlebigen Basar der Beliebigkeiten. Benedikt ist ein Draufgänger, einer, der für Gott und seine Kirche aufs Ganze geht. Nicht einer, der sich selbst verkündigt. Sein Zeugnis ist radikal, weil Gott es von ihm verlangt. Weil es radikal sein muss, wenn er glaubwürdig sein will in seinem Amt.

Aus: Barbara Wenz, Keep on rockin’, rock of Saint Peter! Der Papst meines Lebens (PDF-Dokument), in: Vatican-Magazin, April 2010. Barbara Wenz wurde unter Papst Benedikt XVI. katholisch.


Christologische Motivation

"In den meisten Kommentaren zu seinen Äußerungen über Ökumene, tridentinische Liturgie, Piusbruderschaft oder Fälle von sexuellem Missbrauch wird übersehen, dass Benedikt XVI. die unbestreitbare Krise seiner Kirche nicht in bestimmten Bewegungen oder Strömungen, sondern in einer falschen Christologie sieht: Für diese sei Jesus nur wahrer Mensch, der dann bei der Taufe im Jordan zum Gottessohn adoptiert worden sei. (...)
Selbst seine Entscheidung über die tridentinische Liturgie ist christologisch motiviert. Das wird jedem einsichtig, der Ratzingers Werke über das Wesen der Liturgie gelesen hat. Sie ist zuerst und zunächst nicht menschliches Handeln, sondern Darstellung Jesu Christi im menschlichen Handeln. Wo Liturgie „gemacht“, inszeniert oder zum Vehikel von Selbstdarstellung oder Gruppendynamik gerät, steht der Glaube an die reale Gegenwart Jesu Christi auf dem Spiel. Deshalb fordert der Papst die Rückkehr nicht in eine vorkonziliare Kirche, sondern in die Anbetung."

So schreibt der Theologe Prof. Dr. Karl-Heinz Menke in seinem Artikel Theologe im Petrusamt, am 15. April 2010 im Rheinischen Merkur erschienen. Das ist eine wohltuende Korrektur solcher demagogischer Ausführungen wie der des “Theologen” Peter Bürger, der die Entscheidung für die tridentinische Liturgie nur im Lichte eines angeblichen Antisemitismus zu würdigen versteht. Dass der Papst die Christologie ins Zentrum seines Denkens, Handelns und Verkündigens stellt, macht seine ganze Größe aus.


Geisteskraft

Ratzinger, das zeigten alle Begegnungen und Vorträge, die ich im Lauf der Jahre erlebte, ist dreimal so schnell im Kopf wie ein normaler Mensch; diese blitzartige, alle Bezüge eines in der Diskussion auftauchenden Arguments erfassende Geisteskraft habe ich nur noch bei einem zweiten Wissenschaftler erlebt, dem Historiker Reinhart Koselleck.

Gustav Seibt im SZ-Magazin 19/2010


Großer Gelehrter

Fides quaerens intellectum – der Glaube, der die Vernunft befragt. Der größte Gelehrte der Gegenwart, der sich auf dieser philosophischen Ebene mit dem Zueinander von Entwicklung und Bewahrung, Vernunft und Glaube beschäftigt, ist Joseph Ratzinger. Das läuft so manchem Mentalitätswahhabiten im deutschen Klerus gar nicht gut rein, ändert aber nichts am Wahrheitsgehalt dieser Aussage.

Alexander Görlach in The European vom 9. Februar 2011


Revolutionäre Sprengkraft

Der Papst drängt die Kirche zur Erneuerung durch eine Erneuerung der Herzen, die dann auch zu einem anderen Auftreten führt. Ohne individuelle Buße und Umkehr, ohne eschatologische Spannkraft verkümmert demnach das Christentum. Das ist ein ganz klassisches, ursprungstreues Kirchenbild. Weil heute die verweltlichenden Bräuche in den Pfarreien und Ordinariaten und Fakultäten mitunter Traditionsrang angenommen haben, kommt diesem Kirchenbild eine revolutionäre Sprengkraft zu.

Alexander Kissler im PUR-Gespräch mit Michael Ragg, PUR-Magazin November 2010


An vorderster Front gegen Missbrauch

Es hat in der Kirche - wie etwa auch im staatlichen Schuldienst - die Haltung gegeben, Schuldige, was Missbrauch und Misshandlung angeht, zu versetzen und zu hoffen, dass die Sache nicht ans Tageslicht kommt. Einer derjenigen, die mit dieser Haltung an vorderster Front aufgeräumt hat, war und ist Kardinal Joseph Ratzinger beziehungsweise Benedikt XVI.

So Guido Horst in der Tagespost vom 6. September 2011 in seinem Kommentar zur Antwort des Vatikans auf die Vorwürfe der irischen Regierung. Die Pionierrolle Ratzingers im Vorgehen gegen sexuellen Missbrauch in der Kirche wurde seinerzeit auch von der weltlichen Presse Amerikas anerkannt. Verdunkelt wurde sie erst durch die Kampagne, an der sich Hans Küng und andere Theologen im Verbund mit Presseorganen wie der Süddeutschen Zeitung beteiligten.


Der lutherische Papst

Dass Kritiker heute vehement gegen den Papst wettern, hat einen verblüffend einfachen Grund: Der Mann ist sich treu geblieben. Nun rufen sie: Pass dich an, beweg dich und deine Kirche, höre auf die Meinungsumfragen, höre auf Hans Küng und die Priesterinitiative in Österreich. Doch der Papst sagt in allem, und da ist er sehr lutherisch: Hier stehe ich, und ich kann nicht anders. (...) Benedikt XVI. ist der verkörperte Widerstand gegen die Idiotien des Tages, für die Quotenfragen und Sex wichtiger sind als jeder Glaubensartikel - aber das ist er mit sanfter Stimme und der Unbeirrbarkeit eines tiefgläubigen Menschen.

Matthias Matussek in seinem Artikel Der neue Kulturkampf auf Spiegel Online vom 21. September 2011

Vgl. dazu: Braucht die EKD den Papst, um wieder so christlich zu werden wie Luther?


Konsequenter Aufklärer

Wer sich die Mühe macht, die vertraulichen Dokumente zu studieren, die im letzten halben Jahr im Vatikan entwendet und veröffentlicht wurden, erhält dabei vom Papst das Bild eines Mannes, der konsequent seine Linie radikaler Aufklärung aller Missstände der katholischen Weltkirche verfolgt.

Aus: Paul Badde, Piraten im Vatikan, Die Welt vom 7. Juni 2012


Demut und Standfestigkeit

Was die Kunst und die Form betrifft, zur Wahrheit zu stehen, ohne dabei Menschen zu verletzen, scheint mir Benedikt XVI. die lebendige Antwort zu sein: seine mutige Demut, seine sanfte Standfestigkeit.

Alain Bandelier in Famille Chrétienne, deutsch in Vision 2000 5/2012, S. 25.


Zeichen der Zeit

Während der Papst die Zeichen der Zeit erkannt hat und versucht, die Katholische Kirche vom Mega-Trend des diesseitsfixierten Hedonismus abzukoppeln, hoppeln die meisten evangelischen Bischöfe hinter allem her, was von den Feuilletons als fortschrittlich und emanzipatorisch gefeiert wird.

Der evangelische Fernsehredakteur Markus Spieker in ideaSpektrum vom 31. Oktober 2012, S. 16, im Artikel Verspielen wir die Zukunft?


Verblüffend anders

Vor allem in Deutschland ist er auf zum Teil maßlose Kritik gestoßen. Hier fehlte jedes Verständnis für die Aufgabe, die er sich gestellt hatte: die Kirche an ihre Überlieferung zu erinnern, eine theologische Fehlentwicklung seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil zu korrigieren, die so tat, als sei erst auf diesem Konzil die katholische Kirche gegründet worden.
(...) Benedikt XVI. verstand sich nicht als Herrn der Kirche. Er sah sich in der Vollmacht seines Papsttums nicht als Diktator, sondern eher als Anreger, Ermutiger, Lehrer und Priester. Das war ein Bild vom Papsttum, das selbst viele seiner Anhänger verblüffte; ein Papst, der nicht befahl und kein überlegener Kenner des Spiels der Mächtigen sein wollte.

Martin Mosebach, Er will kein Chaos hinterlassen, in der FAZ vom 12. Februar 2013


Antifundamentalist

Fundamentalismus wurde Joseph Ratzinger immer schon gern vorgeworfen. Fundamentalismus sieht allerdings anders aus. Kaum ein Papst hat je so auf die Kraft des Wortes, des Arguments, der Vernunft vertraut. Schon als Kardinal hatte Ratzinger aufsehenerregende öffentliche Debatten geführt, mit dem atheistischen italienischen Philosophen Paolo Flores d‘Arcais oder mit dem deutschen Philosophen Jürgen Habermas. Immer wieder während seiner Amtszeit verurteilte er „Sektierertum und Fundamentalismus“, etwa 2010 in einer seiner Reden im britischen Parlament. Solche „Verzerrungen der Religion“ entstünden immer, „wenn der reinigenden und strukturierenden Rolle der Vernunft im Bereich der Religion zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird“.

Anne-Catherine Simon, Der Feind in meinem Haus: Ein Pontifikat gegen den Relativismus, in der österreichischen Tageszeitung Die Presse vom 12. Februar 2013


Dialektiker der Aufklärung

So wenig das Bild vom „Panzerkardinal“ der Wahrheit entsprach, so wenig stimmt es, dass mit ihm die Vormoderne auf den Thron gelangte. Vielmehr war Benedikt XVI. einer der letzten Dialektiker der Aufklärung. Er wollte deren Errungenschaften vor dem Abdriften ins Irrationale bewahren. Hat nicht in der Tat die Anbetung von Geld und Macht, von Technik und Ökonomie, die wir für zeitgemäß halten, längst Züge einer Pseudoreligion angenommen?

Alexander Kissler, Er geht leise und ohne auf Applaus zu schielen, im Cicero, 11. Februar 2013


Vielstimmiges “non serviam”

Katholiken, die dem Papst gerne gehorchen wollen, falls er tut, was sie gerade wünschen, gibt es zuhauf. Sie stehen links wie rechts herum, mit den trotzigen Händen in den Hosentaschen oder mit fromm gefalteten Händen. Das vielstimmige „non serviam“ wird mit zunehmender Breite des römischen Kragens nicht erträglicher. Haben wir gesehen, wie lange und wie sehr er litt, unter dem Ungehorsam der selbstgerechten Traditionalisten und der aufmüpfigen Initiativpfarrer, unter den verschlossenen Ohren und verhärteten Herzen in seiner Heimat? Wo waren wir, als er verhöhnt und angegriffen wurde?

Aus: Stephan Baier, Als Kirche und Welt zusammen den Atem anhielten, Die Tagespost vom 16. Februar 2013


Bescheiden

Ich hab für unser Buch „Gott und die Welt“ eine Woche mit ihm im Kloster Monte Cassino verbracht. Wir haben Tür an Tür gewohnt, in der Abgeschiedenheit hoch oben auf einem Berg, eingebunden in eine Klostergemeinschaft. Es war faszinierend zu sehen, wie er mit Menschen umgeht und welch bescheidenes Leben er führt.

Peter Seewald im Interview mit der Presse, 23. Februar 2013, auf die Frage Gibt es eine Situation mit Joseph Ratzinger, an die Sie sich besonders gerne erinnern?


Gelehrten-Papst in einer Häppchen-Kultur

Ein Gelehrten-Papst, selbst wenn er so begnadet ist mit einer verständlichen Sprache wie Joseph Ratzinger und sich bereitwillig auch auf die Interviewform einlässt wie er, bedarf der Bereitschaft, sich auf seine Schriften, Predigten und Ansprachen wirklich lernbereit einzulassen. Wie viele Deutsche, die sich ein Urteil über ihn zutrauen, haben „Spe salvi“, „Jesus von Nazareth“ oder die Reden der letzten Deutschlandreise gelesen? Längst leben wir geistig in einer Häppchen-Kultur, in der sich gebildete Menschen kaum noch entfalten können – außer in einigen akademischen Residuen, und auch dort immer weniger, von weiten Teilen der katholischen Erwachsenenbildung ganz zu schweigen.

Aus: Andreas Püttmann, Das zerredete Pontifikat, Tagespost vom 23. Februar 2013


Der verkannte Papst

Karl Kardinal Lehmann über Benedikt XVI.

Er wollte von Anfang an „helfen, den Glauben als Ermöglichung wahren Menschseins in unserer heutigen Welt neu zu verstehen, ihn auslegen, ohne ihn umzumünzen in ein Gerede, das nur mühsam eine völlige geistige Leere verdeckt". Von da aus muss man auch verstehen, dass Joseph Ratzinger als Kardinal und Präfekt der Glaubenskongregation immer noch den konkreten Dialog mit recht verschiedenen Wissenschaftlern suchte, so mit dem deutschen Philosophen Jürgen Habermas, mit dem Präsidenten des italienischen Senates Marcello Pera und mit dem römischen Philosophen Paolo Flores d'Arcais, die alle von sich behaupteten, dass sie eher religiös unmusikalisch, Skeptiker oder gar Atheisten seien. Die Kritiker Joseph Ratzingers übersehen oft diesen seinen offenen Mut zum Dialog mit der heutigen Welt.
(...)
Die Front der für eine Erneuerung eintretenden Konzilstheologen bekam schon in den letzten Sitzungsperioden des Konzils erste Risse. Ratzinger erkannte bald gewisse Schwächen in den konziliaren Texten, vor allem in der Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute „Gaudium et spes" und auch in der nachkonziliaren Verwirklichung der Erneuerung. Er wollte den authentischen Geist des Konzils wahren. Er erblickte Tendenzen, die radikal davon abrückten. In diesem Bereich konnte er zum kompromisslosen und manchmal auch scharfen Gegner werden. Aber wenn er selbst Theologie trieb und heute noch treibt, dann wird sie immer aus der Mitte der Sache geboren, bleibt originell und gibt auch dem zu denken, der nicht mit allem einverstanden ist.
(...)
Benedikt XVI. hat in ganz besonderer Weise die Kirche durch seine theologische und spirituelle Kompetenz bereichert. Er wird als ein großer Lehrer des Glaubens in die Geschichte der Päpste eingehen. Mancher wünschte sich mehr Reform der Strukturen und Ämter, soziales Engagement und politische Aktivitäten. Was aber der Kirche und übrigens allen kirchlichen Gemeinschaften heute am meisten fehlt, ist die vertiefte Einsicht und Vermittlung der Wahrheit des Glaubens, gerade auch in der Begegnung mit den Menschen von heute.
(...)
Wir haben gerade in der Heimat den „deutschen" Papst gefeiert, haben aber oft seine wahre Größe und seine Bedeutung für die Kirche verkannt. Andere Völker erkennen dies mitunter besser. Gewiss kann man an seinen Regierungsstil Fragen stellen. Aber manche Kritik war und ist überheblich. In seinen Schriften hat er manchen Kritikern schon gründlich geantwortet, ohne dass sie es merkten. Dafür müssen wir uns entschuldigen.

Ausschnitte aus dem vom 13. Februar datierten Hirtenwort "Wo Gott ist, da ist Zukunft" zum Abschied von Papst Benedikt XVI. vom Dienst des Nachfolgers Petri. Die Website des Bistums Mainz bietet das Hirtenwort auch als PDF-Datei an.


Ausnahme Deutschland

In Frankreich erwartete ein skeptischer Laizismus den deutschen Papst. Benedikt sprach, und die Öffentlichkeit war fasziniert. In Großbritannien protestierte schon im Vorfeld ein militanter Atheismus. Der Papst sprach, und die Briten waren tief berührt. Nur ein einziges Land ist da eine Ausnahme: Deutschland. Die israelische Zeitung "Ha'aretz" schreibt, unter Benedikt XVI. seien die Beziehungen zwischen dem Vatikan und Israel so gut gewesen wie nie. Die linken Führer Lateinamerikas loben den deutschen Papst in echter Verehrung. Das sonst so skeptische Moskauer Patriarchat würdigt seinen ökumenischen Einsatz, und die Italiener auf dem Petersplatz halten Schilder hoch mit der Aufschrift: "Du bleibst in unseren Herzen." Nur in Deutschland ist es reichlich kühl. Hier bestimmt eine Briefkastenfirma namens "Kirchenvolksbewegung" jede Sendung über den Papst ...

Aus: Manfred Lütz, Einfühlsam und schlicht überzeugend, Die Welt, 28. Februar 2013

Zu England cf. den Beitrag von Erich Fink


Menschlich

Milvia Monachesi ist die Bürgermeisterin von Castel Gandolfo. „Ich war so angespannt, als ich den Papst das erste Mal traf. Eine so wichtige und theologisch so gebildete Person, dachte ich, muss doch wohl etwas kühl und abweisend sein, vielleicht auch streng. Doch Benedikt war so menschlich, bescheiden und so ehrlich interessiert“, sagt Frau Monachesi. „Ich werde ihn nie vergessen.“

Aus: Jörg Bremer, Hier ist er Mensch, hier darf er’s sein, FAZ vom 27. Februar 2013


Ein Märchen

Benedikt war kein Managertyp, aber dass er nicht regiert habe, ist ein Märchen (seltsamerweise hat man ihm vorgehalten, eine zentralistische Machtpolitik zu betreiben – und gleichzeitig, dass er die Zügel schleifen lasse). Richtig ist, dass er sich lieber Zeit für Tausende von Einzelgesprächen mit seinen Bischöfen und Priestern nahm als für Privataudienzen mit Politikern.

Aus: Peter Seewald, Abschied von meinem Papst, FOCUS vom 18. Februar 2013


Sinn für die Liturgie

Den Wechsel auf dem Papstthron nützte sie [die orthodoxe Kirche] zunächst für ein Lob auf Benedikt XVI., für dessen Pontifikat sie große Bewunderung hegt. Seine theologische Feinfühligkeit und seine Standhaftigkeit in moralischen Fragen sind für die orthodoxe Kirche beispielhaft. Vor allem aber sein edler Sinn für die Liturgie brachte ihm regelrechte Verehrung ein.

Aus: Erich Maria Fink, Reaktionen auf die Papstwahl: Russland ist gespannt, in: Kirche heute, April 2013, S. 9.


Selbstgerechte Ethik

Die Zehn Gebote sind längst out, eine moralische Selbstverständlichkeit nach der anderen geht unter. Doch: Wer Moral abschafft, bei uns vor allem die althergebrachte christliche, macht nie Platz für die Leere, sondern für eine neue Moral, die oft viel unsinniger und meist viel selbstgerechter ist. Die letzten Jahre hörte man viel häufiger vom Papst, dass er Fehler mache, als von Medien und Politikern, die selbstgerecht immer nur auf andere zeigen. Es gibt eben keine Welt ohne Ethik, es ist nur die Frage, welche Ethik man wählt.

Prof. Dr. Dr. Thomas Schirrmacher am 18. Februar 2013 auf seinem Blog


Kathedralen

Bei Benedikt XVI. hatte ich das Gefühl, dass in ihm noch etwas fortlebt von den großen Denktraditionen des Mittelalters, einer Zeit, als auch geistig noch Kathedralen gebaut wurden. Ich habe Benedikt wahrgenommen als einen frommen Gelehrten, was inzwischen so selten ist, der mit hohem Verstand und gänzlich ohne Eitelkeit diese älteste Institution des Abendlandes durch die bewegten Zeiten manövrierte.

Der Philosoph Rüdiger Safranski im Interview mit Michael Mann, in credo. Ein Magazin zum Jahr des Glaubens, hg. von Bischof Gregor Maria Hanke und Peter Seewald, S. 80.


Einmalige Chance

Erfahrungen sind etwas anderes als Aufrufe und Appelle. Deswegen findet man in den Ansprachen, die Papst Benedikt XVI. während der acht Jahre seines Pontifikates gehalten hat, überhaupt keinen moralisierenden Ton. Sie sind darstellend und mit der Kraft der Wahrheit werbend. Die Wahrheit spricht den Menschen an. Das ist die Grundüberzeugung. In seiner Dankrede für die Aufnahme in die Akademie française zitierte Joseph Ratzinger 1992 ein Wort von Origenes: “Christus trägt über keinen den Sieg davon, der es nicht will. Er siegt nur durch Überzeugen: Er ist ja das Wort Gottes.” Ich sehe diese Art, Kirchengeschichte und Theologie zu betreiben, als eine einmalige Chance, gerade für ‘unsere’ Kirche in Deutschland. Diese Art, Geschichte zu reflektieren, Erinnerungen zu sammeln, der Kraft der Wahrheit sowie der kritischen, aufgeklärten Vernunft etwas zuzutrauen, entspricht unserer geistesgeschichtlichen Tradition.

Aus: Prof. Dr. Achim Buckenmaier, Die Kirche hat eine Geschichte, in: Geist und Auftrag 2/2013, S. 5 f.

Meldungen und Beiträge zum Papst- und Kirchenbashing in den Medien


Die Früchte des Relativismus

Papst Benedikt XVI. beklagte am 17. Oktober 2012 in seiner Ansprache zur Generalaudienz eine zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber der Sinnfrage als Frucht des Relativismus. Er sagte unter anderem: “Die Prozesse der Säkularisierung und einer verbreiteten nihilistischen Mentalität, in der alles relativ ist, haben das allgemeine Denken stark geprägt. So wird das Leben oft leichtfertig gelebt, ohne klare Ideale und feste Hoffnungen, innerhalb flüchtiger, unbeständiger sozialer und familiärer Bindungen. Vor allem die neuen Generationen werden nicht zur Suche nach der Wahrheit und dem tiefen Sinn des Lebens, der über das Unwesentliche hinausgeht, zu stabilen Affekten, zum Vertrauen erzogen. Der Relativismus führt im Gegenteil dazu, keine festen Bezugspunkte zu haben, Mißtrauen und Unbeständigkeit rufen Brüche in den menschlichen Beziehungen hervor, während man das Leben in Experimenten verbringt, die nur von kurzer Dauer sind, ohne Verantwortungsübernahme.”

Eine repräsentative Umfrage der GfK Marktforschung Nürnberg, des größten deutschen Marktforschungsinstituts, bestätigt nun auf erschreckende Weise die Diagnose des Papstes. Sie ergab, dass nur 37% der Deutschen nach dem Sinn des Lebens fragen. Das sind 8 Prozentpunkte weniger als noch vor vier Jahren. Besonders bei Teenagern ist diese Gleichgültigkeit verbreitet. 75% von ihnen haben sich noch nie mit der Frage nach dem Sinn ihres Lebens beschäftigt. Die Umfrage wurde im Dezember 2013 veröffentlicht. Auftraggeber war das Apothekenmagazin Senioren Ratgeber.


Gespür für die Herausforderungen

“Je länger ich mich mit dem Werk befasse, desto aktueller empfinde ich die Grundaussage von Joseph Ratzinger, der schon vor 50 Jahren mit seiner Einführung in das Christentum ein ganz feines Gespür für die Herausforderungen von Glaube in unserer Gegenwart hatte. Deswegen denke ich auch, dass die Studenten Recht haben, die zu mir kommen und sagen, sie möchten gerne eine Arbeit über einen Aspekt im Denken von Joseph Ratzinger schreiben. Wohlgemerkt, es handelt sich um Studenten aus ganz unterschiedlichen Kulturen. Ich hatte im vergangenen Jahr jemanden aus Polen, es gab auch schon jemanden aus Indien.”

Die in Wien lehrende Theologin Marianne Schlosser im Interview mit Mario Galgano, in der Neuen Bildpost vom 24./25. November 2018. Sie wurde dieses Jahr von der Stiftung “Joseph Ratzinger - Benedikt XVI.” mit dem Ratzinger-Preis ausgezeichnet.


Bestürzende Entgleisung

“Erschreckende Unkenntnis” der Theologie Ratzingers wirft Prof. Dr. Christoph Ohly der evangelischen Theologin Ellen Ueberschär vor. Diese hatte in der Herder-Korrespondenz dem ehemaligen Leiter der Glaubenskongregation und späteren Papst eine “vormoderne, triumphalistische Theologie” unterstellt, mit der er eine hierarchische Kirchenstruktur vertrete, die “reformunfähig, inhuman und antiaufklärerisch” sei.
Ohly nennt es gegenüber der Tagespost (im April 2019) bestürzend, dass eine “solch konfessionalistische Entgleisung in der heutigen Zeit noch möglich ist und von einer theologischen Fachzeitschrift und einem kirchlichen Internetportal verbreitet wird.” Mit dem Internetportal meint er katholisch.de, das seinem schlechten Ruf in diesen Tagen durch den Platz gerecht wird, den es intellektuell anspruchslosen Polemiken gegen den neuesten Brief des emeritierten Papstes einräumt.


Verkehrte Abkehr

Statt der Abwendung von der Sünde erfolgt die Abkehr vom Sakrament der Buße und von der gültigen Lehre der Kirche aller Zeiten und Orte.

Aus: Thorsten Paprotny, Vater Benedikt – Eine Würdigung zum 92. Geburtstag, auf CNA veröffentlicht am 16. April 2019 mit Bezug auf Benedikts Ursachenanalyse.


"Brutale Geschichtsfälschung"

Eine brutale Geschichtsfälschung ist der Versuch, Ratzinger zu unterstellen, er sei dafür verantwortlich, dass die scheußlichen Taten des Gründers der Legionäre Christi nicht aufgedeckt werden konnten. Dabei war Ratzinger jene Person, die quasi im Alleingang Marcial Maciel zwar spät, aber dann doch noch zu Fall brachte. Um ein anderes Beispiel zu nennen: Röhl sagt wörtlich, „das Interessante ist ja, dass Ratzinger immer das Böse von außen hat kommen sehen. Das Böse war aus seiner Sicht nicht innerhalb der Kirche“. Was für ein Unfug! Schon in seiner legendären Meditation zum Kreuzweg 2005 sagte Ratzinger: „Wie viel Schmutz gibt es in der Kirche und gerade auch unter denen, die im Priestertum ihm ganz zugehören sollten.“

Peter Seewald im Interview mit José García von der Tagespost über Christoph Röhls Benedikt-Film Verteidiger des Glaubens.


Realismus seiner Theologie

Frau Dr. Gallardo, was fasziniert Sie an der Theologie Joseph Ratzingers?
Die Philosophie hat mir persönlich den Zugang zur Theologie Ratzingers eröffnet. Auch wenn ich immer wieder gute philosophische Werke gelesen habe, konnte ich meinen Durst nach Wahrem, Tiefem, Ernstem und zugleich Leichtem und Heiterem erst in den Schriften von Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. richtig stillen. Der Realismus seiner Theologie ist auch bemerkenswert. Er lässt in seinen Überlegungen über das menschliche Dasein keine Erfahrung unbeobachtet. Immer wieder stelle ich im Gespräch mit befreundeten Philosophen und nichtgläubigen Lesern fest, welchen Eindruck Ratzingers Texte hinterlassen: Die eigenen Fragen werden von ihm theologisch ernst genommen und tief verstanden, so dass man sich gleich zum Gespräch eingeladen fühlt. Andererseits macht er deutlich, dass die Wahrheit, die er vermitteln will, einen persönlichen Charakter hat. In dem Zusammenhang wird die Freiheit desjenigen, der sich mit der Wahrheit auseinandersetzt, persönlich angesprochen, aber niemals aufgedrängt.

Aus einem Interview von Annalia Machuy und Regina Einig mit der Philosophin Sara Gallardo González, erschienen in der Tagespost vom 29. August 2019 unter dem Titel Wahrheit wirkt persönlich. Die Tagespost ist in der heutigen Zeit für den mündigen Katholiken eine unentbehrliche Informationsquelle.


Ein tiefer Denker

Keiner hat in 300 Jahren so tiefe Gedanken gehabt wie er – niemand! Er war ein Desaster in Öffentlichkeitsarbeit. Er war ein Desaster in Administration. Aber der tiefste Denker. Ich denke mit Verachtung daran, dass er vor dem Bundestag gesprochen hat und viele Abgeordnete das Plenum verließen. Und so die wahrscheinlich beste Rede verpassten, die dort je gehalten wurde. Einfach empörend!

Filmregisseur Werner Herzog über den emeritierten Papst Benedikt XVI. im Interview mit der Welt vom 7. Dezember 2019, „Natürlich lese ich auf Griechisch“.


Bücher mit Wirkung

Bücher wirken. Wenn es gut läuft, wirken sie in der Tiefe. Diese Erfahrung habe ich mehrfach mit Seewald-Ratzinger-Büchern gemacht. Nur ein Beispiel: “Salz der Erde” faszinierte einen Geschichts-Lehrer meiner früheren Schule - ein ziemlich kritischer Geist - derart, dass er begann, sich intensiv mit der Theologie Ratzingers zu befassen. Schließlich konvertierte er und wurde mit Freude katholisch. Warum ich das erwähne? Weil ich Ihrer Benedikt-Biografie genau solche Tiefenwirkung wünsche.

Markus Reder in seinem Offenen Brief an Peter Seewald 2020 in der Mai-Ausgabe des Vatican-Magazins, anlässlich der Publikation von Seewalds monumentaler Ratzinger-Biographie.


Brückenbauer

Es war der Panzerkardinal aus München, der nach seiner Berufung in die Kurie durch den Papst 1982 diesem Trend weltweit entgegentrat. „Benedikt hat in Kampf und Wirken gegen Missbrauch in der Kirche“ – so der international höchst renommierte Psychologe Manfred Lütz – „mehr erreicht als jeder andere Katholik.“ Auch meine eigenen Begegnungen mit Benedikt haben mich ihn als eine Ausnahmeerscheinung kennenlernen lassen, dem das Wohl der Menschen nicht nur am Herzen liegt, sondern Beruf und Berufung zugleich ist. Er ist Brückenbauer – zwischen Menschen, Völkern und Religionen.

Peter Gauweiler in der Tagespost


Engelbert Recktenwald: Zum Streit um den päpstlichen Amtsverzicht

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