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Benedikts Analyse

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat am 11. April 2019 - nach und anlässlich des römischen Missbrauchsgipfel im Februar - eine gründlich durchdachte Ursachenanalyse Die Kirche und der Skandal des sexuellen Mißbrauchs vorgelegt. Sie stieß auf heftige Kritik seitens weltlicher Medien und katholischer Theologen. Was meiner Meinung nach von der Analyse und der Kritik an ihr zu halten ist, habe ich in einem Aufsatz dargelegt.

Hier folgt eine Sammlung weiterer Stimmen:

* * *

Benedikt schlachtet heilige Kühe...

"Ein Gespenst geht um in der Welt. Der Popanz ist das Schreckgespenst einer Umkehr, schlimmer noch, einer drohenden Bekehrung Europas, das sich gerade mit einem Aufschrei der Entrüstung über Benedikt XVI. entlädt und Luft macht. Denn der Papa emeritus hat es gewagt, wenige Tage vor seinem 92. Geburtstag die 68er für die sexuelle Verwilderung des Zeitgeists verantwortlich zu machen! Da hat der Ex-Pontifex, soweit ich das überblicken kann, vollkommen recht. Und ich kann vieles überblicken..."

Ein 68er, Albert Christian Sellner, erzählt: absolut spannend, Lesebefehl!


Studie bestätigt Papst Benedikt

Auch eine 2011 vom John Jay College of Criminal Justice in New York, der einzigen US-Hochschule für Kriminologie, veröffentlichte Studie zu Vergehen in katholischen Einrichtungen ergab: „Die Mehrzahl der Mißbrauchsfälle geschah in den 1960er und 1970er Jahren“. Ganz nebenbei machte auch diese Studie die damaligen „gesellschaftlichen Umbrüche“ dafür verantwortlich.

Aus: Michael Hesemann, Wir brauchen heilige Priester!, auf kath.net vom 16. April 2019


Missbrauch: Ein Betroffener spricht

Weil all das ausbleibt, kann ich im Entschluss zum "Synodalen Weg" nur taktische Finesse und ein Lehrstück institutioneller Verdrängung sehen. Man möchte über etwas Anderes reden, möchte die eigentliche Baustelle vergessen machen. Irgendwas an Reform soll passieren, aber bitte an einer ganz, ganz anderen Ecke, etwas, das Lärm macht, das positive Nachrichten von Kirche erzeugt, etwas, bei dem die Leute sagen: Na, sie tut doch was! Der Witz ist: Sie tut zum eigentlichen Thema gerade nichts, außer vor Betroffenheit zu triefen und sich einer peinlichen Debatte um die Höhe von Abfindungen (sic!) hinzugeben. Sie kehrt weiter unter den Teppich.
Als Betroffener kann ich dem Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer nur zustimmen, wenn er die Organisatoren und Betreiber des "Synodalen Weges" mit dem schwerwiegenden Verdacht der "Instrumentalisierung des Missbrauchs" konfrontiert. Ich teile sein Misstrauen, wo er vermutet, "dass an der Wiege des Synodalen Prozesses eine Unaufrichtigkeit steht." Nun darf ein jeder sein Süppchen darauf kochen. Frauen dürfen vom Priesteramt träumen. Lustaffine von der Lockerung der Sitten. Laien von der Macht. Priester vom Ende des Zölibats.

Aus: Bernhard Meuser, Die "Synodalkerze" brennt. Und jetzt? Ein Aufschrei der Lämmer für die Hirten, veröffentlicht im Vatican-Magazin (Dezember 2019) und auf CNA deutsch.


31. Juli 2019
Die Zahlen bestätigen Benedikt

Die Erhebungen der Klasnic-Kommission, die in Österreich die kirchlichen Missbrauchstaten aufgearbeitet hat, bestätigt die Ursachenanalyse von Papst Benedikt: “Betreffend den Zeitraum der Vorfälle (jeweils Beginn) kann eine eindeutige Konzentration auf den 1960er und 1970er Jahren ausgemacht werden” (Zwischenbericht von 2012, S. 31). Darauf macht Dr. Christian Behrendt in einem Leserbrief an die Tagespost vom 27. Juni 2019 aufmerksam. Nach dem Stand der Aufarbeitung von 2019 begannen gerade einmal 14 % der Missbrauchsfälle vor 1960 (ab 1940), während in den 60er und 70er Jahren, also in dem Zeitraum, in dem der Geist der 68er wirksam war (in Österreich seit 1962), 67,9 % der Missbrauchsfälle begannen.

Das Gleiche gilt die Entwicklung in den USA. Der Jay Report von 2011 The Causes and Context of Sexual Abuse of Minors by Catholic Priests in the United States, der die Jahre von 1950 bis 2010 erfasst, bestätigt ebenfalls Benedikts Analyse, wenn es dort heißt: „Während der hier beobachteten Periode wuchs die jährliche Angabe von Fällen sexuellen Vergehens durch Priester fortwährend bis zur Kulmination in den späten 1970ern bis zu den frühen 1980ern” (Paul Josef Cordes, Ein Alarmruf, Tagespost vom 25. Juli 2019).

Damit ist sowohl die Kritik von Kardinal Schönborn wie auch die einschlägige Polemik von Magnus Striet gegen den emeritierten Papst erledigt.


Wer wirft hier Steine?

Auf CNA habe ich die Kritik der deutschen Arbeitsgemeinschaft Moraltheologie an Papst Benedikt kritisiert. Eine ausführlichere Auseinandersetzung mit Benedikts Analyse und seinen Kritikern folgt in der Juni-Ausgabe des Informationsblatts der Priesterbruderschaft St. Petrus.

Man kann den Beitrag auch hören.


Epigonen ohne Scharfsinn

Benedikt XVI. zeigt in seinem Schreiben, wie diese „neue Moral“ des Konsequentialismus in die damalige Moraltheologie eindringen konnte und verweist dabei vor allem auf die Arbeiten des Jesuiten Bruno Schüller, dessen Schüler R. Ginters die Abkehr von der klassischen katholischen Naturrechtslehre mit folgenden Worten besiegelt: „Ein Tun und Lassen ist damit als sittlich zu bezeichnen, wenn es - bei unparteiischem Urteil - mehr Gutes und weniger Übel zur Folge hat als jede mögliche Handlungsalternative.“ Ich behaupte nun, dass Sie und die aktuelle Moraltheologie diese Auffassung größtenteils übernommen haben, ohne allerdings mehr über das begriffliche Repertoire und den philosophischen Scharfsinn eines Bruno Schüler zu verfügen.

Aus: "Getroffene Hunde bellen": Offener Brief von Martin Hähnel an die Moraltheologie in Deutschland, CNA vom 19. April 2019. Hähnel zeigt, wie Benedikt XVI. den entscheidenden Nerv heutiger Moraltheologie getroffen hat, nämlich die Leugnung in sich schlechter Handlungen. Seine Ausführungen decken sich mit meinem Aufsatz von 2010 über den Zusammenhang dieses Irrwegs mit den Missbrauchsskandalen.


Benedikts Missbrauchsanalyse jetzt als Broschüre

Die Missbrauchsanalyse, die der emeritierte Papst Benedikt XVI. im April vorgelegt hat, ist im Mai 2019 - zusammen mit einem Vorwort von Albert Christian Sellner - unter dem Titel Ja, es gibt Sünde in der Kirche. Zum Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche als Broschüre im FE-Verlag erschienen.

Verbreiten Sie diese Broschüre!
Denn es gibt sicherlich viele Katholiken, die den Text nie gelesen haben, aber von der Kritik an ihm gehört und sich deshalb ein falsches Bild von ihm gemacht haben. Aufklärung tut not!


Klerikaler Selbstbetrug

Es trifft sich, dass ich seit der Veröffentlichung meines Buchs „The Courage To Be Catholic: Crisis, Reform, and the Future of the Church“ im Jahr 2002 genauso argumentiere [wie Benedikt XVI. in seiner Missbrauchsanalyse vom April]. Im Buch vertrete ich die These, dass der klerikale Selbstbetrug und Schwindel, der mit der verbreiteten Ablehnung der 1968 veröffentlichten Enzyklika „Humanae vitae“ von Papst Paul VI. einherging, ein Umfeld schaffte, in dem sich missbräuchliches Verhalten ausbreiten konnte. Männer, die sich selbst einredeten, nicht glauben oder lehren zu müssen, was die Kirche als wahr erachtete – insbesondere zur Ethik der menschlichen Liebe –, waren besonders anfällig für die Flutwelle der sexuellen Revolution. Und in kurzer Zeit führte eine falsche Denkweise zu falschem Verhalten und Missbrauch. Dass die Priesterseminare in dieser Zeit eine intellektuelle und lehramtliche Kernschmelze durchmachten, verstärkte die Krise. Genauso wie das Versagen Roms, angesichts der offensichtlichen Uneinigkeit für Disziplin innerhalb der Kirche zu sorgen.

Aus: George Weigel, Diener der Kirche. Die Ratzinger-Analyse der Missbrauchskrise hat giftige Reaktionen hervorgerufen, aber keine ernstzunehmende Alternative, in: Tagespost vom 25. April 2019.


Ins Schwarze getroffen

Dass Papst Benedikt XVI. mit seinem Schreiben zum Skandal des sexuellen Missbrauchs ins Schwarze getroffen hat, sieht man an den heftigen polemischen Reaktionen, die dem emeritierten Papst vorwerfen, die Wirklichkeit nur „verzerrt“ wahrzunehmen und von ganz und gar „falschen Annahmen“ auszugehen, um in zynischer Manier über die nicht zu leugnenden ethischen Fortschritte der Gesellschaft zu urteilen und in einen „rigiden Moralismus“ zurückzufallen. Dabei hat der emeritierte Papst allein durch sein Alter einen breiteren Lebenshorizont als seine Kritiker, die ihn die gesellschaftlichen Veränderungen viel besser aus eigener Erfahrung beurteilen lassen. (...) Und schließlich – und das ist das einzigartig Wertvolle an diesem mit dem Segen von Papst Franziskus veröffentlichtem Schreiben –: Benedikt XVI. ist mit einem klaren analytischen Verstand begabt, der es ihm erlaubt, verschiedene theologische Methoden gegeneinander abzuwägen, miteinander ins Gespräch zu bringen und anhand ihrer Ergebnisse zu werten.

Aus: Pater Wolfgang Buchmüller OCIST, Klares Denken, klare Sprache. Ein trüber Spiegel wartet darauf, poliert zu werden: Eine Würdigung des Schreibens von Papst Benedikt XVI. zur Missbrauchskrise, in: Tagespost vom 2. Mai 2019


Die Befreiung der Kinder

Jeder von uns kann sich vielleicht vorstellen – dazu bedarf es keiner Fantasie –, wie scharf die Kritik ausgefallen wäre, wenn Benedikt XVI. in dezidiert kritischer Absicht das nachfolgend Zitierte gesagt hätte: "Zu den Projekten der 68er gehörte die sexuelle Befreiung der Kinder, der Bruch aller Schamgrenzen wurde bei einem Teil der Bewegung zum Programm. So entstand ein Klima, in dem selbst Pädophilie als fortschrittlich galt." Davon hat Benedikt nicht gesprochen, und das musste er auch nicht. Eine sprachlos machende Analyse der skandalösen Grenzüberschreitungen und Anleitungen zum sexuellen Missbrauch in der Sexualpädagogik im Gefolge der 1968er-Bewegung stand im Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" – am 21. Juni 2010.

Aus: Thorsten Paprotny, Benedikts Projekt der Aufklärung


Wie sich die Arbeitsgemeinschaft Moraltheologie blamiert

Paul Josef Kardinal Cordes hat in einem Tagespostartikel (Ausgabe vom 9. Mai 2019) die Missbrauchsanalyse von Papst Benedikt XVI. gegen die Kritik der deutschen Arbeitsgemeinschaft Moraltheologie verteidigt. Benedikt hatte als Folge der 68er die Normlosigkeit und den Wegbruch der “bisher geltenden Maßstäbe in Fragen der Sexualität” diagnostiziert. Cordes stellt heraus und zeigt, dass Benedikt in dieser Analyse mit zwei der “größten Repräsentanten der Soziologie” übereinstimme, mit Niklas Luhmann und Charles Taylor. Die Sicht der Fakten, die Benedikt vorlegt, nennt er weltoffen und realistisch, die von Breitsameter und Goertz unterzeichnete Kritik zimperlich, selbstversponnen und dünnhäutig. “Bestürzend erscheint schließlich die Tatsache, dass die Repräsentanten der katholischen Theologie nur Selbstverteidigung betreiben, bis zu Glaubensaussagen jedoch gar nicht erst vorstoßen.”


Facts

Those protests against Benedict — the mock-sorrowful sighs that we all know sexual abuse is not a function of rampant sexual immorality — should be seen as signals to the secular media. And secular outlets, sympathetic to the causes of the sexual revolution, will duly carry the message that Benedict is out of touch, that his thesis has already been disproven.
But facts, as John Adams observed, are stubborn things. And the facts testify unambiguously in Benedict’s favor. Something happened in the 1960s and thereafter to precipitate a rash of clerical abuse. Yes, the problem had arisen in the past. But every responsible survey has shown a stunning spike in clerical abuse, occurring just after the tumult that Benedict describes in his essay. Granted, the former Pontiff has not proven, with apodictic certainty, that the collapse of Catholic moral teaching led to clerical abuse. But to dismiss his thesis airily, as if it had been tested and rejected, is downright dishonest.

Aus: Phil Lawler, Benedict’s powerful message—and the bid to suppress it, erschienen am 11. April 2019 auf catholicculture.org


Therapien ohne Gottes Heilswort

Die Vorschläge zur Problembewältigung versammeln die üblichen Stereotypen: systemische Gründe, klerikale Macht, vormoderne Ordnung der Kirche, sexuelle Tabus. Man solle endlich vorgehen gegen den Klerikalismus, den Zölibat und die Männerbünde, um einzutreten für die Herabstufung des Weiheamtes, und für die „Ehe“ – nicht nur für Priester, sondern „für alle“. Den Grund für die gegenwärtige Krise in systemischen Missstände festzumachen, ist leider so geschichtsblind wie naiv. Doch wirklich unverzeihlich ist, dass bei den veröffentlichten Therapie-Vorschlägen Gottes Heilswort nicht einmal erwähnt wird. Obwohl doch die kirchlichen Hirten in dem feierlichen Augenblick ihrer sakramentalen Weihe versprochen hatten, „das Glaubensgut rein und unverkürzt zu bewahren, wie es von den Aposteln überliefert und in der Kirche immer und überall bewahrt wurde“.

Aus: Paul Josef Kardinal Cordes, Ein Alarmruf, in: Die Tagespost vom 11. Juli 2019. Es geht um die Missbrauchsanalysen, die einerseits die Reformkräfte (oder sollte man eher sagen: die Abbruchskräfte?), andererseits der emeritierte Papst Benedikt vorgelegt haben.


Benedikt hat recht

Die Internationale Konferenz Bekennender Gemeinschaften (IKBG) hat Benedikt XVI. gegen die Kritik katholischer Theologen verteidigt. Am 11. April 2019 hatte der emeritierte Papst eine Analyse zum Thema „Die Kirche und der Skandal des sexuellen Missbrauchs“ veröffentlicht. Darin machte er u.a. den „Zusammenbruch der katholischen Moraltheologie“ angesichts der zunehmenden Gottlosigkeit in Kirche und Gesellschaft seit den 1960er Jahren für die Missbrauchskrise verantwortlich. Pfarrer Werner Neuer, der Vorsitzende der Theologischen Kommission der Internationalen Konferenz Bekennender Gemeinschaften, hält dieses Schreiben für einen Aufruf zur inneren Erneuerung der Kirche, dem man nur weite Verbreitung in allen christlichen Kirchen wünschen könne. So schreibt er in der Zeitschrift Diakrisis.


Benedikt ist besser informiert

Wenn Wolf, Striet und andere Vertreter der Theologen-Zunft keinerlei Zusammenhang zwischen gesellschaftlich-kulturellen Entwicklungen und der Zunahme sexuellen Missbrauchs in und außerhalb der Kirche sehen können oder wollen, dann offenbaren sie genau jene fahrlässige Ignoranz und ideologische Verbohrtheit, die sie ihrem Gegenüber meinen vorwerfen zu müssen. Man muss Benedikts Ausführungen gewiss nicht in allen Einschätzungen teilen, eines aber wird man festhalten dürfen: Im Blick auf die genannten Zahlen, Daten und Fakten erweist sich der 92-jährige Benedikt erheblich besser informiert als seine besserwisserischen Kritiker.

Aus: Dominikus Kraschl, „Binsenwahrheit: Es hat zu allen Zeiten sexuelle Übergriffe gegeben“


Kirchenerneuerung auf deutsche Art: Floskenwechsel

Die Debatte um den Missbrauchsskandal hat ein neues Codewort geschaffen. Die „Aufarbeitung der Krise“ löste die verbrauchte Floskel vom „Geist des Konzils“ ab. Letztere funktionierte jahrzehntelang als Reformjoker, um kirchenrechtlichen Tricks und dogmatischen Lockerungsübungen den Anschein des Rechtmäßigen, von den Konzilsvätern quasi implizit Gemeinten zu geben. Inzwischen ist das Zweite Vaticanum zeitlich in weitere Ferne gerückt, während die Missbrauchsfälle das im Zuge der Konzilsbegeisterung mitunter euphorisch überzeichnete Bild der Kirche der sechziger und siebziger Jahre und mancher ihrer Hirten trüben. Geblieben ist in Deutschland eine Ortskirche im Verweigerungsmodus ...

Aus dem Tagespost-Leitartikel Das neue Codewort von Regina Einig, Ausgabe vom 8. Januar 2020.


Ungereimte Vorwürfe

So paradox es ist: Reisinger und Röhl stellen Ratzinger als jemanden dar, der wach die Schwachstellen im System erkannte – etwa die Mängel des kirchlichen Strafrechts –, der hartnäckig auf Verbesserungen hinarbeitete – etwa die Übertragung der Zuständigkeit für Kindesmissbrauch an die Glaubenskongregation – und vor den Widerständen in der Kurie nicht resignierte – etwa, als er den vom Vatikan hofierten Legionärsgründer Marcial Maciel doch noch entlarvte. Und den gleichen Ratzinger stellt das Autorenduo dann in ihren Schlussfolgerungen als jemanden vor, der die Missbrauchskrise erst ermöglichte ...

Aus: Guido Horst, Versuchter Sockelsturz, in der Tagespost vom 4. März 2021, über das neue Ratzingerbuch von Doris Reisinger und Christoph Röhl.


Missbrauch mit dem Missbrauch: Falsche Ursachenforschung

In so gut wie allen säkularen und kirchlichen Medien und entsprechend in Debatten ist verschwiegen worden, was eine im März 2019 bekannt gewordene Studie der Universität Ulm ergab. Danach sei davon auszugehen, dass von katholischen Pfarrern in den letzten 70 Jahren 114.000 Menschen in Deutschland missbraucht worden sein sollen. Zur großen Überraschung wurde nun aber festgestellt, dass noch einmal ebenso viele durch Pastoren und Mitarbeiter in evangelischen Kirchen betroffen sein sollen (Die Welt vom 12. März 2019). Das ist eigentlich eine „Bombe“, stellt die Studie damit doch infrage, was im katholischen Raum als Hauptursache des Missbrauchs durch Priester angeprangert wird: das Zölibat. In der EKD sind über 80 Prozent der Geistlichen verheiratet. Homosexualität ist nirgendwo ein Hinderungsgrund und kann ausgelebt werden. Höchste kirchliche Amtsträger sind lesbisch oder schwul verheiratet. (Ich gehe ausführlicher darauf in meinem Buch „Gott kann auch anders“, Verlag fontis, 2. Auflage 2020, ein). Und trotz all dieser Freiheiten gab es im evangelischen Raum ebensoviel Missbrauch wie im katholischen!

Aus: Helmut Matthies (evangelischer Pfarrer und Journalist), Sexueller Missbrauch in den Kirchen: Die Kritiker des Zölibats sind an Fakten nicht interessiert, in: The-germanz vom 3. Mai 2021


Zum Thema:

Recktenwald: Die Missbrauchssünden und der Mainstream der deutschen Moraltheologie

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