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Missbrauchsskandal: Wenn Medien manipulieren statt informieren

Nichts gegen eine Presse, die über die Missbrauchsverbrechen berichtet und sich darüber empört. Auch nichts gegen eine Presse, die kritische Fragen an die Kirche richtet. Aber alles gegen eine Presse, die Missbrauch mit dem Missbrauch (Manfred Lütz) treibt.

Erstes Beispiel: Als die Deutsche Presseagentur (dpa) am 6. März 2010 den massiven Missbrauch an der Odenwaldschule meldete, gab sie zwar korrekt an, dass es sich um eine private, nicht-konfessionelle Schule handele. Aber sie begann die Sechs-Zeilen-Meldung, die den Titel Massiver Missbrauch an Internat jahrelang vertuscht trug, mit dem Satz: “Der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche in Deutschland nimmt immer größere Dimensionen an.”

Beim zweiten Beispiel geht es um das angebliche Schweigen des Papstes angesichts des Drucks, unter den er geraten sei. Zurecht mokiert sich Alexander Kissler über eine Agenturmeldung mit dem Titel “‘Wir sind Kirche‘ setzt Papst Benedikt unter Druck”. Er meint dazu: “Bekanntlich handelt es sich bei dem als ‘Basisbewegung’ titulierten Verein um einen Seniorenlesezirkel, der sich an den Stellungnahmen seines Sprechers Christian Weisner und dessen politischer Theologie erfreut. Ähnlich ernsthaft wäre eine Schlagzeile der Art, ‘Gemeinderat von Neutraubling fordert Barack Obama zum Rücktritt auf.’”

Doch das Seniorengeräuspere mauserte sich zum Mediendonner, weil sich viele Medien gerne als Lautverstärker hergaben, übrigens schon einige Tage, bevor der Fall aus Ratzingers Bischofszeit bekannt wurde. Der war dann höchst willkommen, um vom Papst sofort die angeblich längst überfällige Reaktion zu fordern. Allein am Sonntag, den 14. März, brachte die dpa viermal die Meldung, dass der Papst zum Missbrauchsskandal schweige. Indem die Agentur die Rede vom Druck aufgreift, verallgemeinert und unter die Medien bringt, wird er gerade erst erzeugt. Dabei hatte Bischof Zollitsch erst kurz zuvor von der Erschütterung des Papstes berichtet und von dessen Ermutigung zur unbeirrten Fortsetzung der Aufklärungsarbeit. Genausogut hätten die Medien nun titeln können: “Der Papst erhöht den Druck zur restlosen Aufarbeitung des Skandals.” Dies hätte auch den Tatsachen entsprochen, denn gerade Kardinal Ratzinger war es, der beim Auftreten der ersten Skandalwelle in den USA die Null-Toleranz-Politik konsequent durchsetzte. Diese Linie hat er bis heute beibehalten. Oft hat er sich in diesem Sinne geäußert, zuletzt auch zweimal in Februar im Blick auf die deutschen Fälle, so dass die österreichische Tageszeitung Die Presse die mediale Rede vom Schweigepapst als einen Mythos bezeichnet.

Doch man sieht den Papst lieber in der Rolle des Angeklagten als in der des Aufklärers. Deshalb werden die Informationen wie beschrieben selektiert. Es werden bestimmte Tatsachen dem Leser vorenthalten, um neue Tatsachen zu schaffen. Die Meldung über das Schweigen des Papstes beim sonntäglichen Angelus ist letztlich keine Nachricht über das, was der Papst tut, sondern über das, was er nach Meinung der Medien tun sollte. Es ist keine objektive Berichterstattung, sondern eine Manipulation des Lesers, der nur deshalb auf eine Stellungnahme des Papstes zu warten beginnt, weil dpa & Co. im Stakkato berichten, der Papst habe immer noch nicht gesprochen. Und der Vorwurf, den man daraus dem Papst macht, schrumpft bei Licht besehen auf den zusammen, “dass er die Gelegenheit versäumt, über das Stöckchen zu springen, das irgendwelche lächerlichen halbgebildeten Propagandafuzzis ihm hinhalten”, wie es in einem Blog deftig, aber zutreffend beschrieben wurde.


Verleumdungskampagne gegen den Papst:
Beispiel “Tagesschau”

Dass die gegenwärtige Kampagne gegen den Papst eine Verleumdungskampagne durch Verfälschen und Vertuschen von Informationen ist, kann an vielen Details nachgewiesen werden. Eine besonders perfides Beipiel bietet nach einer Analyse von Dr. Josef Bordat die Berichterstattung der Tagesschau vom 25. März 2010, die meldete: “Wie die New York Times weiter berichtete, hatte die Kirche seinerzeit auch versäumt, den Fall Murphy der Justiz zu übergeben. So sei Murphy auch nie von einem staatlichen Gericht zur Rechenschaft gezogen worden.”

Das ist für Bordat “mit großem Abstand das Perfideste, das mir in den letzten 30 Jahren untergekommen ist! Hier wird behauptet, dass Murphy juristisch nie belangt wurde, weil ‘die Kirche’ (gemeint ist der Papst) versäumt habe, den Fall Murphy der Justiz zu übergeben.”

Die New York Times schreibe aber: “Father Murphy not only was never tried or disciplined by the church’s own justice system, but also got a pass from the police and prosecutors who ignored reports from his victims, according to the documents and interviews with victims.”

Dazu Bordat: “Hier wird klar, dass Murphy nie juristisch belangt wurde, weil ‘police and prosecutors’ (fälschlicherweise, wie wir heute wissen) der Meinung waren, keine Anklage erheben zu sollen, als es noch an der Zeit und Gelegenheit war, dies zu tun, weil ihnen die ‘victims’ unglaubwürdig erschienen. Warum wird das nicht erwähnt? Antwort: Weil es die schöne ‘Papst ist schuld!’-These kaputt macht.”

Dr. Josef Bordat hat deshalb am 29. März 2010 einen offenen Brief an die Redaktion der Tagesschau geschrieben. Dass 9 Prozent der Deutschen tatsächlich der Meinung sind, dass Missbrauch ausschließlich in kirchlichen Einrichtungen vorkomme, sieht er als Frucht solcher Berichterstattung..


Eingeständnis, Schande, Reue

Gleichzeitig muss ich aber auch meine Überzeugung mitteilen, dass die Kirche in Irland, um von dieser tiefen Wunde zu genesen, die schwere Sünde gegen schutzlose Kinder vor Gott und vor anderen offen zugeben muss. Solch eine Anerkennung, begleitet durch ernste Reue für die Verletzung dieser Opfer und ihrer Familien, muss zu einer gemeinsamen Anstrengung führen, um den Schutz von Kindern vor ähnlichen Verbrechen in der Zukunft sicher zu stellen. (...)
An die Opfer des Missbrauchs und ihre Familien
Ihr habt viel gelitten und ich bedaure das aufrecht. Ich weiß, dass nichts das Erlittene ungeschehen machen kann. Euer Vertrauen wurde verraten und eure Würde wurde verletzt. Viele von Euch mussten erfahren, dass, als Ihr den Mut gefunden habt, über das zu spreche, was euch zugestoßen ist, Euch niemand zugehört hat. Diejenigen von euch, denen das in Wohnheimen und Internaten geschehen ist, müssen gefühlt haben, dass es kein Entkommen gibt aus Eurem Leid. Es ist verständlich, dass es schwer für Euch ist, der Kirche zu vergeben oder sich mit ihr zu versöhnen. Im Namen der Kirche drücke ich offen die Schande und die Reue aus, die wir alle fühlen.

Aus dem Hirtenbrief Benedikts XVI. an die Katholiken Irlands

_________

Die Kirche muss Buße tun

Am Ende meines Treffens mit den irischen Bischöfen habe ich darum gebeten, dass diese Fastenzeit reserviert wird für das Gebet um das Ausgießen der Barmherzigkeit Gottes und der Geistesgaben der Heiligkeit und Stärke über der Kirche in Eurem Land. Ich lade Euch alle ein, die Freitagsbuße für die Dauer eines Jahres bis Ostern 2011 dieser Intention zu widmen. Ich bitte Euch, Euer Fasten, Euer Gebet, Eure Schriftlesung und Eure Werke der Nächstenliebe dem zu widmen, damit Ihr so die Gnade der Heilung und der Erneuerung für die Kirche in Irland erlangt. Ich ermutige Euch, aufs Neue das Sakrament der Versöhnung für Euch zu entdecken und häufiger die verwandelnde Kraft seiner Gnade zu nutzen.
Besondere Aufmerksamkeit sollte ebenfalls der eucharistischen Anbetung zuteil werden; in jedem Bistum soll es Kirchen oder Kapellen geben, die speziell diesem Zweck gewidmet sind. Ich fordere Pfarreien, Seminarien, Ordenshäuser und Klöster dazu auf, Zeiten eucharistischer Anbetung zu organisieren, so dass sich alle beteiligen können. Durch intensives Gebet vor dem anwesenden Herrn könnt Ihr Wiedergutmachung leisten für die Sünde des Missbrauchs, die so viel Schaden angerichtet hat. Gleichzeitig könnt Ihr so die Gnade neuer Stärke erflehen und einen tieferen Sinn des Auftrags aller Bischöfe, Priester, Ordensleute und Gläubigen.

Aus dem Brief des Papstes an die Katholiken in Irland


Demut und Strenge

Auf unüberbietbare Weise hat Papst Benedikt XVI. die Verbrechen beim Namen genannt und die Opfer um Vergebung gebeten. Eine heiligmäßige Lauterkeit strahlt aus der Art, wie er Demut und Strenge miteinander verbindet.

Erich Maria Fink und Thomas Maria Rimmel über den Brief des Papstes an die Katholiken in Irland, Kirche heute 4/2010


Das Spiel mit dem Schwarzen Peter

In der März-Ausgabe 2010 des Vatican-Magazins ist ein Artikel von mir zum Missbrauchsskandal erschienen. Er trägt den Titel Die Missbrauchssünden und der Mainstream der deutschen Moraltheologie. Es handelt sich um eine erweiterte und auf Deutschland angewandte Fassung meines Kommentars über den irischen Missbrauchsskandal.

Es ist ja merkwürdig: Jahrelang wurde in der medialen Öffentlichkeit die fortschrittliche Kirche in Deutschland dem reaktionären Kurs des Heiligen Stuhls gegenübergestellt. Denken wir nur an die Konflikte um den Ausstieg aus der Scheinberatung oder seit Humanae Vitae an den breiten Widerstand gegen die kirchliche Morallehre in all ihren Facetten. Die deutsche Lehmann-Kirche war das Vorzeigemodell fortschrittlicher Kirche. Dieser Topos spielt nun plötzlich im gegenwärtigen Missbrauchsskandal keine Rolle mehr. Der Skandal wird gänzlich auf das Konto der kirchlichen Morallehre gebucht. Obwohl seit Jahrzehnten niemand mehr auf sie hörte, liegt jetzt der Schwarze Peter bei Rom. Guido Horst brachte es in der Tagespost auf den Punkt: “Es waren doch gerade die Vertreter der nachkonziliaren autonomen Moral, die die Worte ‘Keuschheit’ und ‘Reinheit’ nicht mehr über die Lippen bekamen. Von ihnen hat man nicht mehr gehört, dass es in sich schlechte Taten gibt, die immer und in jedem Fall zu unterlassen sind. Die regelmäßige Beichte und ein intensives Gebetsleben waren früher die Mittel, um in den Tugenden der Keuschheit und Reinheit zu wachsen und sich nicht – mit oder ohne Kinder – dagegen zu versündigen. Diejenigen, die das alles für vormodern und überholt erklärt haben, jammern jetzt – und suchen sich wieder die Päpste und das kirchliche Lehramt mit ihrer glasklaren Morallehre als Sündenbock. Ein leicht durchschaubares Spiel.” Weiteres in meinem Artikel im Vatican-Magazin.

Nachtrag:

Mein Artikel im Vatican-Magazin hat bei Weihbischof Andreas Laun Zustimmung gefunden. Dieser schreibt in Kirche heute (Mai 2010): “Scharfsinnig und zwingend logisch hat im ‘Vatikan-Magazin’ (März 2010) erst kürzlich Pater Recktenwald darauf hingewiesen: Die in der Moraltheologie verbreitete Theorie der ‘Güterabwägung’ hat die Einbrüche auf dem Gebiet der Moral vorbereitet und ermöglicht! Denn sie hat ‘den Weg freigemacht’, jedwede Tat zu rechtfertigen, weil sie sich auf alle Gebiete der Moral anwenden lässt, auf Pädophilie ebenso wie eben auch auf Abtreibung! Johannes Paul II. hat diese Theorie als Zerstörung der Ethik gebrandmarkt und in seiner Enzyklika ‘Veritatis splendor’ widerlegt, aber seine Stimme wurde nur von wenigen, keineswegs von der ganzen Kirche im deutschen Sprachraum gehört, eine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Text fand nicht statt, man hat dem Papst einmal mehr nicht gehorcht!” (Artikel Lebensschützer brauchen die Unterstützung der Bischöfe).

Hinweis:
Zwei weitere Artikel zum Thema im Vatican-Magazin sind nun online veröffentlicht: Lob der Keuschheit von Ansgar Wucherpfennig und Kirche als der Sündenbock von Manfred Lütz.
Warum die deutsche Presse plötzlich ultramontan geworden ist und worin die bessere Alternative besteht, um auf die schlimmen Missbrauchsverbrechen zu reagieren, erklärt Monika Metternich in einem kath.net-Gastkommentar vom 19. März 2010.


Rottet die stinkenden Blumen aus!

“Da Euch der Garten der heiligen Kirche anvertraut ist, müsst Ihr zuallererst die stinkenden Blumen ausrotten, die voll Unreinheit sind, voll Gier und aufgeblasen von Stolz.” Diese Passage aus einem Brief der hl. Caterina von Siena an Papst Gregor XI. zitieren Monika Metternich und Barbara Wenz in einem bemerkenswerten Kommentar zum gegenwärtigen Missbrauchsskandal.


Das Verhalten der Kirche

"Diese Leitlinien [der Bischofskonferenz] müssen offenbar funktionieren, denn unter den bekannt gewordenen Fällen ist keiner als Rückfall aufgetreten."
"Der Umgang der Kirche mit diesen Fällen ist doch sehr sorgfältig und fast schon etwas übervorsichtig."
"Die Forderung nach einer generellen Anzeigepflicht bei der Staatsanwaltschaft ist daher auf jeden Fall falsch, weil sie die Hemmschwelle für die Opfer erhöht. Das sagen auch die Kinderschutzverbände. Nicht mal die Jugendämter haben eine solche Regelung."

Aussagen von Prof. Dr. med. Norbert Leygraf, dem Leiter des Institut für Forensische Psychiatrie an der Universität Duisburg-Essen und einem der renommiertesten psychiatrischen Gutachter in Deutschland, wiedergegeben von der Badischen Zeitung.


Missbrauchsskandal: Ein Beispiel der Desinformation

"In der fast hysterischen Aufregung um die Missbrauchsskandale vergessen selbst angesehene Zeitungen ihre eigene solide Berichterstattung. Zum Beispiel 'La Repubblica', das Blatt der Laizisten. Nicht kirchenfreundlich eingestellt, aber von Profi-Journalisten mit sauberen Recherchen über Vatikan und Kirche versorgt, hatte die Zeitung über Jahre immer wieder dargestellt, dass es Kardinal Joseph Ratzinger war, der mit Einverständnis Johannes Pauls II. im Jahr 2001 Missbrauchsfälle in der gesamten Kirche zur Chefsache der Glaubenskongregation gemacht und dafür gesorgt hatte, dass die Ahndung solcher Vergehen in den Diözesen und Orden nicht mehr auf eigene Faust betrieben und möglicherweise auch verschleppt werden kann. Dass der Fall Marcial Maciel neu aufgerollt werden konnte, verdanken die Legionäre Christi dieser Null-Toleranz-Politik Ratzingers. 'La Repubblica' hat das in verschiedenen Beiträgen – etwa im Jahr 2002 und zwei Mal im Oktober 2006 – korrekt gewürdigt. Doch vorgestern nun gibt die Zeitung ausgerechnet die falschen Darstellungen der deutschen Justizministerin Leutheuser-Schnarrenberger (FDP) wieder, die dem Irrtum aufgesessen war, unter dem Glaubenspräfekten Kardinal Ratzinger habe der Vatikan mit dem so genannten 'päpstlichen Geheimnis' (secretum pontificium) Missbrauchstäter im Klerus dem Zugriff entzogen. 'La Repubblica' hatte selber immer berichtet, wie es wirklich war – jetzt transportiert man die Äußerungen einer schlecht informierten Ministerin in das gleiche Lesepublikum."

Aus: Guido Horst, Die Geißel des Missbrauchs schlägt auch den Vatikan, Tagespost, März 2010.

Bei Leutheuser-Schnarrenberger kann man noch davon ausgehen, dass sie schlecht informiert ist. Wenn dagegen Hans Küng dieselbe falsche Darstellung wiederholt und Ratzinger zum Hauptverantwortlichen der weltweiten Vertuschung macht, dann sehe ich darin nur noch eine böswillige Verleumdung. Eine Plattform dafür gewährte ihm natürlich die Süddeutsche Zeitung.


Hintergrund: Die Null-Toleranz-Strategie der Kirche

"Schon als Präfekt der Glaubenskongregation hat Joseph Ratzinger sich unermüdlich für eine systematische kirchenrechtliche Aufklärung und Behandlung der Missbrauchsfälle eingesetzt", urteilt Dr. Gero P. Weishaupt in einem Beitrag, der Ratzingers Kampf gegen pädophilen Missbrauch beschreibt und das Urteil belegt. Der Kampf Ratzingers war in den vergangenen Jahren von der weltlichen, auch von der kirchenkritischen Presse vielfach anerkannt worden. Doch jetzt ist das alles wie weggefegt, weil es einigen wenigen Presseorganen (New York Times mit dem Fall Murphy, Süddeutsche Zeitung mit dem Fall Peter H. und den Verleumdungen von Hans Küng) gelungen ist, durch tendenziöse Darstellung einzelner Fälle die gesamte Berichterstattung ins Gegenteil zu verdrehen.

Das Unrecht, das dadurch der integren Persönlichkeit von Papst Benedikt XVI. angetan wird, ist ungeheuerlich.


Auf dem Rücken der Opfer

In einem Beitrag für die Welt vom 6. März 2010 machte der Psychiater Manfred Lütz auf einen Vorfall aufmerksam, der ein bezeichnendes Licht auf die Mentalität wirft, von der die missbrauchsbedingte Kampagne gegen Zölibat, Kirche und Papst zu großen Teilen geprägt ist: “Als in der Sendung ‘Hart aber fair’ reflexhaft der Zölibat thematisiert wurde, verbat sich das anwesende Opfer, das längst aus der Kirche ausgetreten war, mit Empörung diese Ablenkung vom Thema.” Doch der Moderator überging dieses Anliegen mit einer Bemerkung, die “in den Ohren eines Opfers von sexuellem Missbrauch (...) wie glatter Hohn geklungen haben” musste (Regina Einig in der Tagespost vom 27. Februar).

Die Gleichgültigkeit gegenüber den Opfern, die sich in solcher Ablenkung bekundet, wird auch von Opferverbänden empfunden: Ingo Fock von Gegen Missbrauch e.V. hat etwa die Medienberichterstattung und deren Fokussierung auf Kirche- und Zölibatskritik beanstandet und daran erinnert, dass Missbrauch in Deutschland vor allem in Familien stattfinde, und gesagt: “Kirche ist das Thema, das die Medien interessiert. Die ‘normalen Fälle’ sind einfach nicht so spannend.”

Viel spannender dagegen scheint es zu sein, den Kindesmissbrauch durch Kleriker als ein isoliertes Phänomen hinzustellen und einer Ursachenforschung, die das Gesamtphänomen in den Blick nimmt, Hybris gegenüber dem Kulturellen vorzuwerfen. Das ist der Vorwurf, der nun ausgerechnet in der FAZ, von der man doch eher Qualitätsjournalismus gewohnt ist, erhoben wurde. Am 22. März meinte dort Christian Geyer, der Papst stelle die Kultur unter Verdacht, “wenn es im Haus der Kirche brennt.” Und außerhalb der Kirche brennt es nicht? Zum Beispiel in den Familien (siehe Fock) oder an den Schulen? Vielleicht lässt er sich einmal von der Missbrauchsstelle Zartbitter e.V. und deren Erfahrungen darüber aufklären, dass “Schulen, Institutionen der Jugendhilfe und Sportverbände (...) im gleichen Ausmaß Tatort sexueller Ausbeutung durch erwachsene und jugendliche Täter/Täterinnen” sind wie die Kirche. “Die Fokussierung der öffentlichen Debatte auf Missbrauchsfälle durch Priester der katholischen Kirche und Lehrer an Eliteinternaten trägt zu einer weiteren Tabuisierung des großen Ausmaßes von sexueller Ausbeutung in anderen Institutionen bei.”

Die Berücksichtigung dieser Faktenlage dient hier nicht der Entschuldigung der Verbrechen katholischer Priester, sondern bildet die Voraussetzung einer adäquaten Ursachenanalyse. Wenn Geyer vom Papst fordert, den Zölibat zur Diskussion zu stellen, setzt er voraus, dass Missbrauch ein spezifisch klerikales Problem sei. Alle Zahlen, auch z. B. die Vergleichswerte pädophiler verheirateter evangelischer Pastoren, sprechen dagegen. Dass trotzdem der Eindruck entsteht, nur in der Kirche brenne es, während ringsherum heile Welt sei, ist das Ergebnis entsprechender Medienberichterstattung, stellt aber die Wirklichkeit auf den Kopf. Diese ist eher mit einem Flächenbrand zu vergleichen, der alle gesellschaftlichen Institutionen einschließlich der katholischen Kirche erfasst hat. Die Sprache der Statistik spricht eher dafür, im Zölibat einen gewissen, wenn auch schwachen Schutz zu sehen, der verhindert, dass der Flächenbrand in der Kirche mit derselben Wucht wütet wie außerhalb - allem von den Medien vermittelten Eindruck zum Trotz.

Genau aus diesem Grund ist die Ursachenanalyse, die Papst Benedikt XVI. in seinem Hirtenbrief vom 19. März vorgelegt hat, scharfsichtiger und zutreffender als die Geyers. Der Papst sieht die Ursache in einer geistlichen Krise, die sich bei den Priestern in einer Identitätskrise fortgesetzt und die Schutzfunktion von Zölibat und gelebter Keuschheit unterhöhlt hat. Folglich ordnet er die entsprechenden Maßnahmen für eine geistliche Erneuerung an. Damit hat er den Nagel auf den Kopf getroffen!

Als in den Jahren nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil viele Priester durch die Glaubenskrise in ihrem Selbstverständnis erschüttert wurden, konnte ihnen auch nicht mehr der Sinn des Zölibats und der Wert der Keuschheit einleuchten. Theologiestudenten, die ins Priesterseminar eintraten, wurde in Aussicht gestellt, dass bis zu ihrer Priesterweihe der Pflichtzölibat gefallen sei. Die Folge war, dass die Zahl der Priester, die ihr Amt aufgaben, in erschreckendem Maße sprunghaft anstieg und die Anfälligkeit für Vergehen gegen die Keuschheit bis hin zum Kindesmissbrauch zunahm. Die Tatsache, dass bei jenen Priestern an der Berliner Schule, deren Fälle den Anfang der gegenwärtigen Aufklärungswelle markieren, beides der Fall war, Kindesmissbrauch und Amtsaufgabe, ist bezeichnend.

Es ist nun einmal Tatsache, dass der Wind, der durch die seit dem Konzil geöffneten Fenster durch die Kirche weht, einen moralischen Erosionsprozess im Klerus auslöste. Nichts spricht dafür, die jetzt ans Tageslicht gekommenen Verbrechen statt aufs Konto dieser Erosion auf das Konto der kirchlichen Lehre zu verbuchen, die Keuschheit und Zölibat hochhält, in Deutschland aber innerkirchlich weitgehend boykottiert und verachtet wird (vgl. meinen Artikel im Vatican-Magazin).

Nun kann man von einem Außenstehenden, dem der Glaube fremd ist, kein wirkliches Verständnis für das vom Papst entworfene geistliche Erneuerungsprogramm erwarten. Aber ein Blick auf die Kirchengeschichte hätte genügt, um zu erkennen, dass eine solche Erneuerung nie in einer Anpassung an weltliche Maßstäbe, sondern im Rückgriff auf die der Kirche eigenen Glaubens- und Gnadenressourcen bestand. Und wenn selbst dieses Lernen aus historischen Erfahrungen ein zu mühsames Unterfangen für Herrn Geyer sein sollte, dann könnte er sich wenigstens um der Opfer willen die Klage von Zartbitter über die Kontraproduktivität der gegenwärtigen Zölibatsdiskussion zu Herzen nehmen.


Schein und Wirklichkeit

Der mediale Diskurs legt nahe, dass Missbrauch vor allem ein Problem der katholischen Kirche ist. Irrtum: "Das Gros der Taten wird in der gesellschaftlichen Mitte, also in der Familie, begangen", sagt der Sexualpsychologe Christoph Joseph Ahlers. "Betrachtet man das Gesamtphänomen, ist der Anteil der Kirche an den gesamten Fällen gering."
Das bestätigt auch die Polizei: Jedes Jahr kommen in Berlin 600 bis 700 Fälle sexuellen Missbrauchs zur Anzeige. Die Dunkelziffer ist weit höher. 60 Prozent der Opfer sind Mädchen, 40 bis 50 Prozent stehen zum Beschuldigten in einer Vorbeziehung. Überwiegend sind Wohnungen die Tatorte, viel seltener öffentliches Straßenland, noch seltener Schulgelände oder Sportstätten. In der Täterhierarchie stehen an oberster Stelle die Väter, Stiefväter, Onkel, Brüder. Priester rangieren ziemlich weit unten.

So schreibt Plutonia Plarre in der taz vom 2. April 2010. Die Notwendigkeit der Korrektur des medialen Scheins ergibt sich spätestens dann, wenn es um Fragen der Ursachenanalyse und der Präventionsstrategien geht, wie wir am Beispiel Christian Geyer gesehen haben.
Die Frage, warum ausgerechnet die Kirche so im Fokus stehe, beantwortet Plarre mit dem Hinweis auf die Vertuschung. Doch Zahlen aus Amerika wecken Zweifel daran, dass Vertuschung ein spezifische kirchliches Phänomen sei:

Im Jahr 1991 gaben 13,5 % der befragten Schüler an, mit einem Lehrer sexuellen Kontakt gehabt zu haben (“Journal of Ed Research”, Vol 3, 1991, s. 164-169). Aus einer Studie aus dem Jahr 1994 geht hervor, dass von 225 Missbrauchsfällen an New Yorker Schulen nur ein Prozent der beteiligten Lehrer ihre Lizenz verloren haben; für lediglich 35 % hätte es negative Konsequenzen gegeben. Charol Shakeshaft, der im Auftrag des US-Bildungsministeriums forschte, vermutet, dass 15 % aller Schüler bis zur Volljährigkeit mit einer sexuellen Verfehlung eines Lehrers konfrontiert werden, welche von unangebrachten Berührungen bis zur erzwungenen Penetration reichen.

Aus: Carsten Ostrowski, Kampagne gegen Rom, in: Komma 68/2010, S. 68-73.

Eher ist die Fokussierung auf die Kirche damit zu erklären, dass hier das Verbrechen in besonders großem Kontrast zum erhobenen moralischen Anspruch steht: “Kindesmissbrauch in kirchlicher Umgebung ist der denkbar größte Widerspruch”, schreibt Georg Paul Hefty in der FAZ vom 6. April. Der Heucheleivorwurf, der sich hier aufdrängt und so gerne vom Spiegel erhoben wird, ist aber nur im Falle der personalen Koinzidenz von Verbrechen und Anspruch gegeben: Nur wenn dieselbe Person, die das Verbrechen begeht, widersprüchlicherweise auch den moralischen Anspruch erhebt, kann man von Heuchelei dieser Person sprechen. Wenn dagegen, wie es tatsächlich der Fall ist, verbrecherischer Täter und lehrende Institution auseinander fallen und ersterer letztere ausnutzt, kann man mit Hefty die Kirche sogar als Opfer sehen: “Auch die Institution katholische Kirche ist von den Tätern missbraucht worden.”
Gerade die Täter haben ein Interesse daran, dass die Kirche ihre Lehre aufweicht, während die Opfer daran interessiert sind, dass sie sie mit aller Strenge auf sich selbst anwendet. Daraus ergibt sich die Unsinnigkeit der Forderung Hans Küngs nach einer Aufweichung der kirchlichen Sexuallehre. “Wer hingegen etwas grundsätzlich verbessern will, der muss sich den moralischen Normen der Kirche wieder annähern”, schreibt dagegen Hefty zurecht.


Missbrauchsskandal: Seine wahren Dimensionen

Es kann so nicht überraschen, dass seit Jahren eine empirische Untersuchung nach der anderen belegt, dass katholische Priester keineswegs häufiger Täter sexualisierter Gewalt sind als andere Gesellschaftsgruppen. Sehr umfangreiche Untersuchungen in den USA haben deutlich gezeigt, dass sich das Problem des Missbrauchs von Kindern in vergleichbarem, teils größerem Umfang auch in anderen christlichen Konfessionen, nichtchristlichen Religionen und säkularen Gruppierungen stellt. Das Herausgreifen der Katholiken als Sündenbock ist Teil eines gesellschaftlichen Verdrängungsprozesses.
Aus: Godehard Brüntrup SJ, Eine kopernikanische Wende?, in der Tagespost vom 2. März

Aber Dokumente wie der US-Bericht über Kindesmisshandlung würden doch verdienen, stärker verbreitet zu werden, damit sich begreifen lässt, auf welchen sozialen Gebieten dringend eingegriffen werden sollte und was die Proportionen der Probleme sind. Allein 2008 wurden in den USA über 62.000 Täter von Missbrauch an Minderjährigen bekannt; der Anteil katholischer Priester daran ist so gering, dass er noch nicht einmal als solcher in dem Bericht ausgewiesen wird.
Vatikansprecher P. Federico Lombardi in einer Erklärung vom 9. April 2010

Im Verhältnis zur Gesamtzahl der Welt- und Ordenspriester der Kirche bewegt sich die Größenordnung der pädophilen Geistlichen, die sich an Schutzbefohlenen vergangen haben, im Promillebereich. Kinder können sich in kirchlichen Einrichtungen sicherer fühlen als in nicht-kirchlichen Institutionen. Wer seinem Ärger über die Verbrechen an Kindern Luft machen will, sollte nicht aus der katholischen Kirche, sondern aus der säkularen Gesellschaft austreten, in der ja vor allem die ungeborenen Kinder völlig schutzlos geworden sind.
Aus: Guido Horst, Mehr Betroffenheitsresistenz bitte, in der Tagespost vom 29. April 2010. Daraus ergibt sich die Unsinnigkeit von Diagnosen wie der von Christian Geyer.


Kindesmissbrauch als fortschrittliche Theologie

“Der Abend war sehr gut besucht, und zwar vorwiegend von Studierenden mit besonderen sexuellen Neigungen (Schwule, Lesben, Pädophile), und zwar in erste Linie Studierende der Theologie. Ich sah mich nach meinem Referat alsbald einer wütenden Menge gegenüber, die einhellig dafür plädierte, sexuellen Umgang Erwachsener mit kleinen Kindern zu befürworten, da es ja ‘aus Liebe’ geschehe. Man berief sich auf das Liebesgebot und auf Augustinus. Die Auseinandersetzung eskalierte, und ich wurde schließlich gefragt, welche Bischöfe mich denn für meine Meinung bezahlten ... Sexueller Missbrauch wurde als Zärtlichkeit erklärt, was die Kleinen doch brauchten, denen man doch nichts Besseres antun könne, als mit ihnen sexuell zu verkehren. Psychologisch verbrämte Zitate sollten ein Übriges tun.”

Über diesen Diskussionsabend der Evangelischen Studentengemeinde über Pädophilie, der im Juli 1977 stattfand, berichtet Prof. Dr. Klaus Berger in seinem Buch Glaubensspaltung ist Gottesverrat, Pattloch 2006. Das Zitat bringt Urs Keusch in seinem Artikel Wir müssen alle umkehren und Buße tun!, in der Katholischen Wochenzeitung vom 30. April 2010. Er zeigt an weiteren Beispielen, wie diese Denkweise aus der Welt in die Kirche eingedrungen ist. Und dann zeigen sich Leute wie Christian Geyer empört, wenn Papst Benedikt XVI. in seinem Brief an die Iren die Wahrheit sagt und die Konsequenzen zieht.


GB wirft ZdK Irreführung vor

“Wer wie die Laienorganisation „Zentralkomitee der deutschen Katholiken“ (ZDK) in diesem Zusammenhang eine Überprüfung des Zölibats anmahnt, nimmt wissentlich in Kauf, dass damit der wissenschaftlich verneinte Zusammenhang zwischen Zölibat und Pädophilie als irrige Vermutung in der Öffentlichkeit weiterbesteht und trägt so zum Generalverdacht des Berufsstands der Priester bei.”

Aus der Stellungnahme der Generation Benedikt zum aktuellen Missbrauchsskandal.


Papstbrief

Der Hirtenbrief des Papstes vom 19. März 2010 an die Katholiken Irlands ist auf der offiziellen Vatikan-Website veröffentlicht worden. Tagelang warf man dem Papst vor, dass er geschwiegen habe, nun wirft man ihm vor, dass er gesprochen hat: “Wir wollen keine salbungsvollen Worte mehr”, lautet laut Standard eine Reaktion Betroffener in Österreich auf den Brief des Papstes.

Auf der Website Ja zur Kirche kann man seine Verbundenheit mit dem Heiligen Vater bekunden. Außerdem hat “Triff-den-Papst” hat auf ihrer Website die Möglichkeit eingerichtet, dem Papst online Glückwünsche zu seinem Geburtstag am 16. April zu übermitteln.


Unterstützungsaktion für Papst Benedikt XVI.

Angesichts der gegenwärtigen Medienkampagne, die den Papst in den Missbrauchsskandal hineinziehen will, gibt es nun eine Aktion von französischer Seite, die es ermöglicht, dem Papst seine Unterstützung zu bekunden. Den Brief, mit dem man sich online solidarisieren kann, gibt es in französischer und deutscher Sprache.


Missbrauchsskandal:
Gescheiterte Versuche seiner Instrumentalisierung

Christian Weisner von “Wir sind Kirche” ist vom Papstbrief über die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche enttäuscht, weil der Papst den Zölibat und die katholische Morallehre nicht in Frage gestellt hat und am katholischen Priesterbild festhält. Hubert Patterer von der Kleinen Zeitung kreidet ihm an, dass er weiterhin “Frauen vom Weiheamt ausschließt”. Für diese Art von Kritiken gilt: Man ist enttäuscht, dass der Papst katholisch bleibt.

Der Papst hat in scharfen Worten die persönliche Verantwortung der Täter angemahnt. Dementsprechend setzt er auf eine geistliche Erneuerung, jene Kritiker dagegen auf eine Strukturreform. Der Papst sieht in jenen Verbrechen ein Verrat der Priester an ihrem eigenen Priestertum, ihm geht es deshalb um eine Rückgewinnung priesterlicher Identität als Prävention gegen weiteres Versagen. Deshalb mahnt er “das erneute Studium der Dokumente des Konzils” an. Die Splittergruppe “Wir sind Kirche”, die vor einem Jahr sich nicht genug tun konnte, sich als Verteidigerin des Konzils aufzuspielen und dessen Annahme zu fordern (vgl. Konzilsstreit), übergeht dies nun geflissentlich, wohl wissend, dass sie sich für ihre Forderungen nach Aufhebung des Zölibats, Lockerung der Morallehre und Änderung des Priesterbildes in keiner Weise auf das Zweite Vatikanische Konzil berufen kann.

Fazit: In die Reaktionen echter Betroffenheit und ehrlicher Entrüstung über die Missbrauchsverbrechen mischt sich auch die Heuchelei mancher Kirchenkritiker, die jene Vergehen für ihre Anliegen zu instrumentalisieren versuchten und es nun dem Papst verübeln, dass er vor ihnen nicht eingeknickt ist.


Das Verhalten der Süddeutschen Zeitung

Die Tagespost analysiert in ihrer Ausgabe vom 16. März 2010 das Verhalten der Süddeutschen Zeitung und kommt zum Ergebnis: "Die 'Süddeutsche Zeitung' versucht mit aller publizistischen Gewalt, die Aufarbeitung der Fälle von Missbrauch Minderjähriger an katholischen Einrichtungen in Deutschland dafür zu benützen, um Papst Benedikt XVI. und damit das Papstamt und damit den Kern der römisch-katholischen Kirche zu diskreditieren."
Für einen Höhepunkt der Verleumdung sorgte in der SZ inzwischen der Theologe Hans Küng.


Fremdschämen für den faktenresistenten Furor

Solange noch Kommentare wie diese zwei erscheinen, ist der bundesdeutsche Journalismus noch nicht ganz verloren:

Hubert Maessen hat in einem Kommentar, der am 18. März vom WDR ausgestrahlt wurde, die Nullmeldungen der dpa und anderer Medien über das angebliche Schweigen des Papstes zum Missbrauchsskandal in Deutschland unter die Lupe und aufs Korn genommen. Dass beispielsweise der Papst beim Angelus am 14. März kein Wort des Trostes oder der Entschuldigung gesagt habe, war der dpa mehrere Meldungen wert. Doch diese “Moral-Apostelei”, so Maessen, habe in Nachrichten nichts zu suchen. “Muss der Papst sprechen, wenn in Deutschland auf den Knopf gedrückt wird? Darf er nicht länger nachdenken, als es seine Kritiker zu tun scheinen? Will man ihm ernsthaft unterstellen, er billige durch Schweigen den Missbrauch? Nein, will man nicht unterstellen? Ja, aber den Eindruck, den erweckt man, und das ist so billig, das ist so unfair, das ist so neben der Spur, dass man ans Fremdschämen kommt.”

Alexander Kissler stellt in seinem Kommentar Papst und Hush Puppy,klar, dass der Papst für die ganze Weltkirche verantwortlich sei und deshalb nicht “auf Zuruf aus jenem Land, aus dem er zufällig stammt, Presseerklärungen abgeben” könne. Die gegenwärtige Berichterstattung über das angebliche Schweigen des Papstes nennt er einen “faktenresistenten Furor wider den Papst”, der nur aus zwei Quellen gespeist sein könne: Ignoranz oder Infamie. “Infam ist es, die päpstliche Rede als Schweigen zu bezeichnen, weil sie nicht den wütenden Wunsch nach maximaler Weltlichkeit befriedigt. Täglich in Ansprache, Predigt, Sakrament spricht dieser Papst. Wer hören will, der möge hören – zum Beispiel auf ...”

Da jeder Missbrauch ein praktizierter Glaubensabfall sei, sieht Kissler in dem vom Papst angeordneten Maßnahmenbündel die richtigen Mittel zur Überwindung der innerkirchlichen Ursachen des Missbrauchsskandals. Damit erweist sich Kissler als ein Analyst, der die Situation scharfsinniger erfasst als viele seiner Journalistenkollegen einschließlich des FAZ-Feuilletonisten Christian Geyer, dessen Kritik am Papst auf den törichten Vorwurf hinausläuft, dass der Papst eben nicht den Weg fortsetzt, der zum praktizierten Glaubensabfall geführt hat. Um sich vor ähnlichen Torheiten zu bewahren, könnte sich mancher Journalist den Schlusssatz Kisslers hinter den Spiegel stecken: “Weltfremd erscheint Benedikt denen, die ihren Kopf für die ganze Welt halten.”


Die Mär vom schweigenden Papst

In der Welt-Online hat Bischof Robert Zollitsch am 17. März 2010 mit klaren Worten den Vorwurf, dass der Papst schweige, zurückgewiesen. Der Papst habe die richtigen Worte zum Missbrauch gefunden, aber das Gewicht eines Wortes wachse nicht durch die Anzahl seiner Wiederholungen.

“Der Papst muss derzeit für vieles herhalten. Oft genug will ihn niemand hören, jetzt wird ihm auf breiter Front vorgeworfen, er schweige zu den Missbrauchsskandalen im Raum der katholischen Kirche in Deutschland. Was alles wird dann morgen noch von diesem Mann verlangt? Dass er sich an Runde Tische setzt?”

Auch den naiven Germanozentrismus gewisser Medien wie der Süddeutschen nimmt er aufs Korn: “Bei der Mär vom schweigenden Papst wird übersehen, dass es nicht den Papst für Deutschland und nicht den Papst für Spanien gibt. Es gibt nur den einen Papst für die weltweite Kirche.”
Der ganze Artikel trägt den Titel Was soll der Papst noch Neues sagen?

Danke, Bischof Zollitsch!


Hysterischer Ruf

Dieser ständige Ruf, dass der Papst nun ein eigenes Wort an Deutschland richten müsste, kommt mir manchmal etwas hysterisch vor. Denn der Papst ist der Oberhirte für die ganze Kirche. Wenn er etwas erklärt, dann spricht er immer zu allen. Ausgerechnet die Leute, die uns sonst gelegentlich vorwerfen, wir würden mit Blick auf Rom viel zu weisungsgebunden und abhängig sein, vermissen jetzt ein Wort des Papstes. Aber dieses Wort braucht man nicht zu vermissen, denn der Papst hat sich x-mal zum Missbrauch geäußert und ihn verurteilt - etwa bei seiner USA-Reise 2008 oder während seines Australienbesuchs 2008 oder bei anderen Gelegenheiten, wie etwa in dem Brief an die Kirche in Irland in diesem Frühjahr. Dinge, die einerseits fast selbstverständlich und andererseits öfter gesagt sind, muss der Papst nicht gebetsmühlenartig wiederholen - schon gar nicht auf Befehl.

Karl Kardinal Lehmann in einem Interview mit Angelika Prauß von der KNA vom 19. April 2010


Die Wahrheit auf den Kopf gestellt

Die Kampagne der New York Times und ihrer Nachbeter

“Die Dokumente belegen, daß die einzigen, die sich für die Schandtaten von P. Murphy interessierten und dagegen vorgingen, die amerikanischen Bischöfe und die Glaubenskongregation in Rom waren, während die staatlichen Behörden der USA die Mißbrauchsfälle einfach archivierten. Besonders die Glaubenskongregation, die erst in den Jahren 1996 und 1997 mit dem Fall befaßt wurde, gab klare und unmißverständliche Anweisungen, wie gegen Murphy vorzugehen sei, obwohl die Mißbrauchsfälle bereits Jahrzehnte zurücklagen und laut kanonischem Recht eine Verjährung eingetreten war. Diese wurde jedoch wegen der Schwere der Taten aufgehoben.”

So heißt es in einem Artikel von Riccardo Casciolo in der italienischen Zeitung Avvenire vom 25. März, der im Internet auch auf Deutsch erschienen ist. Er analysiert den angeblichen Vertuschungsfall durch die Glaubenskongregation, der von der New York Times veröffentlicht und von weiteren Medien begierig aufgegriffen wurde, teilweise die Wahrheit noch mehr verdrehend, etwa bei der Tagesschau.

Der Avvenire wertete für seine Analyse die Dokumente aus, die die NYT selber kürzlich ins Internet stellte, und kommt zum Ergebnis: “Liest man die gesamte Dokumentation der NYT auf ihrer Internetseite jedoch genau, stellt man fest, daß sie das genaue Gegenteil einer solch tendenziösen Lesart enthält.”

Doch das hindert Medien wie oe24.at nicht, das Märchen von der Vertuschung noch Tage später an Hand desselben Falls weiterzuverbreiten.


Warum gegen Benedikt?

Als Pastor in einer täuferischen Gemeinde habe ich natürlich im Hinblick auf die katholischen Dogmen meine Vorbehalte. Der Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Geistliche ist eine wahre Schande und ich kann das Entsetzen verstehen, das viele empfinden, wenn jahrelang bewusst Verschwiegenes plötzlich ans Licht kommt. Aber Kindesmissbrauch ist kein katholisches Problem. Es ist der furchtbare Auswuchs einer Gesellschaft, die nach dem Mythos sexueller Freizügigkeit jagt, der ständig von der Mode- und Unterhaltungsindustrie genährt wird. In den letzten zwei Jahrzehnte habe ich Papst Benedikt zu verschiedenen Anlässen getroffen und ihn dabei als einen gottesfürchtigen Mann kennengelernt, dessen einziges Verlangen darin besteht, Jesus und seiner Schar zu dienen. Aufgrund seiner Überzeugung wurde er von vielen als “Konservativer” abgestempelt und verachtet - was nicht überrascht. Jesus selbst hat vorhergesagt, dass die Seinen immer gehasst werden. Das sollte uns nicht entmutigen, sondern umso mehr darin bestärken, den Papst im Gebet zu tragen, damit er weiterhin das Böse mit Gutem vergelten möge.
Johann Christoph Arnold aus New York in einem Leserbrief an Idea Spektrum, 12/2010


Die Absichten der Kampagne

“Dass es die heutige Welt wagt, auf diese Weise als Ankläger gegen den Papst aufzutreten, offenbart das wahre Ausmaß der Feindseligkeit gegen die katholische Kirche, den Eisberg, der sich unter dieser Spitze verbirgt. Es geht den Machern längst nicht mehr um Missbrauchsopfer, auch nicht um die Wahrheit. Denn jeder ehrliche Beobachter muss zugestehen, dass niemand so zielstrebig für die lückenlose Aufklärung der Missbräuche und die Heilung der Opfer gekämpft hat wie Ratzinger als Kardinal und später als Papst. Man denke nur an die schonungslose Auseinandersetzung mit dem Gründer der ‘Legionäre Christi’. Die Forderungen des Papstes in Bezug auf sexuellen Missbrauch sind alle seit langem bekannt. Wenn ihm nun Schweigen vorgeworfen wird, geht es um etwas anderes. Diejenigen, denen das unfehlbare Lehramt der katholischen Kirche ein Dorn im Auge ist, wittern Morgenluft. Sie möchten den Felsen Petri mit seinem kompromisslosen Einsatz für die Würde des menschlichen Lebens, diese Festung in der Brandung des Meeres zu Fall bringen. Da die Gegner plötzlich eine entscheidende Chance zu sehen glauben, setzen sie zum Generalangriff an. Wer bedenkt, mit welch heiliger Demut und Aufrichtigkeit Benedikt XVI. die Kirche von ihren Übeln zu reinigen versucht, kann die derzeitigen Manöver nur als Szenarium des Widersachers deuten. Er scheint ungeheure Angst vor den Auswirkungen dieses Pontifikats zu haben und reagiert wie immer mit Aggression.”

So schreiben Erich Maria Fink und Thomas Rimmel im Artikel Der Papst unter dem Kreuz, der in der Mai-Ausgabe von Kirche heute erschienen ist.

Zu den Hauptmachern der Kampagne gehört die New York Times. Sogar kirchenkritische Autoren wie der New Yorker Sexskandalreporter David Rosen wirft ihr eine “systematische Kampagne” und selektiven Journalismus vor. Und der spanische, jüdische Schriftsteller Jon Jurasti nahm die Kirche und Papst Benedikt XVI. gegen die Kampagne in Schutz: Nicht einmal ihm, der kein Katholik sei, sei “das gewaltige moralische Format des derzeitigen Papstes” entgangen, “im Vergleich zu seinen derzeitigen und sprießenden Widersachern, einer wahrhaft hetzenden Meute”.

Um so befremdlicher ist es, dass nun ausgerechnet das evangelikale Medienmagazin pro (2/2010) die Mär vom schweigenden Papst erneuert und sarkastisch fragt, ob der Vatikan wieder Jahrhunderte wartet, um “öffentlich reinen Tisch zu machen.” Vielleicht sollten die Autoren Anna Wirth und Jörn Schumacher einmael den Hirtenbrief an die Katholiken Irlands lesen. Nach Prof. Philip Jenkins in seinem Werk Pedophiles and Priests liegt der Anteil pädophiler Geistlicher im katholischen Bereich zwischen 0,2 und 1,7 %, im protestantischen Bereich zwischen 2 und 3 %. Dementsprechend liegt auch die Anzahl der Missbrauchsfälle höher (cf. den Einblick in statistische Erhebungen bei Johannes M. Schwarz). Wo bleibt denn da die Klage über das Schweigen des Generalsekretärs der Weltkirchenrates?


Aufklärung über die Aufklärer

Es häufen sich die Beiträge, die über die momentane Medienkampagne gegen den Papst aufklären und deren Arbeitsweise analysieren. Neben Frank W. Haubold (Kampagne gegen Papst Benedikt: Die Stunde der Verleumder. Über die Arbeitsweise von „New York Times“, „Spiegel“, „Welt“ und „Süddeutscher Zeitung“) möchte ich den früheren italienischen Senatspräsidenten Marcello Pera erwähnen, der von einem “groß angelegten Kampf des Laizismus gegen das Christentum” spricht, und Vincent Sperling, der im Detail zeigt, wie gegen den Pressekodex verstoßen wurde: “Ohne Zahl sind die suggestiven oder verleumderischen Titel und Überschriften in Presse, Rundfunk und Fernsehen, die sich geradezu überschlagen, um dann von der nächsten Artikelwelle abgelöst zu werden: ‘Der Papst muss eines Tages seine Schuld gestehen’, ‘Wusste der Papst doch mehr?’ (Tagesschau), ‘Die Skandale rücken näher’ (Welt Online), ‘Kardinal Ratzinger hüllte sich in Schweigen’ (Südwest Presse). Und hier geht es nicht um neue Nachrichten, sondern um Behauptungen einer Zeitung, die auf Behauptungen von Anwälten gestützt sind, die wiederum auf Jahrzehnte zurückliegende Ereignisse bezug nehmen.”


Pornographische Phantasien

“Pornographische Phantasien” wirft Patrick Bahners in der FAZ vom 13. April 2010 Christopher Hitchens vor, der zusammen mit Richard Dawkins den Papst vor Gericht zerren will. Denn die beiden Exponenten des Neuen Atheismus sehen die Kirche als globalen Kinderschänderring, und im Lichte dieses Verdachts deutet Hitchens dementsprechend einschlägig sogar die erzbischöfliche Anweisung Ratzingers, dass Kinder vor der Erstkommunion zur Beichte gehen sollen: “Nehmt sie euch, wenn sie noch jung sind.”

Doch die Steilvorlage für diese Phantasien lieferte Hans Küng. Er stellte den seinerzeitigen Präfekten der Glaubenskongregation und jetzigen Papst als den Hauptverantwortlichen für die weltweite Vertuschung hin, indem er aus dessen Maßnahme im Jahr 2001, die die Meldepflicht für die Bischöfe bei Fällen von Kindesmissbrauch einführte, das Gegenteil machte: Die Meldepflicht an den Heiligen Stuhl sollte der Vertuschung einen Riegel vorschieben. Sie war Teil der Null-Toleranz-Strategie von Kardinal Ratzinger, die im Verein mit bischöflichen Maßnahmen vor Ort einen solchen Erfolg hatte, dass seitdem die Zahl der Kindesmissbräuche rapide gesunken ist. Dass die sogenannte “päpstliche Geheimhaltung” nichts anderes als ein Dienstgeheimnis ist, wie es auch im staatlichen Bereich selbstverständlich ist, und keineswegs die Strafanzeige bei den staatlichen Behörden ausschließt, weiß, so darf man annehmen, ein Theologe wie Hans Küng ganz genau. Dennoch verdreht er die Wahrheit und macht daraus eine systematische Vertuschung. Für andere Theologen wie Peter Bürger, Mitglied von Pax Christi, ist das wiederum schon ein detaillierter Nachweis für die Verantwortung des Papstes an der ganzen Misere. So dreht sich munter das Zitatenkarussell. Übrigens: Wie interessegeleitet die Abrechnung ist, die Peter Bürger mit Benedikt XVI. in einem Telepolis-Artikel vornimmt, zeigt sich in der Tatsache, dass er allen Ernstes die tridentinische Liturgie judenfeindlich nennt und dies der einzige Aspekt ist, unter dem er ihre Wiederzulassung zu bewerten weiß.

Bereits der Jesuit Klaus Mertes, der im Januar den Stein ins Rollen brachte, hatte die Marschrichtung vorgegeben, indem er, wie Bahners beobachtete, “sein Versprechen rücksichtsloser Aufklärung und Ursachenforschung mit maßloser Polemik gegen die kirchliche Lehre und die kirchlichen Autoritäten verknüpft”. Ihn interessierte nach eigenem Bekunden nicht das Motiv des einzelnen Täters, sondern “das vertuschende System”. So war es nur eine Frage der Zeit, bis die Kampagne auch den an der Spitze des Systems stehenden Papst erreichte, auch wenn die von der New York Times und der Süddeutschen Zeitung herbeigezerrten Fälle bei näherem Hinsehen wie ein Kartenhaus zusammenfielen.

Fazit: Die Phantasien Hitchens’ und Dawkins’ und ihr Versuch, den Papst verhaften zu lassen, sind nur die Konsequenzen der Verleumdungen, die Theologen wie Hans Küng in die Welt gesetzt haben.


Der groteske Vorwurf des Gotthold Hasenhüttl

Am 21. März 2010 brachte die dpa eine Meldung, die ein grelles Licht auf den Zustand deutscher Universitätstheologie wirft: Der Saarbrücker Theologie-Professor Gotthold Hasenhüttl habe Papst Benedikt XVI. für die systematische Vertuschung sexuellen Missbrauchs verantwortlich gemacht, weil dieser als Präfekt der Glaubenskongregation im Jahr 2001 allen Bischöfen untersagt habe, Missbrauchsfälle an die Öffentlichkeit zu tragen.

In Wirklichkeit hatte Kardinal Ratzinger in jenem Jahr die Verfolgung sexueller Missbrauchsfälle zur Chefsache gemacht, d. h. die Bischöfe zur Anzeige beim Heiligen Stuhl verpflichtet, damit nichts verschleppt werde und ein kanonischer Strafprozess gewährleistet sei. Dass die Untersuchung unter kirchliches Dienstgeheimnis fällt, ist eine selbstverständliche und uralte Bestimmung, die Ratzinger lediglich erneuerte. Eine strafrechtliche Verfolgung staatlicherseits ist damit nicht ausgeschlossen.

Eine allgemeine Anzeigepflicht gegenüber den staatlichen Justizbehörden halten aber Fachleute wie Prof. Dr. Norbert Leygraf, ein renommierter psychiatrischer Gutachter, für falsch. Es sind gerade die Opferverbände, die sich dagegen aussprechen, weil dadurch die Hemmschwelle von Missbrauchsopfern, sich zu offenbaren, erhöht wird. Deshalb gibt es nicht einmal für Jugendämter eine solche Verpflichtung. Ob eine Strafanzeige erstattet wird, muss von Fall zu Fall geprüft werden, wobei das Opferinteresse Vorrang hat. Zu diesem Ergebnis kam auch eine Expertenanhörung im Bundestag 2003.

Aber Hasenhüttl will nicht etwa nur eine Anzeigepflicht, sondern darüberhinaus die Verpflichtung zur Verständigung der Öffentlichkeit! Das Gegenteil ist für ihn Vertuschung. Ein grotesker Vertuschungsbegriff!

Also, liebe Missbrauchsopfer: Meldet euch in Zukunft beim Herrn Professor in Saarbrücken! Dann könnt ihr am nächsten Tag euren Fall in der BILD nachlesen. Denn der böse Papst in Rom weigert sich, eure Akten an die Presse zu geben.

Auf diesen Irrsinn läuft der Vertuschungsvorwurf von Hasenhüttl hinaus. Doch der dpa war dies allemal eine Meldung wert.


Die Wurzeln des Missbrauchs nicht vertuschen!

Siebtens: Nicht Vertuschen: Der alle übertönende Schlachtruf gegen die Kirche lautet: Nicht mehr Vertuschen! Und wahr ist, so mancher Missbrauch in der Kirche konnte geschehen, weil die Verantwortlichen nicht hinschauten und nicht handelten, wenn sie eigentlich sahen! Zuzugeben ist, früher war man sich der Tragweite des sexuellen Missbrauchs nicht bewusst, man unterschätzte die Folgen für die Opfer. Das mag als Milderungsgrund für die Verantwortlichen gelten, Entschuldigung ist es nicht! Also, hinschauen und nicht vertuschen bleibt der Imperativ für die Kirche und auch für die Welt. Aber nicht vertuschen heißt auch nicht: Wendet euch an die Presse, es heißt nur: Hinschauen und situationsgerecht handeln. Gegenüber den Verantwortlichen der Kirche muss man hinzufügen: Die Wachsamkeit darf nicht erst dem “handfesten” Missbrauch gelten, sie muss bei der Lehre beginnen, die vielen gängigen “Häresien” bezüglich der Sexualität dürfen in der Kirche nicht geduldet werden, sie sind auch ein “Missbrauch” gegenüber dem Volk Gottes. Sie zu dulden ist auch ein Skandal, der nicht vertuscht werden darf!

Aus: Weihbischof Andreas Laun, Acht Gesichtspunkte zum Missbrauchsskandal, in: Kirche heute, 4/2010, S. 9.


Missbrauchsskandal: Was nottut

Selbstverständlich muß die Kirche immer damit rechnen, daß in ihren Schulen und Internaten einzelne Erzieher sich an den Schülern vergreifen, das liegt in der Natur der Sache. Wo Kinder unterrichtet werden, finden sich stets auch Persönlichkeiten mit pädophilen Neigungen ein. Wir müssen uns aber fragen, wieso es in katholischen Internaten gerade in den unmittelbar auf das Zweite Vatikanische Konzil folgenden Jahren gehäuft zu Sexualstraftaten von Priestern gekommen ist. Es führt kein Weg an der bitteren Erkenntnis vorbei: das Experiment des “Aggiornamento”, der Angleichung der Kirche an die säkularisierte Welt, ist auf furchtbare Weise gescheitert. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil legten die meisten Priester die Priesterkleidung ab, sie hörten auf, täglich die Heilige Messe zu feiern und sie beteten nicht mehr täglich das Brevier. Die nachkonziliäre Theologie tat alles, um das überlieferte Priesterbild vergessen zu lassen. Alle Institutionen, die einem Priester auf seinem schwierigen und einsamen Lebensweg Hilfe geleistet hatten, wurden in Frage gestellt. Was Wunder, wenn viele Priester in diesen Jahren sich nicht mehr in überlieferter Weise als Priester empfinden konnten. Die priesterliche Disziplin, die gezielt verdrängt worden ist, wurde sehr weitgehend im Konzil von Trient formuliert. Auch damals war es darum gegangen, einer Verkommenheit des Klerus zu wehren und das Bewußtsein von der Heiligkeit des Priesteramtes neu zu wecken. Es ist schön, wenn jetzt die Amtsträger der Kirche die Opfer der Missetaten um Vergebung bitten, aber noch wichtiger wird es sein, die Zügel der Disziplin im Sinn des Konzils von Trient wieder anzuziehen und zu einem Priestertum der katholischen Tradition zurückzukehren.

Martin Mosebach in einem Interview mit Alexander Görlach vom The European vom 3. April 2010.


Zölibat und Verlogenheit

Noch einmal: Ich glaube nicht daran, dass es einen Zusammenhang zwischen Zölibat und Pädophilie gibt, und ich kenne keinen Fachmann, der das behauptet.
Ich glaube im Gegenteil, dass der Zölibat diese Verbrechen eher verhindert, weil er eine zusätzliche moralische Sperre aufrichtet. Es ist viel eher die kirchenfeindliche Partei der Gegenseite, die humanistische Union, der Grünen-Politikerinnen wie Claudia Roth und Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberg angehören, die noch in den 80-er Jahren umstandsfreien Sex mit 12-Jährigen propagierte. Es ist gewaltig viel Verlogenheit im Raum, und jeder eifernde Idiot, der schon immer gerne auf der Kirche herumtrampeln wollte, darf es nun unbefangen tun.
Spiegel-Autor Matthias Mattussek auf seiner Homepage

Schon einige Tage zuvor war Alexander Görlach auf seinem Blog bei stern.de auf diese Verlogenheit eingegangen:
Die politischen Kirchenfeinde Leutheusser-Schnarrenberger, Claudia Roth und Renate Künast werden nicht müde, die Kirche zu kritisieren. Dabei gehören sie alle drei dem Beirat der Humanistischen Union an, die sich für straffreien Sex mit Kindern stark gemacht hat. An Bigotterie kann die sicher nicht um Raffinessen verlegene katholische Kirche hier noch etwas lernen. Das Schlimme daran ist doch, dass es dem politischen Personal nicht um die Opfer geht, sondern um ihre persönliche Abrechnung mit der Kirche.


Homos, Pädos und Grüne

Der grünen Doppelmoral geht Eckhard Nickig in einem ganzseitigen Beitrag in Idea Spektrum (Ausgabe vom 14. April 2010, S. 23) auf den Grund. Er zeigt die Verquickung zwischen der Homosexuellen- und Pädophilenbewegung und führt etwa das Zeugnis von Manfred Bruns an, dem Sprecher des Lesben- und Schwulenverbandes: “Hinsichtlich der Päderasten kam die Schwulenbewegung zu der Auffassung, dass gewaltfreie Sexualität mit Kindern legalisiert werden sollte.” Bei den Grünen wurde dieses Anliegen weit vorangetrieben. Deren Landesarbeitsgemeinschaft in NRW “Schwule und Päderasten” forderte 1985 die Abschaffung der Strafbarkeit gewaltfreier sexueller Handlungen mit Kindern. Das entsprechende Papier wurde auf der Landesdelegiertenkonferenz in Lüdenscheid mit 76 zu 53 Stimmen als Diskussionspapier akzeptiert. Auch der Schwulen-Aktivist Volker Beck forderte eine Entkriminialisierung der Pädosexualität.

Heute wehren sich die Schwulenaktivisten dagegen, mit den Pädophilen in Verbindung gebracht zu werden. Doch warum? Dazu Manfred Bruns: “Heute grenzen sich fast alle Schwulengruppen von den Pädos ab, weil sie die Erfahrung gemacht haben, dass sie sonst ‘geächtet’ werden und politisch nichts mehr ausrichten können.” Dazu Nickig: “Das heißt im Klartext wohl nichts anderes, als dass sich die Homo-Lobby nur aus taktischen Gründen von Pädosexuellen abgesetzt hat, jedoch nicht, weil sie deren Positionen für falsch hält.”

Kein Wunder, dass sich selbst eher kirchenkritische Journalisten wie Gernot Facius von grüner Heuchelei angewidert fühlen und sie anprangern: “Im Lager der Grünen wie im mit Hochkarätern aus der Politik besetzten Beirat der ‘Humanistischen Union’ wurde lange straffreier Sex zwischen Erwachsenen und Kindern propagiert. Daran möchte man heute ungern erinnert werden. Lieber drosch man auf Papst, Bischöfe und Priester ein und stilisierte jedes Versagen in der Vergangenheit zum GAU für die Kirche. Man setzte sich munter darüber hinweg, dass es in Deutschland seit acht Jahren praktisch keine schwerwiegenden Fälle von Kindesmissbrauch im Klerus gegeben hat - weil die 2002 verabschiedeten bischöflichen Richtlinien (so unvollkommen sie im Detail noch sein mögen) doch Wirkung zeigen.”


Die Pfaffen sind die Doofen

"Die Missbrauchsskandale kamen gerade recht, um die Kirche und ihre Vertreter wie Paria zu behandeln. Mit einer unglaublichen Wut zerren Journalisten selbst am Ärmel des Papstes und versuchen, ihn in den Schlamm der Vergehen von Geistlichen an Kindern hineinzuziehen. Das Spiel geht seit der Aufklärung so. Die Pfaffen sind die Doofen, die Kirchgänger sind katholisches Herdenvieh und was die Mönche unter ihrer Kutte treiben, das weiß niemand so genau. Und wie verächtlich 'die Welt' vom Papst sprechen kann, musste man in den zurückliegenden Wochen wieder erleben. Das Spiel ist nicht neu. Neu ist nur, dass mancher auch innerhalb der Kirche allmählich ähnlich denkt."
So schreibt Guido Horst im Editorial zum neuesten Vatican-Magazin (April 2010). Diese Behandlung als Paria mußte der Leiter des Pattloch-Verlages Bernhard Meuser auf der Leipziger Buchmesse erleben: “Christen waren unter den an sich freundlichen und toleranten Besuchern der Buchmesse die ‘Parias’ - das Letzte”, schreibt er in Idea Spektrum vom 24. März 2010. Trotz dieser bitteren Erfahrung besitzt er aber die Größe, die Berechtigung der Empörung angesichts der Missbräuche und vor allem der Komplizenschaft “mancher Pfarrer und Bischöfe” durch Vertuschung zuzugeben.
Der springende Punkt der Gegenkritik dient nicht der Beschönigung des Skandals, sondern bezieht sich auf seine antikatholische Instrumentalisierung: Obwohl Papst Benedikt XVI. gerade derjenige ist, der der Vertuschungsmentalität den Kampf angesagt und das Ende bereitet hatte, wird er nun Gegenstand der Verleumdung. Mit seiner Person soll auch seine ganze Linie der Glaubenserneuerung diskreditiert werden, ja das Papsttum als solches und die Kirche in ihrer Lehre und ihrer hierarchische Struktur in Frage gestellt werden. Es sind die seit der Aufklärung gewohnten Kirchengegner, die nun erneut ihr Süppchen kochen wollen. Insofern trifft die Gegenkritik Horsts den Nagel auf den Kopf. Nur seinen letzten Satz würde ich korrigieren: Innerhalb der Kirche beginnt man nicht erst so zu denken, sondern tut es schon lange. So ist in der gegenwärtige Kampagne die Allianz der Küngs und Ranke-Heinemanns mit einer glaubensfeindlichen Presse ein Phänomen, das man seit vierzig Jahren gewohnt ist.


New York Times ein zweites Mal blamiert

Nun hat sich auch der zweite Fall, den die New York Times publik machte, um den seinerzeitigen Kardinal Joseph Ratzinger der Vertuschung zu überführen, der Fall Stephen Kiesle, in Luft aufgelöst. An der Fehlinterpretation dieses Falles durch die Zeitung tragen u. a. Übersetzungsfehler die Schuld.
Schon mit dem ersten Fall, dem Fall Lawrence Murphy, hatte sich die New York Times dermaßen blamiert (wir berichteten), dass sich sogar Paolo Rodari von der italienischen Tageszeitung Il Foglio über den amerikanischen Journalismus lustig machte und Gernot Facius der NYT Schlamperei vorwarf. Wie sehr Facius mit seiner Einschätzung, dass es nicht mehr um Nachrichten, sondern um Meinungsmache gehe, recht hat, zeigte in diesem Zusammenhang die Tagesschau, die den bereits tendenziösen Bericht der NYT nochmals verfälschend und verschärfend wiedergab.
Und wenn dann Kardinal Angelo Sodano diese Kampagne gegen den Papst als “belangloses Geschwätz” qualifiziert, gibt es Medien wie den ORF, die so tun, als ob die Kirche damit den Missbrauchsskandal als solchen abtun würde.


Analyse einer Medienkampagne

In der Maiausgabe des Informationsblatts der Priesterbruderschaft St. Petrus zeichnet Klaus Peter Kuhn das Medienverhalten im Missbrauchsskandal nach und weist detailliert nach, warum es sich tatsächlich um eine Kampagne gegen die Kirche handelt. Ein kleines Detail am Rande: “Vier Personen demonstrieren vor dem Vatikan. Dass dies als Meldung überhaupt gebracht wird, ist eigentlich schon seltsam genug, aber dass diese ‘Meldung’ es auch in die Abendnachrichten der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender schafft, kann nur wirklich nur noch als gezielte Meinungsmache verstanden werden.”
Entscheidend sind jedoch zwei andere Faktoren, die die Rede von einer Kampagne rechtfertigen: erstens die Selektion und Verdrehung von Fakten, um dem Papst etwas anzuhängen, zweitens die Erweckung des Eindrucks, sexueller Missbrauch sei vor allem in der katholischen Kirche verbreitet. In Wirklichkeit gilt: “Sexueller Missbrauch ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Die meisten Fälle finden in den Familien statt (Väter, Stiefväter, der böse Onkel etc.). Auch Sportvereine und Schulen haben mehr Fälle als die Kirche, und man muss nicht Priester werden, um sich an Kinder heranzuschleichen. Während die Kirche den Missbrauch immer abgelehnt hat - auch wenn es zu Vorfällen kam - sind Linke und Atheisten für dessen Freigabe eingetreten. Die Grünen brachten 1985 einen Gesetzentwurf ein, der das Verbot der Pädophilie streichen sollte, weil diese Paragraphen eine ‘bürgerliche Moralvorstellung’ ausdrücken. Der Grünen-Politiker Volker Beck ist noch 1988 für ‘Entkriminalisierung der Pädophilie’ eingetreten. Die radikal antikirchliche ‘Humanistische Union’, zu deren Beiräten die Bundesjustizministerin Leutheuser-Schnarrenberg und die grünen Politikerinnen Roth und Künast gehören, hat jahrelang einer ‘Arbeitsgemeinschaft Humane Sexualität’ eine Plattform geboten, die sich für Pädophilie stark macht, und führende Vertreter dieser ‘Arbeitsgemeinschaft’ sind in der ‘Humanistischen Union’ immer noch maßgebend.” So weit ein kleiner Auszug aus dem Artikel.
In einem weiteren Beitrag berichtet Fr. Thomas Brundage, der ehemalige oberste Richter der Erzdiözese Milwaukee, über das kanonische Verfahren im Mißbrauchsfall Murphy, den die New York Times aufgegriffen und verzerrt dargestellt hatte, um den damaligen Kardinal Ratzinger und jetzigen Papst Benedikt XVI. als Vertuscher hinzustellen.


Keine Vertuschung

Ein häufiger Vorwurf an die kirchlichen Autoritäten ist der, dass sie nicht die Vergehen der Pädophilie, von denen sie Kenntnis bekommen, den zivilen Behörden anzeigen.

In einigen Ländern mit angelsächsischer Kultur, aber auch in Frankreich sind die Bischöfe dazu verpflichtet, wenn sie außerhalb des sakramentalen Beichtgeheimnisses Kenntnis von Vergehen ihrer Priester erhalten, diese den Justizbehörden anzuzeigen. Es handelt sich um eine Verpflichtung, die alles andere als leicht fällt, denn diese Bischöfe sind dazu gezwungen, etwas zu tun, was man damit vergleichen könnte, dass Eltern ihren eigenen Sohn anzeigen. Dennoch geben wir in diesen Fällen die Vorgabe, das Gesetz zu respektieren.

Aus einem Interview der italienischen Zeitung L'Avvenire, in dem Msgr. Charles J. Scicluna, Mitarbeiter der Kongregation für die Glaubenslehre, aus der Arbeit der Kongregation im Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen durch katholische Priester erzählt.


Buße neu erlernen!

Konsequenzen aus den Sünden in der Kirche

Was kann uns der dritte Fall Jesu unter dem Kreuz sagen? Wir haben an den Sturz des Menschen insgesamt gedacht, an den Abfall so vieler von Christus in einen gottlosen Säkularismus hinein. Müssen wir nicht auch daran denken, wie viel Christus in seiner Kirche selbst erleiden muß? Wie oft wird das heilige Sakrament seiner Gegenwart mißbraucht, in welche Leere und Bosheit des Herzens tritt er da oft hinein? Wie oft feiern wir nur uns selbst und nehmen ihn gar nicht wahr? Wie oft wird sein Wort verdreht und mißbraucht? Wie wenig Glaube ist in so vielen Theorien, wie viel leeres Gerede gibt es? Wie viel Schmutz gibt es in der Kirche und gerade auch unter denen, die im Priestertum ihm ganz zugehören sollten? Wie viel Hochmut und Selbstherrlichkeit? Wie wenig achten wir das Sakrament der Versöhnung, in dem er uns erwartet, um uns von unserem Fall aufzurichten? All das ist in seiner Passion gegenwärtig. Der Verrat der Jünger, der unwürdige Empfang seines Leibes und Blutes, muß doch der tiefste Schmerz des Erlösers sein, der ihn mitten ins Herz trifft. Wir können nur aus tiefster Seele zu ihm rufen: Kyrie, eleison - Herr, rette uns (vgl. Mt 8, 25).
Joseph Kardinal Ratzinger in der Betrachtung zur 9. Station des Kreuzwegs, gebetet am Karfreitag 2005, den 25. März, 25 Tage vor seiner Wahl zum Papst.

Unter dem Neuen, das wir heute in dieser Botschaft entdecken können, ist auch die Tatsache, daß die Angriffe gegen den Papst und die Kirche nicht nur von außen kommen, sondern die Leiden der Kirche kommen gerade aus dem Inneren der Kirche, von der Sünde, die in der Kirche existiert. Auch das war immer bekannt, aber heute sehen wir es auf wahrhaft erschreckende Weise: Die größte Verfolgung der Kirche kommt nicht von den äußeren Feinden, sondern erwächst aus der Sünde in der Kirche. Und darum ist es für die Kirche zutiefst notwendig, daß sie neu lernt, Buße zu tun, die Reinigung anzunehmen; daß sie einerseits zu vergeben lernt, aber auch die Notwendigkeit der Gerechtigkeit sieht; denn Vergebung ersetzt die Gerechtigkeit nicht. Mit einem Wort, wir müssen gerade das Wesentliche neu lernen: die Umkehr, das Gebet, die Buße und die göttlichen Tugenden.
Benedikt XVI. im Interview mit Journalisten auf dem Flug nach Portugal am 11. Mai 2010

Der wahre Feind, den es zu fürchten und zu bekämpfen gilt, ist die Sünde, das geistliche Übel, das bisweilen leider auch die Mitglieder der Kirche ansteckt. Wir leben in der Welt – sagt der Herr –, doch wir sind nicht von der Welt (vgl. Joh 17,14). Wir Christen haben keine Angst vor der Welt, auch wenn wir uns vor ihren Verführungen hüten müssen. Wir müssen die Sünde fürchten und dabei stark in Gott verwurzelt sein, vereint im Guten, in der Liebe, im Dienst.
Benedikt XVI. in seiner Ansprache zum Regina Coeli am 16. Mai 2010


Das Zitat

“Der jüdische Dichter und Essayist Jon Juaristi schreibt in der großen spanischen Tageszeitung ABC: Es sei nicht notwendig, Katholik zu sein, um klar sehen zu können, wo dieses Medien-Kesseltreiben gegen Papst und Kirche hinführt, nämlich die Katholiken aus dem öffentlichen Raum zu verbannen. Dabei seien es nur der Papst und die Kirche, die den Missbrauch wirklich ernst genommen hätten.”

Aus: Michael Schneider-Flagmeyer, Durch die Krise zur Erneuerung, in: Der FELS, Mai 2010


Krebsheilung durch krebsfördernde Mittel?

“Der genannte Jesuitenpater tut so, als seien die Missbrauchsfälle typisch für die ‘alte’ Kirche. Tatsächlich datieren die Fälle aber aus der Zeit, die es mit Gut und Böse und mit Himmel und Hölle nicht mehr so genau nahm. Wie auch sonst in unserer Gesellschaft üblich, soll nun der Krebs durch krebsfördernde Mittel geheilt werden: Eine noch größere Anpassung an die Welt soll bewirken, dass die Ergebnisse einer schon viel zu weit gehenden Anpassung in den letzten Jahrzehnten wieder gut gemacht werden.”

Aus: Gerald Goesche, Über die Heiligkeit des Priesters, in: Vatican-Magazin Oktober 2010


Wird sich Gott der Trendwende anpassen?

"Drittens, und am schlimmsten, ist die mögliche Strafe, die sich die Täter beim Herrn zuziehen, wenn sie Rechenschaft ablegen müssen - vielleicht fällt endlich bei solchen Begebenheiten das moderne 'WirkommenalleindenHimmel'-Dogma. Vielleicht wird endlich jetzt mal wieder die Rede vom Gericht Gottes kanzelfähig. Das wird kein Spaß, wenn die Täter keine Reue und Umkehr zeigen."

So schreibt der Blogger von pax et bonum. Er hat Recht: Es wäre wünschenswert, die richtigen Folgerungen zu ziehen: dass es - nach einem Wort Dietrich Bonhoeffers - keine billige Gnade geben kann; dass Buße und Sühne notwendig, Gericht und Verantwortung wirklich, Strafe und Verdammung möglich sind; dass diese von einer modernen Theologie geächteten Begriffe mitsamt der dahinterliegenden Wahrheit wieder in ihre Rechte eingesetzt werden. Aber ich fürchte, es wird umgekehrt sein, nämlich dass jene Kreise, die Gott früher vorwarfen, er sei ein strafender Gott, ihm nun vorwerfen, er sei ein verzeihender; dass jene, die das Gericht Gottes nicht für kanzelfähig hielten, nun dem Gleichnis vom barmherzigen Vater die Kanzelfähigkeit absprechen. Die einschlägige Kritik am Brief des Papstes weist in diese Richtung. Und so wenig es dem Papst möglich ist, dieser Art von Kritikern irgend etwas recht zu machen, so wenig ist das auch dem lieben Gott. Aber da dieser auf deren Beifall kaum angewiesen ist, braucht uns das nicht weiter zu bekümmern ...


Der irische Missbrauchsskandal und die Leugnung in sich schlechter Handlungen

Wo die Guten nichts tun, gedeiht das Böse: So heißt der in der Tagespost vom 10. Dezember 2009 veröffentlichte Artikel, in dem sich Vincent Twomey SVD mit dem Missbrauchsskandal in Irland auseinandersetzt. Mit aller wünschenswerten Deutlichkeit prangert er grassierende Inkompetenz und Ignoranz in der Kirche Irlands an. Dazu gehöre die Tendenz einzelner Bischöfe, sich hinter der Bischofskonferenz zu verstecken und so die persönliche Verantwortung, die Kardinal Ratzinger schon 1994 angemahnt hatte, nicht wahrzunehmen.

Dann allerdings schlägt er einen interessanten Bogen zur zeitgenössischen Moraltheologie: “Das Problem wurde noch durch eine bestimmte Art von Moraltheologie verschlimmert, die in Abrede stellte, es gebe Handlungen, die in sich (intrinsisch) schlecht seien. Bestenfalls kommt dabei Untätigkeit in moralischer Hinsicht heraus; schlimmstenfalls jedoch ein lasterhaftes Verhalten.”

Diese Art von Moraltheologie wird heute von vielen Theologen vertreten, die im offenen Widerspruch zur Lehre der Kirche stehen. Sie vertreten die Ansicht, dass es keine in sich schlechten Handlungen gibt. Jede Handlung sei einer möglichen Güterabwägung unterworfen, und bei jeder Handlung sei die Möglichkeit in Rechnung zu stellen, dass es Umstände geben könne, unter denen sie gerechtfertigt sei. Darüber zu urteilen, ob ein solcher Fall vorliegt, liegt in der Gewissensentscheidung des Einzelnen. Demgegenüber lehrt die Kirche, dass es einerseits Handlungen gibt, die aufgrund bestimmter Umstände verwerflich sein können, andererseits aber auch Handlungen, die immer und unter allen Umständen verwerflich sind. Sie werden in sich schlecht (intrinsece malum) genannt. Der Clou der dissidenten Moraltheorie besteht gerade darin, die Existenz solcher Handlungen überhaupt zu leugnen. Wenn es keine in sich schlechten Handlungen gibt, dann ist es auch der Kindesmissbrauch nicht. Und dann ist es der Phantasie des Täters überlassen, Umstände und Gründe zu konstruieren, um sich vor seinem eigenen Gewissen zu entlasten und seine Tat zu rechtfertigen. Natürlich werden die Vertreter jener Moraltheorie das entrüstet zurückweisen und von einem Missbrauch ihrer Theorie sprechen. Außerdem wäre es interessant zu wissen, ob Twomey tatsächlich einen empirischen Zusammenhang zwischen der Theorie und dem irischen Skandal belegen kann. Aber es kann nicht geleugnet werden, dass mit der Zurückweisung der Lehre vom In-sich-Schlechten der Weg frei gemacht wird, die Güterabwägung auch auf den Missbrauch von Kindern anzuwenden, so wie einige Theologen, etwa die Moraltheologin Sigrid Müller, sie ja auch auf die Tötung von Kindern, nämlich ungeborenen, anwenden.

Es gab Theologen, die konnten sich nicht genugtun, gegen Papst Johannes Paul II. wegen seines Festhaltens an der traditionellen Lehre zu polemisieren. Als er in seiner berühmten, der Enzyklika Humanae vitae gewidmeten Rede vom November 1988 diese Lehre “einen Zentralpunkt der christlichen Lehre von Gott und Mensch” nannte, um weiter auszuführen: “Wohl gemerkt, was hier in Frage gestellt wird, wenn man diese Lehre ablehnt, ist der Gedanke der Heiligkeit Gottes selbst. Indem er uns dazu vorausbestimmt hat, heilig und makellos vor ihm zu sein, hat er uns ‘in Christus dazu geschaffen, in unserem Leben die guten Werke zu tun, die er für uns im voraus bereitet hat’ (Eph 2,10): jene sittlichen Normen sind einfach ein Erfordernis, von dem kein geschichtlicher Umstand dispensieren kann, ein Erfordernis der Heiligkeit Gottes, das sich konkret und keineswegs abstrakt jeder einzelnen menschlichen Person mitteilt”, da war dies mit ein Anlass für die Kölner Erklärung, in der über 220 Theologen, darunter etwa Franz Böckle, Johannes Gründel und Peter Eicher, gegen den Papst Stellung bezogen.


Missbrauchsskandal: Modernistischer Freibrief für die Sünde

Uwe C. Lay hat in Theologisches (September/Oktober 2010) auf einen weiteren Hintergrund der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche hingewiesen: die Lehre von der bedingungslosen Liebe Gottes: Wenn der Einzelne, wie viele modernistische Theologen lehren, niemals die Gunst Gottes verlieren kann, dann wird Gott für seine ethische Lebenspraxis irrelevant. “Jetzt kann der Christ im Einklang mit der gepredigten Moral unbeschwert sündigen, weil er nie in Gefahr gerät, aus der Liebe Gottes herauszufallen, weil er immer, auch im tiefsten Sündenpfuhl sich suhlend, ein von Gott Angenommener bleibt. Und das ereignet sich am augenfälligsten in den sexuellen Mißbräuchen in der Kirche, nicht einfach, weil die Welt erfüllt ist von fleischlicher Begierde, sondern weil die Destruktion der katholischen Sexualmoral durch die Verkündigung des unbedingt liebenden Gottes selber der Freibrief dafür ist, nun getrost fleischlich zu leben.”


Wahre Reform

Liebt die Kirche auch, wenn ihr ihre Schwächen wahrnehmt, und arbeitet ernsthaft für ihre echte Erneuerung gemäß dem Evangelium. Denkt daran, dass jeder von uns mit seinen eigenen persönlichen Fehlern Glied dieser Kirche ist, die ständig der Erneuerung bedarf. Jeder von uns trägt mit seinen persönlichen Fehlern irgendwie zur Entstellung des Antlitzes der Kirche bei. Jede Reform muß mit einem Wandel unserer eigenen Herzen beginnen.

Papst Johannes Paul II. in seiner Ansprache an die Priester Indiens in der Bom-Jesus-Basilika in Goa am 6. Februar 1986.


Die untergegangene Korrektur

“Langsam spricht es sich herum, und das freut mich. Mehr und mehr wird auch kritischen Journalisten wie zum Beispiel Ross Douthat von der ‘New York Times’ klar, welche Rolle Benedikt XVI. im Zusammenhang mit Missbrauch spielt und gespielt hat, schon in seiner Zeit als Kardinal und Präfekt der Glaubenskongregation und völlig konsequent auch als Papst. Er war es, der Papst Johannes Paul II. davon überzeugt hat, die Agenden bezüglich sexueller Vergehen von Priestern an Jugendlichen unter 18 der Glaubenskongregation zu übertragen und diese mit richterlichen Befugnissen auszustatten, um eine rasche und effiziente Abwicklung zu garantieren; und unter der Führung von Kardinal Ratzinger wurden die seit 2001 gültigen strengen Richtlinien zur Bearbeitung solcher Fälle zur Approbation gebracht.”

Das schrieb Bischof Klaus Küng am 20. April 2010 in der österreichischen Tageszeitung Die Presse. Die New York Times war zusammen mit der Süddeutschen Zeitung führend bei dem Versuch beteiligt, Papst Benedikt in den Missbrauchsskandal hineinzuziehen. Die von der NYT vollzogene Korrektur, die Bischof Küng anspricht, kam, so muss man im Abstand von einem Jahr feststellen, so spät, dass sie das falsche Bild, das sich in der Öffentlichkeit vom Papst weitgehend durchgesetzt hatte, kaum noch richtigstellen konnte. Besonders schlimm war, dass sich an der Diffamierungskampagne gegen den Papst Theologen wie Hans Küng und Gotthold Hasenhüttl beteiligt hatten.


Die Ursachen des Missbrauchs

Der John Jay-Bericht geht so weit, im Zusammenhang mit der Missbrauchs-Welle von einem “historischen Phänomen” zu sprechen. Die nackten Zahlen belegen, dass der Höhepunkt der Krise in den sechziger und siebziger Jahren lag und sich die Lage seit den achtziger Jahren immer weiter verbessert. Eindeutig unterstreicht der nach wissenschaftlichen Kriterien erstellte Bericht, dass nicht der Zölibat Grund oder Auslöser für die sexuellen Verfehlungen von Geistlichen ist. Genau das Gegenteil ist richtig: Als auch Priester und Ordensleute in den Strudel der “sexuellen Revolution” der sechziger und siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts hineingerieten und der nicht nur versprochene, sondern auch gelebte Zölibat plötzlich nicht mehr so wichtig war, häuften sich die Missbrauchs-Zahlen in erschreckendem Maße.

So Guido Horst in seinem Kommentar (in der Tagespost vom 21. Mai 2011) zum Bericht des John Jay Colleges für Strafrecht an der City-Universität in New York, der umfassend die Ursachen des sexuellen Mißbrauchs Minderjähriger durch katholische Priester in den USA über den Zeitraum von 1950 bis 2010 untersucht hat und am 18. Mai 2011 von der Bischofskonferenz der Vereinigten Staaten vorgestellt wurde. Diese wissenschaftliche Studie bestätigt meine im Vatican-Magazin veröffentlichte These, dass die Missbrauchsskandale nicht auf das Konto des Zölibats oder der Morallehre der Kirche gehen, sondern auf das Konto jenes Mainstreams der Moraltheologie, der den Zölibat infragestellt und die Morallehre der Kirche lockern will.


Irlandaffäre: Rom hat richtig gehandelt

Einer der schärfsten Kritiker der Kirche im Zusammenhang mit den irländischen Missbrauchsskandalen, Prof. Vincent Twomey, hat den Vatikan vor den Vorwürfen des irischen Premiers Enda Kenny in Schutz genommen. In einem Interview mit der Tagespost (Ausgabe vom 22. Juli 2011) antwortete er auf die Frage, ob der Vatikan noch vor drei Jahren tatsächlich kanonisches über irisches Recht gestellt habe:

“Nein. Ganz und gar nicht. Der Premier hat auch nicht erklärt, auf was er sich bezieht. Das war bloße Polemik, die uns Katholiken beleidigt. Der Heilige Stuhl hat sich weder heute noch in der Vergangenheit etwas zuschulden kommen lassen. Schuld sind allein einzelne irische Bischöfe, auch nicht alle. Hier gab es teils beschämendes Versagen. Gerade der jetzige Papst hat noch als Kardinal-Präfekt der Glaubenskongregation alles getan, um die Zuständigkeit für Missbrauchsfälle zu bündeln. Die gingen vorher von einem Dikasterium zum anderen. Heute sind sie dem Gericht der Glaubenskongregation vorbehalten. Es besteht eine Meldepflicht nach Rom, gegen die verstoßen zu haben der Cloyne-Report selbst kritisiert. Seit 2001 gibt es auch Richtlinien des Heiligen Stuhls, die die Beachtung der Anzeigenpflicht beim Staat anmahnen, so diese besteht.”

Zum Vorwurf, der Heilige Stuhl habe verboten, Fälle bei den staatlichen Autoritäten anzuzeigen, meinte er:
“Das ist nicht korrekt. Fakt ist, dass der Apostolische Nuntius den irischen Bischöfen 1997 kanonische Einwände der Kleruskongregation, die damals für Missbrauch zuständig war, gegen eine vorläufige Arbeitsversion von Missbrauchsrichtlinien der irischen Bischöfe vorgetragen hat. Ziel dieser römischen Intervention war, nicht die Täter zu schützen, sondern ihnen im Gegenteil bei begründeter Annahme der Schuld einen hierarchischen Rekurs bei den römischen Behörden zu erschweren, der die Diözesanbischöfe dann ins Unrecht gesetzt hätte. Die Intention war also genau eine gegenteilige. Rom forderte, kirchenrechtliche Schlupflöcher für Täter zu stopfen ...”

Update: Am 3. September 2011 hat Rom mit einem ausführlichen und detaillierten Dossier auf die Vorwürfe der irischen Regierung geantwortet.


Der Zölibat bei den Grünen

Offensichtlich lebten viel zu viele Grüne zölibatär. Diese Schlussfolgerung muss man ziehen, wenn man einerseits das Ausmaß des Pädophilenskandals bei den Grünen bedenkt, der in diesen Wochen ans Licht kommt, und andererseits sich an die vielen Theologen erinnert, die vor drei Jahren den Zölibat für die Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche verantwortlich machten.


Ablenkung

Empathie gibt es bei den Grünen immer nur für die Opfer der anderen. Als 2010 im Zuge der Missbrauch-Aufklärung der Odenwaldschule, wo es mehr als hundert Opfer gab, die Rolle des Pädagogengurus Hartmut von Hentig hinterfragt wurde, meldete sich sogleich Antje Vollmer zu Wort: Man habe den armen Hentig reingelegt, sagte die grüne Vordenkerin. Und wies mit dem Zeigefinger auf – die Kirche: „Die katholische Kirche wird ihr Verhältnis zur Sexualität überprüfen müssen“, verlangte Vollmer. Das war 2010, und seitdem tun die Grünen alles, um sich ihrem Verhältnis zur Sexualität nicht zu stellen. Sie lenken von ihrer Verantwortung lieber Richtung Kirche ab. Dabei ist das gefährlich, denn die katholische Kirche klärt anders auf als die Grünen – genauer und gründlicher.

Aus: Christian Füller, Sexuelle Befreiung, in der FAZ vom 14. September 2013


Gut verkauft

“Es ist gerade einmal drei Jahre her, als der Missbrauchshype Deutschland überrollte. Ganz vorne dran: die Grünen mit ihrer Vorsitzenden Claudia Roth. Besonders die Aussage des damaligen Augsburger Bischofs hatte es der Dame angetan. Er hatte es gewagt, die Missbrauchsfälle mit der von den 68ern initiierten Sexualisierung der Gesellschaft in Verbindung zu bringen. Denn die hochmoralischen Grünen, frei von jeder Schuld, konnten das damals nicht auf sich sitzen lassen.”

Das schreibt Cinderella in ihrem Blog Im Beiboot Petri. Damals hatten weite Kreise ein Interesse daran, die sexuellen Missbräuche in der Kirche als ein Produkt ihrer angeblich verklemmten Sexuallehre und des Zölibats erscheinen zu lassen. Nur wenige wie etwa Bischof Mixa oder Prof. Manfred Lütz machten auf den Kontext der sexuellen Revolution aufmerksam, in deren Strudel auch manche Priester gerieten, die sich vom theologischen, das Lehramt in Frage stellenden und dem Zeitgeist nachlaufenden Mainstream anstecken ließen.

Es ist in diesem Zusammenhang bezeichnend, wie Klaus Mertes SJ zum Pädophilieskandal der Grünen Stellung nimmt. Auf der einen Seite kommt Mertes das Verdienst zu, der skandalösen innerkirchlichen Vertuschung ein Ende bereitet zu haben, andererseits instrumentalisierte er die Missbrauchsaffäre zur Kritik gegen die kirchliche Lehre. “Ich kehre vor meiner eigenen Tür”, meint er nun zur Debatte über die Grünen. Das hört sich sehr tugendhaft an. Aber er meint damit weder seine persönliche Tür noch die der Jesuiten, sondern die Tür des römischen Lehramts. Mit anderen Worten: Mertes verkauft in diesem Interview seine “maßlose Polemik gegen die kirchliche Lehre” (Bahners) als Selbstkritik.


Knabenliebe

So werden in kirchenkritischen Schriften aus dem Bereich der Philosophie oft die im antiken Griechenland herrschende Befürwortung der Knabenliebe gegen ihre neuplatonisch-augustinische Ablehnung ausgespielt. Mit erkennbarem Bedauern zieht etwa der Wissenschaftsphilosoph Bernulf Kanitscheider in einer insgesamt sehr tendenziösen Darstellung zur Sexualmoral der Kirche, bei der Karl-Heinz Deschner der Hauptinformant gewesen zu sein scheint, eine Linie von den Kirchenvätern zum § 176 StGB: „Es ist zu vermuten, dass die heftige Ablehnung der Knabenliebe durch die Kirchenväter das bis zum heutigen Tage anhaltende Unverständnis für diese griechische Spielart der Sexualität bestimmt hat und dadurch auch die rechtsethische Verurteilung bewirkte“ (Die Materie und ihre Schatten, Aschaffenburg 2007, S. 239). Motto: Schon damals gängelte die Kirche die Menschen mit ihrer verstaubten Position, dass man mit 8jährigen Jungs keinen Sex haben soll – und heute haben wir den Salat: Kindersex ist strafbar!

Der Philosoph Josef Bordat auf seinem Blog Jobo72's Weblog. Wie man sieht, macht man der Kirche nach Belieben Vorwürfe: das eine Mal wegen Knabenliebe, das andere Mal wegen der Verurteilung der Knabenliebe.


Über den philosophischen Ertrag der Missbrauchsdebatte

Zum Fall Mixa

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