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Jesus, einzigartig

Von Peter Kreeft

Es handelt sich bei diesem Text um das 7. Kapitel des empfehlenswerten Buches Peter Kreeft, Sokrates trifft Jesus. Der größte Denker der abendländischen Geschichte stellt sich dem Anspruch Christi, das 2013 im Media Maria Verlag erschienen ist. Wir veröffentlichen ihn mit freundlicher Erlaubnis des Verlags. Das Original erschien 1987 unter dem Titel Socrates meets Jesus in der Inter Varsity Press, Downers Grove.

Sokrates und Bertha Broadmind stehen im überfüllten Korridor der Have It Divinity School - zwischen zwei Kursen.

Bertha: Nun, Sokrates, bist du für die erste Vorlesung in Christologie bereit?

Sokrates: Zum Lernen bin ich immer bereit.

Bertha: Was hoffst du, dort zu lernen?

Sokrates: Zwei Dinge: Wer diese Person namens Jesus ist und warum mich die göttliche Vorsehung hierher geführt hat, um etwas über ihn zu erfahren.

Bertha: Nun, wenn irgendjemand dich das lehren kann, dann Professor Fesser. Er ist ein weltberühmter Experte in Christologie.

Sokrates: Dann liegt zwischen uns beiden der größtmögliche Unterschied, denn ich weiß kaum, was Christologie überhaupt ist. Vom Namen her vermute ich, dass es die Lehre von Christus ist, das rationale Studium dieser Person namens Jesus, der auch Christus genannt wird, nicht wahr?

Bertha: Richtig. Hei! (Sie betreten den Kursraum, sehen einen runden Tisch, um den fünf Studenten herumsitzen.) Es ... es wird ein Seminar sein. Das wird dir gefallen, Sokrates. Es bedeutet, dass du viele Fragen stellen kannst.

Sokrates: Das hoffe ich. Gibt es überhaupt einen anderen Weg, um etwas zu lernen? Finden nicht alle Kurse so statt?

Bertha: Nein, die meisten sind Vorlesungen.

Sokrates: (schockiert) Oh, ich verstehe. Meine Methode hat sich also nicht wirklich durchgesetzt. Und vermutlich besteht der größte Teil eurer Lektüre im Lesen von Büchern, nicht von Menschen.

Bertha: Was meinst du mit »Menschen lesen«?

Sokrates: Einen Dialog natürlich.

Bertha: Oh. Nun ja, das gibt es bei uns auch, aber wir lesen hier hauptsächlich Bücher. Was ist denn an Büchern falsch?

Sokrates: Oh, nichts ist falsch an ihnen. Sie sind eine wunderbare Erfindung. Aber ich habe zwei Vorbehalte gegen sie.

Bertha: Welche?

Sokrates: Einen Vorbehalt habe ich aus der ägyptischen Legende über den Gott Thoth entnommen, der für den Pharao die Hieroglyphen erfand. Der Pharao war über alle Maßen dankbar, doch Toth warnte ihn, dass er das, was er mit der einen Hand gebe, mit der anderen wieder nehme.

Bertha: Was bedeutet das?

Sokrates: Wenn wir mit einem Buch ein größeres externes Gedächtnis haben, haben wir gleichzeitig ein kleineres internes Gedächtnis in der Seele. Bücher werden leicht wie Parasiten, die vom Blut ihres Wirtes, des Verstandes, leben. Und der zweite Vorbehalt ist, dass Bücher eher wie Leichen statt etwas Lebendiges sind, da sie, wenn man sie befragt, immer die gleiche Antwort geben. Ich habe den Dialog mit Lebenden, deren Antworten unvorhersagbar waren, immer dem Dialog mit den Toten vorgezogen.

Bertha: Nun, hier wirst du das erhalten, was du bevorzugst. Diese Leute scheinen alle lebendig zu sein. (Sie richtet sich an die sechs anderen sitzenden Studenten.) Hallo.

Studenten: Hallo.

Professor Fesser: Guten Morgen. Willkommen in meinem Christologie-Seminar. Ich bin Professor Fesser und ich würde diesen Kurs gerne so zwanglos wie nur möglich halten, weil ich denke, dass wir alle fortgeschrittene Studenten sind und weil wir offensichtlich eine recht kleine Gruppe von ... Moment ... sieben Studenten sind und weil Sie vermutlich alle sehr verschieden sind und weil jeder von Ihnen etwas ganz Individuelles beitragen kann. Ich verstehe mich eher als Moderator denn als Dozent. Dieser Kurs ist für Sie, nicht für mich. So, nachdem ich mich vorgestellt habe, würde ich gerne damit beginnen, dass jeder von Ihnen sich selbst vorstellt, indem er seinen Namen sagt und irgendetwas, das wir wissen sollten und das er für wichtig oder nützlich hält, zum Beispiel warum dieser Kurs oder die Divinity School gewählt wurde oder ganz allgemein, woher man kommt. In Ordnung?

Kurs: In Ordnung. (Einige schmunzeln entspannt, andere scheinen argwöhnisch zu sein.)

Fesser: Fangen wir hier zu meiner Rechten an und gehen dann weiter in der Runde.

Molly: Ich heiße Molly Moony und ich bin hier, um den Menschen zu studieren, der das einheitsstiftende Prinzip des Universums ist. Jesus lehrte uns den Weg, den Weg der Einheit, der Liebe und des Einsseins, und das ist das Geheimnis des Lebens, wie es alle großen Denker gewusst haben. Zum Beispiel ...

Fesser: Entschuldigen Sie, Molly, aber ich glaube, wir sollten die Vorstellungen so kurz wie möglich halten, einverstanden? Es wird später genügend Zeit geben, dass jeder ausführlich etwas ... ähm ... beiträgt.

Molly: (lächelt süßlich) Geht in Ordnung.

Fesser: (betulich) Ich wollte Ihnen nicht das Wort abschneiden oder Sie demütigen. Ganz und gar nicht.

Molly: (lächelnd) Kein Problem, Herr Professor. Ich stimme Ihnen zu. Ich stimme jedem zu. Ich akzeptiere Sie. Ich akzeptiere jeden. Ich liebe jeden. Sehen Sie, ich lebe nach dem Grundprinzip ...

Fesser: (geduldig, aber bereits etwas genervt) Ja, danke, Molly. Können wir nun zum Nächsten gehen?

Sophia: (mit kultiviertem britischen Akzent mit ostindischem Einschlag) Ich heiße Sophia Sikh und ich bin hier, weil ich nicht weiß, woher ich wirklich komme. Meine Mutter war Baptistin, mein Vater war Sikh und ich wurde von meinem Onkel in Oxford erzogen, der Atheist ist. Während ich in Oxford war, erlebte ich, was meine Mutter einen vierfachen Sündenfall nennt: Ich wurde Episkopalistin, dann Unitarierin, dann Atheistin und schließlich Soziologin. (Die übrigen Studenten ringen mit gespieltem Entsetzen nach Luft.)

Fesser: Was für ein interessanter Hintergrund!

Sophia: Das sagt jeder. Um ehrlich zu sein, ich wünschte mir jemanden, der etwas anderes sagen würde, etwas Interessanteres als »wie interessant«.

Fesser: (leicht errötend, etwas gequält) Nun, Sophia, ich denke, in einem Kurs mit solch verschiedenen Teilnehmern wie diesem hier werden Sie ziemlich wahrscheinlich auch etwas Interessantes finden. Und ich bin mir sicher, dass Sie viel geben und viel finden können.

Sophia: Was meinen Sie damit?

Fesser: Ich meine, dass Sie den anderen sicher viel mitgeben können, genauso wie Sie viel von ihnen lernen können.

Sophia: Warum sind Sie sich dessen so sicher, Herr Professor? Sie kennen mich doch gar nicht.

Fesser: Weil jeder etwas zu geben hat, Sophia, egal wer er ist.

Sophia: Ist das nicht genau das, was man immer zu dummen Leuten sagt, aber nie zu intelligenten?

Fesser: (überrascht) Wie, nein, wie kommen Sie darauf?

Sophia: Hat das jemand irgendwann zu Einstein gesagt?

Fesser: (lächelnd, ausweichend) Ich verstehe. Vermutlich nicht. Entschuldigen Sie, so habe ich das nicht gemeint, Sophia.

Sophia: Oh, Herr Professor, es war nicht meine Absicht, Sie vor den Kopf zu stoßen. Die Leute sagen mir oft, dass ich manchmal zu direkt sei.

Fesser: Oh, fühlen Sie sich hier bitte nicht bedrängt. Sagen Sie immer, was Sie mögen, was auch immer Ihnen in den Sinn kommt. Das hier ist ein offenes Seminar. Die einzige Regel, auf deren Einhaltung ich bestehe, ist, dass wir es nicht für nötig halten, uns an irgendwelche Regeln zu halten, einverstanden?

Sophia: Ganz wie Sie meinen, Herr Professor.

Fesser: Der Nächste bitte.

Thomas: Ich bin Thomas Keptie. Ich bin professioneller Schachspieler und darum eine arme Person, obwohl meine Quote bei 2400 liegt. Ich glaube, früher war ich Christ, dann Marxist und jetzt bin ich desillusioniert von beidem und überhaupt von allem, was ich erlebt habe. Ich entwarf Software für Online-Philosophiekurse, aber das hat mich gelangweilt. Das letzte Jahr habe ich am Institut für Advanced Studies verbracht und versucht, die Anwendung des Goedel-Beweises auf die Glaubensstruktur der einzelnen großen Weltreligionen auf dem Computer zu simulieren. Ich bin hier, um zu klären, ob dasselbe vielleicht mit den verschiedenen Christologien innerhalb des Christentums möglich ist, vergleichbar mit den Infrastukturen auf einem universalen wertfreien Kohärenz-Raster.

Fesser: Was für ein interessanter Zugang. (Sophia wendet sich ihm abrupt zu; er lächelt ein bisschen verlegen.) Ich denke, das könnte gut ein neuer, fruchtbarer Zugang zum Christusereignis sein. Ich freue mich darauf, von Ihnen und Ihrem ... ähm ... Standpunkt mehr zu hören. Der Nächste bitte.

Solomon: (langsam und leise) Ich heiße Solomon Etude, Ich bin einfach nur hier, um zu hören, zu denken und zu lernen.

Fesser: Ist das alles, was Sie sagen möchten?

Solomon: Ja, ich glaube, das ist für den Moment alles. Wenn ich etwas habe, das sich zu sagen lohnt, werde ich mich melden.

Fesser: Danke, Solomon. Der Nächste.

Ahmen: Mein Name ist Ahmen Ali Louiea. Ich kam hierher, um einen Abschluss zu bekommen, damit ich als ordinierter Missionar für mein Volk arbeiten kann, um ihnen Jesus als Erlöser zu verkünden.

Fesser: Danke, Ahmen. Sie wissen ja, dass es viele verschiedene Zugänge zum Christusereignis gibt.

Ahmen: Sie meinen zum Erlöser?

Fesser: Ja, aber der Begriff, den Sie verwenden, beinhaltet ein gutes Stück Auslegungsballast. Ich hoffe, Sie sind sich dessen bewusst.

Ahmen: Und beinhaltet Ihr »Christusereignis« dies nicht?

Fesser: Es ist neutral gemeint.

Ahmen: Aber »Christusereignis« ist nicht sein Name; es ist Ihre Erfindung. Und »Jesus« ist nicht meine Erfindung, es ist sein Name.

Fesser: Oh ... nun gut, wir können das hermeneutisch-heuristisch-linguistische Problem ein anderes Mal diskutieren. (Sokrates runzelt die Stirn.) Oh, wer ist unsere nächste Studentin bitte?

Bertha: Ich bin Bertha Broadmind und ich bin hier, um Jesus zu studieren, weil er einer meiner absoluten Helden in Bezug auf Liberalität und Liebe ist.

Fesser: Danke, Bertha. Und zu guter Letzt, wer sind Sie, mein Herr, und warum sind Sie hier?

Sokrates: Ich heiße Sokrates und ich bin hier, weil die göttliche Vorsehung es so gefügt hat - doch das letzte Ziel kenne ich noch nicht. (Die Kursteilnehmer lächeln nachsichtig.)

Fesser: Ich verstehe. Hmmm ... Vielleicht wäre ein Rollenspiel ein gutes Mittel. Möchten Sie, dass wir Sie Sokrates nennen?

Sokrates: Allerdings. Ich hatte immer eine starke Neigung, die Dinge bei ihrem wirklichen Namen zu nennen. (Die Kursteilnehmer lachen leise.)

Fesser: Ausgezeichnet. Ich denke, Sie sind eine wunderbar gemischte Gruppe und ich hoffe, dass jeder etwas zu diesem Seminar beitragen wird. Ich denke, wir sollten jetzt ein Konzept entwerfen, wie wir im Kurs vorgehen wollen -, anstatt dass ich Ihnen meinerseits ein starres Schema aufzwinge. Was halten Sie davon?

Thomas: Was ist, wenn wir das nicht wollen? Würden Sie uns dann nicht Ihr festes Schema von Nicht-Festigkeit aufzwingen?

Fesser: (überrascht und verwirrt) Empfinden es die anderen auch so? (Einige schütteln den Kopf)

Thomas: Das ist keine Frage des Empfindens. Es ist eine Frage der Logik und Konsistenz.

Bertha: Also mir gefällt das offene Konzept.

Molly: Mir auch.

Ahmen: Aber wir können nicht über alles reden.

Fesser: Ich denke, die einzig notwendige Bedingung ist, dass wir uns auf das Christusereignis konzentrieren.

Ahmen: Was meinen Sie bitte damit?

Fesser: Oh, ich meine damit nur, dass wir die Grundthemen der Christologie behandeln: Dinge wie die Heilsgeschichte, Christologie "von oben" versus Christologie "von unten", Entmythologisierung, Glaube an die Auferstehung, Hermeneutik ... (Bemerkt, dass Sokrates seine Hand hebt.) Ja, Sokrates?

Sokrates: Darf ich um eine Definition der Begriffe bitten?

Fesser: Natürlich. Genau das würden wir von Ihnen erwarten. Aber ich hätte eigentlich auch erwartet, dass sich Studenten auf Ihrem akademischen Niveau schon eine grundlegende Vertrautheit mit diesen Begriffen angeeignet hätten.

Sokrates: Dann gehöre ich vielleicht nicht hierher.

Fesser: Welche Kurse haben Sie schon belegt?

Sokrates: Keinen - außer das Leben selbst. Verstehen Sie, ich starb vor vielen Jahren, bevor diese Begriffe überhaupt erfunden wurden.

Fesser: Oh ja, ich verstehe. Nun gut, dies könnte vielleicht eine sehr nützliche Methode für unser Vorgehen sein. Wie würden wir das Christusereignis jemandem erklären, der 399 v. Chr. gestorben ist, also vor zweitausend plus einigen Jahren? Moment, von 399 v. Chr. bis A. D. 1987, das sind ... 2386 Jahre später.

Sokrates: Entschuldigen Sie, aber was bedeutet bitte »v. Chr.« und »A.D.«?

Fesser: Oh, richtig! Sokrates hätte solche Begriffe nicht verstanden.

Sokrates: Ich weiß nicht, warum Sie im Konjunktiv sprechen, denn ich verstehe diese Begriffe wirklich nicht. Könnten Sie sie mir bitte erklären?

Fesser: Nun, Studenten?

Bertha: »V. Chr.« bedeutet »vor Christus« und »A. D.« bedeutet »Anno Domini«, lateinisch für »im Jahr des Herrn« oder »nach Christus«.

Sokrates: Ist Christus dein Herr?

Bertha: (betreten) Das ist nur eine Ausdrucksweise.

Sokrates: Oh! Also ist Christus nicht dein Herr? (Ahmen lächelt, ebenso Thomas.)

Bertha: Das ist nicht der Punkt.

Ahmen: Bist du dir sicher?

Sokrates: Ich wüsste gerne, warum ihr die gesamte geschichtliche Zeitrechnung nach diesem Menschen datiert. Ihr müsst ihn für den bedeutendsten Menschen in der Geschichte halten. Trifft dies zu?

Bertha: Ja.

Sokrates: Warum?

Fesser: Das ist zum Einstieg eine hervorragende Frage. Ich danke Ihnen für diese gute Anwendung des sokratischen Ansatzes.

Sokrates: Danke für das Kompliment, obwohl es kaum ein Kompliment ist, einem Dreieck dafür zu gratulieren, dass es drei Ecken hat. Aber im Gegenzug würde ich mir eine Antwort wünschen.

Fesser: Nun, wer kann antworten?

Molly: Jesus lehrte uns, wie wir leben sollen. (Sie betont das Wort »leben« in einem schwärmerischen Ton.)

Sokrates: Dann war er also ein Philosoph?

Molly: Oh ja.

Sokrates: Sag mir, wie viele große Philosophen hat es seit meiner Zeit in der Weltgeschichte gegeben?

Molly: Oh, Hunderte. Zumindest ein paar Dutzend.

Sokrates: Warum ist dann Jesus um so vieles besser als die anderen, sodass ihr die ganze Geschichte nach ihm datiert?

Molly: Ich sagte es ja gerade. Er lehrte uns, wie wir leben sollen.

Sokrates: In Ordnung, vermutlich errätst du dann meine nächste Frage.

Molly: Du meinst, was er uns lehrte?

Sokrates: Ja.

Molly: Einheit.

Bertha: Liebe.

Ahmen: Erlösung.

Bertha: Befreiung.

Thomas: Aberglauben!

Sokrates: Scheinbar gibt es so viele Christusse, wie es Christen gibt. Gibt es etwas, worin ihr alle übereinstimmt?

Bertha: Bei der Liebe.

Die anderen: Einverstanden. Bei der Liebe.

Bertha: Das ist unsere Antwort. Er lehrte uns die Liebe.

Sokrates: Ja ... ?

Bertha: Was meinst du mit: Ja ... ?

Sokrates: Ich meine, dass da sicher noch mehr sein muss als das?

Bertha: Mehr als Liebe? Nein, die Liebe ist das Größte auf der Welt.

Sokrates: Das stimmt natürlich. Ich habe nicht nach etwas Größerem als der Liebe gefragt. Ich habe nach mehr Weisheit gefragt. (Sophia nickt zustimmend.) Ich nehme an, dass jeder, der auch nur ein klein wenig Weisheit besitzt, die Größe der Liebe kennt. Oder predigen eure Weisen gewöhnlich die Größe von Hass? Habt ihr viele Philosophen, die sagen: »Hoch lebe der Hass!«?

Bertha: Nein ...

Sokrates: Was unterscheidet dann diesen Jesus von den anderen, die die Liebe lehren?

Bertha: Er war radikaler als alle anderen. (Die anderen nicken zustimmend, nicht jedoch Ahmen, Sophia und Thomas.)

Sokrates: Wie drückte sich dies aus?

Bertha: In der Art seiner Liebe.

Sokrates: Ich meine, auf welche Art war er radikaler?

Bertha: Ich sagte doch gerade. Er war radikaler in seiner Liebe.

Sokrates: Aber ich weiß nicht, was du mit radikal meinst.

Bertha: Oh, nun ja, er lehrte, dass man sogar seine Feinde lieben solle.

Sokrates: Das lehrte ich auch.

Molly: Er wurde wegen seiner Lehre getötet.

Sokrates: Ich auch.

Bertha: Er hatte Tausende Jünger.

Molly: Er lebte, was er lehrte.

Sokrates: Ich auch.

Bertha: Er befreite die Menschen von Unwissenheit, Aberglauben, Vorurteilen und Sexismus.

Sokrates: Ich auch.

Bertha: Er lehrte einen hochstehenden Monotheismus.

Sokrates: Ich auch.

Molly: Und einen sittlichen Idealismus ...

Sokrates: Ich auch.

Molly: Aber er war weltoffen, universalistisch und vereinigend ...

Sokrates: Ich auch.

Bertha: Er belehrte die Leute über das Leben nach dem Tod.

Sokrates: Ich auch.

Molly: Er war ein Prophet, ein Diener Gottes.

Sokrates: Ich auch.

Bertha: Meinst du also, dass du ihm an Bedeutung gleichkommst?

Sokrates: Nein, nein, ich nehme vielmehr das Gegenteil an! Es wäre absurd, die Geschichte nach mir zu datieren! Nein, ich frage, warum er so viel größer war als ich oder jemand anders.

Bertha: Dies wurde eben erklärt.

Sokrates: Nein, das war nicht der Fall. Alles, was ihr bisher gesagt habt, gilt auch für mich. Inwiefern war er größer?

Thomas: Sokrates, viele Leute halten einen seltsamen Aberglauben über ihn für wahr. Sie glauben, dass er ...

Sokrates: Aber du, was glaubst du? Bitte sage mir, was du glaubst, bevor du mir erzählst, was andere glauben. Es ist für mich schwer genug, das Erstere zu verstehen, ohne gleich zum Zweiten überzugehen.

Fesser: Gut, gut. Gehen wir nochmals zurück und schauen wir, was wir bisher gefunden haben. Sokrates, was haben Sie bisher in diesem Kurs erfahren?

Sokrates: Die Studenten haben mir zwei Dinge erklärt: Erstens, dass Jesus der größte Mensch der Geschichte war und dass deswegen die Jahreszahlen nach ihm datiert wurden, und zweitens, dass der Grund für seine Größe darin besteht, dass er eine radikale Philosophie der Liebe gelehrt hat.

Alle: Richtig.

Sokrates: Aber diese Philosophie haben auch viele andere gelehrt. Was macht Jesus unverwechselbar und hebt ihn besonders hervor?

Bertha: Warum muss er unverwechselbar gewesen sein? Vielleicht identifizieren wir uns mit ihm, weil er nichts Besonderes war. Er war wie jede andere Person und nicht wie jedermann. Das männliche Pronomen beweist den Chauvinismus unserer Kultur.

Sokrates: Das meinst du nicht im Ernst? Ist es chauvinistisch, eher mit er auf mich zu verweisen als mit sie? Oder würdest du auf das Wort es bestehen?

Bertha: Wenn Jesus nur ein Er war, dann könnte sich nur die halbe Welt mit ihm identifizieren. Frauen wären außen vor.

Sokrates: Ich weiß nicht, was du mit »sich mit ihm identifizieren« meinst, aber wenn er existiert hat, dann muss er entweder ein Mann oder eine Frau gewesen sein. Oder gehörte er zu einem dritten Geschlecht, das ich nicht kenne?

Bertha: Sokrates, das ist eine sexistische Haltung.

Sokrates: Natürlich! Es ist die Frage nach seinem Geschlecht. Ist diese Frage verboten? Ich verstehe das nicht.

Bertha: Jesus war kein Sexist.

Sokrates: Meinst du, er war kein Mann? War er eine Frau?

Bertha: Nicht im wörtlichen oder biologischen Sinne, aber ...

Sokrates: Also war er ein Mann?

Bertha: Nicht auf Kosten des Weiblichen.

Sokrates: Ist Jesus also ein Archetyp? Steht er für das Menschsein als solches, ist er ein Mythos, ein Symbol?

Bertha: Ja, das würde ich als richtig empfinden.

Sokrates: Ich habe dich nicht nach deinen Empfindungen gefragt, sondern nach den Fakten.

Bertha: Wie meinst du das?

Sokrates: Ich habe nicht nach dir gefragt, sondern nach Jesus. Lebte Jesus als ein wirklicher, individueller Mann auf Erden?

Bertha: Nun ja, natürlich, aber er war eine ganz andere Art von Mensch.

Sokrates: Gut. Auf welche Weise war er anders.

Bertha: Er war androgyn, wenn du so willst.

Sokrates: Jesus war androgyn?

Bertha: Ja.

Sokrates: Du meinst, er hatte sowohl weibliche als auch männliche Geschlechtsorgane?

Bertha: Nein, androgyn im geistigen Sinne, nicht körperlich.

Fesser: Wir schweifen offensichtlich vom Thema ab. Bertha, glauben Sie, die Androgynität ist der Grund, dass die Menschheit die Jahreszahlen nach Jesus datiert? Das ist die Frage, von der wir ausgegangen sind und die wir noch nicht beantwortet haben.

Sokrates: (überrascht und erfreut) Danke, Herr Professor, dass Sie uns an die ursprüngliche Frage erinnern. Ich warte immer noch gespannt auf deine Antwort, Bertha.

Thomas: Das war natürlich nicht der Grund, Sokrates.

Sokrates: Warum wird dann eure Geschichte nach ihm datiert?

Thomas: Das ist einfach so Brauch.

Sokrates: Hat der Brauch eine rationale Grundlage?

Thomas: Definiere »rationale Grundlage«.

Sokrates: Verdient Jesus eine solch spezielle Beachtung?

Thomas: Ich finde nicht.

Molly: Nun, ich schon.

Sokrates: Warum, Molly?

Molly: (bemerkt ihre Voreiligkeit) Äh ... nun ... ich bin mir nicht sicher.

Sokrates: Dann ist es jetzt vielleicht Zeit, dass wir uns von dem, was ihr von ihm glaubt, dem zuwenden, was andere von ihm glauben - was ich vorher nicht tun wollte.

Bertha: Meinst du vielleicht, die anderen werden dir eine bessere Antwort geben?

Sokrates: Ja.

Thomas: (platzt heraus) Die Menschen behaupten, er war Gott.

Sokrates: (denkt, er hätte falsch gehört) Wie bitte?

Thomas: Viele Menschen glauben, dass er Gott war.

Sokrates: Du meinst, ein Gott.

Thomas: Nein, Gott, der höchste Gott. Der eine und einzige Gott.

Sokrates: Offensichtlich meint ihr mit dem Wort Gott etwas ganz anderes als ich, vor allem wenn man das Wort in der Einzahl verwendet.

Thomas: Nein, Sokrates. Im Gegenteil, der Gott, von dem sie sprechen, ist sogar noch göttlicher, noch erhabener, noch vollkommener als der Gott, von dem du sprichst.

Sokrates: Und sie sagen, dass der Mensch Jesus, dieses menschliche Wesen, der höchste Gott sei?

Thomas: Ja, das sagen sie.

Sokrates: Wer? Wer glaubt daran?

Thomas: Die Christen.

Sokrates: Alle Christen?

Thomas: Auf jeden Fall viele Christen.

Sokrates: Die Mehrheit?

Thomas: Vermutlich.

Sokrates: Ist es eine Auffassung neueren Datums? Gehören die Christen, die das glauben, einer kleinen Sekte an?

Thomas: Nein, es ist die althergebrachte Auffassung.

Sokrates: Seit wann gibt es sie?

Thomas: Seit der Zeit, als Jesus gelebt hat.

Sokrates: Bemerkenswert! Aber wenden wir uns von dem messbaren Zeitraum der Überprüfung dieser Auffassung zu. Wie steht es mit euren Philosophen und Theologen? Glauben dies auch die Weisesten unter euch?

Thomas: Bis vor Kurzem glaubten es die meisten christlichen Philosophen und Theologen.

Sokrates: Das ist noch bemerkenswerter! Und wie steht es mit euren heiligen Männern und Frauen?

Thomas: Die Heiligen? Sie vertreten sogar noch einmütiger diese Auffassung.

Sokrates: Ist es die offizielle Lehre?

Thomas: Ja. Alle Glaubensbekenntnisse lehren es.

Sokrates: Glaubensbekenntnisse?

Thomas: Die offiziellen Glaubensverlautbarungen.

Sokrates: Es gibt da mehr als eines?

Thomas: Ja.

Sokrates: Und sie alle sagen dasselbe aus?

Thomas: Ja, auf verschiedene Art.

Sokrates: Und wie steht es mit den unmittelbaren Jüngern, die Jesus persönlich gekannt haben? Glaubten sie, dass er Gott war?

Thomas: Ja, Sokrates, Wie du siehst, kann ein Aberglaube ziemlich einflussreich sein, wenn er erst mal in Gang gekommen ist ...

Sokrates: Es scheint so. Und wer hat ihn in Gang gesetzt?

Thomas: Nun, den Berichten nach er selbst. Das ist der Grund, warum man ihn gekreuzigt hat - wegen Blasphemie.

Sokrates: Behauptete er selbst, Gott zu sein?

Thomas: Ja.

Sokrates: Sagte er dies wirklich?

Thomas: Ja, entsprechend den einzigen Berichten, die wir haben, den vier Evangelien.

Sokrates: Sagte er dies nur bei einer Gelegenheit?

Thomas: Nein, oftmals, auf verschiedene Art.

Sokrates: Wie? Auf welche Art?

Thomas: Er nannte sich selbst Sohn Gottes. Er behauptete von sich selbst, ohne Sünde zu sein, und die Sünden der ganzen Welt zu vergeben. Er sagte, er komme am Ende der Zeit wieder, um die ganze Welt zu richten. Er sagte Dinge wie »Ich und der Vater sind eins« und »Wer mich sieht, sieht den Vater« und »Ehe Abraham wurde, BIN ICH«.

Sokrates: Thomas, aber du glaubst dies doch nicht, oder?

Thomas: Nein, Sokrates, es ist ganz klar irrational.

Sokrates: Es scheint so. Und ihr anderen, was glaubt ihr von diesem Jesus?

Bertha: (blickt abfällig zu Thomas) Auf jeden Fall mehr als er.

Sokrates: Glaubst du, dass er Gott war?

Bertha: Nein.

Sophia: Ich auch nicht.

Sokrates: Warum studiert ihr ihn dann?

Bertha: Er war ein großer Philosoph, ein Weiser.

Sokrates: Oh, nein. Zumindest das kann nicht sein.

Bertha: (überrascht, blickt unvermittelt auf wie alle anderen) Was? Warum nicht?

Sokrates: Ich denke, dass ich euch dies ganz einfach erklären kann. Thomas, hältst du ihn für einen großen Philosophen? Was glaubst du über ihn?

Thomas: Ich glaube überhaupt nichts. Und ganz sicher glaube ich nicht, dass er Gott war.

Sokrates: Glaubst du, dass er ein großer Philosoph war?

Thomas: Nein. Ich glaube, er war ein großer Schwindler, der den größten Aberglauben der Welt in Gang setzte.

Sokrates: Danke. Glaubt jemand von euch, dass er Gott war?

Ahmen: Ich.

Sokrates: Verstehe. Dann hast nur du, Ahmen, das Recht, daran zu glauben, dass er ein großer Philosoph war.

Alle übrigen: Was? Warum das?

Sokrates: Warum? Es ist ganz einfach. Dieser Mann behauptete, Gott zu sein. Wenn dies zutrifft, dann hat nur Ahmen recht. Wenn es nicht zutrifft, dann hat nur Thomas recht. Denn nur ein Mensch, der behauptet, Gott zu sein, kann kein Weiser sein. Eher scheint es, dass er ernsthaft unzurechnungsfähig war. Deshalb kann, ob es nun zutrifft, was er behauptet, oder auch nicht, nur einer von euch beiden, Thomas oder Ahmen, gegebenenfalls recht haben und in jedem Fall muss sich die Mehrheit von euch irren.

Bertha: Aber er war sicherlich ein weiser Mensch. Lies die Evangelien und du wirst es sehen.

Sokrates: Das ist nicht möglich.

Bertha: Woher willst du das wissen? Du hast sie nie gelesen.

Sokrates: Verstehst du es nicht? Dies ist nicht möglich, genauso wenig, wie ein Dreieck vier Seiten haben kann. Ein bloßer Mensch, der den Anspruch erhebt, Gott zu sein, kann kein weiser Mensch sein. Und genauso ist ein Gott, der den Anspruch erhebt, Gott zu sein, nicht einfach nur ein weiser Mensch. Der erste ist ein Dummkopf und der zweite ist Gott. Jesus muss entweder ein Dummkopf oder Gott sein. Das Einzige, was bei ihm nicht zutreffen kann, ist, dass er nur ein weiser Mensch war.

Bertha: Warum denken dann so viele Leute, dass er genau das war?

Sokrates: Exakt dies ist meine Frage. Und ich stelle sie jetzt nicht den vielen Menschen, die nicht anwesend sind, sondern euch, die ihr hier seid. Warum wählt ihr die unlogischste aller Möglichkeiten, die einzige, die in sich widersprüchlich ist? Ihr wisst doch sicher, was Logik ist.

Bertha: Herr Professor, können Sie helfen?

Fesser: Ich bin mir nicht sicher, ob dies meine eigentliche Aufgabe hier ist.

Sokrates: Oh, ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie uns helfen könnten, eine Lösung zu finden. Sie stimmen meiner Argumentation doch sicher zu?

Fesser: Das kann ich so nicht bestätigen, Sokrates.

Sokrates: Sehen Sie einen Fehler in meiner Argumentation?

Fesser: Das ist nicht das Problem.

Sokrates: Aber Sie glauben doch sicher auch nicht, dass dieser Mensch Gott war?

Fesser: Nein, nicht in dem Sinne, wie Sie es sich vermutlich vorstellen. Natürlich nicht. Aber Sie sind für mich etwas zu streng und überbetont logisch, ein bisschen naiv, genauso wie der historische Sokrates.

Sokrates: Dafür gibt es sicher einen guten Grund. Üblicherweise gleicht jemand sich selbst. (Die Studenten lachen leise.)

Thomas: Ich bin da anderer Meinung, Herr Professor. Ich verstehe nicht, wie man zu logisch sein kann. Hätten Sie es lieber, dass wir ab und zu ein paar logische Fehler machen? Möchten Sie, dass wir bei zwei Prozent unserer Zeit unlogisch wären - sagen wir, immer dann, wenn wir über Jesus nachdenken würden?

Fesser: Nein.

Sokrates: Seht ihr denn nicht ein, dass dieser Jesus verrückt gewesen sein muss?

Thomas: Sokrates, sie sind alle Opfer ihres kulturellen Aberglaubens Nummer eins. Sie wagen es nicht, ihn infrage zu stellen. (Er wendet sich an die anderen.) Wisst ihr, ihr seid alle noch verrückter als ein Verrückter, weil ihr vor einem Verrückten so viel Achtung habt, dass ihr eure ganze Geschichte nach ihm datiert.

Fesser: Es gibt nicht nur schwarz und weiß, Thomas. Jesus könnte mit seinem Anspruch auf Göttlichkeit ja viele verschiedene Dinge gemeint haben - wenn überhaupt er es war, der diesen Anspruch erhob.

Sophia: Vielleicht trat jemand anders unter dem gleichen Namen auf?

Fesser: Das habe ich natürlich nicht gemeint ...

Sokrates: Aber was meinte er? Das muss doch auf jeden Fall unsere erste Frage sein. Was meinte Jesus mit Gott?

Thomas: Das ist einfach. Er war ein Jude, der zu Juden sprach. Er meinte den Gott der Juden, Jehova oder Jahwe. Er meinte den Gott seines Kulturkreises. Unsere Begriffe sind alle durch unsere Kultur bedingt, außer Logik und Mathematik. Darum brauchen wir die beiden, um uns über unsere jeweilige Kultur und Konditionierung hinaus zum Universalen zu erheben.

Sokrates: Glaubst du, es gibt keine höheren Kategorien als die der Logik und Mathematik?

Fesser: Bitte, kommen wir nicht vom Thema ab. Die Frage war: Was meinte Jesus mit Gott?

Sokrates: Heißt das mit anderen Worten, welche Art Gott war der Gott der Juden?

Fesser: Ja

Thomas: Um die Antwort auf diese Frage zu finden, muss man ihre Schriften lesen, oder nicht?

Sokrates: Dann tun wir das einfach.

Fesser: Gut. Ich schlage Folgendes vor: Wir verfolgen die von unserem Freund Sokrates vorgeschlagene Spur und untersuchen den jüdischen Hintergrund von Jesus, den jüdischen Gottesbegriff und ebenfalls den jüdischen Begriff des Messias' Gottes, des verheißenen Einen. Jesus beanspruchte, auch dieser Letztere zu sein.

Sokrates: Es wird immer komplizierter.

Fesser: Hier ist eine Literaturliste zu diesem Thema. (Er teilt Kopien aus. Die Studenten zeigen wenig Interesse.)

Sokrates: (liest die Literaturliste) Aber das sind ja alles Bücher, die erst vor Kurzem erschienen sind.

Fesser: Ja, es sind die neuesten Forschungsergebnisse.

Sokrates: Aber sollten wir nicht zuerst unser Fundament absichern, bevor wir unser Bauwerk errichten? Sollten wir nicht zuerst die Fakten sammeln, bevor wir sie interpretieren?

Fesser: Was schlagen Sie vor, Sokrates?

Sokrates: Ich würde gerne die jüdischen Schriften lesen. Ich habe sie noch nicht gelesen, ganz im Gegensatz zu Ihnen, wie es scheint. Und ich denke, dieser Nachteil kann sogar ein Vorteil sein, wenn es stimmt, was Thomas gesagt hat, dass es schwierig ist, der Konditionierung durch den eigenen Kulturkreis zu entkommen. Ich muss keine durch das Christentum verursachte Konditionierung überwinden. Und ich denke, mein Beispiel könnte auch eine Art Modell für euch sein. Wäre es nicht ein großartiges Experiment für uns alle, die jüdischen Schriften so zu lesen, als wäre es das erste Mal, so wie es bei mir der Fall ist? Natürlich können wir unsere Vorurteile nicht vollständig ablegen oder unserer Konditionierung entkommen, aber sollten wir nicht zumindest versuchen, es so weit wie möglich zu tun?

Fesser: Das halte ich für einen großartigen Vorschlag. Der Kurs trifft sich in einer Woche wieder. Warum lesen Sie nicht einfach das, was Ihnen als hilfreich erscheint, sei es etwas aus meiner Literaturliste oder die hebräische Schrift oder beides?

Sokrates: Sollten wir nicht alle die ganze Schrift lesen?

Fesser: Das wäre natürlich ideal, aber ich glaube nicht, dass wir dafür genügend Zeit haben.

Sokrates: Wie viel wäre zu lesen? Wie umfangreich sind die Schriften?

Fesser: Wissen Sie, Sokrates, Sie verhalten sich wirklich so, als ob Sie nichts wüssten.

Sokrates: Natürlich, ich weiß es ja auch nicht.

Fesser: Es sind ungefähr zweitausend Seiten.

Sokrates: In einer Woche? Das wären etwas weniger als dreihundert Seiten pro Tag. Ich werde sie auf jeden Fall lesen.

Fesser: Lesen Sie, was Sie für richtig halten. Ihre Aufgabe wird darin bestehen, beim nächsten Mal für eine Diskussion über den jüdischen Hintergrund von Jesus vorbereitet zu sein, vor allem über den jüdischen Gottesbegriff. Wir treffen uns hier wieder nächste Woche. Dank an alle und danke auch Ihnen, Sokrates.

Sokrates: Es ist an mir, Ihnen zu danken - nachdem ich Gott gedankt habe, der mich hierher geschickt hat, um von Ihnen mehr über ihn zu erfahren.


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Aus: Thorsten Paprotny, Treue zum Papst und zur Kirche des Herrn – jetzt! auf CNA-Deutsch

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Ein Fest der Trauer?

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