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ThemenHäresie |
Verantwortung für Jesu Tod Von P. Lic. theol. Sven Conrad FSSP Laut einer Meldung des katholischen Nachrichtenportals kath.net soll sich der Salzburger Religionspädagoge o. Univ.-Prof. Dr. Anton Bucher kritisch über einen zentralen Punkt der Erlösungslehre geäußert haben, so wie ihn der neue Katechismus Youcat formuliert. Genannte Meldung zitiert folgenden Satz: "Wenn das so interpretiert wird, daran seien auch die heutigen Sünder mitschuldig, dass Jesus das alles gelitten habe, das finde ich einfach höchst problematisch." Über Schuldgefühle seien Menschen lenkbar und es könne Macht ausgeübt werden. Prof. Bucher bezieht sich hier wohl auf folgenden Artikel des Youcat, wo es heißt: „Niemand darf 'den Juden' eine Kollektivschuld am Tod Jesu geben. Was die Kirche mit Sicherheit bekennt, ist hingegen die Mitschuld aller Sünder am Tod Jesu“ (Nr. 97). Diese Stelle nimmt Bezug auf den offiziellen lehramtlichen Katechismus der Katholischen Kirche, in dem die Kollektivschuld der Juden zurückgewiesen wird. Der KKK formuliert dabei bezüglich der wirklich Schuldigen noch schärfer: „In ihrem Glaubenslehramt und im Zeugnis ihrer Heiligen hat die Kirche nie vergessen, daß auch die Sünder 'die Urheber und Vollstrecker aller Strafen waren, die [Christus] erlitt' (Catech. R. 1,5,11) [Vgl. Hebr 12,3.]. Da sich die Kirche bewußt ist, daß unsere Sünden Christus selbst treffen [Vgl. Mt 25,45; Apg 9,4-5.], zögert sie nicht, den Christen die schwerste Verantwortung für die Qualen Christi zuzuschreiben - während diese die Verantwortung allzu oft einzig den Juden angelastet haben: Den ergreifenden Text des hl. Franziskus zitiert der Youcat als Randglosse ebenfalls. Anton Bucher also sieht hier die Gefahr der Manipulation über Schuldgefühle. Daß solche Manipulationen vorkommen, sei überhaupt nicht geleugnet, ebensowenig wie es Pervertierungen wahrer Religiösität immer wieder gab und noch heute gibt. Bei der Feststellung des Katechismus geht es aber nicht um diese Fehlformen. Es geht um nichts weniger als die Erlösungslehre. Der Passus will positiv formuliert besagen: Christus ist am Kreuz für die gestorben, die der Erlösung bedurften. Wenn niemand der Erlösung bedurft hätte, dann wäre das Lebensopfer Jesu nicht erfolgt. Erlösunsgbedürftig aber sind alle Menschen, insofern sie alle Sünder sind, durch die Erbschuld (vgl. KKK 404) und durch die persönliche Schuld. Christus hat am Kreuz den alten Schuldbrief Adams eingelöst, wie das Exultet der Osternacht singen wird („Qui pro nobis aeterno Patri Adae debitum solvit“). Hier stoßen wir also an das Geheimnis der Schuldverflechtung des Einzelnen im ganzen Menschengeschlecht. Gott ist kein wütender Tyrann, der für die Sünde Blut sehen will. Joseph Ratzinger hat in seiner Theologie immer wieder gezeigt, wie Opfer letztlich in der totalen Übereignung an Gott besteht. Diese Übereignung hat die Sünde schlichtweg verunmöglicht. Deswegen mußte nach der Sünde „in den Kult das Moment der Heilung der verwundeten Freiheit, der Sühne, der Reinigung und der Lösung aus der Entfremdung eintreten“ (Joseph Kardinal Ratzinger, Der Geist der Liturgie. Eine Einführung, Freiburg Basel Wien 20026, 28.) Gott selbst stellt in seinem menschgewordenen Sohn die rechte Ordnung wieder her. Er bezahlt selbst. Vertirfen wir dies noch kurz. Der Mensch war durch die Sünde zum verirrten Schaf des Gleichnisses geworden. Ratzinger schreibt über die Deutung dieses Gleichnisses durch die Kirchenväter: „Dieses Schaf, das im Dornstrauch verfangen ist und den Rückweg nicht mehr weiß, ist für sie ein Bild des Menschen überhaupt, der aus seinem Dornengestrüpp nicht mehr herauskommt und auch den Weg zu Gott nicht mehr selber finden kann. Der Hirt, der es holt und heimträgt, ist für sie der Logos selbst, das ewige Wort, der ewige, im Sohn Gottes wohnende Sinn des Alls, der sich selbst auf den Weg macht zu uns und der nun das Schaf auf die Schultern nimmt, das heißt Menschennatur annimmt und als Gottmensch das Gechöpf Mensch wieder heimträgt. So wird reditus (sc. Rückkehr der Schöpfung zu Gott, Anmerk.) möglich, die Heimkehr schenkt. Damit nimmt nun freilich das Opfer die Form des Kreuzes Christi an, der sich im Tod verschenkenden Liebe, die nichts mit Zerstörung zu tun hat, sondern ein Akt der Neuschöpung ist, der die Schöpfung wieder zu sich selber bringt. Und aller Kult ist nun Bteiligung an diesem 'Pascha' Christi, an diesem seinen 'Übergang' vom Göttlichen zum Menschlichen, vom Tod zum Leben, zur Einheit von Gott und Mensch“ (Geist der Liturgie, 29). Dies sind durchwegs positive Ansätze, die zeigen, daß das Bewußtsein der Schuld am Tode Christi zugleich das Bewußtsein seiner Liebe gegenüber dem Schuldigen einschließt, einer Liebe, die verwandelt. Somit wird der Mensch nicht beherrschbar, sondern Gott läßt sich durch seine Liebe in gewissem Sinne freiwillig beherrschen. Und somit könnte man als Gegenfrage an Bucher formulieren: Wer sollte denn sonst schuld sein am Leiden und Sterben dieses Jesus von Nazareth? Wenn man die persönliche Verantwortung jedes Sünders für den Tod Jesu leugnete, was bliebe dann noch von diesem Tod? Welche Bedeutung hätte er noch? Wäre dieser Jesus von Nazareth nicht dann nur noch (und höchstens) ein gescheiterter, von Gott gesandter Prophet? Wäre dieser Tod dann noch Teil einer von Gott freiwillig gewählten Heilsökonomie? Könnte sein Tod dann aber wirklich noch mehr sein als ein bloses Beispiel, eines noch, das gar nicht so sehr zur Nachahmung aufruft, weil es auf Vernichtung des eigenen Lebens für unerreichbare Ideale zielt? In letzter Konsequenz würde sein Tod den Einzelnen nicht mehr berühren! Jesus wäre dann nicht mehr der, der stellvertretend Sühne geleistet hat, stellvertretend „für mich“, wie jeder Einzelne von uns sagen kann. Dies aber würde keinesfalls der Stellung jedes einzelnen Menschen Gott gegenüber gerecht. Wie der Hl. Vater in seinem neuen Band des Jesusbuches herausstellt, hat die Theologie des Kreuzes nämlich auch eine „existentielle Dimension“ (Joseph Ratzinger Benedikt XVI., Jesus von Nazareth II, Freiburg Basel Wien 2011, 260). Diese beschreibt er wie folgt: „Was heißt das für mich? Was bedeutet es für meinen Weg als Mensch? Denn der leibhafte Gehorsam Christi ist ja als offener Raum dargestellt, in den wir mit hineingenommen werden und durch den unser eigenes Leben einen neuen Zusammenhang findet. Das Mysterium des Kreuzes steht nicht einfach uns gegenüber, sondern bezieht uns mit ein und gibt unserem eigenen Leben einen neuen Rang“ (ebda). Gerade in der Logik dieser existientiellen Hineinnahme in das Opfer Christi vollzieht sich dann christlicher Kult, ja sogar bis hin zum Martyrium, das immer als Gottesdienst verstanden wurde - wie der Hl. Vater ebenso ausführt. Leugnet man die Verantwortung von uns Sündern am Tod des Herrn, dann beträfe uns tatsächlich auch etwas ganz Entscheidendes nicht mehr wirklich und im Innersten, seine sich uns schenkende Liebe. Wenn wir als Sünder am Tod nicht schuld wären, dann wäre er auch nicht aus Liebe zu uns erfolgt. Der Einwand Prof. Buchers ist somit weitreichender, als man zunächst glauben mag. Er zerstört nicht nur den Kern der Erlösungslehre, er entzieht letztlich einem persönlichen Verhältnis der Liebe zwischen menschgewordenem Gottessohn und Sünder jegliche Grundlage. Ja, ist das überhaupt noch der wahre wesensgleiche Sohn des ewigen Vaters, der das Kreuz seiner Menschheit nach, ganz real und bis aufs Blut auf sich nimmt für uns? Nach dem Kalender der außerordentlichen Form beginnen wir heute die Passionszeit, die unseren Blick auf das Leiden des Herrrn und sein Kreuz richtet. Vor dem Hintergund der heutigen theologischen Auseinandersetzungen über den Sühnetod mögen wir verinnerlichen, was der hl. Paulus im Galaterbrief lehrt: „Ich bin mit Christus gekreuzigt worden; nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir. Soweit ich aber jetzt noch in dieser Welt lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat.“ (Gal 2, 19f). Zum Thema: Bernward Deneke: Solidarität und Sündopfer Wer von euch kann mich einer Sünde beschuldigen? Eine Predigt zum Passionssonntag
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