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Themen68er |
Die Unterscheidung der Geister Von P. Bernward Deneke Ursprünglich war die Schöpfung in vollkommener Klarheit und Harmonie. Sein und Schein der Dinge entsprachen einander. Seit dem Aufstand Lucifers und dem Fall der Stammeltern aber ist es anders geworden: Hinter einem schönen Schein verbirgt sich oft ein schlechtes Sein. Es gibt fast überall Verstellung und Lüge, Versuchung und Verführung. Gott kann es nicht zulassen, daß Seine Kinder dem Verwirrspiel und den Angriffen des Bösen blind und hilflos ausgeliefert sind. Er hat uns daher mit dem Heiligen Geist und Seinen Gaben beschenkt („Weisheit, Verstand, Rat, Stärke, Wissenschaft, Frömmigkeit, Gottesfurcht“, vgl. Jes 11,2-3) und uns einen „Instinkt“ für die Wahrheit und das Gute verliehen. Die Mutter vom Guten Rat steht uns bei. Auch sind Seine Engel ausgesandt, uns zu behüten auf allen unseren Wegen (Ps 90<91>,11f.). zu a) Weil die menschliche Vernunft eine Gabe Gottes ist und Er von uns niemals etwas Unvernünftiges verlangt (allenfalls etwas Übervernünftiges, das aber der Vernunft nicht wirklich widerspricht, sondern sie nur überragt), deshalb können Lehren, Anregungen und Eingebungen, die offensichtlich wider-, irr- und wahnsinnig sind, nicht „von oben“ stammen. Das gilt auch für Stimmungslagen eines (pseudo-)religiösen Enthusiasmus’, bei dem sich der Verstand verdunkelt und der Sinn für die Wirklichkeit verlorengeht. zu b) Alles, was der katholischen Glaubens- und Sittenlehre direkt oder indirekt widerspricht, kann nicht vom guten Geist stammen. Die Heilige Schrift schärft diese Wahrheit vor allem mit Blick auf den Glauben an Jesus Christus ein: „Niemand, der im Geist Gottes redet, sagt: Verflucht sei Jesus Christus!“ (1 Kor 12,3), und: „Jeder Geist, der Jesus nicht bekennt (oder: „der Jesus auflöst“), ist nicht aus Gott.“ (1 Joh 4,2) Mit Christus ist Seine Kirche untrennbar verbunden - zum Kirchenverfolger Saul spricht der Herr: „Saul, Saul, was verfolgst du mich?“(Apg 9,4), und es gilt: „Wer euch hört, der hört mich.“ (Lk 10,16) Ein Widerspruch zur Lehre der Kirche ist demnach ein Widerspruch zu Jesus Christus selbst und kann auf keinen Fall vom Geist Gottes stammen. Besonders dort, wo die konkrete, sichtbare Gestalt der Kirche, die Bedeutung ihrer Ämter und Sakramente aufgelöst werden, ist der böse Geist am Werk, denn er liebt die falsche Vergeistigung, die Verflüchtigung, das Diffuse und Nebulöse. zu c) Im Laufe der christlichen Jahrtausende ist ein großer Erfahrungsschatz zur Unterscheidung der Geister angewachsen. Es muß also nicht jeder am Nullpunkt beginnen! Beispiele: zu d) Schlußendlich erweisen die Früchte den guten oder schlechten Baum (Mt 7,16 ff.). Paulus stellt die Früchte des Fleisches denen des Geistes gegenüber: „Offenkundig sind die Werke des Fleisches, nämlich Unzucht, Unlauterkeit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Zank, Eifersucht, Zorn, Hader, Zwistigkeiten, Parteiungen, Mord, Trunkenheit, Schlemmerei und dergleichen. Von diesen Dingen sage ich im voraus, was ich auch früher schon gesprochen habe: Die solches tun, werden das Reich Gottes nicht erben. Die Frucht des Geistes aber ist: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Güte, Milde, Langmut, Sanftmut, Treue, Mäßigkeit, Enthaltsamkeit, Keuschheit.“ (Gal 5,19-23) Zum Thema: Gebt dem Teufel nicht Raum Eine Predigt von mir.
Demütiger Stolz Von P. Bernward Deneke FSSP Als Christen müssen wir stolz sein! Um nicht falsch verstanden zu werden: Demut ist eine grundlegende christliche Tugend, Stolz hingegen eine Wurzelsünde, sogar die Wurzel aller Wurzelsünden. Darum wird die Bibel nicht müde, die Geringen zu rühmen und die Großmächtigen zu warnen. Gott „zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinnen; Mächtige wirft Er vom Thron und erhöht die Niedrigen“ (Lk 1,51f.), sagt jene Magd des Herrn, auf deren Niedrigkeit Er herabgesehen hat (Lk 1,48). Jesus fordert Seine Jünger auf: „Lernet von mir, denn ich bin sanft und demütig von Herzen.“ (Mt 11,29) Und der Ranghöchste unter den Aposteln, selbst ein Gedemütigter, weiss genau, daß „Gott den Hochmütigen widersteht, den Demütigen aber Seine Gnade gibt“ (1 Petr 5,5). Die Stellung der Demut soll also in keiner Weise in Frage gestellt werden. Ebensowenig rede ich dem sündhaften Stolz das Wort. Doch denken wir uns einmal folgende Situation: Ein Jugendlicher aus christlichem Haus vernimmt tagaus tagein die Mahnung seiner Eltern, er solle nur ja recht demütig und bescheiden sein. Von sich selbst gering zu denken, nicht besser sein zu wollen als die anderen, ihnen den Vortritt zu lassen, Autoritäten zu achten, ihnen mit gehorsamer Unterwürfigkeit zu begegnen und ihren Anordnungen zu folgen alles das wird diesem jungen Menschen zur zweiten Natur. Immer fein zurücktreten und schweigen! Niemals aufbegehren oder ausscheren! Solange das Milieu, das den Heranwachsenden umgibt, in Ordnung ist und die Vorgesetzten ihre Vollmacht verantwortungsvoll gebrauchen, mag eine solche Haltung tugendhaft sein. Wandelt sich aber die Lage und hat er es mit Personen zu tun, die sich von falschen Vorstellungen leiten lassen, mit einer Obrigkeit, die Zweifelhaftes fördert und fordert, dann bekommt die Sache ein anderes Gesicht. Zwar muß auch unter solchen Bedingungen die christliche Demut bestehenbleiben. Doch zeigt sich spätestens hier, daß sie einer Ergänzung bedarf. Einer Art Stolz. An dieser Stelle ist eine Klärung am Platz. In frommen Ohren hat das Wort Stolz einen schlechten Klang, da es sogleich als sündhafte Selbstüberhebung verstanden wird. Tatsächlich aber handelt es sich dabei um einen zunächst neutralen Begriff. Stolz sein bedeutet: den Nacken nicht beugen, Dienst und Unterwerfung verweigern. Es ist einleuchtend, daß Stolz gegenüber Gott und den Menschen, die einen berechtigten Anspruch an uns geltend machen, eine schwere Verfehlung darstellt. Wie jedoch verhält es sich, wenn uns ein Unrechtsregime, eine gottlose Institution oder einfach nur der moralisch verkommene Zeitgeist in die Knie zwingen will? Wenn gar der Teufel uns auffordert, ihm zu huldigen? Ist da nicht das herrisch-stolze Wort Christi am Platz: „Weiche Satan! Denn es steht geschrieben: Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und Ihm allein dienen“ (Mt 4,10)? „Agnosce, o Christiane, dignitatem tuam“, ruft der hl. Papst Leo der Grosse in einer berühmten Weihnachtspredigt aus: „Erkenne, o Christ, deine Würde.“ Gemeint ist die Würde, die unserer Erwählung und Wiedergeburt zu Gotteskindern entstammt. Der Adel von Gliedern am Mystischen Leib Jesu Christi, die teilhaben an Seinem Fleisch und Blut. Und die Zierde von Tempeln des Heiligen Geistes. Würde, Adel und Zierde dieser Art verstärken im gläubigen Herzen die Gesinnung tiefer Demut vor Gott, dem allein die gnadenhafte Erhebung zu verdanken ist. Zugleich erwecken sie aber auch das Bewußtsein der eigenen Kostbarkeit und damit verbunden das kämpferisch-kompromißlose Nein gegenüber jeder Macht, die uns solche Herrlichkeit rauben will. „Lieber sterben als sündigen“, hielt Maria Goretti ihrem Mörder entgegen. Ja, lieber sterben als die christliche Würde der Gottlosigkeit, Niedertracht und Unzucht preiszugeben, das ist die Haltung demütigen Stolzes. Wer jungen Menschen in unserer Zeit nur von Demut und Unterordnung spricht; wer ihnen nicht sagt, daß Gott ihnen hohen Adel verliehen hat; wer ihnen nicht hilft, den aufrechten Gang auch unter erschwerten Bedingungen zu wahren, das Haupt angesichts der Verführer und Bedränger zu erheben: „Für das, was du mir da anbietest, bin ich mir einfach zu schade; es ist unter meiner Würde“ wer also diese Seite des christlichen Lebens unterschlägt, der produziert exakt jenes Duckmäusertum, jene falsche Bescheidenheit und Angepaßtheit, durch die das Imperium des Fürsten dieser Welt besteht und sich beständig ausbreitet. Es gibt keine Alternative zum demütigen Stolz! |
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