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Kath-info-Glossen

Eine lose Sammlung merkwürdiger Beobachtungen und harmloser Kommentare von P. Engelbert Recktenwald

1. Drei Lösungen

Angesichts sinkender Zahlen von Kirchenmitgliedern und Gottesdienstbesuchern besteht Konsens, dass sich die Kirche in einer Krise befindet. Doch wie kann es zu einer Glaubenserneuerung kommen? Dazu gibt es drei Lösungsvorschläge:

Der erste Lösungsvorschlag lautet: Priester sollen heiraten dürfen, Frauen die Pille nehmen und Teenager und Homosexuelle sexuell aktiv sein dürfen. Dann füllen sich die Kirchen wieder, und der Glaube blüht auf! Dieser Meinung ist “Wir sind Kirche”.

Der zweite Lösungsvorschlag lautet: Reden! Zum Beispiel darüber, ob Priester heiraten oder Frauen die Pille nehmen dürfen. Dieser Lösungsvorschlag wurde kürzlich vorgelegt.

Der dritte Lösungsvorschlag lautet: Die Reichtümer des Glaubens neu entdecken, leben und verkündigen und so nach dem Beispiel der Heiligen eine Glaubenserneuerung herbeiführen. Aber dieser Vorschlag riecht nach Restauration, ja Fundamentalismus und hat deshalb keine Chance. Außerdem stammt er vom Papst und ist allein deshalb schon suspekt!


2. Von einem solchen Papst ist nichts zu erwarten

“Von einem solchen Papst sind keine couragierten Reformen, auch nicht in Strukturfragen, zu erwarten”, schreibt Hubert Feichtlbauer, exponierter Vertreter des österreichischen Vereins Wir sind Kirche, mit Blick auf Benedikt XVI. Und was macht diesen zu einem "solchen" Papst? Sein Glaube an die Gottessohnschaft Jesu! Seine Überzeugung davon, dass Jesus “wesensgleich mit dem Vater” sei und das auch immer gewußt und auch bezeugt habe.

Ein entlarvenderes Eingeständnis der Apostasie als Hintergrund der Reformforderungen, wie sie seit langem von solchen Gruppen erhoben werden, dürfte kaum möglich sein. Man wartet auf einen Papst, der sich innerlich vom Credo verabschiedet hat und deshalb die gewünschten Reformen einzuleiten bereit ist. Von einem Papst, der an die Gottheit Jesu glaubt, ist dies nicht zu erwarten.

Dies sollte uns von der Naivität befreien, zu meinen, man könne fein säuberlich zwischen disziplinären und strukturellen Fragen einerseits und Glaubensfragen andererseits unterscheiden und über jene einen Dialog führen, ohne gleichzeitig Kernfragen des Glaubens zur Diskussion zu stellen. Feichtlbauer macht deutlich, dass die Strukturfragen nur die Speerspitze sind, die einem neuen Glaubensverständnis den Weg bahnen sollen. Die Antwort auf die Glaubenskrise kann deshalb nicht im Dialog über die Forderungen der Neuerer bestehen, sondern in einer Offensive der Glaubensverkündigung, wie sie der Papst uns vormacht.

Feichtlbauer schrieb die zitierten Worte übrigens in seiner Besprechung des Jesusbuches im Sammelband Das Jesusbuch des Papstes - Die Debatte (hg. von Ulrich Ruh, Freiburg im Breisgau 2008). Schön zu sehen, dass auch in diesem Sinne das Buch Benedikts zur Klärung der Geister beiträgt.


3. Weg mit dem Zwangszölibat!

Die Rede vom “Zwangszölibat” geistert durch die Köpfe und verwirrt das Denken. Tatsächlich sind jene, die Priester werden wollen, zum Zölibat verpflichtet. Aber ist deshalb die Rede vom “Zwangszölibat” gerechtfertigt, die dann das Recht nahelegt, im Namen der Freiheit seine Abschaffung zu fordern?

Wenn dies so ist, dann fordere ich die Abschaffung der “Zwangsarmut” aller Ordensleute.

Ich fordere die Abschaffung des Zwangsführerscheins und mehr Respekt vor den individuellen Gestaltungen des eigenen Fahrstils.

Ich fordere die Abschaffung des Zwangsabiturs für alle Studenten und mehr Vertrauen in ihre Fähigkeiten aufgrund eines optimistischeren Menschenbildes.

Ich fordere die Abschaffung der Zwangsschule, weil ich gegen jeglichen staatlichen Rigorismus bin.

Ich fordere die Abschaffung aller Zwangsgefängnisse im Namen der Menschenwürde aller Verurteilten. Dieselben können besser beurteilen, welche Strafe von welcher Länge für sie die richtige ist, und sollen sie demnach selber bestimmen können.

Ich fordere die Abschaffung aller Zwangserziehung im Namen der Autonomie auch schon des kindlichen Gewissens.

Ich fordere die Abschaffung aller Zwangsgesetze im Namen der Freiheit des Evangeliums.


4. Noch ein Schweiger!

In diesen Tagen wird der hundertste Geburtstag des katholischen Priesters Engelmar Unzeitig begangen, der am 1. März 1911 im mährischen Greifendorf bei Zwittau geboren wurde. Er wird der “Engel von Dachau” genannt, weil er als Häftling im KZ Dachau freiwillig und trotz tödlicher Ansteckungsgefahr Kranke pflegte, die von der Flecktyphus-Epidemie heimgesucht worden waren. Manche rettete er vor dem Hungertod, indem er auf seine eigene Ration verzichtete und sie weitergab. Er selber starb schließlich an Flecktyphus am 2. März 1945 im KZ. Ein Mithäftling bezeugte, dass er die Liebe in Person gewesen sei.

Doch was muss das Auge des kundigen Forschers gewahren? P. Engelmar Unzeitig redete nicht viel! Das hat sein Mithäftling P. Clemente Pereira verraten. Wo sind die Hochhuths und Kühlweins, die dieses Schweigen anprangern? Hätte er nur laut genug gegen das KZ protestiert, wäre es bald aufgelöst worden und alle Gefangenen wären auf einen Schlag frei gewesen! Retten statt Reden: Welch ein verderbliches Motto! Gerade Reden rettet die Welt. Zumindest hätte er einen Dialog mit der Lagerleitung anknüpfen müssen. Stellen wir uns einmal vor, alle 2700 Geistlichen im KZ hätten diesen Dialog begonnen: War für einen Aufbruch hätte das gegeben! Doch diese Chance zur Niederschlagung des Nationalsozialismus wurde vertan! Und wer ist schuld daran? Na klar, der Zölibat.


5. Der gute Hirte modernen Typs

Franz von Sales, der große Heilige der Sanftmut, tadelt streng das Reden über die Fehler anderer. Aber er kennt eine große Ausnahme, dann nämlich, wenn es darum geht, “vor dem Wolf zu warnen, wenn er in die Schafherde einbricht oder sie umschleicht” (Philothea III, 29). Ihn müsse man offen anprangern. Das sei ein Liebesdienst gegenüber der Herde. Und der Herr selber sagt vom guten Hirten, dass er sein Leben hingebe für seine Schafe, damit diese nicht vom Wolf geschlagen werden. Zu den Wölfen gehören jene, die den Schafen den Tod bringen, indem sie ihnen mit dem Glauben auch das übernatürliche Leben rauben, also die Häretiker.

In heutiger Zeit gibt es manchen Hirten, der ein anderes Rezept im Umgang mit den Wölfen gefunden hat. Er ruft die Schafe auf, sich mit ihnen zu vertragen! Sie sollen bitte nicht so tun, als ob sie allein den wahren Glauben hätten. In der Kirche sei Platz für alle - außer für jene etwas überängstlichen Schafe, die sich selbst vom letzten Konzil bedroht fühlen; das seien Wölfe im Schafspelz!

Die vielen Leichen, die jene Wölfe, denen etwa der Religionsunterricht anvertraut wurde, auf dem Gewissen haben, werden nicht zur Kenntnis genommen; oder sie werden einfach für lebendig erklärt, weil sie immerhin noch Kirchensteuer zahlen oder sich sogar in kirchlichen Jugendverbänden engagieren, die durch Wochenendveranstaltungen, die nicht einmal eine Sonntagsmesse im Programm haben, beweisen, dass sie garantiert nicht zu jenen fundamentalistischen Wolfsschafen gehören, für die es in der Kirche keinen Platz geben darf.

Auf jeden Fall muss der kritische Beitrag der Wölfe positiv gewürdigt werden. Es sind nur Schafe im Wolfspelz! Und wenn eines jener Schafe, die Religionsunterricht und Theologiestudium überlebt haben, selber Hirte einer Pfarrgemeinde wird und dann beginnt, seine Schafe vor den Wölfen zu schützen, dann sieht es sich bald dem Vorwurf ausgesetzt, es polarisiere! Mancher Oberhirte greift ein, um bereitwillig den Klagen und Beschwerden der Wölfe Rechnung zu tragen und dem Pfarrhirten in den Rücken zu fallen: Wenn dieser nicht fähig sei, Brücken zu schlagen, sei er für sein Amt nicht geeignet.

"Brücken schlagen" statt "polarisieren" - so lautet das neue Rezept. Und wie kann man am besten Brücken schlagen wenn nicht durch Reden? Ein Dialog, an dem alle Gruppen beteiligt sind, Schafe wie Wölfe, das ist das Erfolgsrezept! Die Schafe sollen nicht so empfindlich sein, wenn eines von ihnen mal wieder von den Wölfen geschlagen wird, und die Wölfe sollen es bitte nicht so auffällig tun! Es darf kein Blut fließen! Sanfte, freundliche Sterbehilfe, das ist die Methode! Schafe, die genug von Dialog haben und in ihrer Notwehr wild um sich schlagen, das sind die wahren Ruhestörer!

Der Gute Hirte von heute - das ist derjenige, der im Kampf gegen dialogunfähige Schafe sein Leben hingibt für seine Wölfe!


6. Die wahre Wahrheit über Pius und Petrus

Am 1. April 2011 meldete die Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX) in ihrem Internetauftritt etwas voreilig, dass die Priesterbruderschaft St. Petrus (FSSP) zu ihr zurückgekehrt sei. Nun können wir Genaueres über den bemerkenswerten Vorgang berichten.

Auf dem inzwischen einberufenen außerordentlichen Generalkapitel der vereinten Bruderschaften, an dem alle Mitglieder teilnahmen, wurde als Zeichen der gegenseitigen Versöhnung beschlossen, dass man von der Piusbruderschaft den Namen beibehalte, von der Petrusbruderschaft die Seminarausbildung. Zur großen Überraschung wurde in geheimer Wahl P. Josef Bisig zum Generaloberen gewählt. Er kündigte den erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen mit dem Heiligen Stuhl an. Vor allem die jüngere Priestergeneration zeigte sich erleichtert über diese Wahl und die eröffnete Aussicht des Auszugs aus der selbstgewählten kirchlichen Quarantäne. Das Zweite Vatikanische Konzil werde in Zukunft laut Bisig im Licht der Tradition im Sinne einer Hermeneutik der Kontinuität interpretiert. Die Glaubenskongregation habe bereits eine dementsprechende, für die ganze Kirche verbindliche Note vorbereitet. Dagegen erreichten den Heiligen Stuhl bereits heftige Protestbriefe von Hans Küng und Weihbischof em. Tissier de Mallerais. Dieser hat sich ausbedungen, den Kompromiss nur unter der Bedingung mitzutragen, dass er weiter den wichtigsten Kampf führen dürfe, den es gäbe, nämlich den gegen die Religionsfreiheit. Dies wurde ihm gestattet. Er wird demnächst als Sonderbotschafter nach Saudi-Arabien gesandt, um dort die Religionsfreiheit zu bekämpfen, sobald sie eingeführt sei.

Weihbischof Williamson dagegen sprach von einer feindlichen Übernahme, hat sich getrennt und die FSVSPX gegründet, die “Wahre Priesterbruderschaft St. Pius X.”, die dem ewigen Marcel treu bleibe. Er blieb bereits dem Generalkapitel fern, da dieses ein Treffen von Anhängern verschiedener Religionen bedeute und auf ein drittes Assisi hinauslaufe. Auf keinen Fall werde man einen Kompromiss mit der Religion des Papstes eingehen. Selbstverständlich sei Benedikt XVI. trotzdem wahrer Papst, aber jeder Gehorsamsakt ihm gegenüber bedürfe in der FSVSPX eines besonderen schriftlichen Indults seitens des Generaloberen.

Hocherfreut zeigte sich über den Erfolg P. Franz Schmidberger. Nachdem die Muttergottes von Fatima bereits im Mai 1988 der Piusbruderschaft die Einigung mit Rom geschenkt und sie dann wieder aus dieser Falle herausgeführt habe, werde sie auch dieses Mal die Piusbruderschaft nicht im Stich lassen und genau so handeln. Er schlug deshalb vor, für den 30. Juni Bischofsweihen anzukündigen. Der Vorschlag wurde aber vom Generalkapitel abgelehnt.


7. Toleranz am Karfreitag?

Nehmen wir einmal an, in einer Familie ist ein Trauerfall eingetreten und sie legt einen Trauertag ein. Die Nachbarfamilie, die darum weiß, veranstaltet gerade deshalb am selben Tag ein lustiges Fest. Jedem ist klar, von welcher Intoleranz dieser Affront zeugt.

2011 wurden am Karfreitag, dem größten Trauertag für Christen, die des Todes des Herrn gedenken, eigens Protestveranstaltungen gegen den Karfreitag als stillem Feiertag durchgeführt, etwa ein Flashmobtanz in Frankfurt. Dieser Protest kam nicht etwa von Angehörigen anderer Religionen, sondern von jenen, die die Toleranz auf ihre Fahnen geschrieben haben wie Atheisten und Säkularisten, der erwähnte Flashmob etwa von der Jugend der hessischen Grünen. Normalerweise werfen die Säkularisten der Religion Intoleranz vor und führen fast alle Kriege und Übel der Geschichte auf die Rivalität der Religionen zurück. Der gegenwärtige Sachverhalt zeigt das Gegenteil. Die Religionen achten einander. Kein Muslim nimmt Anstoß am Karfreitag, während umgekehrt von den Kirchen etwa regelmäßig Grußworte an die Muslime anläßlich des Ramadan gerichtet werden. Während so religiöse Menschen den Atheisten vormachen, wie Toleranz und Respekt gelebt werden, sind es gerade Leute vom Schlage der erwähnten Grünen oder der organisierten Atheisten, die religiöse Überzeugungen der Lächerlichkeit preisgeben und regelmäßig die religiösen Gefühle von Christen verletzen.

Update zur Glosse:

Die atheistische Intoleranz beschränkt sich nicht auf die Verletzung religiöser Gefühle. Nach den Worten des hessischen CDU-Fraktionschefs Christean Wagner störten einige Tänzer des Frankfurter Smartmobs massiv “eine angemeldete und genehmigte Karfreitagsprozession mit mehreren hundert Gläubigen”, pfiffen Gläubige aus und beleidigten sie.


8. Selbstbestimmung!

Im Rahmen ihrer Kampagne “Liebe wie du willst - Projekte für sexuelle Selbstbestimmung und gegen Homophobie” setzen sich das Jugendbildungswerk der Stadt Gießen und die pro familia-Ortsverbände von Gießen und Marburg dafür ein, “dass jeder Mensch sein Grundrecht wahrnehmen kann, seine sexuelle Orientierung” frei zu wählen.

Eine erfreuliche Nachricht! Sie setzen sich also dafür ein, dass z.B. Homosexuelle ihre Orientierung frei wählen und sich damit auch für eine heterosexuelle Orientierung entscheiden können. Werden nun solche Organisationen wie Wüstenstrom, die Hilfen für eine solche Entscheidung anbieten, von pro familia und den Homosexuellenverbänden gefördert? Bisher wurden sie bitter bekämpft. Und ist nun das Dogma gefallen, dass die sexuelle Orientierung zur unveränderlichen Identität des Homosexuellen gehört?

Wahrscheinlich darf man von der Logik dieser Kampagnenführer nicht zu viel verlangen. Wahrscheinlich meinen sie nur, dass jeder Mensch das Recht hat, homosexuell zu werden, und jeder Homosexuelle, es zu bleiben.

Und ob sie schon so weit gehen wollen wie jenes kanadische Ehepaar, welches das Geschlecht ihres Kindes geheimhält? Kathy Witterick und David Stocker aus Toronto wollen ihr Kind nämlich geschlechtsneutral erziehen, damit es später selber entscheiden kann, ob es Junge oder Mädchen sein will. Bis dahin soll es auf keine sexuelle Identität festgelegt werden und trägt den geschlechtsneutralen Namen Storm.

Aber warum um Himmels willen legt man nur in sexuellen Dingen solchen Wert auf die Selbstbestimmung? Ich plädiere für eine weitestgehende Ausdehnung des Selbstbestimmungsrechts:

Das Kind soll selber entscheiden dürfen, welches seine Muttersprache sein soll. Bis dahin, etwa im 12. Lebensjahr, soll es ohne Sprache aufwachsen.

Das Kind soll selber entscheiden dürfen, in was für einer Familie (mit oder ohne Geschwister, mit Vater und Mutter oder mit zwei Vätern oder mit zwei Müttern) es groß werden will. Bis dahin soll es in gar keiner Familie leben.

Das Kind soll selber entscheiden dürfen, womit es ernährt wird. Bis dahin soll es gar nicht ernährt werden.


9. Auf Erfolgskurs!

Zu den Handlungszielen, die seitens der Bischöfe in den Gesprächsprozess eingebracht werden sollen, zählt laut Erzbischof Zollitsch neben der Sorge um die wiederverheirateten Geschiedenen die „vermehrte Mitwirkung von Frauen in der Kirche“. So berichtete die Tagespost am 29. September 2012 anlässlich der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda. Die Bischöfe seien daran interessiert, verstärkt Frauen in kirchliche Verantwortung zu bringen.

Damit macht die deutsche Bischofskonferenz einen entscheidenden Schritt, um an den gewaltigen Erfolg der evangelischen Kirche anzuknüpfen. Zwar wird es in der katholischen Kirche niemals weibliche Bischöfe geben, aber vielleicht kann man durch die Verwirklichung der bischöflichen Zielvorgaben wenigstens einen Teil des Erfolgs erreichen, den wir auf evangelischer Seite beobachten können: Als dort am 30. August 1992 Maria Jepsen als erste evangelisch-lutherische Bischöfin eingeführt wurde, schrumpfte innerhalb der nächsten 10 Jahre ihr Hamburger Sprengel um ein Drittel auf 587.000 Mitglieder (s. IdeaSpektrum 36/2012, S. 26). Das wird der katholischen Kirche sicherlich auch noch gelingen, wenn sie so weitermacht!


10. Der Papst ist schuld!

“Das Papsttum als Form einer autoritären absoluten Monarchie behindert und verhindert mehr den Glauben als dass es ihn fördert”, schreibt Christian Modehn in Publik-Forum (16. Februar 2013) und fordert vom nächsten Papst die “Selbstaufhebung des eigenen Amtes”.

Natürlich: Ist erst einmal das Papsttum abgeschafft, dann wird in der katholischen Kirche der Glaube endlich so herrlich aufblühen wie im Protestantismus, der von jenem Glaubenshindernis schon immer befreit war. Während in der katholischen Kirche in Deutschland der Gottesdienstbesuch bei nur 12,3 % liegt, sind es in den evangelischen Landeskirchen sage und schreibe 3,6 %. Während des Pontifikats Benedikts XVI. sank in Deutschland die Zahl der Katholiken um 5,4 %, die der Protestanten dagegen nur um 7 %. Weltweit dagegen nahm die Zahl der Katholiken um 100 Millionen zu (gemäß den Angaben des evangelischen Pfarrers Matthias Schreiber in IdeaSpektrum vom 20. Februar 2013).

Modehn hat also ganz klar die Ursache der Glaubenslosigkeit erkannt: Gäbe es den Papst nicht mehr, der mit so klaren Worten den Glauben verkündigt, könnten wir endlich wieder besser glauben!

Aber vielleicht liegt der Grund, dass es in der evangelischen Kirche mit dem Glauben schlechter aussieht als in der katholischen, darin, dass die katholische Kirche nur einen, die evangelische dagegen viele Päpste hat. “Bei uns Evangelischen ist ja jeder irgendwie Papst”, meinte kürzlich die Präses der EKD-Synode Katrin Göring-Eckardt. Manfred Lütz sieht ja bekanntlich das katholische Unfehlbarkeitsdogma als einen Akt kirchlicher Selbstbescheidung: Es schränkt den Kreis der Unfehlbaren auf eine einzige Person ein. Modehn dagegen will ihn offenbar ausweiten, wenn er meint, jeder Mensch sei “unmittelbar zum Ewigen,” deshalb brauche man das Papsttum nicht. Mit anderen Worten: Die Unfehlbarkeit des Papstes steht der Unfehlbarkeit seiner Kritiker im Weg. Bekanntlich will Hans Küng nur deshalb nicht Papst werden, weil er dann seine Unfehlbarkeit verlieren würde.


11. Ein großartiger Erfolg

Viele im deutschsprachigen Raum werten das Ergebnis der Umfrage über die Haltung der Katholiken zur Morallehre der Kirche als einen Bankrott der römischen Lehre. Zu sehr weichen Denken und Leben der “Basis” von der Lehre ab. Ich dagegen werte es als einen Bankrott der Ortskirche. Ihr ist es offensichtlich nicht gelungen, diese Lehre überzeugend zu vermitteln. Aber der größere Teil des Episkopats hat diese Vermittlung auch gar nicht versucht (Oder wie wieviele Beispiele eines solchen Versuchs kennen Sie? Gerade deswegen sticht ja eine Ausnahme wie Weihbischof Laun so sehr vom Rest des Episkopates ab.) Und ein großer Teil der Theologen hat sogar über Jahrzehnte hinweg das Gegenteil versucht: nämlich die Studenten und die Gläubigen davon zu überzeugen, wie überholt, leibfeindlich, unbarmherzig die Lehre der Kirche sei. Insofern ist das Ergebnis der Umfrage natürlich ein Erfolg der Ortskirche, ein großartiger Erfolg!


12. Theologischer Fortschritt dank neuer Quellen!

Der deutschen Kirche ist endlich der entscheidende theologische Durchbruch gelungen: Nicht mehr bloß Schrift und Tradition, „sondern auch die Realität von Menschen und der Welt“ seien Quellen theologischer Erkenntnis, meinte ein deutscher Bischof im Februar 2015 Tage mit Blick auf die heutige Realität gescheiterter Ehen und “wiederverheirateter” Geschiedener. Vorbei also die Zeiten, in denen wir wie ein Hund an der Kette an die einmal ergangene Offenbarung rückgebunden sind! Vorbei die Zeit, in denen wir uns verzweifelt bemühen, die Realität den Forderungen des Evangeliums anzupassen und, wie Spaemann es formuliert hat, die “Schönheit der Botschaft” zu erschließen. Nun sind die Zeiten angebrochen, in denen wir von der Realität lernen, die Forderungen des Evangeliums herunterzuschrauben und diese “Kapitulation vor dem säkularen Mainstream” (Spaemann) als neue Barmherzigkeit zu verkaufen. Sicherlich kann die Kirche dann auch im Erfolg der Homobewegung die Stimme Gottes zur Neubewertung gleichgeschlechtlicher Sexualität erkennen, in der Genderbewegung die Einladung zur Überwindung der langweiligen Zweigeschlechtlichkeit des Menschen, in der massenhaften Abtreibung die Forderung, endlich das Lebensrecht der ungeborenen Menschen dem Selbstbestimmungsrecht der geborenen Menschen unterzuordnen. Zur gelebten Realität gehört auch der Rückgang des Gottesdienstbesuchs auf ca. 10%. Soll nur diese winzige Minderheit von 10% im Recht sein? Lernen wir von der 90prozentigen Realität, die Überbetonung des Wertes der hl. Eucharistie auf ein erträgliches Maß zurückzuschrauben und die Menschen von der Zumutung zu befreien, glauben zu sollen, in der Eucharistie dem leibhaftigen Gott zu begegnen. Ein Blick auf die evangelische Kirche zeigt, wie es uns dann gelingen wird, uns an die Spitze der gesellschaftlichen Entwicklung zu stellen: Dort liegt der Gottesdienstbesuch nur noch bei 3,6 %! Ohne Zweifel hat auch der Zusammenbruch der Beichtpraxis revelatorischen Charakter und verweist auf die so lange verschüttete Wahrheit, die sich in dem nachkonziliaren Gefühl breitmacht, “dass jeder Mensch eigentlich in den Himmel kommt”, wie es Eckhard Bieger SJ und Christian Schnaubelt so treffend formuliert haben. Und ein Ende des theologischen Fortschritts ist nicht abzusehen: Gehört nicht zur Realität auch der weitgehende Verlust des Glaubens an Himmel und Hölle? Spricht sich in ihr nicht die Stimme Gottes aus, endlich jede Heilssorge zu überwinden und jede Jenseitsorientierung aufzugeben? All die vielen Katholiken, die sich keinen Deut mehr um die Rettung ihrer Seele, um Bekehrung, Buße und Nachfolge Christi kümmern, sie sind es, die an der Spitze des theologischen Fortschritts stehen! Wirklich? Vielleicht sind es in Wirklichkeit die säkularen Atheisten und Agnostiker, die sich in den letzten Jahren weltweit am erfolgreichsten ausgebreitet haben. Vielleicht will uns Gott durch diese Realität sagen, dass er gar nicht existiert? Die katholische Kirche hat noch einen weiten Weg vor sich ...

Doch was die Methode des theologischen Fortschritts angeht, hat Rom die Nase vorn, so wie es uns Kardinal Baldisseri vorgemacht hat, der den Synodenvätern der vergangenen Familiensynode für sie bestimmte Post kurzerhand vorenthielt, weil ihr an vorkonziliaren Quellen wie Schrift und Tradition orientierter Inhalt dem theologischen Fortschritt offenbar im Wege stand ...


13. Wie die Kirche ihre Krise überwindet

Nur 38 % der deutschen Katholiken glauben, dass Jesus unser Erlöser ist, wie das Meinungsforschungsinstituts INSA-Consulere (Erfurt) herausgefunden hat. Ich weiß ja nicht, ob die Tatsache, dass 62 % der Katholiken nicht an den Erlöser glauben, so wichtig ist, dass die Deutsche Bischofskonferenz auch ein solches Randthema einmal zum Gegenstand ihrer Beratungen auf der Vollversammlung machen könnte. Wichtiger für einige Theologen dagegen ist es, dass das Volk stärker in die Besetzung von Bischofsstühlen eingebunden wird. Demokratisierung der Kirche wird dieser Vorgang genannt, von dem jene Theologen das Heil erwarten. Tatsächlich wäre es doch wichtig, dass die erwähnten 62 % auch eine entsprechende Repräsentanz unter den Bischöfen fänden, oder nicht? Erst wenn zwei Drittel der Bischöfe die Rede von Jesus als unserem Erlöser für überholt halten, wäre die Kirche doch endlich auf der Höhe der Zeit angekommen, in der Gesellschaft anschlussfähig geworden und hätte ihre Krise überwunden.


14. Echte Erneuerung kraft Frauenpriestertums!

Wenn der Synodale Weg sich für das Frauenpriestertum stark macht, kommt er den Reformwünschen vieler Katholiken entgegen. Dazu gehört auch die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands. Deren Bundesvorsitzende Mechthild Heil erhoffte sich bereits 2019 vom Synodalen Weg Reformen, die "weit genug gehen, um zu einer echten Erneuerung der Kirche beizutragen."

Was spricht eigentlich dafür, sich vom Frauenpriestertum eine Erneuerung der Kirche zu erhoffen?

Schauen wir uns die EKD in Deutschland an, wo all diese Reformen schon längst Wirklichkeit sind. Von 1975 bis 2017 ist die Zahl der regelmäßigen Gottesdienstbesucher von 5,5% auf 3,3% gefallen, in absoluten Zahlen: von 1,5 Millionen auf 0,73 Millionen.

Bei der katholischen Kirche lässt sich dieselbe Tendenz feststellen, allerdings hinkt sie der EKD in dieser Entwicklung weit hinterher. Bei ihr ist im selben Zeitraum die Zahl der regelmäßigen Gottesdienstbesucher von 32,6% auf 9,8 % gefallen, oder von 8,8 Millionen auf 2,29 Millionen.

Das bedeutet: Trotz aller Anstrengungen ist sie 2017 noch längst nicht auf das Niveau gekommen, das die EKD bereits 1975 erreicht hatte. Auch was die Zahl der Kirchenaustritte angeht, hat die katholische Kirche die evangelische immer noch nicht eingeholt.

Es wird also tatsächlich höchste Zeit, das "Erfolgsmodell" der evangelischen Kirche nachzuahmen, wo die Wünsche von Mechthild Heil schon erfüllt sind. Fahren wir fort mit den Reformen, um nicht den Anschluss zu verpassen und endlich dort anzukommen, wo die EKD schon längst ist. Von 9,8 auf 3,3%: Das ist doch zu schaffen!

Diesen Text kann man auch hören.


Dialog als Heilmittel für die Kirche?


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