Das Portal
zur katholischen Geisteswelt


Zum
Rezensions-
bereich
Zum
biographischen Bereich

Zum englischen
und polnischen
Bereich
Das katholische Informationsportal kath-info
dient der theologischen Aufklärung
und bietet Ihnen Beiträge zu Themen der katholischen Welt.

Die Beiträge unterliegen in der Regel dem Urheberrecht.

Zum Autorenverzeichnis

Sie befinden sich im ersten Teil
des blauen Bereichs des PkG (Buchstaben A bis G)
Zum zweiten Teil
Zum dritten Teil

Die neuesten Beiträge finden Sie jeweils auf der Startseite

Datenschutzerklärung

Zum philosophischen Bereich
Zum
liturgischen Bereich

Links

Impressum

Themen

68er
Abba
Abschuß
Abtreibung
Abtreibung II
Advent
Ägypten
AIDS
Amoris laetitia
Amtsverzicht
Annaverehrung
Apokalypse
Ärgernis
Auferstehung
Auster
B16 Bundestag
B16 Missbrauch
Barmherzigkeit
Barmherzigkeit II
Barmherzigkeit III
Barmherzigkeit IV
Befreiungstheol.
Beichte
Bekehrung
Belgrad
Benedikt XVI.
Benedikt-Option
Besessenheit
Beten
Bischof
Bischofsamt
Bischofsberater
Bischofsweihen 88
Bischofsweihen II
Borromäusverein
Brigittagebete
Chesterton G.K.
Christenverfolgung
Christkönigtum
Christozentrismus
CiG
Cloyne Report
Corona
Darwinismus
DH
Dialog
Discretio
Dogma
Dogma u. Leben
Doppelwirkung
droben
Drusen
Effetha
Ehe
Ehe und Familie
Einwohnen
Eizellenhandel
Ekklesiologie
Embryo
Emmaus

Die Kunst, es nicht gewesen zu sein

Von Lorenz Jäger

Autsch, das tat weh, was der emeritierte Papst da geäußert hatte. Unter den Ursachen der Missbrauchstragödie in der Kirche machte er nämlich auch eine wesentliche namhaft, die im Zuge der großen Kulturrevolution, die wir kurz mit der Jahreszahl 1968 verbinden, von außen in die Kirche eingedrungen sei: „Zu der Physiognomie der 68er Revolution gehörte, dass nun auch Pädophilie als erlaubt und als angemessen diagnostiziert wurde.“

In seinem Aufsatz für das Bayerische Klerusblatt sprach Ratzinger von einem „ungeheuerlichen Vorgang“, der in den sechziger Jahren geschehen sein, und den es „in dieser Größenordnung in der Geschichte“ wohl kaum je gegeben habe. „Man kann sagen, dass in den zwanzig Jahren von 1960 bis 1980 die bisher geltenden Maßstäbe in Fragen Sexualität vollkommen weggebrochen sind und eine Normlosigkeit entstanden ist, die man inzwischen abzufangen sich gemüht hat.“

Eigentlich machten erst die aufgeschreckten und abwehrenden Reaktionen aus dem Lager des großen Konsenses, das von der Mitte-CDU bis weit nach links reicht, deutlich, wer sich warum getroffen fühlte. Die positive Sicht auf Achtundsechzig gehört zur Staatsräson der Bundesrepublik, zu ihrem fast allgemein geteilten Selbstverständnis. Mit Waschzwang und Fleckenentferner reagierte man dann auch sofort. Nicht nur (erwartbar) der „Spiegel“, der Theologen aus den Vereinigten Staaten zu Wort kommen ließ, die von einem „zutiefst beunruhigenden“ Text sprachen, sondern auch das eher konservative Magazin „Cicero“, das wähnte, hier sei ein „Buhmann“ gesucht worden.

Wir haben ein schwaches Gedächtnis. Man muss manche Sachen schon wissen, um sie dann auch zu finden, im Normaldiskurs der smarten Meinungsführer kommen sie nicht vor. Es gab sie nicht. Im Januar 1977 also erschien ein Aufruf von linken französischen Intellektuellen in der Zeitung „Le Monde“. Anlass war ein Prozess gegen drei Männer, die sexuelle Beziehungen mit Jugendlichen unter 15 Jahren gehabt hatten. Nicht die geringste Gewalt sei den Kindern angetan worden, erklärten die Intellektuellen, vielmehr hätten die Opfer vor Gericht doch selbst erklärt, mit allem einverstanden gewesen zu sein. Bilder waren auch gemacht worden. Von einem „Verbrechen“ aber zu reden, sei maßlos, meinten die Klügsten und Fortschrittlichsten Frankreichs in ihrem Protestschreiben. Die entsprechenden Gesetze seien veraltet.

Und die Unterzeichner waren nicht irgendwelche B-Promis der linken Szene. Simone de Beauvoir und Jean Paul Sartre hatten sich, man möchte sagen: naturgemäß auf dieser Liste der Schande verewigt. Mit ihnen Louis Aragon, ein großer kommunistischer (früher surrealistischer) Schriftsteller. Roland Barthes, sensibel-verträumter Verfasser der „Fragmente einer Sprache der Liebe“, der sich homosexuell in Nordafrika auslebte. Gilles Deleuze, bedeutender Philosoph. André Glucksmann – einer von denen, die so ziemlich jeden Aufruf unterschrieben, später ganz proamerikanisch und Fürsprecher aller Interventionskriege. Bernard Kouchner, später Mitbegründer von „Ärzte ohne Grenzen“ und zeitweise Präsident des Rats der Europäischen Union. Jack Lang, aus einer Familie mit großer freimaurerischer Tradition stammend, Kulturminister in der Ära von Mitterrand. Jean-François Lyotard, der das Wort „Postmoderne“ lanciert hatte.

Der 2015 verstorbene Odo Marquard, einer der wirklich bedeutenden und zugleich unterschätzten Philosophen unserer Zeit, hat einmal von der „Kunst, es nicht gewesen zu sein“, gesprochen. In den Kulturrevolutionären hat diese Kunst ihre gefeierten Maestros gefunden.

Dieser Text erschien am 25. Juli 2019 in der Tagespost, die ich nur empfehlen kann. Diese Wochenzeitung ist für eine profunde Meinungsbildung in kirchlichen Dingen unentbehrlich.


Prosinger: Striet vs. Benedikt


Bumerang

Christof Breitsameter und Stephan Goertz, die Sprecher der deutschen Arbeitsgemeinschaft Moraltheologie haben die Ursachenanalyse zum sexuellen Missbrauch, die der emeritierte Papst Benedikt XVI. im April 2019 vorlegte, kritisiert. In diesem Podcast zeige ich, warum diese Kritik ein Bumerang ist.


Priorität

Regina Einig: Konnten Sie mit dem emeritierten Papst darüber sprechen?
Hans Zollner SJ: Er [Benedikt XVI.] hat mir im Juli letzten Jahres gesagt: Es war für ihn als Präfekt der Glaubenskongregation erschütternd, nicht nur mit den Fällen konfrontiert zu werden, sondern auch zu sehen, dass die Antwort von anderen römischen Behörden wie auch von Bischöfen so zögerlich, so inkonsistent war. Das hat ihn Ende der 90er beziehungsweise Anfang der 2000er Jahre dazu gebracht, diesem Thema auch für sich selber eine große Priorität zu geben und es 2002 unter die Verantwortlichkeit der Glaubenskongregation zu ziehen.

Aus einem Interview der Tagespost (Ausgabe vom 2. Mai 2019) mit Hans Zollner SJ, dem Leiter des Kinderschutzzentrums „Centre for Child Protection“ an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom und Mitglied der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen.


Weitere Infos: Benedikt XVI. und der sexuelle Missbrauch in der Kirche


Perversion des Ethos

"In den 70er Jahren wurde Pädophilie als etwas durchaus dem Menschen und auch dem Kind Gemäßes theoretisiert. Dies aber war Teil einer grundlegenden Perversion des Konzepts von Ethos. Es wurde – auch bis in die katholische Theologie hinein – behauptet, das in sich Böse gebe es so wenig, wie es das an sich Gute gebe. Es gebe nur ‘besser als’ und ‘schlechter als’. Nichts sei in sich gut oder schlecht. Alles hänge von den Umständen und von der Zwecksetzung ab. Je nach den Zwecken und Umständen könne alles gut oder auch schlecht sein. Moral wird durch ein Kalkül der Folgen ersetzt und hört damit auf, als solche zu bestehen. Die Folgen dieser Theorien sind heute offenkundig.”

Diese interessante Diagnose des kirchlichen Missbrauchsskandals stellte Papst Benedikt XVI. heute vor zehn Jahren auf (Ansprache an die Mitglieder der römischen Kurie). Sie wurde in Deutschland nicht beachtet. Die Schuld einer dem Mainstream huldigenden Theologie wurde nicht weiter untersucht, man suchte sie lieber beim Zölibat oder kirchlichen Sexuallehre.


Schulung für den Missbrauch

Nüchtern und präzise wies sie [Karla Etschenberg in ihrem Vortrag Helmut Kentlers Erbe] nach, dass und auf welche Weise „sexuelle Bildung“ sexuellen Kindesmissbrauch nicht nur nicht verhindere, sondern sogar „normalisiert und erleichtert“. Indem Kinder über das vielfältige Sexualleben von Erwachsenen informiert und von klein auf an sexuelle Handlungen gewöhnt würden, würden die Merkmale für sexuellen Missbrauch an Kindern systematisch ihre Anwendbarkeit auf Situationen verlieren, die ansonsten unter den Straftatbestand des sexuellen Missbrauchs fallen. Das ist sozusagen Schulung für den Missbrauch am eigenen Leib.

Aus: Franz Salzmacher, Moritz Scholtysik, Anleitung zum Missbrauch (Tagespost vom 22. April 2021), einem Bericht über das Online-Symposium »Heikle Beziehungen: Sexualpädagogik und Kindesmissbrauch«, das Demo für alle am 17. April 2021 durchgeführt hat. Die Vorträge sind auf Youtube zugänglich, darunter auch der Vortrag von Prof. Dr. Karla Etschenberg.


Die Exkulpierung der Täter

Ganze Jugend- und Frauenverbände kriegen sich nicht mehr ein vor lauter Kirchenschelte, so dass es nicht verwunderlich ist, dass diese Kirche plötzlich als abscheuliches totalitäres System erscheint, das nur noch Opfer produziert - zum Beispiel den "homosexuellen Mensch" an sich oder "alle Frauen". Angesichts der forcierten Selbstanklagen bildet sich in der Öffentlichkeit die Meinung, die Kirche als Ganze sei eine einzige Monstrosität; hinter dem Missbrauch stecke System und nicht etwa klar identifizierbare Schuld und Verantwortung von Einzelnen, und man könne dieser inhumanen Terrororganisation nicht schnell genug den Garaus machen. Wer ist nun also schuld? Die "systemische" Antwort lautet: keiner. Keine konkrete Person. Kein Täter, kein Bischof, kein Generalvikar, kein Personalchef, kein Regens. "Die Kirche" ist schuld. Das System ist schuld. Die Gewalt ist schuld. Die Struktur ist schuld. Der Klerikalismus ist schuld. Die fehlende Demokratie in der Kirche ist schuld. Die geballte Männermacht ist sowieso immer schuld. Die Überhöhung des Priesterbildes ist schuld. Die Schuld ist schuld. Die Sexualmoral ist schuld.

Aus: Bernhard Meuser, Missbrauch: Böse, böse Kirche, Tagespost online vom 22. September 2022

Zum Thema: Bernhard Meuser, Freie Liebe


Recktenwald: Benedikts Analyse, ein Stein des Anstoßes

Themen

Engel
Englandreise
Entmytholog.
Entweltlichung
Erbsünde
Erlösung
Erneuerung
Evangelien
Evangelisierung
Evangelisierung II
Evangelium
Evolution
Exegese
Exerzitien
Exkommunikation
Falschlehrer
Familie
Familiensynode
Fasten
Fasten aus Liebe
Fegefeuer
Fellay B.
Felix culpa
Feminismus
Feuerwehr
Fiducia supplicans
Fis
Flüchtlinge
Frau
Frauen
Frauendiakonat
Freiheit
Freiheit christl.
Freiheit u. Gnade
Fremde Sünden
Freundschaft
Frömmigkeit
FSSP
FSSP II
FSSPX
Führungsversagen
Fundamentalismus
Gebet
Geburt Jesu
Gehsteigberatung
Geistbraus
geistliches Leben
Gender
Genderideologie
Genderkritik
Gender Mainstr.
Generalkapitel 06
Geschlecht
Glaube
Glauben
Glaubensjahr
Glaubensregel
Glaubensschild
Glossen
Gnadenstuhl
Gnadenvorschuss
Goa
Goertz Stephan
Gold
Gott
Gott II
Gottesbegegnung
Gottes Größe
Gottesknecht
Gotteskrise
Gottesvergiftung
Grabeskirche
Gretchenfrage
Guadalupe

Zu den neuesten Beiträgen