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Themen68er |
Die Kunst, es nicht gewesen zu sein Von Lorenz Jäger Autsch, das tat weh, was der emeritierte Papst da geäußert hatte. Unter den Ursachen der Missbrauchstragödie in der Kirche machte er nämlich auch eine wesentliche namhaft, die im Zuge der großen Kulturrevolution, die wir kurz mit der Jahreszahl 1968 verbinden, von außen in die Kirche eingedrungen sei: „Zu der Physiognomie der 68er Revolution gehörte, dass nun auch Pädophilie als erlaubt und als angemessen diagnostiziert wurde.“ In seinem Aufsatz für das Bayerische Klerusblatt sprach Ratzinger von einem „ungeheuerlichen Vorgang“, der in den sechziger Jahren geschehen sein, und den es „in dieser Größenordnung in der Geschichte“ wohl kaum je gegeben habe. „Man kann sagen, dass in den zwanzig Jahren von 1960 bis 1980 die bisher geltenden Maßstäbe in Fragen Sexualität vollkommen weggebrochen sind und eine Normlosigkeit entstanden ist, die man inzwischen abzufangen sich gemüht hat.“ Eigentlich machten erst die aufgeschreckten und abwehrenden Reaktionen aus dem Lager des großen Konsenses, das von der Mitte-CDU bis weit nach links reicht, deutlich, wer sich warum getroffen fühlte. Die positive Sicht auf Achtundsechzig gehört zur Staatsräson der Bundesrepublik, zu ihrem fast allgemein geteilten Selbstverständnis. Mit Waschzwang und Fleckenentferner reagierte man dann auch sofort. Nicht nur (erwartbar) der „Spiegel“, der Theologen aus den Vereinigten Staaten zu Wort kommen ließ, die von einem „zutiefst beunruhigenden“ Text sprachen, sondern auch das eher konservative Magazin „Cicero“, das wähnte, hier sei ein „Buhmann“ gesucht worden. Wir haben ein schwaches Gedächtnis. Man muss manche Sachen schon wissen, um sie dann auch zu finden, im Normaldiskurs der smarten Meinungsführer kommen sie nicht vor. Es gab sie nicht. Im Januar 1977 also erschien ein Aufruf von linken französischen Intellektuellen in der Zeitung „Le Monde“. Anlass war ein Prozess gegen drei Männer, die sexuelle Beziehungen mit Jugendlichen unter 15 Jahren gehabt hatten. Nicht die geringste Gewalt sei den Kindern angetan worden, erklärten die Intellektuellen, vielmehr hätten die Opfer vor Gericht doch selbst erklärt, mit allem einverstanden gewesen zu sein. Bilder waren auch gemacht worden. Von einem „Verbrechen“ aber zu reden, sei maßlos, meinten die Klügsten und Fortschrittlichsten Frankreichs in ihrem Protestschreiben. Die entsprechenden Gesetze seien veraltet. Und die Unterzeichner waren nicht irgendwelche B-Promis der linken Szene. Simone de Beauvoir und Jean Paul Sartre hatten sich, man möchte sagen: naturgemäß auf dieser Liste der Schande verewigt. Mit ihnen Louis Aragon, ein großer kommunistischer (früher surrealistischer) Schriftsteller. Roland Barthes, sensibel-verträumter Verfasser der „Fragmente einer Sprache der Liebe“, der sich homosexuell in Nordafrika auslebte. Gilles Deleuze, bedeutender Philosoph. André Glucksmann – einer von denen, die so ziemlich jeden Aufruf unterschrieben, später ganz proamerikanisch und Fürsprecher aller Interventionskriege. Bernard Kouchner, später Mitbegründer von „Ärzte ohne Grenzen“ und zeitweise Präsident des Rats der Europäischen Union. Jack Lang, aus einer Familie mit großer freimaurerischer Tradition stammend, Kulturminister in der Ära von Mitterrand. Jean-François Lyotard, der das Wort „Postmoderne“ lanciert hatte. Der 2015 verstorbene Odo Marquard, einer der wirklich bedeutenden und zugleich unterschätzten Philosophen unserer Zeit, hat einmal von der „Kunst, es nicht gewesen zu sein“, gesprochen. In den Kulturrevolutionären hat diese Kunst ihre gefeierten Maestros gefunden. Dieser Text erschien am 25. Juli 2019 in der Tagespost, die ich nur empfehlen kann. Diese Wochenzeitung ist für eine profunde Meinungsbildung in kirchlichen Dingen unentbehrlich. Prosinger: Striet vs. Benedikt Bumerang Christof Breitsameter und Stephan Goertz, die Sprecher der deutschen Arbeitsgemeinschaft Moraltheologie haben die Ursachenanalyse zum sexuellen Missbrauch, die der emeritierte Papst Benedikt XVI. im April 2019 vorlegte, kritisiert. In diesem Podcast zeige ich, warum diese Kritik ein Bumerang ist.
Priorität Regina Einig: Konnten Sie mit dem emeritierten Papst darüber sprechen? Aus einem Interview der Tagespost (Ausgabe vom 2. Mai 2019) mit Hans Zollner SJ, dem Leiter des Kinderschutzzentrums „Centre for Child Protection“ an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom und Mitglied der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen. Weitere Infos: Benedikt XVI. und der sexuelle Missbrauch in der Kirche Perversion des Ethos "In den 70er Jahren wurde Pädophilie als etwas durchaus dem Menschen und auch dem Kind Gemäßes theoretisiert. Dies aber war Teil einer grundlegenden Perversion des Konzepts von Ethos. Es wurde – auch bis in die katholische Theologie hinein – behauptet, das in sich Böse gebe es so wenig, wie es das an sich Gute gebe. Es gebe nur ‘besser als’ und ‘schlechter als’. Nichts sei in sich gut oder schlecht. Alles hänge von den Umständen und von der Zwecksetzung ab. Je nach den Zwecken und Umständen könne alles gut oder auch schlecht sein. Moral wird durch ein Kalkül der Folgen ersetzt und hört damit auf, als solche zu bestehen. Die Folgen dieser Theorien sind heute offenkundig.” Diese interessante Diagnose des kirchlichen Missbrauchsskandals stellte Papst Benedikt XVI. heute vor zehn Jahren auf (Ansprache an die Mitglieder der römischen Kurie). Sie wurde in Deutschland nicht beachtet. Die Schuld einer dem Mainstream huldigenden Theologie wurde nicht weiter untersucht, man suchte sie lieber beim Zölibat oder kirchlichen Sexuallehre. Schulung für den Missbrauch Nüchtern und präzise wies sie [Karla Etschenberg in ihrem Vortrag Helmut Kentlers Erbe] nach, dass und auf welche Weise „sexuelle Bildung“ sexuellen Kindesmissbrauch nicht nur nicht verhindere, sondern sogar „normalisiert und erleichtert“. Indem Kinder über das vielfältige Sexualleben von Erwachsenen informiert und von klein auf an sexuelle Handlungen gewöhnt würden, würden die Merkmale für sexuellen Missbrauch an Kindern systematisch ihre Anwendbarkeit auf Situationen verlieren, die ansonsten unter den Straftatbestand des sexuellen Missbrauchs fallen. Das ist sozusagen Schulung für den Missbrauch am eigenen Leib. Aus: Franz Salzmacher, Moritz Scholtysik, Anleitung zum Missbrauch (Tagespost vom 22. April 2021), einem Bericht über das Online-Symposium »Heikle Beziehungen: Sexualpädagogik und Kindesmissbrauch«, das Demo für alle am 17. April 2021 durchgeführt hat. Die Vorträge sind auf Youtube zugänglich, darunter auch der Vortrag von Prof. Dr. Karla Etschenberg. Die Exkulpierung der Täter Ganze Jugend- und Frauenverbände kriegen sich nicht mehr ein vor lauter Kirchenschelte, so dass es nicht verwunderlich ist, dass diese Kirche plötzlich als abscheuliches totalitäres System erscheint, das nur noch Opfer produziert - zum Beispiel den "homosexuellen Mensch" an sich oder "alle Frauen". Angesichts der forcierten Selbstanklagen bildet sich in der Öffentlichkeit die Meinung, die Kirche als Ganze sei eine einzige Monstrosität; hinter dem Missbrauch stecke System und nicht etwa klar identifizierbare Schuld und Verantwortung von Einzelnen, und man könne dieser inhumanen Terrororganisation nicht schnell genug den Garaus machen. Wer ist nun also schuld? Die "systemische" Antwort lautet: keiner. Keine konkrete Person. Kein Täter, kein Bischof, kein Generalvikar, kein Personalchef, kein Regens. "Die Kirche" ist schuld. Das System ist schuld. Die Gewalt ist schuld. Die Struktur ist schuld. Der Klerikalismus ist schuld. Die fehlende Demokratie in der Kirche ist schuld. Die geballte Männermacht ist sowieso immer schuld. Die Überhöhung des Priesterbildes ist schuld. Die Schuld ist schuld. Die Sexualmoral ist schuld. Aus: Bernhard Meuser, Missbrauch: Böse, böse Kirche, Tagespost online vom 22. September 2022 Zum Thema: Bernhard Meuser, Freie Liebe |
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