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Pro-Life-Feminismus:
Wider die Diktatur männlicher Maßstäbe!

Von Sabina M. M. Scherer

Der Slogan „My body, my choice“ geht oftmals mit der Vorstellung einher, dass es in der Abtreibungsdebatte darum ginge, Macht über den Körper von Frauen auszuüben oder diese zu kontrollieren. Dabei ist die Annahme, Frauen seien dadurch zu kontrollieren und „kleinzuhalten“, dass sie Kinder bekommen, ein zutiefst frauenfeindlicher Gedanke, denn er basiert ja auf der Prämisse, dass Frauen mit Kindern nicht in gleichem Maße erfolgreich sind oder sein können wie Frauen ohne Kinder. Es ist wahr, dass Mütter statistisch gesehen im wirtschaftlichen Sinn geringere „Erfolge“ erzielen als Männer – selbst dann, wenn sie Väter sind. Doch wer bestimmt denn, dass wirtschaftliche und berufliche Leistung der Maßstab für das sind, was wir unter Erfolg verstehen? Anstatt einen eigenen, weiblichen Maßstab dafür zu etablieren, was Erfolg bedeutet, ordnet sich die moderne Frau oftmals den Maßstäben des Mannes unter und vergleicht ihre Errungenschaften mit denen von Männern. Kein Wunder, dass man sich da zurückgesetzt und kleingehalten fühlt. Ich möchte an dieser Stelle zu einem Perspektivwechsel einladen. Frau zu sein und als Frau erfolgreich zu sein, kann alles Mögliche bedeuten. Es muss nicht automatisch bedeuten, sich an dem zu orientieren, was uns eine von Männern geprägte Gesellschaft über Jahrzehnte hinweg vorgelebt hat. Und wenn wir dann auch auf sozialpolitischer Ebene an einem Punkt angelangen, an dem auch die Lebensentwürfe finanziell wertgeschätzt werden, die nicht berufliche Leistung als Maßstab für Erfolg definieren, dann wäre die Aussicht darauf Mutter zu werden sicher weniger angstbesetzt, als sie es aktuell ist.

Pro-Life-Feminismus bedeutet für mich nicht, sich feministischer Sprache zu bedienen und ansonsten alles zu machen, wie sonst auch. Pro-Life-Feminismus ist das, was Feminismus schon immer war: eine Rebellion gegen etablierte Muster und Systeme – sowohl in der Gesellschaft als auch innerhalb der Lebensschutzbewegung. Pro-Life-Feminismus ist für viele unbequem, weil er sich nirgends wirklich einordnen lässt. Er biedert sich niemandem an und ist dennoch immer offen für Dialog. Er hält Dissonanzen aus und blickt gleichzeitig auf das, was in der Vielfalt eint, zuallererst die Wertschätzung eines jeden Menschenlebens und seiner Würde.

Welchen Platz nehmen wir als Frauen ein?

Eine Idee des Feminismus war und ist es, dass wir Frauen den Platz für uns beanspruchen, der uns zusteht. Nachdem uns Jahrhunderte lang Plätze in der zweiten Reihe zugewiesen wurden, wollen wir nun, den Männern ebenbürtig, Gesellschaft mitgestalten. Dabei stimmt mich eine Widersprüchlichkeit nachdenklich, die beim Thema Abtreibung auf besondere Weise zutage tritt: die Selbst-Viktimisierung von Frauen im und durch den Feminismus. Sich selbst und Frauen allgemein permanent in der Opferrolle zu sehen, was uns letztlich wahrscheinlich weiter zurückwirft, als es uns voranbringt. Einerseits sind wir emanzipiert und selbstbestimmt, andererseits werden wir von allen möglichen Seiten begrenzt und diskriminiert. Ja, was denn nun? Ich habe nichts gegen Widersprüchlichkeiten, die gehören zum Leben dazu. Doch es schneidet sich ins eigene Fleisch, wer sich nur die Kirschen der Emanzipation herauspickt.

Ich spreche beispielsweise davon, dass privilegierte junge Influencerinnen ohne nennenswerte Qualifikationen das Meinungsbild junger Menschen mittlerweile stärker beeinflussen als so manche Tageszeitung, während sie Kritik oder unliebsame Kommentare direkt blockieren oder/und darauf zurückführen, dass sie eine Frau sind. Oder von der Tendenz, alles inakzeptabel bis gefährlich zu finden, was modernen feministischen Denkweisen widerspricht. Im Hinblick auf Abtreibung äußert sich diese Denkweise, im Glauben nur dann frei und selbstbestimmt zu sein, wenn man das Recht hat, seine eigenen ungeborenen Kinder zu unterdrücken. Es passt nicht zusammen, einerseits zu glauben, Frauen seien mündig und kompetent, und sie gleichzeitig von der Verantwortung über eigenverantwortlich in die Welt gebrachtes Leben freizusprechen. Wer diesen Umstand anprangert, ist böse und selbstverständlich ein Frauenhasser. Nicht einmal als Frau darf ich Rechenschaft von anderen Frauen verlangen, solange sie sich (unabhängig von der Sachlage) als Opfer fühlen, sonst betreibe ich Victim Blaming oder schade dem Zusammenhalt unter Frauen. Würden wir nicht ernster genommen, wenn wir auch als Frauen einander zur Rechenschaft ziehen würden, anstatt uns in unsere Blase zurückzuziehen und den Blick nach außen zu verschließen?

Wenn wir Frauen uns in der Lage zu selbstbestimmtem und verantwortlichem Handeln sehen, dann nehmen wir diese Position doch auch konsequent ein! Diese Haltung, mit der wir uns selbst zum Opfer machen, birgt nicht nur die Gefahr einer selbsterfüllenden Prophezeiung. Sie lenkt auch den Blick weg von denen, die wirklich Opfer sind, die benachteiligt und marginalisiert werden, aber kein ebenso starkes Sprachrohr haben wie die anderen 50 Prozent der weiblichen Bevölkerung. Ich möchte damit nicht sagen, dass es keine Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen mehr gäbe, die gibt es noch zuhauf. Ich plädiere schlicht und ergreifend dafür, dass wir da genau hinschauen, wo es wirklich ungerecht zugeht, aber auch da zur Rechenschaft ziehen, wo der Opferstatus von Frauen ungerechtfertigt in Anspruch genommen wird.

Fazit

Pro-Life-Feminismus nimmt die Frau radikal ernst. Er würdigt biologische Gegebenheiten und zwängt Frauen dennoch nicht in Rollenbilder oder Lebensentwürfe. Freiheit und Selbstbestimmung werden nicht im Widerspruch zum Lebensrecht der Ungeborenen gesehen. Pro-Life-Feminismus erkennt an, dass Nöte und Ungerechtigkeiten dazu führen, dass eine Schwangerschaft nicht immer mit Freude und Sorglosigkeit verbunden ist. Gleichzeitig sieht er die Frau nicht als Opfer ihrer Umstände. Sie ist mündiger Akteur, der mit allem Rückhalt von Staat und Gesellschaft die Verantwortung tragen kann, die natürlicherweise mit der Fähigkeit einhergeht, schwanger zu werden.

Es handelt sich bei diesem Text um einen Auszug aus dem sehr empfehlenswerten Buch von Sabina M. M. Scherer, Mehr als ein Zellhaufen. Wie wir konstruktiv über Abtreibung sprechen können, SCM Verlag 2024, 224 S. Der hier veröffentlichte Text findet sich auf den Seiten 163 bis 166 und ist entnommen dem 13. Kapitel: "Ihr seid total frauenverachtend". Wie Feminismus mit Lebensschutz zusammenpasst und warum Pro Life auch immer Pro Woman heißt, S. 148-167.


Weitere Infos zum Thema Abtreibung

Handbuch für Lebensschutz und Lebensrecht

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