Das Portal
zur katholischen Geisteswelt |
|
||||||
|
Das katholische Informationsportal kath-info
dient der theologischen Aufklärung und bietet Ihnen Beiträge zu Themen der katholischen Welt. Die Beiträge unterliegen in der Regel dem Urheberrecht. Zum AutorenverzeichnisSie befinden sich im ersten Teildes blauen Bereichs des PkG (Buchstaben A bis G) Zum zweiten Teil Zum dritten Teil Die neuesten Beiträge finden Sie jeweils auf der Startseite |
|
|||||
Themen68er |
Wider die Entpersönlichung Von P. Engelbert Recktenwald Am 19. Oktober 1991 hielt ich in Stuttgart in der Co-Kathedrale St. Eberhard nach einer Kundgebung auf dem Stuttgarter Schloßplatz mit anschließender Demonstration durch die Innenstadt eine Rede zum Lebensrecht. Sie wurde in Medizin und Ideologie, dem Informationsblatt der Europäischen Ärzteaktion, in der Ausgabe vom Mai 1992, veröffentlicht. Liebe Brüder und Schwestern in Christus! Auf dem Schloßplatz haben wir für die Kinder demonstriert. Wir wollten die Aufmerksamkeit des Gewissens der Menschen auf die Wehrlosesten unter den Kleinen lenken. Hier in der Eberhardskirche wenden wir uns nun im Gebet an den Schöpfer des Lebens. Denn es sind seine Kinder. Sie gehören ihm. Und dies lenkt unseren Blick auf den letzten Horizont, innerhalb dessen wir das Problem der Abtreibung betrachten müssen. Es geht bei der Auseinandersetzung um die Abtreibung ja nicht um unsere Interessen, wie uns manchmal unterstellt wird. Es geht nicht darum, daß eine gesellschaftliche Minderheit, nämlich die sog. Lebensschützer, ihre besonderen Vorstellungen oder Anliegen der ganzen Gesellschaft aufdrängen möchten. Sondern es geht um Leben oder Tod menschlicher Personen. Abtreibung ist die Tötung einer menschlichen Person. Dies festzuhalten ist die unhintergehbare Voraussetzung aller weiteren Diskussion über Abtreibung. Es geht nicht um irgendeine kirchliche Sonderlehre. Vielmehr steht eine allgemeinmenschliche Wahrheit auf dem Spiel, eine Wahrheit, auf der unser Zusammenleben und unsere Rechtsordnung im Ganzen aufbauen. Es geht um die unantastbare Würde der menschlichen Person. Das Bekenntnis zu ihr steht am Anfang unseres Grundgesetzes. Hier geht es um Dinge, die allem Recht und jeder Rechtsordnung vorausliegen und sie erst möglich machen. Dies einzusehen und anzuerkennen, kann und muß jedem zugemutet werden. Während der Nürnberger Prozesse beriefen sich verschiedene Angeklagte darauf, nicht gegen geltendes Recht verstoßen zu haben. Sie wurden dennoch verurteilt: wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Ihnen wurde zugemutet, anzuerkennen, daß sie sich an Rechtsgütern vergriffen hätten, die nicht erst durch menschliche Gesetze zu solchen geworden sind, sondern das letzte Ziel darstellen, worumwillen Gesetze überhaupt da sind und wodurch es Sinn macht, so etwas wie eine Rechtsordnung überhaupt anzustreben und aufzubauen. Wenn das heute geltende Grundgesetz deshalb mit der feierlichen Proklamation beginnt: "Die Würde des Menschen ist unantastbar", so wollte es damit einen ehernen Riegel vor jeden Versuch schieben, wieder in solche Zustände zurückzukehren, wie sie im dritten Reich geherrscht hatten. Heute aber steht genau das wieder zur Diskussion! Die Würde der menschlichen Person und die Achtung ihrer Unantastbarkeit ist heute nicht mehr selbstverständlich! Das ist der eigentliche Skandal! So sehr es nun richtig ist, daß es keine kirchlichen Sonderlehren sind, um die es geht, so müssen wir doch auf der anderen Seite zugeben, daß erst durch die christliche Offenbarung die Würde der menschlichen Person in ihrer ganzen Größe aufleuchten konnte. Erich Przywara hat das einmal in einem genialen Durchblick durch die fast 3000jährige Geistesgeschichte unseres Abendlandes gezeigt. Er hat den Sieg dessen beschrieben, was er den schönsten christlichen Gedanken nennt, den Gedanken "vom unvertauschbaren Wert der Einzelseele." Dadurch wurde ein Denken überwunden, das sich einseitig auf das Allgemeine konzentrierte und die Würde des einzelnen Individuums verkannte (Erich Przywara, Gottgeheimnis der Welt, Köln-München-Wien, 1923). Jeder einzelne Mensch ist in seinem Sein von Gott gewollt. Er ist nicht Produkt eines Zufalls oder Ergebnis einer blinden Evolution. Er ist Geschöpf. Er ist das Werk der Liebe eines persönlichen Schöpfergottes. Jeder einzelne Mensch stellt einen individuellen Gedanken Gottes dar. Er ist von Gott gewollt und bejaht. Von Ewigkeit her wird er von Gott gekannt und geliebt, lebt er als Gedanke im Herzen Gottes. Er ist von ihm gerufen und dazu bestimmt, einen Plan, den Gott mit ihm hat, zu erfüllen. Dies verleiht jedem Menschen einen unersetzbaren Wert. Er hat diesen Wert objektiv und an sich, weil er ihn in den Augen Gottes besitzt. In Gott existiert nicht nur die allgemeine Idee des Menschen überhaupt, sondern die Idee jedes Einzelnen. Zu jedem Einzelnen spricht er: "Ich rufe dich bei deinem Namen, mein bist du." Der Gedanke der Menschenrechte und der Personwürde, auf den die Neuzeit so stolz ist, gründet und kann letztlich nur gründen in der Wahrheit, daß jeder einzelne Mensch ein Abbild Gottes ist, von dem Willen eines Gottes ins Sein gerufen und im Sein getragen und deshalb sakrosankt gegenüber jedem lebensbedrohenden Zugriff seitens anderer Geschöpfe. Wir sind nicht unser, wir sind Gottes. Wer sich an der menschlichen Person vergreift, vergreift sich am Augapfel Gottes. Auf diesem theologischen Hintergrund wird die Forderung unabweisbar, auch den gerade erst gezeugten menschlichen Embryo im Mutterleib als die Realisierung einer unvertauschbaren Idee Gottes von einem ganz bestimmten personalen Wesen zu betrachten, das er von Ewigkeit her aus Liebe gewollt hat. Bereits der Embryo ist ein Adressat seines Rufes. Nachdem die Naturwissenschaft die biologische Identität des Embryos mit dem vollentwickelten Menschen festgestellt hat, sind wir gezwungen, auch den noch ganz am Anfang seiner Entwicklung stehenden Embryo als genau jene Person anzusehen, die einmal den an sie adressierten Ruf Gottes tatsächlich vernehmen soll. Nachdem wir in unserer Betrachtung soweit gekommen sind, dürfen und müssen wir nun auch die Würde der ungeborenen menschlichen Person in die Gesamtschau der christlichen Erlösungsordnung integrieren, d.h. auch den ungeborenen Menschen als einen solchen betrachten und anerkennen, für den Christus sein Blut vergossen hat. Es ist eigentlich merkwürdig, daß dies so selten geschieht. Geht die Diskussion über die Abtreibung nicht auch quer durch die Reihen der Christen? Ist es also tatsächlich so fehl am Platz, auch in der heutigen Diskussion das Thema der Abtreibung in das Licht der christlichen Erlösungslehre hineinzustellen? Dabei haben wir, wenn wir diesen Weg einschlagen, einen bedeutenden Vorgänger. Kein Geringerer als Karl Barth, der wohl bedeutendste evangelische Theologe dieses Jahrhunderts, ermuntert uns, auch das ungeborene Kind als einen Menschen zu betrachten, "für dessen Leben der Sohn Gottes gestorben ist, für dessen unvermeidlichen Anteil an der Schuld der ganzen Menschheit und für dessen künftige eigene Schuld er schon bezahlt hat." Ja er wagt sogar die Aussage: "Das wahre Licht der Welt scheint schon ihm auch im Dunkel des Mutterleibes" (Kirchliche Dogmatik III, 4, S. 474 f.). Für dieses Kind, das abgetrieben werden soll, von dem wir also urteilen, daß es - aus welchen Gründen auch immer - besser ist, wenn es nicht geboren wird, für dieses Kind hat Christus sein Leben hingegeben. Auch dieses Kind ist von Christus, wie Paulus sagt, "teuer erkauft" (1 Kor. 7,23), nämlich mit dem "kostbaren Blute Christi", wie der hl. Petrus hinzufügt (1 Petr. 1, 19). Dem Sohne Gottes war dieses Kind das eigene Leben wert! Wieviel ist es uns wert? Wir alle wissen, in was für eine Not, in was für eine innere und äußere Bedrängnis eine Frau kommen kann, die plötzlich, unvorhergesehen feststellen muß, daß sie empfangen hat; daß sie plötzlich in die Verantwortung für ein Leben hineingeworfen ist, das sie selber nicht gewollt hat. Es geht in unserer jetzigen Betrachtung und auch in dem Engagement von uns allen nicht darum, über diese Frau den Stab zu brechen, wenn sie in ihrer Not zum vermeintlichen Ausweg der Abtreibung ihre Zuflucht nimmt. Wir wissen, daß auch ihr die Vergebung durch den Erlöser immer offensteht. Um was es geht, das ist die Tatsache, daß die heutige Gesellschaft die Tötung einer menschlichen Person als die fast normale Lösung ihres Problems ansieht und anbietet; als die vorgesehene Standardlösung, die von der Krankenkasse finanziert wird; daß die Würde der ungeborenen Person in unserem Lande nichts mehr zählt. Wie sonst wäre es möglich, daß sich Prominente in einer der meistgelesenen Illustrierten öffentlich und in Propagandaabsicht zur Abtreibung frech bekennen können, ohne der öffentlichen Ächtung anheimzufallen? Wie sonst wäre es möglich, daß eine Bundestagsabgeordnete es sich leisten kann, öffentlich zu erklären, sie fände "zwei Abtreibungen auf ein lustvolles, knapp zwanzigjähriges Geschlechtsleben relativ wenig"? Was also gilt in unserem Land heute noch das Lebensrecht des ungeborenen Kindes, die Würde der menschlichen Person? Ich möchte auf Karl Barth zurückkommen. Er beklagt sich über den - ich zitiere nun wörtlich, und wohlgemerkt, er spricht von nichts anderem als von der Abtreibung - er beklagt sich über den "heimlichen und offenen Massenmord, der in der Neuzeit auf diesem Gebiet gerade inmitten der sog. Kulturvölker in Schwung gekommen und zur Gewohnheit geworden ist." Karl Barth schrieb das in seiner kirchlichen Dogmatik vor über 40 Jahren. Was würde er heute sagen? Es geht - noch einmal - nicht um diesen oder jenen tragischen Einzelfall. Es geht um das, was Kardinal Ratzinger im April dieses Jahres den "Krieg gegen das Leben" genannt hat (Rede auf dem außerordentlichen Konsistorium der Kardinäle vom 4. bis 7. April 1991; im Internet nur in englischer Sprache veröffentlicht). Liebe Gläubige, ich habe vor wenigen Wochen ein Mädchen kennengelernt, das mit 15 Jahren abgetrieben hat. Man kann sich vorstellen, in was für einer bedrängten Lage es sich befand, als sie feststellen mußte, daß sie schwanger war. Sie ging zu den notwendigen Stellen, und man zeigte ihr gegenüber viel Verständnis. Auch eine kirchliche Beratungsstelle war darunter. Ohne Probleme stellte man ihr den Beratungsschein aus, den sie zur Abtreibung brauchte. In 10 Minuten war ihr Problem besprochen und die Lösung gefunden. Das Mädchen hat abgetrieben. Nach einigen Jahren fand es zum Glauben an Gott. Heute hält es von dem "Verständnis", das man ihr entgegenbrachte, nichts mehr. Heute stellt sie die Frage, stellt sie anklagend die Frage, warum man sie nicht vor diesem Schritt gewarnt hat, warum man sie nicht darüber aufgeklärt hat, was Abtreibung wirklich bedeutet, warum die kirchliche Beratungsstelle nicht alles getan hat, nicht ihre ganze mögliche Hilfe angeboten hat, um sie dazu zu bewegen, ihr Kind auszutragen. Ich erzähle diese Begebenheit, um zwei Punkte herauszustellen. Erstens: Unser Anliegen, das Anliegen der Lebensschützer, ist nicht frauenfeindlich, wie uns oft unterstellt wird. Frauenfeindlich ist nicht derjenige, der der Frau helfen will, ihrer Verantwortung für das Menschenkind unter ihrem Herzen gerecht zu werden, sondern derjenige, der ihr zumutet, vor dieser Verantwortung zu fliehen durch ein - und so nennt das II. Vatikanische Konzil die Abtreibung - "verabscheuungswürdiges Verbrechen" (Gaudium et Spes, 51). Frauenfeindlich ist derjenige, der das Gewissen und die Mündigkeit der Frau so wenig ernst nimmt, daß er ihr nicht die Einsicht in den verabscheuungswürdigen Charakter der Abtreibung zumutet. Stattdessen bietet er die Abtreibung als Lösung an und täuscht damit das Gewissen der Frau. Er läßt die Frau ins offene Messer laufen. Die tiefe Wunde, die die Seele der Frau empfängt, wenn sie ihr Kind töten läßt, beginnt dann zu schmerzen, wenn das Gewissen erwacht. Der zweite Punkt ist eine Frage: Ist es nicht notwendig, daß wir alle einmal eine Gewissenserforschung halten? Eine Gewissenserforschung darüber, ob wir als Christen nicht selber schon zu sehr von diesem Geist angesteckt sind, der die Abtreibung als eine mögliche Lösung ansieht, als eine vielleicht wenig glückliche Lösung, aber zumutbare. Ist diese Gewissenserforschung nicht notwendig angesichts des geschilderten Verhaltens einer kirchlichen Beratungsstelle? Ist nicht das Setzen eines viel deutlicheren Zeichens der Kirchen gegen die gegenwärtige Abtreibungspraxis der Ruf der Stunde? In diesem Sinne macht es uns Mut, wenn der Bischof von Berlin, Kardinal Sterzinsky, vor einigen Monaten sich gegen ein Beratungssystem ausgesprochen hat, bei dem die kirchlichen Beratungsstellen "in eine zum Schwangerschaftsabbruch führende Kausalkette eingereiht werden". Dadurch würde auch der Gewissensnot vieler Mitarbeiter bei kirchlichen Beratungsstellen abgeholfen, die sich dieser Problematik bewußt sind. Es macht uns Mut, wenn Kardinal Mayer in einem Schreiben der Aktion Leben und anderen Bewegungen, die mit ihr in einer Arbeitsgemeinschaft verbunden sind, seine moralische Unterstützung im Engagement gegen die gegenwärtige Beratungspraxis ausspricht (Brief vom 5. Februar 1991). Wir dürfen keine Angst haben, heute eine Außenseiterrolle einzunehmen. Dies ist notwendig, um ein Zeichen des Widerspruchs zu setzen; ein Zeichen des Widerspruchs gegen einen lebensfeindlichen Krieg und gegen die dahinterstehende lebensfeindliche Mentalität. Und unsere Außenseiterrolle wird noch größer, wenn wir die Wurzel dieser Mentalität aufdecken und anprangern. Auf diese Wunde hat Kardinal Ratzinger im April dieses Jahres die Finger gelegt, in seiner Rede auf der Kardinalsversammlung. Die Mißachtung der Würde der ungeborenen menschlichen Person geht einher mit der Mißachtung der Würde der Person in ihrer Sexualität. Die Sexualität wird, wie Kardinal Ratzinger ausführt, entpersönlicht, indem der Körper angesehen wird "als ein Werkzeug im Dienst des angestrebten Wohlbefindens" (Herder-Korrespondenz 5/91, S. 223-227). Und tatsächlich, sind wir nicht täglich Zeuge davon, wie an Kiosken und Plakaten, in Filmen und Illustrierten der Körper gerade der Frau feilgeboten wird wie eine Ware? Wie ein Objekt, dessen man sich zur Triebbefriedigung und Lustgewinnung bedient? Welche Bewegung ist nun frauenfeindlich: diejenige, die die Würde des Leibes achtet, oder jene, die die Sexualität zu einer Frage der Technik zur Gewinnung von Lust erniedrigt? Die Pille ist ein weiterer Schritt auf diesem verhängnisvollen Weg. Wenn Max Horkheimer von der Pille aussagt, dass sie der Tod der Liebe sei, dann meint er genau diesen Sachverhalt. Denn die Pille fördert die Tendenz zu einer Instrumentalisierung der Sexualität, die die personale Übernahme der Verantwortung für die Zeugung neuen Lebens unterläuft. Die Frau ist nun dem Manne stets verfügbar, ohne daß er einen Gedanken an seine Verantwortung für die Entstehung neuen Lebens verschwenden muß. Wenn der Papst - allen Anfeindungen zum Trotz - immer wieder auf diesem Punkt beharrt und die künstliche Empfängnisverhütung verurteilt, dann geht es dabei, wie Bischof Kasper es einmal in aller nur wünschenswerten Klarheit ausgedrückt hat, nicht um zweit- oder drittklassige Probleme, sondern um nichts Geringeres als "um die Verteidigung des abendländischen Humanismus." Es geht um eine ganzheitliche Sicht, die verhindert, "daß Sexualität zur Ware und zum Konsumartikel wird" (Die Tür kann nicht ins beliebig Offene führen, FAZ vom 24.2.1989). Wir können Bischof Kasper für diese Klarstellungen nicht dankbar genug sein. Wird die Sexualität zum Konsumartikel, dann ist sie nicht mehr Ausdruck einer einzigartigen Hingabe an die geliebte Person. Der andere in seiner Einmaligkeit und personalen Würde gerät aus dem Blick, es geht lediglich nur noch um die eigene sexuelle "Verwirklichung." Der Körper des anderen wird dabei im Prinzip austauschbar. Damit schließt sich der Kreis. Wir haben am Anfang gesehen, wie erst im Horizont der christlichen Offenbarung die Einzelperson in ihrer ganzen Würde erfaßt werden kann. Diese Achtung vor der Würde der Person ist es, die als gemeinsame Wurzel hinter der Sexuallehre der Kirche und ihrem unbedingten Nein zur Abtreibung steht. Weil die Kirche die Würde der menschlichen Person auch in ihrer leiblichen und sexuellen Dimension achtet, besteht sie auf einem Umgang mit der Sexualität, der dieselbe in ihrem personalen Gesamtzusammenhang mit ehelicher Liebe und Offenheit für die Zeugung neuen Lebens belässt. Diese Haltung ist es, welche die Kirche mit dem altmodischen und heute verachteten Ausdruck "Keuschheit" bezeichnet. Der keusche Mensch, der aus innerer Überzeugung die Würde des Leibes achtet, des Tempels des Heiligen Geistes, wie der hl. Paulus sagt, der wird erst recht auch die Würde des ungeborenen Menschen und sein Lebensrecht achten. Es stellt deshalb eine ungeheure Verleumdung dar, wenn katholische Moraltheologen der Kirche vorwerfen, durch ihre Sexuallehre würde sie sich der Mitwirkung an den Schwangerschaftsabbrüchen schuldig machen (vgl. Dietmar Mieth im Rheinischen Merkur vom 21.9.1990, S. 23). Das Gegenteil ist der Fall. Die Entpersönlichung der Sexualität führt, wie Kardinal Ratzinger dargelegt hat, zu dem Wunsch, "eine vollständige Herrschaft über die Zeugung zu gewinnen, die selbst den Gedanken an ein nicht geplantes Kind ablehnt. So verstanden, führt die Empfängnisverhütung notwendig zur Abtreibung als 'Reservelösung'". Dem unbedingten Willen, sein ganzes Leben durchzuplanen, kann ein unvorhergesehenes Kind nur als Spielverderber erscheinen. Weil es nicht geplant war, hat es kein Recht auf Leben. Das ist die heutzutage schon längst offen ausgesprochene, grausame Logik vehementer Abtreibungsbefürworter. Die Überwindung einer solchen Mentalität kann nur in der Gewinnung eines neuen Verhältnisses zu dem liegen, was wir nicht selbst gemacht haben. Die drohende Zerstörung der Umwelt hat auf diesem Gebiet schon längst zu einer größeren Sensibilität für ökologische Zusammenhänge geführt, die wir nur respektieren können. Der Wahn der technischen Machbarkeit von allem ist hier schon längst auf seine harten Grenzen gestoßen und hat zu einer Gegenreaktion im öffentlichen Bewußtsein geführt. Um wieviel notwendiger ist ein solcher Bewußtseinswandel, wenn es um das menschliche Leben geht! Nicht rationale Planung kann hier das letzte Wort sein, sondern einen lebendigen Menschen zu akzeptieren. Die meisten von uns verdanken wahrscheinlich ihr eigenes Leben einer solchen Einstellung ihrer Eltern. Unser eigenes Leben ist uns geschenkt. Nicht umsonst gebrauchte man früher oft die Redeweise: Die Eltern schenken ihren Kindern das Leben. Und die Eltern selber haben die Kinder ihrerseits angenommen als ein Geschenk aus den Händen Gottes. Menschen werden nicht von anderen Menschen geplant und gemacht, sondern von Gott geschenkt. Dies anzuerkennen, heißt beiden eine Absage zu erteilen: der Abtreibung und der Pille. |
ThemenEngelEnglandreise Entmytholog. Entweltlichung Erbsünde Erlösung Erneuerung Evangelien Evangelisierung Evangelisierung II Evangelium Evolution Exegese Exerzitien Exkommunikation Falschlehrer Familie Familiensynode Fasten Fasten aus Liebe Fegefeuer Fellay B. Felix culpa Feminismus Feuerwehr Fiducia supplicans Fis Flüchtlinge Frau Frauen Frauendiakonat Freiheit Freiheit christl. Freiheit u. Gnade Fremde Sünden Freundschaft Frömmigkeit FSSP FSSP II FSSPX Führungsversagen Fundamentalismus Gebet Geburt Jesu Gehsteigberatung Geistbraus geistliches Leben Gender Genderideologie Genderkritik Gender Mainstr. Generalkapitel 06 Geschlecht Glaube Glauben Glaubensjahr Glaubensregel Glaubensschild Glossen Gnadenstuhl Gnadenvorschuss Goa Goertz Stephan Gold Gott Gott II Gottesbegegnung Gottes Größe Gottesknecht Gotteskrise Gottesvergiftung Grabeskirche Gretchenfrage Guadalupe |
|||||
|