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Auferbauung des Leibes

Zur eucharistischen Ekklesiologie von Ratzinger und Voderholzer

Von P. Franz Prosinger

Offensichtlich haben sich seit März des Jahres 2013 im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz die Fronten verschärft. Während die einen meinen, es mache „mit dem neuen Papst wieder Spaß, katholisch zu sein“ (Zollitsch) und sich in vorgerücktem Alter nach einem zweiten Frühling sehnen, weisen die anderen auf die wesentliche Kontinuität zwischen Franziskus und Benedikt. Für Katholiken, die sich am Lehramt der Kirche orientieren wollen, kommen in jüngster Zeit – abgesehen vom Bischof von Eichstätt – positive und hoffnungsvolle Signale aus Regensburg.

Dies soll hier ausdrücklich gewürdigt werden, da mit Rudolf Voderholzer im Rahmen dieser Beiträge früher schon einmal eine kritische Auseinandersetzung erfolgte. Es ging ihm damals, vor fünfzehn Jahren, um seinen Versuch, den Graben zwischen den sogenannten „Meßopferkirchen“ des Architekten Dominikus Böhm und der nachkonziliaren Zerstörung derselben durch eine angeblich überlegene Synthese zwischen dem Opfer- und Mahlcharakter der Eucharistie zu überbrücken [1]. Dies wird freilich der eindeutigen Opfersprache der Worte über Brot und Wein nicht gerecht [2]. Immerhin hielt Voderholzer auch damals daran fest, daß das Meßopferverständnis des Konzils von Trient nicht falsch oder heute ungültig wäre, meinte aber, die Kontroverstheologie hätte damals den Opfercharakter gegenüber Luther einseitig betont und wäre ergänzungsbedürftig [3].

Um so erfreulicher ist nun, daß Rudolf Voderholzer als Direktor des Instituts Papst Benedikt XVI. und als neuer Bischof von Regensburg die eucharistische Ekklesiologie Ratzingers kongenial darlegt und die theologische Erklärung zum Motu Proprio „Summorum Pontificum“ von Papst Benedikt XVI. verteidigt [4].

Was bedeutet „eucharistische Ekklesiologie“? Der Logos oder Verstehensgrund der Kirche besteht in der Eucharistie. Es geht um die untrennbare und wesentlich aufeinander und ineinander bezogene Einheit des mystischen und des eucharistischen Leibes Christi. Das Ein-Leib-Sein in Christus entfaltet sich in der Gemeinschaft der Gnade, nimmt sichtbare Gestalt an in der hierarchisch strukturierten Kirche [5] und konzentriert sich in der Eucharistie, in der Darbringung und Kommunion des geopferten Leibes und vergossenen Blutes. Sprachgeschichtlich zeigt sich die zum Verwechseln ähnliche Gegenwart des Leibes Christi als Kirche und Eucharistie darin, daß die Kirchenväter zunächst das Altarsakrament den mystischen Leib und die sichtbare Kirche die reale Präsenz des Leibes Christi nannten.

Auf die Verbindung von Kirche und Eucharistie weist Henri de Lubac in der zugespitzten Formulierung: „Die Kirche schafft die Eucharistie und die Eucharistie schafft die Kirche“ [6]. Zwar ist das Sakrament der Kirche vorgegeben und steht nicht in ihrer Verfügungsgewalt – insofern „schafft“ die Kirche nicht die Eucharistie -, aber die Eucharistie ist der Kirche so anvertraut, daß nur in ihr und durch sie das eucharistische Opfer und die eucharistische Communio entsteht [7] - und zugleich entsteht die Kirche in der Eucharistie, denn sie ist in ihrem Wesen eben jene eucharistische Communio als der geopferte und sich opfernde Leib Christi. Auch Augustinus sagt, daß wir in der Eucharistie empfangen, was wir sind, und daß wir das sind, was wir empfangen. Daß es sich hier nicht um eine leere Wiederholung oder bloß äußere Bestätigung handelt, liegt in der kirchlichen Existenz als tägliches „Stirb und werde!“ bzw. „Werde, was du bist!“. Das, was uns in der anfänglichen Bekehrung, in Glaube und Taufe eröffnet und eingepflanzt wurde, nämlich daß wir mit Christus sterben, begraben und zu einem neuen Leben auferstanden sind (vgl. Röm 6, 3-7; Kol 2, 12f), ist zugleich ein bis zur Vollendung in der himmlischen Verklärung einzuholendes Programm (Röm 6, 8-14). Täglich geht die Kirche als Ganze und in jeder einzelnen ihrer eucharistischen Versammlungen ein in die Opferhingabe Christi am Kreuz, um mit Ihm zu sterben und zu neuem Leben zu erstehen. So ist das Kirche-Sein kein deistisches, in der Vergangenheit gestiftetes und sich überlassenes Dasein, sondern eine creatio continua, welche denjenigen, die die beständige Bekehrung (die conversio continua) leben, immer neu geschaffen und anvertraut wird. Dies geschieht vorzüglich im gemeinsamen Opfer am Altar.

Dazu Vorderholzer (Tagespost, 13. Juni 2013, S. 7): “Dieses wahre Opfer, das uns alle zum Opfer macht, das heißt mit Gott eint, gottförmig werden läßt”, gründet in einem geschichtlichen Ereignis. “Aber es liegt nicht als Vergangenheit hinter uns, sondern wird uns gleichzeitig zugänglich in der Gemeinschaft der glaubenden und betenden Kirche. Das ist es, was Meßopfer zutiefst bedeutet.” In der Offenbarung des heiligen Johannes eröffnet sich der Blick auf das geschlachtete Lamm. Dieses steht vor dem Thron Gottes als Bild des auferstandenen, aber nach wie vor geopferten und sich opfernden Herrn. Es ist umgeben von den himmlischen Heerscharen, den Ältesten und den Märtyrern, von Lobpreis und Weihrauch. Auch die Rede von einem himmlischen Altar (8, 3) kann sich nur auf jenes geschlachtete Lamm beziehen, denn Christus ist Altar, Opferpriester und Opfergabe zugleich. Das Blut, das im Alten Bund an den Altar gegossen wurde und diesen konsekriert, ist nun sein eigenes Blut, mit dem er als der wahre Hohepriester sich selbst, seinen eigenen Leib konsekriert (vgl. Joh 17, 19; Heb 9, 11-14). Das dritte Gebet nach der Konsekration der Opfergaben im römischen Kanon spricht von diesem himmlischen Altar und der durch einen Engel zu erwirkenden Einheit unserer Darbringung mit dem ewigen Opfer im Himmel [8].

So ist es der am Kreuz und zugleich im Himmel erhöhte Herr, der alle an sich ziehen will (vgl. Joh 12, 32), hineinziehen in seine Opferhingabe und damit zugleich in das Einswerden mit seinem geopferten und verklärten Leib.

Dazu Vorderholzer (a. a. O.): “Die Eucharistie ist der Vorgang, durch den Christus sich seinen Leib auferbaut und uns selber zu einem einzigen Brote und einem einzigen Leibe macht.” In dieser Eucharistischen Ekklesiologie beschreibt er die Kirche als “ein Netz von Eucharistiegemeinschaften”, die sich durch den Empfang des Leibes Christi immer wieder “vereinen”. Im Bild des aus den vielen Weizenkörnern geeinten Brotes (Didache IX, 4) wird die eigentliche Wirklichkeit angezeigt, wie “wir, die Vielen, ein Leib sind, die wir alle an dem einen Brot teilhaben” (1 Kor 10, 17). Ähnlich wie der geopferte und auferstandene Leib Christi in der konsekrierten Hostie nicht aufgeteilt ist, sondern ganz in jedem Teil gegenwärtig, ist auch jede eucharistische Communio über die Trennung in Raum und Zeit hinweg hineingenommen in das eine und einzige Opfer Jesu Christi, welches sich jeden Einzelnen und jede sakramentale Eucharistiegemeinschaft einverleibt. Hier liegt m. E. der eigentliche theologische Grund, weshalb die Darbringung des Opfers Christi niemals getrennt sein darf von der sichtbaren Struktur der hierarchischen Kirche, von der Zelebration bzw. Beauftragung durch einen Bischof, der mit dem mandatum apostolicum durch den Nachfolger Petri geweiht und anerkannt ist. Selbst ein partieller Notstand – im eigentlichen Felsengrund der Kirche kann es nach Mt 16, 18 keinen Notstand geben – kann von dieser Wesensstruktur kirchlicher Existenz nicht dispensieren.

Auf Grund dieser Einsicht in die Wesensstruktur der Kirche als Eingliederung in den zugleich eucharistischen und mystischen Leib Christi erkennt auch Bischof Vorderholzer das im Begleitbrief zum Motu Proprio Summorum Pontificum zum Ausdruck gebrachte theologische Anliegen von Papst Benedikt XVI.: “Die Sorge um eine Banalisierung in der Herzmitte des Glaubensvollzuges”, denn “die Eucharistie (ist) der Höhepunkt des kirchlichen Selbstvollzugs” (Tagespost vom 27. 02. 2013 Theologie ist zuerst Schriftauslegung, Gespräch mit Regina Einig). Der erwähnte Begleitbrief spricht von “Entstellungen der Liturgie bis zur Grenze des Erträglichen”. Wenn die Kirche hier, in ihrer Herzmitte erkrankt, so ist der ganze Leib in Mitleidenschaft gezogen. So lange es nicht die erste Sorge von Papst und Bischöfen ist, den Herrn im allerheiligsten Altarsakrament vor Mißbrauch zu schützen und das heilige Opfer würdig darzubringen, ist die Krise der Kirche nicht überwunden. Meines Wissens hat im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz nur der Bischof von Regensburg – neben dem von Eichstätt - dieses Herzensanliegen der Kirche zum Ausdruck gebracht.

Hier sei erwähnt, daß auch das Ein-Leib-Werden im Sakrament der Ehe im Rahmen einer eucharistischen Ekklesiologie verstanden werden und die Frage des Kommunionempfangs wiederverheirateter Geschiedener in diesem Licht geklärt, d. h. ausgeschlossen werden muß. Auch die Frage einer eventuellen Teilnahme von Frauen am sakramentalen Weihepriestertum, und sei es “nur” am Diakonat, muß von der eucharistischen Ekklesiologie als das Ein-Leib-Werden von Braut und Bräutigam nach Eph 5, 25-32 beantwortet werden. In diesen für die Kirche so wesentlichen Streitpunkten widersetzt sich Bischof Rudolf Vorderholzer, ähnlich wie in den 70-er Jahren der Regensburger Bischof Rudolf Graber, eindeutig den immer noch vorhandenen Tendenzen der Bischofskonferenz zu Anpassungen an eine protestantisch inspirierte, falsche Ökumene.

Anmerkungen:

[1] In: Sehnsucht des Raumes, hrsg. von Michael Pfeifer, Regensburg 1998, 88

[2] Nachgewiesen von J. Jeremias, Die Abendmahlsworte Jesu, Göttingen 31960 – zwar zwischen 1965 und 1975 allgemein bestritten, aber bestätigt von R. Pesch, Das Abendmahl und Jesu Todesverständnis (QD 80), Freiburg 1978. Vgl. F. Prosginer, Das Blut des Bundes – vergossen für viele? Siegburg 2007, 61-66; 119f.

[3] Aussagen des kirchlichen Lehramtes können zwar grundsätzlich ergänzt und vertieft werden, aber zwischen der katholischen und der protestantischen Rechtfertigungslehre besteht ein grundsätzlicher Widerspruch – vgl. F. Prosinger, ... damit sie geheiligt werden in Wahrheit. Siegburg 2009, 143f., online hier.

[4] „Die Kirche ist das Volk Gottes vom Leib Christi her“ (Tagespost vom 13. Juni 2013, S. 7); „Theologie ist zuerst Schriftauslegung“ (Tagespost vom 27. Februar 2013)

[5] Nach Lumen Gentium Nr. 8 subsistiert der geheimnisvolle Leib Christi in der auf Erden sichtbar, hierarchisch verfaßten Kirche. subsistit bezeichnet die personale Existenz, z. B. die der Seele in der ihr eigenem Leib.

[6] Für so manche Schmalspurtheologen fällt beim Namen Lubac nur der Vorhang mit der Aufschrift „nouvelle théologie“ – eine Auseinandersetzung mit den von den Vätern inspirierten Werken Lubacs könnte da eine Horizonterweiterung bewirken.

[7] Auch wenn die Konsekration außerhalb der kirchlichen Einheit gültig sein kann, so wird das Sakrament des Altares doch nur innerhalb dieser als Opfer der Kirche dargebracht und als Kommunion in dem einen Leib Christi empfangen.

[8] U. M. Lang, Die Stimme der betenden Kirche. Einsiedeln 2012, 81: “Laut der frühen Engel-Christologie Christus selbst, «angelus magni consilii» (Jes 9,6)”.


Ein Kommentar Prosingers zu Sacramentum Caritatis

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