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Die Demut des Papstes hat gesiegt

Eine Analyse der Englandreise von Papst Benedikt im Jahr 2010

Von Erich Maria Fink

Demut bedeutet „Mut zur Wahrheit“

Wieder ist es Papst Benedikt XVI. gelungen, eine Auslandsreise brillant zu meistern und ein Land für sich zu gewinnen. Es ist unglaublich, wie sich die Stimmung während des Besuchs gewandelt hat. Dieses Phänomen wird als Kennzeichen des Pontifikats Benedikts XVI. in die Geschichte eingehen. Denn nicht das erste Mal wurde eine Visite nach anfänglichem Wirbel und feindseligen Kampagnen zu einem Triumph. Doch dieses Mal machte sich sogar eine nachdenkliche Stimmung breit und die Medien gestanden öffentlich ein, dass sich das Land für vorausgehende Störmanöver und Attacken schämt. Nicht nur die Bekundungen kämpferischer Atheisten wurden genannt, sondern auch unglückliche Äußerungen von Politikern. Und fast einhellig wurde der Grund für die Überzeugungskraft des Papstes in seiner Demut und Ruhe gesehen. Tatsächlich demonstrierte Benedikt XVI. vom ersten bis zum letzten Augenblick seiner Reise eine Demut, wie sie dem Selbstverständnis eines Christen entspricht. Einerseits das schlichte Auftreten: „Bescheiden, höflich und fast ein wenig unterwürfig schien er für seinen Glauben und seine Kirche nicht mehr zu verlangen, als auch gehört zu werden“, so kommentierte die Süddeutsche Zeitung den Stil Benedikts. Andererseits sehen wir Christen die gesunde Art der Demut im Mut zur Wahrheit: zunächst in der Anerkennung, dass wir letztlich alles Gott verdanken, alsdann im ungeschminkten Eingeständnis der eigenen Grenzen und schließlich in der ehrlichen Freude über den Erfolg der anderen. Genau diesen dreifachen Mut zur Wahrheit strahlte die Englandreise des Papstes aus. Und damit gewann er die Liebe der Briten, ohne von seiner Verkündigung auch nur den geringsten Abstrich zu machen.

Audienz bei Königin Elisabeth II.

Als Papst ist es Benedikt XVI. gewöhnt, Audienzen zu gewähren. Er empfängt Staatsoberhäupter und hochrangige Vertreter der Kirche. Nun war es einmal umgekehrt. Am Donnerstag, den 16. September, ging er im schottischen Sitz Holyroodhouse in Edinburgh zur Audienz bei Königin Elisabeth II., dem Oberhaupt der bedeutendsten Monarchie der Welt, des Commonwealth, also zu einem Staatsempfang. Gleichzeitig aber ist die Queen auch das Oberhaupt der anglikanischen „Church of England“, die mit ihren 84 Jahren den fast gleichaltrigen Oberhirten der katholischen Weltkirche in ihrem Königreich willkommen hieß. Von der „sehr freundlichen und familiären“ Begegnung war Vatikansprecher Federico Lombardi begeistert: „Einen besseren Beginn hätten wir uns gar nicht erwarten können!“

Gleich zum Auftakt versetzte die Queen mit ihrer Ansprache alle Beteiligten in Staunen. Die KNA fasste ihre Ausführungen mit den Worten zusammen: „Sie sparte nicht mit Lob für die katholische Kirche und für den Vatikan. Der Heilige Stuhl habe wertvolle Dienste zur Verbesserung der Situation in Nordirland geleistet. Er spiele eine wichtige internationale Rolle für Frieden, Entwicklung und gegen den Hunger in der Welt. Die Queen beschwor das gemeinsame christliche Erbe und den Beitrag der Christen für den Weltfrieden. Sie stellte sich hinter den jüngsten Appell des Papstes, dass Religion niemals ein Vehikel von Hass sein dürfe. Und sie würdigte den britischen Kardinal John Henry Newman (1801-1890), den der Papst am Sonntag seligspricht. Zuletzt äußerte sie die Hoffnung auf eine Vertiefung der Beziehungen zwischen Katholiken und Anglikanern.“

Der Papst seinerseits bedankte sich für die „liebenswürdige Einladung“ und die „freundlichen Worte der Begrüßung“ und fuhr fort: „Eure Majestät mögen mir gestatten, mit diesem Dank meine persönlichen Grüße an alle Menschen im Vereinigten Königreich zu richten und ihnen in Freundschaft die Hand zu reichen.“ Dann aber ermahnte er die parlamentarischen Institutionen, dem Volk „in einem Geist der Solidarität und der Sorge für das Gemeinwohl zu dienen.“ Er erinnerte die Queen an „herausragende Heilige wie Eduard den Bekenner und Margareta von Schottland“, die „ihre Pflichten als Souverän bewusst im Geiste des Evangeliums ausgeübt“ hätten und legte ihr ans Herz: „Die Achtung Ihrer Vorfahren für Wahrheit und Gerechtigkeit, für Barmherzigkeit und Nächstenliebe erben Sie von einem Glauben, der eine starke Kraft zum Guten in Ihrem Königreich zum Nutzen für Christen ebenso wie für Nichtchristen bleiben wird.“ Im Blick auf die Gegenwart appellierte er an ihre Verantwortung, sich dem „Ausschluss von Gott, Religion und Tugend aus dem öffentlichen Leben“ entgegenzustellen; denn dies führe letztlich zu einer „herabwürdigenden Sicht des Menschen und seiner Bestimmung“. Den Aufbau „einer modernen und multikulturellen Gesellschaft“ bezeichnete er als „interessantes Unternehmen“. Doch dabei möge das Königreich „stets seinen Respekt vor jenen traditionellen Werten und kulturellen Ausdrucksformen bewahren, die von aggressiveren Formen des Säkularismus nicht länger für wichtig erachtet oder nicht einmal mehr toleriert werden. Lassen Sie ihn den christlichen Grund nicht verdunkeln, der seine Freiheit untermauert. Und möge jenes Erbe, das Ihrem Land immer gut gedient hat, stets das Beispiel prägen, das Ihre Regierung und Ihr Volk den zwei Milliarden Mitgliedern des Commonwealth und der großen Familie englisch sprechender Nationen auf der ganzen Welt geben“. Noch deutlicher wurde der Papst bei seiner historischen Rede in der Westminster Hall am 17. September. Der konservative „Sunday Telegraph“ konnte dazu nur feststellen: Mit seinen klaren Ansprachen an eine „säkularisierte Gesellschaft“ habe Benedikt XVI. „die verworrenen Äußerungen britischer Politiker beschämt“. Im Übrigen kommt die Einladung an Benedikt XVI., in diesem geschichtsträchtigen Raum, in dem 1535 der hl. Thomas Morus zum Tod verurteilt worden war, vor beiden Häusern des britischen Parlaments zu sprechen, fast einem Wunder gleich. Vor ihm wurde diese Ehre außer den regierenden Monarchen nur Nelson Mandela (Südafrika), Michail Gorbatschow (Sowjetunion) und Shimon Peres (Israel) zuteil.

70 Jahre Bombardement von Coventry

Als Benedikt XVI. im Holyroodhouse das III. Reich erwähnte, wurde es in ersten Kommentaren noch als überflüssig bezeichnet. Er lud dazu ein, „über die nüchternen Lektionen des atheistischen Extremismus des 20. Jahrhunderts nachzudenken“, und begann mit den Worten: „Selbst aus unserer Zeit können wir uns in Erinnerung rufen, wie Großbritannien und seine Verantwortlichen der Nazityrannei widerstanden haben, die Gott aus der Gesellschaft entfernen wollte und vielen das allgemeine Menschsein absprachen, besonders den Juden, die als ‚lebensunwert‘ betrachtet wurden. Ebenso möchte ich an die Haltung jenes Regimes gegenüber christlichen Pastoren und Ordensleuten erinnern, welche die Wahrheit in Liebe sagten, sich den Nazis entgegenstellten und diesen Widerstand mit ihrem Leben bezahlten.“

Als er jedoch in der Predigt zur Seligsprechung wieder auf dieses Thema einging, fielen die Reaktionen bereits ganz anders aus. Bevor er sich dem neuen Seligen John Henry Newman zuwandte, sagte er: „Dieser besondere Sonntag markiert auch einen bedeutsamen Moment im Leben der Britischen Nation, weil er als der Tag gewählt wurde, der dem Gedenken der Luftschlacht um Großbritannien vor genau siebzig Jahren gewidmet ist. Für mich als jemanden, der in den dunklen Tagen des Nazi-Regimes in Deutschland gelebt und gelitten hat, ist es sehr bewegend, bei diesem Anlass hier mit euch zusammen zu sein und daran zu erinnern, wie viele eurer Mitbürger ihr Leben hingegeben haben, indem sie sich mutig den Kräften jener üblen Ideologie widersetzten. Meine Gedanken gehen besonders zum nahe gelegenen Coventry, das im November 1940 ein so schweres Bombardement erlitt und einen enormen Verlust an Menschenleben zu beklagen hatte. Siebzig Jahre danach erinnern wir uns beschämt und entsetzt an den furchtbaren Preis von Tod und Zerstörung, den der Krieg fordert, und wir erneuern unseren Entschluss, für Frieden und Versöhnung zu arbeiten, wo immer die Gefahr eines Krieges sich bedrohlich abzeichnet.“ Von politischer Seite wurden diese Worte sehr positiv aufgenommen. Der Papst aus Deutschland sei auf britischem Boden ehrlich und angemessen auf die tragischen Ereignisse eingegangen, er habe diese Herausforderung hervorragend gemeistert. Und das ZDF bemerkte: „Auffallend unbefangen ging der bei diesem Thema sonst eher zurückhaltende Benedikt XVI. mit der deutschen Vergangenheit um. Mehrmals würdigte er den Einsatz der Briten gegen das Nazi-Regime.“

Tiefes Bedauern über den Missbrauch

Selbst die schärfsten Kritiker verstummten angesichts der Ehrlichkeit, mit der Benedikt XVI. das Thema Missbrauch behandelte. Er sprach von „unbeschreiblichen Verbrechen“ und einer „Perversion des Priesteramts“. Nach einem Treffen mit fünf Opfern zeigte er sich tief schockiert und beschämt. Bei Fachleuten und Freiwilligen, die sich um Opfer kümmern, lobte er die konsequente Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen und die Mitarbeit von unabhängigen Experten bei der Aufarbeitung des begangenen Unrechts sowie der Präventionsarbeit.

Am Samstag, den 18. September, schreckte Benedikt XVI. in der Londoner Westminster Kathedrale, die dem Kostbaren Blut geweiht ist, mit seinen Ausführungen zum Missbrauch die Gläubigen regelrecht auf. In seiner Predigt stellte er die damit verbundenen Leiden in den Rahmen des abgrundtiefen Geheimnisses des Kreuzes Christi, das sich in jeder Eucharistiefeier vergegenwärtigt und im Kostbaren Blut Himmel und Erde versöhnend miteinander verbindet: „Ich denke hier auch an das ungeheure Leiden, das durch den Missbrauch von Kindern verursacht wurde, besonders wenn es in der Kirche und durch ihre Diener geschah. Vor allem möchte ich gegenüber den unschuldigen Opfern dieser unbeschreiblichen Verbrechen mein tiefes Bedauern zum Ausdruck bringen, gemeinsam mit meiner Hoffnung, dass die Kraft der Gnade Christi, sein Versöhnungsopfer, ihrem Leben eine tiefgreifende Heilung und Frieden bringen möge. Gemeinsam mit euch gestehe ich auch die Beschämung und die Demütigung ein, unter der wir alle wegen der Sünden einer geringen Anzahl von Priestern gelitten haben; und ich lade euch ein, dies dem Herrn aufzuopfern in dem Vertrauen, dass diese Strafe zur Heilung der Opfer, zur Läuterung der Kirche und zur Erneuerung ihres uralten Engagements in der Erziehung und Pflege junger Menschen beitragen wird. Ich sage Dank für die Anstrengungen, die unternommen worden sind, dieses Problem verantwortungsvoll in Angriff zu nehmen, und ich bitte euch alle, den Opfern eure Anteilnahme zu zeigen und euren Priestern Solidarität entgegenzubringen.“

In Birmingham fügte er am Sonntag vor den britischen Bischöfen hinzu: „Der schändliche Missbrauch junger Menschen durch Priester untergräbt ernstlich die moralische Glaubwürdigkeit von Kirchenführern.“ Im linksliberalen „Observer“ hieß es dazu, mit seinen „von Herzen kommenden Worten der Besorgnis“ und seinen Gesten habe der Papst sogar einige Skeptiker überzeugt, dass er „ernsthaft und aufrichtig“ gegen die „lange vertuschten“ Verbrechen pädophiler Priester vorgehen wolle. Und der konservative „Sunday Telegraph“ meinte, im Blick auf die Missbrauchsfälle habe der Papst „großen moralischen Mut“ bewiesen.

Ökumenische Begegnung mit dem Erzbischof von Canterbury

Benedikt XVI. wusste genau, wie er sich den verschiedenen Gesprächspartnern gegenüber zu geben hatte, ob als Oberhirte der Katholischen Kirche, der gekommen ist, um seine Brüder im Glauben zu stärken und zur Heiligkeit aufzurufen, ob als Partner im Dialog zwischen Religion und Vernunft wie in der Westminster Hall, oder als Gast im Gotteshaus der Anglikaner. Gleich zu Beginn stellt er in der anglikanischen Westminster Abbey fest: „Ich komme als Pilger aus Rom, um am Grab des hl. Eduard des Bekenners zu beten und mit Ihnen um das Geschenk der Einheit der Christen zu bitten.“ Umso mehr überrascht es dann, dass Benedikt XVI. ausgerechnet in seiner Ansprache vor dem Erzbischof von Canterbury, dem Primas der Anglikanischen Kirche, Rowan Williams, sein Petrusamt hervorhebt. Gleich zweimal bezeichnet er sich als „Nachfolger des hl. Petrus“ – wie übrigens sonst nie auf seiner ganzen Englandreise. Am Anfang spricht er von seiner Wallfahrt „als Nachfolger des hl. Petrus auf dem Bischofsstuhl von Rom“ und später stellt er „die Treue zum Wort Gottes“ dem „intellektuellen Konformismus und der bequemen Anpassung an den Zeitgeist“ gegenüber. Und er schließt seinen Aufruf zur Treue mit der Bekräftigung ab: „Dieses Wort der Ermutigung möchte ich Ihnen heute abend mitgeben, und ich tue das getreu meines Amtes als Bischof von Rom und Nachfolger des hl. Petrus, der den Auftrag hat, in besonderer Weise für die Einheit der Herde Christi zu sorgen.“ Benedikt XVI. ist sich treu geblieben. Auch hier sprach er nie von der „Anglikanischen Kirche“, sondern nur von der „anglikanischen Gemeinschaft“. Einerseits machte er schon im Lambeth Palace die Einschränkung: „Ich beabsichtige heute nicht, über die Schwierigkeiten zu sprechen, die sich auf dem ökumenischen Weg in der Vergangenheit ergeben haben und sich weiter ergeben werden. Diese Probleme sind allen hier bekannt.“ Andererseits betonte er Freundschaft, Hoffnung und Dankbarkeit für den begonnen Dialog und bekannte sich zur „modernen ökumenischen Bewegung“, die im „hundertsten Jahrestag der Weltmissions-Konferenz in Edinburgh“ ihre „Geburtsstunde“ feiere. Wie sein Vorgänger Johannes Paul II. betonte er, „dass das, was wir in Christus miteinander teilen, größer ist, als das, was uns noch voneinander trennt“. Genau diese klare und verbindliche Haltung scheint Papst Benedikt XVI. einen so ungewöhnlichen Respekt eingebracht zu haben. Und doch bleibt es erstaunlich, wie ernsthaft und ehrerbietig der Erzbischof von Canterbury das gemeinsame christliche Erbe herausarbeitete und angesichts des Petrusdiens tes ohne jegliche Anspielungen in die Geschichte zurückgriff. Jedenfalls wurde die Begegnung zu einem gewaltigen Zeichen eines echten und ehrlichen ökumenischen Strebens von beiden Seiten.

Der „heilige Großvater“

Als im Hydepark, dem traditionsreichen Symbol freier Meinungsäußerung, nach polizeilichen Angaben mindestens 200.000 Menschen zusammenströmten, um den von den Journalisten vielfach geschmähten Papst zu hören und enthusiastisch zu feiern, verschlug es ihnen die Sprache. Das Bild, das fünf Jahre lang in England vorherrschte, brach innerhalb weniger Stunden zusammen. Dass die „Sunday Times“ titelte: „Rottweiler? Nein, heiliger Großvater!“, ist sicherlich auch der Versuch einer Wiedergutmachung. Denn eine Gesellschaft, die einen deutschen Papst unmittelbar nach seiner Wahl mit einem bissigen Hund verglichen und in den Medien an dieser Charakterisierung über Jahre hinweg festgehalten hat, muss damit vor der Weltöffentlichkeit erst einmal fertig werden. Auch das Bekanntwerden eines Regierungsdokuments über den „idealen Besuchsablauf“, das unter anderem vorgeschlagen hatte, das Kirchenoberhaupt könnte bei seiner Visite eine Abtreibungsklinik eröffnen und eine Homo-Ehe schließen, erscheint im Nachhinein umso peinlicher. Und es war schließlich auch die „Times”, die noch kurz vor dem Papstbesuch eine Karikatur veröffentlichte, die das Papamobil mit mehreren Kofferanhängern und Etiketten wie „keine Kondome”, „gegen Homosexualität“ und „Missbrauch“ zeigt. All diese Faktoren wirkten sicherlich auch daran mit, dass sich dem Papst im Endeffekt die Türen weit geöffnet haben. Und er nützte die Chance, das Wort Gottes und seine Verkündigung, die ehrliche Suche nach Wahrheit und die intensive Bildung in die Mitte zu stellen, immer seinen geliebten John Henry Newman an seiner Seite. Auch das scheint den Engländern gefallen zu haben. So konnte Benedikt XVI. den Jugendlichen freimütig zurufen: „Viele Versuchungen stehen euch Tag um Tag vor Augen – Drogen, Geld, Sex, Pornographie, Alkohol –, von denen die Welt euch vorgaukelt, sie brächten Glück, doch diese Dinge sind zerstörerisch und zwiespältig. Nur eines ist dauerhaft: die Liebe, die Jesus Christus persönlich zu einem jeden von euch hat.“ Und in Konsequenz: „Eine gute Schule sieht eine ganzheitliche Erziehung für die Person vor. Und eine gute katholische Schule sollte darüber hinaus allen ihren Schülern helfen, Heilige zu werden.“ Im Parlament sprach er nicht von Heiligkeit, aber davon, dass die Politik „auf der Suche nach objektiven moralischen Prinzipien zur Reinigung und zur Erhellung der Vernunftanstrengung“ der „korrigierenden Rolle der Religion gegenüber der Vernunft“ bedarf. Benedikt XVI. kam mit seiner Botschaft an. Alle, die dem Papst Intoleranz vorgeworfen hatten, offenbarten sich mit ihren Agitationen plötzlich als die eigentlichen Intoleranten. Der Papst aber wurde nicht belächelt, sondern erhielt die ehrlich gemeinte Auszeichnung: „Bene’s from heaven“ – „Benedikt ist vom Himmel“.

Der Text von Erich Maria Fink erschien in Kirche heute, Oktober 2010.


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