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St. Brendan der Seefahrer Haben irische Mönche Amerika entdeckt? Von Dr. Petra Kehl Im irischen Clonfert steht St. Brendan als Abt einer Klostergemeinschaft vor, als er eines abends Besuch erhält von Abt Barinthus, seinem Verwandten, der nicht verbergen kann, dass Trauer sein Herz erfüllt. Auf Brendans Fragen hin berichtet Barinthus von der Seereise, von der er gerade zurückkehrt. Er habe seinen geistlichen Sohn Mernoc aufgesucht, der auf einer Insel in der Nähe von Sliabh Liacc als Eremit lebe, und sei anderntags mit Mernoc von der Westküste der Insel aus per Boot zum „verheißenen Land der Heiligen“ (terra repromissionis sanctorum) aufgebrochen. Es sei ein wundersames Land, wo alle Bäume Früchte trügen und selbst die Steine kostbar seien, wo der Tag nicht ende und die beiden Reisenden keine Nahrung hätten zu sich nehmen müssen. Die Schilderung des Barinthus lässt Brendan nicht los. Von diesem Gespräch veranlasst, macht sich Brendan nach gründlicher Vorbereitung mit fünfzehn Gefährten auf den Weg, um nach dem verheißenen Land zu suchen. Seine seltsamen Erlebnisse auf dieser Meerfahrt, die mehr als sieben Jahre dauert, schildert eine der ungewöhnlichsten und rätselhaftesten Geschichten, die uns aus dem Mittelalter überliefert sind: die Meerfahrt des hl. Brendan oder wie ihr lateinischer Titel lautet Navigatio sancti Brendani abbatis.
Von der Beliebtheit der Navigatio zeugen die 120 Handschriften der lateinischen Fassung, die erhalten sind. Für mittelalterliche Verhältnisse ein Bestseller. Seit dem 12. Jahrhundert wurde die Erzählung in zahlreiche europäische Sprachen übersetzt. Dabei fand zugleich ein inhaltlicher Wandel statt. Anstelle der spirituell geprägten Suche nach dem verheißenen Land der Heiligen trat das Abenteuerliche und Phantastische der Reise in den Vordergrund, das immer ausführlicher dargestellt wurde. Aus der religiös-moralisch belehrenden Klosterschrift wurde ein abenteuerlicher Reiseroman. Insbesondere die Übersetzungen und Bearbeitungen im deutschsprachigen und niederländischen Raum spiegeln dies wider. Die Faszination der Navigatio hält bis heute an. Man gebe nur einmal das Stichwort „Navigatio sancti Brendani“ in eine Internet-Suchmaschine ein. Besonders beschäftigt die Frage nach dem Wahrheitsgehalt: Ist es nur frühmittelalterliches keltisches Seemannsgarn oder gibt es einen realen Kern? Haben gar irische Mönche lange vor Christoph Columbus und den Wikingern bereits Amerika entdeckt? Da ist zunächst die Person des „Titelhelden“. Einen heiligen Abt namens Brendan hat es wirklich gegeben. Geboren im Jahr 489 im Westen Irlands, wurde er zunächst Mönch und später Abt. Als solcher gründete er mehrere Klöster und unternahm zahlreiche Reisen entlang der irischen Westküste, aber auch zu den Inseln vor der Westküste Schottlands. Nach weniger verlässlichen Quellen soll er sogar zu den Orkneys, den Shetlandinseln und den Färöern gelangt sein. Sein Todesjahr ist nicht überliefert. Bekannt ist nur, dass er irgendwann zwischen 570 und 585 in Clonfert seine letzte Ruhestätte fand. Dass die frühmittelalterlichen Iren, insbesondere die irischen Mönche, Seereisen unternahmen, ist bekannt. Seit der Zeit des hl. Patrick war die peregrination pro Christo, die Heimatlosigkeit um Christi willen, ein Ideal, dem viele der irischen Mönche nachstrebten. Etliche zogen deshalb auf den europäischen Kontinent, wo sie Klöster gründeten oder als Missionare tätig waren. Viele andere folgten dem Vorbild der syrischen und ägyptischen Mönche der Spätantike, die sich in die Einsamkeit der Wüste zurückgezogen hatten. Dabei ersetzten sie die in Irland nicht vorhandene Wüste durch unbewohnte Inseln der Nordsee und des Nordatlantiks. So gelangten irische Mönche auf die Orkneys und die Shetlandinseln, erreichten schließlich gar die Färöer und kamen sogar bis nach Island. Und dies bereits im 8. Jahrhundert. Berichtet wird dies von dem Iren Dicuil, der selbst einige der Inseln im Norden und Nordwesten Schottlands besucht hatte, und als Geograph am Hof Karls des Großen um 825 sein geographisches Werk „Liber de mensura orbis terrae“ verfasste:
Als die Wikinger um 870 Island erreichten, fanden sie noch Hinterlassenschaften der irischen Mönche vor, wie Snorri Sturluson im isländischen „Landnamabok“ berichtet:
Es gibt also verlässliche historische Zeugnisse für die Seefahrten irischer Mönche bis zum Polarkreis, ja bis nach Grönland. Darüber hinaus ist bekannt, dass die irischen Mönche umfangreiche geographische Kenntnisse besaßen, die geographischen Schriften des Ptolemäus kannten und auch schon wussten, dass die Erde keine Scheibe ist. Und schließlich gibt die „Navigatio“ selbst Beschreibungen und Hinweise, die sich mit konkreten geographischen Gegebenheiten in Übereinstimmung bringen lassen. So verweist die Insel der Schafe, zu der Brendan mit seinen Gefährten gelangt, auf die Färöer, deren dänischer Name schlicht Schafsinsel bedeutet. Zugleich sind die Inseln der Färöer auch als Vogelparadies bekannt, sodass dort auch die Vogelinsel bzw. das Vogelparadies der „Navigatio“ gesucht werden kann. Die Beschreibung der Insel der Schmiede hingegen, mit ihrem Schwefelgestank und den glühenden Gesteinsbrocken, die durch die Luft fliegen, passt gut auf einen Vulkanausbruch, wie er auf Island immer wieder vorkommt. Und schließlich deutet der Nebel, der das Gelobte Land umgibt, auf Neufundland, das oft hinter einer Nebelbank liegt. Die Beschreibungen der „Navigatio“ scheinen sich logisch erklären zu lassen und tatsächlich auf Fakten zu beruhen. Und doch blieb und bleibt Skepsis. In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts entschließt der Ire Timothy Severin, Historiker, Buchautor und Abenteurer, die Frage nach dem Wahrheitsgehalt des Berichts im Experiment zu erproben. Er baut ein traditionelles irisches Boot nach, ein so genanntes Curragh, mit genau den Materialien, die in der „Navigatio“ angegeben sind: mit in Eichenlohe gegerbten und mit Wollfett eingeschmierten Ochsenhäuten. Allen Unkenrufen der Experten zum Trotz Leder zersetzt sich in Salzwasser sehr rasch erweist sich das kleine Boot als hochseetüchtig und zeigt sich sogar der Fahrt durch Packeis gewachsen. Timothy Severin und seine Mannschaft erreichen über die Färöer-Inseln, Island und Grönland wohlbehalten die Küste von Neufundland. Was die Eignung des mittelalterlichen Materials anbelangt, gelangten sie im Verlauf ihrer langen Reise zu erstaunlichen Erkenntnissen. Severin berichtet in seinem Buch "Tausend Jahre vor Kolumbus":
Ähnliche Beobachtungen gelten auch für die übrige Ausrüstung, die Brendan und seinen Gefährten zur Verfügung stand. Severin vermerkt:
Wie auch immer die Schilderungen der „Navigatio sancti Brendani abbatis“ zu bewerten sind, eines steht nach Severins Reise fest: Die Seereise in einem Lederboot von Irland nach Nordamerika ist den Iren des Frühmittelalters zumindest möglich gewesen. Vertrau dem Navi! In meiner Neujahrspredigt gebe ich den Rat: Mit dem Gottvertrauen von P. Wilhelm Eberschweiler die Reise antreten und mit seiner Gewissenhaftigkeit dem göttlichen Navi folgen! Recktenwald-Predigten · 1. Januar: Dem göttlichen Navi folgen! |
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