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Bertilla Boscardin

Bertilla Boscardin wurde am 6. Oktober 1888 in Brendola, Provinz Vicenza, Region Venetien, als Kind armer Eltern geboren. Sie wurde auf den Namen Anna Francesca getauft und hatte eine harte Kindheit: Der Vater war jähzornig, gewalttätig, eifersüchtig und Alkoholiker. Nach drei Jahren wurde ihre Schulausbildung abgebrochen, weil sie unbegabt war. Sie konnte kaum schreiben und lesen. Um ihre Mutter, die viel unter dem Vater litt, zu trösten, faßte sie den Entschluss, sich zu heiligen: “Meine Mama ist eine Martyrin; ich will ihr Trost sein, indem ich heilig werde” (zitiert in Ferdinand Baumann SJ, Pius XII. erhob sie auf die Altäre, S. 322). Bereits mit neun Jahren wurde sie zur heiligen Kommunion zugelassen, was zu jener Zeit ungewöhnlich früh war.

Als sie 1904 dem Pfarrer eröffnete, Ordensschwester werden zu wollen, war dieser zunächst skeptisch, da sie, nach seiner und allgemeiner Einschätzung, zu nichts zu gebrauchen sei. Dennoch setzte er sich für sie ein und ebnete ihr den Weg zum Eintritt in das Institut der Lehrschwestern von der hl. Dorothea – Töchter der Heiligsten Herzen. Diese Kongregation war 1836 gegründet worden vom seligen Giovanni Antonio Farina (1803 - 1888), der 1850 Bischof von Treviso wurde und als solcher den späteren hl. Papst Pius X. zum Priester weihte. Sie ist nicht zu verwechseln mit der Kongregation der “Schwestern der hl. Dorothea”, zu der Lucia dos Santos, die Seherin von Fatima, gehörte.

Am 8. April 1905 trat Anna Francensca dort ein und erhielt am 15. Oktober mit der Einkleidung den Namen Bertilla. Ihre Novizenmeisterin urteilte über sie: “Wenn ich sie zuweilen so gesammelt und andächtig beten sah, mußte ich mir sagen: Es ist wirklich wahr, dass Gott sich denen mitteilt, die einfältig und reinen Herzens sind. Es schien, als sähe und vernähme sie den Herrn.”

Die Generaloberin Maria Azelia schickte Schwester Maria Bertilla Boscardin SDVI im zweiten Noviziatsjahr ins Spital nach Treviso zur Ausbildung als Krankenschwester. Die dortige Oberin hielt sie für unbrauchbar, setzte sie als Küchenschwester ein und sparte nicht mit Demütigungen. Nach ihrer Gelübdeablegung im Mutterhaus wurde Bertilla wieder nach Treviso zurückgeschickt. Die Lokaloberin war nicht begeistert: “Was soll ich mit der anfangen? Ich brauche Krankenpflegerinnen für die Abteilung der ansteckenden Krankheiten, für die Chirurgie usw., und man schickt mir ein solches Kind!” Sie setzte sie wieder in der Küche ein. Doch als die verantwortliche Schwester der Abteilung der an Diphtherie erkrankten Kinder starb, war sie aus Personalmangel gezwungen, Schwester Bertilla dort einzusetzen. Da geschah das Wunder: Mit beispielloser Geschicklichkeit erfüllte sie die schwiergisten Aufgaben. “Verschiedene Ärzte bezeugten: ‘Ich kann sagen, dass ich nie mehr eine Krankenpflegerin mit den Fähigkeiten von Schwester Bertilla gefunden habe!’ ... ‘Äußerlich gesehen hatte sie nichts vor den anderen voraus, aber sie erweckte wirklich den Eindruck, dass sie von einem höheren Wesen geführt und geleitet werde. Ein Arzt kann nicht annehmen, dass jemand eine, zwei, zehn und mehr Nächte ohne Schlaf durchhält und dennoch immer sich selbst gleich bleibt, unbekümmert um sich selbst, ohne Müdigheit zu zeigen oder die eigene Krankheit zu verraten. Und doch hat Schwester Bertilla dies geleistet.’” (Baumann, S. 323 f). So lautete das Zeugnis eines ungläubigen Arztes, Zuccardi Merli, der Freimaurer war und sich beim Sterben der Heiligen bekehren sollte.

Gleichzeitig hatte Schwester Bertilla einen beruhigenden Einfluß auf die Kinder wie keine andere Krankenschwester. Hören wir wieder das Zeugnis eines Arztes: “Es kommen diphtheriekranke Kinder in die Abteilung. Sie wurden von ihren Familien getrennt und befinden sich in einem derartig aufgeregten und verzweifelten Zustand, dass man sie fast nicht beruhigen kann. Zwei oder drei Tage sind sie wie kleine Tiere. Sie schlagen sich, bekämpfen sich mit den Fäusten, rollen unter den Betten herum und verweigern die Nahrung. Schwester Bertilla wurde aber bald die Mutter aller. Nach zwei oder drei Stunden hingen die vorher verzweifelten Kinder, völlig beruhigt an ihrem Rock und begleiteten sie bei ihrer Arbeit. Unter ihrer Leitung bildete die Abteilung ein rührendes Bild: eine Schar Kinder an ihrem Rock hängend. Wirklich ein Vorbild für alle Abteilungen”.

Am 8. Dezember 1907 legte sie zusammen mit sechzehn weiteren Novizinnen ihre ersten Gelübde ab.

1910 kam sie zu den geisteskranken und den gefallenen Mädchen. Infolge des Ersten Weltkriegs und der Invasion von Friaul mußte das Spital von Treviso evakuiert werden. Schwester Bertilla kam mit zweihundert Kranken nach Brianz, danach nach Como. Eine neue Oberin versetzte sie in die Waschküche, was für alle Beteiligten ein schwerer Schlag war. Die Heilige ertrug das Opfer in der Gesinnung: “Jesus, ich will dich lieben mit dem Opfer, mit dem Kreuz, mit dem Leiden!”

1919 durfte sie zur ihrer Arbeit im Spital von Treviso, das zwischenzeitlich wieder eröffnet worden war, zurückkehren. Auf Wunsch des Chefarztes wurde sie dessen Gehilfin.

Sie selber litt an einem inneren Tumor, der ihre Eingeweide auffraß. Am 17. Oktober 1922 wurde sie operiert. Ein vier Kilogramm schweres Gewächs wurde entfernt. Aber es war zu spät, der Tod stand bevor. “In den nächsten drei Tagen staunten Schwestern, Ärzte und Kranke über die lächelnde Geduld der in größten Schmerzen auf den Tod sich freuenden Kranken” (Ferdinand Baumann, Die Welt braucht heilige Vorbilder. Heilig- und Seligsprechungen Johannes’ XXIII., S. 60). Als die herbeigeeilte Generaloberin sie fragte, was sie den Mitschwestern sagen solle, antwortete Bertilla: “Sagen Sie ihnen, dass sie nur für Jesus arbeiten sollen ... für Jesus! Alles andere ... ist ... nichts!” Nach diesen Worten starb sie. Es war Freitag, der 20. Oktober 1922.

Maria Bertilla Boscardin wurde am 8. Juni 1952 von Pius XII. selig- und am 11. Mai 1961 von Johannes XXIII. heiliggesprochen.


Woods: Katholische Nächstenliebe erobert die Welt

Maria Magdalena Postel

Maria Maddalena Pellegrina Repetto


Elizabeth Anna Bayley Seton

Heute vor 200 Jahren, am 16. Juni 1808, am Fronleichnamsfest, kam die hl. Elisabeth Anna Seton mit ihren drei Töchtern in Baltimore an. “Es war ein bedeutungsvoller Tag in der Geschichte der katholischen Kirche in den Vereinigten Staaten Amerikas,” schreibt Ferdinand Baumann in seiner Lebensskizze Setons, der ersten US-amerikanischen Heiligen (Die Welt braucht heilige Vorbilder, Kevelaer 1964, S. 160).

Elisabeth wurde am 28. August 1774 als Tochter des Arztes Dr. Richard Bayley in New York geboren. Es war die Gründerzeit der USA: Im selben Jahr fand der erste Kontinentalkongress statt, der noch einen Kompromiß in den Spannungen zwischen England und seinen amerikanischen Kolonien suchte. Bereits am 4. Juli 1776 folgte die berühmte Unabhängigkeitserklärung.

Dr. Bayley gehörte der protestantischen Episkopalkirche an. Elisabeth wurde entsprechend erzogen. Sie las aber bereits in ihrer Jugend neben der Bibel auch die Nachfolge Christi des Thomas von Kempen.

Im 25. Januar 1794 heiratete sie den New Yorker Kaufmann William Seton. Aus der Ehe gingen zwei Söhne und drei Töchter hervor.
Es folgte eine Zeit drückender Sorgen: William ging konkurs und wurde zudem schwer krank. Eine Reise ins warme Italien sollte Besserung bringen. Dort, in der Handels- und Hafenstadt Livorno in der Toscana, kannte William aus seiner Lehrzeit eine selbstlose Familie, die Filicchi. Am 2. Oktober 1803 trat er zusammen mit seiner Frau und der ältesten, damals neunjährigen Tochter Anna Maria die Seereise an. Als sie am 18. November ankamen, hatte die Nachricht vom Ausbruch des Gelbfiebers in New York bereits die Hafenpolizei alarmiert: So kamen die drei in ein elend eingerichtetes Quarantäne-Lazarett, welches das Schicksal Williams besiegelte. Trotz der aufopferungsvollen Pflege durch seine Frau und - nach dem einmonatigen Aufenthalt in der Quarantäne - durch die Familie Filicchi starb William am 27. Dezember.

Nun erkrankten auch Elisabeth und ihre Tochter. “Die Familie Filicchi nahm sich aber ihrer in Livorno und dann in Florenz weiterhin mit christlicher Liebe an. Wenn man die Selige später fragte, warum sie katholisch geworden sei, erwiderte sie manchmal, sie habe in Italien die wirklich Art und Arbeit der katholischen Kirche kennengelernt” (Baumann, S. 158).

In Florenz betrat sie zum ersten Mal eine katholische Kirche und war vom Allerheiligsten gebannt. Die Vertiefung in die Werke des hl. Franz von Sales und des hl. Bernhard von Clairvaux trug das ihrige dazu bei, sie von der Wahrheit des katholischen Glaubens zu überzeugen.

In Begleitung von Antonio Filicchi trat sie am 7. April 1804 die Heimreise an. In New York konvertierte sie am 15. März 1805 zur katholischen Kirche und emfing am Fest Mariä Verkündigung zum ersten Mal die Sakramente der Buße und der hl. Kommunion. “Ihre Seele überflutete ein unsagbarer Friede, dem sie in einem Briefe an Amabilia Filicchi, die Frau Antonios, mit den Worten Ausdruck gab: ‘Ich bin Sein und Er ist mein!” (Baumann, S. 159)

Wegen ihrer Konversion entzog ihre Familie ihr und ihren fünf Kindern die finanzielle Unterstützung. In ihrer Not gründete sie in New York eine Schule, die “sie aber bei der Abneigung der Bevölkerung gegen alles Katholische bald wieder schließen” mußte (Baumann, S. 159). Doch P. Louis William Dubourg PSS (1776 - 1833), der Leiter des Seminars von Baltimore, lernte Elisabeth 1806 in New York kennen, überzeugte sich von “vom hohen Standard der Schule und fragte Elizabeth Seton, ob sie nicht auch eine Schule in Baltimore eröffnen wolle” (Ronny Baier im BBKL). So kam es zum anfangs erwähnten Umzug nach Baltimore.

Baltimore war die erste Diözese der USA, 1789 gegründet. Am 8. April 1808 wurde sie zur Erzdiözese erhoben. Ihr Bischof, der berühmte John Carroll, ein Freund von George Washington, schätzte, unterstützte und firmte Elizabeth.

Am 31. Juli 1809 gründete Elisabeth in Emmitsburg bei Baltimore die Sisters of Charity. Zu den ersten Schwestern gehörten Cecilia und Henriette Seton, zwei Schwestern ihres verstorbenen Mannes, die zur katholischen Kirche konvertierten. Die Konstitutionen wurden mit leichten Abänderungen von den Barmherzigen Schwestern des hl. Vinzenz von Paul übernommen. Oberin wurde Elisabeth, “Mutter Seton” genannt.

Am 19. Juli 1813 legten die ersten achtzehn Schwestern ihre Gelübde ab. “Es waren nicht mehr alle da, die zur kleinen Schar gehört hatten. Drei, die dem Herzen der Mutter besonders nahe standen und ihr am teuersten waren, hatten ihr Opfer schon im Tode vollendet, nämlich die beiden leiblichen Schwestern von William Seton, Henriette und Zäzilia, und auch die junge Schwester Anna Maria, in einem doppelten Sinne Kind der Seligen. Sie war schon im Lazarett von Livorno Helferin und Trost ihrer Mutter gewesen und war immer mehr deren Freude und, man möchte sagen, ihr Stolz geworden, da ihre außergewöhnliche Schönheit nur der Ausdruck der hohen Reinheit ihrer schönen Seele zu sein schien. Während die beiden anderen Töchter der Seligen, die Schwestern Rebekka und Katharina Seton, nochmals das Lieblingslied der Sterbenden sangen, kniete die Mutter an deren Bett und drückte ihr das Kruzifix an die Lippen. Und am offenen Grabe ihres Lieblings hatte die Selige noch die Kraft, die Worte zu wiederholen: ‘Vater, Dein Wille geschehe!’” (Baumann, S. 161).

1814 gründete sie ein Waisenhaus in Philadelphia, 1817 in New York. In Saint Louis entstand das erste katholische Krankenhaus Amerikas.
“Elizabeth Setons Schule in Baltimore wurde zum Grundstein für das gesamte katholische Bildungswesen auf Pfarreiebene in den USA” (Ronny Baier).

Elisabeth Seton S.C. starb am 4. Januar 1821 nach geduldig ertragener Krankheit. Am 17. März 1963 wurde sie von Johannes XXIII. selig-, am 14. September 1975 von Paul VI. heiliggesprochen.

Ihr Neffe James Roosevelt Bayley wurde 1872 Bischof von Baltimore und damit siebter Nachfolger von John Carroll.

Papst Benedikt XVI. sagte auf seiner Apostolischen Reise in die USA am 17. April 2008: “Herausragende Gestalten wie die hl. Elizabeth Ann Seton und andere Gründer und Gründerinnen haben mit großer Ausdauer und Weitblick die Grundlagen dessen gelegt, was heute ein bemerkenswertes Netzwerk von kirchlichen Schulen ist, die zum geistlichen Wohlergehen der Kirche und der Nation beitragen.”


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