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Giuseppe Maria Pignatelli Der hl. Giuseppe Maria Pignatelli SJ, einer der Wiederbegründer der Gesellschaft Jesu nach deren Aufhebung, wurde am 27. Dezember 1737 in Saragossa geboren. Mit fünfzehneinhalb Jahren trat er bei den Jesuiten ein. Als er “1753 im Noviziat von Tarragona um Aufnahme anhielt, war bereits der Sturm der ärgsten Verfolgungen gegen die Gesellschaft Jesu losgebrochen. Und doch hatte der Jüngling auf die glänzendste Laufbahn der Welt, auf all die Vorteile und Bequemlichkeiten einer angesehenen, reichen Adelsfamilie zu verzichten. Sen Vater war nämlich Don Anton Pignatelli Graf von Fuentos aus dem Geschlechte der Herzöge von Monte Leone, einer der ersten Familien Spaniens der damaligen Zeit. Die nächsten Verwandten - die Eltern waren bereits gestorben - wandten alle Redekunst an, um Joseph von seinem Ordensberuf, zumal von der Gesellschaft Jesu abzuschrecken. Doch dieser erwiderte auif alle Einwände: ‘Ich schätze mich glücklich, einen Beruf zu ergreifen, der mir Gelegenheit bietet, für Gott etwas leiden zu können. Die Sorge für meine Gesundheit überlasse ich der göttlichen Vorsehung; gerne bin ich bereit, mein Blut zu vergießen für das Heil der Seelen und für die Verteidigung der hl. katholischen Kirche.’ Pignatelli fand im Orden alles, was er gesucht hatte. Das Studium und die Betrachtung der Person und der Lebensaufgabe es göttlichen Heilandes erfüllte sein Herz mit unbeschreiblicher Freude und einer soliden Begeisterung für seinen Beruf. Großmütig wollte er in allem sich auszeichnen, so dass die Oberen sich genötigt sahen, seinen Eifer in der Abtötung und im Studium zu mäßigen. Er schrieb einen rührenden Brief an den P. General Lorenz Ricci mit der Bitte, in die Heidenmission gesandt zu werden. P. General gab die prophetische Antwort, er glaube, Pignatelli könne in Europa der Kirche und dem Orden große Dienste leisten. Im Noviziat und Scholastikat merkte der glückliche Ordensmann wenig von den Stürmen, die gegen die von ihm so heißgeliebte Gesellschaft Jesu tobten. Noch war es ihm vergönnt nach Vollendung seiner Studien drei Jahre als Professor am Kolleg von Saragossa tätig zu sein. Da kam 1767 infolge schändlicher Verleumdungen die Verbannung sämtlicher Jesuiten aus der spanischen Monarchie. Für Joseph Pignatelli und seinen Bruder Nikolaus, der sich auch dem Orden angeschlossen hatte, erwirkten die Verwandten [genauer ihr älterer Bruder Joachim, der spanischer Gesandter in Paris war] eine Ausnahme von dem Verbannungsdekret. Aber beide erklärten, sich nicht von ihren Mitbrüdern trennen zu wollen. Auf 13 enggebauten Fahrzeugen wurden die 600 Mitglieder der aragonischen Ordensprovinz unter unsäglichen Leiden und Entbehrungen nach Korsika gebracht, welches damals der Republik Genua gehörte. Als Aufenthaltsort wurde den Geächteten St. Bonifazio [ganz im Süden Korsikas] angewiesen. Absolut keine Vorbereitungen waren für die Ankunft und das Verbleiben so vieler Fremdlinge getroffen, zudem fehlten ihnen die nötigen Subsistenzmittel. Die Hauptstütze des P. Provincials in jenen leidensvollen Tagen war P. Joseph Pignatelli, der für Unterkunft, Lebensmittel und Beschäftigung für die armen Verbannten sorgte und alles tat, um sie vor Kleinmut und Traurigkeit zu bewahren. Vor allen nahm er sich der jüngeren Ordensmitglieder an, er brachte es zuwege, dass dieselben ihre Studien so gut wie möglich fortsetzen konnten. Kaum hatte man sich in St. Bonifazio einigermaßen eingerichtet, als ein neues Verbannungsdekret eintraf. Korsika kam 1768 an Frankreich, und dieses hatte ja schon längst alle Jesuiten aus seinen Besitzungen vertrieben. In wenigen Tagen landete man an 2400 spanische Jesuiten in Genua. Aber die Stadt versagte ihnen die Aufnahme. Die Geächteten lenkten nun ihre Schritte dem Kirchenstaate zu. Ferrara war das Reiseziel der Mitglieder der aragonischen Provinz. Die Klugheit und Herzensgüte des P. Pignatelli gewann das Wohlwollen der Bürger Ferraras für die schwergeprüften Jesuiten, denen so wenigstens aus der bittersten Not geholfen war. Die Familie Pignatelli drängte öfters die beiden Brüder, doch den Orden zu verlassen, sie bot sich an, ihnen beim Papste eine Dispens von ihren Gelübden zu erwirken. Aber beide schwankten keinen Augenblick. Für unseren Joseph war es die größte Freude, als er am 2. Februar 1771 sich durch die feierlichen Profeßgelübde auf das Engste an den Orden binden konnte. Doch das Meer der Leiden war noch nicht voll. Papst Klemens XIV. [1769-1774] glaubte dem Drängen und Drohen der bourbonischen Höfe nachgeben zu müssen und unterschrieb am 21. Juli 1773 das Aufhebungsbreve der Gesellschaft Jesu. Wie bitter dieser Leidenskelch, wie schmerzlich dieses Weh für die Getroffenen war, läßt sich mit Worten nicht sagen. Nur der kann es wissen, dem man das Teuerste, das Liebste auf Erden geraubt, dem man mit einem Schlage alle Ideale vernichtet, für die sein Herz warm geschlagen. Aber wie ihr Meister, wollte die Gesellschaft Jesu sterben, ‘gehorsam bis zum Tode’. Ohne ein Wort der Klage oder Mißbilligung unterwarf sie sich dem Willen des Stellvertreters Christi. P. Pignatelli zog sich mit seinem Bruder nach Bologna zurück. So weit als möglich hielt er die alte Lebensweise bei. Gebet und Studium war zunächst seine einzige Beschäftigung, da man es vorläufig ungern sah, wenn die ehemaligen Jesuiten in der Seelsorge verwendet wurden. Pignatelli erwarb sich allmählich eine ansehnliche Bibliothek, er hörte an der Universität noch viele Vorlesungen und suchte so sein Wissen allseitig zu erweitern und zu vertiefen. Die Heiligen sind immer Apostel. Das zeigte sich auch bei Pignatelli. Im Privatverkehr wirkte sein Beispiel und sein Wort um so mehr, da man sah, dass alles aus innerer Überzeugung hervorging, nicht um irdischen Lohnes willen. Ein Engel der Liebe war er gegen seine ehemaligen Mitbrüder, von denen manche in große Not geraten waren. Da drang eines Tages frohe Kunde an sein Ohr. Im fernen Weißrussland, hieß es, lebe noch ein Zweig der Gesellschaft Jesu. Sofort war sein Entschluss gefasst, dorthin zu pilgern. Aber es stieg ihm ein Zweifel auf, ob denn der Orden in Russland auch rechtlich weiter bestehe. Entschlossen ging er darum nach Rom, um sich beim Papst selbst Auskunft zu holen. Pius VI. [1775 - 1799] antwortete: ‘Ja sie besteht ..., sie besteht, und es hängt nich von mir ab, dass sie nicht über die ganze Welt sich verbreitet. Ich bin ganz damit einverstanden, gehen Sie nach Russland, ich erteile Ihnen die Vollmacht, ohne Furcht das Kleid der Gesellschaft wieder anzulegen. Ich betrachte die Jesuiten in Russland als wahre Jesuiten und die Gesellschaft Jesu, die in Russland besteht, als zu Recht bestehend.’ Aber als Pignatelli sich zur Abreise rüstete, brachen seine Kräfte zusammen. Es war der Rückschlag von alle den Strapazen und Leiden, die er jahrelang ertragen. Er mußte sich also gedulden. Inzwischen bat Herzog Ferdinand von Parma [1765-1802] Katharina II. [1762-1796] um Jesuiten für seine Staaten. Der Vize-General P. Gabriel Lenkiewicz [1785-1798] sandte drei Patres. Langsam und behutsam mußte man zu Werke gehen, um den alten Hass gegen die Gesellschaft, der noch unter der Asche weiterglomm, nicht von neuem zum hellen Brand zu entfachen. Nachdem die Hauptsachen geregelt waren, erhielt P. Pignatelli die Einladung, sich den Patres anzuschließen. Wohl selten kann eine Nachricht in einem Herzen größere Gefühle des Jubels und der Freude auslösen, als es dieses Anerbieten bei Pignatelli tat. Er konnte die Stunde kaum erwarten, wo er wieder zur unvergeßlichen Gesellschaft Jesu gehören sollte. Am 6. Juli 1797 konnte er endlich in Parma feierlich seine Gelübde erneuern [in die Hände des Provinzials Luigi Panizzoni]. Sein Geist und seine Kraft war wie verjüngt; seine segensvolle Wirksamkeit gab der jungen Genossenschaft bald großes Ansehen. Als man es 1799 wagen konnte, in Colorno ein Noviziat zu eröffnen, wurde Pignatelli zum ersten Novizenmeister ernannt. Wenn irgendeiner, dann besaß er die nötige Klugheit, Erfahrung in geistlichen Dingen und Liebe zum Beruf, die ein so wichtiges Amt erfordert. Der Geist des Institutes des hl. Ignatius war in ihm verkörpert. Das Noviziat von Colorno glich darum bald dem alten Idealnoviziat von St. Andrea in Rom. Nicht bloß die Novizen, auch ganz Colorno und Umgegend suchte der Diener Gottes mit leiblichen und geistigen Wohltaten zu erquicken. Der Herzog von Parma nannte ihn nur ‘seinen Heiligen’. Sein hehres Tugendbeispiel, besonders sein unbegrenztes Gottvertrauen, das oft in wunderbarer Weise belohnt wurde, berechtigten zu dieser ehrenvollen Bezeichnung. Pignatelli wurde 1803 [von dem in Petersburg residierenden Pater General Gabriel Gruber, 1802-1805] zum Provinzial ernannt. Im folgenden Jahr führte ihn eine Reise nach Neapel, hier pflog er mit dem König Ferdinand IV. [1759 - 1825] Unterhandlungen betreffs Zulassung des Ordens, die zu einem glücklichen Resultat führten und von Papst Pius VII. [1800-1823] bestätigt wurden. Unter den Einwohnern Neapels herrschte großer Jubel, als die Söhne der Gesellschaft Jesu wieder einzogen. Aus allen Enden Italiens eilten die hochbetagten ehemaligen Jesuiten herbei und baten wieder um Aufnahme. Aber auch diejenigen, welche im Herzogtum Parma wohnten, kamen; denn die Franzosen waren dort eingerückt und hatte alle vertrieben. Es war eine schwere Arbeit für den Provinzial, so schnell in diesen unruhigen Zeiten eine neue Ordensprovinz zu organisieren. Seine Hauptsorge war, dass sofort der wahre religiöse Geist in alle Häuser einzog. Das Volk hing mit Liebe und Begeisterung an den Patres, das Kolleg in Neapel zählte bald über 1200 Schüler. Wiederum war es Pignatelli, der durch sein Beispiel seine Untergegebenen zur Nachahmung und die Bevölkerung zur Bewunderung hinriss. Aber nach zwei Jahren kamen die Franzosen auch nach Neapel, und damit war das Los der Gesellschaft Jesu abermals besiegelt. Pignatelli reiste nach Rom, um hier für die Seinen einen Zufluchtsort zu finden. Trotz des Widerspruchs des diplomatischen Korps öffnet Pius VII. den Flüchtlingen die Tore der ewigen Stadt und gab ihnen das Profeßhaus al Gesù und das römische Kolleg wieder. Die Bischöfe und die Bevölkerung des Kirchenstaates verlangten bald Patres, so dass Pignatelli unmöglich allen genügen konnte. Viele Sorgen lasteten auf dem Provinzial, namentlich betreffs des zeitlichen Unterhalts des Ordens. Aber die Vorsehung ließ ihn nie im Stich. Er spendete sogar noch große Summen an auswärtige Arme. Seine Freunde wissen sich die Sache nicht anders zu erklären, als dass sich das Geld unter seinen Händen wunderbar vermehrte. Pignatellis Persönlichkeit gewann für sich und sie Seinen die Sympathien von hoch und niedrig. Pius VII. wollte ihn mit dem Purpur schmücken. Die Freunde Pignatellis hatten Mühe, den Papst davon abzubringen, da sonst der demütige Mann ganz unglücklich gewesen wäre. Es ist erhebend zu lesen, wie der Diener Gottes trotz so vieler Geschäfte stets so innig mit Gott im Gebete verkehrte, wie groß seine Abtötung, Losschälung und Liebe zur Armut gewesen. Es war ihm unausstehlich, gelobt zu werden. Er betrachtete sich in Wahrheit als den letzten und unwürdigsten aller Söhne des hl. Ignatius. Selten tritt einem die Heiligkeit so handgreiflich entgegen wie in seinem Leben. Die wiedererstandene Gesellschaft Jesu wird ihm nie den schuldigen Dank abstatten können. Pignatelli hatte schon als Scholastiker einen Blutsturz gehabt und besaß sein Leben lang eine sehr schwächliche Gesundheit, die heftigsten Kopfschmerzen quälten ihn oft tagelang. Rechnet man dazu die harten Prüfungen und anstrengenden Arbeiten, in denen er stets solchen Heroismus zeigte, so muss man staunen, dass seine Kräfte nicht eher aufgezehrt waren. Er selbst äußerte Freude, als er anfangs Oktober 1811 merkte, dass seine Auflösung nahe sei. Die Untergebenen bestürmten den Himmel mit Bitten, um das teure Leben ihres Provinzials zu erhalten. Doch umsonst, am 15. November verließ Pignatelli diese Erde, die ihm so oft keine Ruhestätte gönnen wollte. Die Meinung von der großen Heiligkeit des Dieners Gottes wuchs nach dem Tode immer mehr, zahlreiche Wunder wurden durch seine Fürbitte gewirkt, unter anderen wurde der berühmte Schriftsteller P. Bresciani dreimal durch ihn wunderbar geheilt” (Constantin Kempf S.J., Die Heiligkeit der Kirche im 19. Jahrhundert, Einsiedeln 1912, S. 102 - 108). Aus der Geschichte der Jesuiten Josef Benedikt Cottolengo Mitten im Stadtkern Turms wirkte Josef Benedikt Cottolengo (1786-1842) in der Corpus-Domini-Kirche als beliebter Beichtvater und eifriger Seelsorger. Vor allem konnte sein freigiebiges Herz den Armen nichts abschlagen, die zu lieben ihn seine Mutter schon von klein auf gelehrt hatte. Doch im Letzten blieb das Priesterleben Cottolengos unerfüllt. Als ruhelos Suchender zog er sich immer mehr zurück. Skrupel und Depressionen plagten ihn, bis er schließlich eine Biographie des hl. Vinzenz von Paul las. Die Nächstenliebe dieses Karitasapostels begeisterte ihn ganz neu, doch in seiner Schwermut hatte er selbst noch keine Kraft zu solch tätiger Liebe. Dazu bedurfte es in seinem Leben eines dramatischen Eingriffes. Dieser ereignete sich am 2. September 1827, als der 41-Jährige von der Corpus-Domini-Kirche zur sterbenden Johanna Gonnet gerufen wurde, die in einem Stall einer nahen Gastwirtschaft lag, wohin die Stadtwache gewöhnlich obdachlose Kranke und lästige Betrunkene brachte. Die 35-Jährige war mit ihrem Mann und den drei Kindern von Mailand nach Lyon unterwegs gewesen, als sie, vom Fieber geschüttelt, dringend ärztliche Hilfe brauchte. Im Krankenhaus hatte man sie jedoch wegen ihrer fortgeschrittenen Schwangerschaft abgewiesen, da das Schreien eines Neugeborenen stören würde. Im Entbindungsheim wiederum hatte sie keine Aufnahme gefunden, weil sie fieberkrank war. So musste der herbeigeeilte Cottolengo hilflos zusehen, wie die junge Mutter nach dem Empfang der Sterbesakramente im elenden Unterschlupf starb, und wenige Minuten darauf ihr neugeborenes Mädchen. Erschüttert kehrte er zurück zur Kirche, fiel vor dem Tabernakel auf die Knie und betete: “Warum, Gott, hast Du mich zum Zeugen gemacht? Was möchtest Du von mir? Ich muss etwas tun, damit sich so eine Tragödie nicht wiederholt!” Nach kurzer Zeit ließ er die Glocken läuten, zündete beim Marienaltar alle Kerzen an, stimmte zum Erstaunen der herbeigeeilten Leute die Lauretanische Litanei an und rief freudestrahlend: “Die Gnade ist erschienen! Die Gnade hat gesiegt! Gepriesen sei die Heilige Jungfrau!” Nun wusste er um Gottes Plan! Von jetzt an sollte er sich um jene kümmern, für die niemand sorgte. So begann Cottolengos großartiges Werk, für das ihm noch 15 Lebensjahre blieben. Voll neuem Elan mietete er ohne Geld in der Tasche drei Zimmer. Ein Beichtkind bezahlte die ersten fünf Betten, und Cottolengo war voll Vertrauen: “Die göttliche Vorsehung besorgte uns die Betten, also wird sie auch für die Kranken sorgen.” Drei Jahre später konnten schon über 200 Kranke versorgt werden, wobei ein Arzt und ein Apotheker unentgeltlich halfen. Als jedoch die Cholera ausbrach und Nachbarn das kleine Hospital als “Seuchenherd” verklagten, musste Cottolengo es nach vier Jahren schließen. Er aber verlor die Zuversicht nicht und meinte lächelnd: “Kohlköpfe müssen umgepflanzt werden, wenn sie besser wachsen sollen.” Nur sieben Monate später eröffnete er 1832 im Vorort Valdocco das “Kleine Haus der göttlichen Vorsehung”, die “Piccola Casa”, mit zwei Zimmern, einem Stall und einer Scheune und hängte als Erstes über der Pforte ein Schild auf mit seinem Wahlspruch: “Die Liebe Christi drängt uns!” Vier Wochen nach dem Einzug war das “Kleine Haus” schon hoffnungslos zu klein. Doch in kurzer Zeit gelang es Cottolengo, eine angrenzende alte Hutfabrik und umliegende Häuser zu erwerben. Damals prophezeite er seinen ersten Helfern: “O, das ist nur ein kleiner Anfang, und das ‚Kleine Haus‘ wird groß sein! Es gleicht einem Senfkörnlein, dessen Bestimmung es ist zu wachsen und zu einem großen Baum zu werden. Es wird die Zeit kommen, da in diesen Räumen Tausende das Brot der göttlichen Vorsehung essen werden.” Und so kam es trotz Widerständen, Spott und Verleumdungen. “Ich bin nur ein Handlanger der göttlichen Vorsehung, von der ich fester überzeugt bin als vom Dasein der Stadt Turin”, sagte Cottolengo stets bescheiden von sich und gründete - gedrängt und inspiriert von der Notwendigkeit - immer “neue Familien”, wie er die Häuser für seine “geliebten Kinder und Perlen” nannte: die mittellosen Kranken und die alten Leute, die Waisen, Blinden, Taubstummen, Epileptiker, Behinderten und psychisch Kranken. Gleichzeitig rief er zu deren Pflege und geistlichen Betreuung etwa 15 “religiöse Familien” ins Leben, darunter mehrere kontemplative Anbetungsgemeinschaften und eine Priesterkongregation. Daneben halfen seit Beginn unzählige Freiwillige mit, u. a. Don Bosco, der als junger Priester erst seit kurzem in Turin war und später selbst in Valdocco den Salesianerorden gründen sollte. Auf Einladung Cottolengos diente er ab 1841 den Kranken als Beichtvater und betreute invalide Kinder. Als der 26-Jährige wieder einmal aushalf, befühlte Cottolengo seine Soutane und meinte scherzend: “Dieser Stoff ist zu leicht. Schauen Sie sich nach einem strapazierfähigeren um, denn viele Jungen werden sich an diesem Gewand festhalten.” Nie wurde der heilige Gründer müde, seinen geistigen Kindern zu wiederholen: “Was für die Armen gegeben wird, muss auch sofort für sie ausgegeben werden. Wenn wir etwas zurückhalten, schickt uns die Vorsehung nichts mehr, weil sie weiß, dass wir noch etwas haben.” Blieben einmal die nötigen Mittel aus, ließ er sofort im ganzen Haus nach dem Grund suchen. Fand sich tatsächlich ein freies Bett, mussten sich Helfer gleich auf die Suche nach einem Kranken machen. Erst wenn das Bett belegt war oder ein andermal die letzten Reste von Lebensmitteln oder Medikamenten verschenkt waren, trafen neue Gaben ein. Nach dem Motto “Wir haben nur auszuteilen, was die Vorsehung uns heute schickt, und nicht an den morgigen Tag zu denken”, verteilte Cottolengo jeden Abend, ehe er schlafen ging, als Ausdruck des Vertrauens alles restliche Geld. “Seid sicher”, pflegte er zu sagen, “dass die göttliche Vorsehung niemals fehlen wird. Sie hat noch nie bankrott gemacht. Ihr ist es nicht schwerer, 5000 Menschen zu ernähren als 500. Wenn etwas fehlt, dann kann es nur an unserem Mangel an Vertrauen liegen.” Darum verlor Cottolengo, wenn Sorgen und Gläubiger ihn bedrängten, nie seine Heiterkeit. Allerdings betete er dann oft ganze Nächte durch, immer überzeugt: “Das Gebet ist die erste und wichtigste Aufgabe in der Piccola Casa“, sozusagen der Schlüssel zur Schatzkammer der göttlichen Vorsehung. So kam es, dass er gerade bei Engpässen noch stärker vertraute, erst recht viele arme Bittsteller auffnahm, Verträge für neue Häuser machte und einmal sogar den Bau eines Frauenspitals beginnen ließ, obwohl gerade zu dieser Zeit keine finanzielle Hilfe in Aussicht war. “In der Piccola Casa geht es vorwärts, solange sie nichts besitzt. Sie wird nach meinem Tod ohne Schulden sein”, sagte er über deren Entfaltung richtig voraus. Nach dem Tod des 56-jährigen Gründers erließen tatsächlich alle Gläubiger ihre Geldforderungen, und heute, etwa 170 Jahre nach dem Tod des Heiligen, bestehen weltweit über 100 “Zweigstellen”. In Turin selbst wurde die Piccola Casa zu einem 90.000 m2 großen Stadtteil mit Kliniken, modernen Labors und Therapiezentren. Die Wäscherei allein misst einen Hektar, und die Küchen entsprechen zwei riesigen Bahnhofshallen. Von dort aus werden auch täglich 500 Obdachlose gespeist, wie sie schon damals Cottolengo jeden Tag um sich gesammelt hatte, um ihnen das Evangelium vorzulesen und sie dann mit Brot und Suppe zu bedienen. Wie in der Gründerzeit besitzt die Piccola Casa bis heute kein Kapital, keine gesicherten Einkünfte, keine Subventionen und auch kein Budget. Sie lebt ganz aus Gottes liebender Vorsehung! Hier werden etwa 15.00 Mittellose gratis beherbergt, behandelt und betreut. Dabei darf nicht vergessen werden, dass neben den 2000 Cottolengoschwestern auch alle Ärzte, Therapeuten und Freiwilligen unentgeltlich arbeiten - entsprechend der Lebensregel ihres heiligen Gründers: “Die Liebe Christi drängt uns.” Josef Benedikt Cottolengo wurde 1917 selig- und 1934 heiliggesprochen. Gott die Entscheidung überlassen Im Evangelium zum dritten Sonntag nach Erscheinung wird der Aussätzige unser Lehrmeister im Gebet.
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