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Hl. Laurentius von Brindisi (1559–1619)

Von Maria Drayß

Kindheit und Jugend

Am 22. Juli 1559 wurde in der Hafenstadt Brindisi in Apulien Julius Cäsar Russo geboren. Die Eltern, Guglielmo Russo und Elisabetta geb. Masella, waren wohlhabende Kaufleute und gute Christen. Später sollte der Junge seinem doch seltsamen Namen alle Ehre machen – nicht durch militärische Strategien, sondern, bei seinen ausgedehnten Missionsreisen, durch Eroberungen für den Glauben.

Bereits sehr früh zeigte er eine außergewöhnliche Frömmigkeit und überragendes Talent. Kaum sechs Jahre alt, hielt er seine erste Rede zum Erstaunen aller. Nach einem alten dortigen Brauch hielt an Weihnachten immer ein Kind eine kurze Ansprache über das Jesuskind. Die Wahl fiel von da an immer auf Julius Cäsar Russo.

Mit 12 Jahren verlor Julius seinen Vater, bald darauf mit 14 Jahren auch seine Mutter. Nun nahm sich der Bruder des Vaters, Petrus Russo, ein angesehner Weltpriester, dem die Sorge für die Priesteramtsstudenten in San Marco in Venedig oblag, des Waisen an. Julius lebte unter den Klerikern und erhielt auch dort seine weitere Ausbildung.

Ordenseintritt und Theologiestudium

Schon bald begeisterte er sich für den damals noch jungen Kapuzinerorden und trat am 18. Februar des Jahres 1575 ins Noviziat in Verona ein, wo er den Ordensnamen Laurentius erhielt.

Sein großer Eifer und seine Begabung erfreuten den Novizenmeister, doch bald wurde Laurentius so schwer lungenkrank, dass er nicht zur Ordensprofess hätte zugelassen werden können. So nahm er seine Zuflucht zur Mutter Gottes. Langsam verschwand die Krankheit und am 24. März 1576, dem Fest des hl. Gabriel, legte er seine Ordensgelübde ab.

Es folgte das Studium der Theologie und der Philosophie, das der junge Fra Lorenzo, wie man ihn nannte, in Venedig und an der berühmten Universität von Padua absolvierte. Er war sich bewusst, dass die Wissenschaft alleine nicht ausreicht, und ging daher nie ohne demütiges Gebet in die Vorlesungen.

Seine besondere Vorliebe galt der Hl. Schrift, weshalb er sich auch, um diese im Urtext lesen zu können, neben Latein dem Studium der griechischen, hebräischen, syrischen und chaldäischen Sprache widmete. Laurentius beherrschte diese schließlich so vollkommen, dass die Juden in Rom, bei denen er später als Priester im Auftrag des Papstes predigte, sagten, „wenn man P. Laurentius nicht kennen würde, müsste man glauben, er sei einer ihrer Rabbiner“ (Holböck, Ferdinand: Geführt von Maria. Marianische Heilige aus allen Jahrhunderten der Kirchengeschichte. Stein am Rhein/CH: Christiana-Verlag, 1. Auflage 1987, S. 381-386)

Seine Ehrfurcht vor dem Wort Gottes war so groß, dass er die Hl. Schrift, die er gerne als seine Braut bezeichnete, nur kniend las. Bald konnte er sie dank seines phänomenalen Gedächtnisses griechisch und hebräisch auswendig, „ginge sie durch einen Brand verloren, so könnte er sie, sagte er, aus der Erinnerung vollständig im Urtext rekonstruieren“ (Heiligenlexikon)

Mit 22 Jahren wurde Laurentius - er war noch nicht Priester – von den Oberen zum Lektor (Professor) in Venedig und zum Prediger ernannt.

Das Amt des Predigers übte er zeitlebens aus. Neben seiner großen Kenntnis der Bibel und der Kirchenväter waren es vor allem seine Fähigkeit, seine Rede stets dem Stand der Zuhörer anzupassen, und seine Freundlichkeit, wodurch er die Herzen erreichte. So war er bald in ganz Italien begehrt. Die Leute drängten sich, um ihn zu hören und seinen Segen zu empfangen.

In Rom und dann auch in anderen Städten ließen sich auf seine Predigten hin viele Juden taufen.

Bei seinen ausgedehnten Missionsreisen kam ihm sein großes Sprachtalent ebenfalls zu gute. Außer den bereits genannten Sprachen sowie italienisch sprach er noch u.a. deutsch, französisch und böhmisch (tschechisch).

Aufstieg im Orden

Mit der Priesterweihe am 18. Dezember 1582 begann auch bald seine Karriere im Orden. 1586 wurde Laurentius Guardian und Novizenmeister im Kloster Bassano del Grappa. Das Amt des Provinzials hatte er erst in der Toskana (1590-92), dann in der Provinz Venedig (1594-96), in der Schweiz (1598) und in Genua (1613-16) inne. Generaldefinitor und Vertreter des Generaloberen war er im Zeitraum von 1596 – 1618 und schließlich wurde er 1602 zum Generaloberen gewählt (1602-05). Eine Wiederwahl nahm er nicht an, blieb aber Berater seiner Nachfolger.

Laurentius brachte den Kapuzinerorden nach Österreich, Bayern und Böhmen und gründete dabei u. a. Klöster in Innsbruck (1593), Salzburg (1596) und Wien (1600).

Päpstlicher Diplomat und geistlicher Heerführer bei den Türkenkriegen

Die Seeschlacht von Lepanto (1571) konnte die Invasion der Muslime nur eine Zeitlang aufhalten, auf dem Land war das Osmanische Reich noch nicht geschlagen. Mohammed III. hatte seit seiner Machtübernahme im Jahre 1595 bereits große Teile Ungarns erobert, und so sandte 1601 Papst Clemens VIII. Laurentius zu Kaiser Rudolph II. von Habsburg, um eine Armee gegen die Türken aufzustellen. Der Kaiser wiederum schickte ihn zu den deutschen Fürsten, um sie für den Kampf zu gewinnen. Pater Laurentius wurde oberster Feldgeistlicher der kaiserlichen Armee und ermunterte in einer glühenden Predigt die angesichts der feindlichen Übermacht verzagten Soldaten. Am 11. Oktober 1601 kam es dann zum Sieg bei Stuhlweißenburg, heute Székesfehérvár, in Ungarn. Da er zum Laufen zu schwach war, ritt Laurentius, das Kreuz in der Hand, an der Spitze des nur 18000 Mann starken christlichen Heeres, das sich den 80000 Türken entgegenstellte. „Vorwärts, der Sieg ist auf unserer Seite!“ rief er, als die Kaiserlichen zauderten. Und wirklich wurden die Muslime geschlagen, wobei sie 30000 Mann Verluste zählten, während Laurentius’ Habit nicht ein einziges Loch aufwies – obwohl unzählige Salven auf ihn abgefeuert worden waren.

Trotz dieser Niederlage stellten sich die Türken in einer weiteren Schlacht erneut, wurden aber auch beim zweiten Mal besiegt und wandten sich schließlich zur Flucht.

Laurentius – ein zweiter Petrus Canisius

Von Papst Paul V. nach Bayern gesandt, um Deutschland zu evangelisieren, bekehrte Laurentius viele Häretiker, die Wankenden wurden wieder gestärkt und auch auf weltlicher Ebene tat er alles, um den durch den Protestantismus bedrohten katholischen Glauben zu schützen. Gelangte er durch seine Predigten nicht restlos ans Ziel, so taten seine Heiligkeit und seine Wunder ihr Übriges. Er unternahm eine Missionsreise durch Bayern, die Pfalz und Sachsen.

Als der dänische Astronom Tycho Brahe Kaiser Rudolph II. von Habsburg bereits für das Luthertum gewonnen zu haben glaubte, brachte Laurentius diesen wieder zum wahren Glauben.

In Bayern war er päpstlicher Nuntius und zugleich Berater von Fürst Maximilian I., dem er beim Aufbau der katholischen Liga half, die 1609 mit mehreren süddeutschen Fürsten zum Schutz der katholischen Interessen gegen die Union der protestantischen Fürsten gegründet wurde. Als jedoch später die Schweden 1630 unter Führung ihres Königs Gustav Adolf II. in Deutschland eindrangen und der Feldherr der Liga, Tilly, 1632 starb, löste sie sich auf.

Kaiser Rudolf II. schickte Laurentius zu König Philipp III. von Spanien, um diesen für die Liga zu gewinnen, und der eifrige Kapuziner wurde auch noch Abgeordneter des Spanischen Hofes bei Max I. in Bayern. Man nannte ihn „die Seele der Liga“. Auch sonst wirkte der kluge Diplomat als Vermittler bei Streitigkeiten unter den deutschen Fürsten.

Eine andere Begebenheit zeigt, wie sehr die Verteidigung des Glaubens Laurentius am Herzen lag, sodass der ehemalige Julius Cäsar nicht eher ruhte, bis „der Feind geschlagen war“. Als er sich in Prag aufhielt, kam der lutherische Häretiker Polykarp Leyser, ein bei den Protestanten sehr geschätzter, ausgezeichneter Prediger, mit Kurfürst Christian II. von Sachsen, dessen Hofprediger er war, und begann dort immer aggressiver zu predigen, sodass keiner zu widersprechen wagte und sich manche dem Luthertum zuwandten. Laurentius bestieg unverzüglich die Kanzel, widerlegte die Irrtümer und Leyser räumte besiegt das Feld.

Als Kaiser Rudolf II. in Böhmen die „Confessio Augustana“ (Melanchtons Bekenntnisschrift von 1530) erlaubte, startete Leyser einen zweiten Angriff, der sich diesmal besonders gegen die katholische Marienverehrung richtete: „Er nannte diese einen Götzendienst, weil die Katholiken Maria wie Gott anbeten würden. Als Beweis führte der lutherische Hofprediger Leyser den Marienpsalter des hl. Bonaventura an. Als P. Laurentius davon hörte, bestieg er die Kanzel und legte dar, dass der hl. Bonaventura trotz seiner großen Liebe zur Gottesmutter ganz klar gelehrt habe, dass Maria auch nur ein Geschöpf Gottes sei, das freilich gepriesen und angerufen, niemals aber angebetet werden dürfe; in den Werken des hl. Bonaventura folgten darum unmittelbar auf sein Marianisches Psalterium die Litaneien, in denen es immer heißt ‘…ora pro nobis!’ (‘…bitte für uns!’). Wenn Leyser nun die Behauptung wage, die Katholiken beteten Maria an, dann sei er entweder ein großer Ignorant, der ‘unter die Esel schreien gehen sollte, oder er sei ein Mann von bodenloser Bosheit, der bewusst Lügen verbreite.’ Daraufhin wagte Leyser nicht mehr öffentlich aufzutreten“ (Holböck, Geführt von Maria).

Laurentius widmete diesem lutherischen Prediger sogar ein eigenes Werk, „Lutheranismi Hypotyposis“, das eine Auseinandersetzung mit den Irrtümern Luthers und deren Widerlegung darstellt – auf der Basis der Hl. Schrift und der Kirchenväter. Für die Ökumeniker unserer Tage wohl zu harte Kost, war dieses Werk, das erst im 20. Jahrhundert vollständig veröffentlicht wurde, eine angemessene Antwort auf die auch gerade auf protestantischer Seite vorherrschende Polemik der damaligen Zeit.

Spiritualität

Laurentius von Brindisi zeichnete sich durch große Gelehrsamkeit, Heiligkeit, Seeleneifer, aufopfernde Arbeit für die Kirche, vernünftige Strenge und Klugheit sowie eine große Liebe zur Eucharistie und zur Gottesmutter aus. Dauerte die Messfeier zu Beginn seines priesterlichen Wirkens nicht länger als bei anderen, so steigerte sich dies – besonders wenn er allein war – auf bis zu 10 Stunden und mehr, so tief erlebte er die heiligen Geheimnisse mit. Ja es verging später kaum eine Messe, bei der er nicht in Ekstase geraten wäre.

Er verband Gebet und seine vielfältigen Tätigkeiten. Zu seinen liebsten Gebetsübungen zählten neben der Verehrung des hl. Kreuzes und der Eucharistiefeier der Rosenkranz und das Offizium der sel. Jungfrau. Überhaupt schrieb er alle Wunder der Gottesmutter zu und nahm immer wieder zu ihr seine Zuflucht.

In seiner großen Liebe zu Maria sang Laurentius oft Loblieder zu ihrer Ehre. „Ganz besonders trat diese Liebe zu Tage, als er auf seiner Reise von Prag nach Rom zum Generalkapitel seines Ordens reiste. Er nahm eigens seinen Weg über den Wallfahrtsort Loretto. Um Mitternacht las er dort im heiligen Haus die Messe und diente dann bei den darauffolgenden. Den übrigen Teil des Tages verbrachte er an dem Ort, wo Gottes Sohn in Maria Fleisch angenommen hatte, in Gebet und Betrachtung; ein Stück Brot und ein Trunk Wasser genügte den ganzen Tag als Nahrung. Als Gruß benützte er die Worte: ‚Gepriesen sei Jesus Christus und die seligste Jungfrau Maria!’ Gab er den Segen, sprach er gern die Worte: ‚Maria mit dem Kinde lieb, uns allen deinen Segen gib!’ Gab er den Kranken seinen Segen, sprach er: ‚Durch die heiligen Namen Jesus und Maria befreie dich der allmächtige Gott von der Krankheit!’ Trat der Versucher an ihn heran, dann betet er. ‚Durch die reinste Jungfrauschaft Jesu und Marias befreie mich Gott vom Geist der Unlauterkeit!’ Von Maria lernte er die Tugenden, die ein Ordensmann besitzen sollte, vor allem den Gehorsam, die Demut, die Reinheit, die Armut und die Liebe“ (Holböck, Geführt von Maria).

Er unterstellte sich zusätzlich einem einfachen Laienbruder, um Gehorsam zu üben; die zunehmende Überarbeitung für das Reich Gottes konnte dieser aber nicht verhindern.

Tod und Vollendung

1618 zog sich Laurentius ins Kloster von Caserta zurück, um dort etwas Ruhe zu finden. Doch schon bald wurde er von den Bewohnern der Stadt Neapel gebeten, beim Spanischen König für sie Fürsprache einzulegen, da der Vizekönig, Herzog von Ossuna, sie unterdrückte. Trotz aller Warnungen seiner schwachen Gesundheit wegen, segelte Laurentius von Genua los und erfüllte seine Mission in Lissabon glücklich. Doch durch die glühende Sommerhitze und die Strapazen der langen Reise geschwächt, erkrankte er an der Ruhr und starb dort – wie er es vorhergesagt hatte - an seinem 60. Geburtstag, dem 22. Juli 1619, wenige Tage nach seiner Ankunft. In Villafranca del Bierzo in der Nordspanischen Provinz León fand er seine letzte Ruhe.

Der Seligsprechungsprozess wurde nach mehren Unterbrechungen am 23. Mai 1783 beendet, die Heiligsprechung folgte am 8. Dezember des Jahres 1881. Papst Johannes XXIII. erhob ihn am 19. März 1959 zum Kirchenlehrer.

Sein Werk

In seinen Predigten entwickelte Laurentius eine komplette Mariologie, das „Mariale“, das in 84 ausführlichen Predigten „De laudibus, de invocatione et de festis Beatae Mariae Virginis“ erhalten ist. Darin behandelt der gelehrte Kapuziner jedes Mariendogma, sowie auch damals noch nicht definierte Wahrheiten wie die Unbefleckte Empfängnis. Dank auch seiner Kenntnisse in den altorientalischen Sprachen sowie in Exegese und Patristik stützen sich seine Ausführungen auf die Hl. Schrift, die Kirchenväter und auf Vernunftargumente, nicht aber auf Privatoffenbarungen oder Erscheinungen.
Des Weiteren verfasste er einen Kommentar zur Genesis, die „Explanatio in Genesim“.


Hl. Johannes Nepomuk Neumann

Von Maria Drayß

28. März 1811: Geburt in Prachatitz, Böhmen
1831: Eintritt ins Priesterseminar in Budweis
28. März 1852 (Passionssontag): Bischofsweihe in Baltimore
1858: Romreise anlässlich der Verkündigung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis Mariens durch Pius IX.; Papstaudienz und Heimatbesuch in Böhmen
1859: Einweihung der nun fertig gestellten Kathedrale von Philadelphia am Fest Kreuzerhöhung
5. Januar 1860: Tod J. N. Neumanns
13. Oktober 1963: Seligsprechung durch Papst Paul VI.
19. Juni 1977: Heiligsprechung

Am 28. März 1811 wurde Johannes Nepomuk Neumann in der Stadt Prachatitz in Südböhmen geboren. Sein Vater, Philipp Neumann, stammte aus Obernburg/ Bayern, seine Mutter Agnes war wohl Tschechin. Als der Junge den Wunsch verspürte, Priester zu werden, schien die Lage aussichtslos, da die Plätze im Seminar begrenzt waren und daher nur den besten Schülern und auf Empfehlung hochgestellter Persönlichkeiten hin vergeben wurden. Johannes Nepomuk Neumann bat auf den Rat seiner armen, aber frommen Mutter hin Gott um Hilfe und wurde 1831 ins Seminar in Budweis aufgenommen. Er interessierte sich schon als Schüler sehr für Botanik und Astronomie, zeigte großen Eifer beim Studium von Fremdsprachen, sodass er schließlich acht Sprachen beherrschte, was ihm später in den Vereinigten Staaten sehr zugute kam.

Schließlich wechselte er an die Universität in Prag, doch die nun anstehende Priesterweihe wurde wegen "Priesterüberschuss“ – also aus den gleichen Gründen, die beinahe seinen Seminareintritt vereitelt hätten – verschoben.

Also reiste er auf abenteuerliche Weise nach New York, da er vom großen Priesterbedarf in der Neuen Welt gehört hatte. Er wurde vom dortigen Bischof auch sofort willkommen geheißen und zum Priester geweiht. Sein Aufgabengebiet war die Seelsorge bei den deutschsprachigen Einwanderern, die u. a. die Wälder bei den Niagarafällen rodeten. Rastlos war er oft zu Pferd unterwegs, um die Kranken zu versehen, Streitigkeiten zu schlichten, in den Dörfern Kirchen zu errichten, kurz – eine ordentliche Seelsorgestruktur zu errichten.

Johannes Nepomuk Neumann trat schließlich, um noch vollkommener zu werden, in den Redemptoristenorden ein, der gerade erst in Nordamerika Fuß gefasst hatte. Nach seinem Noviziat arbeitete er in Pittsburgh und Baltimore und wurde sechs Jahre später Provinzial der Redemptoristen in den Vereinigten Staaten.

Am Passionssontag, dem 28. März 1852 wurde er in Baltimore von Msrg. Kenrick im Alter von 41 Jahren zum Bischof von Philadelphia geweiht.

Zu dieser Zeit wurde das dortige Schulwesen oft von sektiererischen Lehrern bestimmt. In seiner Amtszeit erhöhte er die Zahl der katholischen Schulen von anfangs 2 auf nahezu 100. Auch errichtete er viele Pfarreien für die Einwanderer, ließ Kirchen bauen bzw. fertig stellen – so auch die Kathedrale von Philadelphia, die 1859 am Fest Kreuzerhöhung eingeweiht wurde. Johannes Nepomuk Neumann verfasste zwei Katechismen und gründete überdies die Schulschwestern unserer Lieben Frau – ein Dritter Orden des hl. Franziskus, der seine Schulen und Waisenhäuser betreute. Unermüdlich reiste er durch seine Diözese, um seine Pfarreien und Schulen zu besuchen.

Anlässlich der Verkündigung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis durch Papst Pius IX. im Jahre 1854 fuhr er nach Rom, nahm dort auch an einer Audienz teil und besuchte bei dieser Gelegenheit auch seine böhmische Heimat, bevor er wieder in die Vereinigten Staaten zurückkehrte.

Sein großer apostolischer Eifer, die vielen Reisen und die rastlose Arbeit gingen an ihm nicht spurlos vorüber. Am 5. Januar 1860 brach er in der Vine Street in Philadelphia zusammen und starb mit nur 48 Jahren.

1886 begann in Philadelphia und Budweis der Informationsprozess über die Tugenden und Wunder, die auf Fürsprache des Dieners Gottes geschehen sind.

1896 begann der Prozess vor der römischen Kongregation der Riten.

1921 – Am 11. Dezember hat Papst Benedikt XV. seine Tugenden für heroisch erklärt – “Seine Tugenden waren vollkommen, dauerhaft, geben den Anlass zu Unternehmen in Gegenwart und Zukunft – Tugenden, durchblutet von Großmut.”

1923 – Beglaubigung der vorgelegten Wunder; abgelehnt infolge ungenügender Dokumentation.

1957 – Am 13.November unterschrieben 4 amerikanische Kardinäle und 166 Erzbischöfe und Bischöfe die Seligsprechungspetition. Sie führten folgende Gründe an:
1. damit die Schuld gegenüber den europäischen Missionaren beglichen werde, die ihre europäische Heimat verlassen haben, um den Glauben der Einwanderer zu retten;
2. um Gelegenheit zu geben, einen in Böhmen gebürtigen Missionar zu feiern, da jetzt die Kirche in den Ländern hinter dem eisernen Vorhang verfolgt wird;
3. zur Aneiferung der amerikanischen Katholiken, ihre Kinder christlich zu erziehen, gerade in der Zeit, da die katholische Erziehung den Höhepunkt ihrer Entwicklung erreicht hat, dadurch, dass sie einen der kühnsten Bahnbrecher der Pfarrschulen feiern.

1960 – 2000 Ansuchen um seine Seligsprechung sind beim Heiligen Stuhl eingegangen

1960 – Der Senat des Staates Pennsylvania publiziert folgende Erklärung: „Er war ein bedeutender Mann, Bahnbrecher und Erbauer katholischer Schulen in Amerika; er erbaute im Laufe von nicht einmal 9 Jahren 70 Kirchen, errichtete in jeder Pfarrei eine Schule und war wie kaum ein anderer tätig für die Kirche in Amerika.“

1961 – Prüfung zweier Wunder. Das erste: Eva Benassi. Krankheit: perforative Peritonitis (Bauchfellentzündung) – Ort der plötzlichen Gesundung auf Fürsprache des Dieners Gottes: Sassuolo/ Modena/ im Jahre 1923. Zweiter Fall vom Jahre 1949 – James Kent Lenahan aus Philadelphia: plötzlich genesen nach einem schweren Verkehrsunfall.

1961 – 13. Dezember. Ein ärztliches Gutachten stellt fest, dass beide Fälle nach den Erkenntnissen der medizinischen Wissenschaft nicht erklärbar sind.

1962 – zweimaliger Zusammentritt der Vorbereitungskommission. Beim zweiten Male in Anwesenheit des Papstes Johannes XXIII., Anerkennung der beiden Heilungen als Wunder.

1963 – Am 7. März Unterzeichung des 2. Dekrets; Genehmigung, dass die Seligsprechung Johann Nepomuk Neumanns eingeleitet werden kann.

1963 – 3. Juni. Tod des Papstes Johannes XXIII.

1963 – Am 13. Oktober wird J. N. Neumann durch Papst Paul VI. seliggesprochen. Das apostolische Schreiben, das zu Beginn der Zeremonie in Rom verlesen wurde, beginnt mit den Worten: “Summa gloria” – der größte Ruhm jedes Volkes sind seine Heiligen vor dem Throne Gottes. In der Predigt wandte sich Paul VI. auch an die anwesenden Landsleute Neumanns:
“Für euch, geliebte Söhne und Töchter Böhmens, ist die heutige Feier ein Tag herzlicher Freude und aufrichtigen Jubels; einer der Söhne eures Heimatlandes, J. N. Neumann, wurde zu Ehren der Altäre erhoben. Was J. N. Neumann charakterisiert, ist seine Liebe als guter Hirte, der ganz aus dem Evangelium lebt und sich völlig seiner Herde widmet; er diente ihr mit einer unermesslichen Hingabe. Sein Glaube und seine Liebe seien beispielhaft für euch, seine irdischen Brüder und Schwestern. Möge er euch ein strahlendes Vorbild sein auf dem Wege, der euch zur ewigen Anschauung Gottes führen soll – so wie es bei J. N. Neumann war.”

19. Juni 1977. Der Heilige Vater Paul VI. reiht J. N. Neumann in das Verzeichnis der Heiligen mit folgenden Worten ein: “Zur Ehre der heiligsten Dreifaltigkeit, zur Förderung des katholischen Glaubens und zur Vertiefung des christlichen Lebens – auf Grund der Autorität unseres Herrn Jesus Christus, der heiligen Apostel Petrus und Paulus und auf Grund unserer Autorität – nach reiflicher Überlegung und nach vielen Gebeten um den Beistand Gottes, nachdem wir das Urteil vieler unserer Brüder im Bischofsamt angefordert haben – verkünden und definieren wir, dass der selige J. N. Neumann heilig ist, und wir tragen ihn ein in das Verzeichnis der Heiligen und bestimmen, dass er in der ganzen Kirche fromm als Heiliger verehrt wird.”

Quellen:
http://www.catholicireland.net/church-a-bible/church/january-saints/1232-5-st-john-neumann-1811-1860-1st-us-bishop-to-be-canonised [Stand vom 07.01. 2010]
Kolacek, Josef, S.J.: Der Heilige der Neuen Welt. Johannes Nepomuk Neumann. Stein am Rhein: Christiana-Verlag/ CH, 1. Auflage 1979


Alfons Maria Fusco

Alfons Maria Fusco wurde am 23. März 1839 in Angri, Provinz Salerno, geboren. Er wurde zum Dank auf den Namen Alfons getauft, weil das Kind eine Gebetserhörung der lange Zeit kinderlosen Eltern war. Diese hatten in ihrem Anliegen das Grab des hl. Alfons Maria von Liguori, des Gründers der Redemptoristen, in Pagani besucht. Dort hatte ihnen ein Redemptorist prophezeit: “Ihr werdet einen Sohn haben und ihn Alfons nennen; er wird Priester werden und das Leben des seligen Alfons führen.” Der hl. Alfons war 1787 gestorben und 1816 seliggesprochen worden. Die Heiligsprechung erfolgte am 26. Mai 1839, zwei Monate nach der Geburt des kleinen Fusco.

Fusco trat in Nocera dei Pagani ins Priesterseminar ein und empfing 1863 die Priesterweihe. Er wurde Kanonikus in seiner Heimatstadt. Zusammen mit Magdalena Caputo aus Angri gründete er den Orden der Schwestern vom hl. Johannes dem Täufer (Suore di S. Giovanni Battista), Baptisterinnen (Battistine) genannt (CSSGB). Das Ziel war die Erziehung von Waisenkindern. Magdalena legte mit drei weiteren jungen Frauen am 25. März 1878 die Gelübde ab. Für die Waisenkinder wurde das “Kleine Haus der Vorsehung” eingerichtet. “Auch wenn es nicht genug zum Essen gab und die finanziellen Mittel knapp wurden: immer gab es Platz auch für neue Kinder. Er [Fusco] sagte in solchen Situationen: ‘Macht euch keine Sorgen. Ich gehe zu Jesus jetzt und er wird für uns sorgen.’ Heute wirken die Baptisterinnen auf vier Kontinenten in 16 Ländern” (Stefan Wirth, Die neuen Heiligen der katholischen Kirche, Band 6, Stein am Rhein 2009, S. 142).

Fusco war die Demut in Person, der sich trotz Ungerechtigkeiten, die er erleiden musste, in seiner Geduld und Liebe nie beirren ließ. “Herr, ich danke dir, dass ich dein nutzloser Diener sein durfte”, betete er auf dem Sterbelager.

Am 6. Februar 1910 starb er in Angri. Am 7. Oktober 2001 sprach ihn Johannes Paul II. selig.


Charles-Éléonor Dufriche-Desgenettes

Vor 150 Jahren, am 25. April 1860, starb Charles-Éléonor Dufriche-Desgenettes, der berühmte Pfarrer der Kirche Unserer Lieben Frau vom Sieg (Notre Dame des Victoires) in Paris.

Desgenettes wurde am 10. August 1778 in Alençon geboren. 1803 trat er in das Seminar der Picpus-Patres ein und wurde zwei Jahre später zum Priester geweiht. Als Priester wirkte er in Sées, Argentan, L’Aigle und Saint-Pierre-de-Monsort. 1820 erhielt er die Pfarrei der Fremdenmission in der Rue du Bac (die seit 1842 nach dem hl. Franz Xaver benannt ist). 1830 mußte er infolge der Julirevolution fliehen und begab sich in die Schweiz. 1832 zurückgekehrt, übernahm er die Pfarrei Unserer Lieben Frau vom Sieg.

Diese Pfarrei war die heruntergekommenste von ganz Paris. Ludwig XIII., der am 10. Februar 1638 Frankreich feierlich dem heiligsten Herzen Mariens geweiht hatte, hatte zum Bau der Kirche beigetragen, ihr den Titel gegeben und sie den Augustinern anvertraut. Da sie aber im Vergnügungsviertel von Paris lag, wurde sie zur verlassensten Kirche.

Desgenettes bemühte sich nach Kräften um eine Wiederbelebung der Pfarrei, doch alle seine Anstrengungen blieben ohne Erfolg. Nach vier Jahren war er so entmutigt, dass er sich entschloss, sein Amt niederzulegen. Doch bevor es so weit kam, trat ein unerwartetes Ereignis ein.

Es war am Samstag, den 3. Dezember 1836. Desgenettes las am Muttergottesaltar die heilige Messe, erfüllt von Niedergeschlagenheit. Da hörte er beim Sanctus eine innere Stimme, die ganz deutlich zu ihm sprach: "Weihe deine Pfarrei dem Unbefleckten Herzen Mariens." Gleichzeitig war er mit einem Schlag von seiner inneren Bedrängnis befreit. Doch nach der heiligen Messe wurde er mißtrauisch. Desgenettes war bis dahin kein Verehrer des Unbefleckten Herzen Mariens gewesen, im Gegenteil: Er hielt diese Andacht für nutzlos. Auch hatte er keinerlei Ambitionen, ein "Mystiker" zu werden. Da hörte er erneut in seinem Inneren die Stimme, denselben Befehl. Doch auch dieses Mal lehnte er ab. Beim dritten Mal schließlich kapitulierte er. Eine neue Anweisung war indes hinzugekommen: Er solle eine Gemeinschaft gründen, die sich nach dem Unbefleckten Herzen Mariens benenne. Ihr Ziel soll die Bekehrung der Sünder sein. Desgenettes gehorchte. Am Sonntag, den 11. Dezember desselben Jahres, kündigte er im Hochamt, das nur spärlich besucht war, an, dass man sich am Abend versammeln wolle, um für die Bekehrung der Sünder zu beten. Am Abend war wider alle Erwartung die Kirche voll! Eine außergewöhnliche Begeisterung erfaßte die Versammelten. Bei der Lauretanischen Litanei wiederholte die Menge spontan und einstimmig, ohne Absprache, dreimal die Anrufung: "Maria, du Zuflucht der Sünder, bitte für uns!"

Desgenettes war erschüttert, aber immer noch mißtrauisch. Er fordert ein Zeichen: Am nächsten Tag solle sich Joly bekehren. Etienne Louis Hector de Joly (1756 - 10.4.1837), letzter Justizminister unter Ludwig XVI., war ein bekannter und eingefleischter Anhänger der glaubensfeindlichen Philosophie Voltaires. Das Unerhörte geschah: Joly bekehrte sich! Daraufhin gründete Desgenettes am 12. Januar 1837 die Bruderschaft des heiligen und Unbefleckten Herzens Mariens zur Bekehrung der Sünder.

Die Mitglieder der Bruderschaft tragen die Wundertätige Medaille, die auf die Muttergotteserscheinung zurückgeht, die die hl. Katharina Labouré am 27. November 1830 in der Rue du Bac 140, in der Kapelle der Vinzentinerinnen, gehabt hatte. Auch dazu hatte Desgenettes den himmlischen Auftrag erhalten. Die Mitglieder sollten die Medaille tragen und verbreiten.

Die Weihe der Pfarrei an das Unbefleckte Herz Mariens und die Gründung der Bruderschaft lösten eine wahre Sturzflut von Gnaden aus. Bis zum Tod Desgenettes' im Jahre 1860 kam es ununterbrochen zu plötzlichen, unerklärlichen Bekehrungen. Sie können nicht mit einer besonderen Ausstrahlungskraft Desgenettes' erklärt werden. Im Gegenteil: Desgenettes war alles andere als etwa ein hinreißender Prediger. Seine Predigten las er vom Blatt ab. Er bekannte sich als einen elenden Sünder, gleichzeitig aber auch als den glücklichsten Pfarrer der Christenheit. Wenn man ihm für irgendeine Wohltat dankte, verwies er auf die Wundertätige Medaille. Tatsächlich war die tiefgreifende Erneuerung, die die Pfarrei erfuhr, handgreiflich das Werk einer anderen Person: der Muttergottes. Es kam sogar vor, daß sie Kranken, die in ihrer Unbußfertigkeit verharrten, persönlich erschien, um sie zur Umkehr zu bewegen.

Im April 1838 errichtete Papst Gregor XVI. motu proprio, also ohne daß er vorher darum gebeten worden war, die Bruderschaft zur Erzbruderschaft für die ganze Kirche. 1849 hatte die örtliche Bruderschaft bereits 709.531 Mitglieder, davon 348.112 Männer. 1860 hatte sie 823.336 Mitglieder, außerdem waren ihr 13.265 Bruderschaften in der ganzen Welt angeschlossen. Die Gesamtzahl der Mitglieder betrug etwa 20 Millionen. 1896 waren der Erzbruderschaft 18.883 Bruderschaften angeschlossen.

Die Versammlungen der Erzbruderschaft an Sonn- und Feiertagen waren stets ein ergreifendes Ereignis. Die Kirche war brechend voll. Nach der Predigt gab Desgenettes die Gebetsintentionen bekannt: besondere Anliegen, um die von Einzelnen gebeten worden war, aber auch die großen Anliegen der Kirche. Man konnte sicher sein, dass, sobald hier in einem großen Anliegen gebetet wurde, der Himmel bald spürbar antworten würde.

Am 2. Februar 1839 trug Desgenettes ein solches Anliegen vor. Seine Stimme klang feierlicher als sonst. Man merkte, dass ihm das Anliegen ganz besonders am Herzen lag: Es ging um das Seelenheil der Afrikaner. Auf diese Idee waren zwei Seminaristen gekommen: Frédéric Le Vavasseur und Eugen Tisserand. Sie studierten in Saint-Sulpice und wollten nach ihrer Priesterweihe sich der Evangelisierung der Afrikaner widmen. Das Gebet der Bruderschaft in diesem Anliegen wurde bald erhört. Der Plan der beiden Seminaristen kam dem Novizenmeister der Eudisten in Rennes zu Ohren: Franz Maria Paul Libermann. Libermann, geboren 1803, war ursprünglich Jude, ein Verwandter der Brüder Ratisbonne. Er hatte sich bekehrt und am Heiligen Abend des Jahres 1826 die heilige Taufe empfangen. Libermann wollte Priester werden. Er empfing die niederen Weihen, aber da er an epileptischen Anfällen litt, wurde er zu den höheren Weihen nicht mehr zugelassen. Seine Heiligkeit und sein Eifer waren indes so groß, daß er unter anderem das erwähnte verantwortungsvolle Amt des Novizenmeisters erhielt. Als er nun von dem Plan der beiden Seminaristen hörte, erkannte er, dass dies seine Berufung sei. Die Entscheidung fiel am 28. Oktober 1839. Er legte sein Amt nieder und gründete mit den beiden zusammen die Kongregation der Missionäre vom heiligsten Herzen Mariä, nicht ohne zuvor das Vorhaben in der Pfarrei der Muttergottes vom Sieg der allerseligsten Jungfrau geweiht zu haben. Ziel der Kongregation war die Evangelisierung Afrikas. Libermann machte eine Wallfahrt nach Loreto, um von der Muttergottes die Gnade der Heilung zu erbitten. Sein Gebet wurde erhört, so daß er am 18. September 1841 die Priesterweihe empfangen konnte. Am darauffolgenden Samstag brachte er das heilige Meßopfer in der Kirche Unserer Lieben Frau vom Sieg dar. Durch seine Gründung wurde er der Erneuerer der afrikanischen Mission.

Ein anderes Gebet der Bruderschaft betraf die Juden. Es geht zurück auf Theodor Ratisbonne, der 1840 von Straßburg nach Paris kam, um bei Pfarrer Desgenettes mitzuhelfen. Theodor Ratisbonne, 1802 geboren, war Jude, hatte durch die philosophischen Werke von Rousseau, Locke, Voltaire, Volney und anderen den Glauben an Gott verloren und war zusammen mit zwei jüdischen Freunden durch den Einfluß des in Straßburg lehrenden Philosophen Louis Eugène Marie Bautain (1796-1867) katholisch geworden. 1827 empfing er die Taufe, 1830 die Priesterweihe. In Paris wurde er Vizedirektor der von Desgenettes gegründeten Bruderschaft. Er ließ für die Bekehrung seiner jüdischen Brüder beten. Eine Frucht dieses Gebetes war die berühmte Bekehrung seines leiblichen, um zehn Jahre jüngeren Bruders Alphons Maria Ratisbonne, dem am 20. Januar 1842 in Rom die Muttergottes so erschien, wie sie auf der Wundertätigen Medaille abgebildet ist. Noch im selben Jahr wurde er getauft und trat in den Jesuitenorden ein. 1848 wurde er Priester. Die ausführliche Schilderung seines Weges und seiner wunderbaren Bekehrung verdanken wir einem Brief, den er an Pfarrer Desgenettes geschrieben hatte.

Personen
(Auswahl)

Lewis C. S.
Malagrida G.
Marescotti J.
Manning H. E.
Marillac L.
Maritain J.
Martin Konrad
Massaja G.
Meier H.
Mieth Dietmar
Mixa Walter
Mogrovejo T.A.
Moltke H. v.
Montalembert
Montecorvino J.
Moreno E.
Moreno G. G.
Mosebach M.
Müller Max
Muttathu-padathu
Nies F. X.
Nightingale F.
Pandosy C.
Paschalis II.
Pieper Josef
Pignatelli G.
Pius XI.
Postel M. M.
Poullart C. F.
Prat M. M.
Prümm Karl
Pruner J. E.
Quidort
Radecki S. v.
Ragueneau P.
Rahner K.
Ratzinger J.
Reinbold W.
Répin G.
Rippertschwand
Rudigier F. J.
Ruysbroek
Salvi Lorenzo
Sanjurjo D. S.
Saventhem E.
Schamoni W.
Schreiber St.
Schynse A.
Sierro C.
Silvestrelli C.
Simonis W.
Solanus
Solminihac A.
Spaemann C.
Spaemann R.
Stein Karl vom
Steiner Agnes
Sterckx E.
Stern Paul
Stolberg F. L.
Talbot Matt
Therese
Thun Leo G.
Tolkien J.R.R.
Tournon Ch.
Vénard Th.
Vermehren I.
Vianney J. M.
Walker K.
Wasmann E.
Waugh E.
Wimmer B.
Windthorst L.
Wittmann G. M.
Wurmbrand R.
Xaver Franz


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