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Sel. Cassian von Nantes Der selige Cassian wurde am 15. Januar 1607 in Nantes geboren. Er entstammte einer portugiesischen Familie, die nach Nantes gezogen war. Sein bürgerlicher Name lautete Gonzales Vaz Lopes Neto. Mit 16 Jahren trat er bei den Kapuzinern in Angers ein. 1633 wurde er als Missionar nach Kairo gesandt. Dort wirkte seit kurzem der sel. Agathangelus von Vendôme (1598-1638), der sich bereits im syrischen Aleppo und im Libanon bewährt hatte. Cassian lernte zunächst arabisch und abessinisch. Eine Hauptziel Agathangelus' war die Kircheneinheit mit den Kopten. Diese waren 451 nach dem Konzil von Chalzedon, das den Monophysitismus verurteilte, ins Schisma gegangen. Das größte Hindernis für die Mission bildete das lasterhafte Leben des französischen Konsuls. Dessen Haus nannte der Selige "eine Synagoge des Teufels". Trotzdem kam es zu zahlreichen Bekehrungen. 1637 wurden Agathangelus und Cassian nach Abessinien (heute: Äthiopien) gesandt, das bereits im 4. Jahrhundert vom hl. Frumentius missioniert worden war, dann koptisch wurde und als christliche Enklave inmitten der muslimischen Expansion erhalten blieb. Die dortige katholische Missionsarbeit ging auf Kaiser (Negus Negest = "König der Könige") Za-Dengel zurück, der 1604 Papst Clemens VIII. um Missionare gebeten hatte. Durch den Missionar Pedro Paez SJ (1564-1622), den Entdecker der Nilquellen, wandte er sich dem katholischen Glauben zu. Als dies bekannt wurde, unterstützte der Abuna, das geistliche Oberhaupt Äthiopiens, das vom koptischen Patriarchen von Alexandrien eingesetzt wurde, eine Militärrevolte, in der der Kaiser umkam. Doch auch der Nachfolger Sissinios (Susenyos), der Disputationen zwischen Kopten und Katholiken durchführen ließ, wurde 1622 katholisch. Im selben Jahr starb Paez, der "zweite Apostel Äthiopiens", an einem Fieber. Sein Werk wurde durch den unklugen Eifer seines Nachfolgers Alfonso Mendez SJ (1579 - 1656) gefährdet. Dieser, zum Patriarchen ernannt, unterdrückte die äthiopische Liturgie und gewann den Kaiser 1626 für die Idee, das Koptentum als Staatsreligion durch den Katholizismus zu ersetzen. Die Folge war ein Bürgerkrieg mit Tausenden von Toten, der Sturz Sissinios' und 1632 die Wiederherstellung des Schismas durch den nachfolgenden Kaiser Fasiladas (1632 - 1667), der den Patriarchen und alle katholischen Priester verbannte. "Agathangelus verfolgte mit Spannung diese guten und bösen Ereignisse. Durch seine guten Beziehungen zu dem Patriarchen von Alexandrien konnte er erreichen, daß zum neuen Abuna ein Mönch erannt wurde, von dem man sich ein gutes Verhältnis zu Rom versprechen konnte. Er nahm den Namen Markos an" (Walbert Bühlmann in: Reformer der Kirche, Mainz 1970, S. 888). Bevor sich Agathangelos und Cassian nach Abessinien begaben, machten sie eine Pilgerfahrt ins Heilige Land. In dieser Zeit aber vollzog sich in Abessinien eine Wende: "Ein deutscher Lutheraner, Arzt von Beruf und äußerst liebenswürdig und gewandt, Peter Heyling, hatte es verstanden, Abuna Markos und den wankelmütigen Negus Basilides [= Fasilides = Fasiladas] ganz einzunehmen und sie von der Abscheulichkeit der römischen Kirche zu überzeugen. Er brachte es zustande, daß Basilides ein Gesetz herausgab, wonach jeder katholische Priester oder Bischof, der von Ägypten her nach Abessinien vorzudringen versuche, sofort festgenommen, gerichtet und zum Tode verurteilt werden solle." (Bühlmann, S. 889) Als die beiden ahnungslosen Seligen 1638 die Grenze überschritten und entdeckt wurden, kamen sie ins Gefängnis. "Nach einem Monat Haft und Hunger wurden sie an den Schwanz eines Maultieres gebunden und in die Residenzstadt Gondar geführt." Gondar war etwa 1635 vom Kaiser gegründet und als Hauptstadt ausersehen worden. Die demütigende Reise dorthin in glühender Sonne dauerte einen Monat. Beim anschließenden Verhör stellte der Kaiser sie vor die Wahl: Tod oder Bekenntnis zum koptischen Glauben. Cassian antwortete: "Wir sind römisch-katholische Ordensleute. Wir sind gekommen, um euch in die Gemeinschaft der Gläubigen Jesu Christi aufzunehmen, dessen sichtbarer Stellvertreter der römische Papst ist. Wir sind tausendmal eher bereit, den Tod zu erleiden, als von unserem Glauben abzufallen." Damit war ihr Schicksal besiegelt. Am 7. August 1638 wurden sie mit ihren eigenen Gürteln erhängt und gesteinigt. Übrigens: Im GEO-Themenlexikon Band 1 "Unsere Erde: Länder, Völker, Kulturen. A- Irak", Mannheim 2006, finden wir im Artikel über Äthiopien den Satz: "Christliche Missionare erreichten Afrika erst im 19. Jh. im Zuge der europäischen Kolonisierung" (S. 128). Das wirft nicht gerade ein günstiges Licht auf die Zuverlässigkeit des Lexikons, auch wenn danach der hl. Frumentios erwähnt wird. Der hl. Papst Pius X. sprach Cassian und Agathangelus am 1. Januar 1905 in einer feierlichen Zeremonie selig. Johannes Ernst Hanxleden SJ Der Missionar Johannes Ernst Hanxleden SJ erblickte 1681 das Licht der Welt in Ostercappeln, das später auch der Geburtsort des bekannten Zentrumspolitikers Ludwig Windthorst war. Ostercappeln gehörte zum Fürstbistum Osnabrück, das aufgrund der Capitulatio Perpetua von 1650, einer Sonderregelung zum Westfälischen Frieden, abwechselnd von einem katholischen und evangelischen Fürsten regiert wurde. Das Dekanat Ostercappeln blieb immer katholisch. Hanxleden studierte in Augsburg Philosophie und trat am 30. November 1699 auf Zypern in die Gesellschaft Jesu ein. Noch Novize, reiste er zusammen mit den Patres Wilhelm Weber und Wilhelm Mayer und dem Arzt Franz Kaspar Schillinger nach Indien. Die beiden Patres überlebten die Reise nicht. Hanxleden kam zusammen mit Schillinger am 3./13. Dezember 1700 in Surat an. Die Handelsstadt Surat, die damals etwa 800000 Einwohner hatte, liegt am Golf von Khambat, war 1612 die erste Handelsstation der Engländer in Indien geworden und eine der Hauptniederlassungen der Ostindienkompanie. Hanxleden zog weiter Richtung Süden nach Malabar, heute Kerala. Es ist die Zeit, in der Portugal seinen Kolonialbesitz in Malabar fast ganz an Holland verloren hat. Hanxleden legte die zeitlichen Gelübde ab und studierte Theologie im Jesuitenkolleg von Ambazhakkad. Seitdem der hl. Franz Xaver SJ am 6. Mai 1542 in Goa, der südlich von Surat gelegenen Hauptstadt des portugiesischen Kolonialreiches, gelandet war, hatte sich die Missionsarbeit der Jesuiten immer mehr ausgebreitet: 1549 errichtete der hl. Ignatius die indische Ordensprovinz, um 1600 gab es bereits 169 von Jesuitenmissionaren betreute Kirchen, 1610 wurde die indische Provinz aufgeteilt in die Provinz von Goa im Norden und die malabarische im Süden. Darüberhinaus hatten die Jesuiten eine Reihe von Kollegien zur Ausbildung eines einheimischen Klerus gegründet (nach Joseph Albert Otto, Kirche im Wachsen, Freiburg 1949, S. 31). Nach seiner Priesterweihe 1705 unterrichtete Hanxleden Theologie. Vor allem aber war er ein Sprachgenie. Er ist der erste Europäer, der Malayalam (die Sprache Keralas) beherrschte und Verse in Sanskrit schrieb. Außerdem konnte er Syro-Chaldäisch (die Liturgiesprache der Thomaschristen). Sanskrit lernte er bei zwei Brahmanen in Trichur (heute Thrissur). Er schrieb ein "Leben Christi" (Puththenpaana) und weitere Dichtungen in Malayalam, gab je eine Grammatik für Malayalam und Sanskrit und drei Wörterbücher heraus. Dabei half ihm zeitweise der aus Borken stammende Missionar Bernhard Bischofspinck SJ. Hanxleden wurde Sekretär des Erzbischofs von Cranganore (an der malabarischen Küste, seit 1662 unter holländischer Herrschaft), dann Pfarrer in Calicut und schließlich 1712 Gründer einer Pfarrei in Velur, einem Dorf bei Trichur. Seit 1729 lehrte er wieder in Ambazhakkad. Er starb an einem Schlangenbiß am 21. März 1732 in Pazhur. In der dortigen Pfarrkirche befindet sich sein Grab. Die wissenschaftliche Arbeit Hanxlebens wurde von dem aus Niederösterreich stammenden Karmeliten und Indologen Paulinus vom hl. Bartholomäus (1748-1806) fortgesetzt, der seit 1776 segensreich als Missionar in Malaba wirkte und seit 1789 als Professor in Rom lehrte. Charles Le Gobien Charles Le Gobien wurde am 22. Dezember 1652 in St-Malo in der Bretagne geboren. Am 25. November 1671 trat er in die Gesellschaft Jesu ein. Er wurde Professor der Philosophie an Tours und Alençon. Schließlich kam er nach Paris und wurde dort Sekretär der französischen Chinamission und schließlich 1706 Prokurator derselben. “Als Secretär in Paris stand er in fortwährender Correspondenz mit den Missionaren in China und Ostindien und erhielt von denselben interessantes Material über die Geschichte, politische Lage, geographische und physische Beschaffenheit jene Missionsländer” (Georg Fell SJ in Wetzer und Welte, Bd. 7, Sp. 1634). So begann er 1702 mit der Herausgabe der berühmten Lettres édifiantes et curieuses écrites des missions étrangères par quelques missionnaires de la Compagnie de Jésus. Bis 1776 erschienen 34 Bände. Er selbst gab bis zu seinem Tod acht Bände heraus. Seine Nachfolger als Herausgeber wurden Jean-Baptiste du Halde, Nicolas Maréchal und Louis Patouillet. Diese Briefe hatten großen Einfluß auf das europäische Geistesleben und weckten das Interesse an China selbst bei Leuten wie Voltaire, Montesquieu und Leibniz, mit dem Le Gobien in Briefwechsel stand. Sie “bilden eine reiche Fundgrube für die Missions- und Culturgeschichte Chinas und Ostindiens” (Fell). Es folgten Übersetzungen ins Deutsche, Italienische und Spanische. Die deutsche Ausgabe erschien in Augsburg und Graz ab 1728 unter dem Titel Neuer Welt-Bott oder Allerhand so Lehr- als Geistreiche Brief, Schrifften und Reis-Beschreibungen, welche von denen Missionariis der Gesellschafft Jesu aus beyden Indien, und andern uber Meer gelegenen Ländern, seit Anno 1642 bis 1726 in Europa angelangt sind, herausgegeben von Joseph Stöcklein SJ (1676-1733), fortgesetzt von Franz Keller. Außerdem schrieb Le Gobien einige Werke zur damals heiß umkämpften Ritenfrage in der Chinamission. Dazu gehören u.a. Lettres sur les progrès de la religion à la Chine en faveur de la religion chrétienne avec un éclaircissement sur les honneurs que les Chinois rendent à Confucius et aux morts (Paris 1697), Histoire de l’édit de l’Empereur de la Chine (Paris 1698) und Histoire des Isles Mariannes nouvellement converties à la religion chrétienne (Paris 1700). Im selben Jahr erschien seine Lettre à un Docteur de la Faculté de Paris sur les propositions déférées en Sorbonne par M. Prioux, da die Pariser Sorbonne am 18. Oktober 1700 unter der Führung von Salomon Prioux fünf Sätze aus den Werken Le Gobiens zensiert hatte. In dem éclaircissement erklärte Le Gobien die tolerante Haltung der Jesuiten, die die chinesischen Zeremonien als Zivilhandlungen, nicht aber, wie die nachfolgenden Dominikaner, als religöse Handlungen einschätzten. In der Histoire de l’édit geht es um das Edikt des Kaisers Kanghi (Kang Hsi, Kangxi; Kaiser von 1661-1722) vom 22. März 1692, welches die Christenverfolgung in China beendete. Die folgende Phase des Aufblühens der chinesischen Mission fand durch den ungünstigen Ausgang des Ritenstreits ein Ende. Am 5. März 1708 starb Charles Le Gobien SJ. in Paris. Sein Eintrag im Lexikon für Theologie und Kirche wurde in der dritten Auflage getilgt. Tomas Pereira Der Chinamissionar Tomas Pereira wurde am 1. November 1645 in Barcelos im Norden Portugals geboren. 1663 schloss er sich in Coimbra, das etwa 150 km weiter südlich liegt, der Gesellschaft Jesu an. Drei Jahre später kam er nach Indien, wo er 1672 zum Priester geweiht wurde. Noch im selben Jahr kam er nach Macau, von wo aus er nach Peking weiterreiste. Hier wurde er am Hof der Musiklehrer des Kaisers Kangxi (Kang-Hsi). Kangxi, geboren 1654, war von 1661 bis 1722 Kaiser von China. Er leitete eine Zeit großen missionarischen Aufschwungs ein (cf. den Beitrag über Franz Stadlin), nachdem es noch 1665 eine Christenverfolgung gegeben hatte, in deren Verlauf der berühmte Chinamissionar Johann Adam Schall SJ (1592 - 1666), der die westliche Astronomie nach Peking gebracht hatte, eingekerkert wurde. Die Aufenthalt Pereiras fällt in die Zeit des Nachfolgers Schalls, des Jesuiten Ferdinand Verbiest (1623-1688). Die Zahl der damaligen Katholiken in China wird auf etwa 300.000 geschätzt. Pereira lebte 35 Jahre in Peking und wurde zu einem wichtigen Ratgeber des Kaisers, so z.B. in dessen Beziehungen zu Russland. Neben Jean-Francois Gerbillon SJ war es Pereira, dessen Vermittlung der Vertrag von Nertschinsk im Jahre 1689 zu verdanken ist, der einen fast vier Jahrzehnte dauernden Konflikt zwischen Russland und China beendete. Er starb am 24. Dezember 1708 in Peking. Weitere Missionare: |
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