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Engelbert Sterckx Engelbert Sterckx wurde am 2. November 1792 in Ophem bei Brüssel in Brabant geboren. Seine Geburt fällt in die Zeit der ersten Geburtswehen des neuen Staates Beligen: Am 11. Januar 1790 erklärten sich die "Vereinigten Belgischen Staaten", bis dahin ein Zankapfel zwischen Österreich und Frankreich, für unabhängig. Das Glück währte aber nicht lange: Bis 1794 war das Gebiet zunächst von Österreich, dann von Frankreich, dann wieder von Österreich (Schlacht von Neerwinden), dann endgültig von Frankreich zurückerobert. Diese Eroberung durch das revolutionäre Frankreich hatte die Unterdrückung der Orden und die Verurteilung von über 9000 Priestern zur Deportation zur Folge. Erst am 15. Juli 1801 wurde diese Phase mit dem Konkordat zwischen Napoleon und dem Heiligen Stuhl beendet. Kurz zuvor, am 18. Februar, wurde Sterckx zum Priester geweiht und kam zunächst als Professor ins Priesterseminar von Mecheln, wo er Philosophie und Moraltheologie lehrte. Nach einer Zeit als Pfarrer in Bouchout, dann in Antwerpen wurde er 1827 Generalvikar des seit 1559 bestehenden Erzbistums Mecheln. Als er am 24. Februar 1832 zum Erzbischof von Mecheln ernannt wurde, war dies bereits wieder eine neue Zeit: Am 25. August 1830 erhob sich in Brüssel, der Hauptstadt Brabants, die Revolution gegen die Vereinigten Niederlanden und führte zur Unabhängigkeit Belgiens am 4. Oktober. Die Revolution kam nicht von heute auf morgen: Jahrelang hatte sich Brabant erfolglos gegen die bevormundende Politik König Wilhelms I. (1815-1840) gewehrt, der auf die unterschiedliche Mentalität des südlichen Teils seines Reiches keine Rücksicht nahm und ihn im Sinne des Nordens umgestalten wollte. Zu dieser Unterschiedlichkeit gehörte der Gegensatz in den Handelsinteressen (übrigens verlief der Riß selbst zwischen der niederländischen und belgischen Freimaurerloge) und nicht zuletzt der Religionsgegensatz: der Norden war calvinistisch, der Süden katholisch. Der König, an die vormalige Gesetzgebung Napoleons anknüpfend, beschnitt immer mehr die Freiheit der Kirche, unterdrückte die Orden, diskriminierte die Katholiken in Politik und Militär und begann, gegen die katholischen Schule vorzugehen. Seit 1822 mußten viele von ihnen geschlossen werden. In josephinistischer und febronianistischer Gesinnung "hatte sich Wilhelm I. nach dem Scheitern der Konkordatsverhandlungen von 1822 und 1824 zur Regelung der Nominierung der Bischöfe die Idee einer Nationalkirche zum Leitbild genommen, die vom Staat geleitet und nur durch ein Minimum von Beziehungen mit dem Heiligen Stuhl verbunden sein sollte" (Roger Aubert in: Handbuch der Kirchengeschichte VI/1, S. 178). In diesem Sinne versuchte er, die Kontrolle über die Priesterausbildung an sich zu reißen: Er hob die Diözesanseminare auf und errichtete in Löwen ein Collège philosophique, das für die Klerikerausbildung zuständig war und dessen Lehrer von ihm bestimmt wurden, unabhängig von den Bischöfen. Die Julirevolution von 1830 in Paris war das Signal für die erwähnte Erhebung in Brüssel. Sie führte, unterstützt durch England und Frankreich, zu einem unabhängigen Königreich Belgien unter Leopold I. (1831-1865) und zu einer von Sterckx mitgeprägten liberalen Verfassung, die am 24. Februar 1831 promulgiert wurde (exakt ein Jahr vor der Bischofsernennung Sterckx') und die die Religions-, Unterrichts- und Pressefreiheit garantierte. "Der kluge Erzbischof Sterckx von Mecheln (1838 Kardinal) vermochte selbst Gregor XVI. zur Duldung der liberalen Verfassung zu bewegen. Die katholische Kirche erhielt in dem Lande die größte Bewegungsfreiheit. Sie machte von ihr ausgiebigen Gebrauch, namentlich durch Gründung zahlreicher Schulen, Klöster und Wohltätigkeitsanstalten. In Mecheln (Malines), dem Primatialsitz, wurde 1834 eine freie katholische Universität gegründet; sie wurde später ein Hauptsitz der neuscholastischen Philosophie und der kirchengeschichtlichen Studien" (Karl Bihlmeyer, Hermann Tüchle, Kirchengeschichte III, S. 347). Belgien wurde zu einer eigenen Kirchenprovinz mit Mecheln als Erzbistum und den Suffraganbistümern Lüttich, Namur, Tournai (Doornik), Brügge und Gent. Die eben erwähnte Gründung der Universität zu Mecheln war hauptsächlich das Werk von Erzbischof Sterckx, der dem am 15. Januar 1831 verstorbenen Erzbischof Méans auf dem Bischofsstuhl von Mecheln nachgefolgt war. Sie war keine völlige Neugründung, sondern die Wiederbelebung der berühmten Universität von Löwen, die 1425 gegründet und 1797 geschlossen worden war. Die feierliche Eröffnung fand am 4. November 1834 statt. Erster Rektor wurde Petrus de Ram. Ende 1835 wurde die Universität nach Löwen verlegt, wo sie am 16. Dezember eröffnet wurde. Die Zahl der Studenten stieg von 245 im Jahr 1836 auf 1891 im Jahr 1890. Die Ordnung des Unterrichts und die Berufung des Lehrpersonals lagen vertragsgemäß in der Kompetenz der Bischöfe. "Die gegenwärtige Universität", schreibt B. Jungmann 1893 in Wetzer und Welte's Kirchenlexikon, Bd.8, "(...) hat sich als ein Institut bewährt, das für die jetzigen Zeitumstände in Belgien von höchster Bedeutung ist. Wie die frühere Universität, als deren Erbin und Fortsetzung sie sich betrachtet, den Häresien des 16. Jahrhunderts gegenüber ein Hort der kirchlichen Lehre war, so wurde die jetzige dem Andrang des glaubenslosen Liberalismus gegenüber ein Bollwerk des katholischen Glaubens und Lebens und ein Mittelpunkt der Wissenschaft für die Katholiken Belgiens." Die Universität existiert heute noch. 1971 wurde sie in die französischsprachige Université catholique de Louvain und die niederländischsprachige Katholieke Universiteit Leuven geteilt. Die Gesamtzahl der Studenten liegt bei etwa 50.000. Erzbischof Sterckx gelang eine tiefgehende Glaubenserneuerung, die über die Grenzen seiner Diözese hinausstrahlte. Er starb am 4. Dezember 1867 in Mecheln. 15. April 2007: Weitere Bischöfe: Bischof Toribio Alfonso de Mogrovejo Nikolaus Nilles Der Kanonist Nikolaus Nilles wurde am 21. Juni 1828 in Rippweiler, einem kleinen Dorf im Westen Luxemburgs, geboren. Von 1847 bis 1853 studierte er in Rom im Germanikum bei den Koryphäen der Römischen Schule: Giovanni Perrone, Carlo Passaglia, Johannes Baptist Franzelin, Clemens Schrader. Am 10. April 1852 wurde er zum Priester geweiht von Costantino Kardinal Patrizi (1798-1876), der übrigens zehn Jahre zuvor den berühmten jüdischen Konvertiten Alphons Ratisbonne getauft hatte. Nach einer seelsorglichen Tätigkeit in Luxemburg trat er im März 1858 in die Gesellschaft Jesu ein, und zwar in Baumgartenberg bei Linz, wo die Jesuiten von 1852 bis 1859 in einem alten Kloster, das jetzt von Schwestern vom Guten Hirten bewohnt wird, ihr Noviziat hatten. Von 1859 bis 1899 war er Professor des Kirchenrechts in Innsbruck, von 1860 bis 1875 Regens des theologischen Konvikts "Nikolaihaus" in Innsbruck, in dem übrigens ab 1898 auch der spätere Kardinal Clemens August Graf von Galen studiert hat. Das Nikolaihaus ist der Vorläufer des 1911 eingeweihten Canisianums. Erst 1857 war die theologische Fakultät in Innsbruck nach der josephinistischen Unterdrückung neu eröffnet worden. Die Ernennung Nilles' zum Professor ging auf eine Anregung Karl Ernst Moy de Sons (1799-1867) zurück, der in Innsbruck die renommierte Fachzeitschrift Archiv für katholisches Kirchenrecht gegründet hatte und von Nilles schon zu dessen Luxemburger Zeit mit wertvollen Beiträgen beliefert worden war. 1866 gründete Nilles den "Priesterverein unter dem Schutz des göttlichen Herzens Jesu". "Seine reiche literarische Tätigkeit (60 Schriften) diente hauptsächlich der Wiedervereinigung der getrennten Kirchen des Orients und der slawischen Länder mit Rom sowie der Verehrung des Herzens Jesu" (Amselm Manser im LThK 1. Auflage 1935). "Den von Louis de Thomassin geprägten wissenschaftlichen Bereich der Heortologie wandte Nilles auf den Festkalender der orientalischen Kirchen an und erntete auf diesem Gebiet eine ungeteilte Anerkennung sowohl vom evangelischen Theologen Adolf von Harnack wie auch von der obersten Behörde durch den Oberprokurator der Heiligen Synode der russisch-orthodoxen Kirche Konstantin Petriwitsch Pobedonoscew" (Jean Malget im BBKL). Manser nennt sein "Kalendarium manuale utriusque ecclesia orientalis und occidentalis" (2 Bde, 1879/81, 2. Auflage 1896/97) eine "äußerst wertvoll für geschichtliche Festkunde". Nikolaus Nilles starb am 31. Januar 1907 in Innsbruck. In der dritten Auflage des "Lexikons für Theologie und Kirche" ist der Eintrag zu Nilles getilgt worden. Pierre Retord Pierre-André Retord wurde am 19. oder 23. Mai 1803 (je nach Quelle) in Renaison in der Region Rhône-Alpes, ca. 80 km nordwestlich von Lyon, als Kind armer Eltern geboren. Mit 18 Jahren trat er in das Knabenseminar von Verrières ein. Drei Jahre später studierte er in Alix Philosophie, um anschließend in das Priesterseminar von Lyon einzutreten. Am 31. Mai 1828 wurde er zum Priester geweiht. Nach drei Kaplansjahren in der Lyoner Pfarrei St. Georg schloss er sich am 29. Juni 1831 dem Pariser Seminar der Auswärtigen Missionen an. Noch im selben Jahr wurde er nach Cochinchina (Südvietnam) gesandt. “In Macao stellte sich der ihm zugedachten Verwendung ein unüberwindliches Hindernis entgegen. Er wurde darum in die Mission von Tongking [Nordvietnam] befohlen, um von nun an in dessen westlichem Teil über ein Vierteljahrhundert während beständig andauernder Christenverfolgungen zu wirken. Gleich zu Beginn erhielt er von den späteren Märtyrerbischöfen Delgado und Henares eine Lehre, die er sich mit großem Nutzen sein Leben lang vor Augen hielt: ‘Klug zu handeln und die Kräfte zu sparen, um viel Gutes zu wirken.’” (Franz Baeumker, Helden der Weltmission, S. 269; Infos über den hl. Ignatius Delgado im Artikel über den hl. Vincent Yen). Sein erstes Wirkungsfeld war das Gebiet von Son-Mieng im Westen von Tonkin. Seit 1666 wirkten dort bereits die Mitglieder des Pariser Missionsseminars. “1678 war die erste Teilung Tongkings in West- und Osttongking erfolgt. Die nächste Abtrennung sollte auf Veranlassung von Retord vorgenommen werden, indem 1846 der südliche Teil von Westtongking zu einem eigenen Vikariat mit Bischof Gauthier als erstem Apostolischen Vikar erhoben wurde” (Beaumker, S. 269). Das Apostolische Vikariat Tonkin war 1659 errichtet worden, unter Abtrennung von der 1576 gegründeten Diözese Macau (800 km östlich von Hanoi) und mit Francois Pallu MEP als erstem Vikar. Am 24. Juli 1678 folgte die Teilung in die beiden Vikariate von Ost- und Westtonkin. Westtonkin wurde 1924 in das Vikariat von Hanoi umbenannt, 1960 folgte die Erhebung zur Erzdiözese von Hanoi. Von 1659 bis 1949 war das Vikariat von Westtonkin ausschließlich in den Händen der Pariser Missionsgesellschaft. Retord wurde am 24. November 1839 zum Vikar ernannt. Sein Vorgänger, Joseph-Marie-Pélagie Havard MEP (1790-5. Juli 1838), hatte sich den hl. Pierre Dumoulin-Borie zum Nachfolger gewünscht. Aber da dieser am 24. November 1838 den Märtyrertod gestorben war, mußte Retord nach dem Willen Havards an seine Stelle treten. Havard hatte diese Verfügung in einem Schriftstück drei Tage vor seinem Tod festgehalten. Retord war der neunte Nachfolger von Pallu. Am 31. Mai 1840 empfing er in der Dominikanerkirche von Manila von Erzbischof José Maria Segui OSA die Bischofsweihe. Sein Wahlspruch lautete: “Fac me cruce inebriari”, “Lass mich vom Kreuze trunken werden.” Am 10. Dezember 1839 hatte Retord von Rom die Vollmacht erhalten, einen Koadjutor zu ernennen. Seine Wahl fiel auf Jean-Denis Gauthier MEP (1810-1877), den er am 6. Februar 1842 zum Bischof weihte. Am 27. März 1846, als mit dem römischen Breve Ex debito pastoralis das Vikariat Südtonkin errichtet wurde, wurde Gauthier zu dessen Vikar ernannt. Dieses Vikariat umfasste die Provinzen Nghe-An, Ha-Tinh und Bo-Chinh. In Westtonkin gab es zu jenem Zeitpunkt drei Missionnare, 58 eingeborene Priester, 254 Seminaristen, 207 Katecheten, 682 Katechumenen, 453 Ordensfrauen, 29 Pfarreien oder Bezirke und 117870 Katholiken (gemäß Website der MEP, Missions Etrangères de Paris). Außerdem spendete Retord am 25. April 1841 dem hl. Jerónimo Hermosilla OP (1800-1861) die Bischofsweihe. Hermosilla war 1839 zum Apostolischen Vikar von Osttonkin ernannt worden. Retord war auch als Bischof ein äußerst beliebter Seelsorger und Beichtvater. Er wurde der “Bischof mit dem hölzernen Bischofsstab und dem goldenen Herzen” genannt. Zu seiner Missionsmethode gehörte u.a. das Dichten von Liedern in Annamitisch, Chinesisch, Französisch und Latein. Seit unter Kaiser Tu Duc (1847-1883) die Christenverfolgung mit neuer Grausamkeit hereinbrach, lebte er unter ständiger Lebensgefahr. Er wurde “in der grausamen Christenverfolgung des blutdürstigen Herrscher Tu-Duc von Ort zu Ort gehetzt und starb in einer einsamen Waldhütte bei Sümpfen, von Fiebern und Übermüdung erschöpft am 22. Oktober 1858" (Baeumker, S. 270). Das war in den Wäldern von Dong-Bau, in der Provinz Ha-Nam. Bei ihm waren Jean Baptiste Mathevon MEP (1830-1885), ein eingeborener Priester und einige Katecheten. Sein Nachfolger wurde Charles-Hubert Jeantet MEP (1792-1866), der am 27. März 1846 zum Coadjutor ernannt und von ihm am 31. Januar 1847 zum Bischof geweiht worden war. |
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