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Helmuth James Graf von Moltke
Helmuth James Graf von Moltke wurde am 11. März 1907 auf dem Familiengut Kreisau geboren. Kreisau (bis 1930: Creisau) liegt in Niederschlesien, bei Schweidnitz, heute polnisch (Krzyzowa). Seine Vorfahren gehörten einem alten mecklenburgischen Geschlecht an. Die Eltern Helmuth Graf von Moltke und Dorothy geb. Rose Innes, eine Südafrikanerin britischer Herkunft, waren Anhänger der Gemeinschaft der Christian Science, die von der Amerikanerin Mary Baker Eddy (1821-1910) gegründet worden war. Helmuth war der Älteste von fünf Geschwistern. Nach dem Besuch des Landerziehungsheims Schondorf am Ammersee (wo dreizehn Jahre später Christoph Probst, "Weiße Rose", sein Abitur machen wird) und Realgymnasiums in Potsdam studierte er Rechtswissenschaft in Breslau, Berlin und Wien. Hier lernte er Freya Deichmann kennen, die er 1931 heiratete. Schon früh warnte er vor Hitler: "Wer Hitler wählt, wählt den Krieg." Nach dessen Machtergreifung gab er seinen ursprünglichen Berufsplan, Richter zu werden, auf, weil es für ihn nicht in Frage kam, sich in den Dienst des nationalsozialistischen Regimes zu stellen. Stattdessen eröffnete er ein Anwaltsbüro in Berlin und arbeitete als Anwalt für Völkerrecht und internationales Privatrecht. "Als solcher hat er sich auch bemüht, besonders nach dem Erlaß der Judengesetze, jüdischen Opfern des Nationalsozialismus zu helfen" (Ger van Roon, Helmuth James von Moltke, in: Gestalten der Kirchengeschichte, Band 10,2, Stuttgart, Berlin, Köln 1993, S. 301-313). Nach Ausbruch des Krieges wurde er zum Kriegsverwaltungsrat ernannt und kam in die Abteilung Ausland-Abwehr des OKW (Oberkommando der Wehrmacht). Die der Spionageabwehr dienende Abteilung wurde von Admiral Wilhelm Canaris (1887 - 1945) geleitet, der später zusammen mit Dietrich Bonhoeffer gehängt werden sollte. Moltke nutzte seine Stellung, um Verstöße gegen das Völkerrecht zu verhindern und Juden und anderen Verfolgten zu helfen. Vor allem aber baute er ein Widerstandsnetz auf, den berühmten Kreisauer Kreis. Zu diesem gehörten Peter Graf Yorck von Wartenburg, der Kontakt zu Berthold Schenk Graf von Stauffenberg hat, Carlo Mierendorff, Adolf Reichwein, Horst von Einsiedel, Carl Dietrich von Trotha, Adam von Trott zu Solz, Otto Heinrich von der Gablentz, Hans Lukaschek, P. Augustin Rösch SJ, P. Alfred Delp SJ, Pfarrer Harald Poelchau, Hans Bernd von Haeften, Lothar König, Paulus van Husen, Hans Carl Maria Alfons Peters, Ernst von Borsig, Theodor Haubach, Theodor Steltzer und andere. Der Kreisauer Kreis erarbeitete Pläne für eine staatliche Neuordnung für die Zeit nach dem Hitler-Regime, dessen Überwindung sie von den Plänen Stauffenbergs zu einem militärischen Staatsstreich erhofften. Man traf sich in Kreisau, aber auch in Groß-Behnitz, dem Gut von Borsigs, und Klein-Oels bei Graf von Wartenburg. Im Januar 1944 warnte Moltke seinen Freund Otto Carl Kiep, der ebenfalls in der Abteilung Ausland/Abwehr arbeitete, vor einer drohenden Verhaftung, die tatsächlich am 16. Januar erfolgte. Die Warnung Moltkes wurde der Gestapo bekannt. Das war ein willkommener Vorwand, den schon seit langem lästigen Mahner und Protestierer loszuwerden. Moltke wurde am 18. Januar festgenommen. Im Februar kam er ins Konzentrationslager Ravensbrück. Vom Kreisauer Kreis war noch nichts bekannt. Das änderte sich erst nach dem Scheitern des Attentats vom 20. Juli 1944. Moltke wurde des Hochverrats angeklagt und am 11. Januar 1945 vom Volksgerichtshof unter dessen Präsidenten Roland Freisler zum Tode verurteilt. Das Gericht konnte ihm keine Beteiligung am Staatsstreich nachweisen. Ihm genügte für sein Todesurteil die christliche Grundhaltung und die Pläne für eine neue Staatsordnung. "Besprochen wurden Fragen der praktisch-ethischen Forderungen des Christentums. Nichts weiter: Dafür allein werden wir verurteilt", schrieb er an seine Frau. (Die Briefe an seine Frau wurden 1989 mit dem Geschwister-Scholl-Preis ausgezeichnet.) Am 23. Januar 1945 wurde von Moltke im Plötzensee erhängt. Der christliche Hintergrund Der Zusammenbruch der Rechtsstaatlichkeit unter Hitler führte Moltke dazu, sich intensiv mit den naturrechtlichen Grundlagen jeder Staatsordnung zu beschäftigen. Dabei studierte er nicht nur Kant, Spinoza, Freiherr vom Stein und Tolstoi, sondern entdeckte, ähnlich wie die Mitglieder der Weißen Rose, im Christentum das entscheidende Fundament, um sich jedem Unrecht zu widersetzen. "‘Der Grad der Gefährlichkeit und Opferbereitschaft, die heute von uns verlangt wird, setzt mehr als gute ethische Prinzipien voraus', erklärte er 1942 einem englischen Freund. Zum Denken und Handeln, zu Trost und Zuversicht bedurfte es inmitten aller Greuelnachrichten einer neuen Dimension. Mit Schrecken hatte Moltke bemerkt, wie Menschen zu allen Grausamkeiten fähig waren. ‘Früher waren das für mich im Grunde Geschichten, zum mindesten das alte Testament, heute aber ist mir all das Gegenwart. Es hat für mich eine ganz andere Spannung als je zuvor', schrieb er über die Bibel an seine Frau. Und an anderer Stelle, als er sich mit der Bedeutung des Tischgebetes befaßte: ‘Es ist mir in diesen Jahren immer klarer geworden, daß in der Aufrechterhaltung der in den 10 Geboten niedergelegten moralischen Grundgesetze die Existenz eines jeden von uns abhängt.'" (van Roon, S. 311f). Moltke versuchte in der Organisation des Widerstandes so viele Kontakte wie möglich zu knüpfen. Wenn man vom Kontakt zu Theophil Wurm, dem Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, absieht, trifft allerdings das Urteil von Prof. Dr. Georg May zu, das sich in seiner ungemein stoffreichen Studie "Kirchenkampf oder Katholikenverfolgung?" auf Seite 299 findet: "Es ist bezeichnend, daß der evangelische Moltke mit keinem protestantischen Kirchenführer, wohl aber mit mehreren katholischen Bischöfen sprach." Tatsächlich erwies sich die katholische Kirche als ein standhafteres Bollwerk gegen die nationalsozialistische Gleichschaltung als die evangelische. So empfand es auch Moltke. Dies wird uns z.B. von P. Augustin Rösch SJ (1893 - 1961) bezeugt, seit 1935 Provinzial der süddeutschen Jesuitenprovinz und eine Zentralgestalt des katholischen Widerstands. Auf Vermittlung des Barons Karl Ludwig Freiherr von und zu Guttenberg, der seit 1941 in Berlin unter Admiral Canaris arbeitete und Rösch von München her kannte, lernte er Moltke am 13. Oktober 1941 kennen (also zehn Tage, bevor Bernhard Lichtenberg in Berlin wegen seines Einsatzes für die Juden verhaftet wurde). Moltke lud ihn zum Essen ein. Über das folgende Gespräch schreibt Rösch: "Nach dem Essen wurde das Gespräch ernst. Es ging über die allgemeine, die militärische, die religiöse Lage. Die erste erschien ihm düster, die zweite hoffnungslos, zumal wenn Amerika dazukommen, die dritte als das Entscheidende. Der Vernichtungskampf gegen das Christentum sei eine beschlossene Sache, aber nur das Christentum könne Deutschland und das Abendland innerlich retten und er als Protestant möchte mit uns Katholiken in enge Fühlung kommen. In vielen Teilen Deutschlands seien durch die großen Einberufungen von evangelischen Pastoren, durch die Schließung der Predigerseminare, besonders auch durch die innere Entwicklung so vieler bis zu den Deutschen Christen, die evangelischen Kirchen verschiedener Richtungen schwer angeschlagen, während die katholische Kirche die Einheit und Geschlossenheit gerade auch durch den Aufbau des Episkopates und der überragenden Stellung des Hl. Vaters gewahrt habe." (Augustin Rösch, Dem Tode entronnen, 1945/1946, abgedruckt in: Augustin Rösch, Kampf gegen den Nationalsozialismus, herausgegeben von Roman Bleistein, Frankfurt am Main 1985, S. 296). Einen Monat zuvor, am 5. September 1941, hatte Graf von Moltke Kontakt zu Konrad Graf von Preysing, dem Bischof von Berlin, aufgenommen. Dieser wandte sich ebenso wie Bischof Clemens August von Galen gegen die Euthanasie und setzte sich in Wort und Tat für die Juden ein. So ist es nicht verwunderlich, daß Moltke in ihm einen gleichgesinnten Bundesgenossen fand. Seinem Tagebuch vertraute er an: "Gestrigen Nachmittag mit von Preysing verbracht, war sehr zufrieden, auch er schien sehr zufrieden zu sein. [...] Er hat mich sofort eingeladen, wiederzukommen, und das werde ich in regelmäßigen Abständen, ca. alle drei Wochen, auch tun." Update: Zwei Rezensionen Positiver fällt sein Urteil über ein nicht wissenschaftliches Werk von Elke Endrass aus, die in ihrem Buch "Gemeinsam gegen Hitler" Moltke und den Jesuiten Pater Alfred Delp porträtiert. In diesem "profilierten Verfechter der katholischen Soziallehre" fand Moltke "einen der wichtigsten Gesprächspartner seines Lebens". Teusch und Ullrich stimmen überein in ihrer Kritik an Brakelmanns mangelhafter schriftstellerischer Darstellungskraft und in ihrem Lob des letzten Teils, der die intensivere Hinwendung Moltkes zur Religion dokumentiert. Ullrich: "Glanz gewinnt das Buch nur durch die Zeugnisse von Moltke selbst. Dabei hatte der Autor das Glück, dass ihm Freya von Moltke zum ersten Mal auch jene bisher unveröffentlicht gebliebenen Briefe zur Einsicht gab, die ihr Mann während der Haft im KZ Ravensbrück von Februar bis September 1944 schrieb, dazu ein Tagebuch, das er damals führte. Diese Dokumente zeigen, wie intensiv der ‘Schutzhäftling' sich der Bibel-Lektüre widmete und welche Kraft er daraus bezog. Die Hinwendung zur Religion, die Brakelmann bereits seit Kriegsbeginn bei Moltke konstatiert." Update: Aus: Alexander Kissler, Das Weltwachwerden des Widerstandskämpfers. Jochen Köhlers Biographie über Helmuth James von Moltke ist ein Fragment voller Lebensklugheit, eine Rezension des Buches Jochen Köhler: Helmuth James von Moltke. Geschichte einer Kindheit und Jugend, Berlin 2008; in: Süddeutsche Zeitung, online am 27. November 2008. Franz Jägerstätter Heute vor 100 Jahren, am 20. Mai 1907, wurde in St. Radegund in Oberösterreich Franz Jägerstätter geboren. Er entfremdete sich eine Zeitlang seinem katholischen Glauben, fand dann aber wieder zu ihm zurück. Das war entscheidend für seine Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus. "Durch das Studium diverser religiöser Literatur, regelmäßige Bibellesung und häufige Gottesdienstbesuche wird Franz Jägerstätter immer klarer, dass seine katholische und die NS-Weltanschauung unvereinbar sind. Der mutige Hirtenbrief des Linzer Bischofs Gföllner, der das mörderische NS-Euthanasieprogramm scharf verurteilt, ist von nun an Jägerstätters Richtschnur", schreibt die "Presse" in ihrer Ausgabe vom 19. Mai 2007. Das war 1933. Bei der Volksabstimmung vom 10. April 1938 stimmte er gegen den Anschluss Österreichs an Deutschland. Er verschmähte es, unter der Naziherrschaft staatliche Hilfe, etwa Kinderbeihilfe oder Ersatz für Hagelschäden in Anspruch zu nehmen. 1940 wurde sein Ortspfarrer Josef Karobath wegen einer "zersetzenden" Predigt von den Nazis verhaftet. Als Jägerstätter am 23. Februar 1943 zur Wehrmacht einberufen wurd, erklärte er am 1. März seine Kriegsdienstverweigerung. Er kam ins Wehrmachts-Untersuchungsgefängnis nach Linz und wurde am 6. Juli 1943 vom Reichskriegsgericht in Berlin-Charlottenburg zum Tode verurteilt. Am 9. August 1943 wurde er in Brandenburg an der Havel enthauptet. In seinem Abschiedsbrief schrieb er: "Ich verzeihe allen von Herzen. Möge Gott mein Leben hinnehmen als Sühn-Opfer nicht bloß für meine Sünden, sondern auch für andere." Am 7. Mai 1997 hob das Landgericht Berlin das Urteil vom 6. Juli 1943 auf. Am 7. Oktober 1997 wurde Seligsprechungsprozeß eingeleitet. Seine Frau Franziska lebt heute noch. Sie ist 94 Jahre alt. Beiträge über den Widerstand gegen den Nationalsozialismus: Michael Gerlich und Laurentius Siemer Rudolf Sabisch Vor 100 Jahren, am 1. September 1909, wurde Rudolf Sabisch geboren. Am 5. April 1936 zum Priester geweiht, wurde er Pfarrer von Krehlau im niederschlesischen Kreis Wohlau, über 50 km nordwestlich von Breslau. Er gehört zu den 81 schlesischen Priestern der Diözese Breslau, die 1945 infolge des sowjetischen Einmarschs gewaltsam ihr Leben lassen mußten, “viele von ihnen in der Nachfolge des Guten Hirten, weil sie ihre Gläubigen nicht verlassen wollten und sich schützend vor sie stellten, besonders vor Frauen und Mädchen” (Johannes Kaps, Emil Brzoska, Vom Sterben schlesischer Priester 1945/46, Dritte verbesserte Auflage, hg. von Winfried König, Apostolischer Visitator der Priester und Gläubigen aus dem Erzbistum Breslau, Köln 1990, S. 13). Adolf Kardinal Bertram, Fürsterzbischof von Breslau, hatte den Priestern die Weisung erteilt, “bei ihren Gläubigen pflichtgemäß auszuharren”. Dies tat auch Pfarrer Sabisch, weil ein Teil seiner Gemeinde nicht vor den Russen geflohen, sondern zurückgeblieben war. Ein Augenzeuge berichtet, wie Pfarrer Sabisch am 29. Januar 1945 vor seinen Augen niedergeschossen wurde. Die Kugel “ging am rechten Auge vorbei, zerriß die Mundhöhle und kam am Halse hinter dem linken Ohr wieder heraus” (Vom Sterben, S. 86). Sabisch lebte noch über eine Woche. Ärztliche Hilfe gab es nicht. Er wurde von Schwestern gepflegt, deren eigenes Haus geplündert wurde. Viele Kranke kamen unter schlimmsten Platzverhältnissen in einem verwüsteten Haus voller Unrat unter. Pfarrer Rudolf Sabisch starb in den frühen Morgenstunden des 8. Februar 1945. Noch am selben Tag wurde er in einem alten Priestergrab beigesetzt. “Ein Priester konnte weder beim Sterben noch bei der Beerdigung zugegen sein”, berichtet der ungenannte Augenzeuge. Über den Kontext dieses Einzelschicksals berichten Johannes Kaps und Prof. Dr. Emil Brzoska, Dekan des Konsistoriums der Apostolischen Visitatur Breslau in der Bundesrepublik Deutschland, in der schon erwähnten Broschüre: “Als im Januar 1945 die sowjetischen Armeen sich den deutschen Ostgrenzen näherten, lebten in Schlesien außer der einheimischen Bevölkerung von rund 5 Millionen viele Hunderttausende von Evakuierten aus dem Westen des Reiches, in Breslau im ganzen über 1 Million Menschen. Welche Katastrophe eintrat, als Ende Januar 1945 die Parole ausgegeben wurde, dass Breslau und Schlesien zu räumen seien, läßt sich leicht vorstellen. Wochenlang zogen die Trecks aus den Gebieten rechts der Oder dem Gebirge zu. In bitterer Kälte starben vor allem Kinder und alte Leute auf der Landstraße, deren Zahl wohl nie genau errechnet werden kann. Die Hauptstadt Breslau wurde Ende Januar 1945 zur Festung erklärt und gegen die Sowjets verteidigt. Erst zwei Tage vor der allgemeinen deutschen Kapitulation, am 6. Mai 1945, wurde die während der dreimonatigen Belagerung zu 80% zerstörte Stadt den Sowjets übergeben. Mit dem Einmarsch der sowjetischen Armeen in Schlesien begann eine furchtbare Leidenszeit für das bis dahin vom Kriege verschonte Land, den ‘Luftschutzkeller Deutschlands’. Plünderungen und Vergewaltigungen, Verschleppungen und Ermordungen durch sowjetische Soldaten und polnische Miliz dauerten noch lange an. Unzählige Frauen und Mädchen, darunter auch Hunderte von Ordensfrauen, wurde vergewaltigt.” |
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