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«Ich bin nicht zornig, weil ich Gott habe»

Von Urs Keusch

Ich bitte Sie, lieber Leser, liebe Leserin, sich folgende Situation lebendig vorzustellen: Sie sind 19 Jahre jung. Sie sind gesund, schön, voll Lebenslust, voll der Erwartungen an das Leben. Nun werden Sie von einem Tag auf den andern von der Polizei überwältigt, gefangengenommen und für 35 Jahre ins Gefängnis gesperrt, und das unschuldig! — So ist es 1974 in Florida/USA geschehen: Der 19jährige James Bain (Bild rechts) wird wegen angeblicher Entführung und Vergewaltigung eines neunjährigen Jungen für lebenslänglich hinter Gitter gebracht, weil dieser ihn fälschlicherweise als Täter identifiziert hatte. Im Dezember vergangenen Jahres konnte mittels eines DNA-Tests die Unschuld von James Bain nachgewiesen werden...

Was heißt das? Die 35 schönsten, intensivsten Jahre seines Lebens waren unwiederbringlich «im Eimer», im Gefängniseimer. Keine Freiheit, kein eigenes Heim, keine Liebe, keine eigene Familie, keine eigenen Kinder keine Haustiere ... Zum wahnsinnig werden! Und vom Leben in diesen Gefängnissen schreibt ein anderer Gefangener, nämlich Jens Söring, von dem wir weiter unten noch hören werden: «Das Gefängnisleben ist die Hölle auf Erden, und jeder von uns Gefangenen muss einen Weg finden, den Schmerz erträglich zu machen».

Nun — was denken Sie, was hat James Bain bei seiner Freilassung geantwortet, als die Reporter ihn fragten, ob er nicht total wütend sei: wütend auf den Jungen, der ihn ungerechterweise ins Gefängnis gebracht hatte, wütend auf die Justiz, auf Gott, die Menschen, die Welt? Was war seine Antwort? So hat sie gelautet, so unbegreiflich: «Ich bin nicht zornig, weil ich Gott habe». — Können Sie das verstehen? «Ich bin nicht zornig, weil ich Gott habe.» Ist dieser Mann nicht bekloppt, übergeschnappt? Haben sie ihm im Gefängnis nicht allen Verstand herausgeprügelt? Keine Wut, kein Hass, keine Verbitterung, keine Rachegedanken? Unfassbar, einfach unglaublich!

Das — und wir sprechen es nicht ohne inneres Zittern aus —‚ ist ein Geheimnis des Glaubens und der Liebe. Es ist das Geheimnis der Christen, die zum Vater im Himmel gehören. Weil ich Gott habe: darum bin ich nicht wütend, nicht verzweifelt, nicht verbittert, darum zürne ich nicht und fluche nicht. Weil ich Gottes Liebe in meinem Leben lebendig erfahre, seinen unsagbaren Frieden, weil Gott in seiner Liebe bei mir ist, in mir, in meinem Herzen, weil Er die wirklichste Wirklichkeit ist in meinem Leben, die unbeschreiblich schönste, die, die alles trägt und hält in meinem Leben: darum kann ich nicht hassen und nicht wütend sein.

Für die meisten Menschen — auch für sehr viele Christen — ist solche Gesinnung etwas ganz Unbegreifliches, ja, Törichtes. Tatsächlich sind solche Menschen Toren im Sinne des Evangeliums, Toren der Liebe. Sie verstehen das Leben hier auf Erden als eine Schule der Läuterung für ein höheres Leben. Sie erkennen im Licht, das in ihnen leuchtet — und vom strahlenden Licht des Kreuzes her —, dass wir nicht auf Erden sind, um im Sinne dieser Welt «glücklich» zu sein, sondern um die Aufgabe zu erfüllen, die uns zugedacht ist, mag sie auch aus lauter Niederlagen bestehen. Aus solchem erleuchteten Glauben heraus leben Menschen wie James Bain. Sie wissen und erfahren es, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen (vgl. Röm 8,28). Freilich ist auch für sie der Weg dahin steil, und solches Leben verläuft nicht ohne schwere Prüfungen, Dunkelheit und Klage: «Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber, doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe»!

Nun sind die meisten Menschen, auch sehr viele Christen, diesem Glauben ganz entfremdet. Sie können nicht verstehen, dass Gott — wenn Er gut und ein Vater sein soll — uns bisweilen sehr Schweres zumutet. Wenn es dann doch geschieht, murren wir und trotzen wie verwöhnte Kinder und sind bald in Gefahr, an Gottes Güte zu zweifeln und zu verzweifeln, wenn das Leid lange andauert. Durch solche Erfahrungen sind schon viele Menschen an Gott zerbrochen. Ja, deswegen sind schon ganze Völker in blutige Revolutionen und Kriege gestürzt worden, weil man das Schicksal, den Himmel selber an die Hand nehmen wollte (Kommunismus, Sozialismus). Viele Menschen, sehr viele Christen können heute nicht mehr an eine göttliche Vorsehung glauben, die alles zu einer menschlich unfassbaren höheren und gerechten Vollendung führen wird.

Liebe Leser, wissen Sie, was der tiefste Grund ist, warum wir Gott nicht als unseren Vater erfahren können und lieben? Und warum wir seinen heiligen guten Willen in unserem Leben nicht erkennen können und warum wir nicht zu unserem Schicksal ja sagen können wie ein James Bain? Weil wir Gott zu wenig lieben. Weil wir uns fern von Ihm aufhalten. Weil sein Licht uns fern ist. Und woher kommt das? Weil wir uns kaum Zeit nehmen, um im Gebet bei Ihm zu sein. Glauben Sie mir das ist der Grund. Wie soll ein Mensch draußen im Winter nicht frieren, wenn er nicht immer wieder die Nähe des Feuers sucht? Und so ist der Mensch ganz einsam, wie ein frierendes Kind, wenn er sich nicht täglich Zeit nimmt, um Feuer in seinem Ofen anzumachen: ich meine, den Geist des Gebetes in seinem Herzen zu entfachen und bei seinem Vater zu sein. Gerade sensible Menschen, tragisch veranlagte Menschen und solche, die eine tief verletzte Lebensgeschichte hinter sich haben oder Schweres vor sich haben oder von großer Schuld bedrückt werden: Sie können ohne Gebet gar nicht bestehen und überleben. Denn das Gebet ist die himmlische Speise aus der Hand der Engel, die tröstet, befreit, entlastet, aufrichtet und uns mit Licht und österlicher Hoffnung erfüllt.

Darf ich Ihnen als Beleg ein weiteres Zeugnis anführen? Es ist wiederum das Zeugnis eines Strafgefangenen: von Jens Söring, dem Sohn eines deutschen Diplomaten, der zweimal zu lebenslanger Haft im Brunswick Correctional Center im Bundesstaat Virginia, USA verurteilt ist (er war vor über 20 Jahren in einen Mord verwickelt, doch zu Unrecht des Mordes schuldig erklärt worden und ist seither im Gefängnis).

Im Gefängnis findet Jens Söring zum Glauben an Jesus Christus, und was ihm wichtig geworden ist, hat er in seinem Buch aufgeschrieben: «Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet» (2008, Echter Verlag). Die Lektüre von Heiligen und Mystikern haben ihn immer tiefer hinein in das Geheimnis und die liebende Nähe Gottes geführt. Er lernt nun das Allerwichtigste in seinem Leben: das Beten, das im schweigenden Gebet Gott-nahe-Sein. Je tiefer er dieses Geheimnis erfährt, um so besser kann er sein Leben und Schicksal verstehen und es auch annehmen. Er schreibt: «Was den Doppelmord angeht, in den ich verwickelt war, kam ich im Gebet zu der Einsicht, dass Schuld und Unschuld etwas viel Komplizierteres sind, als ich zuerst gedacht hatte. Die Wahrheit ist, dass ich vieles bereuen muss und dass meine Gefangenschaft nicht völlig ungerecht ist».

Das Gebet gab ihm dann auch die Kraft, unter dem Gewicht seiner Vergangenheit und all der bedrückenden Erfahrungen im Gefängnis nicht zusammenzubrechen, zum Beispiel: «Dass mir zweimal von anderen Häftlingen der Arm gebrochen worden war, dass ich drei Jahre lang in Erwartung einer drohenden Hinrichtung gelebt hatte, dass ich von einem anderen Gefangenen fast vergewaltigt worden war, dass ich erfahren hatte, dass sich meine Mutter zu Tode getrunken hatte, und vieles andere.» Das Gebet hat ihn gerettet. Das Gebet hat ihm geholfen, seiner Schuld, seiner Angst und dem ganzen Desaster seines Lebens in die Augen zu schauen, es anzunehmen und es abzugeben an Den, Der alle Schuld ans Kreuz getragen hat: an unseren herrlichen Herrn und Erlöser.

Unendlich wichtig, liebe Leser, ist das Gebet! Denn ohne Gebet können wir nicht gerettet werden: können wir den dunklen Mächten der Verzweiflung nicht standhalten, den Versuchungen nicht widerstehen, solchem Leben selbst ein Ende zu machen und in die Hände der Dämonen zu fallen. Ohne Gebet treiben wir allein auf offenem Meer dahin, allen dunklen Mächten preisgegeben. Darum hat sich Jens Söring zum festen täglichen Programm gemacht: «Ich praktiziere viermal täglich jeweils gut eine halbe Stunde das Gebet der Sammlung. Indem ich im Gebet so oft zu meiner eigenen Gebrochenheit, Schwäche und mein Versagen zurückkehre, lerne ich, meine Augen auf Jesus gerichtet zu halten, dessen Gnade ich so verzweifelt brauche.»

«Dessen Gnade ich so verzweifelt brauche.» Das gilt für jeden Menschen, der durch schwere und tragische Lebenserfahrungen hindurchgegangen ist und nicht in Alkohol und Drogen ertrinken, sondern zu einem neuen Leben auferstehen will. Auferstehen, sagen wir! Du brauchst, wenn du auferstehen willst, die Gnade des Gebetes! (Das gilt ausnahmslos für jeden Menschen!) Das Gebet wird — wie ein Engel — deine Schuld vor Gott hintragen, deine gescheiterte Ehe in ein neues Licht tauchen, deine Krankheit in Kraft verwandeln (Ps 41,4). Die Kinder, die dich hassen, werden dir noch einmal verzeihen. Aus den Trümmern deines Lebens baut dir die Gnade ein Haus aus Barmherzigkeit. Alle deine Wunden und Schmerzen und Niederlagen werden dich barmherzig und mitleidig machen und dein ganzes Unglück wird dich lehren, andere glücklich zu machen — wenn Du nur betest und darin nie nachlässt!

So schafft sich Gottes erbarmende Liebe seine Kinder, seine wunderbaren, herrlichen Kinder, seine Heiligen, über die Er sich mit seinen heiligen Engeln mehr freut als über die neunundneunzig, die solchen Erbarmens nicht bedürfen. So unfassbar ist Gottes erbarmende Liebe! «Ich sagte zur Barmherzigkeit der Barmherzigkeiten: Deine Größe und Höhe erspähe ich nicht, deinen Abgrund, die Tiefe dieses Abgrundes, vermag ich nicht zu ergründen, deine Weite und Breite kann ich nicht ermessen und das Maß und das Endziel deiner Länge ist mir unerreichbar. » (Hl. Maria Bernarda).


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