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Die innere Freiheit Ein Blick auf den hl. Robert Bellarmin Es handelt sich bei diesem Text um eine Predigt, die P. Engelbert Recktenwald am 13. Mai 2000 in der St. Leonhardskirche in Frankfurt im Rahmen der Hauptversammlung von Pro Missa Tridentina hielt. Die Predigt wurde frei gehalten. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, wurde in der schriftlichen Wiedergabe auf eine Glättung des Stils verzichtet. Man kann zwei Arten des seelischen Schmerzes unterscheiden, je nachdem, was für ein Wille dahinter steht: ob es ein guter oder ein böser Wille ist, ob Liebe ist oder, im weitesten Sinne, Haß, oder sagen wir vielleicht besser Liebe oder Eigenliebe. Die erste Form des Schmerzes sehen wir in reinster Weise verwirklicht im Leiden unseres Herrn Jesus Christus, vor allem in Seinem seelischen Leiden, das uns im Ölbergsleiden vor Augen geführt wird. Gerade weil Seine Liebe so groß ist, ist Sein Schmerz so groß. Denn der Schmerz besteht darin, daß Er sehen muß, wie Seine Liebe von so vielen Seelen zurückgewiesen wird. Noch nie ist die Seele eines Menschen von solcher Bitterkeit erfüllt gewesen, wie es bei unserem Herrn der Fall war angesichts so vieler Seelen, von denen Er sah, daß für sie all das, was Er für sie getan hat, all Sein Leiden, selbst Sein Tod, umsonst sind. Der Schmerz über jene Seelen, die trotz Seiner Liebe, mit der Er ihnen nachgeht, verloren gehen, erfüllte Sein heiligstes Herz mit untröstlicher Bitterkeit. Je größer die Liebe ist, umso größer der Schmerz, wenn diese Liebe zurückgewiesen wird. Auf der anderen Seite haben wir es mit einem Phänomen zu tun, das auf den ersten Blick dem ganz ähnlich zu sein scheint: der Schmerz des bösen Willens, der nicht an sein Ziel kommt. Stellen wir uns etwa das Leiden der “armen Pharisäer” vor, die, bevor es endlich so weit war, immer wieder scheiterten mit dem Versuch, den Herrn zu fassen, da Er mitten unter ihnen hinwegging. Die nicht an ihr Ziel kamen und deshalb immer wieder aufgewühlt wurden von einem inneren Schmerz der Bitterkeit und der Verbissenheit. Auf den ersten Blick scheint das beide Male ein Phänomen zu sein, das wir unter den gemeinsamen Begriff der Frustration bringen könnten. Bei näherem Zuschauen allerdings werden wir entdecken, daß die innere Qualität des jeweiligen Schmerzes radikal verschieden ist. Der eine Schmerz, wie wir ihn bei unserem Herrn finden, macht die Seele kostbar in den Augen Gottes. Dadurch wird die Seele Gott wohlgefällig. Und bei unserem Herrn war es in solcher Weise der Fall, daß Er durch diese makellose Opfergabe den Vater versöhnen konnte mit der ganzen Welt. So wohlgefällig, daß Sein Leiden und Sein Tod die Kraft hatten, alle Sünden zu sühnen. Auf höchste Weise hat dieses Leiden den Herrn dem Vater wohlgefällig gemacht. Das andere Leiden, das aus einem schlechten Willen resultiert, ist genau das Gegenteil. Es macht die Seele innerlich häßlich, es verdirbt sie, es entstellt das Antlitz Gottes in der Seele und führt letztlich zur ewigen Verdammnis, so wie der Heiland es selber den Pharisäern vorausgesagt hat, als Er ihnen sagte: “Ihr werdet in euren Sünden sterben.” Das sind die beiden Extremformen dieser Art von Leiden, und dazwischen gibt es natürlich fließende Übergänge. Geliebte im Herrn, warum erwähne ich das? Als Priester ist mir aufgefallen, daß man in der letzten Zeit immer wieder in vermehrtem Maße auf Resignation stößt. Auf viele Menschen, die resignieren wollen. Schon so lange dauert der Kampf, drei, vier Jahrzehnte! Gewiß sind schon einige Erfolge aufzuweisen in diesem gewaltigen Ringen innerhalb der Kirche. Aber der Unterschied zu dem Zustand, den wir eigentlich anstreben, ist immer noch riesig und die Zahl der Mißerfolge größer als die Zahl der Erfolge. Und das verursacht ein inneres Leiden, und es liegt an uns, welcher Art dieses Leiden ist. Ob es das Leiden eines liebenden Willens ist, der nur die größere Ehre Gottes sucht, oder ob es für uns zu einem Fallstrick wird, daß wir innerlich resignieren und vielleicht sogar verbittern. Meine Lieben, es gibt zur Resignation keinen Grund! Der Herr hat uns durch Sein Leiden erlöst. Er hat die Erlösung nicht bewirkt durch einen souveränen Gnadenakt wie ein Gott, der von den Sünden der Menschen nicht berührt wird, wie ein König, der willkürlich den einen befreit und den anderen nicht. Sondern es war bei Ihm ein dramatisches Ringen um die Seelen, um ihre Liebe zu gewinnen. Und wenn Er uns solche Prüfungen und Leiden zumutet, dann ist das nichts anderes, als daß Er uns würdigt, in dieses dramatische Ringen des Herrn mit hineingenommen zu werden. Daß wir gewürdigt werden, Anteil zu gewinnen an Seiner Passion und an Seiner Art und Weise, die Seelen zu retten. Wir feiern heute das Fest des hl. Robert Bellarmin. Wir können allgemein sagen, wenn wir uns das Leben der Heiligen anschauen, daß es immer wieder dieselbe Schule ist, in die der Herr Seine Heiligen hineinnimmt. Der hl. Robert Bellarmin ist 1931 zum Kirchenlehrer erhoben worden, vor allem wegen seines theologischen Hauptwerkes "De controversiis", in dem auf meisterhafte Art und Weise die katholische Lehre über Kirche und Papsttum und die Vorrechte des Papstes verteidigt werden gegen die Angriffe der Reformatoren. Ein glänzendes Werk, das damals das führende Werk in dieser Gattung war und auf das sich Generationen von Theologen immer wieder berufen haben. Der hl. Robert Bellarmin schrieb dieses Werk aus leidenschaftlicher Liebe zur Kirche. - Und da geschah etwas Eigenartiges: Dieses Werk wurde vom Papst auf den Index gesetzt, der erste Band dieses Werkes, auf die Liste der verbotenen Bücher! Und warum? Weil er in diesem Werk auch die These vertrat, daß der Papst keine direkte weltliche Macht hat über die zeitlichen Güter. Und der Papst war anderer Meinung. Meinung - es war kein Glaubenssatz - das war's nie gewesen. Diese These war immer das ganze Mittelalter über umstritten gewesen - im Gegenteil, sie kam erst während des Hoch- und Spätmittelalters auf, sie war immer umstritten. Aber der Papst war nun einmal dieser Meinung, und die Tatsache, daß in diesem für den Glauben vollkommen unwesentlichen Punkt der hl. Robert Bellarmin anderer Meinung war, diese Tatsache war für ihn ausschlaggebender als all das andere Wertvolle, das sich in diesem Werk befindet zur Verteidigung der Kirche und des Glaubens. Ich denke, es ist unnötig, auf gewisse Parallelen dieser Zeit einzugehen, wo wir es mit dem öffentlichen Ärgernis zu tun haben, daß leider in weiten Kreisen der Kirche eine kritische Haltung zur Liturgiereform ausschlaggebender ist und als schlimmer empfunden wird als die Leugnung zentraler Glaubenswahrheiten. Der nächste Papst, der auf den Papst folgte, der das Werk auf den Index setzte, regierte nur zwölf Tage. Aber diese Zeit genügte, um das Werk wieder vom Index zu nehmen. Die Lage kann sich schlagartig ändern! Und der hl. Robert Bellarmin wäre nicht der Heilige geworden, der er nun ist, wenn diese ungerechte Behandlung, die er erleiden mußte - die er erleiden durfte -, wenn die ihn auch nur im geringsten beirrt hätte in seiner Liebe zur Kirche und im weiteren unbeirrbaren Eintreten für die katholische Wahrheit. Er tat das auch weiterhin, ob gelegen oder ungelegen. Auch bei einem späteren Papst, der ihn zunächst förderte, fiel er dann in Mißgunst, weil er in der berühmten Kontroverse, die damals die ganze katholische Gelehrtenwelt erschütterte, nämlich im Gnadenstreit zwischen den Jesuiten und den Dominikanern, den Papst warnte, die Jesuiten zu verurteilen. Der Papst war zu jener Zeit geneigt, die Jesuiten zu verurteilen. Robert Bellarmin war zu dieser Zeit schon Kardinal. Er war gefördert worden von diesem Papst, aber ganz freimütig, ohne irgendwelche Aggressionen, sondern in reiner Liebe zur Wahrheit, warnte er den Papst vor diesem Schritt. Und der Papst ernannte ihn dafür zum Erzbischof von Capua, das war eine Wegbeförderung. Drei Jahre lang war er Bischof von Capua, und der nächste Papst rief ihn dann wieder nach Rom zurück, wo er bis zu seinem Tode blieb. Vielleicht können wir uns diese innere Freiheit vorstellen, die nötig ist, um so zu handeln wie der hl. Robert Bellarmin. Er war nicht aus auf seinen eigenen Vorteil, sondern was ihn leitete, war die unbeirrbare Liebe zur Wahrheit und zur Kirche. Und so sollen auch für uns die Prüfungen, mit denen wir es immer wieder zu tun haben, eine Herausforderung sein, in diese Schule der Heiligen zu gehen, damit diese Kreuze uns dem Herrn und damit auch, aufs Ganze gesehen, dem Erfolg näherbringen, wenn denn unsere Sache die des Herrn ist. So müssen wir uns immer wieder, mich selber eingeschlossen, die Frage stellen, wenn wir uns z. B. für die alte Liturgie einsetzen: Tu ich das, weil mir diese Form der Liturgie besser gefällt, oder tu ich es um des Herrn willen, damit Er immer mehr erkannt und verherrlicht wird? Wenn wir in unseren Bemühungen Rückschläge hinnehmen müssen, ist dieser Schmerz denn wirklich so schlimm, ist das wirklich schlimmer als eigentlich der Schmerz in uns sein müßte angesichts der Tatsache, daß der Herr heute von so vielen Seelen ferngehalten wird, z. B. durch die heute allgemein verbreitete Tatsache, daß die Kinder, die zur Erstkommunion geführt werden, betrogen werden um das Kostbarste, daß sie nicht mehr erfahren, daß sie hier den Herrn empfangen? Das ist doch heute fast der allgemeine Zustand. Uns geht es um den Herrn, um Seine Verherrlichung, und uns schmerzt es, daß Er von so vielen Seelen abgehalten wird, daß Er nicht mehr zu den Seelen hin kann. Uns schmerzt der Ruin der Seelen durch die Verfälschung des Glaubens, die heute in der Kirche so große Fortschritte gemacht hat. Und wenn wir dann in unserem persönlichen Bemühen Rückschläge und Schmerzen hinnehmen müssen, dann sind wir stolz darauf und freuen uns, ein wenig am Schicksal des Herrn teilhaben zu dürfen. Dann vereinigen wir das mit Seinem Schmerz, und so entdecken wir, daß wir, wenn wir nur danach streben, den Herrn immer mehr zu lieben und zu verherrlichen, niemals Mißerfolge haben können. Wenn wir uns einsetzen für die alte Liturgie und es hat Erfolg, dann zu Seiner Verherrlichung, und wir freuen uns darüber; wenn wir Mißerfolg erleiden und unsere Bemühungen vereitelt werden, dann erwartet der Herr, daß wir Ihn dadurch verherrlichen, daß wir diesen Schmerz Ihm darbringen wie eine kostbare Opfergabe. Und an diesem Hauptziel, das uns umtreibt, den Herrn immer mehr zu lieben und zu verherrlichen, daran kann uns niemand hindern. Um dies zu erreichen, brauchen wir kein Indult zu beantragen, und wir sind unabhängig von irgendwelchen bischöflichen Verfügungen. Daran kann uns niemand hindern: Den Herrn aus ganzem Herzen zu lieben und unser Leben Seiner Verherrlichung zu weihen. Dieses Vorhaben führt immer zum Erfolg! Wenn wir diese Liebe zum Herrn haben, dann sind wir immunisiert gegen jene schlimmen gefährlichen Folgen des äußeren Mißerfolges, die immer wieder uns heimsuchen wollen als Versuchung. Es ist eine kostbare Prüfung in den Augen des Herrn. Wollen wir die Muttergottes bitten, in deren Monat wir stehen, daß sie uns diese Wissenschaft lehrt, den Herrn immer mehr zu lieben und alles zu tun zu Seiner Verherrlichung. Wenn wir dies erreichen, dann gilt auch uns das Wort, das der hl. Robert Bellarmin einmal gesprochen hat: Jene, die auf den Herrn vertrauen, die werden von Gott auf folgende Weise behandelt: Entweder Er befreit sie von ihrem Elend, oder Er erfüllt sie mit solchem Trost, daß sie mit dem hl. Paulus im Zweiten Korintherbrief sprechen können: "Wir sind überreich an Freude bei all unserer Trübsal!" Amen. Weitere Beiträge von P. Engelbert Recktenwald Auch in Coronazeiten Gott verherrlichen! Meine Predigt zum Evangelium vom Samstag vor Palmsonntag.
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