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Jacques Maritain Am 11. Juni 1906 wurde Jacques Maritain (1882-1973) auf dem Montmartre in der Kirche St. Johannes E Durch einen im Matin veröffentlichten Brief des belgischen Dichters und späteren Nobelpreisträgers Maurice Maeterlinck an Leon Bloy waren sie auf dessen Roman "La Femme pauvre" ("Die arme Frau") aufmerksam geworden. Sie kauften sich den Roman, waren begeistert und beschlossen, den Kontakt mit Bloy zu suchen. Für Raïssa, die Jüdin war, bedeutete ein weiteres Werk Bloys eine Erleuchtung: "Le Salut par les Juifs" ("Das Heil durch die Juden"). Sie erkannte den Zusammenhang zwischen dem Alten und dem Neuen Testament. Raïssa Oumançoff wurde 1883 in Rußland geboren. Als sie zehn Jahre alt ist, zieht ihre Familie nach Paris. Die Familie ist jüdisch, praktiziert aber ihren Glauben nicht. Bereits in ihrer frühen Jugend wird Raïssa von der Gottesfrage angesichts des Leidens in der Welt gequält: "Wenn es einen Gott gibt, ist Er auch unendlich gut und allmächtig. Aber, wenn Er gut ist, wie kann Er dann das Leiden zulassen? Und wenn er allmächtig ist, wie kann Er dann die Bösen ertragen? Es gibt aber Leid und Bosheit. Also ist Gott weder allmächtig, noch unendlich gut; also existiert er nicht." Jacques war protestantisch getauft, aber nicht religiös erzogen worden. Mit sechzehn wälzt er sich auf dem Boden seines Zimmers vor Schmerz darüber, daß er nirgends Antwort auf seine Fragen findet. Das Studium an der Sorbonne bringt keine Hilfe. Spinoza und Nietzsche können nur vorübergehend den Wahrheitsdurst von Jacques und Raïssa stillen. Inzwischen haben sie Ernest Psichari und Charles Péguy kennengelernt. Dieser empfiehlt die Vorlesungen von Henri Bergson (1859-1941). Bergson führt sie endgültig aus dem Materialismus und Szientismus heraus. Sie lesen Plotin, Pascal und Platon. Ganz langsam wird so der Weg geebnet zu den Voraussetzungen, um die christlichen Glaubenswahrheiten überhaupt verstehen zu können, aber der Durchbruch zum Glauben selber kommt erst nach der Begegnung mit Leon Bloy. Durch seine Anregung lesen sie zum ersten Mal ein Werk christlicher Mystik: "Die Zierde der geistlichen Hochzeit" von Ruysbroeck, danach die Werke der Anna Katharina Emmerich. Nach seiner Konversion studiert Jacques Maritain zunächst in Heidelberg beim Biologen und Philosophen Hans Driesch (1867-1941). 1910 entdeckt er Thomas von Aquin: "Ich, der ich mit soviel Enthusiasmus durch alle Lehren der modernen Philosophie gegangen war und dort nichts als Enttäuschung (...) gefunden hatte, erlebte damals so etwas wie eine Erleuchtung der Vernunft" (Le Philosophe dans la cité, 1960). 1914 wird er Professor für Philosophie am Institut Catholique in Paris. Zur Begegnung mit der hl. Edith Stein kommt es am 14. September 1932. Maritain schreibt später darüber: "Raïssa und ich haben niemals diesen Besuch vergessen, weder das Feuer noch die geistige Klarheit und Schärfe, welche vom Antlitz Edith Steins ausgingen. Wir hatten sie sofort in unsere Herzen geschlossen. Und gut 12 Jahre später, als die Welt von dem Massaker an den Juden durch die Knechte des Teufels erfuhr, empfanden wir die Nachricht ihres Todes - ihres Martyriums - wie einen persönlichen Trauerfall. Möge sie uns alle segnen." Im Laufe seines Lebens schreibt Maritain über 60 Werke zu fast allen Themen der Philosophie. Er entwirft "eine politische Philosophie als christliche Antwort auf die Totalitarismen faschistischer, kommunistischer und kapitalistischer Prägung" (Peter Nickl). Von Papst Paul VI. wird er sehr geschätzt. Dieser wird von ihm in seinem konziliaren Kurs zunächst bestärkt, bis Maritain den Verfallcharakter der nachkonziliaren Entwicklung erkennt und zu einem ihrer schärfsten Kritiker wird, vor allem in seinem Buch "Le Paysan de la Garonne" (1966; "Der Bauer von der Garonne"), das kein Geringerer als Dietrich von Hildebrand für bewunderungswürdig hielt. In diesem Werk prangert Maritain "den Kniefall vor der Welt" an, den viele Christen vollziehen, und die "Klugheit" vieler Prediger: "Also sollte ein kluger Prediger von drei Dingen auf keinen Fall reden, und er sollte auch möglichst wenig an sie denken, selbst wenn er jeden Sonntag das Credo spricht. Das erste, was man offensichtlich im Dunkel lassen muß, ist das Jenseits, denn das gibt es nicht. Das zweite, wovon er nicht reden soll, ist das Kreuz, denn das ist nur ein Symbol für die Opfer, die der Fortschritt im Augenblick noch von uns fordert. Das dritte, was er auslassen, vergessen muß, ist die Heiligkeit" (Der Bauer von der Garonne, S. 65). In dieser Kritik weiß er sich einig mit einem seiner engsten Freunde, mit Kardinal Charles Journet. Maritain stirbt am 28. April 1973 in Toulouse. Seine Frau Raïssa war bereits am 4. November 1960 verstorben, deren Schwester Vera am 31. Dezember 1959. Quellen: Manuel Garcia Morente In der Nacht vom 29. zum 30. April 1937 bekehrte sich der spanische Philosoph Manuel Garcia Morente (1886-1942). Morente war Schüler u.a. der Neukantianer Natorp und Cohen, wandte sich dann, vermittelt durch José Ortega y Gasset, der Phänomenologie zu und übersetzte Husserl und Alexander Pfänder, außerdem auch Kant, Leibniz und Descartes. Er war Atheist, als ihm in jener Nacht die Gebete seiner Kindheit in den Sinn kamen und er feststellen musste, dass er das “Vater unser” vergessen habe. Es ging eine tiefe Veränderung in ihm vor, seine Seele wurde mit einem tiefen Frieden erfüllt, gleichzeitig zögerte er aber noch, den Schritt zum Glauben zu wagen. Er entschloss sich, die Evangelien zu kaufen. “In diesem Moment trat das Ereignis ein, von dem sein geistlicher Lehrer zu Lebzeiten seines Beichtkindes nie sprach: Morente flehte um ‘eine Geste der Liebe, des Verzeihens voller Zärtlichkeit!’ Dann meinte er wieder eingeschlafen zu sein, und als er aufgewacht war, sah er in dem nur von einem Nachtlicht erleuchteten Zimmer den Gegenstand seiner erwachenden Liebe. ‘Ich wandte den Kopf gegen die Mitte des Zimmers und erstarrte. - Er war dort. Ich sah Ihn nicht, ich hörte Ihn nicht, berührte Ihn nicht. Aber Er war da ... Ich sah nichts, hörte nichts, berührte nichts, hatte nicht die leiseste Empfindung. Aber Er war da ...” (Josef G. Cascales, Gotteserfahrung - Christuserlebnis, Wien 21978, S. 20). Es war keine flüchtige, trügerische Anwandlung, sondern eine vollständige Bekehrung: 1940 wurde er zum Priester geweiht. Weitere Beiträge über Philosophen: Ein Interview mit Dr. David Berger: Das Gleichnis vom ungerechten Verwalter "So sind die Kinder dieser Welt unter ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes" (Lk 16, 8). Eine Predigt über die Klugheit.
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