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Jacques Maritain

Am 11. Juni 1906 wurde Jacques Maritain (1882-1973) auf dem Montmartre in der Kirche St. Johannes Evangelist getauft. Mit ihm zusammen empfingen auch seine Frau Raïssa und deren jüngere Schwester Vera die Taufe. Pate von allen drei war der Schriftsteller Léon Bloy. Die Begegnung mit ihm bedeutete für die Maritains den letzten Schritt auf ihrem langen Weg der Suche nach der Wahrheit. Berühmt und viel zitiert sind die Zeilen, in denen Jacques Maritain den ersten Besuch bei Bloy beschreibt: "Am 25. Juni 1905 stiegen zwei junge Menschen von zwanzig Jahren die endlose Treppe hinauf, die zum Sacré-Cœur führt. Sie trugen in sich jene Bedrängnis, die das einzige ernsthafte Produkt der modernen Kultur ist, und eine Art aktiver Verzweiflung, nur erhellt, sie wußten nicht warum, von der inneren Sicherheit, daß ihnen eines Tages die Wahrheit gezeigt würde, nach der sie hungerten und ohne die es ihnen fast unmöglich war, das Leben anzuerkennen. Eine gewisse ästhetische Moral hielt sie gerade noch aufrecht, um der Idee des Selbstmordes nicht zu erliegen. Belehrt durch Bergson hatten sie ihren Verstand geläutert vom wissenschaftlichen Aberglauben, mit dem sie die Sorbonne genährt hatte, doch waren sie sich bewußt, daß die ‘Intuition' von Bergson nur eine schwache Zuflucht gegen den Skeptizismus bot, dieser logischen Folge aller modernen Philosophien. Da sie ihnen durch falsche Vorurteile und den falschen Schein vieler sogenannter gutdenkender Kirchgänger verborgen war, hielten sie die Kirche für das Bollwerk der Mächtigen und Reichen, welche ein Interesse daran hatten, weitgehend die Anschauungen des ‘finsteren Mittelalters' zu erhalten. Sie schritten einem sonderbaren Bettler entgegen, einem Verächter der Philosophie, der von den Dächern die göttliche Wahrheit verkündete, einem bis zum letzten gehorsamen Katholiken, der seine Zeit und diejenigen, welche hier unten ihre Seligkeit finden, mit mehr Freiheit verurteilte, als es alle Revolutionäre der Welt tun. (...)
Kaum hatten sie die Schwelle seines Hauses überschritten, wurden alle ihre bisherigen Werte wie durch eine unsichtbare Macht auf den Kopf gestellt. Man wusste oder erahnte es: Es gibt nur eine Traurigkeit, nämlich jene, kein Heiliger zu sein."

Durch einen im Matin veröffentlichten Brief des belgischen Dichters und späteren Nobelpreisträgers Maurice Maeterlinck an Leon Bloy waren sie auf dessen Roman "La Femme pauvre" ("Die arme Frau") aufmerksam geworden. Sie kauften sich den Roman, waren begeistert und beschlossen, den Kontakt mit Bloy zu suchen. Für Raïssa, die Jüdin war, bedeutete ein weiteres Werk Bloys eine Erleuchtung: "Le Salut par les Juifs" ("Das Heil durch die Juden"). Sie erkannte den Zusammenhang zwischen dem Alten und dem Neuen Testament.

Raïssa Oumançoff wurde 1883 in Rußland geboren. Als sie zehn Jahre alt ist, zieht ihre Familie nach Paris. Die Familie ist jüdisch, praktiziert aber ihren Glauben nicht. Bereits in ihrer frühen Jugend wird Raïssa von der Gottesfrage angesichts des Leidens in der Welt gequält: "Wenn es einen Gott gibt, ist Er auch unendlich gut und allmächtig. Aber, wenn Er gut ist, wie kann Er dann das Leiden zulassen? Und wenn er allmächtig ist, wie kann Er dann die Bösen ertragen? Es gibt aber Leid und Bosheit. Also ist Gott weder allmächtig, noch unendlich gut; also existiert er nicht."
Als sie Maritain kennenlernt, findet sie einen Gesinnungsgenossen, der von denselben Fragen gequält wird und mit dem sie sich aussprechen kann. 1902 verloben sich die beiden, 1904 heiraten sie.

Jacques war protestantisch getauft, aber nicht religiös erzogen worden. Mit sechzehn wälzt er sich auf dem Boden seines Zimmers vor Schmerz darüber, daß er nirgends Antwort auf seine Fragen findet. Das Studium an der Sorbonne bringt keine Hilfe.

Spinoza und Nietzsche können nur vorübergehend den Wahrheitsdurst von Jacques und Raïssa stillen. Inzwischen haben sie Ernest Psichari und Charles Péguy kennengelernt. Dieser empfiehlt die Vorlesungen von Henri Bergson (1859-1941). Bergson führt sie endgültig aus dem Materialismus und Szientismus heraus. Sie lesen Plotin, Pascal und Platon. Ganz langsam wird so der Weg geebnet zu den Voraussetzungen, um die christlichen Glaubenswahrheiten überhaupt verstehen zu können, aber der Durchbruch zum Glauben selber kommt erst nach der Begegnung mit Leon Bloy. Durch seine Anregung lesen sie zum ersten Mal ein Werk christlicher Mystik: "Die Zierde der geistlichen Hochzeit" von Ruysbroeck, danach die Werke der Anna Katharina Emmerich.

Nach seiner Konversion studiert Jacques Maritain zunächst in Heidelberg beim Biologen und Philosophen Hans Driesch (1867-1941). 1910 entdeckt er Thomas von Aquin: "Ich, der ich mit soviel Enthusiasmus durch alle Lehren der modernen Philosophie gegangen war und dort nichts als Enttäuschung (...) gefunden hatte, erlebte damals so etwas wie eine Erleuchtung der Vernunft" (Le Philosophe dans la cité, 1960). 1914 wird er Professor für Philosophie am Institut Catholique in Paris.
Maritain entwickelt sich zu einem der bedeutendsten Thomisten des 20. Jahrhunderts, der gleichzeitig die geistige Auseinandersetzung mit den Strömungen der Zeit in Angriff nimmt. Nach Nikolai Berdjajew ist Maritain der erste, "der den Thomismus in die Kultur einführte." Sein Haus wird zu einem Treffpunkt bedeutender Philosophen und Künstler: Peter Wust, Emmanuel Mounier, Gabriel Marcel, Nikolai Berdjajew, Francois Mauriac, Julien Green, Charles du Bos, Henri Ghéon, Pierre van der Meer de Walcheren, Max Jacob, René Schwob, Marc Chagall, Jean Cocteau, Georges Rouault, Arthur Louré, Gino Severini, Erik Satie.

Zur Begegnung mit der hl. Edith Stein kommt es am 14. September 1932. Maritain schreibt später darüber: "Raïssa und ich haben niemals diesen Besuch vergessen, weder das Feuer noch die geistige Klarheit und Schärfe, welche vom Antlitz Edith Steins ausgingen. Wir hatten sie sofort in unsere Herzen geschlossen. Und gut 12 Jahre später, als die Welt von dem Massaker an den Juden durch die Knechte des Teufels erfuhr, empfanden wir die Nachricht ihres Todes - ihres Martyriums - wie einen persönlichen Trauerfall. Möge sie uns alle segnen."

Im Laufe seines Lebens schreibt Maritain über 60 Werke zu fast allen Themen der Philosophie. Er entwirft "eine politische Philosophie als christliche Antwort auf die Totalitarismen faschistischer, kommunistischer und kapitalistischer Prägung" (Peter Nickl). Von Papst Paul VI. wird er sehr geschätzt. Dieser wird von ihm in seinem konziliaren Kurs zunächst bestärkt, bis Maritain den Verfallcharakter der nachkonziliaren Entwicklung erkennt und zu einem ihrer schärfsten Kritiker wird, vor allem in seinem Buch "Le Paysan de la Garonne" (1966; "Der Bauer von der Garonne"), das kein Geringerer als Dietrich von Hildebrand für bewunderungswürdig hielt. In diesem Werk prangert Maritain "den Kniefall vor der Welt" an, den viele Christen vollziehen, und die "Klugheit" vieler Prediger: "Also sollte ein kluger Prediger von drei Dingen auf keinen Fall reden, und er sollte auch möglichst wenig an sie denken, selbst wenn er jeden Sonntag das Credo spricht. Das erste, was man offensichtlich im Dunkel lassen muß, ist das Jenseits, denn das gibt es nicht. Das zweite, wovon er nicht reden soll, ist das Kreuz, denn das ist nur ein Symbol für die Opfer, die der Fortschritt im Augenblick noch von uns fordert. Das dritte, was er auslassen, vergessen muß, ist die Heiligkeit" (Der Bauer von der Garonne, S. 65). In dieser Kritik weiß er sich einig mit einem seiner engsten Freunde, mit Kardinal Charles Journet.

Maritain stirbt am 28. April 1973 in Toulouse. Seine Frau Raïssa war bereits am 4. November 1960 verstorben, deren Schwester Vera am 31. Dezember 1959.

Quellen:
Jacques Maritain, Einführung zu Léon Bloy, Der beständige Zeuge Gottes, Salzburg 1953;
J. Anceler-Hustache, Jacques und Raïssa Maritain, in: Heimkehr zur Kirche. Konvertiten des 20. Jahrhunderts I, Luzern, München 1956, S. 161-175;
Sven Stolpe, Die christliche Phalanx. Kämpfende Dichtung in Frankreich, Wien o.J., S. 209-266;
Peter Nickl, Jacques Maritain, in: Philosophie der Gegenwart in Einzeldarstellungen, hg. von Julian Nida-Rümelin, Stuttgart 21999, S. 492-497.
Die Website von Dr. Benedikt Ritzler


Manuel Garcia Morente

In der Nacht vom 29. zum 30. April 1937 bekehrte sich der spanische Philosoph Manuel Garcia Morente (1886-1942). Morente war Schüler u.a. der Neukantianer Natorp und Cohen, wandte sich dann, vermittelt durch José Ortega y Gasset, der Phänomenologie zu und übersetzte Husserl und Alexander Pfänder, außerdem auch Kant, Leibniz und Descartes. Er war Atheist, als ihm in jener Nacht die Gebete seiner Kindheit in den Sinn kamen und er feststellen musste, dass er das “Vater unser” vergessen habe. Es ging eine tiefe Veränderung in ihm vor, seine Seele wurde mit einem tiefen Frieden erfüllt, gleichzeitig zögerte er aber noch, den Schritt zum Glauben zu wagen. Er entschloss sich, die Evangelien zu kaufen. “In diesem Moment trat das Ereignis ein, von dem sein geistlicher Lehrer zu Lebzeiten seines Beichtkindes nie sprach: Morente flehte um ‘eine Geste der Liebe, des Verzeihens voller Zärtlichkeit!’ Dann meinte er wieder eingeschlafen zu sein, und als er aufgewacht war, sah er in dem nur von einem Nachtlicht erleuchteten Zimmer den Gegenstand seiner erwachenden Liebe. ‘Ich wandte den Kopf gegen die Mitte des Zimmers und erstarrte. - Er war dort. Ich sah Ihn nicht, ich hörte Ihn nicht, berührte Ihn nicht. Aber Er war da ... Ich sah nichts, hörte nichts, berührte nichts, hatte nicht die leiseste Empfindung. Aber Er war da ...” (Josef G. Cascales, Gotteserfahrung - Christuserlebnis, Wien 21978, S. 20).

Es war keine flüchtige, trügerische Anwandlung, sondern eine vollständige Bekehrung: 1940 wurde er zum Priester geweiht.


Weitere Beiträge über Philosophen:

Peter Thomas Geach

Max Müller

Ein Interview mit Dr. David Berger:
Die Bedeutung des Thomismus


Das Gleichnis vom ungerechten Verwalter

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