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Julien Green und seine Tagebücher

Von Katrin Krips-Schmidt

Als Julien Green am 13. August 1998 die Augen für immer schließt, um diese irdische Welt mit einem leichten Lächeln auf den Lippen zu verlassen und in sein sehnsüchtig erwartetes himmlisches Paradies heimzukehren, lässt er sich - so hatte er seinen Adoptivsohn Jean-Éric zuvor angewiesen – den 1917 in Rom gekauften Rosenkranz in die Hände legen, wie es bei der Bestattung mancher Katholiken noch heute frommer Brauch ist. Sein Glaube war ihm unbestreitbare Gewissheit. 1996 schreibt er: „Ich werde gefragt, was für mich der wichtigste jemals auf der Welt ausgesprochene Satz ist. Die Antwort weiß ich sofort: Ego sum Resurrectio et Vita“ [Ich bin die Auferstehung und das Leben, Joh, 11,25].

Sechs Wochen vor seinem Tod notiert der 97-Jährige seine letzten Zeilen. Darin konstatiert er, sich wohl damit abfinden zu müssen, dass er nicht mehr gut laufen könne. Das, was man ihm von der Außenwelt erzählt, interessiere ihn nicht mehr im Geringsten. Mit dem Satz: „Die Ereignisse spielen sich im Inneren ab“, findet das Tagebuch des Autors am 2. Juli ein abruptes Ende.

Wer war Julien Green? Ein Romancier, der ein gewaltiges Oeuvre hinterließ mit zumeist düsteren Werken, in denen die Präsenz des Mystischen und Dämonischen allgegenwärtig war und die in einem seltsamen Widerspruch zu seinen von Harmonie und Glauben getragenen Tagebüchern zu stehen scheinen? Ein Ästhet, der die klassischen Kunstwerke der Musik und Malerei bewunderte („Was mich auf der Welt am meisten berührt, das ist die gesamte Schönheit, die uns umgibt“)? Ein aufrichtiger Gottessucher, der seit seiner Pubertät und vor allem in seiner Jugend und Adoleszenz zwischen Spiritualität und körperlichem Verlangen hin- und hergerissen war und der schließlich in der katholischen Kirche die letztgültige Wahrheit fand? Einer jener Konvertiten, für den der regelmäßige Glaubensvollzug und damit die Feier der heiligen Messe zur Selbstverständlichkeit wurde, was ihn zu einem schonungslosen Kritiker vor- und nachkonziliarer Gottesdienstexperimente und zu einem Befürworter der überlieferten Liturgie machte?

All das sind zutreffende Charakterisierungen Julien Greens. Doch noch viel mehr denn als Verfasser schöngeistiger Literatur bleibt Green als Chronist im Gedächtnis, der eines der zeitlich umfassendsten und faszinierendsten Tagebücher überhaupt hinterlässt. Sein Diarium ist kein gewöhnliches Tagebuch im Sinne eines Festhaltens bedeutender Begebenheiten, die im Laufe eines Jahres ansonsten in Vergessenheit zu geraten drohten; es ist auch kein literarisches Journal, obwohl sein Verfasser sehr häufig Bezug auf Schriften anderer Dichter oder auf seine eigenen nimmt. Noch viel weniger handelt es von politischen Geschehnissen, denn vor nichts graut es Green mehr als vor der Tagespolitik, auch wenn er bisweilen auf Ereignisse seiner Zeit rekurriert und von seinen zahllosen Begegnungen mit Geistlichen, Literaten oder Schauspielern berichtet. Greens Notizen zeichnen einerseits seine eigene innere Entwicklung nach, andererseits enthalten sie, wenn auch in kurzer Form, die Beobachtungen und Erkenntnisse eines sensiblen, empathischen und hochgeistigen Menschen und das verteilt auf einen Zeitraum von fast einem Jahrhundert, denn Green beginnt seine Annalen im Jahr 1926 und beendet sie im Juli 1998. Wie kaum ein anderer ist Green– und das macht ihn für uns so ungemein wertvoll und lesenswert - ein „authentischer“ Zeitzeuge für den Katholizismus und dessen Veränderungen im vorigen Jahrhundert.

Die biographischen Eckdaten sind schnell vorgestellt: Julien Green erblickt am 6. September 1900 in Paris als jüngstes von sechs Geschwistern das Licht der Welt. Seine Eltern stammen aus den Südstaaten der USA, und so wächst er zweisprachig und als Grenzgänger zwischen zwei Kulturen auf, er bleibt zeitlebens amerikanischer Staatsbürger. Die ersten Glaubenserfahrungen werden ihm von seiner anglikanischen Mutter vermittelt, die ihn und seine fünf Schwestern, von denen er verwöhnt und mit Zärtlichkeiten überschüttet wird, im protestantischen Glauben erzieht. Im Ersten Weltkrieg engagiert er sich als Sanitäter für das amerikanische Rote Kreuz. Von 1919 bis 1921 studiert er an der Universität von Virginia Literaturwissenschaft und kehrt dann wieder nach Paris zurück. Während des Zweiten Weltkrieges hält er sich erneut in den Vereinigten Staaten auf und unterstützt von dort aus die französische Résistance. Als junger Mann macht Green einige religiöse Wandlungen durch: Ein Jahr nach dem Tod seiner Mutter schwört der Fünfzehnjährige dem Protestantismus ab und wird katholisch. Nach einer unbedeutenden buddhistischen Zwischenphase tritt er kurz vor dem Zweiten Weltkrieg schließlich endgültig zur katholischen Kirche über, um diesem Bekenntnis in aller Konsequenz bis zu seinem Tod treu verhaftet zu bleiben. 1971 wird er als erster Ausländer Mitglied der Académie Française.

Greens Romane kreisen um Sünde, Verzweiflung, Tod, Hoffnung und Gnade. Seine Figuren werden wie ihr Urheber vom Dualismus von Geist und Fleisch beherrscht. Neben Mont-Cinère (1926), Adriènne Mesurat (1927), Leviathan (1929), Der andere Schlaf (1931), Moira (1950), Jeder Mensch in seiner Nacht (1960), Der Andere (1971), Die Sterne des Südens (1989) und weiteren Romanen und Novellen verfasst Green auch Theaterstücke und autobiographische Schriften. Die meisten seiner Werke schreibt Green auf Französisch, einige auf Englisch.

1924 veröffentlicht er sein beißend ironisches „Pamphlet gegen die Katholiken Frankreichs“. Freilich unter einem Pseudonym, denn er fürchtet die Reaktion seiner Familie. Auch wenn der Deckname „Théophile Delaporte“ Greens Identität verschleiert, so gibt er doch einiges von dem vermeintlich Verborgenen preis. Der „Gottliebende“ befindet sich zum Zeitpunkt der Konzeption des knapp 200-seitigen Bandes innerlich noch außerhalb, noch „vor der Pforte“ der Kathedrale, erst 1939 konvertiert er erneut zur katholischen Kirche. Das Pamphlet richtet sich gegen einen „gewissen Katholizismus“, wie sein Freund Jacques Maritain im Vorwort erklärt, gegen „eine Akademie-, Salon- und Geschäfts-Religion der sich im Niedergang befindenden herrschenden Klassen“, (man kommt nicht umhin, dem vierundzwanzigjährigen Green bereits eine nahezu seismographische Beobachtungsgabe zuzusprechen, die beklemmend prophetisch in die Zukunft des 21. Jahrhunderts verweist), „die vom Naturalismus und ‚praktischen Atheismus‘, den Léon Bloy bei seinen Zeitgenossen anprangerte, durchdrungen ist - die Religion jener, die meinen, dass sie an Gott glauben und die leben, als ob Gott nicht existierte.“ Und so geht Green mit dem Katholizismus seiner Zeit (1924!) hart ins Gericht, wenn er schreibt: „Der Katholizismus ist ein leutseliger Katholizismus ohne Härte, dessen Verpflichtungen auf ein lächerliches Minimum reduziert sind und der alles tut, um von den Menschen akzeptiert zu werden. Er entrüstet sich nicht über ihre Gewohnheiten, er passt sich ihren Leidenschaften an, er duldet ihren Luxus, ihre Laschheit, ihre Irrtümer und ihre Ahnungslosigkeit, wenn sie nur den wesentlichen Glaubensartikeln zustimmten.“

Die Helden der Romane Greens tragen nicht wenige autobiographische Züge und demonstrieren damit, wie sehr die von ihm geschaffene Fiktion von der Realität durchdrungen ist. Doch obwohl selbst Konvertit, transportiert er in seinem fiktionalen Werk, in seinen Romanen nicht seine Glaubensvorstellungen. Die Missionierung seiner Leser sieht er nicht als seinen treibenden Impuls an, wie es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts für andere „katholische Schriftsteller“ – eine Zuschreibung, die Green für sich vehement abgelehnt hat - charakteristisch war. Green ist ein Glaubender, der schreibt – er ist kein Schriftsteller des Glaubens.

Dennoch - auf jeder Seite seines Journals spürt man den gläubigen Autor, auch wenn er seine Themen nur anreißt und streift. Der Religion weist der Konvertit große Bedeutung zu. Er empfängt Besuche berühmter Schriftsteller wie Malraux und Bernanos sowie von Geistlichen – alles, was in der Kirche vor sich geht, erregt sein Interesse. Zum Dreh- und Angelpunkt seiner sich im Laufe des jungen Erwachsenenalters ändernden Geisteshaltung werden die moralischen Fragen, die Green auf Grund seiner persönlichen Erfahrungen besonders ansprechen. Es ist für ihn, der in seiner Jugend so sehr von gleichgeschlechtlichen Neigungen geplagt wurde, schlechthin nicht nachvollziehbar, als ihm ein „junger Katholik“ anvertraut, „die Sünden des Fleisches haben nicht die geringste Bedeutung“. Der Autor ist schon der Verzweiflung nahe und fragt: „Denken so die jungen Männer heute?“ Es ist für ihn falsch verstandene Barmherzigkeit und die schlimmste „Homophobie“, einen Menschen der praktizierten Homosexualität zu überlassen.

So sind ihm auch die homosexuellen Provokationen eines Jean Genet und die Pädophilie eines André Gide lebhaft zuwider. Die Anspielungen auf sich selbst bleiben lange Zeit schattenhaft und zwischen den Zeilen verborgen. Als er seine Gefühle, das bisher „Unsagbare“, in seinem Tagebuch - seinem „Beichtstuhl aus Papier“ - schließlich offenbart und bekennt, verliert er für ein bestimmtes Publikum an Anziehungskraft, indem sich das Mysterium in Luft auflöst. Im Gegensatz zu Philippe Ariño, dem französischen Aktivisten und Gegner einer „Ehe für alle“, der den Homophilen aus eigener leidvoller Erfahrung als Weg zur Heiligkeit die enthaltsame Ehelosigkeit empfiehlt, plädiert Green für die Möglichkeit eines Zusammenlebens in Keuschheit.

Für den katholischen Leser ist aus der Rückschau von fünfzig Jahren der festgehaltene Verlauf des Zweiten Vatikanum äußerst aufschlussreich. Der Diarist beobachtet und – er kommentiert. Das Besondere an seinen Urteilen über das Konzil ist, dass sie sich im Laufe seiner Aufzeichnungen erst schrittweise herausgebildet haben. Der Leser wird so zum Zeugen einer tiefen Reflexion des Schriftstellers, der von den Ereignissen zutiefst betroffen ist. Die Entsakralisierung der Glaubensmysterien und die Profanierung der Gestalt des Priesters, der auf eine zu „menschliche“ Ebene gestellt wird und sich aktiv auch selbst stellt, bereiten ihm größte Sorgen: „Vergaß zu erwähnen, dass mein Besuch aus der Provinz sich voller Abscheu über den, wie er sich ausdrückte, so sportlichen, so ‘geselligen’ und ungezwungenen jungen Klerus von heute ausließ. ‚Ich ertrage es nicht, wenn mir ein Priester auf die Schulter klopft mit den Worten: ‚Na, mein Guter, was hast du heute so vor?‘ Das zerstört etwas in mir.‘“ (3. Januar 1962)

Er erlebt mit, wie sich einstige Gewissheiten vor seinen Augen immer mehr auflösen: „Gestern langes Gespräch mit einem Gemeindepfarrer. Er sprach mit mir vom Nachlassen des Glaubens bei den Menschen, sowohl bei Laien wie beim Klerus. Man wendet sich neuen Ideen zu und sagt: ‚In zehn, zwanzig Jahren wird eure Auffassung von Sünde überholt sein und, was ihr das Böse nennt, allgemein gebilligt werden. Es wird eine neue Kirche geben.‘ Mein Besucher kennt einen Priester, der in einem der Messgebete den Hinweis auf die Hölle ganz einfach auslässt (Hanc igitur usw. Es handelt sich um das Gebet, das Errettung vor ewiger Verdammnis erfleht.) Besagter Priester glaubt nicht mehr an sie und spricht es ganz offen aus. Ich halte dies fest, weil es für unsere heutige Denkweise bezeichnend ist“ (9. April 1960). Kein Wunder, dass Green meint, es sei der Laie, der „noch eher manchmal wie ein Priester von einst“ denke und spreche. Die Veränderungen nach dem Konzil interpretiert Green mit dem Hinweis auf den „protestantischen Geist“, der auf ihm gewirkt habe: „Ein Bekannter sprach von den Wandlungen, denen die Kirche seit dem Konzil unterworfen ist: ‚Wir gehen seltsamen Zeiten entgegen. Offenbar wird alles Erdenkliche getan, um den Kirchen ein nacktes, strenges Aussehen zu verleihen; die Heiligenstatuen verschwinden kommentarlos. Die Choräle nicht zu vergessen, die in französischer Sprache gesungen werden, und zu welch trauriger Musik… All das hat in Deutschland seinen Anfang genommen und dann Schule gemacht“ (26. April 1964). Was sich zudem in der Klage Greens über kirchliche Sprachregelungen im Hinblick auf den Protestantismus und Luther ausdrückt: „Eine Zeitung bezichtigt Maritain, sich einst scharf über Luther geäußert zu haben. ‚Ist das möglich‘, fragt mich ein betrübter Katholik. Ich sehe ihn erstaunt an, woraufhin auch er mich erstaunt anblickt. In der katholischen Welt von heute darf man nichts Abschätziges über Luther sagen. Das ist das Resultat unserer Auslegung“ (7. Juli 1963).

Die tiefste, geistliche Ursache all dieser Übel und die eigentlichen Feinde des Katholizismus benennt Green in einem Tagebucheintrag kurz vor Abschluss des Konzils: „,Kümmere du dich um den Beichtstuhl‘, sagt Arius zu Pelagius. ‚Ich übernehme den Katechismus.‘ Heutzutage im Jahr 1964, erzählt man uns von Moral, Energie, Willenskraft und übergeht das Übernatürliche. Man untersucht die Evangelien danach, was Christus für ein Mensch gewesen sein mag. An seiner Göttlichkeit zeigt man sich weniger, zeigt man sich kaum interessiert. Nicht dass es überall so wäre, doch selten ist es nicht. ‚Gott wird entgöttlicht‘, sagte Fumet zu mir. Darin liegt die eigentliche Christenverfolgung. Es geht nicht etwa darum, den Katholiken den Krieg zu erklären. Der Feind hat (mindestens) einen Fuß in der Tür und zersetzt die Moral. Der Katholizismus wird von innen her angegriffen. Dazu bedarf es keiner Vernichtungslager. Uns erledigt man auf anderem Weg. Das Gift irriger Gedanken wird uns, wie einst Hamlets schlafendem Vater, tropfenweise ins Ohr geträufelt“ (6. Juni 1964). Green zeigt sich nach dem Ende des Zweiten Vatikanum äußerst enttäuscht, besorgt und betroffen. Er befürchtet, man sei angesichts der neuen Übersetzungen der Heiligen Schrift, der Einführung neuer Messbücher und einer neuen Glaubensmentalität zu weit gegangen. In einem Brief an Jacques Maritain äußert er: „Ohne der geringste Fundamentalist zu sein, frage ich mich doch, ob das Wesentliche des Glaubens nicht bedroht wurde.“

Trotz der aufmerksamen Beobachtungen ihres Autors über den sich wandelnden Zeitgeist und seinem – in manchen Einträgen aufscheinenden - pessimistischen Unterton atmen die Tagebücher einen Frieden und eine Glaubensgewissheit, dass man sie ungern wieder aus der Hand legt, wenn man sie einmal aufgeschlagen hat. Der Konvertit Green sagt einmal zu einem Besucher: „Alles, was sich nicht auf die eine oder andere Weise auf Gott bezieht, finde ich sterbenslangweilig. Das ist alles. Es erklärt die literarischen Vorlieben und überhaupt all dessen, was ich tue. Was übrigens nicht heißen soll, dass ich jetzt ein besserer Mensch wäre… Aber ich fühle, dass ich ein anderer bin“ (30. April 1955). Wie viel Trost schöpft er immer wieder aus der Lektüre von Dantes Divina Commedia, dessen Illustrationen von Gustave Doré ihn schon als Kind so berührten: „Aus Überdruss über vieles, wovon ich nicht einmal reden will, schlug ich heute Nacht Die Göttliche Komödie beim Anfang des ‚Fegefeuer‘ wieder auf. Ein köstlicher Hauch entströmt diesen Seiten, großes Glück erfasst die Seele, und die Hoffnung kehrt zurück, jene Hoffnung auf das Heil, das uns zu den lichten Ufern bringen wird.(…) [Dante und Vergil] werden leiden, sie werden den Berg der Läuterung hinaufsteigen müssen, aber sie sind erlöst, sie sind selig“ (22. Dezember 1954).

Julien Green, am 13. August 1998 in Paris gestorben, wird unvergessen bleiben – so, wie er es sich in einem seiner letzten Einträge erhoffte: „Ich möchte, dass man weiß, dass ich viel gekämpft habe. Und dass man ein wenig gnädig an den betagten Visionär denke, wenn man den von seiner Reise auf der von ihm so sehr geliebten Erde erschöpften Wanderer in seinem Sarg einschließt.“ Seine letzte Ruhestätte fand der Erschöpfte, wie er es sich gewünscht hatte, in einer für ihn gestalteten Kapelle in der Stadthauptpfarrkirche St. Egid in Klagenfurt.

Julien Green: Tagebücher 1926-1998. [7 Bände]. Aus dem Französischen von Brigitta Restorff, Alain Claude Sulzer u.a. Herausgegeben und annotiert von Jacques Petit. List Verlag. 1991-2000.

Der Artikel erschien zuerst in der empfehlenswerten Tagespost am 29. Dezember 2015. Wir danken für die freundliche Veröffentlichungserlaubnis.


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