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P. Mateo Crawley-Boevey SSCC
Am 24. August 1907 kniete vor dem Altar der Erscheinungskapelle in Paray-le-Monial ein peruanischer Priester und betete. Sein Name war P. Mateo Crawley-Boevey SSCC. Er war von seinen Oberen auf eine Erholungsreise nach Europa geschickt worden, weil er schwer erkrankt war und die Ärzte ihm nicht mehr weiterhelfen konnten. Hier in Paray-le-Monial wurde er plötzlich von einer doppelten Erschütterung getroffen: Es wurde ihm auf einen Schlag die Gesundheit wiedergeschenkt, gleichzeitig wurde er, wie er selber später schrieb, von einem "sehr heftigen und unendlich sanften Strahl der Gnade getroffen", der ihn über den Plan Gottes mit ihm erleuchtete: "In Anbetung und Danksagung versunken, begriff ich, was der Herr von mir wollte. An diesem Abend faßte ich den Entschluß, die Welt, Haus um Haus, Familie um Familie dem Herzen Jesu zurückzugewinnen." Wer war P. Mateo? P. Mateo wurde am 18. November 1875 in Arequipa, Peru, geboren und auf den Namen Eduard getauft. Mit fünfzehn Jahren trat er der "Kongregation von den Heiligsten Herzen Jesu und Mariä" bei. Am 11. September 1892 legte er in Valparaiso seine Profeß ab, am 17. Dezember 1898 wurde er in Santiago de Chile zum Priester geweiht. Sein erstes Betätigungsfeld als Priester war ein Sozialzentrum in Valparaiso, dessem Ausbau er sich mit allen Kräften widmete. Als am 16. August 1906 ein schweres Erdbeben Chile heimsuchte, verausgabte sich P. Mateo in der Linderung der entstandenen Not so sehr, daß es zu dem schweren körperlichen Zusammenbruch kam, der die schon erwähnte Erholungsreise notwendig machte. Der Ort, an dem P. Mateo seine Sendung empfing, war nicht von ungefähr Paray-le-Monial. Hier hatte über 200 Jahre zuvor die hl. Margareta Maria Alacoque (1647-1690) die vier großen Herz-Jesu-Visionen empfangen, die den Siegeszug der Herz-Jesu-Verehrung in der Kirche auslösten. Um den kirchlichen Segen für sein geplantes Werk zu empfangen, wandte sich P. Mateo mit Erlaubnis seiner Oberen nach Rom, wo er vom hl. Papst Pius X. in Privataudienz empfangen wurde. Die päpstliche Bestätigung und Ermunterung war über alles Erwarten eindeutig und herzlich: "Ich erlaube Ihnen nicht nur, ich befehle Ihnen, Ihr Leben diesem Werk zu weihen. Es ist ein wundervolles Werk." 1908 kehrt P. Mateo nach Chile zurück. Er gibt eine Broschüre "Feierliche Weihe" heraus, um sein Werk bekanntzumachen. Bei einzelnen Familien beginnt er, die Herz-Jesu-Thronerhebung vorzunehmen. Unterstützung von Seiten der Bischöfe hat er zunächst keine. P. Mateo gründet ein bescheidenes Sekretariat, um Broschüren und Flugblätter zu drucken und zu verbreiten. Seine ersten Mitarbeiter sind zwei Mädchen im Alter von acht bis zehn Jahren, die Hunderte von Briefen in alle Welt verschicken, um das Werk bekanntzumachen. Ein Adressat ist z.B. der Bischof von Tokio. Er ist begeistert. In der Meinung, es mit einer hohen Dame zu tun zu haben, antwortet er: "Frau Gräfin! Wie gut ist das Werk, von dem Sie mir berichten. Im Namen aller meiner Missionare und aller meiner Christen danke ich Euer Exzellenz, mich darauf aufmerksam gemacht zu haben. Wir haben bereits die Inthronisation begonnen und ich hoffe, daß sie bald in allen unseren christlichen Familien geschehen wird." Die Oberen geben P. Mateo die Erlaubnis, die monatlich erscheinende Ordenszeitschrift in den Dienst seines Werkes zu stellen. Außerdem macht P. Mateo auf ausgedehnten Predigtreisen sein Werk bekannt. Der Erfolg ist unglaublich: nach drei Jahren kann P. Mateo bereits auf 120000 Herz-Jesu-Thronerhebungen zurückblicken. Ihre Früchte: plötzliche Bekehrungen, Rückkehr von Friede und Eintracht in die Familien, Erwachen von Priester- und Ordensberufungen. Nun sind auch die Bischöfe begeistert und fördern die Herz-Jesu-Thronerhebung. Ein Bischof schreibt P. Mateo über seine Erfahrungen mit ihr: "Hochwürdiger Pater, was ich gesehen habe, ist nicht nur die Wiedererweckung eines Toten, sondern die eines ganzen Friedhofs." Das Apostolat weitet sich aus: zunächst über Südamerika, dann Nordamerika. 1914 folgt der Sprung nach Europa. Während sich P. Mateo auf hoher See befindet, bricht der erste Weltkrieg aus. Die Schicksalsschläge, die der Krieg mit sich bringt, öffnen nur um so mehr die Herzen der Menschen der trostvollen Botschaft, die ihnen P. Mateo über die Liebe des Erlösers zu verkünden hat. Doch ein anderes Ereignis kommt dazwischen: Am 20. August stirbt Pius X. Sein Nachfolger besteigt am 3. September als Benedikt XV. den päpstlichen Thron. P. Mateos erste Sorge ist es, auch vom neuen Papst den kirchlichen Segen zu empfangen. Am 6. April 1915 erhält er eine Privataudienz, in welcher er dem Papst ausführlich sein Werk vorstellt. Der Papst antwortet mit einem eigenhändig verfaßten Antwortschreiben an P. Mateo, das zur Magna Charta der Herz-Jesu-Thronerhebung geworden ist (ungekürzt wiedergegeben im Anhang dieser Broschüre). Der Papst stellt den Wert der Herz-Jesu-Thronerhebung als Heilmittel für die Übel der Zeit heraus und fordert ganz entschieden seine Fortsetzung: "Setzen Sie Ihre Bemühungen und Ihr Apostolat fort, damit in den katholischen Familien die Flamme der Liebe zum heiligsten Herzen Jesu geweckt wird! Nichts ist zweckmäßiger für unsere Zeit als Ihr Unternehmen." Von 1914 bis 1925 wirkt P. Mateo in Spanien, Frankreich, Holland, Schweiz, Italien, Belgien, England. Er predigt bis zu acht Mal täglich. 1922 besteigt Pius XI. den päpstlichen Thron. Auch er fördert nach Kräften das Werk P. Mateos und schreibt diesem zu seinem silbernen Priesterjubiläum im Dezember 1923: "... Heute, wo sich alle Dinge in Umwälzung befinden, ist es notwendiger denn je, daß durch die dem Herzen Jesu geweihten Familien Jesus Christus, der König des Friedens, über der menschlichen Gesellschaft herrscht, denn Er allein ist auch für unsere Zeit der Weg, die Wahrheit und das Leben." P. Mateo hält immer mehr Einkehrtage und Exerzitien, in denen er Mitarbeiter für das Apostolat der Herz-Jesu-Thronerhebung heranbildet. In Italien etwa gibt er innerhalb von knapp zwei Jahren 35 Exerzitienkurse für Priester und fünf für die Leiterinnen der katholischen Jugend. Dazu kommen Hilfsligen, die er in den Jahren zwischen 1928 und 1934 gründet: die "Liga der täglichen hl. Messe", die "Liga der täglichen Kommunion", die "Liga des Apostolats der religiösen Gemeinschaften für das Reich des göttlichen Herzens in den Familien und in der Gesellschaft" und die "Kinderliga". Diese Hilfsligen sollen das Apostolat durch Gebet und Opfer unterstützen. 1935 folgt - in direktem Auftrag von Papst Pius XI. - der Sprung nach Asien: Japan, China, Indien, die Südseeinseln. 1944 bis 1946 durchreist er Kanada. 1948 schreibt Pius XII. an P. Mateo einen Brief, in dem die Herz-Jesu-Thronerhebung wiederum aufs wärmste empfohlen wird. Die Zahl der Familien, die sich feierlich dem heiligsten Herzen Jesu geweiht haben, ist in dieser Zeit weltweit auf viele Millionen angestiegen. Besonders eifrige Familien haben sich freiwillig zu einem zusätzlichen Werk verpflichtet: zur nächtlichen Sühneanbetung. Dabei wechseln sich die Familienmitglieder die ganze Nacht hindurch in der Anbetung ab. 1959 beträgt die Zahl der Familien mit Nachtanbetung weltweit eine Million. P. Mateo stirbt am 4. Mai 1960, nachdem er sein Leben und seine Gesundheit ganz für die Verherrlichung des heiligsten Herzens Jesu verzehrt hat. Er verwirklichte, was er einmal geschrieben hat: "Wenn ich einmal nicht mehr predigen kann, werde ich schreiben, wenn ich nicht mehr schreiben kann, werde ich beten, wenn ich nicht mehr beten kann, werde ich immer noch lieben im Leiden und leiden in Liebe zum göttlichen Herzen Jesu." Es handelt sich bei diesem Text um das erste Kapitel der Broschüre "Die HerzJesu-Thronerhebung". Die weiteren Kapitel lauten: Die Einführung des Herz-Jesu-Festes Franz Seraph Hattler, ein Apostel der Herz-Jesu-Verehrung Edel Mary Quinn Vor 100 Jahren, am 14. September 1907, wurde im südirischen Greenane bei Kanturk in der Grafschaft Cork Edel Mary Quinn geboren. Mit 20 Jahren lernte Edel die Legio Mariä kennen, eine katholische Laienbewegung, die erst wenige Jahre zuvor, am 7. September 1921, von Frank Duff in Dublin gegründet worden war und die sich dem sozialen Engagement und der Evangelisierung widmete. Dank ihrer charismatischen Ausstrahlung übte sie sich mit großem Erfolg dieses Apostolat in Dublins Elendsvierteln aus. Frank Duff übertrug ihr die Leitung eines Präsidiums (einer Ortsgruppe), das sich um die Prostituierten kümmerte. “Einmal aufmerksam geworden auf die geistige Not ungezählter Mitmenschen, widmete sie ihre Abenden, einen um den andern, dem Apostolat. Sie war von Natur schüchtern, und die Worte gingen ihr nicht leicht von den Lippen. Auch fühlte sie einen natürlichen Widerwillen gegen das Laster. Dennoch lernte sie es, auch wildfremde Menschen anzusprechen und den Straßenmädchen nachzugehen. Ja, sie wurde sogar die Freundin dieser von der Gesellschaft Geächteten und die heimliche Vertraute ihrer Kämpfe und Siege” (Heinrich Maria Köster, “Die mich finden, finden das Leben. Marianische Gestalten aus dem Leben der Kirche”, Leutesdorf 1996, 3. Auflage, S. 208). Die Kraft für ihr opferreiches Wirken schöpfte sie aus der täglichen Teilname am heiligen Messopfer und dem Gebet vor dem Tabernakel. Mit großem Gewinn las sie die Schriften der hl. Theresia vom Kinde Jesu, des hl. Johannes vom Kreuz und des hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort. 1932 wollte sie in ein beschauliches Kloster eintreten. Doch der Eintritt scheiterte am Ausbruch der Tuberkulose, der sie für 18 Monate in ein Sanatorium zwang. Daraus entlassen, widmete sie sich wieder dem Apostolat der Legio. Am 29. Oktober 1936 brach sie nach Afrika auf, um dort die Legio Mariä einzuführen. Ein Missionsbischof aus Ostafrika hatte die Legio um Hilfe gebeten. Das höchste Gremium der Legio, das Concilium Legionis, hatte der Entsendung Edels nur nach großem Zögern zugestimmt. In Afrika entfaltete sie ein unglaubliches Apostolat. Sie wirkte von Nairobi (Kenia) aus. Die Evangelisierung stand damals noch in den Anfängen. Die ersten Kikuyus, die das größte Volk Kenias bilden, waren erst 1907, im Geburtsjahr Edels, getauft worden. Edel unternahm Reisen nach Uganda, Tansania, Malawi (damals Njassaland), Simbabwe (damals Rhodesien), Südafrika und auf die östlich von Madagaskar gelegene Insel Mauritius. Überall baute sie die Legio Mariens auf, die sich um Kranke und Sterbende kümmerte und um die religiöse Unterweisung der Kinder. Trotz ihrer schwachen Gesundheit nahm sie unverdrossen und fröhlich alle Strapazen auf sich. Als sie eines Nachts im Jahr 1941 in einem Kloster in Malawi von Fieber geschüttelt so krank darniederlag, dass die sie pflegende Schwester von ihrem nahen Ende überzeugt war, eröffnete ihr Edel, dass die allerseligste Jungfrau ihr geoffenbart habe, sie, Edel, würde noch drei Jahre für sie wirken. So war es auch. Sie starb drei Jahre später in Nairobi an Tuberkulose, am 14. Mai 1944. Kurz vor ihrem Tod sagte sie: “Freut euch jetzt, der Bräutigam (Christus) ist da.” In den siebeneinhalb Jahren ihres Wirkens in Afrika hatte sie etwa 400 Präsidien gegründet. 1956 wurde ihr Seligsprechungsprozeß eingeleitet. Am 15. Dezember 1994 stellte Papst Johannes Paul II. ihren heroischen Tugendgrad fest. Ihr Biograph war niemand Geringerer als der spätere Kardinal Léon-Joseph Suenens, der ihr Leben unter dem Titel “Eine Heldin des Apostolates” beschrieben hat. Hl. Pierre Dumoulin-Borie Peter Rosa Dumoulin-Borie MEP wurde am 20. Februar 1808 wurde in Cors (ca. 3 km östlich von Beynat, Diözese Tulle, Département Corrèze, Region Limousin in Mittelfrankreich) als sechstes Kind armer Eltern geboren. Mit Unterstützung seines Patenonkels Pierre Borie, Pfarrers von Sionac, besuchte er ab 1824 das kleine Seminar zu Servières, dann ab 1826 das große Seminar zu Tulle. Durch die Lektüre der “Jahrbücher des Vereins zur Verbreitung des Glaubens” vom Wunsch nach der Mission erfüllt, trat er am 8. Oktober 1829 in das Missionsseminar zu Paris ein. Noch Diakon, wurde er nach Asien gesandt und brach am 2. November 1830 auf. Er kam zunächst bis nach Le Havre, um sich einzuschiffen. Während seines dortigen Aufenthalts traf die päpstliche Dispens ein, die die Priesterweihe trotz seines Alters von noch nicht 23 Jahren möglich machte. So wurde er am 21. November 1830 in Bayeux zum Priester geweiht. Am 1. Dezember schiffte er sich in Le Havre ein und erreichte am 31. Juli 1831 Macao in China, wo er von P. Pierre-Louis Legrégeois (1801-1866) empfangen wurde, der in Macao von 1830 bis 1841 als Missionsprokurator der MEP (Missions Etrangères de Paris) amtete. Hier mußte er bis 1832 warten, “bevor er an seinem Bestimmungsorte, dem westlichen Tongking, landen konnte, und auch dieses gelang ihm nur dadurch, dass er sich an der Grenzstation im dunkelsten Schiffsraume zwischen Sand, Steinen und Kisten verbarg, bis die Zollstation vorüber war” (Hilarius Walter OSB, Leben, Wirken und Leiden der siebenundsiebzig seligen Märtyrer von Anam und China, Freiburg i.Br. 1903, S. 118). Das war am 15. Mai 1832. Vietnam bestand damals aus Tonkin im Norden und Cochinchina (Annam) im Süden. Seit über einem halben Jahrhundert waren beide Teile vereint. Rasch lernte Dumoulin die Sprache der Einheimischen. Bischof Joseph Marie Pélage Havard Du, seit 1828 Apostolischer Vikar des westlichen Tonkin, wies ihm als Wirkungsfeld die drei Gegenden Nghe An, Ha Tinh und Bo Chinh zu. Nghe An ist eine Provinz, die noch in der nördlichen Hälfte Vietnams liegt. Ihre Hauptstadt Vinh liegt ca. 315 km nordwestlich von Hue, das 1804 von Kaiser Gia Long (1802-1820) zur Hauptstadt Vietnams gemacht worden war. In dieser Provinz gab es etwa 24000 Christen. Die Provinz Ha Tinh mit ihrer gleichnamigen Hauptstadt schließt sich im Süden an Nghe An an. Hier lebten etwa 16500 Christen. Bo Chinh schließlich war einer von drei Bezirken der im Süden angrenzenden Provinz Quang Binh und bildete die Heimat von ca. 17500 Christen. Die Provinzhauptstadt Dong Hoi liegt zwischen Vinh und Hue, ca. 150 km von diesem entfernt. Ein Edikt des Kaisers Minh Mang (auch Minhmenh genannt, 1820-1841), des “Neros von Annam”, vom 6. Januar 1833 gab das Fanal zur Christenverfolgung und zwang Dumoulin in den Untergrund. Trotz dieser widrigen Umstände gelang es diesem in Bo Chinh, zwei im Jahre 1833 aufgehobene Klöster wieder zu beleben und zwei Schulen mit insgesamt 139 Schülern zu eröffnen. “Am meisten bekundete sich jedoch der Eifer des Seligen im Beichtstuhle. So nahm er z.B. im Monat August des Jahres 1835 allein mehr als viertausend heilige Beichten entgegen” (Walter, S. 118). Fast vier Jahre wirkte Dumoulin segensreich vor allem in Bo-Chinh. "Trotz der Verfolgung blieb er unbehelligt, denn seine Vorsicht und Klugheit schützten ihn gegen die Soldaten des Königs; nur ein einziges Mal fiel er Räubern in die Hände, die sich aber damit begnügten, ihren Gefangenen all seiner Habe zu berauben” (Walter). Ab Februar 1838 spitzte sich die Lage zu. Innerhalb von drei Monaten mußte Dumoulin siebenmal sein Versteck wechseln. Schließlich fand Dumoulin bei einem Christen Aufnahme, “der ihn in einer Grotte verbarg. Es war zu spät; ohne dass es Petrus geahnt hatte, waren ihm die Häscher gefolgt, sie drangen in das Haus des Christen, ergriffen dessen sechzehn Jahre alte Tochter und forderten sie unter harten Schlägen und grausamen Mißhandlungen auf, das Versteck des Priesters anzugeben. Das Mädchen schwieg; nicht so der Vater. Die Liebe zur Tochter und die Angst um sein eigenes Leben bestimmten ihn, der Forderung der Soldaten nachzugeben und sie zu Petrus zu führen. Als dieser die Schritte und die Stimmen der Soldaten hörte und sich verraten sah, empfahl er sich in kurzem, innigem Gebete Gott dem Herrn und trat mit den Worten Christi: ‘Wen suchet ihr?’ (Jo 18,4) aus seinem Versteck. Auf diese Worte hin wiederholte sich das Schauspiel von Gethsemani: die Soldaten blieben einige Augenblicke vor Überraschung starr stehen, erst allmählich faßten sie sich und befahlen Petrus, zum Zeichen der Unterwerfung niederzuknieen. Er gehorchte und wurde gefesselt” (Walter, 118 f). Inzwischen eilten die Christen in großer Aufregung herbei und hätten einen Tumult verursacht, wenn nicht Dumoulin sie zur Ruhe und Gewaltlosigkeit ermahnt hätte. Im Gefängnis der Provinzhauptstadt Dong Hoi trafen Dumoulin und Tu auf die beiden kurz zuvor eingekerkerten Priester Petrus Khoa und Vinzenz Diem. Etwas später kam noch Anton Quinh Nam hinzu. Den Mißhandlungen, die nun folgten, damit sie ihrem Glauben abschwören, widerstanden alle fünf. In einem Brief an seine Mutter in Frankreich schrieb Dumoulin: “Ich melde Euch heute, dass der Herr von uns ein Opfer fordert; oder vielmehr: ich spreche von seiner Erbarmung, die er Eurem Sohn und Bruder erweist. Ich weiß es; ein Schmerzensschrei der Natur wird sich hören lassen, aber die Stimme der Religion wird ihn übertönen. Ich bin voller Freude und Trost inmitten meiner Leiden. Nur meine Unwürdigkeit für eine solche Gnade macht mir von Zeit zu Zeit bange; aber Gottes Güte tröstet und stärkt mich, und ich sehne mich nach dem Tage, an welchem ich mein Blut vergießen darf für die Religion, die ich verkündigt habe” (Walter, S. 123). Während seiner Gefangenschaft erreichte ihn die Nachricht, dass er zum Apostolischen Vikar des westlichen Tonkin und zum Titularbischof von Akanthus ernannt sei. Diese Ernennung ging auf eine Entscheidung Bischof Havards (1790-1838) zurück, nachdem diesem Papst Gregor XVI. (1831-1846) mit Breve vom 31. Juli 1832 das Recht zur Ernennung eines Koadjutors mit Nachfolgerecht und zu dessen Weihe auf den Titel von Akanthus verliehen hatte. Havard hatte seine Entscheidung in einem Brief vom 30. Januar 1836 festgehalten, den er P. Guillaume-Clément Masson (1801-1853) anvertraute mit der Auflage, ihn nach seinem Tod zu öffnen. Als er am 5. Juli 1838 starb, erfüllte Masson seine Aufgabe, konnte die Nachricht aber erst nach der Gefangennahme Dumoulins überbringen. Dieser wiederum regelte, als er zum Tode verurteilt wurde, sofort seine eigene Nachfolge: Masson ernannte er zum Missionssuperior und P. Pierre André Retord (1803-1858) zum Provikar. In Briefen ans Pariser Missionsseminar und an den sel. Bischof Etienne Theodore Cuenot (1802-1861), den Verantwortlichen für die Mission in Cochinchina, bat er, in Rom um die Ernennung Massons zum Apostolischen Vikar zu ersuchen. Am 24. November 1838 bestätigte Kaiser Minh Mang das für alle fünf gefällte Todesurteil, verfügte aber, dass es zunächst nur an Petrus Khoa, Vinzenz Diem und Dumoulin zu vollstrecken sei. Dies geschah noch am selben Tag. “Erst wurden Khoa und Diem rasch nacheinander erdrosselt, dann kam die Reihe an Dumoulin. Sein Tod war ein langsamer und schmerzlicher. Der Scharfrichter, welcher zu dem Seligen während seiner Gefangenschaft Zuneigung gefaßt hatte, hatte sich nämlich, um dieselbe zu überwinden, so berauscht, dass er sich nur mit Mühe aufrecht halten konnte. So wurde aus der Enthauptung eine furchtbare Niedermetzelung: der erste Schwertstreich hieb dem Märtyrer ein Stück vom Ohr und Kinnbacken ab, der zweite drang in die Schulter, die drei folgenden trafen zwar den Nacken, aber nicht tödlich, erst beim siebenten Schlage fiel das Haupt” (Walter 124 f). Pierre Dumoulin-Borie gehört zur Gruppe von 117 vietnamesischen Märtyrern, die am 19. Juni 1988 von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen wurden. Die Seligsprechung war am 27. Mai 1900 durch Papst Leo XIII. erfolgt. Im Jahre 1838 fanden in Vietnam außer den fünf Genannten u.a. folgende Christen den Martertod: Dominikus Henares, Franz Chien, Vinzenz Yen, Joseph Petrus Uyen, Clemens Ignatius Delgado, Petrus Tuan, Joseph Fernandez, Bernard Due, Dominikus Dieu, Jakob Nam, Anton Dich, Michael Mi, Joseph Nien, Joseph Canh, Franz Jaccard, Thomas Thien. Zwei weitere Märtyrer Vietnams Franz Maria Doppelbauer Heute vor 100 Jahren, am 2. Dezember 1908, starb in Linz an einer Blutvergiftung Bischof Franz Maria Doppelbauer. Doppelbauer wurde am 21. Januar 1845 in Waizenkirchen, Oberösterreich (ca. 30 km westlich von Linz) geboren. 1868 zum Priester geweiht, wurde er 1869 Kaplan in Steyr, studierte ab 1876 in Rom, wurde 1879 Doktor beider Rechte, 1887 Rektor der Anima, dem deutschsprachigen Priesterkolleg in Rom, und am 17. Dezember 1888 Bischof von Linz. 1891 gründete er in Linz das katholische Lehrerseminar, 1895 bis 1897 erbaute er das Knabenseminar Petrinum in Linz-Urfahr, seine Lieblingsgründung, die bereits 1897 340 Schüler zählte, von den Nazis aufgehoben wurde, in den 50er Jahren eine neue Blütezeit, während der nachkonziliaren “Erneuerung” aber einen Niedergang erlebte und ab 1993 auch Mädchen aufnimmt. Doppelbauer förderte das katholische Vereinswesen und die katholische Presse, für die er sogar Priester als Redakteure freistellte. Martin Riesenhuber nennt ihn in der ersten Auflage des Lexikons für Theologie und Kirche einen "ungemein eifrigen und erfolgreichen Seelenhirten". In der dritten Auflage des Lexikons ist sein Eintrag getilgt. |
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